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Rumänien. Sagenumwoben, mystisch, ursprünglich, vielfältig. Ein Land, welches sowohl über traumhafte Strände als auch über unberührte Waldgebiete und fantastische Bergregionen verfügt. Ein Land voller altertümlicher Bräuche und geschichtsträchtiger Städte. Ein Land, welches von Anfang an auf unserer Wunschliste stand…
Teil 1 von 2 erzählt von unserer Einreise, von Strandleben mit Mückenüberfall und von unserem Roadtrip nach Transsylvanien.

Einreise
Unsere Einreise nach Rumänien geht vergleichsweise unbürokratisch und damit auch unproblematisch von Statten. Seit unserer Abreise am 23. Juni aus Istanbul, haben wir in 3 Tagen Bulgarien durchquert. Für uns ein Tempo nahe der Lichtgeschwindigkeit. Nun also sind wir in Rumänien und wollen uns Zeit nehmen. Zunächst einmal Zeit, um an einem der angeblich so wunderschönen Strände des Landes noch etwas Baden zu gehen, bevor es dann für uns in den nächsten Wochen keinen direkten „Meerzugang“ mehr gibt. 

Strandleben in Rumänien
Daher machen wir uns nach einer Nacht außerhalb von Konstanza schnell auf den Weg zum Vadu Beach, der etwa 45 Minuten nördlich der großen Küstenstadt liegt. Zunächst geht´s vorbei an einer riesigen Raffinerie, deren Anblick nicht gerade Lust darauf macht, in dieser Gegend im Meer baden zu gehen. Nachdem wir ein kleines Dorf hinter uns gelassen haben, führt die Straße zum Beach durch ein riesiges Schilfgebiet. 

„Camping verboten im gesamten Biosphärengebiet“, steht auf einem Schild direkt an der Einfahrt in die Schilfebene. Wir halten an und sind verunsichert. In diesem Moment sehen wir in der Ferne auf eben dieser Straße zwei Autos mit Wohnwägen, die ebenfalls in Richtung Strand unterwegs sind. Wir beschließen, uns das Ganze zumindest mal anzuschauen. Nach einigen Kilometern durch nicht enden wollende Schilfmeere kommen wir am Strand an und sind gelinde gesagt etwas überrascht. Hier campen Hunderte von Campern, Vans, Wohnmobilen, Zelten und eben auch Wohnwägen. Später finden wir heraus, was es mit dem Verbot auf sich hat: Das Campen im Schilfgebiet ist wirklich untersagt, ebenfalls auf der zum Meer gelegenen Seite des am Strand entlangführenden Feldwegs. Zwischen dieser Piste und dem dahinter beginnenden Biosphärenreservat ist Campen allerdings gestattet und wird vor allem von Rumänen als Urlaubs- oder Wochenendziel zahlreich genutzt. 

Schnell ist ein Platz nicht allzu weit vom Zufahrtsweg entfernt ausgesucht und alles ist in „Parkposition“. Ein Mann kommt vom neben uns parkenden Wohnmobil zu uns herüber, begrüßt uns und schenkt uns zwei dieser Tabletten, die durch Verbrennen einen mückenabwehrenden Qualm bilden. Ich habe mich schon oft gefragt, wie giftig der eigentlich ist. Er rät uns, die Tabletten nach Sonnenuntergang im Wohnmobil anzuzünden, da die Moskitos hier wirklich zahlreich und angriffslustig sein sollen. Wir bedanken uns, haben aber nicht die geringste Lust, diese Giftdinger wirklich auszuprobieren. Immerhin sind wir nun schon so lange unterwegs, wir werden ja wohl mit ein paar Mücken fertig…

Am Abend machen wir dann wie die Anfänger alles falsch, was direkt neben einem Biosphärenreservat falsch zu machen ist: Wir haben unser Moskitonetz unter der Markise aufgehängt und die Solarleuchten verbreiten ein angenehmes Licht. Im Wohnmobil brennen auch einige Lampen und die Fenster sind geöffnet, um die kühlere Abendluft reinzulassen. Kann ja nix passieren, denn überall ist das Mückennetz geschlossen. 

Wir genießen den lauen Sommerabend unter dem Moskitonetz und freuen uns, dass das immer häufiger vernehmbare Summen außerhalb den Netzes bleibt. Mulmig wird uns erst, als das Licht der Solarlampen von Myriaden von Moskitos verdunkelt wird. Basti flüchtet als erster ins Innere von KAZYmir und ruft sofort:

Äh, Leute, wir haben ein Problem!“

Sie sind überall. Mücken. Hunderte von ihnen, im Wohnmobil. Keine Ahnung, wie die Viecher alle ins Innere kommen konnten. Also alle rein und wir verbringen die nächsten eineinhalb Stunden mit Mückenjagd, bevor wir erschöpft ins Bett fallen.

Die nächsten Tage stimmen uns mit allerschönstem Sommerwetter versöhnlich. Unsere Kinder finden rumänische Freunde und sind quasi nicht mehr aus dem Wasser zu bekommen. Und auch wir genießen es, ein paar Tage Badeurlaub am Vadu Beach zu machen. Ich genieße fangfrischen Fisch in einem Restaurant am Strand, die Sonnenuntergänge über dem Schilfmeer sind atemberaubend schön und wir haben aus dem Mückenfiasko des ersten Abends gelernt und die Fenster bleiben während der Dämmerung zu. Erholung pur.

Roadtrip nach Transsylvanien
Schier unendlich reiht sich ein Feld an das andere. Monokultur in Reinkultur. Es ist deprimierend, die strenge Einförmigkeit zu sehen, mit ausgedörrten und ausgelaugten Böden und ohne jegliche Biodiversität. Wieder einmal wird uns klar, wie sehr wir Menschen während der letzten Jahrzehnte in die Natur dieses schönen Planeten eingegriffen und sie nach unseren Vorstellungen umgeformt haben. Der Blick auf diese Einöde lässt uns wieder einmal verstehen, dass dies nicht der Weg ist, um im Einklang mit der Natur und nicht gegen sie zu leben.

Für mehr als drei Stunden durchqueren wir diese monotone Ebene zwischen Donaudelta und den hügeligen Vorboten der Karpaten. Als wir endlich die ersten Hügel erklimmen, ändert sich die Landschaft sofort: Wald. Flüsse. Endlich wieder öffentliche Wasserquellen. Und große Kreuze am Straßenrand. Wir sind in Transsylvanien angekommen. 
Nach einer erholsamen Nacht am Rand eines eiskalten Flusses erkunden wir am nächsten Tag Brasov, auch Kronstadt genannt, unser persönliches Tor zu den Karpaten und umgeben von bewaldeten Bergen. Endlich Zeit, um wieder einmal unseren Wäscheberg in saubere Kleidung zu verwandeln, während wir durch die hübsche Altstadt schlendern und die Schwarze Basilika besuchen. Wir entdecken an jeder Ecke altehrwürdige Gebäude, die aussehen, als hätten sie geheimnisvolle Geschichten zu erzählen.

Fortsetzung folgt…

English Version: Wild Romania (Part 1)

Romania. Shrouded in legend, mystical, pristine, diverse. A country that has beautiful beaches as well as untouched forests and fantastic mountain regions. A country full of ancient customs and historical cities. A country which was on our wish list from the very beginning…
Part 1 of 2 tells about our entry, about beach life with mosquito attacks and about our road trip to Transylvania.

Entry
Our entry into Romania is comparatively unbureaucratic and therefore unproblematic. Since our departure on June 23 from Istanbul, we have crossed Bulgaria in 3 days. For us a speed close to the speed of light. So now we are in Romania and want to take our time. First of all time to go for a swim at one of the supposedly so beautiful beaches of the country, before there is no more direct „sea access“ for us in the next weeks.

Beachlife in Romania
Therefore, after a night outside of Constanta, we quickly make our way to Vadu Beach, which is about 45 minutes north of the large coastal city. First we pass a huge refinery, the sight of which doesn’t exactly make us want to go swimming in the sea in this area. After leaving a small village behind us, the road to the beach leads through a huge area of reeds.
„Camping prohibited in the entire biosphere area,“ is written on a sign right at the entrance to the reed plain. We stop and are disconcerted. At this moment, we see two cars with caravans in the distance on this very road, also heading towards the beach. We decide to at least take a look. After a few kilometers through never-ending reeds, we arrive at the beach and are a bit surprised, to say the least. Hundreds of campers, vans, motor homes, tents and even caravans are camping here. Later we find out what the ban is all about: Camping in the reed area is really prohibited, also on the side of the dirt road leading along the beach that faces the sea. However, camping is permitted between this dirt road and the biosphere reserve that begins behind it, and is used in large numbers, especially by Romanians, as a vacation or weekend destination.

Quickly a place is selected not too far away from the access road and everything is in „parking position“. A man comes over to us from the motor home parked next to us, greets us and gives us two of those tablets that form a mosquito-repellent smoke when burned. I have often wondered how toxic this actually is. He advises us to light the tablets in the camper after sunset, because the mosquitoes here are supposed to be really numerous and aggressive. We thank him, but don’t have the slightest desire to really try out these poisonous things. After all, we have been on the road for so long now, we will probably be able to cope with a few mosquitoes…
In the evening we do then like the beginners everything wrong, which is to be done wrong directly beside a biosphere reservation: We hung up our mosquito net under the awning and the solar lights spread a pleasant light. In the camper also some lamps burn and the windows are open to let in the cooler evening air. Nothing can happen, because everywhere the mosquito net is closed.
We enjoy the mild summer evening under the mosquito net and are happy that the increasingly audible buzzing remains outside the net. We feel queasy only when the light of the solar lamps is darkened by myriads of mosquitoes. Basti is the first to flee inside KAZYmir and immediately calls out:
„Uh, guys, we have a problem!“
They are everywhere. Mosquitoes. Hundreds of them, in the RV. No idea how the critters all got inside. So everyone inside and we spend the next hour and a half chasing mosquitoes before falling into bed, exhausted.

The next few days make up for it with beautiful summer weather. Our children make Romanian friends and are almost impossible to get out of the water. And we also enjoy spending a few days at Vadu Beach. I enjoy freshly caught fish in a restaurant on the beach, the sunsets over the reed sea are breathtakingly beautiful and we have learned from the mosquito fiasco of the first evening and the windows stay closed during dusk. Pure relaxation.

Road trip to Transylvania
One field follows the next almost endlessly. Monoculture in pure culture. It is depressing to see the severe monotony, with parched and depleted soils and without any biodiversity. Once again we realize how much we humans have interfered with the nature of this beautiful planet during the last decades, reshaping it according to our ideas. Looking at this wasteland makes us understand once again that this is not the way to live in harmony with nature and not against it.
For more than three hours we cross this monotonous plain between the Danube Delta and the hilly harbingers of the Carpathians. When we finally climb the first hills, the landscape changes immediately: forest. Rivers. Finally, public water sources again. And large crosses on the side of the road. We have arrived in Transylvania.
After a restful night on the edge of an ice-cold river, the next day we explore Brasov, also called Kronstadt, our personal gateway to the Carpathians and surrounded by forested mountains. Finally, time to once again turn our mountain of laundry into clean clothes as we stroll through the pretty old town and visit the Black Basilica. We discover venerable buildings on every corner that look like they have mysterious stories to tell.

So lässt sich diese Zeit unseres Zwischenstopps in Deutschland wohl am besten beschreiben.

Unsere Wohnung erlebt einen Mieterwechsel, den wir von unserem nicht mitvermieteten Dachzimmerchen aus begleiten. Unsere albanische ehemalige Straßenhündin Djella betritt zum ersten Mal „feste 4 Wände“ um Daheim zu sein, statt bei einem Tierarztbesuch und begegnet den gemauerten Gebäuden mit schweren Eingangstüren zunächst mit großer Skepsis. Und Deutschland begrüßt uns mit Corona und anderen Krank-Zeiten. Was für eine „Sommerpause“.

 2 Wochen, maximal 3 Wochen – so lange soll unser Zwischenstopp in Deutschland werden. Und wieder mal kommt vieles anders, als man denkt. 

Auf unserem Plan steht auch die Frage, wie es mit unserer Djella weitergehen soll, haben wir in den letzten Monaten doch zunehmend verstanden, dass dauerhaftes Reisen die kleine Hundeseele immer wieder traumatisiert, hat sie doch so viele Ängste aus ihren 5 ersten Lebensmonaten, die wir nicht kennen, wodurch aber ihr Nervensystem ein Großteil der Zeit im Bedrohungsmodus ist und die“ fight or flight Mechanismen“ ständig bei ihr anschlagen. Sie wittert jedes Mal Bedrohung in der wechselnden Umgebung, und unsere Ortswechseltaktung ist, seit wir Georgien verlassen haben, sehr hoch. Wir merken, dass sie nicht mehr „runter fährt“. Unser Reisehund signalisiert, dass das ZUVIEL des Reisens ist. Klar und deutlich. Und wir verzweifeln, denn wir hatten uns vorgestellt, dass sie doch einfach dankbar ist, jetzt bei uns sein zu können. Und einfach mit uns reist – von Ort zu Ort. Aber unser Plan geht nicht auf.

Denn sobald unsere Hündin verstanden hat, dass in Häusern nicht immer gepikst, geimpft und untersucht wird, lernt sie ganz schnell die Vorzüge kennen: klarer Rahmen, Ruhe und Nischen zum Hineinkuscheln, die nicht einfach wieder verschwinden, sondern beständig ein Umfeld der Stabilität und Ruhe anbieten. Und so passiert ein kleines Wunder: Sie „fährt endlich runter“, verlässt den Alarmmodus und wird (fast) ein anderer Hund. Fast, denn lebhaft und quirlig bleibt sie, aber eben auf eine gute Art und Weise, so wie neugierige einjährige Jung-Teenager-Hunde eben so sind. Wir staunen und sind ratlos.

Wir können die Reise nicht abbrechen, die Wohnung ist bis Ende Dezember vermietet und wir hatten seit Monaten und damit (zum zweiten Mal) alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt, um diese Verlängerung unserer Langzeitreise überhaupt wahr zu machen. Wir telefonieren, diskutieren, suchen und hinterfragen. Führen etliche Gespräche mit Hundetrainern, Hundemenschen und Pflegeplätzen. Und während wir händeringend versuchen, die für Djella richtige Lösung zu finden, passiert noch ein kleines Wunder. Unser Hund erweitert sein Rudel und lässt zwei weitere Menschen und ein Tier in sein Herz. Sabine und Ulf und deren Hündin Loutsie, unsere Hausmitbewohner, die guten Seelen unseres Hauses, unsere temporären WG-Mitbewohner, die uns wie selbstverständlich ihre Türen geöffnet haben. Wir erleben wie Djella nunmehr zu ihnen in die Wohnung will, und nicht in unser Dachzimmerchen. Wir erleben wie sie sich mit dieser 7-jährigen gelassenen Hündin des Hauses anfreundet. Wir staunen, dass die schwanzwedelnde Begrüßungsreihenfolge neu sortiert wird und wir auch irgendwann den Bauch kraulen dürfen, aber eben erst „irgendwann“. Und da unsere Hausmitbewohner einfach ihr Herz am richtigen Fleck haben und um unsere verzweifelte Patt-Situation wissen, überraschen sie uns eines abends im Hof mit einer Nachricht: „Wir haben uns überlegt, Djella kann für die restlichen Monate eurer Reise bei uns bleiben.“ Uns fällt ein Stein vom Herzen. Um genau zu sein Zehntausend, ach was, Hundertausende. Wir können unsere Hündin langfristig bei uns bleiben lassen, nur eben temporär bekommt sie ein liebevolles Zuhause ein Stockwerk über ihrem zukünftigen Zuhause. Natürlich wäre optimal wenn sie mit uns entspannt reisen könnte, aber wir entscheiden hier mit besten Gewissen für das Wohl unserer Hündin, für eine Zukunft in einem liebevolle Zuhause, ohne sie wieder ihrem Schicksal zu überlassen, nachdem sie sich in Albanien hilflos und beharrlich in unsere Herzen geschlichen hat. 

Kurz nach unserer Ankunft in D ist unser Terminkalender bereits vollgepackt, ich gehe für drei Tage zum Hospitieren an eine Schule, da ich mich beruflich verändern will. Tara und Basti sprinten zu ihren lang vermissten Freuden, Adrian steuert den TÜV an. Müsste ja ein leichtes sein, nach den tiefgreifenden Reparaturen in der Türkei. Der straffe Zeitplan beinhaltet Zahnarztkontrollen und Vorsorge-Untersuchungen. Wir nehmen nur das Nötigste aus dem Auto, wollen wir in 2-3 Tagen ja wieder in unserem Mobil zuhause sein. Doch der TÜV sieht das anders. Georgische Straßen haben unserem Kazy wohl doch mehr zugesetzt, als wir dachten und  Ersatzteile sind nicht so schnell in Sicht. Also bleibt Kazy in der Werkstatt, wir fahren mit viel Gepäck  im Zug und versuchen am ursprünglichen Plan dran zu bleiben.

Die ersten Tage gelingt es auch. Die Wiedersehen mit Familie und Freunden sowie DAS FEST in Karlsruhe starten. Tara und Basti sind hoch erfreut mit dabei beim Open Air Feeling. Doch bereits am ersten Abend legt Tara sich irgendwann, während SEEED die ersten Takte spielt, auf den Boden und sagt: Mir geht es gar nicht gut.“ Ich fühle ihre Stirn, sie ist auffällig heiß, so dass ich mir sie schnappe und nach Hause radle (Ich liebe unser Lastenrad!). Die nächsten Tage bleibt sie beharrlich fiebrig und schlapp, die Corona Tests beharrlich negativ, ich kümmere mich um sie, während die Jungs ihre geplanten Termine einhalten. 3 Tage später ist es soweit, der erste positive Corona Test ist der von Tara, Adrian und ich legen zwei Tage später nach. In Anbetracht der Inkubations-Erfahrungswerte müssen wir uns kurz nach unserer Einreise nach Deutschland bereits angesteckt haben. Ungläubig starren wir auf die Tests: Wir sind 14 Monate quer durch Europa und Asien gereist, standen in völlig überfüllten Metros in Istanbul und Tiflis und doch erwischt es uns in Deutschland. 

Spätestens also mit der TÜV Mängelliste und den vorliegenden Coronatests beginnt unser Zeitplan dahin zu schmelzen wie Spaghetti-Eis in der Karlsruher Sommersonne. 

COVID19 erwischt 3 von 4en, während Basti in eine andere Familie umsiedelt und die beste Zeit seines Lebens hat, gemeinsam mit einem seiner besten Freunde. Wir freuen uns, dass Basti beharrlich negativ bleibt und haben unsererseits leider keine sonderlich milden Verläufe zu melden. 

Wobei das natürlich nur rein subjektiv ist, aus medizinischer Sicht wohl eher milde, aber die Kopf- und Gliederschmerzen und sonstige Symptome erreichen bei uns eine bisher ungekannte (!) Qualität“.  Zum Glück dürfen wir das Traumhäuschen im Grünen von lieben Freunden „bewachen“, während diese im Urlaub sind und haben so endlich etwas Abstand und zugleich Raum, um einfach krank sein zu dürfen, ohne Angst zu haben, jemanden anzustecken. Immerhin schaffen wir es Schokokuchen zu backen. Und einen Familienrat, bei dem wir unsere bisherige Reise reflektieren und über unsere Wünsche für die Verlängerung nachdenken. 

Als sich nach langen 11 Tagen die Tests endlich (!) wieder negativ zeigen, fühle vor allem ich, Manu, mich, wie wenn 5 Treppenstufen die Besteigung des Mount Everests ohne Sauerstoffmaske bedeuten. Unendlich müde, energielos und atemlos lässt dieser Infekt mich zurück und die sich auftürmenden verschobenen Termine schauen vorwurfsvoll auf uns hinab. An Abreise nicht zu denken. 

Der Schwebezustand, da zu sein, aber nicht wirklich da zu wohnen, eigentlich schon wieder im KAZYmir weiter reisen zu wollen, noch in Karlsruhe zu sein, aber kaum Kraft zu haben, all das zu tun, was getan werden muss, Freunden, die wir mehr als ein Jahr nicht gesehen haben, nun doch wieder absagen zu müssen, all das macht es nicht einfacher. Und als wir endlich wieder fast Gefühl haben, Land zu sehen, da sind natürlich alle Lieben früher oder später selbst in ihre wohlverdienten Sommerurlaube abgereist. 

Wir verwandeln also – wieder gesund getestet – ein zweites Mal die Wohnung unserer Hausmitbewohner in eine WG und versuchen uns nicht zu sehr auszubreiten. So wenig wie man das mit einem Kind und einem Teenager eben hinbekommt. Und kümmern uns beharrlich um die noch ausstehenden Termine, bereiten einen 14. Geburtstag vor, den wir eigentlich in Schweden feiern wollten. Nun denn, dafür ist noch ein guter Freund vom Geburtstagskind da. Was auch wieder schön ist. Und wir können für den Geburtstags-Teen einen schönen Tag planen. Die Nachricht, dass meine Mutter mit Schlaganfall ins KKH eingeliefert wurde, erreicht mich am morgen von Bastis Geburtstag. Wir planen um, ich leihe mir ein Auto aus und fahre umgehend zu meiner Mutter. 

So gehen die Tage dahin, während ich Post Covid-mäßig mehrere Infektionen nachlege, da mein Immunsystem wohl noch so geschwächt ist, dass jetzt alles mögliche aufpoppt. Geht leider soweit, dass Adrian mich zur Notfall OP ins städtische Klinikum zur Mund-Kiefer-Chirurgie fährt. Details dazu braucht es hier nicht, vielleicht nur an dieser Stelle an alle, die ein Thema mit Entzündungen und Zahnfleisch haben: Ihr habt mein vollstes Mitgefühl. Ich wusste nicht, wie hilflos und lahmgelegt man sein kann, aufgrund Infektionen, die im Mundraum ihr Unwesen treiben. Aber nach einer Woche viel zu stark dosiertem Antibiotikum (dank eines Tippfehlers auf dem Rezept), krassen Nebenwirkungen, etlichen Arztbesuchen, bei denen jeder leider etwas anderes sagt, fiebrigen Stunden und schmerzdurchwachten Nächten, verzweifelten Versuchen Flüssignahrung in mich hinein zu schlürfen, stehen die Zeichen langsam auf Besserung. Die ganze Familie wartet nur auf mein Zeichen, um endlich wieder abzureisen.

Und so entscheiden wir uns als Erstes, dass wir den Reisestart der Verlängerung mit einem „Urlaub“ beginnen. Nur eine Fahrstunde von Karlsruhe entfernt, so dass wir im Notfall zurück könnten. Ohne Mobilfunknetz und reduziertem Wlan Zugang gibt es hier ein Fleckchen an einem wunderschönen  Waldsee, umgeben von den Hügeln, Felsen und Burgen der Nordvogesen. Die letzten Packtage fühlen sich endlos an und wir schleichen die letzten Zimmer putzend durch das Haus, um endlich, endlich alles, was wir brauchen, wieder in unserem fahrbaren Tinyhouse an die passende Stelle zu bringen. Wir sind gereizt, ich immer noch nur bedingt einsatzfähig, und die Kinder schwanken zwischen Helfen und letzte Stunden mit Freunden vebringen. Kein leichter Abschied und wieder keiner mit Trommelwirbel. Kein großer Umtrunk mit Lieben vor der Abfahrt. Adri, der sich intensiv um mich gekümmert hat, und dazu alles andere auch gewuppt hat, geht inzwischen auch auf dem Zahnfleisch (zum ersten Mal wird mir dieser Ausdruck ganz anders bewusst!).

Vor wenigen Tagen war es dann soweit, wir drücken unsere Hausmitbewohner noch einmal feste, telefonieren nochmal mit unseren Lieben, die Kinder werfen Briefe in die Briefkästen ihrer verreisten Freunde und wir starten den Motor. Endlich wieder Zuhause. Im KAZYmir. In unserem Nomadenleben. Die kommenden Monate wollen wir diese erneut geschaffene Freiheit in vollen Zügen genießen und intensiv wahrnehmen. 

Ich tauche ab in das kühle Moorwasser des Waldsees, um für ein paar Schwimmzüge in die Stille einzutauchen. Die Sonne schickt ihre Strahlen goldfarben bis tief unter die Wasseroberfläche. Einen Moment lang bleibe ich in dieser stillen Schwerelosigkeit, bevor mich der Drang einzuatmen (ja, ich kann allmählich wieder tiefer einatmen, ohne direkt einen Hustenanfall zu bekommen) wieder nach oben treibt. Während ich auftauche, höre ich das Lachen meiner Kinder, die sich an einem Seil über’s Wasser schwingen und juchzend und in immer neuen Sprungvariationen das Seil loslassen, für einen kurzen Moment fliegen, bevor sie wiederum ins goldfarbene Wasser eintauchen.  Ich lasse mich vom Wasser tragen, das Gefühl von Unbeschwertheit macht sich in mir breit,  während ich zum blauen Himmel hochschaue und ob ich will oder nicht, fängt mein Mund einfach an zu lächeln.

English Version:

 „Being there without arriving“…
This is probably the best way to describe this time of our stopover in Germany.
Our apartment experiences a change of tenants, which we accompany from our not co-rented attic room. Our Albanian former street dog Djella enters for the first time „solid 4 walls“ to be at home instead of a vet visit and meets the brick buildings with heavy entrance doors at first with great skepticism. And Germany greets us with Corona and other sick times. What a „summer break“.

Two, maximum three weeks – that’s how long our stopover in Germany is supposed to be. And again, many things come differently than one thinks.
On our schedule is the question of how to continue with our dog, we have increasingly understood in recent months that permanent travel traumatizes the little dog’s soul again and again, she has so many fears from her first 5 months of life, which we do not know, but whereby her nervous system is much of the time in threat mode and the „fight or flight mechanisms“ constantly strike at her. She senses threat every time in the changing environment, and our location change clock has been very high since we left Georgia. We notice that she doesn’t „shut down“ anymore. Our travel dog is signaling that this is TOO MUCH travel. Clearly and distinctly. And we despair, because we had imagined that she would just be grateful to be with us now. And just travel with us – from place to place. But our plan does not work.
Because as soon as our dog has understood that in houses there are not always picks, vaccinations and examinations, she quickly gets to know the advantages: a clear framework, peace and quiet and niches to cuddle up in, which do not simply disappear again, but constantly offer an environment of stability and peace. And so a small miracle happens: she finally „shuts down“, leaves the alarm mode and becomes (almost) another dog. Almost, because she remains lively and feisty, but just in a good way, the way curious one-year-old young teenage dogs are. We are amazed and perplexed. We can’t stop the trip, the apartment is rented until the end of December and we had for months and thus (for the second time) all possible levers in motion to make this extension of our long-term trip at all true. We phone, discuss, search and question. We had several conversations with dog trainers, dog people and foster homes. And while we are desperately trying to find the right solution for Djella, another small miracle happens. Our dog expands his pack and lets two more people and an animal into his heart. Sabine and Ulf and their dog Loutsie, our housemates, the good souls of our house, our temporary flatmates, who have opened their doors to us as a matter of course. We experience how Djella now wants to join them in the apartment, and not in our attic room. We see how she makes friends with this 7-year-old calm dog of the house. We are amazed that the tail-wagging greeting order is reorganized and that we are also allowed to scratch her belly sometime, but only „sometime“. And since our housemates simply have their hearts in the right place and know about our desperate stalemate situation, they surprise us one evening in the courtyard with a message: We have decided that Djella can stay with us for the remaining months of your journey.
A stone falls from our hearts. To be exact ten thousand, oh what, hundred thousand. We can let our dog stay with us for a long time, just temporarily she will get a loving home one floor above her future home. Of course it would be optimal if she could travel with us in a relaxed way, but we decide here with the best conscience for the well-being of our bitch, for a future in a loving home, without leaving her again to her fate, after she has crept helplessly and persistently into our hearts in Albania.

Shortly after our arrival in D, our schedule is already packed, I (Manu) go for three days to observe at a school, because I want to change professionally. Tara and Basti sprint to their long-lost friends, Adrian heads for the TÜV. Should be an easy one, after the deep repairs in Turkey. The tight schedule includes dental checkups and preventive examinations. We take only the most necessary things out of the car, we want to be back in our mobile home in 2-3 days. But the TÜV sees it differently. Georgian roads have done more damage to our Kazy than we thought and spare parts are not in sight so quickly. So Kazy stays in the workshop, we travel with a lot of luggage in the train and try to stick to the original plan.
The first days we succeed. The reunion with family and friends and DAS FEST in Karlsruhe starts. Tara and Basti are delighted to join the Open Air Feeling. But already on the first evening Tara lays down on the floor at some point while SEEED is playing the first bars and says: I don’t feel well at all. I feel her forehead, it is noticeably hot, so I grab her and cycle home (I love our cargo bike!). The next few days she remains persistently feverish and floppy, the Corona tests persistently negative, I take care of her while the boys keep their scheduled appointments. 3 days later, the first positive Corona test is Tara’s, Adrian and I follow up two days later. Considering the incubation experience, we must have been infected shortly after entering Germany. We stare at the tests in disbelief: we have traveled 14 months across Europe and Asia, stood in completely overcrowded metros in Istanbul and Tbilisi, and yet it catches us in Germany.
So at the latest with the TÜV defect list and the present coronatests our schedule starts to melt away like spaghetti ice cream in the summer sun of Karlsruhe.

COVID19 catches 3 out of 4 while Basti moves to another family and has the best time of his life, together with one of his best friends. We are happy that Basti remains persistently negative and unfortunately we have no particularly mild courses to report.
Whereby this is of course only purely subjective, from a medical point of view probably rather mild, but the headaches, aches and pains and other symptoms reach an unprecedented (!) Quality“. Fortunately, we are allowed to „guard“ the dream house in the countryside of dear friends while they are on vacation and thus finally have some distance and at the same time space to simply be allowed to be sick without fear of infecting anyone. At least we manage to bake chocolate cake. And a family council where we reflect on our journey so far and think about our wishes for the extension.
When after a long 11 days the tests finally (!) show negative again, especially I, Manu, feel like 5 stairs mean the ascent of Mount Everest without an oxygen mask. Infinitely tired, without energy and breathless this infection leaves me behind and the piling up postponed appointments look reproachfully down on us. No thought of leaving.

The state of limbo, being there, but not really living there, actually already wanting to continue traveling in KAZYmir, still being in Karlsruhe, but having hardly any strength to do all that needs to be done, having to cancel friends we haven’t seen for more than a year, all that doesn’t make it any easier. And when we finally almost feel like seeing land again, all loved ones have of course left for their well-deserved summer vacations themselves sooner or later.
So – tested healthy again – we turn the apartment of our housemates into a WG for a second time and try not to spread out too much. As little as you can manage with a child and a teenager. And we persistently take care of the outstanding appointments, prepare a 14th birthday, which we actually wanted to celebrate in Sweden. Well, a good friend of the birthday boy is still there. Which is nice again. And we can plan a nice day for the birthday teen. The news that my mother has been admitted to the hospital with a stroke reaches me on the morning of Basti’s birthday. We reschedule, I borrow a car and immediately drive to my mother.

So the days go by, while I post Covid-moderately several infections, because my immune system is probably still so weakened that now everything possible pops up. Unfortunately, Adrian drives me to the emergency surgery in the city hospital for oral and maxillofacial surgery. No need for details here, maybe just at this point to all who have an issue with inflammation and gums: You have my fullest sympathy. I didn’t realize how helpless and paralyzed one can be, due to infections wreaking havoc in the mouth. But after a week of far too much antibiotic (thanks to a typo on the prescription), blatant side effects, several visits to the doctor where everyone unfortunately says something different, feverish hours and painful nights, desperate attempts to slurp liquid food into me, the signs are slowly pointing to improvement. The whole family is just waiting for my sign to finally leave.

And so the first thing we decide to do is to start the journey of the extension with a „vacation“. Only an hour’s drive from Karlsruhe, so we could go back in case of emergency. With no cellular network and reduced wifi access, here is a spot on a beautiful forest lake surrounded by the hills, rocks and castles of the Northern Vosges. The last few days of packing feel endless and we creep around the house cleaning the last few rooms to finally, finally get everything we need back in its proper place in our mobile Tinyhouse. We are irritated, I am still only partially operational, and the kids are wavering between helping and spending last hours with friends. No easy farewell and again none with drum roll. No big drink with loved ones before departure. Adri, who took care of me intensively and also managed everything else, is now also on his toes (for the first time I am aware of this expression in a completely different way).

A few days ago, the time had come, we hugged our housemates once again, made another phone call to our loved ones, the children dropped letters into the mailboxes of their friends who were away, and we started the engine. Finally home again. In the KAZYmir. In our nomadic life. The coming months we want to enjoy this newly created freedom to the fullest and intensively perceive it.
I dive into the cool moor water of the forest lake to immerse myself in silence for a few swims. The sun sends its golden rays deep below the surface of the water. For a moment I remain in this silent weightlessness before the urge to breathe in (yes, I can gradually breathe in deeper again without getting a coughing fit right away) drives me back up. As I surface, I hear the laughter of my children as they swing over the water on a rope, whooping and letting go of the rope in ever-changing jumping variations, flying for a brief moment before diving back into the golden water. I let myself be carried by the water, the feeling of lightheartedness spreads through me as I look up at the blue sky and whether I want to or not, my mouth just starts to smile.