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Manu Ballbach

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Ob wir hier fahren können? Nicht dass wir abrutschen. Wir haben keine Sandbleche dabei! Soll ich vorlaufen? Oder willst du mal anhalten und ein Stück vorlaufen und es dir selbst ansehen? Stecken bleiben wäre jetzt echt nicht so cool…

Armer Adrian. Manchmal bekommt er von mir eine regelrechte Fragentirade, gemischt mit Anweisungen zugeworfen – wenn ich nervös bin, wenn ich das, was kommt, nicht einschätzen kann und in meinem Kopf bereits die wildesten Szenarien einer, eigentlich ziemlich unspektakulären, Ausgangssituation entstehen. Zur Antwort brummt er dann meist ein: „Mmmmhhh, das passt schon, Manu.“ Und prekäre Passagen einer Sandpiste werden mit einem Grinsen seinerseits als Herausforderung angenommen. Da weiß ich, dass Adrian im „Abenteuermodus“ ist. Wenn ich von Adrian allerdings ein bestimmtes Geräusch höre, das wie ein kurzes und zugleich seufzendes „hm“ ausgesprochen wird, weiß ich, das er die vorliegende Situation dann doch knifflig findet. Ich kenne es vom Klettern, wenn Adrian im Vorstieg den nächsten Zug plant. Wenn er „hm“ sagt, werde ich leider noch nervöser. Denn kurz danach kippt es entweder in ein „Oh, Mist“ Geräusch – oder in ein triumphierendes „Jaja!“. 

Der „Feldweg“ durch die aufgeworfenen Sanddünen fällt in die Kategorie „hm.“ Doch bevor dies sich in „Oh Mist“ verwandeln könnte, winkt uns ein Beduine mit seinen drei Kamelen zu, der 10 Meter von uns entfernt gemächlich durch die Sandhügel schreitet und uns mit Daumen hoch signalisiert, dass wir guten Mutes in die vor uns liegenden Sandberge hineinfahren können. Während ich mich noch frage, ob der Kamelreiter unser Auto so gut einschätzen kann, gibt Adrian Gas.

Wir sind in Sidi R’bat. Einem kleinen Fischerdorf südlich von Agadir.  In Park4night haben wir nach einem ruhigen Stellplatz an der Küste gesucht, an dem wir hoffentlich mal wirklich alleine sein können. Wir, das Meer, die Sanddünen, die Sonne. Nach Wochen im trockenen Atlasgebirge sehnen wir uns alle nach einer salzigen Meeresbrise und dem Anblick von Wasser im Allgemeinen. Hier, auf den Sandwegen oberhalb der Klippen kann man wohl parken und übernachten. Viele Einträge zum Stellplatz gibt es nicht, aber gerade das finden wir gut. Wir halten an, schauen uns um, es ist ein Netz aus Dünen, Sandwegen und Trampelpfaden, dass sich hier über die Klippen hinweg zieht und der Ausblick ist atemberaubend. In der Ferne sieht man durch die Gischt nur ein 5 Sterne Hotel mit Geodom-TinyHouses, das diesen Meerblick sicher in einer anderen Preiskategorie verkauft, als wir es uns je leisten könnten. Ob wir hier stehen bleiben dürfen? Wir sind uns noch unsicher, merken aber, dass es wirklich schön wäre. Einen Stellplatz finden hat ja oft mit Bauchgefühl zu tun. Es lässt sich ein wenig vergleichen mit dem Gefühl bei einer Wohnungssuche. Natürlich gibt es auch pragmatisch strategische Plätze, die nicht schön sind, sondern vielmehr ein Supermarktplatz. Doch jetzt gerade sehnen wir uns nach einem Traumplätzchen, an dem wir eine Weile bleiben können.

Hier siehst Du

Noch während wir überlegen, ob wir hier bleiben sollen, allein auf weiter Sandflur, schlendert ein Marokkaner in klassisch gestreifter Woll-Djellaba, einem Mantel zum Reinschlupfen, in unsere Richtung, unter der hochgezogenen Kapuze blinzeln ein Fischerhut, freundliche Augen und ein breites Grinsen hervor: Merhaba. Salaam. Willkommen. Sagt er mit sonorem Bass. Das klingt gut. Das Lächeln ist echt und spontan. An seiner Seite ein gemächlich schreitender kleiner wuscheliger schwarzer Hund.

Wir lernen Ibrahim kennen. Und Pablo, seinen Hund. Ibrahim ist Fischer und wohnt unterhalb der Klippen in einer Felsenhöhle. Von ihm erfahren wir, dass das Parken und Übernachten hier sicher ist, dass in den Sommermonaten die Klippe von Autos und Campern bevölkert wird. Wir hingegen stehen hier ganz allein. Ibrahim erklärt uns wo er wohnt, während Tara und Basti sich mit Pablo anfreunden und lädt uns zum Tee in seine Höhle ein. Anytime, sagt er und lächelt. 

Ibrahim, ein Fischer aus Sidi R´bat

Sahid und seine Kamel-Familie (die Oma, die Tochter, die Enkelin) kommen ebenfalls noch vorbei und er erzählt uns wie alt Kamele werden, wie geduldig und sensibel sie sind und vieles mehr, bevor er das jüngste der drei liebevoll tätschelt, sich verabschiedet und sich auf den Heimweg zum Dorf  begibt.

Sahid mit der Kamel-Großmutter

Wir bleiben zurück, genießen die Stille und den Sonnenuntergang mit Ausblick, bevor wir uns von den Wellen in den Schlaf wiegen lassen. Natürlich bleibt unsere Ankunft nicht unentdeckt, und der eine oder andere Local kommt den weiten Weg aus dem Dorf zu uns gelaufen oder knattert mit dem Mofa hierher, bleibt vor unserer Tür stehen, um ein kleines Schwätzchen zu halten und uns von den Besonderheiten der Region zu erzählen. Die meisten Begegnungen sind einfach unkompliziert. Unkompliziert anders als an vielen unserer vorherigen Stopps in Marokko, bei denen wir doch oft das Gefühl hatten, dass es um das Verkaufen geht, dass wir Geld geben sollen, oder unsere Fahrräder idealerweise verschenken. Doch die brauchen wir und viel Geld haben wir als Langzeitreisende ja auch nicht im Überfluss. Wobei, für marokkanische Verhältnisse dann eben doch wieder. Das macht Marokko manchmal echt schwierig und ist für uns Neuland, da wir Ähnliches auf unserer Tour in den Osten so nicht oder nur sehr selten erlebt haben. 

In den nächsten Tagen rauschen meterhohe kraftvolle Wellen in die Bucht, wir machen ausgiebige Strandspaziergänge, besuchen Ibrahim und seinen Mitbewohner, bestaunen die Höhlen unterhalb der Klippen, oder ziehen uns einfach mal in unseren KAZYmir zurück. Zeit zum Lesen, Lernen, Blog schreiben.

Die Felsenhöhlen der Fischer aus Sidi R´bat

Wir lernen weitere Dorfbewohner kennen. Da ist Ismail, der Shop Besitzer, der für uns in die nächst größere Stadt fährt, um Basti´s marokkanische Prepaid Karte wieder mit Guthaben aufladen zu lassen. Ismail und seine Frau Fatima führen den örtlichen Tante-Emma-Laden. Während ich bei Fatima unsere Brot-, Mehl- und Salzvorräte auffülle, bekomme ich von ihr Arabisch Unterricht. Wir müssen lächeln. Ich erkläre Fatima die Begriffe in Deutsch und Englisch, sie mir in Arabisch und Tamazight, der Beduinensprache. Als ich mich umdrehe, hat sich die staubige Durchgangsstraße in eine Restaurantterrasse verwandelt. Wo eben noch gähnende Leere herrschte, hat Ismail seine Grillkohle angezündet und Plastiktische und Stühle aufgestellt. Seine Kinder helfen ihm und schon rösten frisch gefangene Sardinen auf dem Straßengrill. Adrian, ein großer Freund der Straßenküche, schnuppert glücklich und wird prompt zum Essen eingeladen. Ibrahim und Pablo biegen um die Ecke, gesellen sich ebenfalls dazu und es entsteht eine kleine feine Mittagsrunde mit Ismails Familie und weiteren Nachbarn. Als wir uns verabschieden, möchte Adrian etwas Geld für das Essen beisteuern und bekommt ein  deutliches, aber nicht unfreundliches „I don’t want your money“ als Antwort. Vielmehr bekommen wir eine Einladung, jederzeit wieder zu kommen. Während wir auf „unsere Klippe“ zurückschlendern, beschließen wir, Zimtschnecken zu backen und direkt eine Ladung davon zu Ismail und Fatima zu bringen. 

Frische, gegrillte Sardinen bei Ismail und seiner Familie

Doch dann kommt der Sandsturm. Wir kennen Stürme mit Windgeschwindigkeiten von über 90km/h aus der Felsnadellandschaft Kappadokiens in der Türkei. Dort war es so staubig, dass Tara tagsüber mit einer Taucherbrille draußen unterwegs war. Doch der Sandsturm, der uns am darauf folgenden Tag hier überrascht, hat eine andere Qualität: Es ist früher Nachmittag, als sich plötzlich der Himmel verdunkelt und ockergelbes Schummerlicht das Tageslicht ersetzt. Ein Blick ins Freie ist in kürzester Zeit unmöglich geworden, herumfliegende Sandkörner der Sahara verhindern die Sicht und das Atmen. Die Sichtweite beträgt weniger als eine Armlänge. Der Sand ist überall, piekst und reibt auf der Haut, sobald wir ins Freie treten. Also schnell zurück in unser Wohnmobil. Über viele Stunden hinweg rütteln uns kräftige Sturmböen durch, während das Heulen und Pfeifen immer lauter wird. Wir planen unsere Tätigkeiten auf“ Indoor“ um und gehen in den Regentag- bzw. vielmehr Sandsturm-Modus. Schnell merken wir, dass wir, bevor wir uns zurück ziehen und einsanden lassen, noch einmal  die Parkrichtung ändern müssen, da der Sturm die Sandkörner in die Lüftungsschlitze unseres Kühlschranks drückt. Außerdem wackelt unser 5-Tonnen-Tiny-House deutlich weniger, als wir uns mit der Fahrerkabine in Richtung Wind stellen. Wir hoffen inständig, dass unser Motor uns das verzeiht. Die Urgewalt dieses Sandsturms beeindruckt uns. Wir sind froh, dass uns in Ait Ben Hadoou ein Tuchverkäifer die Wickeltechnik der Beduinen beigebracht hat. Jetzt wissen wir diese sehr zu schätzen. Insbesondere als Adrian sich zum Ausliefern der Zimtschnecken bereit macht und zusätzlich Kopf, Mund und Nase verhüllt und im Sand verschwindet. Während er sich durch den Sturm kämpft, (denn Zimtschnecken schmecken frisch einfach am besten), beobachten wir besorgt, wie die Sandhaufen um uns immer höher werden. 

Einen Tag später ist der Spuk vorbei, wir krabbeln aus unserem Auto und freuen uns auf eine weitere Runde Tee mit Ibrahim, Fatima und Ismail. Wir genießen noch zwei weitere Tage und Nächte am Meer und verlassen schweren Herzens diesen scheinbar unscheinbaren Ort, dessen Bewohner uns mit ihrer Offenheit und Gastfreundschaft tief berührt haben. 

English Version:

I wonder if we can drive here. Not that we slip off. We don’t have any sand plates with us! Do you want me to run ahead? Or do you want to stop and walk ahead a bit and see for yourself? Getting stuck really wouldn’t be that cool right now…

Poor Adrian. Sometimes he gets a real tirade of questions from me, mixed with instructions – when I’m nervous, when I can’t estimate what’s coming and the wildest scenarios of an – actually quite unspectacular – situation are already developing in my head.
In response, he then usually hums „Mmmmhhh, it’ll be ok, Manu.“

Other precarious passages of a sandy track are accepted as a challenge with a grin on his part. That’s when I know Adrian is in „adventure mode.“ But when I hear a certain sound from Adrian, pronounced like a short and at the same time sighing „hm“, I know that he finds the current situation tricky after all. I know it from climbing, when Adrian is planning his next move in the lead. Unfortunately, when he says „hm“, I get even more nervous. Because shortly after, it tips over into either an „Oh, crap“ sound – or a triumphant „Yay!“.
The dirt road through the raised sand dunes falls into the „huh.“ category. But before the situation turns into „Oh crap,“ a Bedouin with his three camels waves at us, striding leisurely through the sand hills 10 meters away from us, signaling with a thumbs-up that we can enter the sand mountains ahead without problems. While I’m still wondering whether the camel rider can judge our car so well, Adrian steps on the gas.

We are in Sidi R’bat. A small fishing village south of Agadir. In Park4night we looked for a quiet pitch on the coast, where we can hopefully be really alone. Us, the sea, the sand dunes, the sun. After weeks in the dry Atlas Mountains, we all long for a salty sea breeze and the sight of water in general. Here, on the sandy paths above the cliffs, one can probably park and spend the night. There are not many entries to this particular spot, a good sign for us. We stop, look around, it is a network of dunes, sand paths and trails that stretches here over the cliffs and the view is breathtaking. In the distance, through the spray, we can just see a 5 star hotel with Geodome-TinyHouses, which surely sells this sea view in a different price category than we could ever afford. Whether we may stop here? We are still unsure, but realize that it would be really nice. Finding a pitch often has to do with gut feeling. It can be compared to the feeling when looking for an apartment. Of course, there are also pragmatically strategic places that are not beautiful, but for example close to a supermarket. But right now we are longing for a dream place where we can stay for a while.

Even as we ponder whether to stay here, alone on a vast expanse of sand, a Moroccan in a classic striped woolen djellaba, a coat to pull over your head, strolls in our direction. A fisherman’s hat, friendly eyes and a broad grin wink out from under his raised hood: Merhaba. Salaam. Welcome. He says with a sonorous bass. It sounds good. The smile is genuine and spontaneous. At his side a leisurely striding little fuzzy black dog.
We get to know Ibrahim. And Pablo, his dog. Ibrahim is a fisherman and lives below the cliffs in a rock cave. From him we learn that parking and spending the night here is safe, that in the summer months the cliff is populated by cars and campers. We, on the other hand, are standing here all alone. Ibrahim explains to us where he lives while Tara and Basti make friends with Pablo and invites us to tea in his cave. Anytime, he says and smiles.

Sahid and his camel family (the grandma, the daughter, the granddaughter) also come by and he tells us how old camels get, how patient and sensitive they are and much more before he pats the youngest of the three lovingly, says goodbye and heads home to the village. We stay behind, enjoying the silence and the sunset with a view, before letting the waves lull us to sleep. Of course, our arrival does not go undetected, and one or the other local comes running the long way from the village to us or rattles here on his moped, stopping in front of our door to have a little chat and tell us about the peculiarities of the region. Most encounters are simply uncomplicated. And different from many encounters of our previous stops in Morocco, where we often had the feeling that it is about selling, that we should give money, or ideally give away our bikes. But we need them and as long-term travelers we do not have much money in abundance. Whereby, for Moroccan conditions we certainly do have. This makes Morocco sometimes difficult and is uncharted territory for us, since we have experienced similar situations very rarely on our tour to the east.

Over the next few days, powerful waves several meters high crash into the bay, we take extensive walks on the beach, visit Ibrahim and his roommate, marvel at the caves below the cliffs, or simply retreat to our KAZYmir. Time to read, study, write our blog.
We get to know more villagers. There is Ismail, the store owner, who drives for us to the next bigger town to have Basti’s Moroccan prepaid card reloaded with credit. Ismail and his wife Fatima run the local corner store. While I fill up our bread, flour and salt supplies at Fatima’s, I get Arabic lessons from her. We have to smile. I explain the terms to Fatima in German and English, she to me in Arabic and Tamazight, the Bedouin language. When I turn around, the dusty road has turned into a restaurant terrace. Where just now there was a yawning emptiness, Ismail has lit charcoal and set up plastic tables and chairs. His children help him and a few minutes later freshly caught sardines are roasting on the street grill. Adrian, a big friend of street food, smiles happily and is promptly invited to lunch. Ibrahim and Pablo turn the corner, join them as well and a small fine lunch round with Ismail’s family and other neighbors develops. When we say goodbye, Adrian wants to contribute some money for the meal and gets a clear but not unfriendly „I don’t want your money“ as an answer. Rather, we get an invitation to come back anytime. While strolling back to „our cliff“, we decide to bake cinnamon rolls and take a batch of them directly to Ismail and Fatima.

But then comes the sandstorm. We know storms with wind speeds of over 90km/h from the rocky needle landscape of Cappadocia in Turkey. There it was so dusty that Tara was out during the day with diving goggles. But the sandstorm that surprises us here the following day has a different quality: It is early afternoon when suddenly the sky darkens and ocher-yellow dim light replaces the daylight. Looking outside has become impossible in no time, grains of Saharan sand flying around prevent visibility and breathing. Visibility is less than an arm’s length. The sand is everywhere, stinging and rubbing on our skin as soon as we step outside. So we quickly return to our camper. For many hours, powerful squalls rattle us as the howling and whistling gets louder and louder. We reschedule our activities to“ indoor“ and go into rainy day or rather sandstorm mode. We quickly realize that before we retreat and get sanded in, we need to change parking directions once again as the storm pushes the grains of sand into the vents of our refrigerator. In addition, our 5-ton Tiny House wobbles much less when we face the wind with the driver’s cab. We sincerely hope that our engine will forgive us. The elemental force of this sandstorm impresses us. We are glad that a cloth seller in Ait-Ben-Haddou taught us the winding technique of the Bedouins. Now we appreciate this a lot. Especially when Adrian gets ready to deliver the cinnamon rolls and additionally covers his head, mouth and nose and disappears into the sand. While he fights his way through the storm (because cinnamon rolls simply taste best when fresh), we watch anxiously as the piles of sand around us get higher and higher.

A day later the storm is over. We crawl out of our car and look forward to another round of tea with Ibrahim, Fatima and Ismail. We enjoy two more days and nights by the sea and leave with heavy hearts, when we say Goodbye to this seemingly inconspicuous place, whose inhabitants have touched us deeply with their openness and hospitality.

Es gewittert.  Wir rollen über eine französische Autobahn mit starken Steigungen und Gefällen und versuchen trotz des starken Regens die Fahrbahn zu erkennen. Adrian und ich sehen, wie die Wassermassen rund um unser Auto hochschießen und hoffen, dass das Unwetter bald nachlässt. Plötzlich werden die Scheibenwischer langsamer, das Radio, die Innenbeleuchtung und die Scheinwerfer immer schwächer. Es ist schwer, nicht nervös und hektisch zu werden. Wir tauschen besorgte und irritierte Blicke aus und dann steht ziemlich schnell fest: Runter von der Autobahn. Bloß nicht dort stehen bleiben. Nicht schon wieder!

All diejenigen unter uns, die mit älteren Autos unterwegs sind, werden dieses Gefühl kennen… Und auch wir sind der Meinung, dass wir durch diverse Aufenthalte in türkischen Autowerkstätten inzwischen einen recht gelassenen Umgang mit Pannen haben. Um genau zu sein, DACHTEN wir das. Doch dies ist schon die zweite Panne in 5 Tagen, ein neuer Rekord für unser 30 Jahre altes Iveco Wohnmobil. 

Donnerstag, 01.09.2022:

Wir parken auf einem Rastplatz der Route Nationale Richtung Nancy. Die Durchquerung der Mitte Frankreichs fühlt sich diesmal riesig an. Wir gönnen uns eine Pause. Dann startet Adrian den Motor – und es bleibt still.  Kenner des „magischen Bauhauses“ wissen, welches Wort jetzt kommt: Totenstill.
Anschieben von 5 Tonnen auf ebener Fläche? Wir brauchen eine Anfahrhilfe, damit wir ins Rollen kommen, weiter fahren und eine Werkstatt aufsuchen können.

Mit dieser Bitte wende ich mich an den ADAC. Das darauf folgende zweistündige Drama lässt sich wie folgt zusammenfassen:  Der ADAC Mitarbeiter aus Bayern sucht „Nancy“ zunächst vergeblich auf seiner Karte. Leider darf ich ihm meinen Standort nicht übermitteln, da ich mich telefonisch an den ADAC wende. In diesem Gespräch, erschwert durch eine schlechte Verbindung, muss ich genau Auskunft geben über mich und alle Insassen und ich frage mich, was das Alter meiner Kinder mit der Bitte um Starthilfe zu tun hat. Nach zwei langen Stunden Wartezeit steht endlich der französische Pannendienst vor uns. Doch dieser will zunächst die finanzielle Seite klären. Ich habe inzwischen unsere Panne via ADAC App gemeldet, da man dort auch den Standort angeben kann, bestätige zugleich, dass diese Panne bereits gemeldet ist, in einem Telefonat mit einer Mitarbeiterin des französischen (?) ADAC, die glücklicherweise weiß, wo Nancy liegt. Ich reiche mein Telefon dem gestikulierenden Mitarbeiter, der vor uns steht, da er dringend Rücksprache halten möchte. Während also der Subunternehmer viele Fragen zur Finanzierung an den ADAC hat, sehe ich mein klägliches deutsches Roaming Guthaben dahin schwinden. Warum habe ich nur mein Telefon zur Verfügung gestellt? Der Pannenservice telefoniert weiter, misst und fotografiert dabei unsern Camper. Aha, Dokumentation vor Reparatur… Ich versuche einzuwerfen, dass wir nicht abgeschleppt werden wollen. Mann(!)  telefoniert und gestikuliert weiter. Irgendwann bekomme ich mein Telefon zurück und erfahre von der freundlichen Dame am Telefon, dass der bevorstehende Einsatz, wie auch immer er aussehen wird, vom ADAC gedeckt ist. Allerdings nur bis zu einer Summe von 300€. Alles, was darüber hinaus geht, müssen wir selbst zahlen. Adrian bemerkt meinen erstaunten und schockierten Blick. Haben wir im Kleingedruckten etwas übersehen, als wir unsere Mitgliedschaft vor Reisestart extra auf Premium aufgestockt hatten? Knapp 80 € sind also schon auf unserer Rechnung, denn die Anfahrt zu uns und die Erstuntersuchung von KAZY wird 372 € kosten. Weitere Kosten noch ausstehend. Wir schlucken, sind genervt, haben aber keine Wahl.

Endlich ist es soweit. Wir dürfen die Motorhaube öffnen. Der Mitarbeiter blickt hinein, zeigt Adrian, dass er den Zündschlüssel drehen soll. Dann holt er einen Hammer. Während Adrian wiederum den Zündschlüssel dreht, klopft der Mitarbeiter im Motorraum auf den Anlasser. Unser Camper hustet und plötzlich springt er an. Voilà. Repariert?! Nein. Aber fahrbereit. Ach nein, zunächst müssen wir zahlen. Kreditkartenangaben inklusive Sicherheitscode wollen wir nicht weitergeben, also zahlen wir in bar. Unser Beleg kommt wohl per Email…
Der „Service en Panne“ rollt davon und Kazy’s Motor schnurrt. Die Frage ist nur wie lange?

Da wir nicht mit der „Hammermethode“ bis Marokko fahren wollen, suchen wir eine Iveco Werkstatt in der Nähe auf. Es ist kurz vor Feierabend, als wir Kazy bei laufendem Motor vor einer Werkstatt parken, zum Empfang joggen und unser akutes Problem schildern. „Pas du tout anglais“ und „full“ ist die Antwort der ersten Werkstatt, deren Mitarbeiter zu verstehen gibt, dass er überhaupt kein Englisch spricht und keinen Reparaturtermin für die nächsten 4 Wochen frei hat, um uns dann mit einem gelangweilten Kopfschütteln wieder davon zu schicken. Was jetzt?

Uns rettet die nahegelegene KFZ Werkstatt Mecacamp, welche auf Camperausbau und FIAT spezialisiert ist, indem sie uns ihre Hilfe für den Folgetag zusagen. Eine Nacht im Industriegebiet und viele Wartestunden später ist der neue Anlasser bestellt. Die deutsch sprechende Mitarbeiterin bangt mit uns und hält uns über den Fortschritt auf dem Laufenden. Nach einer weiteren Nacht auf dem hiesigen Campingplatz und eine Anlasser-Expresslieferung später, können wir wieder durchstarten. 

Dankbar über die Hilfe fahren wir Freitags abends vom Hof der Werkstatt und steuern ein Klettergebiet im Jura an: Verschnaufpause in der Natur. Wir entscheiden uns den Tipp zu einem Park4Night Parkplatz auszuprobieren und steuern einen Wanderparkplatz mit Ausblick auf Châtillon an. Es ist dunkel, als wir ankommen, wir kochen, essen und fallen unendlich müde in unsere Betten

Als ich am nächsten Morgen mit der Yogamatte in der Hand die Tür öffne, begrüßt mich die kühle, feuchte, erdige Herbstluft, durch die erste Sonnenstrahlen dringen. Während ich noch über das Nebelspiel staune und kurz das Gefühl habe, über den Wolken zu schweben, bekomme ich Gesellschaft von verschlafenen und ebenso fasziniert drein schauenden Lieblingsmenschen: Familientreffen mit Aussicht. Dieser Moment ist es, in dem wir uns anschauen und einfach glücklich sind, hier zu sein, unterwegs zu sein, mit der Welt als unserem Garten.

Dienstag, 06.09.2022: 

Weiter Richtung Südwesten. Mit einem Zwischenstopp in Lascaux erfülle ich mir einen langgehegten Wunsch und wir freuen uns, dass die Kinder ebenso fasziniert sind, von den ersten Malereien der Menschheit. Lascaux IV beschert uns Gänsehaut und die Abbildungen der prähistorischen Krafttiere erinnern uns dann, dass Menschen immer schon Philosophen und Sinnsucher waren. 

Ein großes, abwechslungsreiches Land mit viel Geschichte, das immer wieder Überraschungen bereithält. Das ist Frankreich. Nach dem Besuch von Lascaux IV stoßen wir eher zufällig auf spektakuläre Bilder des Örtchens Beynac-et-Cazenac, nur 45 Minuten von Montignac-Lascaux entfernt und entschließen uns für einen spontanen Kurzbesuch zum Sonnenuntergang…

Dann wollen wir „richtig Strecke“ machen. Auf der Autobahn. Das ist der Plan, nachdem KAZYmir nun mit nagelneuem Anlasser ausgestattet ist. Aber wieder einmal kommt alles anders…Das wie oben beschriebene Erlebnis, dass einem buchstäblich die Lichter und nach und nach die komplette Autoelektrik ausgehen, ist kein Erstrebenswertes. Wir haben mal wieder Glück im Unglück und finden die ‚Garage Grizzly‘, ein Autoschrauber-Paradies spezialisiert auf alte Autos. Während Pascal und Adrian sich auf Fehlersuche machen, sehen Basti und Tara zum ersten Mal einen R4 und andere Oldtimer.

Diesmal ist es die Lichtmaschine, die den Geist aufgegeben hat. Wir haben Glück, der Ausbau der alten und der Einbau der neuen soll schon am Folgetag möglich sein. Pascal, der Chef der Werkstatt, zeigt uns einen schönen Übernachtungsplatz, der direkt an der hiesigen Kletterwand liegt… Ja, diese Panne bringt uns in bis dato unbekannte Ecken Frankreichs. Mit Starthilfe rollen wir vom Werkstattgelände und steuern die Site d’Escalade an. Wir haben Zeit und hier begrüßt uns ein familienfreundliches Klettergebiet.  Also hören wir auf, uns über diese weitere Panne zu ärgern und wechseln Turnschuhe kurzerhand gegen Kletterschuhe. Abends bekommen wir noch mal Besuch von Pascal. Ob dieser ruhig gelegene Platz zwischen Waldrand und Kletterfelsen für uns passt? Und wie. Wir sind dankbar, nicht wie bei der letzten Panne in einem Industriegebiet übernachten zu müssen. Am folgenden Morgen frühstücken wir zeitig und, während wir alles für die Rückfahrt zur Werkstatt vorbereiten, gehen die Kinder noch eine Runde bouldern. Wieder gibt es Starthilfe durch unseren KFZ Meister, der auch Dr.Voiture genannt wird. 

Zurück in der Garage Grizzly , beginnt das Bangen und Mitfiebern, ob die neu bestellte Lichtmaschine wirklich passen wird. Sie passt nicht, also nicht ganz. Aber das hält Pascal nicht davon ab, sie passend zu machen, mit viel Beharrlichkeit und der gekonnten Lässigkeit eines begnadeten Oldtimer Restaurateurs wird Alt und Neu kombiniert und passend gemacht. 

Nach drei weiteren Stunden kommt der spannende Moment: Adrian dreht den Zündschlüssel um, und KAZYmir springt an und schnurrt wieder wie ein Kätzchen. Wir staunen, sind unendlich erleichtert und bedanken uns mit selbst gemachtem Kaiserschmarren, den wir in der Kabine zubereitet haben , während im Motorraum konzentriert gearbeitet wurde. Durchatmen. Dankbar nehmen wir noch weitere Tipps entgegen, was wir tun können, um unseren Oldtimer langlebiger zu machen. Aufatmen. Wir haben nicht nur einen genialen KFZ Meister gefunden, sondern einen Freund kennen gelernt. 

Unsere Learnings:

  • Immer einen Hammer dabei haben, um bei Anlassproblemen dem Magnetschalter einen Schubs zu geben: Mit dem Hammer einige Male auf den Anlasser klopfen, dadurch löst sich eventuell der Magnetschalter und könnte damit alles ins Rollen bringen… 
  • Ersatzkeilriemen sind ebenfalls empfehlenswert.
  • Mitgliedschaften und Schutzbrief Leistungen wirklich bis ins allerkleinste Kleingedruckte prüfen. Denn z.B. selbst als Premium Mitglied beim ADAC muss man alle Pannenkosten über  300€ selbst tragen. 
  • Werkstätten, deren Name das Wort „Prestige“ enthalten, sind nicht dazu zu begeistern ein liebevoll saniertes Bastlermobil weiter zu beleben. 
  • Ein Mann, der von seinen Google Rezensenten liebevoll Dr.Voiture genannt wird, kann nur ein genialer KFZ Schrauber sein, der das Herz am rechten Fleck hat.
  • Kaiserschmarren lässt sich besonders gut in KFZ Werkstätten zubereiten. 
  • Wertvolle Wortschatzerweiterungen für dasReisen mit Oldtimer in Frankreich:
    – Demarreur (frz) ANLASSER
    – Interrupteur magnetique (frz.) MAGNETSCHALTER
    – Alternateur (frz.) LICHTMASCHINE

English Version:

It’s thundering. We‘ re rolling along a French highway with steep inclines and declines, trying to make out the road despite the heavy rain. Adrian and I watch the masses of water shoot up all around our car and hope that the storm will soon subside. Suddenly, the windshield wipers slow down, the radio, interior lights and headlights dim. It’s hard not to get nervous and frantic. We exchange worried and irritated glances and then it’s decided pretty quickly: get off the highway. Just don’t stop there. Not again!

All those of us who drive older cars will know this feeling… And we also think that we have become quite relaxed about breakdowns thanks to various stays in Turkish garages. To be exact, we THINK. But this is already the second breakdown in 5 days, number 7 and 8 in total since our journey began and a new record for our 30 years old Iveco motorhome.

Thursday, September 1st, 2022

We park on a rest area of the Route Nationale towards Nancy. Crossing the middle of France feels huge this time. We allow ourselves a break. Then Adrian starts the engine – and it remains silent. Connoisseurs of the „magic Bauhaus“ know which word to use now: dead silent. Pushing 5t on a flat surface? We need a starting aid so that we can start rolling, drive on and visit a workshop.

With this request I turn to the ADAC. The two-hour drama that followed can be summarized as follows: The ADAC employee from Bavaria initially looks for „Nancy“ on his map in vain. Unfortunately, I am not allowed to give him my location, as I contact the ADAC by phone. In this conversation, hampered by a bad connection, I have to give exact information about myself and all the occupants and I ask myself what the age of my children has to do with the request for jump-starting. After two long hours of waiting, the French breakdown service is finally in front of us. But he first wants to clarify the financial side. In the meantime, I have reported our breakdown via the ADAC app, since you can also enter the location there. At the same time, I confirm that this breakdown has already been reported in a phone call with an employee of the French (?) ADAC, who fortunately knows where Nancy is. I hand my phone to the gesticulating employee in front of us, as he urgently wants to consult. So while the subcontractor has lots of questions for ADAC about financing, I watch my pitiful German roaming credit dwindle away. Why did I only provide my phone? The breakdown service continues to make phone calls, measuring and photographing our camper in the process. Aha, documentation before repair… I try to interject that we don’t want to be towed. Male(!) keeps on calling and gesticulating. Eventually I get my phone back and learn from the friendly lady on the phone that the upcoming operation, whatever it will be, is covered by ADAC. However, only up to a sum of 300€. Anything above that, we have to pay ourselves. Adrian notices my astonished and shocked look. Did we miss something in the fine print when we had upgraded our membership to Premium before we started our trip? So almost 80 € are already on our bill, because the journey to us and the initial examination of KAZY will cost 372 €. Further costs still pending. We swallow, are annoyed, but have no choice.
Finally the time has come. We are allowed to open the hood. The employee looks inside, shows Adrian to turn the ignition key. Then he fetches a hammer. While Adrian turns the ignition key again, the employee knocks on the starter in the engine compartment. Our camper coughs and suddenly it starts. Voilà.
Fixed?! No. But ready to drive. Oh no, first we have to pay. We don’t want to give credit card details including security code, so we pay in cash. Our receipt will probably come by email…

The „Service en Panne“ hushes away and Kazy’s engine purrs. The only question is how long?
Since we don’t want to drive to Morocco with the „hammer method“, we look for an Iveco workshop nearby. It is shortly before closing time when we park Kazy with the engine running in front of a workshop, jog to the reception and describe our acute problem. „Pas du tout Ingles“ and „full“ is the answer from the first workshop, whose employee makes it clear that he speaks no English at all and has no repair appointment free, only to send us off again with a bored shake of the head. What now?

The nearby Mecacamp garage, which specializes in camper conversions and FIAT, saves us by promising us their help for the following day. One night in the industrial area and many waiting hours later the new starter is in. The German speaking employee bangs with us and keeps us informed about the progress. After another night on a camping site and a starter express delivery later, we can start again.
Grateful for the help, we leave the workshop yard on Friday evening and head for a climbing area in the Jura: a breather in nature.
We decide to try the tip about a Park4Night parking lot and head for a hiking parking lot with a view of Châtillon. It is dark when we arrive, we cook, eat and fall infinitely tired into our beds.
When I open the door the next morning, yoga mat in hand, I’m greeted by the cool, damp, earthy autumn air through which the first rays of sunlight are filtering. While I’m still marveling at the play of fog and briefly feel like I’m floating above the clouds, I get company from sleepy and equally fascinated looking people: Family reunion with a view. This moment is when we look at each other and are just happy to be here, to be on the road, with the world as our garden.

Tuesday, September 6th, 2022:
Continuing towards the southwest. With a stopover in Lascaux, I fulfill a long-cherished wish and we are pleased that the children are equally fascinated by the first paintings of mankind. Lascaux IV gives us goose bumps and the images of the prehistoric power animals then remind us that humans have always been philosophers seekers of meaning.

A large, varied country with a lot of history that always has surprises in store. That is France.
After visiting Lascaux IV, we come across spectacular pictures of the small village of Beynac-et-Cazenac, just 45 minutes from Montignac-Lascaux, rather by chance and decide to make a spontaneous short visit at sunset…

Then we want to make „real distance“. On the highway. That’s the plan, now that KAZYmir is equipped with a brand new starter. But once again everything comes differently…The experience described in the beginning, that literally the lights and gradually the complete car electrics go out, is not a desirable one. We are lucky again and find the ‚Garage Grizzly‘, a car mechanic paradise specialized in old cars. While Pascal and Adrian are troubleshooting, Basti and Tara see an R4 and other classic cars for the first time.

This time it’s the alternator that resigned and can only be replaced the following day.
Pascal, the boss of the workshop shows us a nice place to spend the night, which is actually located directly at the local climbing wall… Yes, this breakdown brings us to so far unknown corners of France. With a jump start we roll out of the workshop area and head for the Site d’Escalade. We have time and here a family friendly climbing area greets us. So we stop fretting about this further breakdown and change sneakers for climbing shoes without further ado. In the evening we get another visit from Pascal. If this quiet place between the edge of the forest and the climbing rocks is suitable for us? And how. We are grateful not to have to spend the night in an industrial area as we did at the last breakdown. The following morning we have an early breakfast and, while we prepare everything for the drive back to the workshop, the kids go bouldering for a while. Again we get a jump start from our master mechanic, who is also called Dr.Voiture.

Back in the garage Grizzly, begins the anxiety and fever, whether the newly ordered alternator will really fit. It does not fit, well not quite. But that doesn’t stop Pascal from making it fit, with a lot of persistence and the skillful nonchalance of a gifted classic car restorer, old and new are combined and made to fit.
After three more hours, the exciting moment arrives: Adrian turns the ignition key, and KAZYmir starts up and purrs like a kitten again. We are amazed, infinitely relieved and thank him with homemade Kaiserschmarren, which we have prepared in the cabin kitchen, while there was concentrated work at the engine. Breathe deeply. We gratefully accept more tips on what we can do to make our classic car last longer. Breathe a sigh of relief. We have not only found a brilliant automotive master , but met a friend.

Our Learnings:

  • Always have a hammer with you to give the solenoid switch a push in case of cranking problems: Tap the starter a few times with the hammer, this may loosen the solenoid switch and could thus get everything rolling….
  • Replacement V-belts are also recommended.
  • Memberships and Schutzbrief Lesitungen really check up to the very smallest fine print. For example, even as a premium member of the ADAC, you have to pay all breakdown costs over 300 € yourself.
  • Workshops whose name contains the word „Prestige“ are not to be inspired to further revive a lovingly restored tinyhouse on wheels.
  • A man who is affectionately called Dr.Voiture by his Google reviewers can only be an ingenious car mechanic who has his heart in the right place.
  • Kaiserschmarren“ can be prepared especially well in automotive workshop areas.
  • Valuable vocabulary enhancements for traveling with classic cars in France:
    Demarreur (frz) STARTER
    Interrupteur magnetique (frz.) MAGNETIC SWITCH
    Alternateur (frz.) GENERATOR

*Please find English Version below*

Unsere 15-monatige Reise „Ostwärts mit Umwegen“ führt uns 2022 auch für 3 Monate in die Türkei. Dort haben uns viele Orte in ihren Bann gezogen und doch gibt es einen, der uns, Kleine und Große, ganz besonders verzaubert: Kappadokien!

Mit diesem Artikel wollen wir euch eine kleine Starthilfe geben, für eure eigene Reise in eine Region Zentralanatoliens, geboren aus Feuer und Wind. Wir schreiben basierend auf persönlichen Erfahrungen und daher ist diese Übersicht nicht vollständig.

Kappadokien bietet unzählige Möglichkeiten zum Staunen, Erleben und Wandern. Wir bleiben viel länger dort als ursprünglich geplant, und sind nach einem abenteuerlichen Zwischenaufenhalt im unbekannten, aber atemberaubenden Nationalpark Aladaglar gerne nach Kappadokien zurückgekehrt und werden auch sicher auf zukünftigen Reisen wieder dorthin fahren. Es ist einfach zu magisch! Also zücke dein Notizbuch, Hinweise zu weiteren Artikeln und Stellplätzen findest du im Text verlinkt und blau hinterlegt. Viel Spass bei der Planung für deine eigene Traumzeit in Kappadokien!

Unser Ausblick vom Camper aus…

1. Die Anfahrt nach Kappadokien

Wir hatten uns, von Antalya aus kommend, entschieden so lange wie möglich entlang der Küstenstraße D400 Richtung Osten zu fahren und dann die Anfahrt nach Göreme, im Zentrum Kappadokiens, über die Nord-Süd Verbindung zu fahren: Antalya Richtung Mersin, dann die Autobahn Tarsus -Ankara (für uns ist es das erste Mal Autobahn seit vielen Monaten.) Ein Tipp hierzu: Bitte denke an die HGS Plakette für die Autobahn Maut, diese gibt es u.a. in der PTT (Post) in Tarsus. Im immer noch recht kühlen April wollen wir mit dieser Fahrtaktik länger das erste warme Wetter an der Küste genießen. Mehr Infos zum Reisen entlang der Südküste findest du hier.  In Tarsus angekommen gibt es einen schönen städtischen Wohnmobilstellplatz, bei dem jeder Camper sein eigenes „Gärtchen“ hat, der außerdem für bis zu drei Nächte kostenlos ist und sogar Strom- und Wasserversorgung anbietet. Als wir im April dort waren, war es recht voll, so dass wir nicht mehr in die offiziellen Parkbuchten stehen konnten, aber dennoch noch ein Plätzchen fanden.

Alternative Anreise: Aus dem Süden kommend, reisen viele Familien über eine kurven- und höhenmeterreiche Strecke von Side via Konya und Aksaray an. 

Dabei bietet es sich an, das Ritual der tanzenden Derwische in Konya zu besuchen. Konya ist eine traditionelle Stadt, in der es während des Ramadan tagsüber kniffliger werden kann, Essensvorräte aufzufüllen. Es ist die Geburtsstadt des persischen Poeten und Philosophen Rumi, dessen Weisheiten und Zitate immer wieder meine Yogastunden begleiten. Das dortige Rumi Museum und das Science Museum sind ebenfalls viel gelobt worden. 
Wen es mehr in die Natur zieht, kann zügig durch Konya fahren und sollte das Ihlara Valley, in der Nähe von Aksaray, ansteuern: Ein Canyon, durch den Schafherden ziehen, Felsenhäuser stehen und Ziesel über die Wiese springen. (Mehr zum Ilhara Valley in Kapitel 5)

Mehr über unsere Anfahrt erfährst du im Artikel Roadtrip nach Kappadokien.

2. Vor Ort 

Kappadokien liegt auf einer Hochebene, mit Kayseri findet sich die größte Stadt in dieser Gegend, die auch einen Flughafen besitzt, von dem aus viele Touristen ihren Aufenthalt in Kappadokien starten. Auf dem Weg ins Zentrum der „Heißluftballon-Magie“ passieren wir Nevshehir und steuern auf Göreme zu.

Göreme ist der größte der touristischen Orte in Kappadokien, hier gibt es so ziemlich alles – außer Ruhe. Wenn man diesen Ort betritt, wird einem schnell klar, dass die Existenz des Ortes allein durch den Tourismus gerechtfertigt wird. Veranstaltungs- und Reisebüros offerieren Ballonfahrten, Quad Touren und vieles mehr.

Göreme ist gewissermaßen der Nabel dieser faszinierenden vulkanischen Landschaft, dies bestätigt die Unesco 1985, indem sie die faszinierende Felsenlandschaft des Göreme Nationalparks zum Natur- und Kulturerbe der Welt erklärt.

3. Einkaufen, Essen, Wäsche waschen in Göreme

In den Haupt- und Nebenstraßen dieses Ortes reihen sich Postkarten, Miniatur-Heißluftballons aus Stoff oder Keramik, Teppiche, Restaurants verschiedenster Nationalitäten und verschiedensten Preiskategorien aneinander. Tatsächlich gibt es in vielen Läden ähnliche Artikel. Wir haben in unserer Familie zwei junge kritische Käufer dabei, die für ihre Freunde Mitbringsel einkaufen wollen. Dafür verleihen sie Preise und handeln, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Rückblickend sind sie froh über ihre Ausbeute und freuen sich schon darauf, diese zu verschenken. Auch das typische lokale Essen findet sich hier, welches wir uns einmal gönnen: Leckere kappadokische Küche in mittlerer Preiskategorie gibt es zum Beispiel im Cappadocian Cuisine.

Wer als Selbstversorger nach einer frischen Auswahl an Gemüse, Obst und Grundnahrungsmitteln Ausschau hält, fährt besser nach Uçhisar oder Nevşehir um dort in Supermärkten einzukaufen, an manchen Tagen finden sich auch Gemüsestände an den Straßen, die meist eine frischere Gemüse- und Obstauswahl haben, als die Supermärkte. Wer allerdings nur das Nötigste kaufen möchte, wird auch in Göreme selbst fündig.

Wäsche waschen geht natürlich auf den Campingplätzen, ansonsten bietet der Kösem Market and Laundry diesen Service an, allerdings zu stolzen („kappadokisch-europäisch“) Preisen von ca.10€ pro Waschladung inklusive Trocknen.

4. Sehenswürdigkeiten in und um Göreme

Die Fahrt im Heißluftballon: Je nach Anbieter, Saison und Korbgröße variiert ein Ticket zwischen 60 und 300 Euro. Ab dem Alter von 5 Jahren dürfen auch Kinder mit einsteigen. Es gibt drei unterschiedliche Korbgrößen, je kleiner (ca. 16 Personen), desto exklusiver und teurer die Fahrkarte. Die Heißluftballons mit dem größtem Umfang ermöglichen bis zu 28 Mitfahrenden einen Platz im Korb. Welche Strecke wird zurück gelegt? Das kommt ganz darauf an, wo gestartet wird und wie die Wetterverhältnisse sind. Wir haben mehrmals beobachtet, dass die Fahrt weniger eine Fahrt als vielmehr ein einstündiges Schweben in unterschiedlichen Höhen darstellt. Schön und spannend im Zeitraffer. Manchmal durchqueren die Ballons auch die verschiedenen Täler und landen an ganz anderen Stellen.

Für uns war es faszinierend und abwechslungsreich genug, das Spektakel vom Boden und von unterschiedlichen Standorten aus zu betrachten, außerdem hätte ein Ballonfahrt für 4 Personen unser Reisebudget einfach zu stark geschröpft.

Mehr über die Geschichte der Höhlenhäuser Kappadokiens erfährt man unter anderem hier:

Freilichtmuseum Göreme: Eintritt: ca. 7 Euro, wie immer am besten Stoßzeiten meiden,

Freilichtmuseum Uçhisar: Die Steinzitadelle von Uçhisar ist ein ungewöhnliches, aber wunderschönes von der Natur geschaffenes Werk, das einer Kreatur von Jim Henson ähnelt, die sich aus einem Steinberg erhebt.

Underground Town: Ein besonderes Erlebnis für viele Familien sind die Untergrundstädte. Wir waren mit dem eigenständigen Durchwandern und Erklettern der Höhlenöffnungen in den verschiedenen Valleys bereits sehr beschäftigt, so dass wir unseren Vorsatz in eine der Städte zu gehen für unseren Kappadokien Aufenthalt auf unsere Bucket Liste geschrieben haben. Denn ein Besuch lohnt sich! Die beiden größten Untergrundstädte sind Kaymaklı und Derinkuyu. Letztere gehört zur türkischen Provinz Nevşehir, mit der gleichnamigen Provinzhauptstadt. In Kappadokien sind bis heute 36 unterirdische Städte entdeckt, über 200 werden dort vermutet, von denen nur ein kleiner Teil für Besichtigungen aufbereitet ist. Das weiche und dadurch leicht zu bearbeitende Tuffgestein der kappadokischen Landschaft bietet beste Voraussetzungen für derartige Anlagen. Es wird angenommen, dass sie teilweise schon im dritten Jahrtausend v. Chr. von den Hethitern angelegt wurden. In römischer Zeit wurden sie von den urchristlichen Gemeinden ausgebaut, um Schutz vor der Verfolgung durch das römische Reich zu bieten. Sie wurden zum Teil noch 1838 als Zuflucht vor ägyptischen Truppen benutzt. Später benutzten die türkischen Bewohner die oberen, am leichtesten zugänglichen Räume als Ställe und vor allem als Lagerräume, da dort eine konstante Temperatur von sechs bis acht Grad Celsius herrscht. Wer sich genauer mit dem Mythos der Untergrundstädte befassen möchte, kann ich folgenden Artikel empfehlen: Unterirdische Städte in Kappadokien: Mythos und Wirklichkeit

Unseren persönlichen besonders mystischer Moment erleben wir bei den tanzenden Derwischen in der Karawanserei Saruhan. Diese liegt bei Avanos in Richtung Kayseri: Bereits die Besichtigung der Karawanserei, einer antiken „Herberge“ der Seidenstraße an sich bringt den Orient näher. Das Ritual des Sufi Ordens, die tanzenden Derwische, ist für uns ein weiterer Gänsehaut-Moment. Der stolze Preis von 20 Euro pro Erwachsenem lässt uns zuerst schlucken, doch wir gönnen uns dieses einmalige Erlebnis.

Es herrscht eine konzentrierte und meditative Stimmung in der Steinhalle der Karawanserei. Für jüngere Kinder ist dieses Ritual mit Sicherheit sehr langwierig. Unsere Kinder, 9 und 13, konnten die einstündige Veranstaltung mit etwas Verwunderung über die ungewohnte Art des „Tanzes“ genießen.

5. Die Täler von Kappadokien – Zu Fuß durch das ehemalige Vulkangebiet

Das Erkunden der verschiedenen Valleys ist um ehrlich zu sein unsere Lieblingsbeschäftigung! Wir orientieren uns bei jedem der Täler an den Startpunkten und erkunden dann auf eigene Faust auf den Pfaden, die sich an und durch die bizarre Felslandschaften schlängeln. Besonders bekannt ist das Rose Valley mit anschließendem Red Valley sowie das Love Valley, das seinem Namen weniger der Gesteinsfarbe als der Form der Felsnadeln verdankt.

Anfänglich ist es schwierig, die Täler zu überblicken, daher hier eine kleine Skizze zur Übersicht.

Die Täler Kappadokiens

Unsere erste Wanderung führt uns vom Hauptstartpunkt der Heißluftballons im Tal bei Göreme ins Rose Valley. Man kann in die Täler hinein schnuppern und so eine zweistündige Streckenwanderung daraus machen, wandert man tiefer hinein in das Labyrinth der Täler sollte man durchaus 3-5 Stunden einplanen.

Das Love Valley durchwandern wir in seiner ganzen Länge Richtung Uchisar und wandern oberhalb des Tals wieder zurück in Richtung View Point, dem Aussichtspunkt auf das Tal, wo unser Tinyhouse auf Rädern auf uns wartet.

6. Weitere sehenswerte Orte in der Umgebung

Das Ihlara Valley: Zwischen Ihlara und Selime liegt die grüne Oase, der kappadokische Canyon, der in prähistorischen Zeiten entstanden ist. 360 Stufen führen 100m in die Tiefe des Tals, in dem ebenso wie in Göreme Felsenwohnungen und Felsenkirchen zu entdecken sind, Kinder werden außerdem von den dortigen eurasischen Erdhörnchen, den Zieseln magisch angezogen, wenn diese ihre Nasen aus den Erdlöchern stecken oder über die Felder huschen. Auch hier gibt es noch Möglichkeiten frei zu stehen, und es lohnt sich in Park4night nachzuschauen, welche Möglichkeiten es gibt, die variieren in den Voraussetzungen für die Anfahrt mit steilen Anstiegen und Gefällen oder Bodenbeschaffenheiten durchaus.

Die Sultanhani Karawanserei zwischen Konya und Aksara ist ein weiterer Tipp, den wir bekommen haben, denn dort befindet sich die wohl älteste Karawanserei der Türkei und das Ritual der wirbelnden Derwische ist in einer neugebauten große Halle mit einer großen Anzahl an Tänzern zu sehen.

7. Die beste Reisezeit

Klassischerweise empfehlen sich die „Schultermonate zur Hauptsaison“, also  März/April bis Mai oder von September bis Oktober. Doch auch in den Wintermonaten fliegen die Heißluftballons und nachdem wir den Anblick Kappadokiens im Schnee bei unseren Reissefreunden @nextripahead gesehen haben, finden wir auch, dass dies seinen eigenen Charme hat. 

Anfang Mai ist mit dem Ende des Ramadans, genaue Tage ändern sich von Jahr zu Jahr, eine Woche landesweiter Schulferien verbunden, so dass in dieser Zeit auch viele Einheimische ihr Kappadokien besuchen kommen. Für uns ist die Zeit Mitte/ Ende April durchaus die Richtige.

Trotz einer Wettervorhersage, die uns mehrtägigen Regen prophezeit, erleben wir einige Schönwetter-Tage mit sommerlichen Temperaturen. Mit Sonne und etwas Wärme ist eben alles leichter, auch das Vanlife. In unseren ersten Nächte erleben wir noch eisige Kälte, so dass wir uns morgens sehr über unsere Heizung freuen, um uns in den kältesten Morgenstunden aufwärmen zu können. 

Wann fliegen die Heißluftballons? Grundsätzlich an 365 von 365 Tagen im Jahr – vorausgesetzt die Wetterbedingungen passen. Die Heißluftballons starten ca. 1 Stunde vor Sonnenaufgang und je nach Wind kann es eben passieren, dass mehrere Tage kein Start stattfinden kann, oder auch kurzfristig ein geplanter Heißluftballonstart wieder abgesagt werden muss. Wir haben anscheinend eine gute Zeit erwischt, innerhalb von 10 Tagen erleben wir an sieben das Spektakel der tanzenden schwebenden bunten Ballons.

8. Anregungen zu Stellplätzen

Wer mittendrin statt nur dabei sein möchte, kann sich für eine Nacht auch an den Rand eines Ballon Startfeldes stellen. Dies wird aktuell noch toleriert, wäre in Deutschland undenkbar. Es gibt mehrere solcher Plätze, die bei Park4Night als Naturstellplätze markiert sind und über unbefestigte Feldwege erreichbar sind. Sobald man aus dem Talkessel heraus möchte, gibt es weitere Möglichkeiten, mit Ausblick auf die verschiedenen Valleys zu parken.

Am Rand eines Startfeldes zu parken bedeutet aber auch, möglichst (!) dezent zu parken und man muss gewillt sein das Risiko tieffliegender Ballonkörbe und spontan wechselnder Windrichtungen einzukalkulieren. Wir sind an verschiedenen Plätzen gestanden und konnten so verschiedene Perspektiven und den vielfältigen Ausblick auf diese einzigartige Landschaft und den Tanz der Heißluftballons genießen.

Es gibt schöne Plätze, an denen es dennoch besser ist, nur eine Nacht zu stehen, wie zum Beispiel den Ausgangspunkt für eine Wanderung ins Rose Valley.

Unsere erster Stellplatz war ein eben solcher, und bleibt unvergessen: Mehr dazu kannst du in unserem Kappadokien Artikel Geboren aus Feuer und Wind lesen.

An anderen Plätzen, wie in der Nähe des Aussichtsplateus zum Love Valley wird im Eingangsbereich eine Parkgebühr von momentan 30TL (Türkische Lira) erhoben, die unabhängig von der Parkdauer anfällt. Dafür kann man auch mehrere Tage am Rand des Tals parken, sofern man für Autarkes Stehen ausgestattet ist. Mit lauffreudigen Kleinkindern ist es recht gefährlich, im vorderen Bereich zu parken. Wir haben hier verschiedene Familien erlebt, manche haben sich entschieden wieder Talplätze anzusteuern, andere haben ihren Camper am inneren Ende des Parkplatzes abgestellt, mussten aber durchaus mal einen Sprint hinlegen, um ihre Kinder wieder einzuholen. Die Mitte des Park-Feldes ist auch hier wieder Ballon-Startpunkt und somit unbedingt freizuhalten.

Für entspannteres Kinderspiel empfehlen sich Naturstellplätze auf der Anhöhe hinter dem Kaya Camping, wo man viele Möglichkeiten findet am Feldrand mit Blick auf die Täler zu stehen, aber sich eben nicht unmittelbar an steilen Kanten wiederfindet. Die Anfahrt zum Kaya Camping an sich ist recht steil und auf Höhe des Göreme Freilichtmuseums mit einer scharfen Kurve im Anstieg versehen, doch hat man diese gemeistert, findet man die linksseitig folgenden Feldwege fast schon entspannend. Hier besteht die Möglichkeit die Aussicht auf das Ballonspektakel mit ausreichend Bewegungsraum für Kinder zu kombinieren.

Stellplatz Tipp bei Sturm: Wenn die Windgeschwindigkeit auf 90km/h klettert, empfiehlt es sich, dringend die hoch gelegenen Aussichtspunkte zu verlassen und geschütztere Ecken im Tal und nahe bei Felsen anzusteuern. Wir haben einen zweitägigen „kappadokischen Sandsturm, verfeinert mit einer ordentlichen Prise Sahara Sand“ hier verbracht. Unsere Kinder haben ihren eigenen Weg gefunden, dem Sturm zu trotzen, in dem Taucherbrillen, Tücher, Buffs, Kapuzen und Regenjacken vor den Sandkörnern schützen, während sie sich in den Wind lehnen und mit der Kraft des Windes experimentieren.

9. Freistehen in der Türkei oder Wie man den richtigen Platz für die Nacht findet

Grundsätzlich ist das freie Stehen in der Türkei noch erlaubt, was unbedingt schützenswert ist, in dem alle Van und Camper-Reisenden sich eben so verhalten, dass sich dies nicht ändert! Ich fände es unglaublich schade, wenn die Türkei irgendwann ebenso wie Portugal oder Spanien mit Gesetzen und Auflagen nachregulieren müsste. Darum denke bitte daran, begegne der Natur und den Menschen mit dem nötigem Respekt, lass‘ nichts zurück, nimm Deinen Müll, Klopapier und alles was von Dir kommt unbedingt wieder mit – auch wenn viele Orte an sich vermüllt sind. Ein Grund mehr, eine kleine Sammelaktion zu starten und mehr Müll zu entsorgen, als man selbst hergebracht hat.  Achte darauf solche Mülltonnen zu nutzen, die auch so aussehen, als ob sie regelmäßig geleert werden, da das nicht immer der Fall ist. Auch Trockentrenntoiletten sollten, nach dem diverse Hersteller ihre Palette erweitert haben, einfach in jeden noch so kleinen Van Einzug halten.

Nicht an allen Orten ist es angepasst, das komplette Outdoor Wohnzimmer mitsamt Markise aufzubauen. Manchmal reicht auch eine Picknickdecke, ein kleiner Tisch, manchmal ist aus Rücksicht auf die Natur oder Anwohner auch angebracht einfach nur die Option „Park-Modus“ zu wählen, auch wenn man über Nacht bleibt.

Es ist ohnehin unglaublich, wie weit man mancherorts mit dem Auto fahren darf, um idyllische Stellplätze zu finden, seien es Strände, Wasserfälle oder Canyons, so kommt man hier an Plätze, die in Deutschland oft durch Zäune begrenzt, mit Eintrittskarten versehen zu Fuß erreichbar sind.

10. Was kostet Kappadokien – eine Orientierung

  • Übernachtung: 0,00 €, da freistehend, Campingplätze um 10 Euro pro Nacht
  • Wasservorräte auffüllen:  0,00 €

=> Im Frühjahr 2022 sind nur wenige Auffüllmöglichkeiten vorhanden, auch diese findest du in der App „Park4Night“ eingezeichnet. Wenn  die Wasserstellen neben Restaurants oder kleinen Shops sind, fragen wir die Locals und kaufen dort oftmals eine Kleinigkeit als „Dankeschön“.

  • Trinkwasser: 0,00 €, da wir einen Wasserfilter im Auto verbaut haben, so dass wir kein Flaschenwasser kaufen müssen
  • Lebensmitteleinkäufe: Innerhalb von Göreme zahlt man eher europäische Preise. Für einen 4-Personen Vorratseinkauf im Migros in Nevshehir benötigen wir ca. 80,00 € Außerhalb von Göreme in den umliegenden Kleinstädten gibt es außerdem Markstände, Gemüseläden, Bäckereien und meist auch mindestens einen Discount SuperMarkt wie dem SOK. Migros Supermärkte haben (ab 3M) oft auch vegane Lebensmittel wie Hafermilch und Räuchertofu im Angebot.
  • Essen in Restaurants: Das lokale Capadocian Kebab im Tontopf kostet für 4 Personen ca.: 35,00 € (bei mittlerer Preiskategorie) => ein türkisches „Fast food“ Gözleme  (Pfannkuchen mit Käse oder Spinat)  ist mit ca. 18 € für 4 Personen natürlich günstiger!
  • Diverse frischgepresste Säfte auf Wanderungen: 15 € insgesamt, ca. 3,00 € pro Glas (als erster Kunde des Tages mit freundlichem Verhandeln eventuell etwas weniger)
  • Souvenirs für große und kleine Freunde  20,00 €
  • Ein Kelim-Teppich: 80,00 € reduzierter Preis nach Verhandlung)

Ja, da muss ich selber schmunzeln, aber wie könnten wir auf einen Teppich, der uns vor kalten Füßen im Camper schützt und auch noch so schön aussieht, pflanzengefärbt und angeblich 70 Jahre alt ist, verzichten?

  • Geld abheben: Unsere heimische Bank ist gebührenfrei, gute Erfahrungen haben wir in der Türkei mit der Ziraat Bank gesammelt. Diese bietet ebenfalls gute Konditionen und preisgünstiges Abheben von Bargeld.
  • Wäscherei: 10 Euro für Waschen und Trocknen je Wäscheladung 

Weitere mögliche Kosten:

  • Eintritt für Museen und Heißluftballonfahrten (dazu mehr in 4. Sehenswürdigkeiten in Göreme)

11. Nachhaltiger Tourismus?

Wer achtsam und ressourcenschonend reisen will, sollte sich die Zeit nehmen, um Kappadokien zu Fuß zu erwandern, bzw. das Auto einfach öfter stehen zu lassen und nur wenn nötig zu fahren. Wer Fahrräder dabei hat, kann sowieso leicht zu Ausgangspunkten für die Wanderungen in die Täler radeln.

Einfach mit guten Snacks, ausreichend Wasser und etwas Abenteuerlust ausstatten, dann macht es auch nichts, wenn man mal falsch abbiegt und der nächste Saftstand unerreichbar scheint. Es braucht keinen extrinsichen Motivator, wie ein Pferd oder ein Quad, denn diese bizarre Landschaft verzaubert alle und die Lust, weiter zu laufen, um den nächsten Felsengang zu entdecken…. Kommt von alleine. 

Was kann man als Eltern tun? Den Kindern zuhören! Die Macht der Phantasie kann sich beim Wandern über schiefe Ebenen und durch verwunschene Felstunnel so bezaubernd entfalten. Das Spiel, eine eigene Geschichte zu erfinden, kann beginnen. Wir nennen es „Laufgeschichte“, ein Kind beginnt mit einem Satz oder einem Teil einer Geschichte, inspiriert durch etwas, das in der Umgebung ist, das nächste ergänzt, und die Erwachsenen ebenso. Manchmal stehen wir auch vor den Felsnadeln und entdecken in den Umrissen verschiedene Tiere, Gesichtsausdrücke, Körperhaltungen und Fantasiewesen. Entdeckt man unterwegs Höhlenzimmer, wird immer viel gerätselt, wozu der Raum genutzt wurde. Mit älteren Kindern kann man natürlich schon in geologische Fragen eintauchen, über Vulkane und die Kraft von Wasser und Wind und deren Bedeutung für die Entstehung Kappadokien sprechen, die sich so deutlich an den verschieden farbigen Gesteinsschichten erkennen lassen.

Nachhaltiger Tourismus ist nicht das, was offensichtlich angeboten wird. Dennoch ist es eben genau meine Verantwortung als Reisender diverse Angebote nicht anzunehmen.Wir, als Familie, erleben hier eine fantastische Zeit, ganz ohne Kamelreiten, Quad fahren oder Ponyreiten. Wenn die Nachfrage das Angebot regelt und alle Touristen darauf verzichten würden, ein Kamel oder Pony dazu zu nutzen, um ein süßes Bild vor einer gigantischen Kulisse zu machen, dann müssten diese Tiere zukünftig auch nicht stundenlang in großer Hitze und kurz angebunden an den beliebtesten Aussichtspunkten vor sich hin vegetieren. Das ist schlicht und ergreifend Tierleid für Profit.

Ja, bei all der Faszination für Kappadokien muss ehrlicherweise gesagt werden, dass dieses Weltkulturerbe viele Kurzurlauber anlockt, die in wenigen Tagen ein durchgetaktetes Programm absolvieren. So werden Touristenschwärme in Gruppen auf Quads oder auf Pferden zu den verschiedenen Ausgangspunkten zum Sonnenuntergang gelotst. Dicht gefolgt von Geländewagen, die ebenfalls Off-Road durch das Gelände cruisen. Kappadokien ist auch eine Traumfabrik für Fotografen und deren Models. Morgendliche Foto Shootings vor der bekannten „Heißluftballon-Felsnadel-Kulisse“ überschlagen sich mit interessant bis bizarr posenden Frauen in flatternden roten Gewändern, verliebten Pärchen Shootings und weiß gekleideten (Vanlife-)Influencern, die sich alle nach dem perfekten Bild sehnen. Immerhin leiden dabei keine Tiere, so dass man dieses Spektakel mit einer gewissen Gelassenheit beobachten kann. Am ersten Morgen hat uns dieses Überangebot und die enorme Nachfrage nach solchen Angeboten durchaus schockiert.

Doch die gute Nachricht ist, nach zwei Stunden ist der „Spuk“ vorbei und das leise Kappadokien darf wieder wirken: bereit zum Erwandern, Bestaunen und Genießen dieser einzigartigen Landschaft. Und selbst nach mehreren kurzen Nächten, freut man sich jedes Mal von neuem, wenn man die Generatoren und Flammen hört, die die Ballons auffüllen. Der Vorsatz „einfach mal liegen zu bleiben, und Ballons Ballons sein zu lassen“ weht so schnell hinweg, wie die leichten Sandkörner des allgegenwärtigen Tuffagesteins.

Die Landschaft ist nachts, frühmorgens, tagsüber und abends einfach unwirklich und atemberaubend. Und wenn der Tanz der Heißluftballons dann noch an den uralten Menschheitstraum vom Fliegen anknüpft, dann entsteht ein Gefühl von Aufregung und Leichtigkeit, während die Morgenszenerie die unwirklich bizarren Felslandschaft in ein Farbenspiel aus bunten schwebenden Punkten verwandelt.

English Version:

Our 15-month journey „Eastward with detours“ will also take us to Turkey for 3 months in 2022. There, many places have captivated us, but there is one that particularly enchants us, young and old: Cappadocia!

With this article we want to give you a little help for your own journey to a region of Central Anatolia, born of fire and wind. We write based on personal experiences and therefore this overview is not complete.

Cappadocia offers countless opportunities to marvel, experience and hike. We stay there much longer than originally planned, and after an adventurous stopover in the unknown but breathtaking Aladaglar National Park, we happily returned to Cappadocia and will certainly go there again on future trips. It’s just too magical! So whip out your notebook, you’ll find references to more articles and pitches linked in the text and highlighted in blue. Have fun planning your own dream time in Cappadocia!

1. Approach to Cappadocia

Coming from Antalya, we had decided to drive as long as possible along the coastal road D400 towards the east and then to drive the approach to Göreme, in the center of Cappadocia, via the north-south connection: Antalya towards Mersin, then the highway Tarsus -Ankara (for us it is the first time highway in many months.) A tip for this: Please remember the HGS sticker for the highway toll, you can get it at the PTT (post office) in Tarsus. In the still quite cool April we want to enjoy with this driving tactic longer the first warm weather at the coast. More information about traveling along the south coast can be found here. Once we arrive in Tarsus, there is a nice municipal RV park where each camper has his own „little garden“, which is also free for up to three nights and even offers electricity and water supply. When we were there in April, it was quite crowded, so we couldn’t stand in the official parking bays, but still found a spot.

Alternative Arrival: Coming from the south, many families travel via a winding and high altitude route from Side via Konya and Aksaray.

While there, it is a good idea to visit the ritual of the dancing dervishes in Konya. Konya is a traditional town where it can be trickier to replenish food supplies during the day during Ramadan. It is the birthplace of the Persian poet and philosopher Rumi, whose wisdom and quotes always accompany my yoga classes. The Rumi Museum and Science Museum there have also received much praise.
If you are more drawn to nature, you can drive quickly through Konya and should head for the Ihlara Valley, near Aksaray: a canyon through which flocks of sheep move, rock houses stand and gopher jump across the meadow. (More about the Ilhara Valley in chapter 5)

You can read more about our journey in the article Road Trip to Cappadocia on our website.

2. On the spot

Cappadocia is located on a plateau, with Kayseri the largest city in this area, which also has an airport from which many tourists start their stay in Cappadocia. On the way to the center of the „hot air balloon magic“ we pass Nevshehir and head for Göreme.

Göreme is the biggest of the tourist places in Cappadocia, there is pretty much everything here – except rest. When you enter this place, you quickly realize that its existence is justified by tourism alone. Event and travel agencies offer balloon rides, quad tours and much more.

Göreme is in a way the navel of this fascinating volcanic landscape, this was confirmed by Unesco in 1985 by declaring the fascinating rocky landscape of Göreme National Park a natural and cultural heritage of the world.

3. Shopping, eating, doing laundry in Göreme

The main and side streets of this town are lined with postcards, miniature hot air balloons made of fabric or ceramics, carpets, restaurants of various nationalities and different price categories. In fact, many stores have similar items. We have in our family two young critical buyers who want to buy souvenirs for their friends. For this they lend prices and trade, sometimes with more, sometimes with less success. Looking back, they are happy with their haul and already look forward to giving it away. The typical local food is also found here, which we indulge in once: Delicious Cappadocian cuisine in the medium price category can be found, for example, at Cappadocian Cuisine.

If you are a self-caterer looking for a fresh selection of vegetables, fruits and staples, it is better to go to Uçhisar or Nevşehir to buy in supermarkets, on some days you can also find vegetable stands on the streets, which usually have a fresher selection of vegetables and fruits than the supermarkets. However, if you only want to buy the most necessary things, you will also find them in Göreme itself.

Laundry can be done at the campsites, otherwise the Kösem Market and Laundry offers this service, but at proud („Cappadocian-European“) prices of about 10€ per wash load including drying.

4. Sights in and around Göreme

The ride in the hot air balloon: Depending on the provider, season and basket size, a ticket varies between 60 and 300 euros. From the age of 5 years, children are also allowed to board. There are three different basket sizes, the smaller (about 16 people), the more exclusive and expensive the ticket. The hot air balloons with the largest circumference allow up to 28 passengers a place in the basket. What distance is covered? It all depends on where you start from and what the weather conditions are like. We have observed several times that the ride is less of a ride and more of an hour-long float at different altitudes. Beautiful and exciting in time lapse. Sometimes the balloons also cross the different valleys and land in completely different places.

For us, it was fascinating and varied enough to watch the spectacle from the ground and from different locations, plus a balloon ride for 4 people would have just bled our travel budget too much.

You can learn more about the history of Cappadocia’s cave houses here, among other places:

Göreme Open Air Museum: admission: about 7 euros, as always best to avoid rush hour,

Uçhisar Open Air Museum: The stone citadel of Uçhisar is an unusual but beautiful work of nature, resembling a Jim Henson creature rising from a stone mountain.

Underground Town: A special experience for many families are the underground towns. We were already very busy with independently walking through and climbing the cave openings in the various valleys, so we put our resolution to go to one of the towns on our bucket list for our Cappadocia stay. Because a visit is worth it! The two largest underground towns are Kaymaklı and Derinkuyu. The latter belongs to the Turkish province of Nevşehir, with the provincial capital of the same name. In Cappadocia, 36 underground cities have been discovered to date, more than 200 are believed to be there, only a small part of which have been prepared for visits. The soft and therefore easy to work tuff rock of the Cappadocian landscape offers the best conditions for such facilities. It is believed that some of them were built by the Hittites as early as the third millennium BC. In Roman times, they were expanded by the early Christian communities to provide protection from persecution by the Roman Empire. They were partly used as a refuge from Egyptian troops as late as 1838. Later, the Turkish inhabitants used the upper, most easily accessible rooms as stables and, above all, as storerooms, since a constant temperature of six to eight degrees Celsius was maintained there. For those who want to study the myth of underground cities in more detail, I can recommend the following article: Underground Cities in Cappadocia: Myth and Reality.

Our personal especially mystical moment we experience with the dancing dervishes in the Caravanserai Saruhan. This is located near Avanos in the direction of Kayseri: Already the visit of the caravanserai, an ancient „hostel“ of the Silk Road in itself brings the Orient closer. The ritual of the Sufi order, the dancing dervishes, is another goosebump moment for us. The proud price of 20 euros per adult makes us swallow at first, but we allow ourselves this unique experience.

There is a concentrated and meditative atmosphere in the stone hall of the caravanserai. For younger children, this ritual is certainly very lengthy. Our children, 9 and 13, were able to enjoy the hour-long event with some amazement at the unusual nature of the „dance“.

5. The valleys of cappadocia – on foot through the former volcanic area

Exploring the different valleys is to be honest our favorite activity! We orient ourselves to the starting points for each of the valleys and then explore on our own along the trails that wind along and through the bizarre rocky landscapes. Particularly well known is Rose Valley followed by Red Valley and Love Valley, which owes its name less to the rock color than to the shape of the rock needles.

Please find a map for valley overview above in the german translation.

Our first hike leads us from the main starting point of the hot air balloons in the valley near Göreme to the Rose Valley. You can sniff into the valleys and make a two-hour distance hike out of it, if you hike deeper into the labyrinth of the valleys you should definitely plan 3-5 hours.

We walk the whole length of Love Valley towards Uchisar and hike back above the valley towards View Point, the vantage point on the valley, where our Tinyhouse on wheels is waiting for us.

6. Other places worth seeing in the surroundings

The Ihlara Valley: Between Ihlara and Selime lies the green oasis, the Cappadocian Canyon, which was formed in prehistoric times. 360 steps lead 100m into the depth of the valley, where, just like in Göreme, rock dwellings and rock churches can be discovered. Children are also magically attracted by the local Eurasian ground squirrels, the gopher, when they stick their noses out of the holes in the ground or scurry across the fields. There are still free standing options here too, and it’s worth checking out Park4night to see what options are available, they certainly vary in the requirements for getting there with steep inclines and declines or ground conditions.

The Sultanhani Caravanserai between Konya and Aksara is another tip we got, because there is probably the oldest caravanserai in Turkey and the ritual of the whirling dervishes can be seen in a newly built large hall with a large number of dancers.

7. Best time to travel

Classically, the „shoulder months at peak season“ are recommended, so March/April to May or from September to October. However, the hot air balloons also fly in the winter months and after seeing the sight of Cappadocia in the snow at our rice friends @nextripahead, we also think it has its own charm.

Early May is associated with the end of Ramadan, exact days change from year to year, a week of nationwide school vacations so many locals come to visit their Cappadocia during this time as well. For us, the time in the middle/end of April is definitely the right one.

Despite a weather forecast that predicts several days of rain, we experience some good weather days with summer temperatures. With sun and some warmth everything is easier, also the vanlife. In our first nights we still experience icy cold, so we are very happy about our heater in the morning to warm us up in the coldest morning hours.

When do the hot air balloons fly? Basically 365 out of 365 days a year – provided the weather conditions are right. The hot air balloons take off about 1 hour before sunrise and depending on the wind it can happen that no launch can take place for several days or that a planned hot air balloon launch has to be cancelled at short notice. We have apparently caught a good time, within 10 days we experience on seven the spectacle of the dancing floating colorful balloons.

8. Suggestions for pitches

If you want to be in the middle of things instead of just being there, you can also place yourself at the edge of a balloon launch field for one night. This is currently still tolerated, but would be unthinkable in Germany. There are several such sites, which are marked as natural sites at Park4Night and are accessible via unpaved dirt roads. As soon as you want to get out of the valley basin, there are more possibilities to park with a view of the different valleys.

But parking at the edge of a launch field also means parking as discreetly as possible (!) and you have to be willing to factor in the risk of low-flying balloon baskets and spontaneously changing wind directions. We stood at different places and could enjoy different perspectives and the varied view of this unique landscape and the dance of the hot air balloons.

There are beautiful places where it is nevertheless better to stand only one night, such as the starting point for a hike into Rose Valley. Our first campsite was just such a place, and remains unforgotten: You can read more about it in our Cappadocia article Born of Fire and Wind.

At other places, like near the viewing plateau to the Love Valley, a parking fee of currently 30TL (Turkish Lira) is charged in the entrance area, which is independent of the parking time. For this you can park for several days at the edge of the valley, as long as you are equipped for self-sufficient standing. With toddlers who like to run, it is quite dangerous to park in the front area. We’ve experienced a variety of families here, some choosing to return to valley sites, others parking their camper at the inner end of the parking lot, but sometimes having to sprint to catch up with their children. The center of the park field is again balloon starting point and therefore absolutely to be kept free.

For more relaxed children’s play, natural pitches are recommended on the hill behind Kaya Camping, where you will find many opportunities to stand at the edge of the field with a view of the valleys, but you will not find yourself directly on steep edges. The approach to Kaya Camping itself is quite steep and at the height of the Göreme Open Air Museum with a sharp bend in the climb provided, but once you have mastered this, you will find the following left field paths almost relaxing. Here is the possibility to combine the view of the balloon spectacle with enough space for children to move.

Pitch tip in case of storm: When the wind speed climbs to 90km/h, it is strongly recommended to leave the high vantage points and head for more sheltered corners in the valley and close to rocks. We spent a two-day „Cappadocian sandstorm, refined with a good pinch of Sahara sand“ here. Our kids found their own way to brave the storm, wearing goggles, scarves, buffs, hoods and rain jackets to protect them from the sand grains while leaning into the wind and experimenting with the power of the wind.

9. Off-grid in Turkey or How to find the right place for the night

Basically, off grid parking in Turkey is still allowed, which is absolutely worth protecting, in which all van and camper travelers behave just so that this does not change! I would find it an incredible pity if Turkey had to readjust at some point just like Portugal or Spain with laws and requirements. Therefore, please remember, meet the nature and the people with the necessary respect, leave nothing behind, take your garbage, toilet paper and everything that comes from you necessarily back with – even if many places are littered. One more reason to start a small collection campaign and dispose of more garbage than you brought yourself. Be sure to use trash cans that look like they are emptied regularly, as that is not always the case. Dry separation toilets should also simply make their way into any van, no matter how small, after various manufacturers have expanded their range.

Not in all places it is adapted to build up the complete outdoor living room including awning. Sometimes also a picnic blanket, a small table is sufficient, sometimes is appropriate from consideration for nature or residents also simply only the option „park mode“ to select, even if one remains over night. It is incredible anyway, how far some places may drive by car to find idyllic sites, be it beaches, waterfalls or canyons, so you come here to places that are often limited by fences in Germany, provided with tickets to walk.

10. Low budget in Cappadocia – an orientation

Overnight stay: 0,00 €, because detached, campsites around 10 Euro per night
Fill up water supply: 0,00 €
=> In spring 2022 there are only a few refill points available, you can also find them marked in the app „Park4Night“. If the water points are next to restaurants or small stores, we ask the locals and often buy a little something there as a „thank you“.

Drinking water: €0.00, as we have a water filter installed in the car, so we don’t have to buy bottled water.
Grocery shopping: Within Göreme one pays rather European prices.For a persons stock purchase in the Migros in Nevshehir we need approx. 80,00 € Outside of Göreme in the surrounding small towns there are in addition market stalls, vegetable stores, bakeries and usually also at least one Discount SuperMarkt like the SOK. Migros supermarkets often carry (from 3M) vegan foods such as oat milk and smoked tofu.
Eating in restaurants: The local Capadocian Kebab in the clay pot costs for 4 persons approx.: 35,00 € (with middle price category) => a Turkish „fast food“ Gözleme (pancakes with cheese or spinach) is with approx. 18 € for 4 persons naturally more favorable!
Various freshly squeezed juices on hikes: 15 € in total, about 3,00 € per glass (as the first customer of the day with friendly negotiation possibly a little less)
Souvenirs for big and small friends 20,00 €
A kilim rug: 80,00 € (reduced price after negotiation)
Yes, I have to smile myself, but how could we do without a carpet that protects us from cold feet in the camper and also looks so beautiful, plant-dyed and supposedly 70 years old?

Withdrawing money: Our domestic bank is free of charge, we have good experience in Turkey with Ziraat Bank. This also offers good conditions and cheap cash withdrawal.
Laundry: 10 euros for washing and drying per load of laundry.
Other possible costs:

Entrance fees for museums and hot air balloon rides (more about this in 4. Sights in Göreme).

11. Sustainable tourism?

If you want to travel in a mindful and resource-saving way, you should take the time to hike Cappadocia, or simply leave your car behind more often and drive only when necessary. If you have bicycles with you, you can easily cycle to starting points for the hikes into the valleys anyway.

Just equip yourself with good snacks, enough water and a little adventurousness, then it doesn’t matter if you take a wrong turn and the next juice stand seems unreachable. You don’t need an extrinsic motivator, like a horse or a quad, because this bizarre landscape enchants everyone and the desire to keep walking to discover the next rock passage…. Comes naturally.

What can you do as parents? Listen to the children! The power of imagination can unfold so enchantingly while hiking across sloping plains and through enchanted rock tunnels. The game of making up your own story can begin. We call it „running story“, a child starts with a sentence or a part of a story, inspired by something that is in the environment, the next completes, and so do the adults. Sometimes we stand in front of the rock needles and discover in the outlines different animals, facial expressions, postures and fantasy creatures. If you discover cave rooms on the way, there is always a lot of puzzling about what the room was used for. With older children, of course, you can already dive into geological questions, talk about volcanoes and the power of water and wind and their importance in the formation of Cappadocia, which can be seen so clearly in the different colored layers of rock.

Sustainable tourism is not what is obviously on offer. Nevertheless, it is precisely my responsibility as a traveler not to accept various offers.We, as a family, experience a fantastic time here, without any camel riding, quad biking or pony rides. If the demand regulates the offer and all tourists would renounce to use a camel or pony to make a sweet picture in front of a gigantic scenery, then these animals would not have to vegetate in the future also for hours in great heat and short at the most popular viewpoints before itself. That is simply animal suffering for profit.

Yes, with all the fascination for Cappadocia, it must honestly be said that this World Heritage Site attracts many short vacationers who complete a well-timed program in a few days. Thus, swarms of tourists are piloted in groups on quads or on horses to the various starting points for the sunset. Closely followed by off-road vehicles, which also cruise off-road through the terrain. Cappadocia is also a dream factory for photographers and their models. Morning photo shoots in front of the famous „hot air balloon rock needle backdrop“ overturn with interesting to bizarre posing women in fluttering red robes, amorous couples shoots and white-clad (vanlife) influencers all longing for the perfect picture. At least no animals suffer in the process, so you can watch this spectacle with some serenity. On the first morning, we were definitely shocked by this overabundance and the enormous demand for such offers.

But the good news is, after two hours the „haunting“ is over and the quiet Cappadocia is allowed to work again: ready to hike, marvel and enjoy this unique landscape. And even after several short nights, every time you hear the generators and flames filling up the balloons, you are happy all over again. The resolution to „just lie down and let balloons be balloons“ blows away as quickly as the light grains of sand from the ubiquitous tuffa rock.

The landscape is simply unreal and breathtaking at night, early in the morning, during the day and in the evening. And when the dance of the hot air balloons then ties in with mankind’s age-old dream of flying, there is a feeling of excitement and lightness as the morning scene transforms the unreal bizarre rocky landscape into a play of colors from colorful floating dots.

So lässt sich diese Zeit unseres Zwischenstopps in Deutschland wohl am besten beschreiben.

Unsere Wohnung erlebt einen Mieterwechsel, den wir von unserem nicht mitvermieteten Dachzimmerchen aus begleiten. Unsere albanische ehemalige Straßenhündin Djella betritt zum ersten Mal „feste 4 Wände“ um Daheim zu sein, statt bei einem Tierarztbesuch und begegnet den gemauerten Gebäuden mit schweren Eingangstüren zunächst mit großer Skepsis. Und Deutschland begrüßt uns mit Corona und anderen Krank-Zeiten. Was für eine „Sommerpause“.

 2 Wochen, maximal 3 Wochen – so lange soll unser Zwischenstopp in Deutschland werden. Und wieder mal kommt vieles anders, als man denkt. 

Auf unserem Plan steht auch die Frage, wie es mit unserer Djella weitergehen soll, haben wir in den letzten Monaten doch zunehmend verstanden, dass dauerhaftes Reisen die kleine Hundeseele immer wieder traumatisiert, hat sie doch so viele Ängste aus ihren 5 ersten Lebensmonaten, die wir nicht kennen, wodurch aber ihr Nervensystem ein Großteil der Zeit im Bedrohungsmodus ist und die“ fight or flight Mechanismen“ ständig bei ihr anschlagen. Sie wittert jedes Mal Bedrohung in der wechselnden Umgebung, und unsere Ortswechseltaktung ist, seit wir Georgien verlassen haben, sehr hoch. Wir merken, dass sie nicht mehr „runter fährt“. Unser Reisehund signalisiert, dass das ZUVIEL des Reisens ist. Klar und deutlich. Und wir verzweifeln, denn wir hatten uns vorgestellt, dass sie doch einfach dankbar ist, jetzt bei uns sein zu können. Und einfach mit uns reist – von Ort zu Ort. Aber unser Plan geht nicht auf.

Denn sobald unsere Hündin verstanden hat, dass in Häusern nicht immer gepikst, geimpft und untersucht wird, lernt sie ganz schnell die Vorzüge kennen: klarer Rahmen, Ruhe und Nischen zum Hineinkuscheln, die nicht einfach wieder verschwinden, sondern beständig ein Umfeld der Stabilität und Ruhe anbieten. Und so passiert ein kleines Wunder: Sie „fährt endlich runter“, verlässt den Alarmmodus und wird (fast) ein anderer Hund. Fast, denn lebhaft und quirlig bleibt sie, aber eben auf eine gute Art und Weise, so wie neugierige einjährige Jung-Teenager-Hunde eben so sind. Wir staunen und sind ratlos.

Wir können die Reise nicht abbrechen, die Wohnung ist bis Ende Dezember vermietet und wir hatten seit Monaten und damit (zum zweiten Mal) alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt, um diese Verlängerung unserer Langzeitreise überhaupt wahr zu machen. Wir telefonieren, diskutieren, suchen und hinterfragen. Führen etliche Gespräche mit Hundetrainern, Hundemenschen und Pflegeplätzen. Und während wir händeringend versuchen, die für Djella richtige Lösung zu finden, passiert noch ein kleines Wunder. Unser Hund erweitert sein Rudel und lässt zwei weitere Menschen und ein Tier in sein Herz. Sabine und Ulf und deren Hündin Loutsie, unsere Hausmitbewohner, die guten Seelen unseres Hauses, unsere temporären WG-Mitbewohner, die uns wie selbstverständlich ihre Türen geöffnet haben. Wir erleben wie Djella nunmehr zu ihnen in die Wohnung will, und nicht in unser Dachzimmerchen. Wir erleben wie sie sich mit dieser 7-jährigen gelassenen Hündin des Hauses anfreundet. Wir staunen, dass die schwanzwedelnde Begrüßungsreihenfolge neu sortiert wird und wir auch irgendwann den Bauch kraulen dürfen, aber eben erst „irgendwann“. Und da unsere Hausmitbewohner einfach ihr Herz am richtigen Fleck haben und um unsere verzweifelte Patt-Situation wissen, überraschen sie uns eines abends im Hof mit einer Nachricht: „Wir haben uns überlegt, Djella kann für die restlichen Monate eurer Reise bei uns bleiben.“ Uns fällt ein Stein vom Herzen. Um genau zu sein Zehntausend, ach was, Hundertausende. Wir können unsere Hündin langfristig bei uns bleiben lassen, nur eben temporär bekommt sie ein liebevolles Zuhause ein Stockwerk über ihrem zukünftigen Zuhause. Natürlich wäre optimal wenn sie mit uns entspannt reisen könnte, aber wir entscheiden hier mit besten Gewissen für das Wohl unserer Hündin, für eine Zukunft in einem liebevolle Zuhause, ohne sie wieder ihrem Schicksal zu überlassen, nachdem sie sich in Albanien hilflos und beharrlich in unsere Herzen geschlichen hat. 

Kurz nach unserer Ankunft in D ist unser Terminkalender bereits vollgepackt, ich gehe für drei Tage zum Hospitieren an eine Schule, da ich mich beruflich verändern will. Tara und Basti sprinten zu ihren lang vermissten Freuden, Adrian steuert den TÜV an. Müsste ja ein leichtes sein, nach den tiefgreifenden Reparaturen in der Türkei. Der straffe Zeitplan beinhaltet Zahnarztkontrollen und Vorsorge-Untersuchungen. Wir nehmen nur das Nötigste aus dem Auto, wollen wir in 2-3 Tagen ja wieder in unserem Mobil zuhause sein. Doch der TÜV sieht das anders. Georgische Straßen haben unserem Kazy wohl doch mehr zugesetzt, als wir dachten und  Ersatzteile sind nicht so schnell in Sicht. Also bleibt Kazy in der Werkstatt, wir fahren mit viel Gepäck  im Zug und versuchen am ursprünglichen Plan dran zu bleiben.

Die ersten Tage gelingt es auch. Die Wiedersehen mit Familie und Freunden sowie DAS FEST in Karlsruhe starten. Tara und Basti sind hoch erfreut mit dabei beim Open Air Feeling. Doch bereits am ersten Abend legt Tara sich irgendwann, während SEEED die ersten Takte spielt, auf den Boden und sagt: Mir geht es gar nicht gut.“ Ich fühle ihre Stirn, sie ist auffällig heiß, so dass ich mir sie schnappe und nach Hause radle (Ich liebe unser Lastenrad!). Die nächsten Tage bleibt sie beharrlich fiebrig und schlapp, die Corona Tests beharrlich negativ, ich kümmere mich um sie, während die Jungs ihre geplanten Termine einhalten. 3 Tage später ist es soweit, der erste positive Corona Test ist der von Tara, Adrian und ich legen zwei Tage später nach. In Anbetracht der Inkubations-Erfahrungswerte müssen wir uns kurz nach unserer Einreise nach Deutschland bereits angesteckt haben. Ungläubig starren wir auf die Tests: Wir sind 14 Monate quer durch Europa und Asien gereist, standen in völlig überfüllten Metros in Istanbul und Tiflis und doch erwischt es uns in Deutschland. 

Spätestens also mit der TÜV Mängelliste und den vorliegenden Coronatests beginnt unser Zeitplan dahin zu schmelzen wie Spaghetti-Eis in der Karlsruher Sommersonne. 

COVID19 erwischt 3 von 4en, während Basti in eine andere Familie umsiedelt und die beste Zeit seines Lebens hat, gemeinsam mit einem seiner besten Freunde. Wir freuen uns, dass Basti beharrlich negativ bleibt und haben unsererseits leider keine sonderlich milden Verläufe zu melden. 

Wobei das natürlich nur rein subjektiv ist, aus medizinischer Sicht wohl eher milde, aber die Kopf- und Gliederschmerzen und sonstige Symptome erreichen bei uns eine bisher ungekannte (!) Qualität“.  Zum Glück dürfen wir das Traumhäuschen im Grünen von lieben Freunden „bewachen“, während diese im Urlaub sind und haben so endlich etwas Abstand und zugleich Raum, um einfach krank sein zu dürfen, ohne Angst zu haben, jemanden anzustecken. Immerhin schaffen wir es Schokokuchen zu backen. Und einen Familienrat, bei dem wir unsere bisherige Reise reflektieren und über unsere Wünsche für die Verlängerung nachdenken. 

Als sich nach langen 11 Tagen die Tests endlich (!) wieder negativ zeigen, fühle vor allem ich, Manu, mich, wie wenn 5 Treppenstufen die Besteigung des Mount Everests ohne Sauerstoffmaske bedeuten. Unendlich müde, energielos und atemlos lässt dieser Infekt mich zurück und die sich auftürmenden verschobenen Termine schauen vorwurfsvoll auf uns hinab. An Abreise nicht zu denken. 

Der Schwebezustand, da zu sein, aber nicht wirklich da zu wohnen, eigentlich schon wieder im KAZYmir weiter reisen zu wollen, noch in Karlsruhe zu sein, aber kaum Kraft zu haben, all das zu tun, was getan werden muss, Freunden, die wir mehr als ein Jahr nicht gesehen haben, nun doch wieder absagen zu müssen, all das macht es nicht einfacher. Und als wir endlich wieder fast Gefühl haben, Land zu sehen, da sind natürlich alle Lieben früher oder später selbst in ihre wohlverdienten Sommerurlaube abgereist. 

Wir verwandeln also – wieder gesund getestet – ein zweites Mal die Wohnung unserer Hausmitbewohner in eine WG und versuchen uns nicht zu sehr auszubreiten. So wenig wie man das mit einem Kind und einem Teenager eben hinbekommt. Und kümmern uns beharrlich um die noch ausstehenden Termine, bereiten einen 14. Geburtstag vor, den wir eigentlich in Schweden feiern wollten. Nun denn, dafür ist noch ein guter Freund vom Geburtstagskind da. Was auch wieder schön ist. Und wir können für den Geburtstags-Teen einen schönen Tag planen. Die Nachricht, dass meine Mutter mit Schlaganfall ins KKH eingeliefert wurde, erreicht mich am morgen von Bastis Geburtstag. Wir planen um, ich leihe mir ein Auto aus und fahre umgehend zu meiner Mutter. 

So gehen die Tage dahin, während ich Post Covid-mäßig mehrere Infektionen nachlege, da mein Immunsystem wohl noch so geschwächt ist, dass jetzt alles mögliche aufpoppt. Geht leider soweit, dass Adrian mich zur Notfall OP ins städtische Klinikum zur Mund-Kiefer-Chirurgie fährt. Details dazu braucht es hier nicht, vielleicht nur an dieser Stelle an alle, die ein Thema mit Entzündungen und Zahnfleisch haben: Ihr habt mein vollstes Mitgefühl. Ich wusste nicht, wie hilflos und lahmgelegt man sein kann, aufgrund Infektionen, die im Mundraum ihr Unwesen treiben. Aber nach einer Woche viel zu stark dosiertem Antibiotikum (dank eines Tippfehlers auf dem Rezept), krassen Nebenwirkungen, etlichen Arztbesuchen, bei denen jeder leider etwas anderes sagt, fiebrigen Stunden und schmerzdurchwachten Nächten, verzweifelten Versuchen Flüssignahrung in mich hinein zu schlürfen, stehen die Zeichen langsam auf Besserung. Die ganze Familie wartet nur auf mein Zeichen, um endlich wieder abzureisen.

Und so entscheiden wir uns als Erstes, dass wir den Reisestart der Verlängerung mit einem „Urlaub“ beginnen. Nur eine Fahrstunde von Karlsruhe entfernt, so dass wir im Notfall zurück könnten. Ohne Mobilfunknetz und reduziertem Wlan Zugang gibt es hier ein Fleckchen an einem wunderschönen  Waldsee, umgeben von den Hügeln, Felsen und Burgen der Nordvogesen. Die letzten Packtage fühlen sich endlos an und wir schleichen die letzten Zimmer putzend durch das Haus, um endlich, endlich alles, was wir brauchen, wieder in unserem fahrbaren Tinyhouse an die passende Stelle zu bringen. Wir sind gereizt, ich immer noch nur bedingt einsatzfähig, und die Kinder schwanken zwischen Helfen und letzte Stunden mit Freunden vebringen. Kein leichter Abschied und wieder keiner mit Trommelwirbel. Kein großer Umtrunk mit Lieben vor der Abfahrt. Adri, der sich intensiv um mich gekümmert hat, und dazu alles andere auch gewuppt hat, geht inzwischen auch auf dem Zahnfleisch (zum ersten Mal wird mir dieser Ausdruck ganz anders bewusst!).

Vor wenigen Tagen war es dann soweit, wir drücken unsere Hausmitbewohner noch einmal feste, telefonieren nochmal mit unseren Lieben, die Kinder werfen Briefe in die Briefkästen ihrer verreisten Freunde und wir starten den Motor. Endlich wieder Zuhause. Im KAZYmir. In unserem Nomadenleben. Die kommenden Monate wollen wir diese erneut geschaffene Freiheit in vollen Zügen genießen und intensiv wahrnehmen. 

Ich tauche ab in das kühle Moorwasser des Waldsees, um für ein paar Schwimmzüge in die Stille einzutauchen. Die Sonne schickt ihre Strahlen goldfarben bis tief unter die Wasseroberfläche. Einen Moment lang bleibe ich in dieser stillen Schwerelosigkeit, bevor mich der Drang einzuatmen (ja, ich kann allmählich wieder tiefer einatmen, ohne direkt einen Hustenanfall zu bekommen) wieder nach oben treibt. Während ich auftauche, höre ich das Lachen meiner Kinder, die sich an einem Seil über’s Wasser schwingen und juchzend und in immer neuen Sprungvariationen das Seil loslassen, für einen kurzen Moment fliegen, bevor sie wiederum ins goldfarbene Wasser eintauchen.  Ich lasse mich vom Wasser tragen, das Gefühl von Unbeschwertheit macht sich in mir breit,  während ich zum blauen Himmel hochschaue und ob ich will oder nicht, fängt mein Mund einfach an zu lächeln.

English Version:

 „Being there without arriving“…
This is probably the best way to describe this time of our stopover in Germany.
Our apartment experiences a change of tenants, which we accompany from our not co-rented attic room. Our Albanian former street dog Djella enters for the first time „solid 4 walls“ to be at home instead of a vet visit and meets the brick buildings with heavy entrance doors at first with great skepticism. And Germany greets us with Corona and other sick times. What a „summer break“.

Two, maximum three weeks – that’s how long our stopover in Germany is supposed to be. And again, many things come differently than one thinks.
On our schedule is the question of how to continue with our dog, we have increasingly understood in recent months that permanent travel traumatizes the little dog’s soul again and again, she has so many fears from her first 5 months of life, which we do not know, but whereby her nervous system is much of the time in threat mode and the „fight or flight mechanisms“ constantly strike at her. She senses threat every time in the changing environment, and our location change clock has been very high since we left Georgia. We notice that she doesn’t „shut down“ anymore. Our travel dog is signaling that this is TOO MUCH travel. Clearly and distinctly. And we despair, because we had imagined that she would just be grateful to be with us now. And just travel with us – from place to place. But our plan does not work.
Because as soon as our dog has understood that in houses there are not always picks, vaccinations and examinations, she quickly gets to know the advantages: a clear framework, peace and quiet and niches to cuddle up in, which do not simply disappear again, but constantly offer an environment of stability and peace. And so a small miracle happens: she finally „shuts down“, leaves the alarm mode and becomes (almost) another dog. Almost, because she remains lively and feisty, but just in a good way, the way curious one-year-old young teenage dogs are. We are amazed and perplexed. We can’t stop the trip, the apartment is rented until the end of December and we had for months and thus (for the second time) all possible levers in motion to make this extension of our long-term trip at all true. We phone, discuss, search and question. We had several conversations with dog trainers, dog people and foster homes. And while we are desperately trying to find the right solution for Djella, another small miracle happens. Our dog expands his pack and lets two more people and an animal into his heart. Sabine and Ulf and their dog Loutsie, our housemates, the good souls of our house, our temporary flatmates, who have opened their doors to us as a matter of course. We experience how Djella now wants to join them in the apartment, and not in our attic room. We see how she makes friends with this 7-year-old calm dog of the house. We are amazed that the tail-wagging greeting order is reorganized and that we are also allowed to scratch her belly sometime, but only „sometime“. And since our housemates simply have their hearts in the right place and know about our desperate stalemate situation, they surprise us one evening in the courtyard with a message: We have decided that Djella can stay with us for the remaining months of your journey.
A stone falls from our hearts. To be exact ten thousand, oh what, hundred thousand. We can let our dog stay with us for a long time, just temporarily she will get a loving home one floor above her future home. Of course it would be optimal if she could travel with us in a relaxed way, but we decide here with the best conscience for the well-being of our bitch, for a future in a loving home, without leaving her again to her fate, after she has crept helplessly and persistently into our hearts in Albania.

Shortly after our arrival in D, our schedule is already packed, I (Manu) go for three days to observe at a school, because I want to change professionally. Tara and Basti sprint to their long-lost friends, Adrian heads for the TÜV. Should be an easy one, after the deep repairs in Turkey. The tight schedule includes dental checkups and preventive examinations. We take only the most necessary things out of the car, we want to be back in our mobile home in 2-3 days. But the TÜV sees it differently. Georgian roads have done more damage to our Kazy than we thought and spare parts are not in sight so quickly. So Kazy stays in the workshop, we travel with a lot of luggage in the train and try to stick to the original plan.
The first days we succeed. The reunion with family and friends and DAS FEST in Karlsruhe starts. Tara and Basti are delighted to join the Open Air Feeling. But already on the first evening Tara lays down on the floor at some point while SEEED is playing the first bars and says: I don’t feel well at all. I feel her forehead, it is noticeably hot, so I grab her and cycle home (I love our cargo bike!). The next few days she remains persistently feverish and floppy, the Corona tests persistently negative, I take care of her while the boys keep their scheduled appointments. 3 days later, the first positive Corona test is Tara’s, Adrian and I follow up two days later. Considering the incubation experience, we must have been infected shortly after entering Germany. We stare at the tests in disbelief: we have traveled 14 months across Europe and Asia, stood in completely overcrowded metros in Istanbul and Tbilisi, and yet it catches us in Germany.
So at the latest with the TÜV defect list and the present coronatests our schedule starts to melt away like spaghetti ice cream in the summer sun of Karlsruhe.

COVID19 catches 3 out of 4 while Basti moves to another family and has the best time of his life, together with one of his best friends. We are happy that Basti remains persistently negative and unfortunately we have no particularly mild courses to report.
Whereby this is of course only purely subjective, from a medical point of view probably rather mild, but the headaches, aches and pains and other symptoms reach an unprecedented (!) Quality“. Fortunately, we are allowed to „guard“ the dream house in the countryside of dear friends while they are on vacation and thus finally have some distance and at the same time space to simply be allowed to be sick without fear of infecting anyone. At least we manage to bake chocolate cake. And a family council where we reflect on our journey so far and think about our wishes for the extension.
When after a long 11 days the tests finally (!) show negative again, especially I, Manu, feel like 5 stairs mean the ascent of Mount Everest without an oxygen mask. Infinitely tired, without energy and breathless this infection leaves me behind and the piling up postponed appointments look reproachfully down on us. No thought of leaving.

The state of limbo, being there, but not really living there, actually already wanting to continue traveling in KAZYmir, still being in Karlsruhe, but having hardly any strength to do all that needs to be done, having to cancel friends we haven’t seen for more than a year, all that doesn’t make it any easier. And when we finally almost feel like seeing land again, all loved ones have of course left for their well-deserved summer vacations themselves sooner or later.
So – tested healthy again – we turn the apartment of our housemates into a WG for a second time and try not to spread out too much. As little as you can manage with a child and a teenager. And we persistently take care of the outstanding appointments, prepare a 14th birthday, which we actually wanted to celebrate in Sweden. Well, a good friend of the birthday boy is still there. Which is nice again. And we can plan a nice day for the birthday teen. The news that my mother has been admitted to the hospital with a stroke reaches me on the morning of Basti’s birthday. We reschedule, I borrow a car and immediately drive to my mother.

So the days go by, while I post Covid-moderately several infections, because my immune system is probably still so weakened that now everything possible pops up. Unfortunately, Adrian drives me to the emergency surgery in the city hospital for oral and maxillofacial surgery. No need for details here, maybe just at this point to all who have an issue with inflammation and gums: You have my fullest sympathy. I didn’t realize how helpless and paralyzed one can be, due to infections wreaking havoc in the mouth. But after a week of far too much antibiotic (thanks to a typo on the prescription), blatant side effects, several visits to the doctor where everyone unfortunately says something different, feverish hours and painful nights, desperate attempts to slurp liquid food into me, the signs are slowly pointing to improvement. The whole family is just waiting for my sign to finally leave.

And so the first thing we decide to do is to start the journey of the extension with a „vacation“. Only an hour’s drive from Karlsruhe, so we could go back in case of emergency. With no cellular network and reduced wifi access, here is a spot on a beautiful forest lake surrounded by the hills, rocks and castles of the Northern Vosges. The last few days of packing feel endless and we creep around the house cleaning the last few rooms to finally, finally get everything we need back in its proper place in our mobile Tinyhouse. We are irritated, I am still only partially operational, and the kids are wavering between helping and spending last hours with friends. No easy farewell and again none with drum roll. No big drink with loved ones before departure. Adri, who took care of me intensively and also managed everything else, is now also on his toes (for the first time I am aware of this expression in a completely different way).

A few days ago, the time had come, we hugged our housemates once again, made another phone call to our loved ones, the children dropped letters into the mailboxes of their friends who were away, and we started the engine. Finally home again. In the KAZYmir. In our nomadic life. The coming months we want to enjoy this newly created freedom to the fullest and intensively perceive it.
I dive into the cool moor water of the forest lake to immerse myself in silence for a few swims. The sun sends its golden rays deep below the surface of the water. For a moment I remain in this silent weightlessness before the urge to breathe in (yes, I can gradually breathe in deeper again without getting a coughing fit right away) drives me back up. As I surface, I hear the laughter of my children as they swing over the water on a rope, whooping and letting go of the rope in ever-changing jumping variations, flying for a brief moment before diving back into the golden water. I let myself be carried by the water, the feeling of lightheartedness spreads through me as I look up at the blue sky and whether I want to or not, my mouth just starts to smile.

* Please find English Version below *

Wo fängt man an, um von Kappadokien zu erzählen?
Von der atemberaubenden Landschaft, bizarren Kaminen, in denen der Legende nach Feen hausten? Von 9 Nächten, in denen wir meist vor Anbruch der Morgendämmerung durch das Geräusch von Turbinen aufgeweckt wurden? Dem Klappern der Autos, die die schweren Ballonkörbe holprige Feldwege entlangwuchten?.Von diesem kribbeligen Gefühl, wenn man verschlafen in seine wärmsten Klamotten schlüpft, um schnell mit einer Tasse heißem Kaffee ins Freie zu gelangen? Dem Farbenspiel der schwebenden Heißluftballons? Der wohligen Gänsehaut, die uns immer wieder beim Anblick eben dieser beschleicht? Vom großen Staunen auf unseren Wanderungen durch die Täler? Von Sturmböen, die uns nachvollziehen lassen, wie Wind und Wetter diese bizarren Felskegel formten?

Etliche Reiseberichte wurden schon darüber geschrieben, zieht diese Gegend doch Millionen von Touristen an, welche die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt hat. Lohnt es sich also noch einen Reisebericht zu schreiben? Viele Hotels und  Komplettpakete sind buchbar, doch wie ist das als Individualreisende mit Kindern im Camper?

Wir fangen einfach da an, wo unser letzter Artikel Roadtrip nach Kappadokien aufgehört hat. Bei unserer ersten Nacht.

Die Anfahrt an unseren Übernachtungsplatz war holprig und unser fahrendes Tinyhouse ächzt etwas, während Adrian versucht, tiefe Fahrrinnen im trockenen Lehmboden zu umgehen. Die offiziellen Campingplätze Kappadokiens sind noch geschlossen, und da wir ohnehin bisher nur einmal in der Türkei eine Nacht auf dem Campingplatz waren, suchen wir auch hier wieder einen Platz zum Freistehen. Nachts staunen wir noch über den Sternenhimmel, beobachten die Straßenhunde am Rand des Feldes gegenüber und fragen uns, ob wir wirklich dort stehen bleiben können, am Rand einer Ebene, hinter dem Ort Göreme gelegen.  Um 4:20 Uhr werde ich aus dem Schlaf gerissen, aber nicht etwa weil eine Polizeistreife vor der Tür steht, sondern weil lautes Dröhnen mehrerer Generatoren in unser Wohnmobil dringt. Rufe, die wie Anweisungen klingen und lautes Geklappere hallen durch die Luft, während ich verschlafen den Rollo des Heckfensters hochschiebe und erschrecke. Etwas Farbiges, das unregelmäßig aufflackert, drückt gegen unsere Scheibe. Das kann nur eins bedeuten: Heißluftballons.
Ich wecke Adrian und die Kinder, die einen tieferen Schlaf haben als ich mit den Worten: 

Sie fliegen, die Heißluftballons werden fliegen!“

Wir wussten von Reisefreunden, dass man nach Ankunft in Kappadokien oft auch mal ein paar Tage Geduld mitbringen muss, um in den Genuss dieses Schauspiels zu kommen, ist es doch wind- und wetterabhängig und wird jeden Morgen neu entschieden. Manchmal sogar wieder abgebrochen. Doch hier stehen wir, während die buntbedruckten Stoffbahnen um uns herum größer und voluminöser werden, unser KAZY immer kleiner wird und beinahe darunter zu verschwinden scheint. Unser kleiner ehemaliger Straßenhund wittert Bedrohung und beruhigt sich erst, als ich sie ausnahmsweise auf unser Bett setze. Immer noch verunsichert, aber im sicheren Nest, kann sie das Spektakel so geschützt beobachten, während wir uns beeilen, in die noch dämmerdunkle, kalte, aber hektisch wuselige Morgenstimmung hinauszutreten. 

Egal wohin wir unseren Blick wenden, sehen wir Heißluftballons, die noch mit der kalten Luft der Turbinen gefüllt werden, während andere sich schon majestätisch aufrichten und Männer an dicken Tauen das Aufrichten der Ballons mitlenken. Weiße Mini-Busse am Rand des Startfeldes öffnen allmählich ihre Türen für etliche Fluggäste, erste Passagiere klettern in die brusthohen geflochtene Weidenkörbe, während die Ballonpiloten ihnen Anweisungen zurufen, wie sie sich bei Abflug und Landung verhalten sollen.  Hektisches Treiben, Aufregung und Vorfreude flirren durch die Luft und lassen uns ebenso wenig kalt, wie die plötzliche Hitze, die die Brenner erzeugen, wenn sie Flammen in die Ballonhüllen neben uns schicken. 

Unsere beiden Kinder rufen sehnsuchtsvoll, dass sie mitfliegen wollen. Es wird hektisch, Adrian spricht einen der Ballonpiloten kurz an, doch erste Infos zu Preis und Buchbarkeit rütteln uns wieder zurecht. Die Begeisterung des Moments hat uns einfach mitgerissen. Wir beschließen, das Schauspiel, welches sich uns bietet, zu genießen, so wie wir hier stehen, verschlafen und leicht verwirrt, neben unserem kleinen fahrbaren Zuhause. In kuschelige Decken eingewickelt, blicken wir himmelwärts, wo sich 120 Heißluftballons zu einem stillen Tanz verabredet haben. Es ist leicht bewölkt und kein Windhauchn ist zu spüren. Die Sonne, die hinter den höheren Felsformationen im Osten Kappadokiens aufgeht, bleibt auch als sie höher steigt in den Wolken und diffuses Licht verbreitet sich. Immer wieder vibriert die Luft, wenn die Flammen neue heiße Luft ins Innere der Ballonhüllen schicken. Es ist, als ob ein ganzes Tal in dieser Stunde nach Sonnenaufgang die Luft anhält, um Platz zum Staunen und Träumen zu schaffen. 

Während noch einige Ballons am Himmel stehen, die ersten schon wieder landen, klettern wir müde, leicht verfroren und sehr hungrig gegen 8:30 Uhr zurück in unseren KAZYmir. Adrian bereitet das Frühstück vor, ich leine Djella an, um endlich eine Morgenrunde mit ihr zu drehen. Dabei können wir ein zusätzliches Spektakel beobachten: Wallende Haare, fliegende Kleider mit flatternden langen Schleppen, Cabriolets und Hochzeitspaare, die mit Blick auf Ballons und die Felsformationen Kappadokiens posieren und sich räkeln. Mal sexy, mal romantisch,  in der Morgensonne, um den besten Shoot zu ergattern. Auch das ist ein Teil der Tourismus-Industrie und so landen wir auch an den folgenden Morgenden immer wieder unversehens mitten in einem Shooting, wenn der Fotograf der Meinung ist, dass der Platz hinter unserem Camper der Top Spot ist: Globetrotter vs. Prinzessin Momente inklusive. Es wird nicht langweilig in Kappadokien.

Immer noch wirkt das Staunen und die Aufregung des Morgens in uns nach und so starte ich mit Adrian zu unserer ersten Wanderung, während unsere beiden müden Kinder sich nochmal in ihre gemütlichen Betten im Alkoven kuscheln. Auf uns wartet das Rose Valley: Eins der vielen Täler, die Kappadokiens Landschaft prägen, für uns eins der Schönsten. Vor Urzeiten haben die Vulkane Hasan Daği und Erciyes Daği riesige Mengen an sogenannter Tuffasche auf das Gebiet in ihrer Mitte geschleudert. Im Laufe der Zeit hat sich die Asche zu Tuffstein verfestigt. Wind und Wetter haben in Jahrtausenden aus diesem weichen Gestein eine Landschaft geformt, die einer alten Legende zufolge als Spielplatz der Götter diente. Bei jedem Schritt durch das Rose Valley erleben wir, wie fragil die Landschaft und wie weich der Stein ist, in den mühelos Gänge, Treppen und Höhlen gegraben und gehauen wurden. Durch Wind und Wasser, aber eben auch durch Menschenhand. 

Das Spiel, dass der Wind mit dem weichen Tuffastein spielt, wird uns mit jedem Schritt deutlicher. Wir waten, klettern und kriechen durch höhlenartige Gänge , deren Boden durch kleine Bäche überflutet ist, mal geduckt, mal aufrecht stehend, in einem Moment in einer Höhle, eröffnet sich nach der nächsten Abzweigung der Ausblick auf  die einzigartigen Felsformationen und Jahrtausende alte,  in die Felsen geschlagene Höhlenwohnungen, während sich im Wasser die Umrisse der Zipfelmützen und naturgeformter Torbogen widerspiegeln. Die rose-, rot-, weiß- und sandfarbenen Bänder der verschiedenen Steinschichten  erzählen von der Entstehungsgeschichte der Landschaft Kappadokiens. 

Es ist leise im Rose Valley, morgens um 9:00 Uhr sind nur einzelne Vögel in der Ferne zu hören, weit und breit niemand außer uns. Nach ersten Versuchen uns zu orientieren und einer „Route“ zu folgen, beschließen wir einfach zu laufen und uns treiben zu lassen. Wir orientieren uns grob nach den Himmelsrichtungen, ansonsten erlauben wir uns einfach in dieses Labyrinth hinein zu wandern und immer wieder spontan zu verweilen. Das Wetter ist unbeständig, mal streifen uns Regenschauer, dann wieder die Wärme der Sonne und wir haben das Gefühl, das wechselnde Licht und das Schattenspiel der vorbei ziehenden Wolken verändert immer wieder die Landschaft. Wir könnten noch ewig so weiter wandern zu können, während unser Hund den staubigen Boden für ausgiebige Sonnenbäder nutzen möchte. Auf schiefen Bahnen aus rosefarbenem Tuff erklimmen wir einer mannshohen Spirale folgend die nächsthöhere Ebene und stehen vor der byzantinischen Felsenkirche Ayvalι Kilise, die Quittenkirche. Daneben lockt ein Stand mit frisch gepresstem Orangen- und Granatapfelsaft und da wir die ersten Kunden des Tages sind, können wir einen guten Preis verhandeln.  Da der Shopbesitzer zwischendurch mit seinem Motorrad wegknattert, sind wir eben kurz verantwortlich für seinen Stand. Wir schmunzeln. So ist es eben immer wieder in der Türkei. Es ist eine Pause, bei der man dann einfach so dasitzt und nichts tut, außer zu schauen, zu  staunen und zu  träumen. Und da kommt es wieder dieses Gefühl, dass uns immer wieder auf dieser Weltreise besucht: Das Gefühl, dass uns sagt, dass wir hier und in diesem Moment genau richtig sind. 

Während unseres Aufenthaltes in Kappadokien haben wir das große Glück an 6 von 9 Tagen dieses magische Ballontreiben zu beobachten. Wir wechseln mehrmals die Standorte, einmal um einen besseren Blick vom Plateau aus zu haben, und nach mehreren Tagen sogar, in der Hoffnung, länger schlafen zu können.  Doch der Wind, der diese bizarre Felsenlandschaft geschaffen hat, durchkreuzt unsere Pläne immer wieder, so dass wir an einem Morgen am vermeintlichen Top Spot nur Ballons im Nachbartal beobachten können, während unser geplanter ruhiger Platz plötzlich zum Abflugpunkt Nummer 1 wird und unser Camper KAZYmir, weit abseits geparkt, beinahe in eine Kollision mit einem tieffliegenden Ballonkorb verwickelt wird. Es bleibt also jeden Morgen aufregend. Und wir können einfach nicht anders, als mit Dir als Leser:in, in eine Bilderflut aus Eindrücken einzutauchen.

Und so bleiben auch die folgenden Tage, an denen „sie fliegen“ ungeachtet dessen, dass wir das Spektaktel schon bestaunen durften, an jedem einzelnen Morgen noch genau so faszinierend wie am ersten. Kappadokien begeistert uns mit seinen verschiedenen Tälern, jahrtausendealten unterirdischen Höhlenstädten, Felsenkirchen und Freilichtmuseen. Nicht alles werden wir besichtigen, denn unser „Besichtigungstempo“ verändert sich auf  dieser Langzeitreise. Vielmehr entschließen wir uns einfach die Atmosphäre, abseits der touristischen Spots zu genießen. Außerdem steht ein wichtiger Geburtstag an, wertvolle Stunden mit unseren liebgewonnenen brasilianisch-polnischen Reisefreunden und ein Besuch in der 800 Jahre alten Karawanserei, der „Raststätte“ der Seidenstraße, in der wir bei einer Zeremonie dabei sein dürfen… aber das ist wieder eine andere Geschichte…

English Version:

Where to begin to tell about Cappadocia?
About the breathtaking landscape, bizarre chimneys in which, according to legend, fairies dwelled? Of 9 nights when we were usually awakened before dawn by the sound of turbines? The rattling of cars carrying the heavy balloon baskets along bumpy dirt roads? That tingly feeling when you sleepily slip into your warmest clothes to quickly get outside with a cup of hot coffee? The play of colors of the floating hot air balloons? The pleasant goose bumps that always creep up on us when we see them? Of the great amazement on our hikes through the valleys? Of gales that make us understand how wind and weather formed these bizarre rock cones?

Many travelogues have been written about this area, which attracts millions of tourists and has been declared a World Heritage Site by UNESCO. So is it still worth writing a travelogue? Many hotels and complete packages can be booked, but how is it as an individual traveler with children in a camper?

We’ll just start where our last article Road Trip to Cappadocia left off. At our first night.
The approach to our overnight spot was bumpy and our driving Tinyhouse groans a bit while Adrian tries to avoid deep ruts in the dry clay soil. The official campgrounds of Cappadocia are still closed, and since we’ve only spent a night camping once in Turkey so far anyway, we’re again looking for a place to stay off the road. At night we still marvel at the starry sky, watch the street dogs at the edge of the field across the road and wonder if we can really stay there, situated at the edge of a plain, behind the village of Göreme. At 4:20 a.m. I am roused from sleep, but not because a police patrol is at the door, but because loud roars from several generators penetrate our camper. Shouts that sound like instructions and loud clattering echo through the air, while I sleepily push up the blind of the rear window and am startled. Something colored, flickering irregularly, presses against our window. That can only mean one thing: Hot air balloons.
I wake Adrian and the kids, who are a deeper sleeper than I am, with the words:

They are flying, the hot air balloons are going to fly!“

We knew from travel friends that once you arrive in Cappadocia you often have to be patient for a few days to enjoy this spectacle, it depends on the wind and weather and is decided anew every morning. Sometimes even canceled again. But here we are, while the colorful printed fabric around us becomes larger and more voluminous, our KAZY becomes smaller and smaller and almost seems to disappear under it. Our little former street dog smells threat and calms down only when I put her on our bed for once. Still unsettled, but in the safe nest, she can watch the spectacle so protected, while we hurry to step out into the still dim, cold, but hectic bustling morning atmosphere.

No matter where we turn our gaze, we see hot air balloons still being filled with the cold air of the turbines, while others are already rising majestically and men on thick ropes are helping to guide the balloons up. White mini-buses at the edge of the launch field gradually open their doors to quite a few passengers, the first passengers climb into the chest-high wicker baskets while the balloon pilots shout instructions to them on how to behave during take-off and landing. Hectic activity, excitement and anticipation shimmer through the air, leaving us just as cold as the sudden heat generated by the burners as they send flames into the balloon envelopes beside us.
Our two children shout eagerly that they want to fly along. Things get hectic, Adrian speaks briefly to one of the balloon pilots, but initial info on price and bookability jolts us back into place. The enthusiasm of the moment simply carried us away. We decide to enjoy the spectacle that presents itself to us, as we stand here, sleepy and slightly confused, next to our little mobile home. Wrapped in cozy blankets, we gaze skyward where 120 hot air balloons have arranged to dance silently. It is slightly cloudy and not a breath of wind can be felt. The sun, rising behind the higher rock formations in eastern Cappadocia, remains in the clouds even as it climbs higher and diffuse light spreads. Again and again the air vibrates as the flames send new hot air inside the balloon envelopes. It is as if an entire valley holds its breath in this hour after sunrise to make room for wonder and dreaming.

While there are still some balloons in the sky, the first ones are already landing again, we climb tired, slightly frozen and very hungry back into our KAZYmir around 8:30 am. Adrian prepares breakfast, I leash Djella to finally do a morning round with her. Thereby we can observe an additional spectacle: Flowing hair, flying dresses with fluttering long trains, convertibles and wedding couples posing and lolling with a view of balloons and the rock formations of Cappadocia. Sometimes sexy, sometimes romantic, in the morning sun to get the best shot. This is also a part of the tourism industry and so we end up again and again in the middle of a shoot in the following mornings, when the photographer thinks that the spot behind our camper is the top spot: globetrotter vs. princess moments included. It doesn’t get boring in Cappadocia.

The amazement and excitement of the morning still lingers in us and so I start with Adrian for our first hike, while our two tired children snuggle up again in their cozy beds in the alcove. The Rose Valley is waiting for us: one of the many valleys that characterize Cappadocia’s landscape, for us one of the most beautiful. Ages ago, the volcanoes Hasan Daği and Erciyes Daği hurled huge amounts of so-called tuff ash onto the area in their midst. Over time, the ash has solidified into tuff. Over thousands of years, wind and weather have shaped this soft rock into a landscape that, according to an old legend, served as a playground for the gods. With every step through the Rose Valley we experience how fragile the landscape is and how soft the stone is, into which passages, stairs and caves were effortlessly dug and hewn. By wind and water, but also by human hand.

The game that the wind plays with the soft tuffa stone becomes clearer to us with every step. We wade, climb and crawl through cave-like passages, the floor of which is flooded by small streams, sometimes crouched, sometimes standing upright, one moment in a cave, after the next turn opens the view of the unique rock formations and millennia old cave dwellings cut into the rocks, while in the water the outlines of the pointed caps and naturally formed archways are reflected. The rose-, red-, white- and sand-colored bands of the different stone layers tell the story of how the landscape of Cappadocia was formed.
It is quiet in Rose Valley, at 9:00 in the morning only single birds can be heard in the distance, far and wide nobody but us. After first attempts to orient ourselves and to follow a „route“, we decide simply to walk and to let ourselves drift. We orientate ourselves roughly according to the points of the compass, otherwise we simply allow ourselves to wander into this labyrinth and to linger spontaneously again and again. The weather is unstable, sometimes rain showers touch us, then again the warmth of the sun and we have the feeling, the changing light and the shadow play of the passing clouds always changes the landscape. We could go on hiking like this forever, while our dog wants to use the dusty ground for extensive sunbathing. On sloping paths of rose-colored tuff, following a man-high spiral, we climb the next higher level and stand in front of the Byzantine rock church of Ayvalι Kilise, the Quince Church. Next to it a stand with freshly squeezed orange and pomegranate juice beckons and since we are the first customers of the day, we can negotiate a good price. Since the store owner rattles away with his motorcycle in between, we are just briefly responsible for his stand. We smile. So it is again and again in Turkey. It’s a break where you just sit there and do nothing but look, marvel and dream. And there it comes again this feeling that visits us again and again on this world trip: The feeling that tells us that we are exactly right here and in this moment.

During our stay in Cappadocia we have the great luck to observe this magical ballooning on 6 out of 9 days. We change locations several times, once to have a better view from the plateau, and after several days even, hoping to sleep longer. But the wind, which has created this bizarre rocky landscape, thwarts our plans again and again, so that one morning at the supposed top spot we can only observe balloons in the neighboring valley, while our planned quiet spot suddenly becomes take-off point number 1 and our camper KAZYmir, parked far away, almost gets involved in a collision with a low-flying balloon basket. So it remains exciting every morning. And we just can’t help diving into a flood of images and impressions with you, the reader.

And so the following days, when „they fly“, regardless of the fact that we were already allowed to marvel at the spectacle, remain every single morning just as fascinating as the first. Cappadocia fascinates us with its different valleys, thousands of years old underground cave cities, rock churches and open air museums. We will not visit everything, because our „sightseeing pace“ changes on this long-term trip. Rather, we simply decide to enjoy the atmosphere, away from the tourist spots. In addition, we have an important birthday coming up, precious hours with our dear Brazilian-Polish travel friends and a visit to the 800 year old caravanserai, the „resting place“ of the Silk Road, where we are allowed to be present at a ceremony… but that’s another story…

* Please see English Version below

Es ist Ramadan, der Fastenmonat der Muslime und neunter Monat des islamischen Mondkalenders. Zwei rührende Begegnungen gibt es heute zu erzählen, so passiert an der Südküste in der Nähe von Antalya. Auch wenn wir inzwischen ins Landesinnere gezogen sind und hier der Ramadan tagsüber viel präsenter ist, in Form von geschlossenen Cafés und eingeschränkten Bäckerei- Öffnungszeiten, möchten wir dich mitnehmen zu zwei wundersamen Begegnungen, die uns immer noch ein großes Strahlen ins Gesicht zaubern.

Ich muss zugeben, meine erste und bis dato einzige Türkei Erfahrung war keine positive. Sie stammt aus dem Jahr 1999, als meine Schwester und ich von meiner Mutter zu einer Woche Rund-um-Sorglos-Urlaub eingeladen wurden. Ein absolutes Novum in unserer Familie, in der traditionell Urlaub mit Zelt und einem gewissen Hang zur Fahrt ins unbekannte „Blaue“ meine Reiseerinnerungen prägte und die ich als Kind so sehr liebte. 1999 war das einmal anders:  Diese All-inclusive Variante komplettes Neuland für uns, dafür im schönen Hotel am Meer. Das Positive an jenem Urlaub im April war: Wir hatten endlich mal eine richtige  „Familien-Mädels Zeit“. Das weniger Gute bzw. damals doch sehr Erschreckende: Wir waren mit unserer Buchung in einer riesigen Touri-Falle gelandet, voller künstlicher Hotel-Idylle, vielen Menschen, welche uns allen aus der Ferne „die schönsten Augen“ attestieren wollten,  bis hin zur zwangsverordneten Reisebus-Fahrt nach Pamukkale, natürlich via Juwelier und Teppichhändler. Damals wollten wir einfach wieder weg und nie wieder hierher. 

Und jetzt? Jetzt reise ich bereits seit 6 Wochen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern durch dieses weite und faszinierende Land und komme aus dem Staunen nicht mehr raus. Wie sollen wir diese ganzen Eindrücke nur entsprechend würdigen? Vielleicht auch einfach mit kleinen kurzen After – Sunset – Stories? Diese passierten an zwei aufeinander folgenden Tagen, so dass ich mich rückblickend frage, wie viele unterschiedliche Dinge können innerhalb so kurzer Zeit passieren? Die Antwort: in der Türkei – sehr viele. 2 davon erzähle ich euch heute.

Kaum sind wir aus dem Klettergebiet Gejikbayeri mit seinen majestätischen rot-weiß-grau schimmernden Felshängen nach Antalya zurückgekehrt, begeben wir uns auf die dringende Suche nach einer Wasserstelle, um unseren Wasservorrat wieder aufzufüllen. Nach wie vor wollen wir auf das Kaufen von abgefülltem Trinkwasser in Plastikflaschen verzichten. In 7 Monaten Vanlife mussten wir erst zweimal notfallmäßig „bottled water“ dazu kaufen. Alles andere ist „hauseigenes“ selbstgefiltertes Trinkwasser, womit es uns sehr gut geht.  Auch hierbei ist für uns die App Park4night (unbeauftragte Nennung, weil positive Erfahrung) immer wieder sehr hilfreich, da man sich immer auf die Suche nach Service  Plätzen (Wäscherei, Dusche, Trinkwasser, Gasflaschen-Refill, etc…) machen kann. Während sich in ländlichen Gegenden ein Brunnen nach dem anderen an den Durchgangsstraßen befindet, ist es im städtischen Bereich deutlich schwieriger einen Anschluss zu finden. 

Und so steuern wir einen der wenigen Brunnen im Nordwesten Antalyas an, bei dem wir hoffen, unseren Wasserfilter anschließen zu können, um endlich unseren Trinkwasservorrat wieder aufzufüllen. Wir sehen den Brunnen in einem Park von weitem, blicken allerdings durch ein schmiedeeisernes verziertes Tor, welches stoisch zwischen uns und dem Brunnen steht. Es dämmert allmählich, während wir überlegen, ob wir nah genug heranrangieren können, um über den Zaun zu klettern und unseren Wasserschlauch doch noch anzuschließen, sofern dieser überhaupt lang genug dafür wäre. Richtig gut fühlen wir uns bei dieser Vorstellung nicht.

Da sehen wir am Rand des Parks einen Sicherheitsmann patroullieren. Während ich in Deutschland einfach resigniert hätte, haben wir hier eigentlich keine andere Wahl als aktiv zu werden. So sprechen wir den Security Mann mit unseren rudimentären Türkischkenntnissen an und erklären unser Anliegen. Zunächst erklärt uns der Security Mann, dass der Park geschlossen ist. Wir könnten aber ausnahmsweise hineinlaufen und unsere Flaschen füllen. Da wir aber eher dringend den Wassertank mit 140l für unser Leben im Camper auffüllen sollten wäre das zwar nett, hätte uns aber nicht unser eigentliches Problem nicht gelöst, sondern nur verschoben. Wir überlegen weiter, und rätseln nun mehr und mehr gemeinsam mit dem Security Mann, wie wir unseren Schlauch durch Torgitter, über Steinfiguren hinweg zum Brunnen legen könnten und wie wir wohl dafür unser Auto taktisch gut platzieren. Da plötzlich zeigt er uns einen anderen Schlauch, außerhalb des Parks, der anscheinend das gleiche gute Wasser liefert. Wir freuen uns über die neue Option, planen um, um dann schnell zu merken, dass unsere potentiellen Schlauchanschlüsse und Varianten leider alle nicht passen würden. Es dämmert immer mehr, ein zweiter Security Man kommt und geht wieder. Wir wollen im Dunkeln eigentlich nicht nochmal quer durch die Stadt zu einer anderen potentiellen Wasserstelle fahren, doch ohne jegliches Wasser zu unserem geplanten Übernachtungsplatz in der Natur zu fahren, ist ebenfalls sinnlos. Adrian und ich schauen uns an und grübeln.

Der Security Mann wird immer aufgeschlossener, sieht vermutlich unsere Not und winkt uns mitsamt Auto ganz nah an das große Eingangstor heran. Da verlässt er seinen Posten und stemmt das schwere Eisentor Schritt für Schritt zur Seite. Wir dürfen hinein fahren, und können so unseren Schlauch und damit auch unseren Wasserfilter anschließen. Wir filtern zwar auch im Wohnmobil, dazu mehr in der Infobox, finden unsere Doppelfilter-Variante bisher aber sehr erfolgreich. Dankbar nehmen wir dieses Angebot an, haben wir uns innerlich schon dabei gesehen, kanisterweise Wasser heran zu schleppen, um unseren 140l Tank annähernd aufzufüllen.

Wir stehen also im Park, während es dunkel wird und ein Straßenhund jede unserer Bewegungen wahrnimmt, der Security Mann pendelt zwischen Park, Eingangstor und seinem Wachhaus. Wir werden unruhig, dauert das Wasser auffüllen bei geringem Wasserdruck doch recht lange und wir sind nicht sicher, wir lange wir diesen Bonus „kurz reinfahren“ zu dürfen, ausdehnen können. Ein zweiter Wachmann kommt hinzu und die beiden sprechen miteinander und schauen in unsere Richtung. Oh je, unser Tank ist erst zu einem Viertel gefüllt. Die beiden sprechen wieder miteinander und schließlich kommt der erste wieder zu uns gelaufen. „Das war’s“, geht es mir durch den Kopf. Wir können hier nicht länger stehen bleiben, wir müssen jetzt raus und konnten kaum Wasser auffüllen. Adrian und ich schauen uns leicht verzweifelt an, war das hier doch unsere einzige Chance unseren Wasservorrat aufzufüllen. Wir beginnen mit dem Abbau, als der Security neben uns steht. Uns anschaut und etwas auf türkisch zu uns sagt. Adrian startet schnell die Übersetzungsapp.

„Es ist Ramadan und wir möchten euch einladen, mit uns zu teilen, das erste Essen des Tages.

So erscheint der Text der Übersetzung auf unserem Handydisplay. Wir schauen uns ungläubig an. Der zweite Security Mann im Hintergrund deutet auf die Picknickbank, die sie in das Häuschen getragen haben und auf die Tüten voller Essen. Sie zeigen auf unseren Camper, und wir verstehen, dass die „Çokuklar“, unsere Kinder, auch eingeladen sind. Basti und Tara sind zunächst unsicher, doch die beiden Securitys winken sie lachend gestikulierend zum Tisch. Als ich auf den Tisch schaue, sehe ich, dass die beiden ein vielfältiges Buffet aufgebaut haben. Wer ist wohl noch eingeladen? Es sieht fantastisch lecker aus. Zwei verschieden Suppen, selbstgemachte Spinat-Börek, Taschen mit Fleischfüllung, Baklava und Reispudding. Alles mit viel Liebe von den Ehefrauen zubereitet. Wir sind sprachlos, während wir unseren ersten Çay (traditioneller türkischer Tee) in die Hand gedrückt bekommen. Unsere Bambus-Becher, die wir aus dem Camper mitgebracht, werden mitleidig belächelt und dann verlässt Isa (wie wir inzwischen wissen) nochmal den Security Posten, um weitere Tee-Gläser zu spülen, die wir benutzen dürfen. Echten Çay trinkt man nicht aus Bechern!

Isa und Ali öffnen einfach so ihre Herzen für uns, wildfremde „dahergelaufene Hipppie-Touristen“, obwohl sie uns überhaupt nicht kennen, und wir kaum ihre Sprache sprechen. Und dann laden sie uns nicht nur zum Chay ein, sondern dazu, das für sie bestimmte Essen zu probieren. Mit Gesten, Mimik und Google Translator gelingt uns ein lebhafter und herzlicher Austausch über das Leben in der Türkei, in Deutschland, das Reisen, das Eltern sein, Mut und Ängste und vieles mehr. Aber was genau geplaudert wurde, das darf in der Magie dieses Abends bleiben, von dem wir uns nur schwer trennen konnten… Wir sind einfach gerührt und dankbar, als wir in tiefer Dunkelheit Antalya verlassen und uns zum nahegelegenen Stellplatz in der Natur aufmachen.

Genau 24 Stunden später stehen wir unter Pinien am Meer, ein paar Fahrstunden Küstenstraße D400 weiter östlich. Der Ort erinnert uns an Elea Beach an der Westküste der Peloponnes in Griechenland, wo grüne Wiesen, und Pinien auf Düne und Meer treffen. Wir freuen uns wieder, noch einen schönen Platz zum Freistehen gefunden zu haben.

Nach einem gemeinsamen Spaziergang am frühlingshaften Meer bringe ich Tara ins Bett, die das abendliche Vorleseritual nach wie vor sehr genießt. Zugegebenermaßen lege ich mich oft dabei zu den Kids in den Alkoven und die Gefahr, dass ich dabei einschlafe, ist durchaus gegeben. So auch an diesem Abend. Während ich also kurzzeitig wegschlummere und Adrian mit Musik in den Ohren Beiträge für unseren Blog schreibt, klopft es an die „Haustür“. Im Halbschlaf sehe ich wie blau-rot blinkendes Licht unser Wohnmobil in eine Disco verwandelt, als Adrian die Tür öffnet und eine Stimme laut und deutlich „Jandarma“ sagt. Das Denken fällt mir, verschlafen wie ich bin, noch schwer, aber mein Kopfkino läuft bereits an, während Adrian nach draußen zu den beiden Polizisten geht. Müssen wir wegfahren? Bekommen wir Ärger? Strafe zahlen? Aber Freistehen ist in der Türkei doch weitgehend erlaubt…. springen meine Gedanken hin und her.

Plötzlich höre ich ein Lachen vor der Tür, und erstaunt krabble ich die Alkovenleiter hinunter, um Adrian endlich zu unterstützen. Ich versuche mir den Schlaf aus den Augen zu wischen, während die Tür sich öffnet und zwei neugierig und freundlich drein schauende Polizisten mir einen schönen Abend wünschen. Sie erzählen uns, dass sie nur schauen wollen, ob es uns gut geht, ob wir etwas Merkwürdiges bemerkt haben. Wir verneinen und sie versichern uns, dass es keinen Grund zur Beunruhigung gibt. Sie erzählen uns von ihrem 24h Schichtdienst und knüpfen vorsichtig die Frage an, ob wir ihnen zufällig einen Tee machen können. Wie gut, dass Bastian vor kurzem darauf bestanden hat, klassischen türkischen Tee einzukaufen um türkische Freunde bewirten zu können. So können wir bejahen. Tja nun, da stehen sie also, die beiden Polizisten auf Nachtschicht und plaudern mit uns über die Türkei, das Arbeiten und das Leben. Als einer der beiden zum Streifenwagen geht und etwas aus dem Kofferraum holt, staunen wir noch mehr: Er kehrt mit vollen Händen zurück und überreicht uns einen Berg grüner Paprika und Zucchini. „Homemade – from my garden.“ Staunend bedanken wir uns.

Nach ein paar weiteren Minuten bei Tee und Google Translator, möchten Sie gerne noch wissen, welche Übersetzungsapp wir verwenden. Adrian hilft ihnen bei der Installation der App. Die beiden freuen sich sehr und verabschieden sich mit blinkendem Blaulicht und grinsenden Gesichtern. Es ist wieder ruhig im Pinienwald am Meer in dieser sternenklaren Nacht. Adrian und ich schauen uns an, schmunzelnd und ungläubig zugleich, während wir langsam die Tür schließen und uns fragen, was wir da gerade erlebt haben.

Sonnenuntergang im Pinienwald hinter der Düne

English Version:

It is Ramadan, the fasting month of Muslims and the ninth month of the Islamic lunar calendar. There are two touching encounters to tell today, so happened on the south coast near Antalya. Even though we have moved inland in the meantime and Ramadan is much more present here during the day, in the form of closed cafes and restricted bakery opening hours, we would like to take you along to two wondrous encounters that still bring a big smile to our faces.

I must admit, my first and to date only Turkey experience was not a positive one. It dates back to 1999, when my sister and I were invited by my mother for a week of all-inclusive vacation. An absolute novelty in our family, in which traditionally vacation with tent and a certain tendency to drive into the unknown „blue“ shaped my travel memories and which I loved so much as a child. In 1999 it was once different:  This all-inclusive variant completely new territory for us, but in the beautiful hotel by the sea. The positive thing about that vacation in April was: We finally had a real   „family-girls time“. The less good or at that time but very frightening: We had landed with our booking in a huge tourist trap, full of artificial hotel idyll, many people who wanted to attest us all from afar „the most beautiful eyes“,  up to the compulsorily prescribed coach ride to Pamukkale, of course via jeweler and carpet dealer. At that time, we just wanted to leave again and never come back here.

And now? Now I’ve been traveling for 6 weeks with my husband and our two children through this vast and fascinating country and I can’t get out of my amazement. How should we appreciate all these impressions accordingly? Maybe just with short after – sunset – stories? These happened on two consecutive days, so that I ask myself in retrospect, how many different things can happen within such a short time? The answer: in Turkey – a lot. 2 of them I tell you today:

As soon as we returned to Antalya from the Gejikbayeri climbing area with its majestic red, white and gray shimmering rocky slopes, we set off in urgent search of a water fountain to replenish our water supply. As before, we want to do without buying bottled drinking water in plastic bottles. In 7 months of Vanlife we had to buy emergency bottled water only twice. Everything else is „in-house“ self-filtered drinking water, with which we are very well.  Here, too, the app Park4night (unpaid mentioning, because positive experience) is always very helpful for us, because you can always go in search of service places (laundry, shower, drinking water, gas bottle refill, etc…). While in rural areas there is one well after another, in urban areas it is much more difficult to find a connection. 

And so we head for one of the few wells in the northwest of Antalya, where we hope to be able to connect our water filter to finally replenish our drinking water supply. We see the well in a park from afar, but look through a wrought-iron ornate gate that stands stoically between us and the well. It gradually dawns, while we consider whether we can get close enough to climb over the fence and connect our water hose after all, if it would be long enough for that at all. We don’t really feel good about this idea.

There we see a security guard patrolling the edge of the park. While I would have resigned simply in Germany, we have here actually no other choice than to become active. So we approach the security man with our rudimentary knowledge of Turkish and explain our request. First, the security man tells us that the park is closed. However, we could exceptionally run in and fill our bottles. But since we should rather urgently fill up the water tank with 140l for our life in the camper would be nice, but would not have solved our actual problem, but only postponed. We consider further, and puzzle now more and more together with the security man, how we could lay our hose by gate lattices, over stone figures away to the well and how we probably for it our car tactically well place. Then suddenly he shows us another hose, outside the park, which apparently delivers the same good water. We are happy about the new option, plan around, only to quickly realize that our potential hose connections and variants would unfortunately all not fit. It dawns more and more, a second Security Man comes and goes again. We don’t really want to drive across town again in the dark to another potential water point, but driving to our planned overnight spot in the countryside without any water is also pointless. Adrian and I look at each other and ponder.

The security man becomes more and more open-minded, probably sees our distress and waves us and our car very close to the big entrance gate. There he leaves his post and lifts the heavy iron gate step by step to the side. We are allowed to drive in and can connect our hose and thus also our water filter. Although we also filter in the camper, more about this in the info box, we find our double filter variant very successful so far. Gratefully we accept this offer, we have already seen ourselves inwardly to drag canisters of water to fill our 140l tank approximately.

We stand thus in the park, while it becomes dark and a street dog perceives each of our movements, the Security man shuttles between park, entrance gate and his guard house. We are getting restless, filling up the water takes quite a long time with low water pressure and we are not sure how long we can extend this bonus of being allowed to „drive in briefly“. A second guard comes along and the two talk to each other and look in our direction. Oh dear, our tank is only a quarter full. The two talk to each other again and finally the first one comes running back to us. „That’s it,“ it goes through my head. We can’t stand here any longer, we have to get out now and we could barely fill up with water. Adrian and I look at each other slightly distressed, this was our only chance to fill up our water supply. We start to dismantle, when the security stands next to us. Looks at us and says something in Turkish to us. Adrian quickly starts the translation app.

It is Ramadan and we would like to invite you to share with us, the first meal of the day.

This is how the text of the translation appears on our cell phone display. We look at each other in disbelief. The second security man in the background points to the picnic bench they have carried into the cottage and to the bags full of food. They point to our camper and we understand that the „Çokuklar“, our children, are also invited. Basti and Tara are unsure at first, but the two security guards wave them over to the table, laughing and gesturing. When I look at the table, I see that the two have set up a diverse buffet. I wonder who else is invited? It looks fantastically delicious. Two different soups, homemade spinach börek, pockets with meat filling, baklava and rice pudding. All prepared with much love by the wives. We are speechless as we are handed our first Çay (traditional Turkish tea). Our bamboo cups, which we brought from the camper, are smiled at pityingly and then Isa (as we know by now) leaves the security post again to rinse more tea glasses, which we are allowed to use. You don’t drink real Çay from cups but glasses!

Isa and Ali just open their hearts to us, complete strangers „hippie tourists“, although they don’t know us at all and we hardly speak their language. And then they invite us not only to chay, but to taste the food meant for them. With gestures, facial expressions and Google Translator, we manage to have a lively and heartfelt exchange about life in Turkey, in Germany, traveling, being parents, courage and fears, and much more. But what exactly was chatted, that may remain in the magic of this evening, from which we could separate only with difficulty … We are simply touched and grateful when we leave Antalya in deep darkness and head for the nearby campsite in nature.

Exactly 24 hours later we are standing under pine trees by the sea, a few hours‘ drive along the D400 coastal road further east. The place reminds us of Elea Beach at the peloponnes west coast in Greece, where green meadows and pine trees meet dune and sea. We are happy again to have found another nice place to stand free.

After a walk together by the springtime sea, I put Tara to bed, who continues to enjoy the evening ritual of reading aloud. Admittedly, I often lie down with the kids in the alcove and the danger of falling asleep is a given. This evening was no exception. So while I’m momentarily drifting off and Adrian is writing posts for our blog with music in his ears, there’s a knock on the „front door“. Half asleep I see how blue-red flashing light turns our camper into a disco, as Adrian opens the door and a voice says loud and clear „Jandarma“. Sleepy as I am, it’s still hard for me to think, but my head is already spinning while Adrian goes outside to the two policemen. Do we have to leave? Will we get in trouble? Pay a fine? But free standing is largely allowed in Turkey…. my thoughts jump back and forth.

Suddenly I hear a laugh outside the door, and amazed, I scramble down the alcove ladder to finally support Adrian. I try to wipe the sleep from my eyes as the door opens and two curious and friendly looking police officers wish me a good evening. They tell us that they just want to see if we are okay, if we have noticed anything strange. We answer in the negative and they assure us that there is no reason to worry. They tell us about their 24h shift work and carefully tie up the question whether we can make them a tea by chance. How good that Bastian recently insisted on buying classic Turkish tea to be able to entertain Turkish friends. So we can answer in the affirmative. Well, there they stand, the two policemen on night shift and chat with us about Turkey, work and life. When one of them goes to the patrol car and gets something out of the trunk, we are even more amazed: he returns with his hands full and hands us a mountain of green peppers and zucchini. „Homemade – from my garden.“ Amazed, we thank him.

After a few more minutes of tea and Google Translator, they would like to know which translation app we are using. Adrian helps them install the app. The two are very happy and say goodbye with flashing blue lights and grinning faces. It’s quiet again in the pine forest by the sea on this starry night. Adrian and I look at each other, grinning and incredulous at the same time, as we slowly close the door and wonder what we just witnessed.

Ich sitze hier auf den sonnendurchwärmten Holzbohlen der Yogaplattform, um diesen Artikel zu schreiben, während das Meer in Sichtweite glitzert, und der Wind durch die Olivenbäume, Gräser und Pflanzen um mich herum tanzt, während im Hintergrund die Hühner gackern und jemand in der Außenküche das Gas andreht, um einen Kaffee zu kochen. Verklärter Blick oder Liebesgedicht — was kannst du von diesem Artikel erwarten? In gewisser Weise ist es eine Liebeserklärung an einen Ort und diejenigen Menschen wie Paula, Jose, und weitere helfende Hände wie Arty, die mit ihrem Wirken ein Zeichen setzen und der Welt zeigen, was möglich sein kann, um unseren blauen Planeten mit all seiner Vielfalt zu beschützen. 

Abendsonne, Meerblick und Kräuterduft – auch in den überraschend kalten Wintermonaten

Ganz nüchtern formuliert lässt sich dieser Ort wie folgt beschreiben: Wir befinden uns auf einem etwa 2 Hektar großen Stück Land auf den griechischen Peloponnes, im Hinterland von Stoupa, in Mani, 1 Fahrstunde südlich von Kalamata, gelegen. Dieses Land trägt inzwischen den Namen Prosiliako. Übersetzt heißt das „Immer der Sonne zugewandt“.

Hier begegnen uns Begriffe wie
Permakultur – Rainwater Harvesting – Solarpower – Reuse and Recycle – Selbstversorger Garten – Natural Farming – Re-Vegetation – Sepp Holzer – Fukuoka Methode – Earthbuilding Building – Lehmbau – EM – Bokashi – Wwoof  – Food Forest

und viele mehr. Vielleicht klingen diese Begriffe wie eine Fremdsprache, vielleicht sind manche davon bekannt? Insgesamt haben wir mehr als 5 Wochen an diesem beeindruckenden Ort verbracht. Und vielleicht verbinden sich dann nach dem Lesen mit manchen dieser Begriffe neue Erkenntnisse oder Ideen für Dich?

Prosiliakos Kyklos wurde 2016 von Paula ins Leben gerufen. Ihre energische, aufgeschlossene Art und das Leuchten in ihren Augen steckt uns schnell und unmittelbar an, als wir am 24.11.2021 als „Wwoofer“ bei ihr ankommen. Steiniger und felsiger Lehmboden, voller Dornbüsche, zugewuchert, trocken im Sommer und durch die Hanglage bei starken Regem im Winter, exponiert… Wir hören ihre Schilderungen der Anfangsphase und können Sie uns doch kaum vorstellen. Gleich nach unserer Ankunft geht es los zu einer Willkommenstour, in der wir sehen, was sich innerhalb von 5 Jahren alles verändert hat. Wir lernen alle Bereiche von Prosiliako kennen. Auf schmalen Kieswegen laufen wir, am Hühnerstall vorbei, über Lehmstufen und Felsentreppchen zum mittig gelegenen Haupttreffpunkt. Die überdachte Außen-Küche ist das erste Gebäude, dass in Prosiliako gebaut wurde. Der Boden, Fächer, Sitzbänke und der Pizzaofen sind aus Lehm geformt und bilden eine organische Form, die an den Innenausbau von Earthships erinnern. Am dazugehörigen Sitzplatz treffen sich mittags alle Helfer, um gemeinsam zu essen. 

Terrassenförmige Steineinfassungen strukturieren das Gelände. Aloe Vera, verschiedene Eichen, Olivenbäume, Rosmarin und Salbei Sträucher säumen die Wege.Die leuchtend blauen Blüten der kleinen wilden Iris und Küchenschellen stehen unter Avocado- und Orangenbäumchen, Linsenpflänzchen und viel wildes Grün entdecken wir auf den ersten Blick. Schon geht es weiter, vorbei an der Komposttoilette und der Außendusche, sehen wir die Apotheki (Werkzeugschuppen) und die beiden Tipis,  in dem Gäste und Helfer wohnen können. Mit Blick auf den, an das Grundstück grenzende, Canyon bestaunen wir die Höhlenwohnung und stehen dann vor dem aktuellen Neubau, dem Spitaki (kleines Häuschen), in dem gerade der gestampfte Lehmboden trocknet. Hier ist auch das Herzstück der Selbstversorgung, der Garten, in dem Beete voller verschiedenster Gemüsesorten scheinbar wild durcheinander wachsen. Wir entdecken Blumenkohl, Brokkoli, Kohlrabi, Kohl, Pak Choi, Zuckerschoten, Tomaten, Salat, Rote Beete, Zwiebeln, Physalis, während neben dem Kompost weitere Aloe Setzlinge und Rosmarin Stecklinge umgetopft werden. 

Wir sind sprachlos über die vielfältige Natur und die Einsatzmöglichkeiten, daher freuen wir uns, dass Paula uns direkt Ideen gibt, wie wir uns einbringen können. Das Baumhaus freut sich über liebevolle Erneuerung, die Hühner dürfen täglich gefüttert werden, es gibt immer und überall dornige wuchernde Rankpflanzen, die zurückgeschnitten werden müssen, die Beete brauchen Pflege, das Regenwasser kann aus den Auffangbehältern in die Zisternen und Tanks umgefüllt werden, die Außendusche benötigt Wände und Türen und vieles mehr. Wir lernen, dass jeder Tropfen des gesammelten Regenwassers mindestens zweimal verwendet wird. Spül- und Duschwasser kann aufgrund der Bio Seife anschließend zur Beetbewässerung genutzt werden, semipermeable Tonvasen diffundieren das Regenwasser nachhaltig und unterstützen so die Bodenstruktur.  Ebenfalls ins Wasser dürfen effektive Mikroorganismen,  während eingestreute Holzspäne aus dem benachbarten Sägewerk darüber hinaus beim Kompostieren für ausreichende Belüftung sorgt und neuer nahrhafter Boden entsteht. 

So starten wir in unseren dreiwöchigen Aufenthalt im November und Dezember 2021 und mit jedem Tag, den wir dort länger sind, wächst unsere Ideen-Liste, welche Aufgaben und Projekte wir für Prosiliako umsetzen wollen. Während und nach dem Frühstück stimmen wir uns mit allen anderen ab und verteilen die Aufgaben untereinander. Adrian und ich übernehmen auch immer wieder gerne das Kochen, denn es macht Spaß durch den Garten zu tigern und verschiedene Leckereien zu ernten, die direkt verarbeitet werden können. Die Essenspause ist für alle eine Verschnaufpause, in der auch viel gelacht, erzählt und auch wieder weiter geplant wird. Nach dem Essen ist nochmal Zeit, um weiter zu arbeiten, Tagesarbeiten abzuschließen und anschließend die Werkzeug wieder zu versorgen. 

Paula erklärt uns viel über die Prinzipien der Permakultur, ihre Begeisterung steckt uns an und wir möchten noch so viel lernen und kennenlernen, da wir in Deutschland mit unserer Hochbeeten nur im Kleinen in diese Art des nachhaltigen Gärtnern hinein schnuppern konnten. Sie hat vor Ort tatkräftige Unterstützung durch José, der nach einer Weltreise per Rad nun seit 2 Jahren in Prosiliako mitarbeitet und voller Leidenschaft den Garten und das gesamte Gelände mitplant, pflegt und weiterentwickelt.

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Orte der Zukunft

„Orte der Zukunft“ sind Orte , die uns ermöglichen ein nachhaltiges, ressourcenschonendes, klimagerechtes und lebensbejahendes Leben zu führen. Wir sind uns sicher, dass es viele kleine und größere Projekte und Ideen gibt, die genau dies anstreben, träumen und verwirklichen.
Und wir freuen uns, wenn wir diese Orte auf unserer Reise zusammen mit unseren Kindern entdecken dürfen.

Nachmittags, gegen 15-16 Uhr locken uns oft die Sonnenstrahlen auf die Yogaplattform, denn dort kann man den unbeschreiblichen Ausblick genießen, faulenzen, lesen, Gitarre spielen oder eben Yoga machen. Entscheidet man sich, Richtung Stoupa zu fahren, kann man zum Meer gehen, um vor Sonnenuntergang nochmals in die Wellen zu springen, bei der fahrenden Gemüsehändlerin oder im lokalen Supermarket einkaufen. Dann ist auch manchmal Zeit um Freunde und Bekannte zu treffen, in deren Gartenprojekten ebenfalls mithelfen oder um gemeinsam einen griechischen Kaffee, die leckerste heiße Schokolade oder auch das hiesige IPA in der Lieblingsbar, in der nächstgelegenen Bucht, zu genießen.

Die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft geht weit über die gemeinsame Arbeit hinaus. Als Tara konstant über Bauchschmerzen klagt, fährt Paula uns ohne zu Zögern zu ihrer Ärztin und der ortsansässige Kinderarzt kann durch ihre Übersetzungshilfe ein Gespräch mit uns führen. Als die Untersuchungen keine Klärung bringen , können wir ein kleines Auto ausleihen, um nach Kalamata zu fahren. Dort befindet sich ein Krankenhaus, indem Tara wegen Verdacht auf Blinddarmentzündung untersucht wird, während wir schon sicherheitshalber das Nötigste für einen KKH Aufenthalt dabei haben. Um ein Ultraschall zu bekommen, müssen wir dieses aber wieder verlassen, um zu einem anderen Facharzt zu gehen und nach mehrstündiger Odysee landen wir spätabends wieder bei dem Chirurgen des Erstgespräches, der inzwischen eine Blinddarmentzündung ausschließt. Müde, keineswegs schlauer, immer noch mit Bauchschmerzen, aber eben auch erleichtert, fahren wir also wieder gemeinsam nach Hause. Wir fahren geduldig an der Küstenstraße entlang und freuen uns als das letzte Stück holprigen Feldwegs unsere Rückkehr in Prosiliako bestätigt. 

Die folgenden Wochen hämmern, werkeln, nähen, malen, sägen, ölen, schleifen, kochen, pflanzen und säen wir gemeinsam mit Wwoofern aus Armenien, Deutschland und den USA. Auch unsere Kinder sind meist mit dabei und finden nach etwas Eingewöhnungszeit eigene Projekte, die sie verwirklichen wollen.

Es ist anders als sonst auf Reisen, denn wir haben als Wwoofer wieder einen festen Arbeitsalltag und einen festen Standort. Beständigkeit statt Wandel und doch ist alles im Fluss. Denn darin liegt so viel Potential: Während einer Langzeitreise wirklich anzukommen und Neues kennen zu lernen, die Menschen vor Ort in ihrem Alltag zu begleiten und zu unterstützen, ermöglicht uns definitiv, dass wir unseren eigenen Horizont erweitern. Alles, was wir tun, unterstützt diesen Ort, in dem Nachhaltigkeit so liebevoll gelebt wird. Und es fühlt sich nicht wie Arbeit an, obwohl mitunter schweißtreibend, denn alles geschieht freiwillig und voller Motivation. Nachmittags blicken wir mit müden Händen meist zufrieden auf das Tageswerk oder planen dessen Fortsetzung.  Am schönsten sind die Nachmittage natürlich an den sonnigen Wintertagen, an denen die Wärme der Sonne beim Lesen eines Buchs oder einer kleinen Yogazeit den Rücken wärmt und der Blick auf das sich im Abendlicht rötlich verfärbende Meer fällt, während über dem Canyon ein Adler seine Runden zieht. Als Wwoofer in Prosiliako wird man voller Herzlichkeit aufgenommen, und wir freuen uns über kleine gemeinsame Ausflüge und Fahrten zu unbekannten Buchten, spontane Cafébesuche – covidkonform im Außenbereich –  und  die vielen Tipps und Ideen, um die Gegend zu erkunden. Unvergessen bleibt das leckere Vorweihnachtsdinner in Paulas Haus, bei dem wir Wwoofer die Freunde von Prosiliako kennen lernen und deren Band-Revival miterleben dürfen. 

Nach fast vier Wochen in Prosiliako verlassen wir Mitte Dezember schweren Herzens und mit einigen Tränen in den Augen das Projekt, um zum ersten Mal in unserer Reise eine Ferienwohnung zu mieten und dort mit einer anderen Reisefamilie die Feiertage zu verbringen. Doch bereits vor unserer Abfahrt fragen wir, ob wir Ende Januar wieder kommen dürfen. Wir freuen uns über das herzliche „YES, anytime“. Und so konnten wir tatsächlich -das erste Mal auf unserer Reise – an einen Ort „heimkommen“. Wir erzählen euch bald mehr über diesen faszinierenden Ort, denn wir durften Paula für unsere „Begegnungen“ interviewen“. In Inspirationen stellen wir in Kürze die Suchtipps ein, die wir hier im Permakulturprojekt kennen lernen durften – die wollen wir euch auf keinen Fall vorenthalten. Vieles davon lässt sich auch im umsetzen. Ergo, die nächsten Beiträge über Prosiliako bereiten wir aktuell schon vor! Denn Teilen und Kümmern liegen nah beinander: „Earth care – people care – fair share“.

English Version:

I’m sitting here on the sun-warmed wooden planks of a yoga platform writing this article with the sea glistening in sight and the wind dancing through the olive trees, grasses and plants around me, while in the background the chickens cluck and someone in the outdoor kitchen turns on the gas to make a coffee. Transfigured look or love poem – what can you expect from this article? In a way, it is a declaration of love to a place and those people like Paula, Jose, and more helping hands like Arty who are making a mark with their work and showing the world what can be possible to protect our blue planet with all its diversity. 

Soberly formulated, this place can be described as follows: We are located on a 2-hectare piece of land in the Greek Peloponnese, in the hinterland of Stoupa, in Mani, 1 hour drive south of Kalamata. This land is called in Prosiliako. Translated, it means „Always facing the sun“. Here we encounter terms like
Permaculture – Rainwater Harvesting – Solarpower – Reuse and Recycle – Self-sufficient Garden – Natural Farming – Re-vegetation – Sepp Holzer – Fukuoka Method – Strawbale Building – Clay Building – EM – Wwoof 
and many more. Maybe these terms sound like a foreign language, maybe some are familiar? Regardless, we want to take you with us into our time in Prosiliako. And maybe after reading, some of these terms will connect you with new insights or ideas.

Prosiliako was founded by Paula. Her energetic, open-minded nature and the glow in her eyes when she talks about her ideas and deeds infects us quickly/immediately when we arrive at her place as „Wwoofer“ on 24/11/2021. Stony and rocky loamy soil, full of thorn bushes, overgrown, dry in summer and exposed by the slope in strong rain in winter… We hear her descriptions of the initial phase and can hardly imagine them. Immediately after our arrival we start a welcome tour, where we see what has changed in 5 years. We get to know all areas of Prosiliako. On narrow gravel paths we walk, past the chicken coop, over mud steps and rock stairs to the centrally located main meeting place. The covered outdoorkitchen is the first building constructed in Prosiliako. The floor, compartments, cabinets, bench and pizza oven are formed from clay, creating an organic shape reminiscent of the interior design of Earthships. At noon, all the helpers meet at the associated seating area to eat together. 

Terraced stone borders structure the terrain. Aloe vera, various oaks, olive trees, rosemary and sage accompanies the little patches with structure the land. TRhe bright blue flowers of the small wild iris and pasque flowers stand under avocado and orange trees, lentil plants and much wild green we discover at first sight. Already we go on, passing the compost toilet and the outside shower, we see the apotheki (tool shed) and the two teepees, where guests and helpers can stay. With a view of the canyon bordering the property, we marvel at the cave dwelling and then stand in front of the current new building, the spitaki (small house), where the tamped clay floor is drying. Here is also the heart of self-sufficiency, the garden, where beds full of a wide variety of vegetables seem to grow wildly. We discover cauliflower, broccoli, kohlrabi, cabbage, pak choi, snow peas, tomatoes, lettuce, beets, onions, physalis, while more aloe seedlings and rosemary cuttings are repotted next to the compost. 

We are speechless by the diversity of nature and the possibilities to volunteer. Given that, we are happy that Paula gives us direct ideas on how we can contribute. The tree house is happy to be lovingly renewed, the chickens may be fed daily, there are always and everywhere thorny rampant climbing plants that may be cut back, the flower beds need care, the rainwater can be transferred from the catch basins into the cisterns and tanks, the outdoor shower needs walls and doors and much more. We learn that every drop of rainwater collected is used at least twice. Rinse and shower water can subsequently be used for bed irrigation because of the organic soap, semi-permeable clay vases diffuse the rainwater sustainably and thus support the soil structure.  Effective microorganisms are also allowed into the water, while interspersed wood shavings from the neighboring sawmill also ensure sufficient aeration during composting and new nutritious soil is created. 

This is how we start our three-week stay and with each day that we are there longer, our ideas list grows, which tasks and projects we want to implement for Prosiliako. During and after breakfast we coordinate with all the others and distribute the tasks among ourselves. Adrian and I also like to take over the cooking every now and then, because it’s fun to tromp through the garden and harvest different goodies that can be processed directly. The meal break is a breather for everyone, where there is also a lot of laughing, telling and also planning again. After the meal there is time to continue working, to finish the day’s work and then to take care of the tools again. 

In the afternoon, around 3 – 4 p.m., the sun’s rays often lure us to the yoga platform, where we can enjoy the indescribable view, laze around, read, play the guitar or really do yoga. If you decide to head towards Stoupa, you can head to the sea to jump into the waves again before sunset, shop at the traveling greengrocer or local supermarket, or meet friends and acquaintances to help out in their garden projects as well, or to enjoy the local IPA from your favorite bar, located one bay over.

Paula explains us a lot about the principles of permaculture, her enthusiasm infects us and we still want to learn so much and get to know, because we from Germany with our raised beds could only sniff in a small way into this kind of sustainable gardening. She has active support from José, who has been working in Prosiliako for 2 years now after a trip around the world by bike and is passionate about planning, maintaining and developing the garden and the whole area.

 The cordiality and willingness to help goes far beyond the work we do together. When Tara constantly complains of stomach pains, Paula drives us to her doctor without hesitation and the local pediatrician is able to have a conversation with us through her translation assistance. When the examinations do not bring any clarification, we can borrow a small car to drive to Kalamata. There is a hospital where Tara is examined because of a suspicion of appendicitis, while we already have the necessary things for a hospital stay. In order to get an ultrasound, we have to leave the hospital again to go to another specialist and after an odyssey of several hours we end up again late in the evening with the surgeon of the initial consultation, who in the meantime rules out appendicitis. Tired, not at all wiser, still with stomach ache, but also relieved, we drive home together again. We drive patiently along the coastal road and are happy when the last piece of bumpy dirt road confirms our return to Prosiliako. 

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Places for the future generation

Places for the future generation are places that enable us to live a sustainable, resource-conserving, climate-friendly and life-affirming life. We are sure that there are many small and larger projects and ideas that aim to do just that. And we look forward to discovering these places on our journey together with our children.

The following weeks we hammer, work, sew, paint, saw, oil, grind, cook, plant and sow together with Wwoofers from Armenia, Germany and the USA. Our children are usually with us as well, and after a bit of settling in, they find their own projects to do. It is different from traveling, because as Wwoofers we have a fixed work routine and a fixed location again. Permanence instead of change and yet everything is in flux. Because there is so much potential in that: really arriving and getting to know new things during a long-term trip, accompanying and supporting the local people in their everyday lives, definitely allows us to broaden our own horizons. Everything we do supports this place where sustainability is lived so lovingly. And it doesn’t feel like work, although sometimes sweaty, because everything happens voluntarily and full of motivation. In the afternoon, with tired hands, we usually look contentedly at the day’s work or plan its continuation.  Of course, the afternoons are most beautiful on sunny winter days, when the warmth of the sun warms the back while reading a book or doing a little yoga, and the view falls on the sea turning reddish in the evening light, while an eagle makes its rounds above the canyon. As a Wwoofer in Prosiliako one is welcomed full of cordiality, and we are happy about small joint excursions and trips to unknown bays, spontaneous café visits – covid conform in the outdoor area – and the many tips and ideas to explore the area. Unforgotten remains the delicious pre-Christmas dinner at Paula’s house, where we Wwoofers get to know the friends of Prosiliako and get to experience their band revival.

After almost four weeks in Prosiliako, we leave in mid-December with heavy hearts and some tears in our eyes to rent a vacation apartment for the first time in our trip and spend the holidays there with another travel family. But already before our departure we ask if we can come back at the end of January. We are happy about the hearty „YES, anytime“. And so we could actually -the first time on our trip- „come home“ to a place. We’ll tell you more about this fascinating place soon, as we were allowed to interview Paula for our „encounters“. So the next post about Prosiliako is already work in progress.

Und wie sehen dann eure Tage so aus? Diese Frage hören wir öfter, und es ist in der Tat anders als alles, was wir bisher kannten. Dieser Artikel gibt einen kleinen Einblick in unseren Reisealltag auf knapp 8qm plus Heckgarage. Wie ist es, wenn man als vierköpfige Familie mit zwei Kindern im Schulalter und einer kürzlich dazu gestoßenen quirligen Fellnase sein Vollzeit-Zuhause in einen 5t schweren Fast-Oldtimer verlagert? Das Reiseleben bringt mich immer wieder zu einem bestimmten Zitat:

Wenn du an einen neuen Ort gelangst, warte. Es braucht Zeit, bis die Seele nachkommt.“

Weisheit nomadischer Urvölker

Dieses Zitat begleitet mich in einem umgangssprachlichen Bild schon seit meiner Kindheit: Dass „Indianer“ beim Reiten immer wieder Pausen eingelegt haben, damit die Seele Zeit hat nachzukommen… Wer mir das einmal erzählt hat, weiß ich leider nicht mehr. Aber für mich ist es seither wie eine kleine Erkenntnis, warum ich, wenn ich an neuen Orten ankomme, nicht sofort voll und ganz da bin, sondern eher das Gefühl habe, irgendwie „neben mir zu stehen“.

Oft brauche ich mehrere Tage um „anzukommen“, was bei einem zweiwöchigen Urlaub ja durchaus hinderlich sein kann, weil man „ankommt“, wenn man fast schon wieder abfährt… Sind wir manchmal sogar in dem Maße in Bewegung, dass die Seele überhaupt nicht nachkommt? Die Weisheit besagt, dass wir bei schnellerem Reisetempo als die natürliche Schrittgeschwindigkeit ohne die Seele an fremden Orten sind und sie erst wiederfinden, wenn wir nach Hause zurückkehren… Wie ist es aber dann, wenn das eigene Zuhause an die fremden Orte mitreist? 

Wie ist es also wirklich? Das Leben im „Tinyhouse on wheels“?

Grundsätzlich ist es vor allem eins: Viel, viel mehr in Verbindung mit der Natur. Lebt man im Van oder Camper, ist man automatisch auch viel mehr draußen. Und natürlich spürt man jegliche Wetterlage deutlich intensiver als in einem großen Haus. Und auch das Tageslicht spielt eine größere Rolle.  So freuen wir uns über jeden regenfreien Morgen, an dem wir aufstehen, um den Tag mit einer morgendlichen kleinen Yoga Session starten zu können und trockenen Fußes die erste Morgenrunde mit Djella drehen zu können. Es ist unglaublich, wie man bei stabiler Wetterlage zum Frühaufsteher werden kann, um die Morgenröte zu beobachten, und die Ruhe vor dem „Sturm“ des Tages zu genießen. Hingegen nutzen wir an dunklen Winter-Abenden  oft die Chance ein Feuer zu machen, sofern es sicher und möglich ist, denn Abende am Lagerfeuer wärmen uns äußerlich und innerlich. 

Inzwischen zeigt sich, dass unser Alltag unterwegs sich ganz gut in vier Varianten einteilen lässt: Fahrtag, Aktivitätstage, Organisationstage und Erholungstage (letztere sind demnach das Pendant zum Wochenende):

An Fahrtagen geht es morgens recht früh los, nachdem wir am Abend davor gemeinsam besprochen haben, wie unser Fahrtag laufen soll. Unser KAZYmir ist idealerweise schon abfahrbereit,  die Klamotten für den Tag waren gerichtet, so dass Aufstehen, Anziehen und ein kleines Frühstück wirklich in einer Stunde erledigt sind. Dann teilen wir die Aufgaben unter uns auf: Einer* prüft, ob die letzten Dinge verstaut sind und die Schränke für die Fahrt verschlossen sind, ob die Reisepapiere und die GoPro und unsere Handys in der Fahrerkabine bereit liegen, während ein Anderer* mit unserem vierbeinigen Familienmitglied noch eine Runde dreht und die Kinder ihre Lernmaterialien für die mehrstündige Fahrt bereit legen. Nicht, dass das Material wirklich mehrere Stunden benutzt würde – natürlich liegen dann auch die aktuellen Lieblingstaschenbücher, Hörbücher, Malpapier und ähnliches in greifbarer Nähe. Nachdem wir von unserem Übernachtungsplatz abgefahren sind, gibt es meist noch etwas rund um Van und Haushalt zu organisieren. Müssen wir Wasser auffüllen? Wasser ablassen? Den Müll entsorgen? Unseren Wassertank auffüllen? Noch Gemüse einkaufen? Kommen wir an einem Supermarkt vorbei und müssen weitere Lebensmittelvoräte auffüllen? Langt die Füllung unserer Gasflasche noch für’s Kochen, Heizen in den kommenden Tagen? 

Es gibt lange und kurze Fahrtage… allerdings ist es inzwischen so, dass mit unserem KAZYMIr auch ursprünglich kürzere Distanzen länger dauern. Weil unser Iveco Wohnmobil einfach nicht so schnell ist, wir diverse organisatorische Stopps einbauen müssen, weil viel Verkehr ist oder die Straßen herausfordernd sind, wir selten Autobahn fahren, weil eine kurvige Fahrt auf den Magen schlägt, wir manchmal falsch abbiegen oder eben mit unseren 5t-Gefährt eine andere Strecke suchen müssen… So kommen wir auf einen Fahrdurchschnitt von ca. 200km. 

An besonders langen Fahrtagen, an denen wir richtig Strecke machen wollen, schaffen wir bis zu 400km – das passiert aber eher selten. Das klingt nach so wenig, wenn ich mir überlege, dass mein tägliches Pendeln zu meiner Schule an jedem Arbeitstag auch vorneweg knapp 80km beinhaltet hat! 

Und doch ist es hier in diesem „anderen“ Leben ein ausgefüllter Tag… denn, wenn wir ankommen an jenem neuen Ort, dann gilt es noch einen Übernachtungsplatz zu finden und Kontakt zu Anwohnern aufnehmen, um herauszufinden, ob es in Ordnung geht, wenn wir auf ihrem Restaurantparkplatz oder ähnlichen parken. KAZYmir wird in Standmodus gebracht, die Sicherungen der Schränke gelöst, unsere mitreisenden Pflänzchen dürfen wieder auf den Tisch zurück und die lokale Anbindung an WIFI wird ermittelt. Räder werden abgeschnallt und die Kinder gehen auf Entdeckungstour.  Nach einer ersten Orientierungsrunde ist es dann meist Zeit den Herd anzufeuern und etwas Warmes zu kochen. Und so krabbeln wir abends in unsere Betten, müde aber froh, angekommen zu sein…

Nun wechseln sich Tage mit Ganztagesaktivitäten, Unternehmungen, die nur ein paar Stunden dauern und Tagen, an denen wir einfach mal „nur“ am Platz bleiben, ab. 

Jetzt ist Zeit für Aktivitäten, aber auch die Organisation des Alltags wie sie jeder von Zuhause kennt…  Wäsche waschen, sobald wir auf einem Campingplatz mit der nötigen Ausstattung sind, Einkaufen, Emails schreiben, Schrankfächer durchsortieren, Fotos sichern und sortieren, Backup der Rechner durchführen, Akkus laden, aufräumen und ausmisten, und mindestens gefühlt 10x am Tag den Sand aus dem Eingangsbereich fegen. 

Hinzu kommen Reparaturen an unserem Outdoor Equipment, denn in unserer Heckgarage warten große Trekkingrucksäcke auf Wanderungen, Radtaschen auf die nächste Bikepacking Tour, aufblasbares SUP und Kajak auf die nächste Paddeltour, Skateboard und Longboards auf geeignete Straßen und Bodenbeläge… die beiden Surfbretter auf dem Dach, die uns manches mitleidige Lächeln auf unserem Weg durch den Balkan eingebracht haben, konnten wir sogar auch schon einmal einsetzen. 

Ein wesentlicher Punkt, neben dem Entdecken und Erkunden der Orte, bildet im Reisealltag ein Zeitfenster, dass wir „Lernzeit“ nennen, in dem Basti und Tara offiziell lernen. Obwohl wir natürlich wissen, dass sie auf so einer Reise eigentlich IMMER lernen. Dennoch ist es uns wichtig, mindestens an 4 Tagen pro Woche eine Lernzeit einzuplanen. Manchmal klappt sogar ein Zoom Call mit den MitschülerInnen und/ oder LehrerInnen in Deutschland, was die beiden jedes Mal sehr freut. 

Ja, die Lernzeit der Kinder. Ist kein einfaches Thema, mal klappt es besser, mal klappt es schlechter. Es gibt Tage, da begleiten wir das Lernen, indem wir die ganze Zeit als Ansprechpartner neben Ihnen sitzen oder mit Erklärungen zur Seite stehen, an anderen Tagen wiederum können sie komplett selbständig an ihren Projekten arbeiten. Wenn du mehr darüber erfahren willst, klicke auf den Artikel „Lernen auf Reisen – zwischen Freilernen, Worldschooling und Hausaufgaben“. 

Und so versuchen wir unsere „Stand-Tage“ in einer Art und Weise zu organisieren, dass wir nach dem Frühstück arbeiten (für unseren Blog schreiben, lernen, Sehenswürdigkeiten und Infos zur Umgebung recherchieren, Yogastunden planen…). Spätestens nach einem Imbiss in der Mittagszeit kribbeln unsere Füße so, dass wir spätestens dann raus müssen. Eine kleine Radtour in der Umgebung, eine Wanderung, eine Paddeltour, Schwimmen gehen, ausgedehnte Spaziergänge oder auch ein kulinarisches Highlight vorbereiten… 

Nicht zu vergessen, dass Wäsche waschen (öfter auch in Form von Handwäsche), Abspülen, und Co einfach zeitaufwändiger sind, als Zuhause, da die Maschinen nicht einfach so nebenher laufen, während man bereits etwas anderes macht. Und das Aufräumen an sich, so spießig es klingen mag, ist auch kein unbedeutender Zeitfaktor, denn bei unserem begrenztem Wohnraum ist jeder Quadratmeter wichtig und liegengelassene Gegenstände führen einfach zu schnell zu schlechter Laune. 

Und wo verbringt ihr die Nächte? Freistehend oder auf Campingplätzen?

Wir genießen die Möglichkeit frei stehen zu können sehr, erfahrungsgemäß sind die Kontakte die dadurch mit Anwohnern und anderen (Langzeit-)Reisenden entstehen, oftmals intensiver, als wenn man als anonymer „Tourist“ auf einem Campingplatz steht. In Ländern wie Albanien und Griechenland wird das Freistehen, insbesondere in der Nebensaison und abseits der üblichen touristischen Hotspots weitgehend toleriert. Ärgerlich ist es allerdings, wenn „Vanlifer“ beim Freistehen die Ressourcen vor Ort nicht wertschätzen oder Müll zurück lassen, wie wir leider immer wieder beobachten. Es ist wirklich nur ein kleiner Schritt, in der Landessprache die Menschen in der Umgebung anzusprechen, ob man an diesem oder jenem Ort für eine Nacht stehen kann. Wir haben bisher jedes Mal nur freundliche „Daumen hoch“ Signale erhalten. Auch  versuchen wir jedes Mal den Platz, an dem wir waren, sauberer zu hinterlassen, als wir ihn bei Ankunft angetroffen haben. Auch das ist ein kleiner Beitrag, den jeder leisten kann. In manchen Regionen, die ein gravierendes Müllproblem haben, kann es manchmal schwierig sein, die korrekte Entsorgung zu finden, und dennoch versuchen wir immer wieder Clean-ups mit einzubeziehen.

Immer wieder entdecken wir Stellplätze mitten in der Natur, die das Übernachten zum Erlebnis werden lassen

Wie ist es an Regentagen? 

Regentage haben nochmal eine ganz eigene Dynamik und Qualität. Zugegebenermaßen ist an diesen Tagen das Konfliktpotenzial am größten, denn „sich aus dem Weg gehen“ ist nicht…
Regentage bieten aber auch Zeit zum Sortieren und Reflektieren. Taras Herbarium füllt sich an solchen Tagen mit all den längst getrockneten gepressten Fundstücken der Flora, die wir bereits durchquert haben. An Regentagen mit guter Wlan Verbindung ist auch viel Zeit, um Freunde Zuhause wieder einmal anzurufen. Außerdem werden Brettspiele und Familienfilme aktiviert, an besonders langwierigen Regentagen sind hier EXIT Spiele sehr beliebt. 

Und dann?

Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen.“

Astrid Lindgren

English Version:

And what do your days look like? We hear this question more often, and it is indeed different from anything we have known before. In this article there is a small insight into our travel everyday life on just 8sqm plus rear garage. So what’s it like to be a family of four, with two school-aged kids and a recently added lively furry bunny, to relocate your full-time home to a 5t almost-old-timer? Travel life always brings me back to a certain quote:

When you get to a new place, wait. It takes time for the soul to follow.“

Wisdom of nomadic people

Often I usually need several days to „arrive“ and be fully there, which can be quite a hindrance on a two-week vacation, after all, because you „arrive“ when you’re almost leaving again… Are we sometimes even on the move to the extent that the soul doesn’t follow at all? Wisdom says that if we keep our natural human travel speed – walking speed – we arrive at foreign places without it and find our soul only when we return home… But how is it then, when one’s own home travels along to the foreign places? 

So what is it really like? Life in the „Tinyhouse on wheels

Basically, it’s one thing above all: much, much more in touch with nature. If you live in a van or camper, you are automatically outside much more. And of course you feel any weather conditions much more intensively than in a large house. And daylight also plays a greater role.  So we are happy about every rain-free morning when we get up to start the day with a little morning yoga session and to be able to do the first morning round with Djella on dry feet. It’s amazing how when the weather is stable, you can become an early riser to watch the dawn, and enjoy the calm before the „storm“ of the day. On the other hand, on dark winter evenings we often take the chance to build a fire, if it is safe and possible, because evenings around the campfire warm us externally and internally.

In the meantime, it turns out that our everyday life on the road can be divided quite well into four variants: Driving days, activity days, organization days and recreation days (the latter are thus the equivalent of the weekend):

On driving days we start quite early in the morning, after we have discussed together the night before how our driving day should run. Our KAZYmir is ideally already ready to go, the clothes for the day were arranged, so that getting up, getting dressed and a small breakfast are really done in an hour. Then we divide the tasks among us: One* checks if the last things are stowed and the cupboards are locked for the trip, if the travel documents and the GoPro and our cell phones are ready in the driver’s cabin, while another* takes our four-legged family member for another spin and the kids get their learning materials ready for the several-hour drive. Not that the material would really be used for several hours – of course, the current favorite paperbacks, audio books, coloring paper and the like are then within reach. After we leave our overnight spot, there’s usually something to organize around the van and household. Do we need to fill up with water? Drain water? Dispose of the garbage? Fill up our water tank? Buy some more vegetables? Will we pass a supermarket and need to fill up more food supplies? Will we have enough gas left for cooking and heating in the coming days? 

There are long and short driving days… however, it is now the case that with our KAZYMIr even originally shorter distances take longer. Because our Iveco motorhome is just not that fast, we have to include various organizational stops because there is a lot of traffic or the roads are challenging, we rarely drive on the highway because a curvy ride hits the stomach, we sometimes take a wrong turn or just have to look for another route with our 5t vehicle… So we come to a driving average of about 200km. 

On particularly long driving days when we want to really stretch it, we manage up to 400km – but that happens rather rarely. That sounds like so little when I consider that my daily commute to my school each workday also included just under 80km up front! 

And yet, here in this „other“ life, it is a full day… because, when we then arrive at that new place, there is still a place to stay to find, contact residents to find out if it is okay if we park in their restaurant parking lot or similar. KAZYmir is put into stand mode, the lockers‘ fuses are loosened, our fellow travelers are allowed back on the table, and the local connection to WIFI is determined. Wheels are unstrapped and the kids go exploring.  After a first round of orientation, it’s usually time to fire up the stove and cook something warm. And so we crawl into our beds in the evening, tired but happy to have arrived…

Once we arrive at a new place, we alternate days with all-day activities, ventures that last only a few hours, and days when we just „stay“ at the place. 

Then it’s time for activities, but also the organization of everyday life as everyone knows it from home… Doing laundry as soon as we are at a campsite with the necessary equipment, shopping, writing emails, sorting through closet compartments, backing up and sorting photos, backing up computers, charging batteries, tidying up and cleaning out, and sweeping the sand out of the entrance area at least felt 10 times a day.

In addition, there are repairs to our outdoor equipment, because in our rear garage large trekking backpacks are waiting for hikes, bike bags for the next bikepacking tour, inflatable SUP and kayak for the next paddling tour, skateboard and longboards for suitable roads and surfaces… we have even been able to use the two surfboards on the roof, which have brought us many a pitying smile on our way through the Balkans. 

An essential point, besides discovering and exploring the places, is a time window in the daily travel routine that we call „learning time“, in which Basti and Tara officially learn. Although, of course, we know that they are actually ALWAYS learning on a trip like this. Nevertheless, it is important for us to schedule a learning time at least 4 days a week. Sometimes even a Zoom Call with their classmates and/or teachers in Germany works out, which makes them very happy every time. 

Yes, the learning time of the children. It’s not an easy topic, sometimes it works better, sometimes it works worse. There are days when we accompany the learning by sitting next to you the whole time as a contact person or by helping with explanations, on other days they can work completely independently on their projects. If you want to learn more about this, click on the article „Learning on the road – between free learning, worldschooling and homework“. 

And so we try to organize our „parking days“ in a way that we work after breakfast (writing for our blog, studying, researching sights and info about the surroundings, planning yoga classes…). At the latest after a snack at lunchtime our feet are tingling so that we have to get out at the latest. A small bike tour in the area, a hike, a paddle tour, go swimming, extended walks or even prepare a culinary highlight…

Not to mention that washing clothes (more often in the form of hand washing), doing the dishes, and so on are simply more time-consuming than at home, since the machines don’t just run alongside while you’re already doing something else. And tidying up in itself, as stuffy as it may sound, is also not an insignificant time factor, because with our limited living space, every square meter is important and items left lying around simply lead to bad moods too quickly. 

And where do you spend the nights? Standalone or at campsites?

We enjoy the possibility of being able to park freely very much, experience shows that the contacts that arise from this with local residents and other (long-term) travelers are often more intense than when you stand as an anonymous „tourist“ on a campsite. In countries like Albania and Greece, free-standing is largely tolerated, especially in the off-season and away from the usual tourist hotspots. What is annoying, however, is when „vanlifers“ don’t value local resources when freestanding or leave trash behind, as we unfortunately observe time and again. It is really only a small step to ask the people in the area in the local language if you can stand at this or that place for a night. So far, we have received only friendly „thumbs up“ signals every time. Also, every time we try to leave the place we were at cleaner than we found it when we arrived. This is also a small contribution that everyone can make. In some regions that have a serious trash problem, it can sometimes be difficult to find the proper disposal, and yet we always try to include clean-ups.

What about rainy days?

Rainy days have their own dynamics and quality. Admittedly, the potential for conflict is greatest on these days, because „getting out of the way“ is not possible…
On the other hand, rainy days offer time for sorting and reflection. Tara’s herbarium fills up on such days with all the long-dried pressed finds of the flora we have already traversed. On rainy days with good wifi connections, there is also plenty of time to call friends back home once again. In addition, board games and family movies are activated, on particularly protracted rainy days EXIT games are very popular here.
 

What else?

And then you have to have time to just sit there and look around.“

Astrid Lindgren

* Please see English Version below *

Welche Assoziationen hatte ich vor der Abreise zu Albanien? Ich wusste, dass Adrian in unserer Landkarte dort seinen Reisewunsch-Pin gesetzt hat und kannte die Natur ein wenig aus Dokumentationen. Nun, nach mehreren fahrintensiven Tagen, erreichen wir in der Dämmerung endlich Albanien.

Kaum sind wir über der Grenze, springt mein Kopf auf der Suche nach Bekannten im Unbekannten und versucht frühere Erfahrungen und Orte mit den neuen, die vor uns liegen, abzugleichen.

„Wie in Nepal.“  Dieser Gedanke entsteht immer wieder. Und direkt danach stolpere ich genau über diese Assoziation, sind wir doch auf einem geographisch gesehen ganz anderen Fleckchen dieses großen vielfältigen Planeten. Und doch bleibt dieser Eindruck leise in meinem Hinterkopf. Es ist wichtig zu verstehen, dass Nepal mich 2003 und 2005 so unglaublich geprägt und fasziniert hat, dass es in unserer ursprünglichen Reiseplanung, in der wir COVID noch nicht kannten, mein Wunschziel Nr. 1 war! Ist das jetzt eben auch ein „Kulturschock“? Albanien ist anders. Eben kein „schön-schön“ Land ist, in dem man an allen Ecken und Enden den „Wohlfühlfaktor“ spürt. Wie anders, davon erzählt dieser Artikel… Denn seit der Einreise verändert sich meine eigene Wahrnehmung mit jedem Tag, den ich länger in Albanien sein darf. Ich bin schon gespannt, wie der Kulturschock „Back to EU“ aussehen wird, wenn wir ausreisen, aus diesem faszinierenden Albanien… Spoiler: der Kulturschock bei der Ausreise ist wiederum noch größer… Warum?

Albanien ist anders, als alle Länder, die wir bisher bereist haben.

Einerseits ist Albanien voller atemberaubend schöner Natur. Andrerseits gibt es leider Berge von Müll am Straßenrand und auch in der Natur. An manchem unserer Übernachtungsplätzen, insbesondere am Stadtrand, kann man immer wieder den Geruch verbrennenden Plastikmülls riechen. 

Auf staubigen Straßen geht es also vorbei an unzähligen Straßenhunden, an Bretterbuden, an Häusern, deren obere Stockwerke noch im Rohbau befindlich sind, während die untere Etage schon länger bewohnt scheint, während handgeschriebene Schilder und einfache Spray-Schriftzüge Shops und Autowaschplätze markieren. Letztere scheint es  an jeder Ecke zu geben. Die Innenstädte sind lebendig, laut und verwirren mich, der Verkehr im Kreisel geht verwirrenderweise in alle Richtungen, Kirchenglocken und die Rufe der Muezzin wechseln sich ab und hallen durch die Städte. Nebenstraßen, die zu Häusern führen, werden von den Anwohnern selbst „Little India“ genannt. 

Die Armut  ist unübersehbar, die Kontraste von Wellblechhütten in staubigen Feldern und benachbarten von Mauern eingerahmten Luxusvillen stecken voller Widersprüche. Und dann wieder schmiegen sich bewaldete Hügel am Rande der albanischen Alpen, fruchtbare Hochebenen voller Trauben, Kaki, Feigen- und Granatapfelbäume säumen die Straßen, während das Meer mit türkisblauem Wasser lockt…

Basti und Tara werden oft von fremden Kindern begrüßt und beschenkt: Die Kinder, die sie noch gar nicht kennen, teilen dann ihre frisch gekauften Kekse und Chipspackungen, nehmen aber nie etwas im Gegenzug dafür an… Es macht uns immer wieder sprachlos… 

Die Menschen, denen wir begegnen,  sind ungespielt interessiert, hilfsbereit und gastfreundlich. Und diejenigen, die wir näher kennen lernen dürfen, wachsen uns ans Herz. Selbst in der Körpersprache entdecke ich Gemeinsamkeiten mit dem mir so vertrauten Land, so ist das albanische Ja dem nepalesischen sehr ähnlich, wenn der Kopf kreisend die Bewegung einer liegenden 8 ähnelt. Während die Ernte der Hanf-Felder in den Bergen  einigen wenigen wohl lukrative Geschäfte mit dem Ausland ermöglichen, sieht man in den Cafés der Bergdörfer viele Männer sitzen, die ihre Zeit dort mit dem Konsum von Mokka und diversen getrockneten Blüten verbringen…Frauen sieht man dort viel seltener. Es wirft die Fragen nach den Prioritäten der Politik auf. 

Tatsächlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass mich diese Kontraste von Schönheit und Armut so umhauen würden. Albanien ist für mich in den ersten Tagen kein „einfaches“ Land. Man kann nicht einfach durchreisen und denken: „Ach, wie schön ist das alles.“

Dafür gibt es einfach zu viel Armut. Zu viele Menschen, die um ihre tägliche Existenz, die Verlässlichkeit der Gesetzeshüter oder medizinische Standards bangen. Dies hat zur Folge, dass hier nicht nur viele Menschen in sehr ärmlichen Verhältnissen leben, sondern auch die Tiere und die Natur darunter leiden. 

Und doch ist es auch gerade das Lockere in allen Regelungen, die die Menschen hier auch gelassener und flexibler sein lassen… Und es gibt diejenigen, die sich dafür einsetzen, dass die Welt auch hier eine bessere Welt sein kann. Diejenigen, die in einen multikulturellen, diversen, offenen und interessierten Austausch gehen, die ihre Türen für uns Reisende öffnen und voller Ehrlichkeit an ihren Erfahrungen teilhaben lassen. Diejenigen, die uns einladen, ihre landestypischen Speisen mit ihnen zuzubereiten, diejenigen, die sich für Gerechtigkeit einsetzen, in dem sie ihre Einnahmen dazu verwenden, Projekte in den entlegenen ländlichen Gegenden zu unterstützen, in denen Frauen, die unter häuslicher Gewalt leiden, bestärkt werden, ihren eigenen Weg zu gehen. Dies ist sicher nur der Beginn einer Positiv-Liste, die sich eben nicht auf den ersten Blick für Besucher zeigt. Und die Politik? Sollte sich mit großer Sicherheit eine Scheibe Courage und Vorreiter-Denken von den kleinen Initiativen des Landes abschauen? Wir wünschen uns für Albanien, dass sie die Fehler des Massentourismus einfach auslassen und direkt mit nachhaltigem, sanftem Tourismus durchstarten… Hier wird allerdings aktuell eher für die „Massen“ geplant. Und wir fürchten, dass sobald hier alles asphaltiert und fertig gebaut ist mit deutlich verstärkter Anzahl an Tagesausflüglern, die noch unberührte Natur auch hier bald voller Müll ist… 

Es ist also genau diese Ambivalenz zwischen Armut, Leid und Herausforderungen für Mensch, Tier und Natur und ein Land, das erst seit 20(!) Jahren die Freiheit hat, sich weiterzuentwickeln. Der Stolz auf das eigene Land pendelt zwischen Tradition, Erfindungsreichtum und Lebenswille, begegnet uns Reisenden in Form bedingungsloser herzlicher Gastfreundschaft, wie sie seit Generationen in Albanien gepflegt wird. 

Ich kenne nach 4,5 Wochen im Land des Adlers immer noch nur einen Bruchteil und doch fasziniert es mich, dieses Land, in dem so viel steckt… und ich bin dankbar für alles, was ich von den Menschen dort lernen und erfahren darf… und mit jedem Hügel, jeder Bergkette, jeder klaren Aussicht auf die Weite verstehe ich mehr, warum Albanien dieses Wappentier gewählt hat, sieht man die anmutigen Tiere doch immer wieder durch die Lüfte kreisen…

Würden wir eine Reiseempfehlung geben? JA, ganz klares Ja, denn wie ihr in unseren weiteren Blogartikeln sehen werdet, ist dieses Land mit seinen Menschen ein Land, in all seiner Unperfektheit und seinem Entwicklungsbedarf, welches einem wirklich ans Herz wachsen kann. Denn, um es vorweg zu nehmen, der Abschied nach fast 5 Wochen in Albanien ist uns wirklich schwer gefallen.

*English version:

What associations did I have with Albania before leaving? I knew that Adrian had put his travel wish pin there in our map and knew a bit about the nature from documentaries. Well, after several days of intensive driving, we finally reach Albania at dusk. As soon as we are over the border, my head jumps looking for acquaintances in the unknown, trying to match previous experiences and places with the new ones ahead.

„Just like Nepal.“ This thought arises again and again. And right after, I stumble upon this very association, we are after all on a geographically quite different patch of this great diverse planet. And yet, this impression lingers quietly in the back of my mind. It is important to understand that Nepal had such an incredible impact and fascination on me in 2003 and 2005, that it was my #1 desired destination in our original travel planning, where we didn’t know COVID yet! Is this just now also a „culture shock“? Albania is different. It is not a „beautiful-beautiful“ country, where you can feel the „feel-good factor“ in every corner. How different, this article tells… Because since the entry my own perception changes with every day that I may be longer in Albania. I am already curious how the culture shock „Back to EU“ will look like when we leave, from this fascinating Albania… Spoiler: the culture shock when leaving is again even greater…. Why?

Albania is different from all the countries we have traveled to so far.

On the one hand, Albania is full of breathtakingly beautiful nature. On the other hand, unfortunately, there are mountains of garbage on the side of the road and also in nature. At some of our overnight places, especially on the outskirts, you can always smell burning plastic garbage.

So, on dusty streets, we pass countless street dogs, wooden shacks, houses whose upper floors are still under construction, while the lower floors seem to have been inhabited for some time, while handwritten signs and simple spray-lettering mark stores and car wash sites. The latter seem to exist  on every corner. The downtowns are lively, noisy, and confusing to me, with traffic circle traffic going confusingly in all directions, church bells and the calls of the muezzin alternating and echoing through the towns. Side streets leading to houses are called „Little India“ by the residents themselves.

The poverty is unmistakable, the contrasts of corrugated iron huts in dusty fields and neighboring luxury villas framed by walls are full of contradictions. And then again, forested hills nestle on the edge of the Albanian Alps, fertile plateaus full of grapes, persimmon, fig and pomegranate trees line the streets, while the sea beckons with turquoise blue waters…

Basti and Tara are often greeted and given presents by strange children: the children, who don’t even know them yet, then share their freshly bought cookies and chip packs, but never accept anything in return… It always leaves us speechless… The people we meet are unplayfully interested, helpful and hospitable. And those we are privileged to get to know more closely grow on us. Even in the body language I discover similarities with the country so familiar to me, so the Albanian yes is very similar to the Nepalese, when the head circles the movement of a lying 8 resembles. While harvesting the hemp fields in the mountains probably allow a few to do lucrative business with foreign countries, one sees many men sitting in the cafes of the mountain villages, spending their time there consuming mocha and various dried flowers…women are much less commonly seen there. It raises questions about the priorities of politics.

In fact, I didn’t expect to be so blown away by these contrasts of beauty and poverty. Albania is not an „easy“ country for me in the first few days. You can’t just pass through and think, „Oh, how beautiful it all is.“

There is simply too much poverty for that. Too many people who fear for their daily existence, the reliability of law enforcement or medical standards. As a result, not only do many people live in very poor conditions here, but animals and nature suffer as well.

And yet, it is also precisely the looseness in all regulations that also allow people to be more relaxed and flexible here… And there are those who work to ensure that the world can be a better world here as well. Those who go into a multicultural, diverse, open and interested exchange, who open their doors to us travelers and share their experiences full of honesty. Those who invite us to prepare their local dishes with them, those who work for justice by using their earnings to support projects in remote rural areas where women suffering from domestic violence are encouraged to make their own way. This is surely just the beginning of a positive list that is not immediately apparent to visitors. And politics? Should certainly take a leaf out of the book of courage and pioneering thinking of the country’s small initiatives? We wish for Albania that they simply leave out the mistakes of mass tourism and directly start with sustainable, gentle tourism… Here, however, they are currently planning for the „masses“. And we fear that as soon as everything here is asphalted and built with a significantly increased number of day trippers, the still untouched nature here is also soon full of garbage…

So it is exactly this ambivalence between poverty, suffering and challenges for people, animals and nature and a country that has only had the freedom to develop for 20(!) years. The pride in one’s own country oscillates between tradition, inventiveness and will to live, meets us travelers in the form of unconditional warm hospitality, as it has been cultivated in Albania for generations. 

After 4.5 weeks in the land of the eagle, I still know only a fraction and yet it fascinates me, this country in which so much is… and I am grateful for everything I can learn and experience from the people there… and with every hill, every mountain range, every clear view of the expanse, I understand more why Albania has chosen this heraldic animal, you can see the graceful animals circling again and again through the air…

Would we give a travel recommendation? YES, very clear yes, because as you will see in our further blog articles, this country with its people is a country, in all its imperfection and its need for development, which can really grow on you. Because, to take it in advance, the farewell after almost 5 weeks in Albania is really hard for us.

Beim Anblick des türkis glitzernden & glasklaren Bandes, dass sich vor uns durch das Tal schlängelt, fehlen mir die Worte, während unsere staunenden „Oah“s und „Oh’s“ konstant von KAZYmirs lautem Schnurren begleitet werden. Nach der abenteuerlichen Anfahrt nach Slowenien normalisiert sich allmählich der Puls… Seit Jahren steht das Soča Tal auf Adrians Bucketlist… und jetzt verstehe ich auch, warum!

Wir haben einen kleinen Teil Sloweniens kennengelernt, und wir freuen uns euch einen Einblick zu geben, wie Wandern, Radeln und Vanlife im Soča Tal aussehen kann.

Die Anfahrt: Nachdem wir das liebliche Ambiente des Wolfgangsees verlassen haben, steht uns unsere zweite Bergetappe bevor, die uns sehr ambivalent beeindruckt:  Mit 13% Steigung und Gefälle geht unser Weg über den Passo di Predil in der Region Friaul-Julisch-Venetien bis auf knapp 1200m Höhe. Das mag recht banal klingen, aber mit unserem Kazymir schrauben wir uns mit knapp 30km/h allmählich Steilkurve um Steilkurve nach oben. Der Adrenalinpegel sinkt etwas, als wir endlich akzeptieren, dass wir eben mit einem 29-jährigen Fast-Oldtimer, 5 Tonnen Gewicht und unter 100 PS unterwegs sind und „slow traveling“ einfach unsere Art zu reisen sein wird. Immer wieder halten wir nach Parkbuchten Ausschau, um die zahlreichen schnelleren Autos und Motorräder hinter uns vorbei zu lassen. Zugegeben, unser Vertrauen in unseren KAZY ist noch nicht so groß, und während wir uns bergauf und wieder bergab arbeiten, sind wir nach wie vor nervös, schauen auf die Motortemperatur und lauschen bergabfahrend unruhig den Bremsgeräuschen… 

Oben auf dem Passo di Predil, an der Grenze Italien – Slowenien

Der Ort: Der Triglav-Nationalpark, dieser Ort, an dem wir nun ankommen dürfen, verzaubert uns schon jetzt mit seiner wilden und zugleich klaren, erfrischend alpinen und zugleich mediterranen Artenvielfalt: Weiße Karstfelsen, vom Wind geformte Latschenkiefern und Buchen, Birkenwäldchen, Heidekraut und Alpenveilchen, Enzian, Glockenblumen, Astern, seltene endemische Gebirgsblumen, dazu glasklares, smaragd- und türkisgrünes Wasser, das ich so noch nie gesehen habe…  

Übernachten & Campen: Nachdem wir in den Pass erfolgreich hinter uns gelassen haben, überrascht uns das Camp Lazar in Kobarid ebenfalls mit einer abenteuerlichen Anfahrt. Der Van vor uns kommt uns wieder rückwarts fahrend aus dem schmalen Gässchen entgegen. Wir probieren es trotzdem und unser Mut lohnt sich, der Campingplatz – denn Freistehen ist in Slowenien, insbesondere im Nationalpark nicht gestattet – passt sich freundlich und unauffällig in die Natur ein, die Feuerschale auf der Restaurantterrasse und Strohkörbe als Lampenschirme sind ein gutes Zeichen. Bei unserer Ankunft ist der Platz allerdings noch recht voll und in überwiegend deutscher Hand. Nachdem wir uns eine Lücke ergattert haben, stellen wir fest, dass wir mit Blick auf die Soča stehen. Prima! Das Rauschen des Gebirgsbaches wird uns in der nächsten Woche Tag und Nacht begleiten.

Radtour  Kobarid – Napoleonbrücke, Podbela und zurück: Unser mehrtägiger Aufenthalt beginnt nach einem gemütlichen Frühstück mit herzhaftem Brot aus dem örtlichen Supermarket Planika in Kobarid – tolles vielfältiges Angebot an leckeren regionalen Produkten – mit einer Radtour, denn was gibt es Besseres, als radelnd die Gegend zu erkunden? Und tatsächlich, als ich mich auf das Rad schwinge, ist es wieder da, dieses freie, leichte Gefühl, dass während unserer Dänemark-Radreise so präsent war.

Wir suchen uns eine „leichte“ Strecke aus, um zur Napolenbrücke zu radeln. Wie sich herausstellt, ist zwar der Bodenbelag „leicht“ zu befahren, die Steigung jedoch dafür umso hartnäckiger und zwingt uns in der slowenischen Spätsommersonne immer wieder zu Pausen. Bereits im Nachbarort von Kobarid passieren wir ein Restaurant, dass wir nur von außen bestaunen: das Casa Hišo Franka der Köchin Ana Ros, die als Autodidaktin zu einer der weltbesten Köch*innen geworden ist und wie sie beschreibt, Malerei, Jahreszeiten und Umgebung in ihren Essen vereint. Wer Adrian kennt, weiß wie schwer es ihm gefallen ist, dort nicht hinzugehen, doch die Plätze waren weit ausgebucht und ein Essen dort hätte leider tatsächlich unser Weltreise-Budget gesprengt…

Die Brücke, zu der wir radeln, wurde um 1812 erbaut, um die enge Nadiza-Klamm zu überwinden. In der Römerzeit war sie Teil des alten Wegenetzes und ist ein einzigartiger, architektonischer Zeitzeuge des Bogenbaus. Überliefert ist, dass die heutige Brücke von einem Baumeister aus dem Dorf Čenebola im Westen von Slowenien errichtet wurde, da sie zur Zeit der Eroberungen des französischen Kaisers erbaut worden ist, erhielt sie den Namen Napoleonbrücke.

Die Radtour nach Podbela führt uns auf dem Hinweg durch einige Bergdörfer. Erst unterwegs merken wir, dass wir unseren Proviant vergessen haben und so durchkämmen wir all die kleinen Dörfer nach  Einkaufsmöglichkeiten… gegen 13 Uhr mittags allerdings schwierig – der einzig existierende Mini Market ist leider geschlossen. Bevor wir endlich bergab radeln können, sehen wir wieder eins der „SIR“ Schilder, der hausgemachten lokalen Käsespezialität und dieses Mal haben wir Glück: Das Schild führt wirklich zu einem bestimmten Haus, in dem wir die Besitzerin antreffen, die uns stolz gestikulierend in ihre private Käserei führt. Die Vesperpause ist gerettet! In Podbella ist ein größerer Campingplatz, das Camp Nadiza Podbela, dessen Trampolinangebot Basti und Tara nicht widerstehen können. Wir warten geduldig bei Radler und Pizza, bis es weitergehen kann. Die Nadiza selbst wirkt durch die Lage in einer bewaldeten Klamm etwas dunkler als die strahlende, helle Soča. Doch das eiskalte Wasser ist ebenfalls bezaubernd und die Badestelle an der alten Napolen-Brücke verzaubert uns für Stunden.

Da wir den Rückweg nicht entlang der steil ansteigenden Autostraße fahren wollen, entscheiden wir uns für den Wanderweg, der auch als Radweg, stellenweise sogar als MTB Trail, markiert ist und so holpern wir über Hügel, Wald, Felder, Stock und Stein nach Hause. 

Wandern an der Soča:

Es gibt viele Wanderrouten im Soča Tal, eine davon führt von Kobarid aus direkt an der Soča entlang. So wandert man durch Wäldchen, klettert über Felsen, folgt den Steilkurven eines Trampelpfades, mal im Schatten, mal in der Sonne, aber immer mit Blick auf die weißen, vom Wasser rund geschliffenen Felsen, Gumpen und Stromschnellen, durch die sich das smaragdgrüne Band zu unseren Füßen entlang schlängelt.

Adrian und ich liebäuglen noch mit längeren Fernwanderwegen, verwerfen die Idee aber doch wieder, da wir ja gerade erst im „Vanlife“ ankommen:  Wir passen die Touren unseren Bedürfnissen und der Tagesform an, denn nach wanderreichen Tagen in Island und Österreich freuen sich unsere Kinder und auch mein nach wie vor angeschlagenes Knie ehrlicherweise mehr über Bademöglichkeiten als den nächsten abzweigenden Wanderweg. Und das darf dann auch so sein. Trotzdem werden irgendwie aus klein geplanten Wanderungen mehrstündige Touren, die aber immer mit einem Sprung vom Felsen in einem erfrischenden Soča Bad enden.

Wir lieben es, am, im und um das Wasser sein zu dürfen. Freunde des Wildwassers kommen hier mit Sicherheit ebenfalls voll auf ihre Kosten, doch unser StandUp und die Surfbretter lassen wir dieses Mal bei KAZYmir, da sie ja nur bedingt einsetzbar wären…

Vanlife Woche 2 und 3:

Eine Routine auf Reisen zu entwickeln ist anders und durchaus herausfordernd. Es gibt Fahrtage, Pausen-/ Organisationstage sowie Aktions-Tage, an denen wir Land und Leute entdecken. An manchen Fahrtagen können Bastian und Tara locker während der Fahrt selbständig lernen. Je südlicher wir kommen, desto kurviger, holpriger und schwieriger wird das sicher werden. 

Sobald die Schule wieder beginnt, werden die beiden auch ab und zu ein Online Meeting mit ihren Lehrer*innen machen. Und bei uns? Es kommen neue Rituale in unserem Familienalltag hinzu.

Kurz gesagt: Wir sammeln Farben, Wörter, Bilder, Aromen, Gerüche & Momente

Beim Wandern überlegen wir oft, welche Wörter unsere Kinder auf Englisch wissen wollen und lernen gemeinsam mit ihnen die neuen Wörter.  Seit Island sammeln sie so nach und nach weitere Wörter und wir staunen oft, wie sie ihren Wortschatz erweitern. Bei den Wanderungen werden immer wieder Pflanzen fotografiert oder gepflückt, um das Herbarium, dass die Schule Tara mitgegeben hat, weiter zu befüllen. Unser mobiler Drucker erweist sich dabei auch als sehr hilfreich!

Manche Sehenswürdigkeiten und Naturwunder schauen wir uns zunehmend zu den Randzeiten an, so starten wir die Wanderung zum Slap Kozjak Wasserfall, der in einer halboffenen Karsthöhle 15m in die Tiefe rauscht, erst in den frühen Abendstunden. Ausgerüstet mit Stirnlampen wird dabei der Rückweg tatsächlich noch zu einer Nachtwanderung, bei der die Frage nach den Luchsen und Wölfen, die hier im Triglav Nationalpark leben, wieder wichtiger wird. Letzere treffen wir zwar nicht, dafür bestaunen wir außerordentlich große Kröten, die uns geduldig anstarren. Und so kommt es, dass unsere Kinder in jedem neuen Land verschiedene Aspekte zu den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort recherchieren. Von Städtenamen, Einwohnerzahlen, den wichtigsten Alltags-Wörtern über bekannte Persönlichkeiten, dem Aussehen der Landesflagge bis hin zur Lieblingsfrage der Recherche: die Frage nach den landestypischen Süßigkeiten. Adrian und ich werden seither immer wieder überrascht, wenn wir beim Einkaufen oder im Restaurant noch unentschlossen sind, und Basti und Tara dann zielsicher sagen: „Da, Strukkli, die müssen wir unbedingt essen!“ 

Und so können wir euch aus aus vollem Herzen die leckeren slowenischen „Strukkli“ empfehlen! Dober tek!