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Wanderungen im Hochgebirge – das assoziieren wohl die wenigsten mit Albanien. Das sich touristisch eindeutig im Aufwind befindliche Land ist eher bekannt für seine immer noch in manchen Teilen ziemlich unberührte Küste, für alte Städte wie Berat, Shkodra und Gijrokaster und für das Blue Eye, eine Quelle, bei der mehr als 6 Kubikmeter Wasser pro Sekunde aus 12m Tiefe an die Oberfläche sprudeln. Auch wir hatten im Vorfeld keine 2-Tageswanderung in den albanischen Alpen geplant. Und doch zählt diese Wanderung schon jetzt definitiv zu den Highlights unserer Reise. In diesem Artikel möchten wir Dich mitnehmen in die faszinierende Naturwelt der „Accursed Mountains“, der verwunschenen Berge im Norden Albaniens.

Planung und Vorbereitung in Shkodra
Bereits nach wenigen Minuten stoße ich auf meiner Recherche über Albanien aufs Prokletije-Gebirge, einen Gebirgszug, der sich über die drei Länder Albanien, Montenegro und Kosovo erstreckt. Die Wandermöglichkeiten sind vielfältig, die Königin unter ihnen ist zweifellos der „Peaks of the Balkans“ Trail: Ein 192 Kilometer langer Fernwanderweg im Prokletije-Gebirge, der in zehn Tagesetappen durch alle drei Länder verläuft. Dabei sind knapp 10.000 Höhenmeter zu überwinden. Die bekannteste Tagesetappe auf albanischer Seite führt von Valbona nach Theth und dabei auf alten Mauttierpfaden über einen 1.800 Meter hoch gelegenen Pass. Das ist sie, unsere erste Wanderung in Albanien.
Wir fassen den Entschluss auf unserem Campingplatz in Shkodra und beginnen fast augenblicklich mit der Planung. Die 17,8 km lange Etappe führt von Valbona aus zunächst 805 Höhenmeter hinauf auf den Pass, danach geht’s 1047 Höhenmeter bergab ins im Nachbartal gelegene Bergstädtchen Theth. Damit ist klar, dass die komplette Wanderung mit den Kindern in nur einem Tag schwer machbar sein wird. Dann also mit Übernachtung am Berg… aber wo? Hütten gibt es auf diesem Abschnitt nicht, daher ist das Zelt wohl die einzige Möglichkeit. Wir fragen beim Campingplatz nach:

Nein, sowas macht keiner! Da gibt es viele wilde Tiere.“

Diese Aussage erfüllt uns nicht gerade mit Zuversicht, aber wir finden die Telefonnummer einer kleinen Bergbar heraus, lassen dort anrufen und bekommen die Zusage, dass wir dort mit Zelt campieren können. 
Da es sich um eine Streckenwanderung handelt, ist klar, dass unser Wohnmobil auf dem Campingplatz in Shkodra bleibt und wir nur noch einen Transport nach Valbona und die Rückfahrt von Theth benötigen. Alles kein Problem. Das Gewicht unserer Rücksäcke dagegen könnte durchaus zum Problem werden. Zum ersten Mal nutzen wir unsere Deuter Air Contact Pro Rucksäcke für eine Mehrtageswanderung, daher sind Isomatten, Schlafsäcke, Zelt, ausreichend Wasser, Proviant und warme Kleidung für die Nacht am Berg mit dabei. Basti trägt in seinem Deuter Fox 30 neben seiner Kleidung den eigenen Schlafsack sowie Isomatte. Und auch Tara hat mit dem Deuter Climber das meiste ihrer Kleidung und Kekse selbst dabei. Wir sind gespannt…

Die Anreise via Lake Koman nach Valbona 
Am 3. Oktober um 06:30 Uhr brechen wir mit einem Minibus auf. Zunächst geht es noch durch kleine Dörfer, dann beginnt die Anfahrt ins Gebirge. Es geht bergauf… und der Asphalt verschwindet. Stattdessen Schotterpisten, Schlaglöcher und ein überaus fitter Busfahrer, der in sehr flottem Tempo die 2,5-stündige Fahrt zum Koman-See und der dort um 09:30 Uhr ablegenden Fähre zurücklegt. Spätestens am „Fährhafen“ freue ich mich über die Entscheidung, nicht mit unserem über 8 Meter langen Wohnmobil diese Strecke in Angriff genommen zu haben: Autos, Busse, Wohnmobile, Vans, Transporter und Laster stehen in wirrem Durcheinander kreuz und quer. Es ist nicht zu erkennen, welche Autos von der Fähre runter, welche rauf müssen oder wollen. Das absolute Chaos. Doch die Fähre legt an diesem eisigen Morgen recht pünktlich ab und fährt uns weitere 2,5 Stunden den Stausee hinauf bis nach Fierzë. Mit jeder Minute Fahrt wird die Landschaft atemberaubender und erinnert an norwegische Fjordlandschaften mit steil aufragenden Felsformationen zu beiden Seiten des Sees. Hochgebirge, wir kommen!

Nach weiteren 2 Stunden Fahrt mit einem weiteren Minibus erreichen wir am Nachmittag unser Guesthouse im Valbona Tal. Wir genießen das Bergpanorama auf der sonnigen Wiese der Familie Mehmeti und machen noch einen kurzen Spaziergang ins Dorf, bevor wir zum Abendessen mit regionalen Leckereien verwöhnt werden. Wir stellen fest, dass der Großteil der Speisen aus eigenem Anbau kommen: Bohnen, Mais, Gurken, Paprika und Tomaten aus dem Garten, Eier der freilaufenden Hühner, Käse von eigenen Ziegen und Honig der im Garten stehenden Bienenstöcke. „Bio“ der anderen, der ursprünglichen Art. Ganz ohne Transport. Ganz ohne Verpackung. Und einfach unglaublich lecker. Unser persönliches Highlight: Flijë, eine Kombination aus sehr dünn gebackenem Pfannkuchenteig in mehreren Schichten und einer Füllung aus Kajmak, einem sahneartigen Milchprodukt. 

Der Aufstieg
Nach einer kalten Nacht unter kuscheligen warmen Decken im Guesthouse geht es am nächsten Morgen endlich los. Es ist immer noch klirrend kalt, aber der Blick auf den wolkenlosen Himmel und die sonnenbeschienenen Gipfel verursachen bei mir ein Kribbeln der Vorfreude. Wir haben beschlossen, das Angebot unserer Gastfamilie anzunehmen und uns zum Einstieg des Trails mit dem Jeep durch ein trockenes Flussbett fahren zu lassen. So ersparen wir uns die ersten 2 Stunden Wanderung ohne nennenswerten landschaftlichen Reiz. Nach einem türkischen Kaffee in einer der wenigen Hütten des Trails geht’s los. Direkt ordentlich bergauf. Zunächst durch lichtdurchflutete Laubwälder, in die sich immer mehr Nadelbäume mischen je höher wir kommen. Immer wieder erhebt sich vor uns eine steil aufragende Felswand-Barriere und mir ist absolut schleierhaft, wie wir da hoch kommen sollen. Dann führt der Trail raus aus dem Wald, auf karge Wiesenflächen. Da ist er. Der majestätische Blick auf die Accursed Mountains. Ich könnte stundenlang einfach nur schauen. Und immer noch ist nicht ersichtlich, wie der Wanderweg gedenkt, das weit über 2000m hoch aufragende Massiv zu überqueren. Plötzlich schlängelt sich der Weg quasi  ein Stück am Fels entlang, bevor dann überraschend der Pass vor uns auftaucht. Geschafft!

Unsere Übernachtung am Berg
Wir genießen den phantastischen Ausblick auf beide Täler, legen eine ausgiebige Pause ein und sind die letzten auf dem Gipfel, da alle anderen noch einen mehrstündigen Abstieg vor sich haben. Wir dagegen haben noch ca. 60 Minuten Abstieg vor uns, um unseren Übernachtungsplatz zu erreichen.
Um ca. 15:30 Uhr erreichen wir unsere kleine Bergbar. Auf der Terrasse sitzen nur noch zwei andere Gäste in der Nachmittagssonne und trinken Kaffee. Der Besitzer schaut überrascht, als wir nach einem Übernachtungsplatz fragen. Dann zeigt er auf ein kleines Wiesenstück neben seinem „Garten“, wo er Tomaten, Zucchini, Kürbis und Kartoffeln anbaut. Es ist das einzige Fleckchen, welches einigermaßen horizontal liegt. Erleichtert bauen wir unser Zelt auf (seit Dänemark und Island klappt das wie im Schlaf) und genießen dann die Abendsonne auf unseren Gesichtern. Bei einem Bierchen auf der Terrasse tellt sich bei mir eine unglaubliche Zufriedenheit ein. Es tut einfach gut, den eingenen Körper nach dieser Anstrengung zu spüren. Es ist ein wohliges Gefühl, wenn die müden Muskeln nun langsam zur Ruhe kommen…
Um Gewicht zu sparen, haben wir keinen Kocher mit, daher fragen wir unseren Gastgeber nach etwas zu essen. Zunächst zögert er etwas, dann geht er zum Garten und buddelt Kartoffeln aus. Es gibt frisch zubereitete Pommes. Dazu Tomaten und Schafskäse. Wieder alles aus eigenem Anbau. Traumhaft.
Dann packt unser Barbetreiber unvermittelt seine Sachen, verabschiedet sich von uns und reitet mit seinem Lasten-Pferd ins Tal. Wir sind alleine am Berg. Mitten im Wald. Mitten in Albanien. Etwas mulmig ist uns schon, denn es ist schnell stockfinster um uns herum. Das Gefühl vergeht schnell, als wir noch einige Zeit am Lagerfeuer neben unserem Zelt den gigantischen Sternenhimmel beobachten. Bereits um kurz nach neun Uhr kuscheln wir uns in unsere Schlafsäcke und schlafen fast sofort ein.

Der Abstieg nach Theth
Nach einer klirrend kalten Nacht mit nur 3-4 Grad wachen wir um kurz nach sieben Uhr  auf und genießen (etwas bibbernd) die frische Morgenluft. Von unserem Gastwirt ist noch nichts zu sehen. Wir frühstücken die letzten Reste unseres Vortages-Proviants, trinken viel zu kaltes Wasser, bauen unser Zelt ab und brechen gegen neun Uhr auf. Mir fehlt mein Kaffee am Morgen. Und zwar sehr! Gerade als wir losmarschieren, kommt unser Gastgeber an und wir verabschieden uns noch kurz von ihm. Auf zur letzten Etappe nach Theth. Und die hat´s nochmal richtig in sich, denn der Abstieg ist zu großen Teilen richtig steil. Und durch den losen Schotterbelag auch noch richtig rutschig. Zweimal rutsche ich aus und gehe mit 14kg auf dem Rücken zu Boden. Wahrscheinlich der Kaffee-Entzug. Außer ein paar Kratzern passiert mir aber nichts, wofür ich sehr dankbar bin. Ich möchte lieber nicht ausprobieren, ob es hier eine Bergrettung gibt und wie die im Notfall funktioniert. 
Um 11:30 Uhr ist es bereits wieder sonnig und warm und wir erreichen das schöne Bergdorf Theth. Wir haben beschlossen, aufgrund einer in der kommenden Nacht herannahenden Schlechtwetterfront an diesem Morgen wieder den Rückweg nach Shkodra anzutreten. Leider. In einem Café mit großem Außenbereich werden wir vom Fahrer des Minibus schon erwartet. Aber vorher ist noch Zeit für einen köstlichen Kaffee in der Sonne. Endlich.

English Version:

Hiking in the high mountains – that’s probably what very few people associate with Albania. The country, which is clearly on the upswing in tourism, is rather known for its coast, which is still quite untouched in some parts, for old cities like Berat, Shkodra and Gijrokaster and for the Blue Eye, a spring where more than 6 cubic meters of water per second bubble up to the surface from a depth of more than 12m. We too had not planned a 2-day hike in the Albanian Alps in advance. And yet, this hike is already definitely one of the highlights of our entire trip. In this article we would like to take you with us to the fascinating world of the „Accursed Mountains“, the enchanted mountains in the north of Albania.

Planning and preparation in Shkodra
After just a few minutes of researching Albania, I come across the Prokletije Mountains, a mountain range that stretches across the three countries of Albania, Montenegro and Kosovo. The hiking possibilities are manifold, the queen among them is undoubtedly the „Peaks of the Balkans“ trail: a 192-kilometer long-distance hiking trail in the Prokletije Mountains that runs through all three countries in ten daily stages. There are almost 10,000 meters of altitude to be climbed. The most famous daily stage on the Albanian side leads from Valbona to Theth, following old animal paths over a pass at an altitude of 1,800 meters. This is it, our first hike in Albania.
We make the decision at our campsite in Shkodra and start planning almost immediately. The 17.8 km long stage leads from Valbona first 805 meters of altitude up to the pass, then it’s 1047 meters of altitude downhill to the mountain town of Theth in the neighboring valley. This makes it clear that the entire hike with the children will be difficult to do in just one day. So then with an overnight stay on the mountain… but where? There are no huts on this section, so the tent is probably the only option. We ask at the campsite:
„No, nobody does that! There are a lot of wild animals there.“
This statement doesn’t exactly fill us with confidence, but we find out the phone number of a small mountain bar, have them call and get the promise that we can camp there with tent.
Since it is a cross-country hike, it is clear that our camper stays at the campsite in Shkodra and we only need transportation to Valbona and the return trip from Theth. All no problem. The weight of our backpacks, on the other hand, could well become a problem. For the first time we use our Deuter Air Contact Pro backpacks for a multi-day hike, so isomats, sleeping bags, tent, enough water, provisions and warm clothes for the night on the mountain. Basti carries in his Deuter Fox 30 next to his clothes his own sleeping bag as well as Isomatte. And also Tara has with the Deuter Climber most of their clothes and cookies themselves. We are curious…

The journey via Lake Koman to Valbona
On October 3rd at 06:30 we leave by minibus. At first we pass through small villages, then the journey into the mountains begins. It goes uphill… and the asphalt disappears. Instead, there are gravel roads, potholes and an extremely fit bus driver who covers the 2.5-hour drive to Lake Koman and the ferry that departs there at 9:30 a.m. at a very brisk pace. At the latest at the „ferry port“ I am glad about the decision not to have tackled this route with our more than 8 meters long motor home: Cars, buses, campers, vans, transporters and trucks are crisscrossed in a confused mess. It is not to be recognized, which cars of the ferry down, which up must or want. Absolute chaos. But the ferry leaves quite punctually on this icy morning and drives us another 2.5 hours up the reservoir to Fierzë. With every minute of the journey the landscape becomes more breathtaking and reminds us of Norwegian fjord landscapes with steep rock formations on both sides of the lake. High mountains, here we come!
After another 2 hours drive with another minibus we reach our guesthouse in Valbona valley in the afternoon. We enjoy the mountain panorama on the sunny meadow of the Mehmeti family and take a short walk into the village before we are spoiled with regional delicacies for dinner. We find that most of the food is home grown: Beans, corn, cucumbers, peppers and tomatoes from the garden, eggs from the free-range chickens, cheese from our own goats and honey from the hives standing in the garden. „Organic“ of the other, the original kind. Without any transport. Without any packaging. And simply incredibly delicious. Our personal highlight: Flijë, a combination of very thinly baked pancake dough in several layers and a filling of kajmak, a creamy milk product.

The ascent
After a cold night under cozy warm blankets in the guesthouse, we finally set off the next morning. It’s still bone-chillingly cold, but the view of the cloudless sky and sunlit peaks cause me to feel a tingle of anticipation. We decided to take our host family up on their offer and have them drive us to the trailhead by jeep through a dry riverbed. This saves us the first 2 hours of hiking with no scenery to speak of. After a Turkish coffee in one of the few huts of the trail we start. Directly neatly uphill. First through light-flooded deciduous forests, in which more and more conifers mix the higher we get. Again and again a steep rock wall barrier rises in front of us and I have no idea how we are supposed to get up there. Then the trail leads out of the forest, onto barren meadows. There it is. The majestic view of the Accursed Mountains. I could just look for hours. And it’s still not clear how the trail intends to cross the towering massif, well over 2000m high. Suddenly, the path winds along the rock for a while before the pass surprisingly appears in front of us. We made it!

Our overnight camp on the mountain
We enjoy the fantastic view of both valleys, take an extensive break and are the last ones on the summit, since all the others still have a descent of several hours ahead of them. We, on the other hand, still have about 60 minutes of descent ahead of us to reach our overnight campsite.
At about 15:30 we reach our small mountain bar. On the terrace there are only two other guests sitting in the afternoon sun and drinking coffee. The owner looks surprised when we ask for a place to spend the night. Then he points to a small patch of meadow next to his „garden“ where he grows tomatoes, zucchini, squash and potatoes. It is the only spot that is reasonably horizontal. Relieved, we put up our tent (since Denmark and Iceland this works like in sleep) and then enjoy the evening sun on our faces. With a beer on the terrace an unbelievable satisfaction sets in with me. It just feels good to feel your own body after this effort. It is a pleasant feeling when the tired muscles now slowly come to rest…
To save weight, we don’t have a stove with us, so we ask our host for something to eat. At first he hesitates a bit, then he goes to the garden and digs out potatoes. We have freshly prepared French fries. Along with tomatoes and feta cheese. Again, all homegrown. Fantastic.
Then our bar owner abruptly packs his things, says goodbye to us and rides his packhorse down into the valley. We are alone on the mountain. In the middle of the forest. In the middle of Albania. We feel a bit queasy, because it is quickly pitch dark around us. The feeling passes quickly as we spend some time at the campfire next to our tent watching the gigantic starry sky. Already at shortly after nine o’clock we snuggle into our sleeping bags and fall asleep almost immediately.

The descent to Theth
After a bitterly cold night with only 3-4 degrees we wake up shortly after seven o’clock and enjoy (a bit shivering) the fresh morning air. There is still no sign of our host. We have breakfast the last remains of our previous day’s provisions, drink much too cold water, take down our tent and leave around nine o’clock. I miss my coffee in the morning. And I miss it a lot! Just as we start walking, our host arrives and we say a quick goodbye to him. On to the last stage to Theth. And it’s really tough again, because the descent is really steep in large parts. And by the loose gravel surface also still correctly slippery. Twice I slip and go with 14kg on the back to the ground. Probably the coffee withdrawal. Except for a few scratches, however, nothing happens to me, for which I am very grateful. I would rather not try whether there is a mountain rescue here and how it works in an emergency.
At 11:30 it is already sunny and warm again and we reach the beautiful mountain village Theth. We decided to make our way back to Shkodra this morning due to a bad weather front approaching in the coming night. Unfortunately. In a café with a large outdoor area we are already expected by the driver of the minibus. But before that there is time for a delicious coffee in the sun. Finally.

Beim Anblick des türkis glitzernden & glasklaren Bandes, dass sich vor uns durch das Tal schlängelt, fehlen mir die Worte, während unsere staunenden „Oah“s und „Oh’s“ konstant von KAZYmirs lautem Schnurren begleitet werden. Nach der abenteuerlichen Anfahrt nach Slowenien normalisiert sich allmählich der Puls… Seit Jahren steht das Soča Tal auf Adrians Bucketlist… und jetzt verstehe ich auch, warum!

Wir haben einen kleinen Teil Sloweniens kennengelernt, und wir freuen uns euch einen Einblick zu geben, wie Wandern, Radeln und Vanlife im Soča Tal aussehen kann.

Die Anfahrt: Nachdem wir das liebliche Ambiente des Wolfgangsees verlassen haben, steht uns unsere zweite Bergetappe bevor, die uns sehr ambivalent beeindruckt:  Mit 13% Steigung und Gefälle geht unser Weg über den Passo di Predil in der Region Friaul-Julisch-Venetien bis auf knapp 1200m Höhe. Das mag recht banal klingen, aber mit unserem Kazymir schrauben wir uns mit knapp 30km/h allmählich Steilkurve um Steilkurve nach oben. Der Adrenalinpegel sinkt etwas, als wir endlich akzeptieren, dass wir eben mit einem 29-jährigen Fast-Oldtimer, 5 Tonnen Gewicht und unter 100 PS unterwegs sind und „slow traveling“ einfach unsere Art zu reisen sein wird. Immer wieder halten wir nach Parkbuchten Ausschau, um die zahlreichen schnelleren Autos und Motorräder hinter uns vorbei zu lassen. Zugegeben, unser Vertrauen in unseren KAZY ist noch nicht so groß, und während wir uns bergauf und wieder bergab arbeiten, sind wir nach wie vor nervös, schauen auf die Motortemperatur und lauschen bergabfahrend unruhig den Bremsgeräuschen… 

Oben auf dem Passo di Predil, an der Grenze Italien – Slowenien

Der Ort: Der Triglav-Nationalpark, dieser Ort, an dem wir nun ankommen dürfen, verzaubert uns schon jetzt mit seiner wilden und zugleich klaren, erfrischend alpinen und zugleich mediterranen Artenvielfalt: Weiße Karstfelsen, vom Wind geformte Latschenkiefern und Buchen, Birkenwäldchen, Heidekraut und Alpenveilchen, Enzian, Glockenblumen, Astern, seltene endemische Gebirgsblumen, dazu glasklares, smaragd- und türkisgrünes Wasser, das ich so noch nie gesehen habe…  

Übernachten & Campen: Nachdem wir in den Pass erfolgreich hinter uns gelassen haben, überrascht uns das Camp Lazar in Kobarid ebenfalls mit einer abenteuerlichen Anfahrt. Der Van vor uns kommt uns wieder rückwarts fahrend aus dem schmalen Gässchen entgegen. Wir probieren es trotzdem und unser Mut lohnt sich, der Campingplatz – denn Freistehen ist in Slowenien, insbesondere im Nationalpark nicht gestattet – passt sich freundlich und unauffällig in die Natur ein, die Feuerschale auf der Restaurantterrasse und Strohkörbe als Lampenschirme sind ein gutes Zeichen. Bei unserer Ankunft ist der Platz allerdings noch recht voll und in überwiegend deutscher Hand. Nachdem wir uns eine Lücke ergattert haben, stellen wir fest, dass wir mit Blick auf die Soča stehen. Prima! Das Rauschen des Gebirgsbaches wird uns in der nächsten Woche Tag und Nacht begleiten.

Radtour  Kobarid – Napoleonbrücke, Podbela und zurück: Unser mehrtägiger Aufenthalt beginnt nach einem gemütlichen Frühstück mit herzhaftem Brot aus dem örtlichen Supermarket Planika in Kobarid – tolles vielfältiges Angebot an leckeren regionalen Produkten – mit einer Radtour, denn was gibt es Besseres, als radelnd die Gegend zu erkunden? Und tatsächlich, als ich mich auf das Rad schwinge, ist es wieder da, dieses freie, leichte Gefühl, dass während unserer Dänemark-Radreise so präsent war.

Wir suchen uns eine „leichte“ Strecke aus, um zur Napolenbrücke zu radeln. Wie sich herausstellt, ist zwar der Bodenbelag „leicht“ zu befahren, die Steigung jedoch dafür umso hartnäckiger und zwingt uns in der slowenischen Spätsommersonne immer wieder zu Pausen. Bereits im Nachbarort von Kobarid passieren wir ein Restaurant, dass wir nur von außen bestaunen: das Casa Hišo Franka der Köchin Ana Ros, die als Autodidaktin zu einer der weltbesten Köch*innen geworden ist und wie sie beschreibt, Malerei, Jahreszeiten und Umgebung in ihren Essen vereint. Wer Adrian kennt, weiß wie schwer es ihm gefallen ist, dort nicht hinzugehen, doch die Plätze waren weit ausgebucht und ein Essen dort hätte leider tatsächlich unser Weltreise-Budget gesprengt…

Die Brücke, zu der wir radeln, wurde um 1812 erbaut, um die enge Nadiza-Klamm zu überwinden. In der Römerzeit war sie Teil des alten Wegenetzes und ist ein einzigartiger, architektonischer Zeitzeuge des Bogenbaus. Überliefert ist, dass die heutige Brücke von einem Baumeister aus dem Dorf Čenebola im Westen von Slowenien errichtet wurde, da sie zur Zeit der Eroberungen des französischen Kaisers erbaut worden ist, erhielt sie den Namen Napoleonbrücke.

Die Radtour nach Podbela führt uns auf dem Hinweg durch einige Bergdörfer. Erst unterwegs merken wir, dass wir unseren Proviant vergessen haben und so durchkämmen wir all die kleinen Dörfer nach  Einkaufsmöglichkeiten… gegen 13 Uhr mittags allerdings schwierig – der einzig existierende Mini Market ist leider geschlossen. Bevor wir endlich bergab radeln können, sehen wir wieder eins der „SIR“ Schilder, der hausgemachten lokalen Käsespezialität und dieses Mal haben wir Glück: Das Schild führt wirklich zu einem bestimmten Haus, in dem wir die Besitzerin antreffen, die uns stolz gestikulierend in ihre private Käserei führt. Die Vesperpause ist gerettet! In Podbella ist ein größerer Campingplatz, das Camp Nadiza Podbela, dessen Trampolinangebot Basti und Tara nicht widerstehen können. Wir warten geduldig bei Radler und Pizza, bis es weitergehen kann. Die Nadiza selbst wirkt durch die Lage in einer bewaldeten Klamm etwas dunkler als die strahlende, helle Soča. Doch das eiskalte Wasser ist ebenfalls bezaubernd und die Badestelle an der alten Napolen-Brücke verzaubert uns für Stunden.

Da wir den Rückweg nicht entlang der steil ansteigenden Autostraße fahren wollen, entscheiden wir uns für den Wanderweg, der auch als Radweg, stellenweise sogar als MTB Trail, markiert ist und so holpern wir über Hügel, Wald, Felder, Stock und Stein nach Hause. 

Wandern an der Soča:

Es gibt viele Wanderrouten im Soča Tal, eine davon führt von Kobarid aus direkt an der Soča entlang. So wandert man durch Wäldchen, klettert über Felsen, folgt den Steilkurven eines Trampelpfades, mal im Schatten, mal in der Sonne, aber immer mit Blick auf die weißen, vom Wasser rund geschliffenen Felsen, Gumpen und Stromschnellen, durch die sich das smaragdgrüne Band zu unseren Füßen entlang schlängelt.

Adrian und ich liebäuglen noch mit längeren Fernwanderwegen, verwerfen die Idee aber doch wieder, da wir ja gerade erst im „Vanlife“ ankommen:  Wir passen die Touren unseren Bedürfnissen und der Tagesform an, denn nach wanderreichen Tagen in Island und Österreich freuen sich unsere Kinder und auch mein nach wie vor angeschlagenes Knie ehrlicherweise mehr über Bademöglichkeiten als den nächsten abzweigenden Wanderweg. Und das darf dann auch so sein. Trotzdem werden irgendwie aus klein geplanten Wanderungen mehrstündige Touren, die aber immer mit einem Sprung vom Felsen in einem erfrischenden Soča Bad enden.

Wir lieben es, am, im und um das Wasser sein zu dürfen. Freunde des Wildwassers kommen hier mit Sicherheit ebenfalls voll auf ihre Kosten, doch unser StandUp und die Surfbretter lassen wir dieses Mal bei KAZYmir, da sie ja nur bedingt einsetzbar wären…

Vanlife Woche 2 und 3:

Eine Routine auf Reisen zu entwickeln ist anders und durchaus herausfordernd. Es gibt Fahrtage, Pausen-/ Organisationstage sowie Aktions-Tage, an denen wir Land und Leute entdecken. An manchen Fahrtagen können Bastian und Tara locker während der Fahrt selbständig lernen. Je südlicher wir kommen, desto kurviger, holpriger und schwieriger wird das sicher werden. 

Sobald die Schule wieder beginnt, werden die beiden auch ab und zu ein Online Meeting mit ihren Lehrer*innen machen. Und bei uns? Es kommen neue Rituale in unserem Familienalltag hinzu.

Kurz gesagt: Wir sammeln Farben, Wörter, Bilder, Aromen, Gerüche & Momente

Beim Wandern überlegen wir oft, welche Wörter unsere Kinder auf Englisch wissen wollen und lernen gemeinsam mit ihnen die neuen Wörter.  Seit Island sammeln sie so nach und nach weitere Wörter und wir staunen oft, wie sie ihren Wortschatz erweitern. Bei den Wanderungen werden immer wieder Pflanzen fotografiert oder gepflückt, um das Herbarium, dass die Schule Tara mitgegeben hat, weiter zu befüllen. Unser mobiler Drucker erweist sich dabei auch als sehr hilfreich!

Manche Sehenswürdigkeiten und Naturwunder schauen wir uns zunehmend zu den Randzeiten an, so starten wir die Wanderung zum Slap Kozjak Wasserfall, der in einer halboffenen Karsthöhle 15m in die Tiefe rauscht, erst in den frühen Abendstunden. Ausgerüstet mit Stirnlampen wird dabei der Rückweg tatsächlich noch zu einer Nachtwanderung, bei der die Frage nach den Luchsen und Wölfen, die hier im Triglav Nationalpark leben, wieder wichtiger wird. Letzere treffen wir zwar nicht, dafür bestaunen wir außerordentlich große Kröten, die uns geduldig anstarren. Und so kommt es, dass unsere Kinder in jedem neuen Land verschiedene Aspekte zu den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort recherchieren. Von Städtenamen, Einwohnerzahlen, den wichtigsten Alltags-Wörtern über bekannte Persönlichkeiten, dem Aussehen der Landesflagge bis hin zur Lieblingsfrage der Recherche: die Frage nach den landestypischen Süßigkeiten. Adrian und ich werden seither immer wieder überrascht, wenn wir beim Einkaufen oder im Restaurant noch unentschlossen sind, und Basti und Tara dann zielsicher sagen: „Da, Strukkli, die müssen wir unbedingt essen!“ 

Und so können wir euch aus aus vollem Herzen die leckeren slowenischen „Strukkli“ empfehlen! Dober tek!