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* Please find English Version below *

Wo fängt man an, um von Kappadokien zu erzählen?
Von der atemberaubenden Landschaft, bizarren Kaminen, in denen der Legende nach Feen hausten? Von 9 Nächten, in denen wir meist vor Anbruch der Morgendämmerung durch das Geräusch von Turbinen aufgeweckt wurden? Dem Klappern der Autos, die die schweren Ballonkörbe holprige Feldwege entlangwuchten?.Von diesem kribbeligen Gefühl, wenn man verschlafen in seine wärmsten Klamotten schlüpft, um schnell mit einer Tasse heißem Kaffee ins Freie zu gelangen? Dem Farbenspiel der schwebenden Heißluftballons? Der wohligen Gänsehaut, die uns immer wieder beim Anblick eben dieser beschleicht? Vom großen Staunen auf unseren Wanderungen durch die Täler? Von Sturmböen, die uns nachvollziehen lassen, wie Wind und Wetter diese bizarren Felskegel formten?

Etliche Reiseberichte wurden schon darüber geschrieben, zieht diese Gegend doch Millionen von Touristen an, welche die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt hat. Lohnt es sich also noch einen Reisebericht zu schreiben? Viele Hotels und  Komplettpakete sind buchbar, doch wie ist das als Individualreisende mit Kindern im Camper?

Wir fangen einfach da an, wo unser letzter Artikel Roadtrip nach Kappadokien aufgehört hat. Bei unserer ersten Nacht.

Die Anfahrt an unseren Übernachtungsplatz war holprig und unser fahrendes Tinyhouse ächzt etwas, während Adrian versucht, tiefe Fahrrinnen im trockenen Lehmboden zu umgehen. Die offiziellen Campingplätze Kappadokiens sind noch geschlossen, und da wir ohnehin bisher nur einmal in der Türkei eine Nacht auf dem Campingplatz waren, suchen wir auch hier wieder einen Platz zum Freistehen. Nachts staunen wir noch über den Sternenhimmel, beobachten die Straßenhunde am Rand des Feldes gegenüber und fragen uns, ob wir wirklich dort stehen bleiben können, am Rand einer Ebene, hinter dem Ort Göreme gelegen.  Um 4:20 Uhr werde ich aus dem Schlaf gerissen, aber nicht etwa weil eine Polizeistreife vor der Tür steht, sondern weil lautes Dröhnen mehrerer Generatoren in unser Wohnmobil dringt. Rufe, die wie Anweisungen klingen und lautes Geklappere hallen durch die Luft, während ich verschlafen den Rollo des Heckfensters hochschiebe und erschrecke. Etwas Farbiges, das unregelmäßig aufflackert, drückt gegen unsere Scheibe. Das kann nur eins bedeuten: Heißluftballons.
Ich wecke Adrian und die Kinder, die einen tieferen Schlaf haben als ich mit den Worten: 

Sie fliegen, die Heißluftballons werden fliegen!“

Wir wussten von Reisefreunden, dass man nach Ankunft in Kappadokien oft auch mal ein paar Tage Geduld mitbringen muss, um in den Genuss dieses Schauspiels zu kommen, ist es doch wind- und wetterabhängig und wird jeden Morgen neu entschieden. Manchmal sogar wieder abgebrochen. Doch hier stehen wir, während die buntbedruckten Stoffbahnen um uns herum größer und voluminöser werden, unser KAZY immer kleiner wird und beinahe darunter zu verschwinden scheint. Unser kleiner ehemaliger Straßenhund wittert Bedrohung und beruhigt sich erst, als ich sie ausnahmsweise auf unser Bett setze. Immer noch verunsichert, aber im sicheren Nest, kann sie das Spektakel so geschützt beobachten, während wir uns beeilen, in die noch dämmerdunkle, kalte, aber hektisch wuselige Morgenstimmung hinauszutreten. 

Egal wohin wir unseren Blick wenden, sehen wir Heißluftballons, die noch mit der kalten Luft der Turbinen gefüllt werden, während andere sich schon majestätisch aufrichten und Männer an dicken Tauen das Aufrichten der Ballons mitlenken. Weiße Mini-Busse am Rand des Startfeldes öffnen allmählich ihre Türen für etliche Fluggäste, erste Passagiere klettern in die brusthohen geflochtene Weidenkörbe, während die Ballonpiloten ihnen Anweisungen zurufen, wie sie sich bei Abflug und Landung verhalten sollen.  Hektisches Treiben, Aufregung und Vorfreude flirren durch die Luft und lassen uns ebenso wenig kalt, wie die plötzliche Hitze, die die Brenner erzeugen, wenn sie Flammen in die Ballonhüllen neben uns schicken. 

Unsere beiden Kinder rufen sehnsuchtsvoll, dass sie mitfliegen wollen. Es wird hektisch, Adrian spricht einen der Ballonpiloten kurz an, doch erste Infos zu Preis und Buchbarkeit rütteln uns wieder zurecht. Die Begeisterung des Moments hat uns einfach mitgerissen. Wir beschließen, das Schauspiel, welches sich uns bietet, zu genießen, so wie wir hier stehen, verschlafen und leicht verwirrt, neben unserem kleinen fahrbaren Zuhause. In kuschelige Decken eingewickelt, blicken wir himmelwärts, wo sich 120 Heißluftballons zu einem stillen Tanz verabredet haben. Es ist leicht bewölkt und kein Windhauchn ist zu spüren. Die Sonne, die hinter den höheren Felsformationen im Osten Kappadokiens aufgeht, bleibt auch als sie höher steigt in den Wolken und diffuses Licht verbreitet sich. Immer wieder vibriert die Luft, wenn die Flammen neue heiße Luft ins Innere der Ballonhüllen schicken. Es ist, als ob ein ganzes Tal in dieser Stunde nach Sonnenaufgang die Luft anhält, um Platz zum Staunen und Träumen zu schaffen. 

Während noch einige Ballons am Himmel stehen, die ersten schon wieder landen, klettern wir müde, leicht verfroren und sehr hungrig gegen 8:30 Uhr zurück in unseren KAZYmir. Adrian bereitet das Frühstück vor, ich leine Djella an, um endlich eine Morgenrunde mit ihr zu drehen. Dabei können wir ein zusätzliches Spektakel beobachten: Wallende Haare, fliegende Kleider mit flatternden langen Schleppen, Cabriolets und Hochzeitspaare, die mit Blick auf Ballons und die Felsformationen Kappadokiens posieren und sich räkeln. Mal sexy, mal romantisch,  in der Morgensonne, um den besten Shoot zu ergattern. Auch das ist ein Teil der Tourismus-Industrie und so landen wir auch an den folgenden Morgenden immer wieder unversehens mitten in einem Shooting, wenn der Fotograf der Meinung ist, dass der Platz hinter unserem Camper der Top Spot ist: Globetrotter vs. Prinzessin Momente inklusive. Es wird nicht langweilig in Kappadokien.

Immer noch wirkt das Staunen und die Aufregung des Morgens in uns nach und so starte ich mit Adrian zu unserer ersten Wanderung, während unsere beiden müden Kinder sich nochmal in ihre gemütlichen Betten im Alkoven kuscheln. Auf uns wartet das Rose Valley: Eins der vielen Täler, die Kappadokiens Landschaft prägen, für uns eins der Schönsten. Vor Urzeiten haben die Vulkane Hasan Daği und Erciyes Daği riesige Mengen an sogenannter Tuffasche auf das Gebiet in ihrer Mitte geschleudert. Im Laufe der Zeit hat sich die Asche zu Tuffstein verfestigt. Wind und Wetter haben in Jahrtausenden aus diesem weichen Gestein eine Landschaft geformt, die einer alten Legende zufolge als Spielplatz der Götter diente. Bei jedem Schritt durch das Rose Valley erleben wir, wie fragil die Landschaft und wie weich der Stein ist, in den mühelos Gänge, Treppen und Höhlen gegraben und gehauen wurden. Durch Wind und Wasser, aber eben auch durch Menschenhand. 

Das Spiel, dass der Wind mit dem weichen Tuffastein spielt, wird uns mit jedem Schritt deutlicher. Wir waten, klettern und kriechen durch höhlenartige Gänge , deren Boden durch kleine Bäche überflutet ist, mal geduckt, mal aufrecht stehend, in einem Moment in einer Höhle, eröffnet sich nach der nächsten Abzweigung der Ausblick auf  die einzigartigen Felsformationen und Jahrtausende alte,  in die Felsen geschlagene Höhlenwohnungen, während sich im Wasser die Umrisse der Zipfelmützen und naturgeformter Torbogen widerspiegeln. Die rose-, rot-, weiß- und sandfarbenen Bänder der verschiedenen Steinschichten  erzählen von der Entstehungsgeschichte der Landschaft Kappadokiens. 

Es ist leise im Rose Valley, morgens um 9:00 Uhr sind nur einzelne Vögel in der Ferne zu hören, weit und breit niemand außer uns. Nach ersten Versuchen uns zu orientieren und einer „Route“ zu folgen, beschließen wir einfach zu laufen und uns treiben zu lassen. Wir orientieren uns grob nach den Himmelsrichtungen, ansonsten erlauben wir uns einfach in dieses Labyrinth hinein zu wandern und immer wieder spontan zu verweilen. Das Wetter ist unbeständig, mal streifen uns Regenschauer, dann wieder die Wärme der Sonne und wir haben das Gefühl, das wechselnde Licht und das Schattenspiel der vorbei ziehenden Wolken verändert immer wieder die Landschaft. Wir könnten noch ewig so weiter wandern zu können, während unser Hund den staubigen Boden für ausgiebige Sonnenbäder nutzen möchte. Auf schiefen Bahnen aus rosefarbenem Tuff erklimmen wir einer mannshohen Spirale folgend die nächsthöhere Ebene und stehen vor der byzantinischen Felsenkirche Ayvalι Kilise, die Quittenkirche. Daneben lockt ein Stand mit frisch gepresstem Orangen- und Granatapfelsaft und da wir die ersten Kunden des Tages sind, können wir einen guten Preis verhandeln.  Da der Shopbesitzer zwischendurch mit seinem Motorrad wegknattert, sind wir eben kurz verantwortlich für seinen Stand. Wir schmunzeln. So ist es eben immer wieder in der Türkei. Es ist eine Pause, bei der man dann einfach so dasitzt und nichts tut, außer zu schauen, zu  staunen und zu  träumen. Und da kommt es wieder dieses Gefühl, dass uns immer wieder auf dieser Weltreise besucht: Das Gefühl, dass uns sagt, dass wir hier und in diesem Moment genau richtig sind. 

Während unseres Aufenthaltes in Kappadokien haben wir das große Glück an 6 von 9 Tagen dieses magische Ballontreiben zu beobachten. Wir wechseln mehrmals die Standorte, einmal um einen besseren Blick vom Plateau aus zu haben, und nach mehreren Tagen sogar, in der Hoffnung, länger schlafen zu können.  Doch der Wind, der diese bizarre Felsenlandschaft geschaffen hat, durchkreuzt unsere Pläne immer wieder, so dass wir an einem Morgen am vermeintlichen Top Spot nur Ballons im Nachbartal beobachten können, während unser geplanter ruhiger Platz plötzlich zum Abflugpunkt Nummer 1 wird und unser Camper KAZYmir, weit abseits geparkt, beinahe in eine Kollision mit einem tieffliegenden Ballonkorb verwickelt wird. Es bleibt also jeden Morgen aufregend. Und wir können einfach nicht anders, als mit Dir als Leser:in, in eine Bilderflut aus Eindrücken einzutauchen.

Und so bleiben auch die folgenden Tage, an denen „sie fliegen“ ungeachtet dessen, dass wir das Spektaktel schon bestaunen durften, an jedem einzelnen Morgen noch genau so faszinierend wie am ersten. Kappadokien begeistert uns mit seinen verschiedenen Tälern, jahrtausendealten unterirdischen Höhlenstädten, Felsenkirchen und Freilichtmuseen. Nicht alles werden wir besichtigen, denn unser „Besichtigungstempo“ verändert sich auf  dieser Langzeitreise. Vielmehr entschließen wir uns einfach die Atmosphäre, abseits der touristischen Spots zu genießen. Außerdem steht ein wichtiger Geburtstag an, wertvolle Stunden mit unseren liebgewonnenen brasilianisch-polnischen Reisefreunden und ein Besuch in der 800 Jahre alten Karawanserei, der „Raststätte“ der Seidenstraße, in der wir bei einer Zeremonie dabei sein dürfen… aber das ist wieder eine andere Geschichte…

English Version:

Where to begin to tell about Cappadocia?
About the breathtaking landscape, bizarre chimneys in which, according to legend, fairies dwelled? Of 9 nights when we were usually awakened before dawn by the sound of turbines? The rattling of cars carrying the heavy balloon baskets along bumpy dirt roads? That tingly feeling when you sleepily slip into your warmest clothes to quickly get outside with a cup of hot coffee? The play of colors of the floating hot air balloons? The pleasant goose bumps that always creep up on us when we see them? Of the great amazement on our hikes through the valleys? Of gales that make us understand how wind and weather formed these bizarre rock cones?

Many travelogues have been written about this area, which attracts millions of tourists and has been declared a World Heritage Site by UNESCO. So is it still worth writing a travelogue? Many hotels and complete packages can be booked, but how is it as an individual traveler with children in a camper?

We’ll just start where our last article Road Trip to Cappadocia left off. At our first night.
The approach to our overnight spot was bumpy and our driving Tinyhouse groans a bit while Adrian tries to avoid deep ruts in the dry clay soil. The official campgrounds of Cappadocia are still closed, and since we’ve only spent a night camping once in Turkey so far anyway, we’re again looking for a place to stay off the road. At night we still marvel at the starry sky, watch the street dogs at the edge of the field across the road and wonder if we can really stay there, situated at the edge of a plain, behind the village of Göreme. At 4:20 a.m. I am roused from sleep, but not because a police patrol is at the door, but because loud roars from several generators penetrate our camper. Shouts that sound like instructions and loud clattering echo through the air, while I sleepily push up the blind of the rear window and am startled. Something colored, flickering irregularly, presses against our window. That can only mean one thing: Hot air balloons.
I wake Adrian and the kids, who are a deeper sleeper than I am, with the words:

They are flying, the hot air balloons are going to fly!“

We knew from travel friends that once you arrive in Cappadocia you often have to be patient for a few days to enjoy this spectacle, it depends on the wind and weather and is decided anew every morning. Sometimes even canceled again. But here we are, while the colorful printed fabric around us becomes larger and more voluminous, our KAZY becomes smaller and smaller and almost seems to disappear under it. Our little former street dog smells threat and calms down only when I put her on our bed for once. Still unsettled, but in the safe nest, she can watch the spectacle so protected, while we hurry to step out into the still dim, cold, but hectic bustling morning atmosphere.

No matter where we turn our gaze, we see hot air balloons still being filled with the cold air of the turbines, while others are already rising majestically and men on thick ropes are helping to guide the balloons up. White mini-buses at the edge of the launch field gradually open their doors to quite a few passengers, the first passengers climb into the chest-high wicker baskets while the balloon pilots shout instructions to them on how to behave during take-off and landing. Hectic activity, excitement and anticipation shimmer through the air, leaving us just as cold as the sudden heat generated by the burners as they send flames into the balloon envelopes beside us.
Our two children shout eagerly that they want to fly along. Things get hectic, Adrian speaks briefly to one of the balloon pilots, but initial info on price and bookability jolts us back into place. The enthusiasm of the moment simply carried us away. We decide to enjoy the spectacle that presents itself to us, as we stand here, sleepy and slightly confused, next to our little mobile home. Wrapped in cozy blankets, we gaze skyward where 120 hot air balloons have arranged to dance silently. It is slightly cloudy and not a breath of wind can be felt. The sun, rising behind the higher rock formations in eastern Cappadocia, remains in the clouds even as it climbs higher and diffuse light spreads. Again and again the air vibrates as the flames send new hot air inside the balloon envelopes. It is as if an entire valley holds its breath in this hour after sunrise to make room for wonder and dreaming.

While there are still some balloons in the sky, the first ones are already landing again, we climb tired, slightly frozen and very hungry back into our KAZYmir around 8:30 am. Adrian prepares breakfast, I leash Djella to finally do a morning round with her. Thereby we can observe an additional spectacle: Flowing hair, flying dresses with fluttering long trains, convertibles and wedding couples posing and lolling with a view of balloons and the rock formations of Cappadocia. Sometimes sexy, sometimes romantic, in the morning sun to get the best shot. This is also a part of the tourism industry and so we end up again and again in the middle of a shoot in the following mornings, when the photographer thinks that the spot behind our camper is the top spot: globetrotter vs. princess moments included. It doesn’t get boring in Cappadocia.

The amazement and excitement of the morning still lingers in us and so I start with Adrian for our first hike, while our two tired children snuggle up again in their cozy beds in the alcove. The Rose Valley is waiting for us: one of the many valleys that characterize Cappadocia’s landscape, for us one of the most beautiful. Ages ago, the volcanoes Hasan Daği and Erciyes Daği hurled huge amounts of so-called tuff ash onto the area in their midst. Over time, the ash has solidified into tuff. Over thousands of years, wind and weather have shaped this soft rock into a landscape that, according to an old legend, served as a playground for the gods. With every step through the Rose Valley we experience how fragile the landscape is and how soft the stone is, into which passages, stairs and caves were effortlessly dug and hewn. By wind and water, but also by human hand.

The game that the wind plays with the soft tuffa stone becomes clearer to us with every step. We wade, climb and crawl through cave-like passages, the floor of which is flooded by small streams, sometimes crouched, sometimes standing upright, one moment in a cave, after the next turn opens the view of the unique rock formations and millennia old cave dwellings cut into the rocks, while in the water the outlines of the pointed caps and naturally formed archways are reflected. The rose-, red-, white- and sand-colored bands of the different stone layers tell the story of how the landscape of Cappadocia was formed.
It is quiet in Rose Valley, at 9:00 in the morning only single birds can be heard in the distance, far and wide nobody but us. After first attempts to orient ourselves and to follow a „route“, we decide simply to walk and to let ourselves drift. We orientate ourselves roughly according to the points of the compass, otherwise we simply allow ourselves to wander into this labyrinth and to linger spontaneously again and again. The weather is unstable, sometimes rain showers touch us, then again the warmth of the sun and we have the feeling, the changing light and the shadow play of the passing clouds always changes the landscape. We could go on hiking like this forever, while our dog wants to use the dusty ground for extensive sunbathing. On sloping paths of rose-colored tuff, following a man-high spiral, we climb the next higher level and stand in front of the Byzantine rock church of Ayvalι Kilise, the Quince Church. Next to it a stand with freshly squeezed orange and pomegranate juice beckons and since we are the first customers of the day, we can negotiate a good price. Since the store owner rattles away with his motorcycle in between, we are just briefly responsible for his stand. We smile. So it is again and again in Turkey. It’s a break where you just sit there and do nothing but look, marvel and dream. And there it comes again this feeling that visits us again and again on this world trip: The feeling that tells us that we are exactly right here and in this moment.

During our stay in Cappadocia we have the great luck to observe this magical ballooning on 6 out of 9 days. We change locations several times, once to have a better view from the plateau, and after several days even, hoping to sleep longer. But the wind, which has created this bizarre rocky landscape, thwarts our plans again and again, so that one morning at the supposed top spot we can only observe balloons in the neighboring valley, while our planned quiet spot suddenly becomes take-off point number 1 and our camper KAZYmir, parked far away, almost gets involved in a collision with a low-flying balloon basket. So it remains exciting every morning. And we just can’t help diving into a flood of images and impressions with you, the reader.

And so the following days, when „they fly“, regardless of the fact that we were already allowed to marvel at the spectacle, remain every single morning just as fascinating as the first. Cappadocia fascinates us with its different valleys, thousands of years old underground cave cities, rock churches and open air museums. We will not visit everything, because our „sightseeing pace“ changes on this long-term trip. Rather, we simply decide to enjoy the atmosphere, away from the tourist spots. In addition, we have an important birthday coming up, precious hours with our dear Brazilian-Polish travel friends and a visit to the 800 year old caravanserai, the „resting place“ of the Silk Road, where we are allowed to be present at a ceremony… but that’s another story…

*please see our english translation below*

Wenn sie durch die Städte der dänischen Südküste wandert, erinnern sich die Menschen direkt an sie, denn diese freundliche, heitere Frau mit den braunen lockigen Haaren ist nicht alleine unterwegs. Bei ihr ist eine ältere Dame, ein lebensfrohe rüstige 93-jährige mit hellbraunen lockigem Fell, die ihr nicht von der Seite weicht. Die kleine Dame ist Ami (Amigo) und ihr Name verkörpert ihre gute Hundeseele als auch die lebenslange Verbindung der beiden. Dies ist die Geschichte über unsere Begegnung mit Anne-Lise, ihre Liebe zum Leben und zu den Tieren.

Es ist dieser eine regnerische, stürmische Tag während unserer Dänemark-Radtour, an dem wir mit der Fähre am Hafen von Bogø ankommen, der wohl kleinsten Insel im Süden Dänemarks. Direkt hinter dem Hafen gibt es einen Shelterplatz, und da es bereits recht spät ist, unsere Beine müde und die Wettervorhersage nichts Gutes verheißt, beschließen wir dort unser Zelt aufzubauen. Am Shelter angekommen, sehen wir dort bereits einen Buggy und ein Zelt stehen und wir wundern uns etwas, wer wohl mit einem Kinderwagen campen geht…

Während wir eilig unser Zelt aufbauen, um nicht noch länger im Starkregen zu stehen, klettert eine Frau in unserem Alter aus dem Nachbarzelt und beginnt ihr pitschnasses Zelt abzubauen, und in den Kinderwagen zu verladen. Wir stellen uns kurz vor und tauschen uns aus, wohin die Wege führen und woher wir kommen. Und plötzlich sind wir mitten im tiefsten Gespräch, mit einer faszinierenden Frau, die sich uns als Anne-Lise vorstellt. Wir erfahren, dass sie mit dem nächsten Bus auf die Nachbarinsel fahren möchte. Aus unserer anfänglichen „Wanderer und Radfahrer treffen sich“-Plauderei wird in kürzester Zeit eine Unterhaltung über die Frage nach der Essenz des Lebens, worüber wir alle staunen und schmunzeln. Nach einer Weile konzentrieren wir uns wieder auf den jeweiligen Auf- bzw.  Abbau, und verabschieden uns kurz, als Anne-Lise zum Bus eilt. Wir bleiben zurück, immer noch beeindruckt davon, wie es passieren kann, dass man innerhalb eines so kurzen Gesprächs mit einem bis dahin unbekannten Menschen in so wesentliche Themen der Fragen nach Menschlichkeit und dem Sinn des Lebens abtauchen kann.

Wir werfen nun unseren Kocher an, um trotz des Sturms und Regens ein leckeres Essen zu zaubern, da sehen wir einen gutmütigen Hund um die Ecke trotten, gefolgt von einer einen Buggy schiebenden Frau: Anne-Lise ist wieder da! Freudig erstaunt begrüßen wir sie zurück und sie bezieht eins der beiden Shelter-Holzhäuschen, während sie erzählt, dass sie nun doch den letzten überpünktlichen Bus verpasst hatte. 

Die Kinder freunden sich mehr und mehr mit Ami an und schließen die kleine Hundedame ins Herz. Das zweite Shelter-Häuschen nutzen wir mittlerweile als erweiterte Wohnstube. Je länger der Abend dauert, desto öfter stehen wir mittig zwischen den beiden Sheltern, um uns weiter mit Anne-Lise unterhalten zu können, bis wir sie schließlich in unseren Unterstand einladen, weil es sich so einfach besser plaudern lässt. Anne-Lise ist Dänin, lebt in Arhuus und möchte diese Woche nutzen, um ihr Land besser kennen zu lernen und beim Wandern den Kopf freizubekommen. Wir erfahren, dass sie eine Craniosacral-Therapeutin ist, die ihren Beruf liebt und sich mit vollem Herzblut um ihre Patienten kümmert. Dieses Kümmern hat nun dazu geführt, dass sie selbst immer müder wurde… sie hat sich so viel um andere gekümmert und ist nun auf der Suche nach neuer Energie für sich selbst… Ich ahne, dass das eine der großen Herausforderungen bei allen Bodyworkern und therapeutischen Berufen ist, nämlich bei aller Passion und Leidenschaft in der selbständigen Arbeit mit Menschen die eigene Selbstfürsorge nicht zu vernachlässigen. Das erinnert mich an die Hinweise meiner ThaiYoga-Lehrerin, die in der Basisausbildung immer wieder daran erinnert hat, sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren. Daher kann ich mir so noch etwas besser vorstellen, was Anne-Lise bewegt. 

So reden wir bis tief in die Nacht  über unsere Träume und warum wir hier sind, während mehr und mehr Spinnen, mit ziemlich beachtlichen Körpergrößen, Zuflucht vor dem Unwetter suchen und das Holzhäuschen für sich entdecken und Anne-Lise lieber doch noch ein weiteres Mal ihr Zelt aufbaut.

Morgens werden wir mit frisch gebackenen Sauerteigbrötchen aus der Hafenkneipe Bogøbrød überrascht und wir frühstücken dank des anhaltenden Regens ausgedehnt zusammen. Ami, dieser liebenswürdige Cockerspaniel, trotzt Regen, Sturm, Gewitter und Kälte mit stoischer Geduld und ist zufrieden, als sie sich in den Schlafsack ihrer besten Freundin kuscheln darf. Je mehr Zeit wir mit ihnen verbringen, desto mehr staune ich über diese innige Verbindung von beiden.  Wir erfahren, wie Ami  bereits im Schlaf heimliche Cranio-Sacral Behandlungen erhalten hat, da sie Schmerzen und Wasser in den Ohren hatte und einen Bandscheibenvorfall. Anne-Lise hat sich mit zwei Therapeuten, die Tiere behandeln ausgetauscht und wollte seither selbst ihre kleine tapfere und dennoch ängstliche Hundefreundin behandeln, da sich das Wissen der Craniosacral-Therapie auch wunderbar auf Tiere übertragen lässt. 

Nachdem der Regen nachgelassen hat, wandern  und radeln wir unserer Wege, um uns am Abend auf einem schönen Campingplatz in Ulvshale an der Nordküste der Insel Møn erneut zu treffen. Ami und die Kids freuen sich über den Sandstrand, die Dünen und das glitzernde Meer in der Abendsonne, und keiner von uns hat das Gefühl, dass wir uns erst einen Tag kennen… Wir stellen fest, dass wir alle, jeder auf seine Weise auf der Suche ist, wir mit unserer Reise, Anne-Lise mit ihrer Auszeit auf den dänischen Inseln. 

When you do things from your soul, you feel a river moving in you, a joy

Rumi

Anne-Lise, wir sind froh, dass du den Bus verpasst hast und wir so die Chance hatten, dich kennen zu lernen. Wir sind so berührt, wenn wir an deine Offenheit, Gelassenheit und Herzlichkeit und deine Tierliebe denken. Danke nochmal für deine tat- und sprachkräftige Unterstützung, denn ohne dich hätten wir es auch nie geschafft, kurz vor Feierabend eine Ersatz-Isomatte beim Intersport zu bestellen, sie mit dänischem Mobilepay zu bezahlen und sie nach Ladenschluß beim Metzger um die Ecke abzuholen. Und nicht zuletzt Danke, dass du uns daran erinnert hast, wie wichtig es ist, auf das eigene Herz zu hören und wir hier davon erzählen dürfen.

Wir freuen uns sehr, wieder von dir und deiner treuen Hundefreundin zu hören und wünschen Dir von Herzen das Beste für deinen neu entdeckten Traum! 

She who hikes with the dog in a stroller

When she hikes through the towns of the danish south coast, the locals recognize her directly, because this friendly woman with her brown curly hair is not alone on the road. With her is an elderly lady, a lively, sprightly 93-year-old with light brown curly fur, who does not leave her side. The little lady is Ami (Amigo) and her name embodies her good dog soul as well as the lifelong connection of the two. This is the story about our encounter with Anne-Lise, her love of life and animals.

It is this one rainy, stormy day during our Denmark bike tour when we arrive by ferry at the harbor of Bogø, probably the smallest island in the south of Denmark. Directly behind the harbor there is a shelter place, and since it is already quite late, our legs are tired and the weather forecast does not bode well, we decide to pitch our tent there. Arrived at the shelter, we see there already is a stroller and a tent standing there and we wonder who probably goes camping with a stroller…

While we hurriedly set up our tent to avoid standing in the heavy rain any longer, a woman our age climbs out of the neighboring tent, begins to take it down and load it into the stroller. We briefly introduce ourselves and exchange information about where each of us is heading towards and where we come from. And suddenly we are in the middle of the deepest conversation, with a fascinating woman who introduces herself to us as Anne-Lise. We learn that she wants to take the next bus to the neighboring island. In no time, our initial „hikers and bikers meet“ chat turns into a conversation about the question of the essence of life, at which we all marvel and smile. After a while we concentrate again on the respective tent set-up or dismantling, and say goodbye briefly as Anne-Lise hurries to the bus.  We stay behind, still impressed by how it can happen that within such a short conversation with a hitherto unknown person one can dive into such essential topics of questions about humanity and the meaning of life.

As we start our stove to prepare a delicious meal despite the storm and rain, we see a good-natured dog trotting around the corner, followed by a woman pushing a stroller: Anne-Lise is back. Delighted, we welcome her back and she moves into one of the two wooden shelters, telling us that she had missed the last bus after all. 

While the children become more and more friends with Ami and take the little dog lady into their hearts, we use the second shelter house as an extended living room. The longer the evening lasts, the more often we stand in the middle between the two shelters, in order to be able to talk further with Anne-Lise, until we finally invite her into our shelter, because it is simply better to chat that way. Anne-Lise is Danish, lives in Arhuus and wants to use this week to get to know her country better and to clear her head while hiking. We learn that she is a craniosacral therapist who loves her job and cares for her patients with all her heart. This caring has now led to her becoming more and more tired herself… she has cared so much for others and is now looking to re-energize herself… I suspect that this is one of the great challenges with all bodyworkers and therapeutic professions, namely not neglecting one’s own self-care in the midst of all the passion in working independently with people. This reminds me of the advice of my ThaiYoga teacher, who in the basic training always reminded me not to lose sight of myself. Therefore, I can imagine even a little better what moves Anna-Lise. 

So we talk until deep into the night about our dreams and why we are here, while more and more spiders, with quite considerable body sizes, seek refuge from the storm and discover the wooden hut for themselves and Anne-Lise prefers to put up her tent once more.

In the morning we are surprised with freshly baked sourdough rolls Anne-Lise bought at the harbor pub Bogøbrød and we have an extended breakfast together thanks to the persistent rain. Ami, this lovable cocker spaniel, defies rain, storm, thunderstorm and cold with stoic patience and is satisfied when she is allowed to snuggle into her best friend’s sleeping bag. The more time we spend with them, the more I marvel at this intimate bond between the two.  We learn how Ami has been receiving secret cranio-sacral treatments, while she was still asleep because she had pain and „water in her ears“ and a herniated disc. Anne-Lise exchanged ideas with two therapists who treat animals and has since wanted to treat her brave yet fearful little canine friend herself, as the knowledge of craniosacral therapy can also be wonderfully applied to animals. 

After the rain has subsided, we hike and bike our way to meet again in the evening at a beautiful campsite in Ulvshale on the north coast of the island of Møn. Ami and the kids enjoy the sandy beach, the dunes and the glistening sea in the evening sun, and none of us feel like we’ve only known each other for a day….  We realize that we are all, each in our own way searching, we with our trip, Anne-Lise with her time out on the Danish islands. 

 

When you do things from your soul, you feel a river moving in you, a joy. 

Rumi

Anne-Lise, we are glad you missed the bus so that we had the chance to meet you. We are touched when we think of your openness, composure, warmth and your love for animals. Thank you again for your translation support, because without you we would never have managed to order a replacement mat from Intersport just before closing time, pay for it with Danish Mobilepay and pick it up at the butcher around the corner after closing time. And last but not least, thank you for reminding us how important it is to listen to your heart andfor letting us share it here.

We would be so excited to hear from you and your faithful companion again and wish you the best for your newfound dream from the bottom of our hearts! 

Wohin werden wir reisen können? Wird es uns überhaupt möglich sein aufzubrechen, und wann? Wie wird sich die Corona-Situation weiter entwickeln? Wird unser Wohnmobil rechtzeitig fertig? Finden wir Zwischenmieter für unsere Wohnung? All diese Fragen stellen wir uns täglich, immer und immer wieder.

Zeit für einen Lagebericht…

Das neue Jahr startet für uns genauso wie das alte aufhörte: Der Lockdown hat uns fest im Griff, tägliche Videokonferenzen bestimmen den Tagesablauf unserer Kinder, wir entrümpeln immer noch, die Fertigstellung unseres Wohnmobils ist noch lange nicht in Sicht und wir haben keine Ahnung, wie unsere Reise überhaupt aussehen kann. Unsere Unsicherheit und Zweifel waren noch nie größer als jetzt!

Und doch ist auch Fortschritt erkennbar:

Mein Job ist gekündigt, Mitarbeiter und Kollegen sind informiert und das Arbeitsamt weiß auch Bescheid. Manu ist schon im Sabbatical und hat dadurch mehr Zeit für den Corona Homeschooling Alltag und die Bedürfnisse unserer Kinder, denen diese außergewöhnliche Corona-Zeit auch schwer fällt (auch wenn sie etwas länger schlafen dürfen, weil der Schulweg wegfällt). 

Wir setzen mehr und mehr Häkchen auf unserer Vorbereitungsliste: Wir haben Verträge gekündigt (unglaublich, wie viele Abos sich im Laufe der Zeit ansammeln), neue Reisepässe erhalten, die Ebook Reader eingerichtet, unser Technik Equipment trudelt nach und nach ein, die Reiseapotheke wächst, wird reduziert und wieder erweitert, die letzten Arzt-Check-ups werden vereinbart und unsere Meerschweinchen haben eine liebevolle Pflegefamilie gefunden, zu der sie im Frühling umziehen. 

Manu sammelt zudem mit diversen Fortbildungen noch neues Yoga-Know-How (und erweitert damit unser mentales Equipment), wir haben großartige Wanderrucksäcke entdeckt, um mehrtägige Touren machen zu können und diese auf unsere Deuter-Wunschliste geschrieben. Außerdem haben wir tolle gebrauchte Bikes erstanden, die immer dann zum Einsatz kommen werden, wenn unser 4,9t Wohnmobil stehen bleibt. 

Die Aufzählung aller Aspekte würde jetzt den Rahmen sprengen und doch gibt es einen, der Manu und mich besonders berührt: Basti und Tara planen immer mehr mit, sie stellen viele Fragen, helfen bei der Suche nach Zwischenmietern und sie überlegen sich häufiger: Welche Dinge (Bücher, Fotos von Freunden, Tagebücher, Lieblingsmusik, Lieblingsstifte, Lieblingsspiele, Lieblingslern-Sachen (räusper) sind mir wirklich wichtig, so dass ich sie unbedingt ins Wohnmobil mitnehmen möchte?

Wir freuen uns auf unsere große Reise und sind davon überzeugt, dass wir, trotz pandemiebedingter Umstände, viel entdecken werden, eine unvergessliche Zeit miteinander verleben, unglaubliche Erfahrungen machen und bereichernde Begegnungen mit vielen interessanten Menschen haben werden.

Sind wir deshalb unvorsichtig und naiv oder optimistisch und mutig?

Mutig zu sein, bedeutet für uns nicht, dass wir keine Angst, keine Unsicherheit empfinden. Mutig zu sein bedeutet für uns, dass unser Wille, diese Reise zu unternehmen stärker ist als die Angst. Und wir sind uns sehr sicher: 

Unsere Reise wird – bei aller Vorsicht – im Mai starten. Und Euch nehmen wir mit!