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Klettern an roten Felswänden in der Gorge du Todra, in der Dades-Schlucht auf Hirtenwegen wandern, auf der Route der Kasbahs bis nach Ouzarzate fahren, durch das 1000-jährige Lehmdorf Ait Ben Haddou schlendern und schließlich einen Zwischenstopp im Zentrum des Safrans Taliouine einlegen, bevor es zurück an die Küste geht. Das ist sie, unsere fast 900 Kilometer lange Reise entlang der Südseite des Hohen Atlas Gebirges.

Unsere Route entlang der Südseite des Hohen Atlas (Karte: Google Maps)

1. Die Route der Kasbah

Nach drei unvergesslichen Tagen und Nächten in den Sanddünen der Sahara bei Merzouga fahren wir auf der Route der Kasbahs in westlicher Richtung. Kasbahs sind alte Festungen und waren für die früheren Karavanen Unterkunft, Ort der Zuflucht und des Handels. Immer wieder sind die rot leuchtenden, aus Lehm errichteten Gebäude auf beiden Seiten der N10  zu sehen. Zu unserer Rechten erheben sich majestätisch die teils über 4.000 Meter hohen Gipfel des Hohen Atlas. Zur Linken ist das Land größtenteils flach, leer und staubtrocken.

2. Tinghir 

Wir verlassen die N10 in Richtung der Kleinstadt Tinghir. Hier fällt unser Blick auf üppiges Grün. Der Palmenhain des Todra-Flusses leuchtet regelrecht inmitten der roten Hügel um uns herum, die immer höher werden. Auf dem zentralen Parkplatz stellen wir unseren Camper ab, geben dem sympathischen Parkwächter 2 Dirham – umgerechnet 20 Cent – und erkunden den wuseligen Markt. Hier kaufen wir frisches Obst und Gemüse, leckere Oliven und einige andere Grundnahrungsmittel. In einer etwas abgelegeneren Straße finden wir einen einzigartigen Gewürzladen. Hier steht Cumin, Muskat, Kardamom und Zimt auf unserer Einkaufsliste. Wir gelangen auf einen großen Platz. Überall qualmt und raucht es, es wird gegrillt und zahllose Tajines garen über glühender Holzkohle. Wir stärken uns mit einer Gemüse-Tajine (für ganze 4 Euro) und genießen es, das marokkanische Treiben zur Mittagszeit zu beobachten.

Dann geht es für uns weiter, denn unser Ziel heute ist ein kleiner Campingplatz, der etwas vor dem Eingang der Todra-Schlucht liegt. Erst gegen Abend erreichen wir den im Hinterhof eines kleinen Restaurants liegenden Platz, der einen direkten Zugang zu den Palmengärten bietet. Daher ist ein Spaziergang durch die idyllischen Palmengärten zu einer verfallenen Kasbah quasi Pflicht-Programm…
Dieser kleine Campingplatz ist nun unsere Basis, um am nächsten Tag die Zufahrtsmöglichkeit zur Schlucht und die verschiedenen Klettersektoren zunächst mit dem Fahrrad auszukundschaften. Auch müssen wir dringend Wasser auffüllen, bevor wir die nächsten Tage kletternd in der Schlucht verbringen.

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Wasser auffüllen in Marokko

Um auch in Marokko den Kauf unzähliger Plastikflaschen und Kanister zu vermeiden, ist der Einbau eines Wasserfilters in den Van oder ins Wohnmobil absolut zu empfehlen. Die Verfügbarkeit und auch die Qualität des öffentlich verfügbaren Trinkwassers ist in Marokko von Region zu Region allerdings sehr unterschiedlich. In den Bergen des Mittleren Atlas, des Hohen Atlas und auch des Anti Atlas gibt es oft Brunnen an den Straßen, an welchen Trinkwasser in guter bis sehr guter Qualität abgefüllt werden kann. Meist muss das Wasser in Behälter abgefüllt und so in den Wassertank des Campervans aufgefüllt werden, da der Anschluss eines Schlauches aufgrund der Lage des Brunnens, der Beschaffenheit des Ausflusses und des Wasserdrucks nicht oder nur schwer möglich ist. Daher empfiehlt es sich, für eine Reise durch Marokko den Wasserfilter im Wassersystem innerhalb des Wohnmobils einzubauen. Das Filtern erfolgt dann zwischen Wassertank und Wasserhahn. Vorsicht ist bei der Befüllung auf Campingplätzen in Palmenhainen geboten. Manchmal wird hier das Wasser des durch die Oase fließenden Flusses zur Befüllung des Vans angeboten, da das Leitungswasser für Marokkaner sehr teuer ist.
An der Küste ist das Wasser oft salzhaltig und auch nach dem Filtern wenig schmackhaft. In dieser Region finden sich auch wenige öffentliche Quellen, so dass man hier oft Campingplätze zum Auffüllen des Wassertanks aufsuchen muss und so manches Mal doch auf gekauftes Trinkwasser zurückgreifen muss.

3. Klettern in der Todra-Schlucht

Wer in Marokko nach Klettergebieten sucht, stößt unweigerlich auf die Gorge du Todra. Diese Schlucht ist mit fast 1.000 präparierten Sportkletterrouten das mit Abstand größte Klettergebiet des Landes. Und nicht nur Kletterer zieht es hierhin. Auch Tagestouristen, Wanderer und Outdoor-Liebhaber sind begeistert von den bis zu 300 Meter hohen, senkrecht in die Höhe ragenden, roten Kalkstein-Felswänden. Nachdem wir uns mit einem Kletterführer ausgestattet haben, geht es endlich los. Wir fahren zunächst mit unserem Wohnmobil durch die Schlucht und genießen dabei die gewaltige Kulisse der zu beiden Seiten komplett senkrecht aufragenden Felsen.

Einige Kilometer weiter parken wir direkt an der Straße und erkunden die familienfreundlichen Routen des hervorragend präparierten Klettersektors „Le Petit Gorge“. Hier verbringen wir einige Tage, klettern tagsüber und fahren gegen Abend auf einen Parkplatz direkt am Ausgang des Canyons mit Blick auf den engsten Abschnitt der Schlucht und des Klettersteigs „Via Ferrata“. Ab und zu treffen wir andere Kletterer, größtenteils aus Europa, die die für dieses Gebiet berühmten Mehrseillängen-Routen klettern. Diese sind bis zu 300 Meter und 12 Seillängen hoch und erfordern einen ganzen Tag für die Begehung. Doch soweit sind wir noch nicht…

4. Das Dades-Tal

Unser nächster Stopp ist das benachbarte Dades-Tal. Reinfahren. Parken. Wandern. Meinen Geburtstag feiern. Das ist der Plan. Der – wie so oft – mal wieder nicht ganz aufgeht. Denn Tara wird krank. Fast 40 Grad Fieber. Daher checken wir auf einem Campingplatz ein und Manu übernimmt die Krankenpflege mit Tee, Suppe und Wadenwickeln. Die Familienwanderung fällt aus, dafür mache ich eine 3,5-stündige Wanderung auf alten Hirtenpfaden zusammen mit Bastian. So können wir uns etwas austoben und Tara hat Ruhe. Als wir heimkommen, hat Manu es tatsächlich auch noch geschafft, einen Schoko-Bananenkuchen zu backen und abends gibt’s die bislang beste Tajine vom Campingplatz-Betreiber mit Lieferung direkt ins Wohnmobil. Ein sehr versöhnlicher Abschluss zu einem Tag, der ganz und gar nicht nach Plan verlief…

5. Ouarzazate und Ait Ben Haddou

Am nächsten Tag geht es Tara schon wieder etwas besser. Gut genug, dass wir uns dazu entscheiden, weiterzufahren. Auf der N10 nach Ouarzazate. Die Provinzhauptstadt beherbergt neben 80.000 Einwohnern auch die zwei wichtigsten marokanischen Filmstudios und wird daher manchmal auch liebevoll „Ouarlywood“ genannt. Hier nutzen wir eine der seltenen Gelegenheiten, einige Import-Lebensmittel aus Westeuropa wie zum Beispiel Hafermilch und Schokocreme im hiesigen Carrefour Market aufzufüllen.

Es ist schon 16:30 Uhr, als wir den Supermarkt verlassen. Weit kommen wir heute nicht mehr. Bei der Suche nach einem Übernachtungsplatz entscheiden wir uns spontan zu einem Abstecher nach Ait Ben Haddou. Bis zu dieser über 1.000 Jahre alten Stadt sind es nur ca. 40 Minuten Fahrt, also sollten wir es bis zum Sonnenuntergang gerade schaffen.
Pünktlich zur goldenen Stunde stellen wir unser Wohnmobil auf einem Parkplatz mit Blick auf die Stadt ab und machen noch einen Spaziergang durch die engen Gassen. Ja, sie kommt einem irgendwie bekannt vor. Kein Wunder, denn das von der UNESCO als Weltkulturerbe deklarierten Ait Ben Haddou diente bereits zahlreichen bekannten Filmen und Serien als Kulisse, darunter auch „Gladiator“ und „Game Of Thrones“. 

Als ich wenig später bei einem Minztee mit Manu auf der Dachterasse eines dieser alten Häuser sitze und der Sonne beim Untergehen zuschaue ist es wieder da, dieses Gefühl der Dankbarkeit, der Freiheit, der Zufriedenheit. Immer vermischt mit ein wenig Unglaube: Erleben wir das jetzt wirklich? Sind wir wirklich schon seit fast 1,5 Jahren unterwegs und nun an diesem traumhaften Ort angelangt?
Nach einer himmlisch ruhigen Nacht erkunden auch unsere Kinder am nächsten Vormittag diese magische Stadt. Auch sie werden von den verwinkelten Gassen, den vielen Mauern aus Lehm und dem bunten Treiben in ihren Bann gezogen. Zum Mittagessen gibt es frisch im Holzofen gebackenes Berberbrot mit Tomaten, Gurken, Avocado und Frischkäse, dann geht es weiter in Richtung Küste. 

6. Taliouine und der Safran

Nach einem weiteren kurvigen Fahrtag erreichen wir Taliouine. Diese Oase liegt an einem eher trockenen Flusstal auf immerhin noch 1.000 Metern Höhe. Hier in diesem Hochtal sind die Bedingungen für den Anbau von Safran optimal. Überall an der Hauptstraße sind Kooperativen zu finden, die das edle Gewürz herstellen und auch vertreiben. Bei einem Bummel die einzige Straße , also die Hauptstraße entlang, kaufen wir natürlich auch etwas Safran ein. Außerdem statten wir uns mit einer Tajine aus, für die wir ganze drei Euro bezahlen. Ab sofort steht der Gemüsezubereitung nach marokkanischer Art nichts mehr im Weg.

Die trockene Luft der Wüste und auch des Atlasgebirges setzen uns zunehmend zu. Das äußert sich mit Nasenbluten oder einfach einer dauerhaft trockenen Nase. Daher entschließen wir uns, einen Umweg ans Meer in Kauf zu nehmen, bevor wir uns mit dem Anti-Atlas das nächste Gebirge vornehmen. Bei Agadir erreichen wir die Küste und biegen direkt nach Süden ab. Schließlich landen wir in einem kleinen Fischerdorf, parken direkt auf einer Klippe oberhalb des wilden Atlantik, lernen tolle Menschen kennen und geraten in unseren ersten echten Sandsturm. All das und mehr erfährst Du in Teil 3 unseres Marokko-Reiseberichts.

English Version:

Climbing red rock walls in the „Gorge du Todra“, hiking shepherds‘ paths in the Dades Gorge, driving along the Route of the Kasbahs to Ouarzazate, strolling through the 1000-year-old clay village of Ait Ben Haddou, and finally stopping in Taliouine, the center of saffron before heading back to the coast. This is it, our journey along the southern side of the High Atlas Mountains.

1. The Route of „Kasbah“

After three unforgettable days and nights in the sand dunes of the Sahara Desert near Merzouga, we head west on the route of the Kasbahs. Kasbahs are old fortresses and were for the former caravans accommodation, place of refuge and trade. Again and again we see the red shining buildings made of clay on both sides of the National Road N10. To our right, the peaks of the High Atlas Mountains rise majestically, some of them over 4,000 meters high. To the left, the land is mostly flat, empty and dry as dust.

2. Tinghir

We leave the N10 in the direction of the small town of Tinghir. Here our gaze falls on lush greenery. The palm grove of the Todra River really shines amidst the red hills around us, which are getting higher and higher. We park our camper in the central parking lot, give the friendly parking attendant 2 dirhams – the equivalent of 20 cents – and explore the bustling market. Here we buy fresh fruits and vegetables, delicious olives and some other groceries. On a more secluded street, we find a unique spice store. Here cumin, nutmeg, cardamom and cinnamon are on our shopping list. We arrive at a large square. Everywhere is smoke from barbecues and countless Tajines cook over glowing charcoal. We fortify ourselves with a vegetable tajine (for a whole of 4 euros) and enjoy watching the Moroccan hustle and bustle at lunchtime. After that, we leave the city, because our goal today is a small camping site, which lies somewhat before the entrance of the Todra Canyon. It is not until evening that we reach the site, which is located in the backyard of a small restaurant and offers direct access to the palm gardens. Therefore, a walk through the idyllic palm gardens to a dilapidated Kasbah is an obligatory program…
This small campsite is now our base to explore the access to the gorge and the various climbing sectors first by bike. We also urgently need to fill up water before we spend the next days climbing in the canyon.

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To avoid buying countless plastic bottles and canisters in Morocco, too, the installation of a water filter in the van or camper is absolutely recommended. However, the availability and also the quality of the publicly available drinking water in Morocco varies greatly from region to region. In the mountains of the Middle Atlas, the High Atlas and also the Anti Atlas, there are often wells along the roads where drinking water of good to very good quality can be bottled. Most of the time the water has to be filled into containers and then into the water tank of the campervan, because the connection of a hose is not or only with difficulty possible due to the location of the well, the nature of the outflow and the water pressure. Therefore, for a trip through Morocco, it is recommended to install the water filter in the water system inside the campervan. The filtering is then done between the water tank and the tap. Caution is advised when filling at campsites in palm groves. Sometimes here the water of the river flowing through the oasis is offered to fill the van, because the tap water is very expensive for Moroccans.
On the coast, the water is often salty and not very tasty to drink, even after filtering. In this region, there are also very few public sources, so that you often have to go to campsites to fill up the water tank and also have to purchase drinking water sometimes

3. Climbing in Todra Canyon

Anyone looking for climbing areas in Morocco will inevitably come across the „Gorge du Todra“. With almost 1,000 prepared sport climbing routes, this canyon is by far the largest climbing area in the country. And it’s not just climbers who are drawn here. Day-trippers, hikers and outdoor enthusiasts are also thrilled by the red limestone rock faces that rise vertically up to 300 meters. After we have equipped ourselves with a climbing guide, we finally set off. We first drive through the gorge in our motorhome and enjoy the tremendous scenery of the rocks rising up completely vertically on both sides. A few kilometers further on, we park directly on the road and explore the family-friendly routes of the excellently prepared climbing sector „Le Petit Gorge“. Here we spend a few days, climbing during the day and towards evening we drive to a parking lot directly at the exit of the canyon with a view of the narrowest section and the via ferrata. From time to time we meet other climbers, mostly from Europe, who climb the multi-pitch routes famous for this area. These are up to 300 meters and 12 pitches high and require a whole day to climb. But we are not there yet…

4. Dades Valley

Our next stop is the neighboring Dades Valley. Drive in. Park. Hike. Celebrate my birthday. That´s the plan. Which – as so often – doesn’t quite work out. Because Tara gets sick. Fever at almost 40 degrees Celsius. Therefore, we check into a campsite and Manu takes over the nursing with tea, soup and calf wraps. The family hike is cancelled, instead I do a 3.5 hour hike on old shepherd paths together with my son Bastian. This way we can have some exercise and Tara has peace and quiet. When we get home, Manu has actually managed to bake a chocolate banana cake and in the evening we have the best tajine so far from the campsite operator with delivery directly to the camper. A very conciliatory conclusion to a day that did not go according to plan at all…

5. Ouarzazate & Ait Ben Haddou

The next day Tara is feeling a bit better. Good enough that we decide to drive on. On the N10 to Ouarzazate. The provincial capital is home to 80,000 inhabitants as well as the two most important Moroccan film studios and is therefore sometimes affectionately called „Ouarlywood“. Here we take one of the rare opportunities to stock up on some imported food from Western Europe, such as oat milk and chocolate cream, at the local Carrefour Market. It is already 4:30 p.m. when we leave the supermarket. We won’t get far today. While looking for a place to spend the night, we spontaneously decide to make a detour to Ait Ben Haddou. It’s only a 40-minute drive to this 1,000-year-old town, so we should just make it by sunset.
Just in time for the golden hour, we park our motorhome on a parking lot overlooking the city and take a walk through the narrow streets. Yes, it somehow looks familiar. No wonder, because Ait Ben Haddou, declared a World Heritage Site by UNESCO, has already served as a backdrop for numerous well-known films and TV series, including „Gladiator“ and „Game Of Thrones“.
A little later, as I sit with Manu on the roof terrace of one of these old houses over a mint tea and watch the sun go down, it is there again, this feeling of gratitude, of freedom, of contentment. Always mixed with a little disbelief: Are we really experiencing this now? Have we really been on the road for almost 1.5 years and now we have arrived at this dreamlike place?
After a heavenly quiet night, our children also explore this magical town the next morning. They too are captivated by the winding alleys, the many walls made of clay and the colorful hustle and bustle. For lunch we have Berber Bread freshly baked in a wood-fired oven with tomatoes, cucumbers, avocado and cream cheese, then we continue towards the coast.

6. Taliouine & the Safran

After another winding day of driving, we reach Taliouine. This oasis is located in a rather dry river valley, still at an altitude of 1,000 meters. Here in this high valley the conditions for the cultivation of saffron are optimal. Everywhere along the main road cooperatives can be found, which produce and also distribute the noble spice. During a stroll down the only street , that is the main road, we of course buy some saffron. In addition we equip ourselves with a Tajine, for which we pay whole 3 euros. From now on, nothing stands in the way of preparing vegetables the Moroccan way.

The dry air of the desert and also of the Atlas Mountains increasingly affect us. This manifests itself with nosebleeds or simply a permanently dry nose. Therefore, we decide to take a detour to the sea before we tackle the next mountain range, the Anti-Atlas. Near Agadir we reach the coast and turn south. Finally we end up in a small fishing village, park directly on a cliff above the wild Atlantic Ocean, meet great people and get into our first real sandstorm. All of this and more, you’ll find out in part 3 of our Morocco trip report.

An der Küste entlang (die „normale“ Camperroute) oder doch die etwas abenteuerliche Inlandroute ins Atlasgebirge? Über diese Frage zerbrechen wir uns lange die Köpfe, denn das Vertrauen in unser Gefährt hat nach nunmehr 9 Breakdowns in 1,5 Jahren doch etwas gelitten. Zumal die letzte Panne keine Lappalie war, immerhin fast ein Motorschaden. Während unseres Aufenthalts in der Künstlerstadt Asilah (hier geht es zum Beitrag) befragen wir andere Reisende, allerdings fahren wohl nur die wenigsten die Inlandroute. Warum bloß? 
Wieso nicht mal die vermeintlich „einfachere“ Möglichkeit wählen? Die Infrastruktur der Küstenroute ist auf Reisende mit Van oder Wohnmobil ausgelegt, es gibt überall Campingplätze, Möglichkeiten zum Einkauf europäischer Produkte, ein sehr gutes Straßennetz ohne die Steigungen der Gebirgsregionen und viele andere Mitreisende. Über die Inlandroute wissen wir viel weniger. Sicher, auch im Atlasgebirge gibt es viele Campingplätze, aber zu welchen kommen wir mit unserem schweren und auch echt untermotorisierten Tiny House on wheels überhaupt hin? Diese Möglichkeit verspricht definitiv mehr Abenteuer und mehr Abwechslung, erfordert aber auch mehr Recherche und ist viel anstrengender für uns. Wieder einmal…

1. Die Königsstadt Meknes

Sei‘s drum, nach nur 45 Minuten auf der vierspurigen Küstenautobahn biegen wir links ab und sind binnen Minuten mitten drin im wirklichen Marokko: Müllberge am Straßenrand, chaotischer Verkehr bei der Durchquerung von Städten und Dörfern, hilflos überladene Transporter auf zwei bis vier Rädern und Straßenstände, bei welchen wirklich alles zu kaufen ist. Und wir sehen Menschen, viele Menschen, die uns freundlich zulächeln, winken und uns begeistert mit erhobenem Daumen Willkommen heißen. Schließlich geht es auf gut ausgebauten Überlandstraßen  bis nach Meknes, einer der vier Königsstätte (Marrakesch, Fes und Rabbat sind die anderen). Hier leben mehr als 600.000 Menschen und sowohl die Medina, als auch die Ville impériale, die Neustadt, stehen auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbe. 

Daher stürzen wir uns auch direkt nach Ankunft rein ins Getümmel der Medina. Unfassbar, wie viele Menschen hier gleichzeitig unterwegs sind. Überall werden Produkte angepriesen, es wird gehandelt und gedrängelt. Hier gibt es wirklich alles: Obst, Gemüse, Backwaren, Gewürze und sonstige Lebensmittel, Haushaltswaren, Kleidung, Schuhe… Wir biegen um eine Ecke und beobachten, wie mitten auf der Straße große Salzblöcke verkleinert und gemahlen werden. Danach sind Schreiner beim Anfertigen von Möbel zu beobachten. Durch diese engen Gassen zu schlendern (bzw. sich manchmal durchzudrücken) ist abwechslungsreich, interessant, aber auch unglaublich anstrengend und verwirrend.

Daher gehen wir schon bald in ein leckeres Restaurant, welches unsere Kinder ausgesucht haben und uns auch dorthin navigieren. Wir essen marokkanische Tajine, trinken frischen Minztee und genießen die gemütliche Atmosphäre eines Berber-Wohnzimmers. Es ist schon dunkel, als wir zurück zu unserem Übernachtungs-Parkplatz schlendern. Dieser liegt direkt unterhalb der alten Stadtmauer und war bei unserer Ankunft am Nachmittag brechend voll. Nun ist hier nicht mehr viel los, aber leider ist uns der riesige Jahrmarkt direkt nebenan am Nachmittag gar nicht aufgefallen. Auf die Nachtruhe müssen wir daher noch etwas warten, denn um 22 Uhr scheint die ganze Stadt sich hier versammelt zu haben…

2. Der mittlere Atlas

Nach einer eher unruhigen Nacht besorge ich morgens nochmal ein paar Kleinigkeiten in der Altstadt. Es ist erst kurz nach 9 Uhr, und Meknes scheint noch zu schlafen. Wo sich am Vortag noch Menschenmengen durch die Gassen schoben, herrscht jetzt gähnende Leere. Mein Ziel ist das Schreinerviertel, denn unser Sägespäne-Vorrat für die Trockentrenntoilette im Wohnmobil wird langsam knapp. Ich ernte überraschte, wenn nicht ungläubige Blicke, als ich in der Schreinerei nach zwei Tüten seines „Abfallproduktes“ frage. Kurze Zeit später kehre ich mit einem riesigen Sack trockener Sägespäne zurück. Auch solch einfache Besorgungen können uns glücklich machen. 
Gegen 10 Uhr brechen wir auf. Die Überquerung des mittleren Atlas steht heute an. Fast direkt nach dem Verlassen der Stadt geht es bergauf. Als wir ein Waldgebiet durchqueren, wartet eine Überraschung am Straßenrand: kleine, freche Berberaffen, die anscheinend richtig durstig sind, was sie uns mit ihrer Körpersprache zeigen. Die wild lebenden Äffchen haben sich anscheinend an Menschen gewöhnt, denn die trinken mutig und begierig aus den Wasserflaschen, die unsere Kinder ihnen hinhalten.

Im Laufe des Tages wird die Landschaft karger, denn es geht zunächst stetig weiter bergauf. Auf einem hoch gelegenen Plateau durchqueren wir stundenlang beeindruckende, weitläufige Mondlandschaften, bevor sich der hohe Altas mit seinen über 4.000 Meter hohen Bergen am Horizont in unser Sichtfeld schiebt. In der Kleinstadt Midelt schlagen wir in 1.500 Metern Höhe über dem Meerespiegel unser Nachtlager auf. Wir parken hinter einem Fossilienladen. Der Blick in die Ferne ist atemberaubend, der Blick direkt um uns herum ist weniger schön: Überall liegt Müll herum. Eine endlose Weite voller Plastik. Wieder einmal können wir nicht verstehen, warum wir Menschen uns überall auf der Welt unsere eigene Umwelt in einer solchen Art und Weise zerstören…

3. Überquerung des hohen Atlas

Nach einem kurzen Frühstück brechen wir am nächsten Tag für unsere Verhältnisse zeitig um 10 Uhr auf. Jetzt geht es in den hohen Atlas. Ein wenig mulmig ist mir schon zumute, denn eine weitere Panne in dieser doch sehr abgelegenen Region möchte ich wirklich nicht erleben. Direkt nach Midelt schraubt sich die Schotterstraße im Zick-Zack nach oben, denn auch hier wird wie an so vielen Stellen in Marokko, das Straßennetz verbessert und es entstehen Asphaltstraßen in Top-Zustand. 

Es dauert weniger als eine Stunde, und wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, als wir in die Welt aus feuerroten Felswänden, karger Landschaft und grünen Oasen voller Dattelpalmen eintauchen. Der Kontrast ist einfach unwirklich. Von diesen fast schon grell-grünen Tupfern inmitten roter Felsen einmal abgesehen, wächst hier absolut nichts. Keine Sträucher, keine Bäume, keine Gräser. Alles ist total trocken. Die Flussläufe der Oasen weitestgehend ausgetrocknet. Woher das Wasser für die hier lebenden Menschen kommt, ist uns schleierhaft…
Die Strecke verläuft immer zwischen 1.500 und 2.000 Metern über Meereshöhe. Manchmal fahren wir eine Stunde, ohne ein Dorf, eine Stadt, eine Tankstelle oder irgendeinen Menschen zu sehen. Dies ist definitiv einer der beeindruckendsten Streckenabschnitte unserer bisherigen Reise! 

4. Die Sanddünen der Sahara

Rot leuchtend, unwirklich, gewaltig. 
Wir haben Errachidia und auch Erfoud hinter uns gelassen, als sich plötzlich wie aus dem Nichts die Sanddünen von Erg Chebbi am Horizont erheben. Je näher wir Merzouga kommen, desto unwirklicher erscheint uns die Szenerie. Erleben wir das jetzt wirklich? Fehlen nur noch Kamele und Männer mit Turban… und voilà: Da sind sie auch schon!

Kurz vor Merzouga verlassen wir die R702 und müssen uns schon etwas überwinden, um mit KAZYmir die letzten Häuser hinter uns zu lassen und mitten rein zu fahren in die scheinbar unendliche Dünenlandschaft. Immer wieder verlaufen befahrbare Trassen durch die orange-roten Sanddünen, die durch dunkleren Sand erkennbar sind. Nach einiger Zeit parken wir unser Wohnmobil, steigen aus und sind verzaubert. 

Stille. Das ist das erste, was uns auffällt. Hier gibt es keine Geräusche, keinen Lärm. Nur ab und zu dringen Laute von Jeeps und Quads an unsere Ohren, ansonsten komplette Stille und Einsamkeit. 
Genau hier lassen wir die Magie der Sahara für 2 Tage auf uns wirken, machen kleine Wanderungen, springen die Dünen hinab, genießen die Ruhe und einen Sternenhimmel, der im allseits beleuchteten West-Europa so nie sichtbar ist…

English Version:

Along the coast (the „normal“ camper route) or the somewhat adventurous inland route into the Atlas Mountains? We rack our brains over this question for a long time, because the confidence in our vehicle has suffered to some extend after 9 breakdowns in 1.5 years. Especially since the last breakdown was no piece of cake, after all almost a total engine failure. During our stay in the artist city Asilah (read the article here) we ask other travelers, but probably only a few drive the inland route. But why?
So why not choose the supposedly „easier“ option? The infrastructure of the coastal route is designed for travelers with van or camper, there are campsites everywhere, opportunities to buy European products, a very good road network without the gradients of the mountain regions and many other fellow travelers. We know much less about the inland route. Sure, also in the Atlas Mountains there are many campsites, but to which ones do we get to with our heavy and also really underpowered Tiny House on wheels at all? This option definitely promises more adventure and more variety, but also requires more research and is much more exhausting for us. Once again…

1. The Royal City of Meknes

After only 45 minutes on the four-lane coastal highway, we turn left and within minutes we are in the middle of the real Morocco: Mountains of garbage on the roadside, chaotic traffic when crossing towns and villages, helplessly overloaded vans on two to four wheels and street stalls where really everything is for sale. And we see people, many people, who smile at us, wave and welcome us enthusiastically with a raised thumb. Finally, we drive on well-developed overland roads to Meknes, one of the four royal cities (Marrakech, Fez and Rabbat are the others). More than 600,000 people live here, and both the medina and the ville impériale, the new town, are on the UNESCO World Heritage list. Therefore we plunge into the turmoil of the Medina, directly after our arrival. It is unbelievable how many people are on the move here at the same time. Everywhere products are advertised, everyone is trading and pushing. There is really everything here: fruit, vegetables, baked goods, spices and other food, household goods, clothing, shoes… We turn a corner and watch how in the middle of the street large salt blocks are reduced and ground. Then carpenters are seen making furniture. Strolling (or sometimes squeezing through) these narrow streets is very interesting, but also incredibly exhausting and confusing. Therefore, we soon go to a delicious restaurant that our children have chosen and also navigate us there. We eat Moroccan tajine, drink fresh mint tea and enjoy the cozy atmosphere of a Berber living room. It is already dark when we stroll back to our overnight parking lot. This is located directly below the old city wall and was packed when we arrived in the afternoon. Now there is not much going on here, but unfortunately we did not notice the huge fair right next to the car park in the afternoon. Therefore, we have to wait a bit for the night’s rest, because at 10 p.m. the whole city seems to have gathered here…

2. The Middle Atlas

After a rather restless night, I do some more shopping in the morning in the old town. It is only shortly after 9 o’clock, and Meknes seems to be still asleep. Where the previous day crowds pushed through the streets, there is now yawning emptiness. My destination is the carpenter’s quarter, because our sawdust supply for our compost toilet in the camper is slowly running low. I earn surprised, if not disbelieving looks when I ask in the carpenter’s shop for two bags of his „waste product“. A short time later, I return with a huge bag of dry sawdust. Even such simple errands can make us happy.
Around 10 a.m. we set off. The crossing of the Middle Atlas is on the agenda today. Almost immediately after leaving the city, we start climbing uphill. As we cross a forest area, a surprise awaits us at the roadside: small, cheeky Barbary macaques who are apparently really thirsty, which they show us with their body language. The wild monkeys have apparently become accustomed to humans, because they drink courageously and eagerly from the water bottles that our children hold out to them.
As the day progresses, the landscape becomes more barren as we continue to climb steadily. On a high plateau, we cross impressive, expansive moonscapes for hours before the high Altas, with its mountains over 4,000 meters high, pushes into our field of vision on the horizon. In the small town of Midelt we set up camp for the night at 1,500 meters above sea level. We park behind a fossil store. The view into the distance is breathtaking, the view directly around us is less beautiful: garbage lies everywhere. An endless expanse of plastic. Once again we can’t understand why we humans all over the world destroy our own environment in such a way…

3. Crossing the High Atlas

The next day, we leave early at 10 o’clock after a short breakfast. Today, the High Atlas awaits us. I feel a bit queasy, because I really don’t want to experience another breakdown in this very remote region. Directly after Midelt the gravel road zigzags upwards, because here, too, as in so many places in Morocco, the road network is being improved and asphalt roads are being built in top condition.
It takes less than an hour, and we can’t get out of our amazement as we dive into the world of red rock walls, barren landscape and green oases full of date palms. The contrast is simply unreal. Apart from these almost garish green dots in the midst of red rocks, absolutely nothing grows here. No shrubs, no trees, no grasses. Everything is totally dry. The river courses of the oases have dried up to a large extent. Where the water for the people living here comes from is a mystery to us…
The route is always between 1,500 and 2,000 meters above sea level. Sometimes we drive for an hour without
seeing a village, a town, a gas station or any human being. This is definitely one of the most impressive stretches of our trip so far!

4. The Sahara Sand Dunes

Shining red, unreal, immense.
We have left Errachidia and also Erfoud behind us when suddenly, out of nowhere, the sand dunes of Erg Chebbi rise up on the horizon.
The closer we get to Merzouga, the more unreal the scenery seems. Are we really experiencing this now? Only camels and men with turbans are missing… and voilà: There they are!
Shortly before Merzouga we leave the R702 and have to push ourselves a bit to leave the last houses behind us with KAZYmir and to drive right into the middle of the seemingly endless dune landscape. We constantly look for passable routes running through the orange-red sand dunes, which are recognizable by darker sand. After some time we park our camper, get out and are enchanted.
Silence. That is the first thing we notice. There are no sounds here, no noise. Only now and then sounds of jeeps and quads reach our ears, otherwise complete silence and loneliness.
Right here we let the magic of the Sahara work on us for 2 days, make small hikes, jump down the dunes, enjoy the peace and a starry sky, which is never visible in the all-round illuminated Western Europe…

… to be continued…

Es gewittert.  Wir rollen über eine französische Autobahn mit starken Steigungen und Gefällen und versuchen trotz des starken Regens die Fahrbahn zu erkennen. Adrian und ich sehen, wie die Wassermassen rund um unser Auto hochschießen und hoffen, dass das Unwetter bald nachlässt. Plötzlich werden die Scheibenwischer langsamer, das Radio, die Innenbeleuchtung und die Scheinwerfer immer schwächer. Es ist schwer, nicht nervös und hektisch zu werden. Wir tauschen besorgte und irritierte Blicke aus und dann steht ziemlich schnell fest: Runter von der Autobahn. Bloß nicht dort stehen bleiben. Nicht schon wieder!

All diejenigen unter uns, die mit älteren Autos unterwegs sind, werden dieses Gefühl kennen… Und auch wir sind der Meinung, dass wir durch diverse Aufenthalte in türkischen Autowerkstätten inzwischen einen recht gelassenen Umgang mit Pannen haben. Um genau zu sein, DACHTEN wir das. Doch dies ist schon die zweite Panne in 5 Tagen, ein neuer Rekord für unser 30 Jahre altes Iveco Wohnmobil. 

Donnerstag, 01.09.2022:

Wir parken auf einem Rastplatz der Route Nationale Richtung Nancy. Die Durchquerung der Mitte Frankreichs fühlt sich diesmal riesig an. Wir gönnen uns eine Pause. Dann startet Adrian den Motor – und es bleibt still.  Kenner des „magischen Bauhauses“ wissen, welches Wort jetzt kommt: Totenstill.
Anschieben von 5 Tonnen auf ebener Fläche? Wir brauchen eine Anfahrhilfe, damit wir ins Rollen kommen, weiter fahren und eine Werkstatt aufsuchen können.

Mit dieser Bitte wende ich mich an den ADAC. Das darauf folgende zweistündige Drama lässt sich wie folgt zusammenfassen:  Der ADAC Mitarbeiter aus Bayern sucht „Nancy“ zunächst vergeblich auf seiner Karte. Leider darf ich ihm meinen Standort nicht übermitteln, da ich mich telefonisch an den ADAC wende. In diesem Gespräch, erschwert durch eine schlechte Verbindung, muss ich genau Auskunft geben über mich und alle Insassen und ich frage mich, was das Alter meiner Kinder mit der Bitte um Starthilfe zu tun hat. Nach zwei langen Stunden Wartezeit steht endlich der französische Pannendienst vor uns. Doch dieser will zunächst die finanzielle Seite klären. Ich habe inzwischen unsere Panne via ADAC App gemeldet, da man dort auch den Standort angeben kann, bestätige zugleich, dass diese Panne bereits gemeldet ist, in einem Telefonat mit einer Mitarbeiterin des französischen (?) ADAC, die glücklicherweise weiß, wo Nancy liegt. Ich reiche mein Telefon dem gestikulierenden Mitarbeiter, der vor uns steht, da er dringend Rücksprache halten möchte. Während also der Subunternehmer viele Fragen zur Finanzierung an den ADAC hat, sehe ich mein klägliches deutsches Roaming Guthaben dahin schwinden. Warum habe ich nur mein Telefon zur Verfügung gestellt? Der Pannenservice telefoniert weiter, misst und fotografiert dabei unsern Camper. Aha, Dokumentation vor Reparatur… Ich versuche einzuwerfen, dass wir nicht abgeschleppt werden wollen. Mann(!)  telefoniert und gestikuliert weiter. Irgendwann bekomme ich mein Telefon zurück und erfahre von der freundlichen Dame am Telefon, dass der bevorstehende Einsatz, wie auch immer er aussehen wird, vom ADAC gedeckt ist. Allerdings nur bis zu einer Summe von 300€. Alles, was darüber hinaus geht, müssen wir selbst zahlen. Adrian bemerkt meinen erstaunten und schockierten Blick. Haben wir im Kleingedruckten etwas übersehen, als wir unsere Mitgliedschaft vor Reisestart extra auf Premium aufgestockt hatten? Knapp 80 € sind also schon auf unserer Rechnung, denn die Anfahrt zu uns und die Erstuntersuchung von KAZY wird 372 € kosten. Weitere Kosten noch ausstehend. Wir schlucken, sind genervt, haben aber keine Wahl.

Endlich ist es soweit. Wir dürfen die Motorhaube öffnen. Der Mitarbeiter blickt hinein, zeigt Adrian, dass er den Zündschlüssel drehen soll. Dann holt er einen Hammer. Während Adrian wiederum den Zündschlüssel dreht, klopft der Mitarbeiter im Motorraum auf den Anlasser. Unser Camper hustet und plötzlich springt er an. Voilà. Repariert?! Nein. Aber fahrbereit. Ach nein, zunächst müssen wir zahlen. Kreditkartenangaben inklusive Sicherheitscode wollen wir nicht weitergeben, also zahlen wir in bar. Unser Beleg kommt wohl per Email…
Der „Service en Panne“ rollt davon und Kazy’s Motor schnurrt. Die Frage ist nur wie lange?

Da wir nicht mit der „Hammermethode“ bis Marokko fahren wollen, suchen wir eine Iveco Werkstatt in der Nähe auf. Es ist kurz vor Feierabend, als wir Kazy bei laufendem Motor vor einer Werkstatt parken, zum Empfang joggen und unser akutes Problem schildern. „Pas du tout anglais“ und „full“ ist die Antwort der ersten Werkstatt, deren Mitarbeiter zu verstehen gibt, dass er überhaupt kein Englisch spricht und keinen Reparaturtermin für die nächsten 4 Wochen frei hat, um uns dann mit einem gelangweilten Kopfschütteln wieder davon zu schicken. Was jetzt?

Uns rettet die nahegelegene KFZ Werkstatt Mecacamp, welche auf Camperausbau und FIAT spezialisiert ist, indem sie uns ihre Hilfe für den Folgetag zusagen. Eine Nacht im Industriegebiet und viele Wartestunden später ist der neue Anlasser bestellt. Die deutsch sprechende Mitarbeiterin bangt mit uns und hält uns über den Fortschritt auf dem Laufenden. Nach einer weiteren Nacht auf dem hiesigen Campingplatz und eine Anlasser-Expresslieferung später, können wir wieder durchstarten. 

Dankbar über die Hilfe fahren wir Freitags abends vom Hof der Werkstatt und steuern ein Klettergebiet im Jura an: Verschnaufpause in der Natur. Wir entscheiden uns den Tipp zu einem Park4Night Parkplatz auszuprobieren und steuern einen Wanderparkplatz mit Ausblick auf Châtillon an. Es ist dunkel, als wir ankommen, wir kochen, essen und fallen unendlich müde in unsere Betten

Als ich am nächsten Morgen mit der Yogamatte in der Hand die Tür öffne, begrüßt mich die kühle, feuchte, erdige Herbstluft, durch die erste Sonnenstrahlen dringen. Während ich noch über das Nebelspiel staune und kurz das Gefühl habe, über den Wolken zu schweben, bekomme ich Gesellschaft von verschlafenen und ebenso fasziniert drein schauenden Lieblingsmenschen: Familientreffen mit Aussicht. Dieser Moment ist es, in dem wir uns anschauen und einfach glücklich sind, hier zu sein, unterwegs zu sein, mit der Welt als unserem Garten.

Dienstag, 06.09.2022: 

Weiter Richtung Südwesten. Mit einem Zwischenstopp in Lascaux erfülle ich mir einen langgehegten Wunsch und wir freuen uns, dass die Kinder ebenso fasziniert sind, von den ersten Malereien der Menschheit. Lascaux IV beschert uns Gänsehaut und die Abbildungen der prähistorischen Krafttiere erinnern uns dann, dass Menschen immer schon Philosophen und Sinnsucher waren. 

Ein großes, abwechslungsreiches Land mit viel Geschichte, das immer wieder Überraschungen bereithält. Das ist Frankreich. Nach dem Besuch von Lascaux IV stoßen wir eher zufällig auf spektakuläre Bilder des Örtchens Beynac-et-Cazenac, nur 45 Minuten von Montignac-Lascaux entfernt und entschließen uns für einen spontanen Kurzbesuch zum Sonnenuntergang…

Dann wollen wir „richtig Strecke“ machen. Auf der Autobahn. Das ist der Plan, nachdem KAZYmir nun mit nagelneuem Anlasser ausgestattet ist. Aber wieder einmal kommt alles anders…Das wie oben beschriebene Erlebnis, dass einem buchstäblich die Lichter und nach und nach die komplette Autoelektrik ausgehen, ist kein Erstrebenswertes. Wir haben mal wieder Glück im Unglück und finden die ‚Garage Grizzly‘, ein Autoschrauber-Paradies spezialisiert auf alte Autos. Während Pascal und Adrian sich auf Fehlersuche machen, sehen Basti und Tara zum ersten Mal einen R4 und andere Oldtimer.

Diesmal ist es die Lichtmaschine, die den Geist aufgegeben hat. Wir haben Glück, der Ausbau der alten und der Einbau der neuen soll schon am Folgetag möglich sein. Pascal, der Chef der Werkstatt, zeigt uns einen schönen Übernachtungsplatz, der direkt an der hiesigen Kletterwand liegt… Ja, diese Panne bringt uns in bis dato unbekannte Ecken Frankreichs. Mit Starthilfe rollen wir vom Werkstattgelände und steuern die Site d’Escalade an. Wir haben Zeit und hier begrüßt uns ein familienfreundliches Klettergebiet.  Also hören wir auf, uns über diese weitere Panne zu ärgern und wechseln Turnschuhe kurzerhand gegen Kletterschuhe. Abends bekommen wir noch mal Besuch von Pascal. Ob dieser ruhig gelegene Platz zwischen Waldrand und Kletterfelsen für uns passt? Und wie. Wir sind dankbar, nicht wie bei der letzten Panne in einem Industriegebiet übernachten zu müssen. Am folgenden Morgen frühstücken wir zeitig und, während wir alles für die Rückfahrt zur Werkstatt vorbereiten, gehen die Kinder noch eine Runde bouldern. Wieder gibt es Starthilfe durch unseren KFZ Meister, der auch Dr.Voiture genannt wird. 

Zurück in der Garage Grizzly , beginnt das Bangen und Mitfiebern, ob die neu bestellte Lichtmaschine wirklich passen wird. Sie passt nicht, also nicht ganz. Aber das hält Pascal nicht davon ab, sie passend zu machen, mit viel Beharrlichkeit und der gekonnten Lässigkeit eines begnadeten Oldtimer Restaurateurs wird Alt und Neu kombiniert und passend gemacht. 

Nach drei weiteren Stunden kommt der spannende Moment: Adrian dreht den Zündschlüssel um, und KAZYmir springt an und schnurrt wieder wie ein Kätzchen. Wir staunen, sind unendlich erleichtert und bedanken uns mit selbst gemachtem Kaiserschmarren, den wir in der Kabine zubereitet haben , während im Motorraum konzentriert gearbeitet wurde. Durchatmen. Dankbar nehmen wir noch weitere Tipps entgegen, was wir tun können, um unseren Oldtimer langlebiger zu machen. Aufatmen. Wir haben nicht nur einen genialen KFZ Meister gefunden, sondern einen Freund kennen gelernt. 

Unsere Learnings:

  • Immer einen Hammer dabei haben, um bei Anlassproblemen dem Magnetschalter einen Schubs zu geben: Mit dem Hammer einige Male auf den Anlasser klopfen, dadurch löst sich eventuell der Magnetschalter und könnte damit alles ins Rollen bringen… 
  • Ersatzkeilriemen sind ebenfalls empfehlenswert.
  • Mitgliedschaften und Schutzbrief Leistungen wirklich bis ins allerkleinste Kleingedruckte prüfen. Denn z.B. selbst als Premium Mitglied beim ADAC muss man alle Pannenkosten über  300€ selbst tragen. 
  • Werkstätten, deren Name das Wort „Prestige“ enthalten, sind nicht dazu zu begeistern ein liebevoll saniertes Bastlermobil weiter zu beleben. 
  • Ein Mann, der von seinen Google Rezensenten liebevoll Dr.Voiture genannt wird, kann nur ein genialer KFZ Schrauber sein, der das Herz am rechten Fleck hat.
  • Kaiserschmarren lässt sich besonders gut in KFZ Werkstätten zubereiten. 
  • Wertvolle Wortschatzerweiterungen für dasReisen mit Oldtimer in Frankreich:
    – Demarreur (frz) ANLASSER
    – Interrupteur magnetique (frz.) MAGNETSCHALTER
    – Alternateur (frz.) LICHTMASCHINE

English Version:

It’s thundering. We‘ re rolling along a French highway with steep inclines and declines, trying to make out the road despite the heavy rain. Adrian and I watch the masses of water shoot up all around our car and hope that the storm will soon subside. Suddenly, the windshield wipers slow down, the radio, interior lights and headlights dim. It’s hard not to get nervous and frantic. We exchange worried and irritated glances and then it’s decided pretty quickly: get off the highway. Just don’t stop there. Not again!

All those of us who drive older cars will know this feeling… And we also think that we have become quite relaxed about breakdowns thanks to various stays in Turkish garages. To be exact, we THINK. But this is already the second breakdown in 5 days, number 7 and 8 in total since our journey began and a new record for our 30 years old Iveco motorhome.

Thursday, September 1st, 2022

We park on a rest area of the Route Nationale towards Nancy. Crossing the middle of France feels huge this time. We allow ourselves a break. Then Adrian starts the engine – and it remains silent. Connoisseurs of the „magic Bauhaus“ know which word to use now: dead silent. Pushing 5t on a flat surface? We need a starting aid so that we can start rolling, drive on and visit a workshop.

With this request I turn to the ADAC. The two-hour drama that followed can be summarized as follows: The ADAC employee from Bavaria initially looks for „Nancy“ on his map in vain. Unfortunately, I am not allowed to give him my location, as I contact the ADAC by phone. In this conversation, hampered by a bad connection, I have to give exact information about myself and all the occupants and I ask myself what the age of my children has to do with the request for jump-starting. After two long hours of waiting, the French breakdown service is finally in front of us. But he first wants to clarify the financial side. In the meantime, I have reported our breakdown via the ADAC app, since you can also enter the location there. At the same time, I confirm that this breakdown has already been reported in a phone call with an employee of the French (?) ADAC, who fortunately knows where Nancy is. I hand my phone to the gesticulating employee in front of us, as he urgently wants to consult. So while the subcontractor has lots of questions for ADAC about financing, I watch my pitiful German roaming credit dwindle away. Why did I only provide my phone? The breakdown service continues to make phone calls, measuring and photographing our camper in the process. Aha, documentation before repair… I try to interject that we don’t want to be towed. Male(!) keeps on calling and gesticulating. Eventually I get my phone back and learn from the friendly lady on the phone that the upcoming operation, whatever it will be, is covered by ADAC. However, only up to a sum of 300€. Anything above that, we have to pay ourselves. Adrian notices my astonished and shocked look. Did we miss something in the fine print when we had upgraded our membership to Premium before we started our trip? So almost 80 € are already on our bill, because the journey to us and the initial examination of KAZY will cost 372 €. Further costs still pending. We swallow, are annoyed, but have no choice.
Finally the time has come. We are allowed to open the hood. The employee looks inside, shows Adrian to turn the ignition key. Then he fetches a hammer. While Adrian turns the ignition key again, the employee knocks on the starter in the engine compartment. Our camper coughs and suddenly it starts. Voilà.
Fixed?! No. But ready to drive. Oh no, first we have to pay. We don’t want to give credit card details including security code, so we pay in cash. Our receipt will probably come by email…

The „Service en Panne“ hushes away and Kazy’s engine purrs. The only question is how long?
Since we don’t want to drive to Morocco with the „hammer method“, we look for an Iveco workshop nearby. It is shortly before closing time when we park Kazy with the engine running in front of a workshop, jog to the reception and describe our acute problem. „Pas du tout Ingles“ and „full“ is the answer from the first workshop, whose employee makes it clear that he speaks no English at all and has no repair appointment free, only to send us off again with a bored shake of the head. What now?

The nearby Mecacamp garage, which specializes in camper conversions and FIAT, saves us by promising us their help for the following day. One night in the industrial area and many waiting hours later the new starter is in. The German speaking employee bangs with us and keeps us informed about the progress. After another night on a camping site and a starter express delivery later, we can start again.
Grateful for the help, we leave the workshop yard on Friday evening and head for a climbing area in the Jura: a breather in nature.
We decide to try the tip about a Park4Night parking lot and head for a hiking parking lot with a view of Châtillon. It is dark when we arrive, we cook, eat and fall infinitely tired into our beds.
When I open the door the next morning, yoga mat in hand, I’m greeted by the cool, damp, earthy autumn air through which the first rays of sunlight are filtering. While I’m still marveling at the play of fog and briefly feel like I’m floating above the clouds, I get company from sleepy and equally fascinated looking people: Family reunion with a view. This moment is when we look at each other and are just happy to be here, to be on the road, with the world as our garden.

Tuesday, September 6th, 2022:
Continuing towards the southwest. With a stopover in Lascaux, I fulfill a long-cherished wish and we are pleased that the children are equally fascinated by the first paintings of mankind. Lascaux IV gives us goose bumps and the images of the prehistoric power animals then remind us that humans have always been philosophers seekers of meaning.

A large, varied country with a lot of history that always has surprises in store. That is France.
After visiting Lascaux IV, we come across spectacular pictures of the small village of Beynac-et-Cazenac, just 45 minutes from Montignac-Lascaux, rather by chance and decide to make a spontaneous short visit at sunset…

Then we want to make „real distance“. On the highway. That’s the plan, now that KAZYmir is equipped with a brand new starter. But once again everything comes differently…The experience described in the beginning, that literally the lights and gradually the complete car electrics go out, is not a desirable one. We are lucky again and find the ‚Garage Grizzly‘, a car mechanic paradise specialized in old cars. While Pascal and Adrian are troubleshooting, Basti and Tara see an R4 and other classic cars for the first time.

This time it’s the alternator that resigned and can only be replaced the following day.
Pascal, the boss of the workshop shows us a nice place to spend the night, which is actually located directly at the local climbing wall… Yes, this breakdown brings us to so far unknown corners of France. With a jump start we roll out of the workshop area and head for the Site d’Escalade. We have time and here a family friendly climbing area greets us. So we stop fretting about this further breakdown and change sneakers for climbing shoes without further ado. In the evening we get another visit from Pascal. If this quiet place between the edge of the forest and the climbing rocks is suitable for us? And how. We are grateful not to have to spend the night in an industrial area as we did at the last breakdown. The following morning we have an early breakfast and, while we prepare everything for the drive back to the workshop, the kids go bouldering for a while. Again we get a jump start from our master mechanic, who is also called Dr.Voiture.

Back in the garage Grizzly, begins the anxiety and fever, whether the newly ordered alternator will really fit. It does not fit, well not quite. But that doesn’t stop Pascal from making it fit, with a lot of persistence and the skillful nonchalance of a gifted classic car restorer, old and new are combined and made to fit.
After three more hours, the exciting moment arrives: Adrian turns the ignition key, and KAZYmir starts up and purrs like a kitten again. We are amazed, infinitely relieved and thank him with homemade Kaiserschmarren, which we have prepared in the cabin kitchen, while there was concentrated work at the engine. Breathe deeply. We gratefully accept more tips on what we can do to make our classic car last longer. Breathe a sigh of relief. We have not only found a brilliant automotive master , but met a friend.

Our Learnings:

  • Always have a hammer with you to give the solenoid switch a push in case of cranking problems: Tap the starter a few times with the hammer, this may loosen the solenoid switch and could thus get everything rolling….
  • Replacement V-belts are also recommended.
  • Memberships and Schutzbrief Lesitungen really check up to the very smallest fine print. For example, even as a premium member of the ADAC, you have to pay all breakdown costs over 300 € yourself.
  • Workshops whose name contains the word „Prestige“ are not to be inspired to further revive a lovingly restored tinyhouse on wheels.
  • A man who is affectionately called Dr.Voiture by his Google reviewers can only be an ingenious car mechanic who has his heart in the right place.
  • Kaiserschmarren“ can be prepared especially well in automotive workshop areas.
  • Valuable vocabulary enhancements for traveling with classic cars in France:
    Demarreur (frz) STARTER
    Interrupteur magnetique (frz.) MAGNETIC SWITCH
    Alternateur (frz.) GENERATOR

* Please find English Version below *

Es ist die pure Erleichterung und fühlt sich an, als wenn eine Tonne an Gewicht von unseren Schultern abfällt. Die letzten Sachen sind im Wohnmobil verstaut, die Haustür abgeschlossen, unsere Wohnung nochmal für ein weiteres halbes Jahr zwischenvermietet. Wir brechen wieder auf. Mitte August starten wr in ein weiteres Abenteuer. Nochmal ein halbes Jahr Reisen. Orte, Menschen und Kulturen kennenlernen.

Das erste Ziel ist ein Bekanntes und nur eine Fahrstunde entfernt. Schon oft haben wir den kleinen, einfachen Campingplatz am Fleckensteiner Weiher im Elsass besucht. Wir wissen, dass dort pure Entspannung wartet. Ein Idyll mitten im Wald, an einem Badesee und in unmittelbarer Nähe der Burg Fleckenstein. Wir kommen an, suchen uns ein abgeschiedenes Fleckchen und bringen alles in „Parkposition“. Dann macht sich totale Erschöpfung breit. Ich setze mich auf einen unserer Campingstühle (ein wenig Luxus muss sein :)), stelle die Rückenlehne in die hinterste Position, lege meine Füße hoch und schlafe sofort ein. Erst zwei Stunden später wache ich wieder auf.
An diesem Abend gehen wir noch gemeinsam im See schwimmen, backen eine späte Pfannenpizza und liegen erst gegen 22:30 Uhr in unseren Betten. Aufwachen tun wir allerdings erst wieder um 9:30 Uhr am nächsten Morgen. Es ist das längste Ausschlafen, an das ich mich in den letzten Monaten erinnern kann…

Es dauert fast eine ganze Woche, bis wir uns bereit fühlen, um weiterzufahren. Oder auch wirklich aufzubrechen. Sie hat uns gutgetan, diese Zeit in der Natur des Elsass. Unsere Kinder haben Freunde gefunden und waren aus dem Badesee quasi nicht mehr rauszubekommen. Manu hat sich auskuriert, denn die Entzündungen, die der Coronavirus-Infektion folgten, waren langwierig. Noch immer fühlt sie sich nicht fit, aber deutlich besser. Daher beschließen wir, uns Zeit zu lassen. Nach einem letzten Besuch meiner Eltern in der Pfalz, quasi auf der anderen Seite der französischen Sandstein-Bergkette, brechen wir dann endgültig auf, belassen es aber zu Beginn bei kleinen Tagesetappen. Daher folgt noch ein weiterer Stopp in den Vogesen, am Carrière du Heidenkopf. Wir genießen französisches Baguette und Croissants am Morgen, gehen im ehemaligen Steinbruch am Heidenkopf klettern und atmen noch ein letztes Mal so richtig durch.

Mit allen Zwischenfällen des Sommers grenzt es fast schon an ein Zögern, an Unsicherheit, die uns so lange noch in der unmittelbaren Nähe unserer Heimat hält. Denn was tun, wenn Manu´s Schmerzen wieder schlimmer werden? Können wir jetzt schon los?
Am 01. September ist es dann soweit, fast genau ein Jahr vor unserem ersten richtigen Aufbruch mit dem Wohnmobil von Berlin aus in Richtung Südosten. Wir brechen ein weiteres Mal auf. Diesmal so richtig, und zwar in unsere Südwestverlängerung!

English Version: South-West Extension

It is pure relief and feels like a ton of weight is lifted off our shoulders. The last things are stowed in our RV, the front door of our house locked, our apartment temporarily rented for another six months. Here we go again. In the middle of August we start into another adventure. Another half year of traveling. Getting to know places, people and cultures.

The first destination is a familiar one and only an hour’s drive away. We have often visited the small, simple campsite at Fleckensteiner Weiher in Alsace before. We know that pure relaxation awaits us there. An idyll in the middle of the forest, on a bathing lake and in the immediate vicinity of Fleckenstein Castle. We arrive, find a secluded spot and put everything into „parking position“. Then total exhaustion sets in. I sit down on one of our camping chairs (a little luxury must be :)), put the backrest in the rearmost position, put my feet up and immediately fall asleep. Only two hours later I wake up again.
That evening we go swimming together in the lake, bake a late pan pizza and go to bed only around 22:30. However, we don’t wake up again until 9:30 the next morning. It’s the longest sleep in I can remember in the last few months….

It takes almost a whole week until we feel ready to go on. Or to really hit the road, for that matter. It has been good for us, this time in the nature of Alsace. Our children made friends and could not get out of the swimming lake. Manu has recovered because the inflammations that followed the coronavirus infection were protracted. She still does not feel fit, but much better. Therefore, we decide to take our time. After a last visit of my parents in the Palatinate, quasi on the other side of the French sandstone mountain range, we finally set off, but leave it at the beginning with small daily stages. Therefore, another stop follows in the Vosges, at the Carrière du Heidenkopf. We enjoy French baguette and croissants in the morning, go climbing in the former quarry at the Heidenkopf and take a last breath. With all the incidents of summer, it almost borders on hesitation, on uncertainty, keeping us so close to home for so long. Because what to do if Manu’s pain gets worse again? Can we leave already now?
On 01 September it is then so far, almost exactly one year before our first real departure with the camper from Berlin in the direction of southeast. We set off again. This time really, into our southwest extension!

* Please find English Version below *

Rumänien. Sagenumwoben, mystisch, ursprünglich, vielfältig. Ein Land, welches sowohl über traumhafte Strände als auch über unberührte Waldgebiete und fantastische Bergregionen verfügt. Ein Land voller altertümlicher Bräuche und geschichtsträchtiger Städte. Ein Land, welches von Anfang an auf unserer Wunschliste stand…
Teil 1 von 2 erzählt von unserer Einreise, von Strandleben mit Mückenüberfall und von unserem Roadtrip nach Transsylvanien.

Einreise
Unsere Einreise nach Rumänien geht vergleichsweise unbürokratisch und damit auch unproblematisch von Statten. Seit unserer Abreise am 23. Juni aus Istanbul, haben wir in 3 Tagen Bulgarien durchquert. Für uns ein Tempo nahe der Lichtgeschwindigkeit. Nun also sind wir in Rumänien und wollen uns Zeit nehmen. Zunächst einmal Zeit, um an einem der angeblich so wunderschönen Strände des Landes noch etwas Baden zu gehen, bevor es dann für uns in den nächsten Wochen keinen direkten „Meerzugang“ mehr gibt. 

Strandleben in Rumänien
Daher machen wir uns nach einer Nacht außerhalb von Konstanza schnell auf den Weg zum Vadu Beach, der etwa 45 Minuten nördlich der großen Küstenstadt liegt. Zunächst geht´s vorbei an einer riesigen Raffinerie, deren Anblick nicht gerade Lust darauf macht, in dieser Gegend im Meer baden zu gehen. Nachdem wir ein kleines Dorf hinter uns gelassen haben, führt die Straße zum Beach durch ein riesiges Schilfgebiet. 

„Camping verboten im gesamten Biosphärengebiet“, steht auf einem Schild direkt an der Einfahrt in die Schilfebene. Wir halten an und sind verunsichert. In diesem Moment sehen wir in der Ferne auf eben dieser Straße zwei Autos mit Wohnwägen, die ebenfalls in Richtung Strand unterwegs sind. Wir beschließen, uns das Ganze zumindest mal anzuschauen. Nach einigen Kilometern durch nicht enden wollende Schilfmeere kommen wir am Strand an und sind gelinde gesagt etwas überrascht. Hier campen Hunderte von Campern, Vans, Wohnmobilen, Zelten und eben auch Wohnwägen. Später finden wir heraus, was es mit dem Verbot auf sich hat: Das Campen im Schilfgebiet ist wirklich untersagt, ebenfalls auf der zum Meer gelegenen Seite des am Strand entlangführenden Feldwegs. Zwischen dieser Piste und dem dahinter beginnenden Biosphärenreservat ist Campen allerdings gestattet und wird vor allem von Rumänen als Urlaubs- oder Wochenendziel zahlreich genutzt. 

Schnell ist ein Platz nicht allzu weit vom Zufahrtsweg entfernt ausgesucht und alles ist in „Parkposition“. Ein Mann kommt vom neben uns parkenden Wohnmobil zu uns herüber, begrüßt uns und schenkt uns zwei dieser Tabletten, die durch Verbrennen einen mückenabwehrenden Qualm bilden. Ich habe mich schon oft gefragt, wie giftig der eigentlich ist. Er rät uns, die Tabletten nach Sonnenuntergang im Wohnmobil anzuzünden, da die Moskitos hier wirklich zahlreich und angriffslustig sein sollen. Wir bedanken uns, haben aber nicht die geringste Lust, diese Giftdinger wirklich auszuprobieren. Immerhin sind wir nun schon so lange unterwegs, wir werden ja wohl mit ein paar Mücken fertig…

Am Abend machen wir dann wie die Anfänger alles falsch, was direkt neben einem Biosphärenreservat falsch zu machen ist: Wir haben unser Moskitonetz unter der Markise aufgehängt und die Solarleuchten verbreiten ein angenehmes Licht. Im Wohnmobil brennen auch einige Lampen und die Fenster sind geöffnet, um die kühlere Abendluft reinzulassen. Kann ja nix passieren, denn überall ist das Mückennetz geschlossen. 

Wir genießen den lauen Sommerabend unter dem Moskitonetz und freuen uns, dass das immer häufiger vernehmbare Summen außerhalb den Netzes bleibt. Mulmig wird uns erst, als das Licht der Solarlampen von Myriaden von Moskitos verdunkelt wird. Basti flüchtet als erster ins Innere von KAZYmir und ruft sofort:

Äh, Leute, wir haben ein Problem!“

Sie sind überall. Mücken. Hunderte von ihnen, im Wohnmobil. Keine Ahnung, wie die Viecher alle ins Innere kommen konnten. Also alle rein und wir verbringen die nächsten eineinhalb Stunden mit Mückenjagd, bevor wir erschöpft ins Bett fallen.

Die nächsten Tage stimmen uns mit allerschönstem Sommerwetter versöhnlich. Unsere Kinder finden rumänische Freunde und sind quasi nicht mehr aus dem Wasser zu bekommen. Und auch wir genießen es, ein paar Tage Badeurlaub am Vadu Beach zu machen. Ich genieße fangfrischen Fisch in einem Restaurant am Strand, die Sonnenuntergänge über dem Schilfmeer sind atemberaubend schön und wir haben aus dem Mückenfiasko des ersten Abends gelernt und die Fenster bleiben während der Dämmerung zu. Erholung pur.

Roadtrip nach Transsylvanien
Schier unendlich reiht sich ein Feld an das andere. Monokultur in Reinkultur. Es ist deprimierend, die strenge Einförmigkeit zu sehen, mit ausgedörrten und ausgelaugten Böden und ohne jegliche Biodiversität. Wieder einmal wird uns klar, wie sehr wir Menschen während der letzten Jahrzehnte in die Natur dieses schönen Planeten eingegriffen und sie nach unseren Vorstellungen umgeformt haben. Der Blick auf diese Einöde lässt uns wieder einmal verstehen, dass dies nicht der Weg ist, um im Einklang mit der Natur und nicht gegen sie zu leben.

Für mehr als drei Stunden durchqueren wir diese monotone Ebene zwischen Donaudelta und den hügeligen Vorboten der Karpaten. Als wir endlich die ersten Hügel erklimmen, ändert sich die Landschaft sofort: Wald. Flüsse. Endlich wieder öffentliche Wasserquellen. Und große Kreuze am Straßenrand. Wir sind in Transsylvanien angekommen. 
Nach einer erholsamen Nacht am Rand eines eiskalten Flusses erkunden wir am nächsten Tag Brasov, auch Kronstadt genannt, unser persönliches Tor zu den Karpaten und umgeben von bewaldeten Bergen. Endlich Zeit, um wieder einmal unseren Wäscheberg in saubere Kleidung zu verwandeln, während wir durch die hübsche Altstadt schlendern und die Schwarze Basilika besuchen. Wir entdecken an jeder Ecke altehrwürdige Gebäude, die aussehen, als hätten sie geheimnisvolle Geschichten zu erzählen.

Fortsetzung folgt…

English Version: Wild Romania (Part 1)

Romania. Shrouded in legend, mystical, pristine, diverse. A country that has beautiful beaches as well as untouched forests and fantastic mountain regions. A country full of ancient customs and historical cities. A country which was on our wish list from the very beginning…
Part 1 of 2 tells about our entry, about beach life with mosquito attacks and about our road trip to Transylvania.

Entry
Our entry into Romania is comparatively unbureaucratic and therefore unproblematic. Since our departure on June 23 from Istanbul, we have crossed Bulgaria in 3 days. For us a speed close to the speed of light. So now we are in Romania and want to take our time. First of all time to go for a swim at one of the supposedly so beautiful beaches of the country, before there is no more direct „sea access“ for us in the next weeks.

Beachlife in Romania
Therefore, after a night outside of Constanta, we quickly make our way to Vadu Beach, which is about 45 minutes north of the large coastal city. First we pass a huge refinery, the sight of which doesn’t exactly make us want to go swimming in the sea in this area. After leaving a small village behind us, the road to the beach leads through a huge area of reeds.
„Camping prohibited in the entire biosphere area,“ is written on a sign right at the entrance to the reed plain. We stop and are disconcerted. At this moment, we see two cars with caravans in the distance on this very road, also heading towards the beach. We decide to at least take a look. After a few kilometers through never-ending reeds, we arrive at the beach and are a bit surprised, to say the least. Hundreds of campers, vans, motor homes, tents and even caravans are camping here. Later we find out what the ban is all about: Camping in the reed area is really prohibited, also on the side of the dirt road leading along the beach that faces the sea. However, camping is permitted between this dirt road and the biosphere reserve that begins behind it, and is used in large numbers, especially by Romanians, as a vacation or weekend destination.

Quickly a place is selected not too far away from the access road and everything is in „parking position“. A man comes over to us from the motor home parked next to us, greets us and gives us two of those tablets that form a mosquito-repellent smoke when burned. I have often wondered how toxic this actually is. He advises us to light the tablets in the camper after sunset, because the mosquitoes here are supposed to be really numerous and aggressive. We thank him, but don’t have the slightest desire to really try out these poisonous things. After all, we have been on the road for so long now, we will probably be able to cope with a few mosquitoes…
In the evening we do then like the beginners everything wrong, which is to be done wrong directly beside a biosphere reservation: We hung up our mosquito net under the awning and the solar lights spread a pleasant light. In the camper also some lamps burn and the windows are open to let in the cooler evening air. Nothing can happen, because everywhere the mosquito net is closed.
We enjoy the mild summer evening under the mosquito net and are happy that the increasingly audible buzzing remains outside the net. We feel queasy only when the light of the solar lamps is darkened by myriads of mosquitoes. Basti is the first to flee inside KAZYmir and immediately calls out:
„Uh, guys, we have a problem!“
They are everywhere. Mosquitoes. Hundreds of them, in the RV. No idea how the critters all got inside. So everyone inside and we spend the next hour and a half chasing mosquitoes before falling into bed, exhausted.

The next few days make up for it with beautiful summer weather. Our children make Romanian friends and are almost impossible to get out of the water. And we also enjoy spending a few days at Vadu Beach. I enjoy freshly caught fish in a restaurant on the beach, the sunsets over the reed sea are breathtakingly beautiful and we have learned from the mosquito fiasco of the first evening and the windows stay closed during dusk. Pure relaxation.

Road trip to Transylvania
One field follows the next almost endlessly. Monoculture in pure culture. It is depressing to see the severe monotony, with parched and depleted soils and without any biodiversity. Once again we realize how much we humans have interfered with the nature of this beautiful planet during the last decades, reshaping it according to our ideas. Looking at this wasteland makes us understand once again that this is not the way to live in harmony with nature and not against it.
For more than three hours we cross this monotonous plain between the Danube Delta and the hilly harbingers of the Carpathians. When we finally climb the first hills, the landscape changes immediately: forest. Rivers. Finally, public water sources again. And large crosses on the side of the road. We have arrived in Transylvania.
After a restful night on the edge of an ice-cold river, the next day we explore Brasov, also called Kronstadt, our personal gateway to the Carpathians and surrounded by forested mountains. Finally, time to once again turn our mountain of laundry into clean clothes as we stroll through the pretty old town and visit the Black Basilica. We discover venerable buildings on every corner that look like they have mysterious stories to tell.

* Please find English Version below *

Episode 1: Homecoming

Am 07. Juni 2022 verlassen wir nach fast fünf Wochen Georgien und fahren südlich von Batumi an der Schwarzmeerküste zurück in die Türkei. Einige Kilometer später halten wir an einem Parkplatz, werden sofort von einem älteren Herrn angesprochen, freundlich gegrüßt und sofort zu einem Tee eingeladen. Ohne Erwartung einer Gegenleistung, ohne Hintergedanken, einfach so. 
Sofort ist es wieder da, dieses wohlige Gefühl, welches wir so schätzen und lieben gelernt haben in unseren ersten zehn Wochen in der Türkei auf dieser Reise. 
Wir fahren an diesem Abend noch bis zu einem kleinen Hafen in Merkez östlich von Trabzon und entschließen uns, im dortigen Restaurant etwas zu essen. Kaum haben wir unser Wohnmobil verlassen, werden wir von einem Anwohner freundlich in deutscher Sprache willkommen geheißen, denn er hat einige Jahre in Stuttgart gearbeitet und ist wegen seiner Familie zurückgekehrt in sein Heimatland. Wir fragen, ob wir am Hafen parken und die Nacht verbringen können. „Gar kein Problem. Bleibt hier, solange ihr wollt. Herzlich Willkommen!“, so seine Antwort.
Da ist sie, diese vollkommene Gastfreundschaft, diese Offenheit und Neugierde gegenüber Reisenden, diese Hilfsbereitschaft, diese Freundlichkeit und dieses besondere Lächeln auf dem Gesicht. All das werden wir wohl von nun an immer vermissen, wenn wir außerhalb der Türkei unterwegs sind. 
Aber zunächst liegen zwei Wochen entlang der Schwarzmeerküste nach Istanbul vor uns, in denen wir die Begegnung mit diesen Menschen in vollen Zügen genießen wollen…
Später sitzen wir auf der Terrasse des Restaurants mit Blick aufs Meer und erleben neben leckerem Essen einen spektakulären Sonnenuntergang. 
Hello again, Turkey!

Episode 2: Polizeikontrolle

Get out of the car. Both of you!“

Mit diesen Worten in gebrochenem Englisch und unterstützt von grimmigen Mienen und unmissverständlichen Gesten machen uns zwei Polizisten klar, dass Manu und ich unser Wohnmobil verlassen und mit ihnen mitkommen sollen. Wir sind sprachlos, schockiert und ja, wir haben Angst.
Vor wenigen Augenblicken noch hatten wir den Police Checkpoint bei unserer Fahrt nach Samsun immer näher kommen sehen und uns absolut nichts dabei gedacht. Diese Checkpoints gibt es in der Türkei nämlich überall und bei unseren mehreren tausend zurückgelegten Kilometern durch dieses große Land wurden wir nicht ein einziges Mal angehalten. Denn solche Polizeikontrollen sind in keinster Weise zur Kontrolle von Touristen angelegt, daher werden Wohnmobile normalerweise ganz automatisch durchgewunken. Aber nicht dieses Mal!
Wir steigen aus. Etwa zwei Meter hinter den beiden uniformierten Polizisten steht ein weiterer Mann in voller Militäruniform und mit einem geschulterten Maschinengewehr. Tausende verschiedene Gedanken schiessen mir durch den Kopf, aber kein Szenario davon bereitet mich auf das vor, was uns in wenigen Augenblicken erwartet.

Die Polizisten geleiten uns an einigen Betonpollern vorbei, der Militärmann geht hinter uns. Besorgt werfe ich einen Blick zurück auf unser Wohnmobil, welches jetzt unabgeschlossen auf der extra für den Checkpoint reservierten Spur der Schnellstraße steht und in dem unsere Kinder gerade zurückbleiben. Wir werden zu einer überdachten Tisch-Bank-Kombination aus Holz geführt und – immer noch mit grimmigen Mienen  – deuten die Polizisten uns hinzusetzen. 
Dann hellt sich die Miene eines der Polizisten etwas auf und er fragt:

You want çay? Cookies? Please sit…“

Dann ändert sich alles. Wir bekommen türkischen Tee und Gebäck serviert. Die Polizisten fragen, ob wir auch etwas Wasser trinken wollen. Und dann fängt die eigentliche Befragung an:
 
Woher kommt ihr? 
Wie lange seid ihr schon unterwegs? 
Wie gefällt es euch in der Türkei? 
Wo seid ihr schon überall gewesen? 
Wo geht es als nächsten hin? 
Wieviel hat Euer tolles Wohnmobil gekostet? 
Sind Eure Kinder im Wohnmobil? 
Wie alt sind die beiden? 
Wollt ihr sie nicht herholen?

Wir begreifen, dass diese Gruppe von Polizisten uns nichts Böses, uns nicht streng kontrollieren will. Nein, sie sind einfach interessiert daran, uns kennenzulernen und unsere Geschichte zu erfahren.
Unsere Art zu Reisen, unser Wohnmobil und auch die uns zur Verfügung stehende Zeit, all das scheint Sehnsucht und Wünsche in ihnen zu wecken, selbst auch fremde Länder, oder auch einfach ihr eigenes, zu erkunden. Und doch ist dies alles für sie nur eine Fantasie und leider meilenweit entfernt. Sie erzählen uns, dass sie als Polizisten ein mittleres dreistelliges Gehalt pro Monat (umgerechnet in Euro) beziehen. Für uns ist klar, dass damit bei der aktuellen Inflation der Türkei nur schwer die Familie versorgt werden kann. An den Kauf eines Wohnmobils oder selbst an lange Touren mit einem Kleinwagen ist da bei einem aktuellen Dieselpreis von 1,50 Euro pro Liter nicht zu denken. Doch Traurigkeit oder Neid sind absolut nicht zu spüren, sondern Interesse und aufrichtige Freude über das Kennenlernen. 
Spontan werden wir zu einem der Polizisten nach Hause eingeladen. Schnell sind Handynummern getauscht und der WhatsApp Kontakt hergestellt. 
Wir trinken unseren Tee, essen Gebäck, die Kinder bekommen Süßigkeiten und Fruchtsaft geschenkt. So verbringen wir bestimmt 30 Minuten beim Checkpoint, bevor wir schließlich mit einer weiteren einzigartigen Erinnerung im Gepäck weiterfahren in Richtung Samsun.
Als wir langsam beschleunigen und diese freundlichen Menschen winkend hinter uns zurück lassen, müssen wir einfach lächeln und schütteln nur ungläubig die Köpfe…

Episode 3: Das tapfere Schneiderlein von Samsun

Wer sich mit einem Wohnmobil in ein türkisches Großstadt-Autoschrauber-Viertel begibt, um Fahrersitze und Sitzecke mit Stoff in türkisenen Farbtönen neu beziehen und schneidern zu lassen, der weiß zu Beginn definitiv nicht, in welchem der unzähligen Läden er letztendlich landen wird.
Bereits in Georgien haben wir von einer anderen Reisefamilie die Adresse eines Ladens bekommen, der uns bei unserem geplanten Van-Upgrade helfen kann. Also rein ins Getümmel der Sanayj Sitesi, des Industriegebiets von Samsun. Als wir bei der uns genannten Adresse ankommen, finden wir dort eine Art Tuningladen vor. Mal schauen, ob das was wird…
Wir schildern einem ernst dreinblickenden jungen Mann unser Anliegen, dann wird zunächst der Preis verhandelt. Erst danach gehen wir gemeinsam mit ihm auf Tour. Zunächst betreten wir einen Autositz-Schneider-Laden, der sich offensichtlich auf Ledersitze spezialisiert hat. Wir zeigen ihm die Bilder unserer Sitze und beschreiben unsere Farbwünsche. Er verzieht nur das Gesicht und macht ausweichende Gesten. Schnell winkt unser „Reiseführer“ ab und verlässt schnellen Schrittes den Laden. 
Ohne weitere  Worte geht es zum nächsten Schneider. Hier arbeiten zwei Männer mittleren Alters parallel an der Herstellung von Sitz-Überzügen, die dann verpackt und als „Stangenware“ verkauft werden. Als Mehmet Usta, der Chef der Beiden, von unserem Anliegen erfährt, ist seine Reaktion so komplett anders als die im ersten Laden. Er ist interessiert und signalisiert uns: „Kein Problem!“

Sanayi Sitesi in Samsun

Er lässt alles stehen und liegen und versichert unserem Reiseführer, dass er sich ab sofort um uns kümmern wird. Im Eiltempo stürmt er voraus, um die Stoffauswahl mit uns durchzuführen. Wir besuchen einige Stoffläden, die auf Autositz-Bezüge spezialisiert zu sein scheinen, allerdings sind hier türkisene Farbtöne nicht anzutreffen. Die ganze Türkei scheint beim Autofahren auf Schwarz, Grau oder Rot zu sitzen…
Die Lösung ist ein Laden für Möbelstoffe, und hier werden wir schließlich fündig. Schnell suchen wir einen Stoff für Fahrer- und Beifahrersitz aus, einen anderen für die Sitzecke im Wohnbereich. Als wir über die notwendigen Quadratmeter nachdenken wollen, winkt Mehmet nur ab. All das wird er für uns regeln.
Zurück in seinem Laden organisiert er uns noch einen Transporter, der die Sitze von unserem Stellplatz für die nächsten Tage abholen und später am Nachmittag zu ihm bringen wird. Es ist Samstag. Nach etwas Verhandlung verspricht er uns, dass die Sitze bis spätestens Dienstag abholbereit sein werden.

Der Laden von Mehmet Usta

Also geht es für uns mit KAZYmir zu unserem Stellplatz, der glücklicherweise direkt gegenüber des Viertels auf der anderen Seite einer großen Einfahrtsstraße liegt. Ich mache mich sofort an den Ausbau der Sitze und bin kaum fertig, als auch schon der Transporter ankommt. Bisher läuft alles wie am Schnürchen…
Schon drei Stunden später bekomme ich per WhatsApp die ersten Bilder der Fortschritte geschickt. Unglaublich, wie schnell das geht. Unser tapferes Schneiderlein lädt uns außerdem ein, auch am morgigen Sonntag jederzeit in seinem Geschäft vorbeizuschauen, um ihm beim Nähen unserer Sitzbezüge über die Schulter zu schauen. Und das, obwohl das Viertel eigentlich Sonntags geschlossen ist. Wieder einmal können wir nur staunen über die Hilfsbereitschaft und Flexibilität in der Türkei. So bin ich nicht mal sonderlich überrascht, als sich Mehmet bereits am Montag Mittag meldet und uns informiert, dass unsere Sitze abholbereit sind. Keine 48 Stunden nachdem wir ihn zum ersten Mal trafen. Und das Resultat kann sich wirklich sehen lassen!

Episode 4: Wurzelbehandlung in Istanbul

Es ist nur ein leichtes Ziehen im hinteren, oberen Backenzahn. Nicht stark genug, dass ich mir ernsthaft Sorgen mache. Und doch stark genug, um mal danach schauen zu lassen. Besser hier in Istanbul, als irgendwo in einer abgeschiedenen rumänischen Provinz. Also frage ich Google und habe schnell eine schick und modern aussehende Praxis mit sehr guten Bewertungen gefunden. Ömer Istanbul. Keine telefonische Terminabsprache, nur per WhatsApp Nachricht zu erreichen. Schnell erhalte ich am Abend eine Rückantwort (ebenfalls in Englisch, wie meine Anfrage):
„Vielen Dank, dass sie sich an uns gewandt haben. Ihr persönlicher Betreuer wird sich heute noch mit Ihnen für alles Weitere in Verbindung setzen.“
Ich bin etwas ratlos. Persönlicher Betreuer? Ich möchte doch nur einen Termin für eine kurze Untersuchung. 
Um 19:33 Uhr am Abend erhalte ich dann eine Nachricht von Ersin, der sich als mein „medical consultant“ vorstellt. Er fragt nach meinem genauen Anliegen und nach mehreren Nachrichten hin und her erhalte ich von ihm um 21:45 Uhr einen Termin für 14:30 Uhr am nächsten Tag. Das ging schnell.
Als ich am nächsten Tag zur Praxis komme, nimmt Ersin mich bereits im Treppenhaus in Empfang und führt mich zum Wartebereich. Er erklärt mir, dass er die komplette Abwicklung und das Übersetzen für mich übernimmt und daher auch bei der Behandlung mit dabei sein wird. Wow, diese Art von Service ist mir neu.
Wenig später liege ich in einem topmodernen Behandlungszimmer im Zahnarztstuhl. Die Wände sind in weiß gehalten, die Tür ist eine Schiebetür aus Milchglas, die Zwischenwände zu den angrenzenden Zimmern ebenfalls aus undurchsichtigem Milchglas. Alles ist supersauber. Dr. Ömer höchstpersönlich schaut sich zuerst meine Zähne, dann das zuvor angefertigte Röntgenbild an.

I am sorry, but we need to do Root Canal Treatment.“

Es dauert eine Weile, bis ich die mir bisher unbekannte Wortkombination aus dem Englischen Wort für Wort ins Deutsche übersetzt habe. Root = Wurzel, Canal = Kanal, Treatment = Behandlung. Wurzelkanalbehandlung, kurz Wurzelbehandlung = So ein Mist! 
Aber die aktuellen Schmerzen sind doch gar nicht so stark. Der Arzt erklärt, dass meine alte Füllung sehr nahe an den Nervenkanälen liegt und dass sich die Nervenbahnen so jederzeit entzünden können. 
Was mache ich denn jetzt? Ich hatte noch nie eine Wurzelbehandlung, weiß nur, dass das mit Schmerzen verbunden ist. Aber welche Wahl habe ich? Hier behandeln lassen oder plötzlich richtige Schmerzen irgendwo im Nirgendwo? Also Augen zu und durch!
Wenig später liege ich erneut auf einem Behandlungsstuhl, in einem anderen Behandlungszimmer und eine nette türkische Zahnärztin führt die Wurzelkanalbehandlung gekonnt durch. Nach der Betäubung merke ich rein gar nichts und nach einer Stunde ist der Spuk vorbei. Ersin begleitet mich zum Empfang, wo wir für den nächsten Tag noch einen Kontrolltermin vereinbaren. Und dann bin ich schon wieder auf dem Weg zurück zu unserem Parkplatz im Süden von Istanbul, auf dem wir vier Nächte in unserem Wohnmobil schlafen und diese faszinierende Stadt erkunden. Und das mit spontan wurzelbehandeltem Backenzahn und mehreren Nachrichten von Ersin in den folgenden Tagen, der wiederholt fragt, ob auch wirklich alles wieder gut ist.

P.S.: Kontaktiere uns jederzeit gerne, falls Du Kontakt zu Mehmet, dem tapferen Schneiderlein in Samsun oder zur Zahnarztpraxis Ömer in Istanbul herstellen willst. Wir können beide nur wärmstens empfehlen.

English Version:

Episode 1: Homecoming

On June 07, 2022, we leave Georgia after almost five weeks and drive south of Batumi on the Black Sea coast back to Turkey. A few kilometers later we stop at a parking lot, are at once approached by an elderly gentleman, greeted in a friendly manner and immediately invited to tea. Without expecting anything in return, without any ulterior motives, just like that.
It is again there, this pleasant feeling, which we learned to appreciate and love so much in our first ten weeks in Turkey on this journey.
That evening, we drive to a small harbor in Merkez, east of Trabzon, and decide to eat something in the restaurant there. As soon as we leave our motorhome, we are welcomed by a local resident in a friendly way in German, because he has worked in Stuttgart for some years and has returned to his home country recently because of his family. We ask if we can park at the port and spend the night. „No problem at all. Stay here as long as you want. Welcome!“ is his answer.
This is it, this perfect hospitality, this openness and curiosity towards travelers, this helpfulness, this friendliness and this special smile on the face. All this we will miss probably always from now on, if we are travelling outside of Turkey.
But first there are two weeks ahead of us along the Black Sea coast to Istanbul, in which we want to enjoy the encounter with these people to the fullest…
Later, we sit on the terrace of the restaurant overlooking the sea and experience a spectacular sunset in addition to delicious food.
Hello again, Turkey!

Episode 2: Police check

Get out of the car. Both of you!“

With these words in broken English and supported by grim expressions and unmistakable gestures, two policemen make it clear to us that Manu and I should leave our camper and come with them. We are speechless, shocked and yes, we are scared.
Just a few moments ago, we had seen the police checkpoint coming closer and closer on our drive to Samsun and thought absolutely nothing of it. These checkpoints are everywhere in Turkey and during our several thousand kilometers through this big country we were not stopped once. Because the checkpoints are in no way designed to control tourists, so motorhomes are usually waved through automatically. But not this time!
We get out. About two meters behind the two uniformed policemen stands another man in full military uniform and with a shouldered machine gun. A thousand different thoughts flash through my mind, but none of them prepares me for what awaits us in a few moments.
The policemen escort us past some concrete bollards, the military man walking behind us. Concerned, I cast a glance back at our motor home, which now stands unlocked in the lane of the expressway reserved especially for the checkpoint, with our children left behind. We are led to a covered wooden table-bench combination and – still with grim expressions – the policemen indicate us to sit down.
Then the expression of one of the policemen brightens a bit and he asks:

You want çay? Cookies? Please sit…“

Then everything changes. We are served Turkish tea and cookies. The policemen ask if we also want to drink some water. And with that, the real questioning starts:

Where are you from?
How long have you been on the road?
How do you like it in Turkey?
Where have you been?
Where will you go next?
How much did your great camper cost?
Are your children in the camper?
How old are they?
Don’t you want to bring them here?

We understand that this group of policemen mean us no harm. No, they are simply interested in getting to know us and learning our story. Our way of traveling, our camper and also the time available to us, all this seems to awaken longing and desire in them to explore also foreign countries, or simply their own. And yet these are all only fantasies and unfortunately miles away for them. They tell us that as policemen they earn a middle three-digit salary per month (converted into euros). For us it is clear that with the current inflation of Turkey only with difficulty the family can be supplied. Purchasing a camper or even travelling long routes with a small car is with a current diesel price of 1.50 euro per liter just not possible. But sadness or envy are absolutely not to be felt, but interest and sincere joy about the acquaintance.
Spontaneously we are invited to the home of one of the policemen. Cell phone numbers are quickly exchanged and WhatsApp contacts established.
So we drink tea, eat pastries, the children are given sweets and fruit juice. We certainly spend 30 minutes at the checkpoint before finally continuing towards Samsun with another unique memory in our luggage.
As we slowly accelerate and leave these friendly people waving behind us, we just have to smile and shake our heads in disbelief…

Episode 3: The brave little tailor of Samsun

If you take a motorhome to a Turkish car repair district in order to have the driver’s seats and the seating area reupholstered and tailored with fabric in turquoise shades, you definitely don’t know which of the countless stores you’ll end up in.
Already in Georgia, we got the address of a store from another travel family that can help us with our planned van upgrade. So we enter the hustle and bustle of the Sanayi Sitesi, the industrial area of Samsun. When we arrive at the address given to us, we find a kind of tuning store. Let’s see if this will work…
After we have explained our request to a serious looking young man, the price is negotiated first. Only then do we go on tour together with him. First we enter a car seat tailor store that obviously specializes in leather seats. We show the pictures of our seats and describe our color wishes. The man in charge just contorts his face and makes evasive gestures. Our „guide“ quickly waves us off and leaves the store.
Without further words, we go to the next tailor. Here, two middle-aged men are working in parallel to produce seat covers, which are then packaged and sold. When Mehmet Usta, the boss of the two, hears about our request, his reaction is completely different from that in the first store. He is interested and signals to us, „No problem!“
He drops everything and assures to our guide that he will take care of us from now on. Rapidly, he walked ahead to do the fabric selection with us. We visit a few fabric stores that seem to specialize in car seat covers, but turquoise shades are not to be found here. All of Turkey seems to sit on black, gray or red when driving….
The solution is a store for upholstery fabrics, and here we finally find what we are looking for. We quickly pick out a fabric for the driver’s and passenger’s seats, and another for the seating space in the living area. When we want to think about the necessary square meters, Mehmet just waves us off. He will take care of all that for us.
Back in his store, he organizes a transporter, which will pick up the seats from our parking space for the next few days and bring them to him later in the afternoon. It is Saturday. After some negotiation he promises us that the seats will be ready for pickup by Tuesday at the latest.

So we take KAZYmir back to our parking space, which is fortunately located directly opposite the neighborhood on the other side of a large entrance road. I immediately start removing the seats and am barely finished when the transporter arrives. So far everything goes like clockwork…
Just three hours later, I receive the first pictures of the progress via WhatsApp. Unbelievable how fast Mehmet is. Our brave tailor also invites us to stop by his store anytime tomorrow, Sunday, to look over his shoulder as he sews our seat covers. And this, although the neighborhood is actually closed on Sundays. Once again we can only marvel at the helpfulness and flexibility in Turkey. So I am not even particularly surprised when Mehmet contacts us already on Monday noon and informs us that our seats are ready to be picked up. Not even 48 hours after we met him for the first time. And the result is really something he can be proud of!

Episode 4: Root canal treatment in Istanbul

It’s just a slight pain n the back, upper molar. Not strong enough for me to get seriously worried. But strong enough to have it looked at. Better here in Istanbul than somewhere in a remote Romanian province (where we want to spend some time in the next weeks). So I ask Google and quickly find a chic and modern looking dentist with very good reviews. Ömer Istanbul. No appointment by phone, only reachable by WhatsApp message. Quickly I get a reply back in the evening (also in English, like my request):
„Thank you very much for contacting us. Your personal representative will contact you later today.“
I’m a little perplex. Personal representative? All I want is an appointment for a quick checkup.
At 7:33 p.m. in the evening I receive a message from Ersin, who introduces himself as my „medical consultant“. He asks about my exact request and after several messages back and forth, I receive an appointment from him at 9:45 pm for 2:30 pm the next day. That was quick.
When I arrive at the practice the next day, Ersin already greets me in the stairwell and leads me to the waiting area. He explains to me that he will take care of all the paperwork and translating for me, so he will also be there for the treatment. Wow, this kind of service is new to me.
A little later I am lying in the dentist’s chair in a state-of-the-art treatment room. The walls are white, the door is a sliding door made of frosted glass, and the partitions to the adjacent rooms are also made of opaque frosted glass. Everything is super clean. Dr. Ömer himself looks at my teeth first, then at the X-ray taken earlier.

I am sorry, but we need to do root canal treatment!“

It takes me a while to translate the previously unknown combination of words from English into German word for word. Root = Wurzel, Canal = Kanal, Treatment = Behandlung. Wurzelbehandlung = Oh sh…!
But the current pain is not so severe after all. The doctor explains that my old filling is very close to the nerve canals and that the nerve canals can thus become inflamed at any time.
What do I do now? I’ve never had a root canal treatment before, just know that it involves pain. But what choice do I have? Have it treated here or suddenly have real pain somewhere in the middle of nowhere?
So I go for it!
A little later, I am again lying on a treatment chair, in another treatment room, and a nice Turkish dentist skillfully performs the root canal treatment. After the anesthesia I don’t feel a thing and after an hour the whole thing is over. Ersin accompanies me to the reception, where we arrange a follow-up appointment for the next day. And then I’m already on my way back to our parking lot in the south of Istanbul, where we sleep for four nights in our motor home and explore this fascinating city. And all this with a spontaneously root-treated molar and several messages from Ersin during the next days, who repeatedly asks if everything is fine again.

P.S.: Feel free to contact us at any time if you want to get in touch with Mehmet, the brave little tailor in Samsun or with the dental practice Ömer in Istanbul. We can highly recommend both of them.

So lässt sich diese Zeit unseres Zwischenstopps in Deutschland wohl am besten beschreiben.

Unsere Wohnung erlebt einen Mieterwechsel, den wir von unserem nicht mitvermieteten Dachzimmerchen aus begleiten. Unsere albanische ehemalige Straßenhündin Djella betritt zum ersten Mal „feste 4 Wände“ um Daheim zu sein, statt bei einem Tierarztbesuch und begegnet den gemauerten Gebäuden mit schweren Eingangstüren zunächst mit großer Skepsis. Und Deutschland begrüßt uns mit Corona und anderen Krank-Zeiten. Was für eine „Sommerpause“.

 2 Wochen, maximal 3 Wochen – so lange soll unser Zwischenstopp in Deutschland werden. Und wieder mal kommt vieles anders, als man denkt. 

Auf unserem Plan steht auch die Frage, wie es mit unserer Djella weitergehen soll, haben wir in den letzten Monaten doch zunehmend verstanden, dass dauerhaftes Reisen die kleine Hundeseele immer wieder traumatisiert, hat sie doch so viele Ängste aus ihren 5 ersten Lebensmonaten, die wir nicht kennen, wodurch aber ihr Nervensystem ein Großteil der Zeit im Bedrohungsmodus ist und die“ fight or flight Mechanismen“ ständig bei ihr anschlagen. Sie wittert jedes Mal Bedrohung in der wechselnden Umgebung, und unsere Ortswechseltaktung ist, seit wir Georgien verlassen haben, sehr hoch. Wir merken, dass sie nicht mehr „runter fährt“. Unser Reisehund signalisiert, dass das ZUVIEL des Reisens ist. Klar und deutlich. Und wir verzweifeln, denn wir hatten uns vorgestellt, dass sie doch einfach dankbar ist, jetzt bei uns sein zu können. Und einfach mit uns reist – von Ort zu Ort. Aber unser Plan geht nicht auf.

Denn sobald unsere Hündin verstanden hat, dass in Häusern nicht immer gepikst, geimpft und untersucht wird, lernt sie ganz schnell die Vorzüge kennen: klarer Rahmen, Ruhe und Nischen zum Hineinkuscheln, die nicht einfach wieder verschwinden, sondern beständig ein Umfeld der Stabilität und Ruhe anbieten. Und so passiert ein kleines Wunder: Sie „fährt endlich runter“, verlässt den Alarmmodus und wird (fast) ein anderer Hund. Fast, denn lebhaft und quirlig bleibt sie, aber eben auf eine gute Art und Weise, so wie neugierige einjährige Jung-Teenager-Hunde eben so sind. Wir staunen und sind ratlos.

Wir können die Reise nicht abbrechen, die Wohnung ist bis Ende Dezember vermietet und wir hatten seit Monaten und damit (zum zweiten Mal) alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt, um diese Verlängerung unserer Langzeitreise überhaupt wahr zu machen. Wir telefonieren, diskutieren, suchen und hinterfragen. Führen etliche Gespräche mit Hundetrainern, Hundemenschen und Pflegeplätzen. Und während wir händeringend versuchen, die für Djella richtige Lösung zu finden, passiert noch ein kleines Wunder. Unser Hund erweitert sein Rudel und lässt zwei weitere Menschen und ein Tier in sein Herz. Sabine und Ulf und deren Hündin Loutsie, unsere Hausmitbewohner, die guten Seelen unseres Hauses, unsere temporären WG-Mitbewohner, die uns wie selbstverständlich ihre Türen geöffnet haben. Wir erleben wie Djella nunmehr zu ihnen in die Wohnung will, und nicht in unser Dachzimmerchen. Wir erleben wie sie sich mit dieser 7-jährigen gelassenen Hündin des Hauses anfreundet. Wir staunen, dass die schwanzwedelnde Begrüßungsreihenfolge neu sortiert wird und wir auch irgendwann den Bauch kraulen dürfen, aber eben erst „irgendwann“. Und da unsere Hausmitbewohner einfach ihr Herz am richtigen Fleck haben und um unsere verzweifelte Patt-Situation wissen, überraschen sie uns eines abends im Hof mit einer Nachricht: „Wir haben uns überlegt, Djella kann für die restlichen Monate eurer Reise bei uns bleiben.“ Uns fällt ein Stein vom Herzen. Um genau zu sein Zehntausend, ach was, Hundertausende. Wir können unsere Hündin langfristig bei uns bleiben lassen, nur eben temporär bekommt sie ein liebevolles Zuhause ein Stockwerk über ihrem zukünftigen Zuhause. Natürlich wäre optimal wenn sie mit uns entspannt reisen könnte, aber wir entscheiden hier mit besten Gewissen für das Wohl unserer Hündin, für eine Zukunft in einem liebevolle Zuhause, ohne sie wieder ihrem Schicksal zu überlassen, nachdem sie sich in Albanien hilflos und beharrlich in unsere Herzen geschlichen hat. 

Kurz nach unserer Ankunft in D ist unser Terminkalender bereits vollgepackt, ich gehe für drei Tage zum Hospitieren an eine Schule, da ich mich beruflich verändern will. Tara und Basti sprinten zu ihren lang vermissten Freuden, Adrian steuert den TÜV an. Müsste ja ein leichtes sein, nach den tiefgreifenden Reparaturen in der Türkei. Der straffe Zeitplan beinhaltet Zahnarztkontrollen und Vorsorge-Untersuchungen. Wir nehmen nur das Nötigste aus dem Auto, wollen wir in 2-3 Tagen ja wieder in unserem Mobil zuhause sein. Doch der TÜV sieht das anders. Georgische Straßen haben unserem Kazy wohl doch mehr zugesetzt, als wir dachten und  Ersatzteile sind nicht so schnell in Sicht. Also bleibt Kazy in der Werkstatt, wir fahren mit viel Gepäck  im Zug und versuchen am ursprünglichen Plan dran zu bleiben.

Die ersten Tage gelingt es auch. Die Wiedersehen mit Familie und Freunden sowie DAS FEST in Karlsruhe starten. Tara und Basti sind hoch erfreut mit dabei beim Open Air Feeling. Doch bereits am ersten Abend legt Tara sich irgendwann, während SEEED die ersten Takte spielt, auf den Boden und sagt: Mir geht es gar nicht gut.“ Ich fühle ihre Stirn, sie ist auffällig heiß, so dass ich mir sie schnappe und nach Hause radle (Ich liebe unser Lastenrad!). Die nächsten Tage bleibt sie beharrlich fiebrig und schlapp, die Corona Tests beharrlich negativ, ich kümmere mich um sie, während die Jungs ihre geplanten Termine einhalten. 3 Tage später ist es soweit, der erste positive Corona Test ist der von Tara, Adrian und ich legen zwei Tage später nach. In Anbetracht der Inkubations-Erfahrungswerte müssen wir uns kurz nach unserer Einreise nach Deutschland bereits angesteckt haben. Ungläubig starren wir auf die Tests: Wir sind 14 Monate quer durch Europa und Asien gereist, standen in völlig überfüllten Metros in Istanbul und Tiflis und doch erwischt es uns in Deutschland. 

Spätestens also mit der TÜV Mängelliste und den vorliegenden Coronatests beginnt unser Zeitplan dahin zu schmelzen wie Spaghetti-Eis in der Karlsruher Sommersonne. 

COVID19 erwischt 3 von 4en, während Basti in eine andere Familie umsiedelt und die beste Zeit seines Lebens hat, gemeinsam mit einem seiner besten Freunde. Wir freuen uns, dass Basti beharrlich negativ bleibt und haben unsererseits leider keine sonderlich milden Verläufe zu melden. 

Wobei das natürlich nur rein subjektiv ist, aus medizinischer Sicht wohl eher milde, aber die Kopf- und Gliederschmerzen und sonstige Symptome erreichen bei uns eine bisher ungekannte (!) Qualität“.  Zum Glück dürfen wir das Traumhäuschen im Grünen von lieben Freunden „bewachen“, während diese im Urlaub sind und haben so endlich etwas Abstand und zugleich Raum, um einfach krank sein zu dürfen, ohne Angst zu haben, jemanden anzustecken. Immerhin schaffen wir es Schokokuchen zu backen. Und einen Familienrat, bei dem wir unsere bisherige Reise reflektieren und über unsere Wünsche für die Verlängerung nachdenken. 

Als sich nach langen 11 Tagen die Tests endlich (!) wieder negativ zeigen, fühle vor allem ich, Manu, mich, wie wenn 5 Treppenstufen die Besteigung des Mount Everests ohne Sauerstoffmaske bedeuten. Unendlich müde, energielos und atemlos lässt dieser Infekt mich zurück und die sich auftürmenden verschobenen Termine schauen vorwurfsvoll auf uns hinab. An Abreise nicht zu denken. 

Der Schwebezustand, da zu sein, aber nicht wirklich da zu wohnen, eigentlich schon wieder im KAZYmir weiter reisen zu wollen, noch in Karlsruhe zu sein, aber kaum Kraft zu haben, all das zu tun, was getan werden muss, Freunden, die wir mehr als ein Jahr nicht gesehen haben, nun doch wieder absagen zu müssen, all das macht es nicht einfacher. Und als wir endlich wieder fast Gefühl haben, Land zu sehen, da sind natürlich alle Lieben früher oder später selbst in ihre wohlverdienten Sommerurlaube abgereist. 

Wir verwandeln also – wieder gesund getestet – ein zweites Mal die Wohnung unserer Hausmitbewohner in eine WG und versuchen uns nicht zu sehr auszubreiten. So wenig wie man das mit einem Kind und einem Teenager eben hinbekommt. Und kümmern uns beharrlich um die noch ausstehenden Termine, bereiten einen 14. Geburtstag vor, den wir eigentlich in Schweden feiern wollten. Nun denn, dafür ist noch ein guter Freund vom Geburtstagskind da. Was auch wieder schön ist. Und wir können für den Geburtstags-Teen einen schönen Tag planen. Die Nachricht, dass meine Mutter mit Schlaganfall ins KKH eingeliefert wurde, erreicht mich am morgen von Bastis Geburtstag. Wir planen um, ich leihe mir ein Auto aus und fahre umgehend zu meiner Mutter. 

So gehen die Tage dahin, während ich Post Covid-mäßig mehrere Infektionen nachlege, da mein Immunsystem wohl noch so geschwächt ist, dass jetzt alles mögliche aufpoppt. Geht leider soweit, dass Adrian mich zur Notfall OP ins städtische Klinikum zur Mund-Kiefer-Chirurgie fährt. Details dazu braucht es hier nicht, vielleicht nur an dieser Stelle an alle, die ein Thema mit Entzündungen und Zahnfleisch haben: Ihr habt mein vollstes Mitgefühl. Ich wusste nicht, wie hilflos und lahmgelegt man sein kann, aufgrund Infektionen, die im Mundraum ihr Unwesen treiben. Aber nach einer Woche viel zu stark dosiertem Antibiotikum (dank eines Tippfehlers auf dem Rezept), krassen Nebenwirkungen, etlichen Arztbesuchen, bei denen jeder leider etwas anderes sagt, fiebrigen Stunden und schmerzdurchwachten Nächten, verzweifelten Versuchen Flüssignahrung in mich hinein zu schlürfen, stehen die Zeichen langsam auf Besserung. Die ganze Familie wartet nur auf mein Zeichen, um endlich wieder abzureisen.

Und so entscheiden wir uns als Erstes, dass wir den Reisestart der Verlängerung mit einem „Urlaub“ beginnen. Nur eine Fahrstunde von Karlsruhe entfernt, so dass wir im Notfall zurück könnten. Ohne Mobilfunknetz und reduziertem Wlan Zugang gibt es hier ein Fleckchen an einem wunderschönen  Waldsee, umgeben von den Hügeln, Felsen und Burgen der Nordvogesen. Die letzten Packtage fühlen sich endlos an und wir schleichen die letzten Zimmer putzend durch das Haus, um endlich, endlich alles, was wir brauchen, wieder in unserem fahrbaren Tinyhouse an die passende Stelle zu bringen. Wir sind gereizt, ich immer noch nur bedingt einsatzfähig, und die Kinder schwanken zwischen Helfen und letzte Stunden mit Freunden vebringen. Kein leichter Abschied und wieder keiner mit Trommelwirbel. Kein großer Umtrunk mit Lieben vor der Abfahrt. Adri, der sich intensiv um mich gekümmert hat, und dazu alles andere auch gewuppt hat, geht inzwischen auch auf dem Zahnfleisch (zum ersten Mal wird mir dieser Ausdruck ganz anders bewusst!).

Vor wenigen Tagen war es dann soweit, wir drücken unsere Hausmitbewohner noch einmal feste, telefonieren nochmal mit unseren Lieben, die Kinder werfen Briefe in die Briefkästen ihrer verreisten Freunde und wir starten den Motor. Endlich wieder Zuhause. Im KAZYmir. In unserem Nomadenleben. Die kommenden Monate wollen wir diese erneut geschaffene Freiheit in vollen Zügen genießen und intensiv wahrnehmen. 

Ich tauche ab in das kühle Moorwasser des Waldsees, um für ein paar Schwimmzüge in die Stille einzutauchen. Die Sonne schickt ihre Strahlen goldfarben bis tief unter die Wasseroberfläche. Einen Moment lang bleibe ich in dieser stillen Schwerelosigkeit, bevor mich der Drang einzuatmen (ja, ich kann allmählich wieder tiefer einatmen, ohne direkt einen Hustenanfall zu bekommen) wieder nach oben treibt. Während ich auftauche, höre ich das Lachen meiner Kinder, die sich an einem Seil über’s Wasser schwingen und juchzend und in immer neuen Sprungvariationen das Seil loslassen, für einen kurzen Moment fliegen, bevor sie wiederum ins goldfarbene Wasser eintauchen.  Ich lasse mich vom Wasser tragen, das Gefühl von Unbeschwertheit macht sich in mir breit,  während ich zum blauen Himmel hochschaue und ob ich will oder nicht, fängt mein Mund einfach an zu lächeln.

English Version:

 „Being there without arriving“…
This is probably the best way to describe this time of our stopover in Germany.
Our apartment experiences a change of tenants, which we accompany from our not co-rented attic room. Our Albanian former street dog Djella enters for the first time „solid 4 walls“ to be at home instead of a vet visit and meets the brick buildings with heavy entrance doors at first with great skepticism. And Germany greets us with Corona and other sick times. What a „summer break“.

Two, maximum three weeks – that’s how long our stopover in Germany is supposed to be. And again, many things come differently than one thinks.
On our schedule is the question of how to continue with our dog, we have increasingly understood in recent months that permanent travel traumatizes the little dog’s soul again and again, she has so many fears from her first 5 months of life, which we do not know, but whereby her nervous system is much of the time in threat mode and the „fight or flight mechanisms“ constantly strike at her. She senses threat every time in the changing environment, and our location change clock has been very high since we left Georgia. We notice that she doesn’t „shut down“ anymore. Our travel dog is signaling that this is TOO MUCH travel. Clearly and distinctly. And we despair, because we had imagined that she would just be grateful to be with us now. And just travel with us – from place to place. But our plan does not work.
Because as soon as our dog has understood that in houses there are not always picks, vaccinations and examinations, she quickly gets to know the advantages: a clear framework, peace and quiet and niches to cuddle up in, which do not simply disappear again, but constantly offer an environment of stability and peace. And so a small miracle happens: she finally „shuts down“, leaves the alarm mode and becomes (almost) another dog. Almost, because she remains lively and feisty, but just in a good way, the way curious one-year-old young teenage dogs are. We are amazed and perplexed. We can’t stop the trip, the apartment is rented until the end of December and we had for months and thus (for the second time) all possible levers in motion to make this extension of our long-term trip at all true. We phone, discuss, search and question. We had several conversations with dog trainers, dog people and foster homes. And while we are desperately trying to find the right solution for Djella, another small miracle happens. Our dog expands his pack and lets two more people and an animal into his heart. Sabine and Ulf and their dog Loutsie, our housemates, the good souls of our house, our temporary flatmates, who have opened their doors to us as a matter of course. We experience how Djella now wants to join them in the apartment, and not in our attic room. We see how she makes friends with this 7-year-old calm dog of the house. We are amazed that the tail-wagging greeting order is reorganized and that we are also allowed to scratch her belly sometime, but only „sometime“. And since our housemates simply have their hearts in the right place and know about our desperate stalemate situation, they surprise us one evening in the courtyard with a message: We have decided that Djella can stay with us for the remaining months of your journey.
A stone falls from our hearts. To be exact ten thousand, oh what, hundred thousand. We can let our dog stay with us for a long time, just temporarily she will get a loving home one floor above her future home. Of course it would be optimal if she could travel with us in a relaxed way, but we decide here with the best conscience for the well-being of our bitch, for a future in a loving home, without leaving her again to her fate, after she has crept helplessly and persistently into our hearts in Albania.

Shortly after our arrival in D, our schedule is already packed, I (Manu) go for three days to observe at a school, because I want to change professionally. Tara and Basti sprint to their long-lost friends, Adrian heads for the TÜV. Should be an easy one, after the deep repairs in Turkey. The tight schedule includes dental checkups and preventive examinations. We take only the most necessary things out of the car, we want to be back in our mobile home in 2-3 days. But the TÜV sees it differently. Georgian roads have done more damage to our Kazy than we thought and spare parts are not in sight so quickly. So Kazy stays in the workshop, we travel with a lot of luggage in the train and try to stick to the original plan.
The first days we succeed. The reunion with family and friends and DAS FEST in Karlsruhe starts. Tara and Basti are delighted to join the Open Air Feeling. But already on the first evening Tara lays down on the floor at some point while SEEED is playing the first bars and says: I don’t feel well at all. I feel her forehead, it is noticeably hot, so I grab her and cycle home (I love our cargo bike!). The next few days she remains persistently feverish and floppy, the Corona tests persistently negative, I take care of her while the boys keep their scheduled appointments. 3 days later, the first positive Corona test is Tara’s, Adrian and I follow up two days later. Considering the incubation experience, we must have been infected shortly after entering Germany. We stare at the tests in disbelief: we have traveled 14 months across Europe and Asia, stood in completely overcrowded metros in Istanbul and Tbilisi, and yet it catches us in Germany.
So at the latest with the TÜV defect list and the present coronatests our schedule starts to melt away like spaghetti ice cream in the summer sun of Karlsruhe.

COVID19 catches 3 out of 4 while Basti moves to another family and has the best time of his life, together with one of his best friends. We are happy that Basti remains persistently negative and unfortunately we have no particularly mild courses to report.
Whereby this is of course only purely subjective, from a medical point of view probably rather mild, but the headaches, aches and pains and other symptoms reach an unprecedented (!) Quality“. Fortunately, we are allowed to „guard“ the dream house in the countryside of dear friends while they are on vacation and thus finally have some distance and at the same time space to simply be allowed to be sick without fear of infecting anyone. At least we manage to bake chocolate cake. And a family council where we reflect on our journey so far and think about our wishes for the extension.
When after a long 11 days the tests finally (!) show negative again, especially I, Manu, feel like 5 stairs mean the ascent of Mount Everest without an oxygen mask. Infinitely tired, without energy and breathless this infection leaves me behind and the piling up postponed appointments look reproachfully down on us. No thought of leaving.

The state of limbo, being there, but not really living there, actually already wanting to continue traveling in KAZYmir, still being in Karlsruhe, but having hardly any strength to do all that needs to be done, having to cancel friends we haven’t seen for more than a year, all that doesn’t make it any easier. And when we finally almost feel like seeing land again, all loved ones have of course left for their well-deserved summer vacations themselves sooner or later.
So – tested healthy again – we turn the apartment of our housemates into a WG for a second time and try not to spread out too much. As little as you can manage with a child and a teenager. And we persistently take care of the outstanding appointments, prepare a 14th birthday, which we actually wanted to celebrate in Sweden. Well, a good friend of the birthday boy is still there. Which is nice again. And we can plan a nice day for the birthday teen. The news that my mother has been admitted to the hospital with a stroke reaches me on the morning of Basti’s birthday. We reschedule, I borrow a car and immediately drive to my mother.

So the days go by, while I post Covid-moderately several infections, because my immune system is probably still so weakened that now everything possible pops up. Unfortunately, Adrian drives me to the emergency surgery in the city hospital for oral and maxillofacial surgery. No need for details here, maybe just at this point to all who have an issue with inflammation and gums: You have my fullest sympathy. I didn’t realize how helpless and paralyzed one can be, due to infections wreaking havoc in the mouth. But after a week of far too much antibiotic (thanks to a typo on the prescription), blatant side effects, several visits to the doctor where everyone unfortunately says something different, feverish hours and painful nights, desperate attempts to slurp liquid food into me, the signs are slowly pointing to improvement. The whole family is just waiting for my sign to finally leave.

And so the first thing we decide to do is to start the journey of the extension with a „vacation“. Only an hour’s drive from Karlsruhe, so we could go back in case of emergency. With no cellular network and reduced wifi access, here is a spot on a beautiful forest lake surrounded by the hills, rocks and castles of the Northern Vosges. The last few days of packing feel endless and we creep around the house cleaning the last few rooms to finally, finally get everything we need back in its proper place in our mobile Tinyhouse. We are irritated, I am still only partially operational, and the kids are wavering between helping and spending last hours with friends. No easy farewell and again none with drum roll. No big drink with loved ones before departure. Adri, who took care of me intensively and also managed everything else, is now also on his toes (for the first time I am aware of this expression in a completely different way).

A few days ago, the time had come, we hugged our housemates once again, made another phone call to our loved ones, the children dropped letters into the mailboxes of their friends who were away, and we started the engine. Finally home again. In the KAZYmir. In our nomadic life. The coming months we want to enjoy this newly created freedom to the fullest and intensively perceive it.
I dive into the cool moor water of the forest lake to immerse myself in silence for a few swims. The sun sends its golden rays deep below the surface of the water. For a moment I remain in this silent weightlessness before the urge to breathe in (yes, I can gradually breathe in deeper again without getting a coughing fit right away) drives me back up. As I surface, I hear the laughter of my children as they swing over the water on a rope, whooping and letting go of the rope in ever-changing jumping variations, flying for a brief moment before diving back into the golden water. I let myself be carried by the water, the feeling of lightheartedness spreads through me as I look up at the blue sky and whether I want to or not, my mouth just starts to smile.

* Please find English Version below *

Fassungslos. Das beschreibt es am besten. Wir stehen in der Ranger Station des Bordschomi National Park, in dem wir uns für unsere am Folgetag geplante 2-Tages-Wanderung anmelden wollen. Die Wanderroute ist geplant, die Vorbereitungen abgeschlossen und Platz zum Abstellen unseres Wohnmobils ausgesucht. Doch was uns der Ranger gerade zu verstehen gegeben hat, können wir einfach nicht glauben:
Hunde sind im National Park nicht erlaubt! Und damit ist die komplette Planung im Eimer. Eine Planung, die uns nun schon seit einigen Tagen beschäftigt. Manu und ich schauen uns gegenseitig an, ich erkenne Verzweiflung, Unglaube und auch einen Anflug von Wut in ihrem Blick. In mir geht es ähnlich zu. Was nun?  

Wer die Wahl hat…
Nachdem wir Tiflis verlassen hatten, war als letztes Highlight in Georgien eine Wanderung geplant. Bloß wo?
Vashlovani National Park? Der östlichste Nationalpark an der Grenze zu Armenien besticht durch atemberaubende Landschaften und ein eigenes Mikroklima mit Pflanzen und Tieren, die nur dort leben. Allerdings ist diese Region ohne Vierradantrieb nicht zu machen und selbst die Zufahrtsstraßen flößen uns gehörigen Respekt ein.
Kazbegi? Diese Region im großen Kaukasus direkt an der Grenze zu Russland liegt nur 100 Kilometer nördlich von Tibilsi. Doch auf der dorthin verlaufenden alten Militärstraße blockieren bereits ab Kilometer Null lange LKW-Schlangen die rechte Spur und die 2.000 zu überwindenden Höhenmeter auf den verbleibenden 1,5 Fahrspuren mit Gegenverkehr erscheinen uns zu gefährlich. 
Mestia? Die Zufahrt zum Skiort im großen Kaukasus führt vom Schwarzen Meer aus für 1.400 Höhenmeter nach oben ins Gebirge. Die Wandermöglichkeiten sind schier unendlich, doch von Tiflis aus ist es ein weiter Weg zum Startpunkt dieser abenteuerlichen Strecke auf zum Teil sehr schlechten Straßen.

Die Lösung ist der Bordschomi National Park im kleinen Kaukasus. Einfach erreichbar mit unserem für Georgien viel zu großen und schweren Mobil. Viele Wandermöglichkeiten und eine gute Infrastruktur zum Übernachten. Das unschlagbarste Argument ist allerdings, dass sich dieser Nationalpark mehr oder weniger auf unserem Rückweg zum schwarzen Meer befindet. Das erleichtert unsere Entscheidung deutlich!
Dass Hunde (auch angeleint) grundsätzlich in Georgiens Nationalparks nicht erlaubt sind, ist auf diversen Homepages der Nationalparks nur sehr schwer im Kleingedruckten ersichtlich. Und jetzt stehen wir hier, vor den Toren des Nationalparks und dürfen nicht rein. Wegen unseres Hundes.
Wir suchen uns einen Übernachtungsplatz, denn heute noch zurück zu fahren macht keinen Sinn. Und überhaupt, wohin zurück? Wir entscheiden uns für einen Platz oberhalb von Bordschomi im Wald. Wir verpassen die Einfahrt und genervt mache ich einen blöden Kommentar zu Manu, die mich navigiert. Wir fauchen uns gegenseitig an, geben uns gegenseitig die Schuld. Die Nerven liegen blank. Draußen hat es zu regnen begonnen. Die Straße durch den Wald verwandelt sich dank Baustelle zu einer Schlammschlacht. Der Übernachtungsplatz selbst ist aufgrund der Baustelle nicht zugänglich. Na super. Es gibt Tage, da funktioniert wirklich gar nichts. 
Entnervt parken wir auf einem wenig idyllischen Schotterplatz am Rande der Straße und entschließen uns, hier die Nacht zu verbringen. Alles andere macht einfach keinen Sinn heute…
Und nur wenig später erhalten wir von Tara eine Lektion darin, wie man auch in einer solchen Situation positiv bleiben kann. Denn kaum haben wir geparkt, ist sie schon wie so oft draußen. Und weitere 30 Minuten später staunen wir nicht schlecht, denn Tara hat den zugewachsenen, unansehnlichen Schotterplatz zu ihrem ganz persönlichen Hindernisparcours verwandelt… und will am liebsten gleich ein paar Tage hier bleiben, weil ihr das Ganze so viel Spass macht.
Das ist er, der Inbegriff von „das Beste draus machen“…

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Polizei-Eskorte
Am nächsten Morgen ist die Entscheidung gefallen: Wir fahren in den großen Kaukasus, und zwar nach Mestia. Jetzt erst recht! Das bedeutet, dass jetzt 370 Kilometer vor uns liegen. In Georgien mit unserem Wohnmobil sind das etwa 10 Stunden Fahrt. Und diese führt uns zunächst in Ost-West-Richtung für 230 Kilometer durchs georgische Tiefland bis nach Sugdidi, bevor dann die Bergetappe bis zum auf 1400 Meter hoch gelegenen Metia beginnt. Anfangs fahren wir für eine gefühlte Ewigkeit durch eine einzige Baustelle. In diesem bergigen Teilstück ist die Autobahn gerade in Arbeit. Doch nicht Georgien baut sie, nein, es sind chinesische Firmen, die mit chinesischen Arbeitern und chinesischen Baumaschinen hier eine hocheffiziente und topmoderne Ost-West-Verbindung mit unzähligen Tunnels und Brücken zur „Umfahrung Russlands“ herstellen. Globalisierung live. 

Ab Kutaissi genießen wir dann die einzige gut ausgebaute Autobahn Georgiens und kommen recht schnell voran. Es tut gut, KAZYmir mal einfach „rollen“ zu lassen und mit durchschnittlich 85 Sachen über eine recht gerade Strecke zu cruisen. 
Erst gegen Abend erreichen wir unseren Übernachtungsplatz, der auf einer Wiese direkt an einem Fluss gelegen ist. Wir erholen uns etwas, Manu kocht Pasta und ich genehmige mir zur Feier des (Vater-)Tages ein Bierchen. Wir haben gerade die ersten leckeren Nudelstücke verputzt, als plötzlich ein Pick-up der Polizei direkt neben uns zum Stehen kommt. Ich grüße höflich und frage mit Hilfe des Google Translators, ob wir an diesem schönen Ort die Nacht verbringen dürfen. Die Antwort des nicht sehr freundlich dreinblickenden Polizisten erscheint im Übersetzungsprogramm und lautet: 

Die Knochen sind schon tot und das Wasser wird Sie holen!“


Anscheinend stößt hier der Google Translator an seine Grenzen. Jetzt wird der Polizist noch deutlicher und mach mir klar, dass wir ihm sofort nachfahren sollen. Ich verspreche, dass wir in 45 Minuten von hier weg sein werden, was ihn zufrieden nicken und dann wegfahren lässt.
Also alles wieder fahrbereit machen und los. Die  nächste Übernachtungsmöglichkeit befindet sich auf einem Parkplatz am Rande des botanischen Gartens in Sugdidi, ist allerdings 45 Minuten entfernt. 
Als wir losfahren, ist mir gar nicht wohl dabei: Wir haben nämlich festgestellt, dass das linke Vorderlicht defekt ist, was bei Tag kein Problem ist. Nun wird es allerdings dunkel und ich habe keine Lust, von der Polizei wegen des defekten Lichtes angehalten zu werden. Schon gar nach  einem getrunkenen Bier im Null-Promille-Land Georgien. Aber wir haben keine Wahl. 15 Minuten nachdem wir losgefahren sind, wird es dunkel und mein mulmiges Gefühl wird dadurch nicht besser. Weitere 5 Minuten später fährt eine Polizeistreife in Gegenrichtung an uns vorbei. Im Rückspiegel kann ich beobachten, wie der Wagen langsamer wird und wendet. Mein mulmiges Gefühl mutiert langsam in Richtung Panik. Kaum hat das mit laufendem Blaulicht fahrende Polizeiauto zu uns aufgeschlossen, bekommen wir das Signal, rechts ran zu fahren. Unfassbar!
Die Polizisten fragen, woher wir kommen und wollen die Reisepässe sehen. Dann fragen sie danach, wo wir hinwollen. Als wir unseren Plan erklärt haben, schauen sie uns fragend an und wollen dann wissen, ob wir den botanischen Garten besuchen wollen. Als wir verneinen, erkundigen sie sich, ob wir ein Hotel benötigen. Nach erneutem Verneinen geben sie uns zu verstehen, dass sie uns bis zu einem Übernachtungsplatz eskortieren werden. Es folgt eine viertelstündige Fahrt, bei der wir uns komplett mit Polizeieskorte fortbewegen. Dann ein weiteres Mal anhalten.

Fahren sie einfach auf dieser Straße weiter, nach der nächsten Kurve übernimmt die Polizei Sugdidi die Eskorte.“

Gesagt, getan. Wir fahren um die Kurve und dort wartet Eskorte Nummer 2, die schon informiert ist und uns ankündigt, uns zu einem Übernachtungs-Parkplatz ihrer Wahl zu begleiten. Eine Wahl lassen sie uns nicht. 
Erst um 22:30 Uhr erreichen wir einen total heruntergekommenen Parkplatz neben einer viel befahrenen Straße, dafür aber direkt neben dem rund um die Uhr bewachten Polizeirevier. „Here, you are safe“, sagt der eskortierende Polizist zu uns, deutet auf den patroullierenden Wachmann und braust anschließend davon. Na dann, gute Nacht!

Die Bergetappe
Am nächsten Morgen fühlen wir uns total gerädert und verlegen das Frühstück zu einer verlassenen Tankstelle außerhalb der trubeligen Stadt. Ein wenig erfrischt starten wir danach bei schönstem Wetter zur Bergetappe, vor der ich bereits die letzten Tage gehörigen Respekt hatte. Ich frage mich ernsthaft, ob wir diesen Anstieg mit unserem 5-Tonnen-Mobil schaffen.
Es dauert ewig und wir sind sehr langsam unterwegs, doch KAZYmir schraubt sich kontinuierlich die recht steilen Windungen hinauf ins Gebirge des großen Kaukasus. Die teilweise mit Schlaglöchern und gänzlich unbeleuchteten Tunneln gespickte Piste lässt keinen Augenblick der Ablenkung zu. Am frühen Nachmittag ist es soweit. Wir biegen um eine Kurve und vor uns erheben sich schneebedeckte, majestätische Berge mit mehr als 5.000 Metern Höhe. Ein erhebender und gleichzeitig einschüchternder Anblick. 

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Mittlerweile liegt die Betriebstemperatur unseres 30 Jahre alten Wohnmobils fast konstant bei 90 Grad Celsius, die Zusatzlüftung arbeitet nahezu im Dauerbetrieb. Erst am späten Nachmittag erreichen wir die Abbiegung ins Maseri Valley. Dort haben wir uns mit einem Sylvie und Flo aus Pinneberg verabredet, die wir nun schon seit 3 Monaten immer wieder zufällig treffen. Die beiden sind mit ihrem kleinen Mitsubishi L300 Vierradantrieb unterwegs und warten bereits bei einem unbeschreiblich schönen Übernachtungsspot auf uns. Die Anfahrt zu diesem im hinteren Teil des Gletschertals gelegenen Platzes ist in jedem Sinne atemberaubend: Wir fahren auf einem herausfordernden Feldweg ins Tal hinein, um uns herum grüne Wiesen und vor uns das Massiv des großen Kaukasus, der hier die Grenze zu Russland darstellt. Plötzlich galoppiert eine Gruppe schwarzer Wildpferde direkt vor uns über den Feldweg und wir können nur staunend den Moment genießen. Zum Abschluss dieses „Ritts“ wartet dann noch die Durchquerung eines kleinen Bachlaufs. Auch diese Herausforderung meistert KAZYmir, allerdings mit einem schabenden Aufsetzen der Anhängerkupplung im Flusskies, und dann sind wir endlich da. Es ist einer der schönsten Plätze unserer bisherigen Reise. Ein idyllischer Ort inmitten von Bäumen. Ein eisblauer Gebirgsfluss rauscht nur wenige Meter an uns vorbei. Grünes Gras unter unseren nackten Füßen, als wir aussteigen. Und wir sind auf 3 Seiten von der gewaltigen Bergkulisse umgeben. All das macht die mühsame Anfahrt sofort vergessen.

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Maseri Valley
Als ich die Tür des Wohnmobils am nächsten Morgen öffne, kann ich nur lächeln. Ich sauge die klare, kühle Luft tief in meine Lungen, mache einen Schritt ins noch feuchte Gras und genieße die schon jetzt wärmende Sonne auf meinem Gesicht. Ich bin noch immer schwer beeindruckt vom alpinen Panorama, welches sich mir bietet. Auch die beiden Pinneberger sind schon wach und sitzen mit einem ersten Kaffee in der Sonne. 
Es war schön, gestern Abend mit ihnen am Lagerfeuer zu sitzen, über das Reisen und das Leben zu philosophieren und einen fantastischen Sternenhimmel zu bestaunen. Wir haben die Beiden in den vergangenen Wochen nun schon so oft getroffen, da wir seit unserer Einreise in die Türkei die gleiche Route hatten. Doch war noch nie die Gelegenheit, mit Ihnen einen gemeinsamen Lagerfeuer-Abend zu verbringen, was wir nun endlich nachgeholt haben.
An diesem schönen Tag lassen wir einfach die Seele baumeln und genießen einfach diesen tollen Ort inmitten der Natur des großen Kaukasus-Gebirges. 

Am nächsten Tag steht eine Wanderung zu den Wasserfällen an. Nachdem wir etwa eine Stunde entlang des Gebirgsflusses bis zu einem russischen Grenzposten gewandert sind (ja, hier sind wir nur noch wenige Kilometer von Russland entfernt), geht’s bergauf. Um direkt zu den Wasserfällen zu gelangen, sind noch 400 Höhenmeter und 2 Schneefelder zu überqueren. Tara, die sich Sylvie´s Steigeisen ausgeliehen hat, fliegt geradezu das Schneefeld hoch, während ich bei jedem Schritt die Schuhspitzen in den Schnee rammen muss, was viel anstrengender und deutlich langsamer ist. Doch die Anstrengung lohnt sich allemal, denn plötzlich gibt das Tal den Blick auf 3 Wasserfälle frei, die alle unten beim Grenzposten in „unseren“ Gebirgsfluss zusammenlaufen.

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Während wir beim Abstieg unseren Spass auf den rutschigen Schneefeldern haben, wird uns klar, dass diese Wanderung uns schon mal einen guten Vorgeschmack auf unsere Mehrtageswanderung ab Mestia gibt. Und genau die steht als Nächstes auf unserem Programm…

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English Version:

Shocked. That describes it best. We are standing in the ranger station of Bordschomi National Park, where we want to register for our 2-day hike planned for the following day. The route is planned, the preparations completed and a place to park our camper selected. But what the ranger has just told us to understand, we just can’t believe:
Dogs are not allowed in the National Park! And with it the complete plan is obsolete. A plan that took us several days to complete. Manu and I look at each other, I recognize despair, disbelief and also a touch of anger in her look. It’s a similar story inside me. What now?

Choices…
After we left Tbilisi, the last highlight in Georgia was to be a hike. But where?
Vashlovani National Park? The easternmost national park on the border to Armenia impresses with breathtaking landscapes and its own microclimate with plants and animals that only live there. However, this region is not to be done without four-wheel drive and even the access roads instill us with respect.
Kazbegi? This region in the Great Caucasus directly on the border with Russia is only 100 kilometers north of Tibilsi. But on the old military road leading there, long lines of trucks block the right lane from kilometer zero, and the 2,000 meters of altitude to be covered on the remaining 1.5 lanes with oncoming traffic seem too dangerous.
Mestia? The access road to the ski resort in the Great Caucasus leads from the Black Sea for 1,400 meters of altitude up into the mountains. The hiking possibilities are almost endless, but from Tbilisi it is a long way to the starting point of this adventurous route on partly very bad roads.
The solution is the Bordschomi National Park in the Small Caucasus. Easy to reach with our for Georgia much too big and heavy mobile. Many hiking possibilities and a good infrastructure to stay overnight. But the most unbeatable argument is that this national park is more or less on our way back to the black sea. This makes our decision much easier!
The fact that dogs (even leashed) are not allowed in any of Georgia’s national parks is very difficult to find
on various homepages of the national parks. And now we are standing here, in front of the gates of the national park and are not allowed to enter. Because of our dog.
We are looking for a place to spend the night, because it makes no sense to go back today. And anyway, where to go back to? We decide for a place above Bordschomi in the forest. We miss the entrance and annoyed I make a stupid comment to Manu, who navigates me. We hiss at each other, blame each other. Nerves are on edge. Outside, it has started to rain. The road through the forest turns into a mud fight thanks to construction work. The overnight spot itself is not accessible due to the construction as well. Oh great. There are days when really nothing works.
Enervated we park on a dirty gravel place at the edge of the road and decide to spend the night here. Everything else just doesn’t make sense today…
And only a little later we get a lesson from Tara on how to stay positive even in such a situation. Because no sooner have we parked than she is already outside, as she so often is. And another 30 minutes later we are amazed, because Tara has turned the overgrown, unsightly gravel parking lot into her very own obstacle course… and wants to stay here for a few more days, because she is having so much fun.

This is it, the epitome of „making the best of it“….

Escorted by the police
The next morning the decision is made: We are going to the Great Caucasus, and to Mestia. Now more than ever! This means that there are now 370 kilometers ahead of us. In Georgia with our motorhome, that’s about 10 hours of driving. And this leads us first in east-west direction for 230 kilometers through the Georgian lowlands to Sugdidi, before the mountain stage begins up to Metia, which is located at 1400 meters above sea level. At the beginning, we drive for what feels like an eternity through a single construction site. In this mountainous section the highway is under construction. But it is not Georgia that is building it, no, it is Chinese companies that are using Chinese workers and Chinese construction machinery to create a highly efficient and ultra-modern east-west connection with countless tunnels and bridges to „bypass Russia“. Globalization live.
Then, from Kutaisi on, we enjoy Georgia’s only well-built highway and make quite fast progress. It is a good feeling to cruise with KAZYmir at an average speed of 85 km/h over a quite straight stretch.
Only in the evening we reach our place for the night, which is situated on a meadow directly at a river. We recover a little, Manu cooks pasta and I allow myself to celebrate father’s day with a beer. We have just started eating
, when suddenly a police pickup truck comes to a halt right next to us. I greet politely and ask with the help of the Google Translator whether we may spend the night in this beautiful place. The answer of the not very friendly looking policeman appears in the translation program and reads:

The bones are already dead and the water will come for you!“

Obviously, Google Translator has reached its limits. Now the policeman’s gestures become very clear and he indicates that we should follow him immediately. I promise that we will be out of here in 45 minutes, which makes him nod contentedly and then drive away.
So we get everything ready to drive again and off we go. The next place to stay is in a parking lot at the edge of the botanical garden in Sugdidi, but it is 45 minutes away.
When we start driving, I don’t feel well at all: We found out that the left front light is defective, which is not a problem during the day. But now it’s getting dark and I don’t want to be stopped by the police because of the defective light. Especially after having had a beer in the zero-alcohol country Georgia. But we have no choice. 15 minutes after we left, it gets dark and my queasy feeling doesn’t get any better. Another 5 minutes later, a police patrol drives past us in the opposite direction. In the rearview mirror, I can see the car slowing down and turning around. My queasy feeling slowly mutates towards panic. No sooner has the police car with its blue lights on caught up with us than we get the signal to pull over. Unbelievable!
The policemen ask where we come from and want to see our passports. Then they ask where we want to go. When we explain our plan, they look at us questioningly and then want to know if we want to visit the botanical garden. When we deny, they inquire if we need a hotel. After another denial, they give us to understand that they will escort us to a place to stay.
A quarter-hour drive follows, during which we move completely with police escort. Then another stop.

Just continue on this road, after the next turn the Sugdidi police will take over the escort.“

No sooner said than done. We drive around the bend and there is police escort number 2 waiting, already informed and announcing to escort us to an overnight parking lot of their choice. They do not give us a choice.
Not until 10:30 p.m. do we reach a totally run-down parking lot next to a busy road, but right next to the police station, which is guarded around the clock. „Here, you are safe“ the escorting policeman says to us, points to the patrolling guard and then roars away. Well then, good night!

The mountain stage
The next morning we feel totally exhausted and move breakfast to an abandoned gas station outside the bustling city. A little refreshed, we then start in beautiful weather for the mountain stage, for which I already had a lot of respect the last few days. I seriously ask myself if we can manage this climb with our 5-ton-mobile.
It takes forever as we are traveling very slowly, but KAZYmir is continuously spiraling up the quite steep windings into the mountains of the Great Caucasus. The potholed road and completely unlit tunnels do not allow for a moment of distraction. In the early afternoon the moment has come. We turn a corner and in front of us rise snow-covered, majestic mountains more than 5,000 meters high. An uplifting and at the same time intimidating sight.
In the meantime, the operating temperature of our 30-year-old motorhome is almost constantly 90 degrees Celsius, and the auxiliary ventilation is working almost continuously. It is not until late afternoon that we reach the turnoff into the Maseri Valley. There we have an appointment with a Sylvie and Flo from Pinneberg, Germany, which we met during our travels in Turkey. The two are traveling with their small Mitsubishi L300 four-wheel drive and wait on us at a beautiful overnight spot in this valley. The approach to this spot, located in the back of the glacier valley, is breathtaking in every sense: We drive on a challenging dirt road into the valley, green meadows around us and in front of us the massif of the great Caucasus, which here represents the border to Russia. Suddenly a group of black wild horses gallops across the dirt road right in front of us and we can only enjoy the moment in amazement. At the end of this „ride“ we have to cross a small stream. KAZYmir masters this challenge as well, but with a scraping touchdown of the trailer coupling in the river gravel, and then we are finally there. It is one of the most beautiful places of our trip so far. An idyllic place surrounded by trees. An ice-blue mountain river rushes past us just a few meters away. Green grass under our bare feet as we get out. And we are surrounded on 3 sides by the mighty mountain scenery. All this immediately makes us forget the tedious approach.

Maseri Valley
When I open the door of the camper the next morning, I can only smile. I inhale the clear, cool air deep into my lungs, take a step into the still damp grass and enjoy the already warming sun on my face. I am still very impressed by the alpine panorama that presents itself to me. Our two German friends are already awake and enjoy
their first coffee in the sun.
It was nice to sit with them around the campfire last night, philosophizing about travel and life and marveling at a fantastic starry sky. We have met the two of them so many times now in the past weeks, since we had the same route since we entered Turkey. But we never had the opportunity to spend a campfire evening together, which we now caught up doing.
On this beautiful day we just relax and enjoy this great place in the middle of the nature of the great Caucasus Mountains.
The next day we hike to the waterfalls of the valley. After walking for about an hour along the mountain river to a Russian border post (yes, here we are only a few kilometers away from Russia), we start hiking uphill. To get directly to the waterfalls, there are still 400 meters of altitude and 2 snowfields to cross. Tara, who has borrowed Sylvie’s crampons, virtually flies up the snowfield, while I have to ram the tips of my shoes into the snow with every step, which is much more strenuous and much slower. But the effort is worth it all, because suddenly the valley opens up the view on three waterfalls, which all converge down at the border post in „our“ mountain river. While we have our fun on the slippery snow fields during the descent, we realize that this hike already gives us a pretty good foretaste of our multi-day hike from Mestia. And exactly that is next on our program…

Arpalik Plateau, 2.250 Meter über dem Meeresspiegel. Aladaglar Nationalpark. Türkei.
Hier oben gibt es nichts und niemanden. Keine Tiere sind sichtbar, es dringt kein Laut an unsere Ohren. Ein leichter Wind kühlt unsere Gesichter. Wir genießen diese absolute Einsamkeit, während die Sonne langsam untergeht und wir an einem prasselnden Lagerfeuer inmitten von Schneefeldern den Tag ausklingen lassen. 

Hier siehst Du Arpalik Plateau

80 Stunden vorher:
Nach einen frühen Aufstehen wird ein Happen gefrühstückt, das Auto fahrbereit gemacht und noch schnell von unseren polnischen Freunden verabschiedet. Es ist Zeit rauszukommen, raus aus der Touristenhochburg Göreme in Kappadokien und rein in die Natur, in die Stille. Um kurz nach 8 Uhr morgens starten wir unsere Fahrt in die imposanten Berge des Aladaglar Nationalpark, der etwa 120 Kilometer und 2 Fahrstunden südlich von unserem Standort der letzten Tage liegt.
Aber ein in den letzten Wochen immer lauter werdendes, rhythmisches Quietschen am linken Hinterrad und ein heftiges Ruckeln beim Anfahren speziell am Berg sind Gründe genug für einen Werkstattbesuch im Autoschrauber-Viertel von Nevsehir als kurzen Zwischenstopp vor unserer Fahrt in die Berge.  

Die Reparatur:
Was zunächst wie eine Routine-Instandhaltung beginnt und etwa 2-3 Stunden dauern soll, wird immer komplizierter und langwieriger. Die Ursache des Quietschens ist mit einer neuen Einstellung der hinteren Bremsen und einem Wuchten des Hinterrads relativ schnell erledigt. Doch bei der Probefahrt ist den Profis des IVECO-Betriebs schnell klar, dass unsere Kupplungsscheibe komplett verschlissen ist und zwingend getauscht werden muss. Glücklicherweise ist das Original-Ersatzteil im Lager vorhanden und es kann sofort mit dem Tausch der Kupplungsscheibe begonnen werden.

Two o’clock finished!“

So zunächst die Aussage des Meisters. Also warte ich und jeder Hammerschlag auf irgendein Metallteil an der Unterseite unseres Wohnmobils erzeugt bei mir fast schon körperliche Schmerzen. Außerdem wird die Arbeit an unserem KAZYmir immer wieder durch die Rufe des Muezzin unterbrochen und ein Großteil der Mannschaft ist plötzlich nicht mehr zu sehen. Und so kommt und geht „Two o´clock“ ohne dass ein Ende in Sicht ist…
Warten. Bangen. Die Zeit totschlagen.
Manu ist direkt nach Start der Arbeiten mit den Kindern und Djella „geflüchtet“ und wollte eigentlich ein kleines Café oder Restaurant suchen. Da wir aber mittendrin sind im muslimischen Fastenmonat Ramazan sind die wenigen Gaststätten dieser Umgebung komplett geschlossen. Also suchen sich die drei mit Hund erst eine Wiese, später eine Verkehrsinsel-ähnliche Grünfläche nahe der Werkstatt mitten im Industriegebiet, auf der sie es sich so gemütlich wie möglich machen. So vergeht Stunde um Stunde…

Ich harre derweil in der um die Ecke gelegenen Iveco-Werkstatt aus und trinke mit dem Senior-Chef des Betriebs einen türkischen Çay nach dem anderen. Unser Wohnmobil steht auf der Grube. Eine der Kardanwellen und die defekte Kupplungsscheibe liegen daneben auf dem ölgetränkten Boden der Werkstatt. Mittlerweile ist es schon nach 16 Uhr und ich zweifle immer mehr daran, dass wir hier heute noch wegkommen…

Irgendwann steigt der Meister auf den Fahrersitz, lässt den Motor an, legt einen Gang ein und lässt die Kupplung langsam kommen: Es lässt einen Ruck und KAZY hüpft etwas nach vorne. Ein zufriedenes Nicken und dann ein Aufforderung zu einer Probefahrt an mich.
Ich kann es kaum fassen, wie einfach es sich schalten lässt. Unser 5-Tonnen-Mobil fährt sich fast schon wie ein PKW. Nur die Bremse reagiert seit der Reparatur erst sehr spät, was mich verunsichert. „Alles ok!“, so die Aussage der Werkstatt. Nun, nach mehr als 8 Stunden Reparatur kann es endlich losgehen in Richtung Aladaglar.

Der Aladaglar Nationalpark:
Das Aladaglar Massiv gehört zum östlichen Taurusgebirge und  erstreckt sich über ein Gebiet von 40 Kilometern Länge und 25 km Breite. In dieser Region befinden sich 60 Gipfel mit einer Höhe von über 3.000 Metern, der Kizilkaya ist mit 3.771 Metern der Höchste. 
Erreichbar ist der Nationalpark am Besten von der Westseite mit dem eigenen (oder gemieteten) Fahrzeug, da es keine direkte Busverbindung in den Aladaglar Nationalpark gibt. Von der nächstgelegenen größeren Stadt Nigde aus dauert die Fahrt für die knapp 70 Kilometer lange Strecke etwas über eine Stunde.
Auf der Westseite  gibt es zwei Zugangsmöglichkeiten in den Nationalpark. Das Emli Valley als südlichster Eingang und die Demirkazik Region mit den Tälern Çimbar Valley, Karayalak Valley und Narpuz Valley.
Für den Eintritt in den Nationalpark wird ein sehr fairer Eintrittspreis pro Person, pro Zelt oder pro Fahrzeug verlangt, welcher sich saisonabhängig ändert. Für ein Wohnmobil betrug der tägliche Eintritt im April 2022 ungefähr 3 Euro pro Tag, pro Person waren ca. 50 Cent angesetzt. Dies kann bei den immer wieder vorbeikommenden Rangern bezahlt werden.
Camardi ist die nächstgelegene Stadt zur Region, etwa 11 Kilometer von Demirkazik entfernt und bietet Einkaufsmöglickeiten, eine Bank mit Geldautomat, eine Post und einige Restaurants und Bäckereien. Die meisten Shops sind täglich ab 08:00 Uhr geöffnet.

Hier siehst Du Aladaglar National Park
Aladaglar National Park

Die Ankunft am Nationalpark:
Es macht einfach Spaß, mit neuer Kupplung und auf bestens ausgebauten Straßen dem Gebirgszug Aladaglar entgegen zu cruisen. 20 Minuten nach Verlassen der Werkstatt fahren wir recht zügig auf einer Schnellstraße Richtung Süden. Aber wie zügig eigentlich? Mein Blick geht zum Tachometer und ich erschrecke: Mir wird eine Geschwindigkeit von Null angezeigt… Tacho kaputt! Irgendwas ist bei der Reparatur wohl beschädigt worden. Aber zurückfahren wollen wir jetzt nicht mehr. Also weiter.
Es dämmert schon, als wir am Aladaglar Camping ankommen. Zumindest sagt uns das unser Navi. Allerdings finden wir den Campingplatz an diesem Abend nicht, was wahrscheinlich der Anstrengung des Tages geschuldet ist… Wir fahren etwas unschlüssig umher auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz. Wir durchqueren eine Senke und müssen auf der Gegenseite an einem steilen Stück anhalten, um abzubiegen. Ich ziehe die Handbremse und … rolle einfach rückwärts. So ein Mist. Die Handremse funktioniert nicht. Ausgerechnet jetzt im Gebirge! Mittlerweile ist es stockdunkel und nach geraumer Zeit ergebnisloser Suche parken wir schließlich einfach am Straßenrand der Landstraße nach Camardi vor einem abgezäunten Gartengrundstück – Vanlife spielt sich eben nicht immer nur an malerischen Orten ab!
Eine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt es auf dieser Strasse anscheinend nicht, denn immer wieder schaukelt das komplette Wohnmobil, wenn Autos und LKW´s mit einem Affenzahn an uns vorbeirasen. Es ist eine unruhige Nacht und der Erholungsfaktor hält sich in Grenzen. 
Am nächsten Morgen werden wir dafür mit blauem Himmel und einem traumhaften Blick auf die umliegenden Gebirgsketten belohnt. Wir fahren direkt los in Richtung Demirkazik, parken oberhalb des kleinen Örtchens an einer Schotterpiste und frühstücken ausgiebig. 

Das Çimbar Valley:
Wir fahren auf der Schotterpiste oberhalb von Demirkazik am Ort vorbei, lassen die „Mountain Hut“, die auch als Basis für viele Bergsteiger und Wanderer hier dient, rechts liegen und erreichen nur einige hundert Meter weiter das Çimbar Valley. Dieser Canyon ist Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen  und außerdem Heimat eines sehr einfach zu erreichendes Klettergebietes. Direkt am Ausgang (oder Eingang) des Canyons gibt es einen Parkplatz, der nun für einige Tage unser Basislager sein wird. Wir sind aufgrund unserer nicht mehr vorhandenen Handbrems-Funktion froh über diese ebene Parkmöglichkeit. Die vorbeiführende Straße stört uns dabei nicht, da sie tagsüber nur sehr wenig befahren ist, nachts sind wir hier komplett alleine.

Blick ins Çimbar Valley

In den nächsten Tagen erkunden wir den unteren Teil des wie ein „Y“ geformten Canyons. Meist kehren wir um, bevor sich der Canyon in einen linken und einen rechten Arm teilt. Der Fluss in der Mitte des Canyons wird durch die immer größer werdenden Schmelzwassermengen täglich stärker.

Die Klettersektoren befinden sich hier auf beiden Seiten des Canyons, so dass wir der schon jetzt im April sehr starken Sonnenstrahlung etwas ausweichen können. In allerfeinstem Kalkstein gibt es hier über 100 Sportkletterrouten und mehrere Duzend Multipitch-Routen, einige davon bis zu 300 Metern hoch.
Die Auswahl an Routen unter einer Schwierigkeit von 6a ist allerdings sehr begrenzt, so dass wir schon etwas suchen müssen, um einen Sektor für die ganze Familie finden zu können. Ab einem Schwierigkeitsgrad größer 6a ist die Auswahl allerdings gigantisch.

Trekking zum Arpalik Plateau:
Nach etwas Vor-Ort-Recherche hinsichtlich der Schneebedingungen, der Wanderroute und der Campingmöglichkeiten machen wir uns am 24. April auf den Weg vom auf 1.600 Metern hoch gelegenen Parkplatz zum Arpalik Plateau auf 2.250 Metern Höhe. Wir, das sind leider nur mein Sohn Basti und ich. Da meine Tochter eine Erkältung mit Fieber auskuriert, bleibt sie mit Manu beim Wohnmobil.
Am Vortag geriet unser Plan deutlich ins Wanken, nachdem ein polnischer, sehr durchtrainiert aussehender Wanderer ebenfalls diese Route gehen und auf dem Plateau im Zelt übernachten wollte. Nach ca. 2 Stunden kam er etwas entnervt zurück und berichtete uns, dass der Aufstieg im hinteren Teil des Canyons durch die Schmelzwassermassen viel zu gefährlich sei.
Wir überlegten lange, dann entschieden wir uns: Wir versuchen es! Gegen 12 Uhr Mittags schultern wir die Rucksäcke, die mit Proviant, Campingkocher, Zelt, Schlafsäcken, Isomatten und warmer Kleidung bestückt sind.

Hier siehst Du Trekking Preparations
Trekking Vorbereitung

Wir wandern zunächst wieder den uns jetzt schon bekannten Teil des unteren „Y“ entlang und erreichen nach kurzer Zeit die Gabelung. Wir entscheiden uns für den rechten, den kürzeren Weg. Direkt nach der Gabelung wird der Weg steiler, der Aufstieg anstrengender. Bei 24 Grad Außentemperatur und wolkenlosem Himmel fangen wir schnell an zu schwitzen und können uns gar nicht vorstellen, dass wir hier jemals frieren werden…
Wir queren mehrmals den Flusslauf und der im unteren Bereich zum Teil über 100 Meter breite Canyon wird immer schmaler, so dass wir jetzt im Schatten wandern. Wir durchsteigen unser erstes Schneefeld und queren ein zweites. Uns ist schon etwas mulmig, da es hier steil bergab geht und wir lieber nicht abrutschen wollen.
Dann kommen wir zur Schlüsselstelle: Eine vermeintlich leichte, 4 Meter hohe Passage mit einem dazwischen liegenden kleinen Balkon ist zu erklettern. Eigentlich gar kein Problem, wenn die unteren 2 Meter nicht durch das Schmelzwasser zu einem Wasserfall geworden wären. Ich klettere zunächst alleine mit meinem Rucksack, den ich dann oben lasse. Danach komme ich zurück, um Basti zu helfen und ihn bei Bedarf abzusichern. Nach 10 Minuten und mit vier nassen Füßen haben wir es geschafft.

Hier siehst Du Arpalik Trek 2

Nun weiten sich die Wände des Canyons immer mehr, es wird wieder sonnig und wir erklimmen eine leicht ansteigende Hochebene. Noch ein letztes, etwas flacheres Schneefeld, dann sind wir da: Das Alpalik Plateau. Wie ein Sattel erstreckt sich vor und hinter uns leicht abfallendes Grasland, immer wieder mit Schneefeldern bedeckt. Zur Rechten ein langgestreckter Hügel, von dessen Kuppe aus wir hinabsehen können in den Canyon und bis zu dessen Ausgang. Unser KAZYmir erscheint als kleiner Punkt auf dem sich dort befindlichen Parkplatz. Zur Linken ragen die hohen Gipfel des Aladaglar Massivs majestätisch vor uns auf. Ein atemberaubender Anblick.

Inmitten dieser einzigartigen Kulisse bauen wir unser Zelt auf, bereiten unser Schlaflager vor und kochen ein einfaches Abendessen: Tabouleh aus feinem Bulgur, getrockneten Früchten, Gurken und Tomaten. Es schmeckt köstlich. 

Hier siehst Du Arpalik Camp
Camp auf dem Arpalik Plateau

Wir sammeln einige herumliegende Zweige und Äste, entzünden ein kleines Lagerfeuer und genießen die kühler werdende Abendluft. Um kurz nach 21 Uhr kriechen wir in unsere Schlafsäcke. Unter dem wolkenlosen Sternenhimmel verbringen wir eine dann doch klirrend kalte Nacht, in der wir vor Kälte immer wieder aufwachen, denn auch Schlafsäcke mit Komfortbereich bis zu -5 Grad kommen irgendwann an ihre Grenzen.

Hier siehst Du Arpalik Camp at Night

Schon früh am nächsten Morgen wachen wir auf und bereiten in der sich langsam über die Bergspitzen kämpfenden Sonne ein schnelles Frühstück zu. Dann steht der 2,5-stündige Abstieg die andere Seite des Sattels hinab über eine karge Hochebene auf dem Programm. Nur 24 Stunden nach unserem Aufbruch sind wir zurück bei unseren Mädels… 
Es war ein einzigartiges Abenteuer und definitiv der spektakulärste Zeltplatz meines bisherigen Lebens.

Abstieg über das karge Hochplateau

Fazit:
Der Aladaglar Nationalpark gehört zu einem der absoluten Highlights auf unserer Türkeireise. Es ist verwunderlich, dass viele Touristen dieses Gebiet nicht kennen und somit auf dem Weg nach Kappadokien einfach daran vorbeifahren. Damit ist Aladaglar für Reisende, die Abenteuer abseits der Touristenpfade suchen, glücklicherweise immer noch ein Geheimtipp. Hier existiert recht wenig Infrastruktur und man erlebt eine unberührte, ursprüngliche und authentische Türkei. Das macht diesen Nationalpark zu einem Muss für Kletterer, Wanderer und Skitourengänger.

English Version:

Arpalik Plateau, 2,250 meters above sea level. Aladaglar National Park. Turkey.
Up here there is nothing and nobody. No animals are visible, no sound reaches our ears. A light wind cools our faces. We enjoy this absolute solitude as the sun slowly sets and we end the day at a crackling campfire in the middle of snowfields.

80 hours before:
After getting up early, we have a bite to eat for breakfast, get the car ready to go and say a quick goodbye to our Polish friends. It’s time to get out, out of the tourist stronghold of Göreme in Cappadocia and into nature, into silence. Shortly after 8 a.m. we start our drive to the imposing mountains of the Aladaglar National Park, which is located about 120 kilometers and 2 hours drive south of our location of the last days.
But a rhythmic squeaking on the left rear wheel, which has been getting louder and louder over the last few weeks, and a violent jerking when starting up, especially on hills, are reasons enough for a visit to the garage in the auto repair district of Nevsehir as a brief stopover before our drive into the mountains.

The repair:
What at first starts like a routine maintenance and should take about 2-3 hours, becomes more and more complicated and lengthy. The cause of the squeaking is taken care of relatively quickly with a new adjustment of the rear brakes and a balancing of the rear wheel. But during the test drive, it quickly becomes clear to the professionals at the IVECO store that our clutch disc is completely worn out and in desperate need of replacement. Fortunately, the original spare part is in stock and the replacement of the clutch disc can be started immediately.

Two o’clock finished!“

This is initially the statement of the head of the garage. So I wait and every hammer blow on any metal part on the underside of our motorhome creates almost physical pain for me. In addition, the work on our KAZYmir is interrupted again and again by the calls of the muezzin and a large part of the crew is suddenly no longer to be seen. And so „Two o’clock“ comes and goes with no end in sight….
Waiting. Anxiety. Killing time.
Manu „fled“ with the kids and Djella right after the work started and actually wanted to look for a small café or restaurant. But since we are in the middle of the Muslim fasting month of Ramazan, the few restaurants in the area are completely closed. So the three of them with the dog first look for a meadow, later for a green area similar to a traffic island near the workshop in the middle of the industrial area, where they make themselves as comfortable as possible. Hour after hour passes…
Meanwhile, I wait in the Iveco workshop around the corner and drink one Turkish Çay after another with the senior boss of the company. Our motorhome is parked on the pit. One of the cardan shafts and the defective clutch disc are lying next to it on the oil-soaked floor of the workshop. In the meantime, it is already after 4 p.m. and I doubt more and more that we will get out of here today…
At some point, the head of the garage climbs into the driver’s seat, starts the engine, engages a gear and lets the clutch come slowly: It lets out a jerk and KAZY bounces forward a bit. A satisfied nod and then an invitation to me to take a test drive.
I can hardly believe how easy it is to shift gears. Our 5-ton mobile almost drives like a passenger car. Only the brake reacts very late since the repair, which unsettles me. „Everything ok!“ was the statement of the workshop. Now, after more than 8 hours of repair, we can finally set off in the direction of Aladaglar.

Aladaglar National Park:
The Aladaglar Massif is part of the eastern Taurus Mountains and covers an area 40 kilometers long and 25 kilometers wide. In this region there are 60 peaks with a height of more than 3,000 meters, the Kizilkaya is the highest with 3,771 meters.
The national park is best reached from the west side with your own (or rented) vehicle, as there is no direct bus connection to Aladaglar National Park. From the nearest larger town of Nigde, the drive takes a little over an hour for the nearly 70 kilometer route.
On the west side, there are two access points into the national park. The Emli Valley as the southernmost entrance and the Demirkazik region with the Cimbar Valley, Karayalak Valley and Narpuz Valley.
There is a very fair entrance fee per person, per tent or per vehicle to enter the national park, which changes seasonally. For a camper van, the daily entrance fee in April 2022 was about 3 Euro per day, per person was about 50 cents. This can be paid at the rangers who are always passing by.
Camardi is the closest town to the region, about 11 kilometers from Demirkazik and offers shopping, a bank with ATM, a post office and some restaurants and bakeries. Most stores are open daily from 08:00 a.m.

Arrival at the National Park:
It’s just fun to cruise towards the Aladaglar mountain range with a new clutch and on well-maintained roads. 20 minutes after leaving the workshop, we drive quite quickly on an expressway heading south. But how fast are we actually going? My gaze goes to the speedometer and I am startled: I am shown a speed of zero… Speedometer broken! Something must have been damaged during the repair. But we don’t want to go back now. So we continue.
It is already dawn when we arrive at Aladaglar Camping. At least that’s what our navi tells us. However, we don’t find the campground this evening, which is probably due to the effort of the day… We drive around a bit indecisively in search of a place to spend the night. We cross a depression and have to stop on the opposite side at a steep part to turn off. I pull the handbrake and … just roll backwards. What a bummer. The handbrake doesn’t work. Now of all times in the mountains! In the meantime it’s pitch dark and after a long time of fruitless searching we finally park on the side of the road to Camardi in front of a fenced garden plot – van life doesn’t always happen in picturesque places!
A speed limit does not exist on this road apparently, because again and again the complete motorhome rocks, if cars and trucks with a monkey speed at us vorbeirasen. It is a restless night and the recovery factor is limited.
The next morning we are rewarded with blue sky and a fantastic view of the surrounding mountain ranges. We drive directly towards Demirkazik, park above the small village on a gravel road and have breakfast.

Çimbar Valley:
We drive on the gravel road above Demirkazik past the village , leave the Mountain Hut, which also serves as a base for many climbers and hikers here, on the right and reach only a few hundred meters further the Çimbar Valley. This canyon is the starting point for numerous hikes and also home to a very easy to reach climbing area. Right at the exit (or entrance) of the canyon there is a parking lot, which will now be our base camp for a few days. The passing road doesn’t bother us, as it is very little used during the day, and at night we are completely alone here.
In the next days we explore the lower part of the canyon which is shaped like a „Y“. Most of the time we turn back before the canyon divides into a left and a right arm. The flow in the middle of the canyon is getting stronger every day due to the ever increasing amounts of meltwater. The climbing sectors here are on both sides of the canyon, so we can somewhat avoid the sun’s rays, which are already very strong in April.
In the very finest limestone, there are over 100 sport climbing routes here and a several dozen multipitch routes, some up to 300 meters high.
However, the choice of routes below a difficulty of 6a is very limited, so we have to search a bit to find a sector for the whole family. From a difficulty level greater than 6a, however, the selection is gigantic.

Trekking to Arpalik Plateau:
After some on-site research regarding snow conditions, the hiking route and camping options, we set off on April 24 from the parking lot located at 1,600 meters above sea level to the Arpalik Plateau at 2,250 meters above sea level. We, that is unfortunately only my son Bastian and me. Since my daughter cures a cold with fever, she stays with Manu at the camper.
The day before, our plan was clearly shaken after a Polish, very well-trained looking hiker also wanted to go this route and spend the night on the plateau in the tent. After about 2 hours he came back a bit unnerved and told us that the ascent in the back part of the canyon was much too dangerous due to the meltwater masses. We thought about it for a long time, then we decided: We’ll try it!
Around 12 noon we shoulder our backpacks, which are equipped with provisions, camping stove, tent, sleeping bags, sleeping mats and warm clothes. We first hike again along the now already familiar part of the lower „Y“ and after a short time we reach the fork. We decide to take the right, the shorter path. Immediately after the fork, the path becomes steeper, the ascent more strenuous. With 24 degrees outside temperature and cloudless sky we quickly start to sweat and can’t imagine that we will ever freeze here…
We cross the river several times and the canyon, which is partly more than 100 meters wide in the lower part, becomes narrower and narrower, so that we now hike in the shade. We climb through our first snowfield and cross a second one. We are already a little queasy, because it goes steeply downhill here and we would rather not slip.
Then we come to the key point: a supposedly easy, 4 meter high passage with a small balcony in between has to be climbed. Actually no problem at all, if the lower 2 meters would not have become a waterfall by the meltwater. I climb first alone with my backpack, which I then leave at the top. Afterwards I come back to help Basti and to belay him if necessary. After 10 minutes and with four wet feet we made it.
Now the walls of the canyon widen more and more, it becomes sunny again and we climb up a slightly rising plateau. One last, somewhat flatter snowfield, then we are there: the Alpalik Plateau. Like a saddle, slightly sloping grassland stretches in front of and behind us, covered again and again with snowfields. To the right, an elongated hill, from the top of which we can look down into the canyon and to its exit. Our KAZYmir appears as a small dot on the parking lot located there. To the left, the high peaks of the Aladaglar massif rise majestically before us. A breathtaking sight.
Amidst this unique scenery we pitch our tent, prepare our sleeping camp and cook a simple dinner: Tabouleh with fine bulgur, dried fruits, cucumbers and tomatoes. It tastes delicious.
We gather some twigs and branches lying around, light a small campfire and enjoy the evening air which is getting cooler. Shortly after 9 pm we crawl into our sleeping bags. Under the cloudless starry sky we spend a then nevertheless bitterly cold night, in which we wake up before cold again and again, because also sleeping bags with comfort range up to -5 degrees come sometime to their borders.
Early the next morning we wake up and prepare a quick breakfast in the sun slowly fighting its way over the mountain peaks. Then the 2.5 hour descent down the other side of the saddle across a barren plateau is on the agenda and just 24 hours after we set off we are back with our girls….
It was a unique adventure and definitely the most spectacular campsite of my life so far.

Conclusion:
Aladaglar National Park is one of the absolute highlights on our Turkey trip. It is surprising that many tourists do not know this area and thus pass by on their way to Cappadocia. Therefore, Aladaglar is fortunately still an insider’s tip for travelers who are looking for adventure off the beaten track. Here exists quite little infrastructure and one experiences an untouched, original and authentic Turkey. This makes this national park a must for climbers, hikers and ski tourers.

* Please find English Version below *

Kappadokien. Wir träumen schon lange davon, diesen Ort zu besuchen. Unser Plan, dorthin zu gelangen, ist einfach: Von Manavgat bei Antalya immer die Küste entlang fahren. Jetzt, im April, nach dem langen und viel zu kalten Winter ausgiebig die Sonne genießen. Immer mal wieder anhalten und in die Wellen springen. Nachts direkt am Meer in malerischen Buchten stehen und morgens von der Sonne geweckt werden. Dann ab Mersin noch eine Tagesetappe ins zentrale Hochland bis ins magische Kappadokien. Soweit der Plan. Die Realität sieht manchmal eben anders aus…

Unsere Reiseroute nach Kappadokien (Karte erstellt mit Google Maps)

Endlich ist er da, der Frühling. Bei über 20 Grad Tagestemperatur und überwiegender Wolkenlosigkeit genießen wir jeden Sonnenstrahl. Beste Voraussetzungen für einen echten Roadtrip nach Kappadokien.
Als wir am 11. April durch Alanya fahren, wissen wir, dass wir damit auch den touristischen Teil der türkischen Südküste verlassen. Und doch sind wir überrascht, wie schnell sich die Umgebung ändert. Riesige, unter einfacher Plastiplane verborgene Plantagen füllen ganze Täler der bergigen Landschaft aus. Weisse Tunnel, unter denen Erdbeeren, Bananen und anderes Obst angebaut werden. Noch schlimmer ist, dass sichtbar wird, wie wenig nachhaltig diese Art der Gewächshaus-Variante wirklich ist. Überall am Straßenrand finden sich Fetzen und Reste von Plastikplanen, die in den letzten Jahren der UV-Strahlung der Sonne nicht mehr standhielten, spröde wurden, zerrissen und vom Wind „entsorgt“ wurden. Günstig für die hiesige Landwirtschaft, eine Katastrophe für die Umwelt…

Blick auf unzählige „Plastik-Plantagen“

Je weiter ostwärts wir kommen, desto öfter finden wir abgedeckte Plantagen. Bananen. Überall. Ganze Täler sind mit Bananenplantagen bedeckt. Sie erstrecken sich hier von den Ausläufern des Taurus bis hin zum Meer. Jeder freie Fleck wird genutzt. Und auch hier Berge von sich langsam zersetzender Plastikplane.

Wir merken schnell, dass dieser Abschnitt unserer Reise absolut nicht nach Plan laufen wird. Wir werden irgendwie nicht „warm“ mit dieser Gegend. Auch wenn die Route fast ausschließlich am in den verschiedensten Türkisfarben schimmernden Meer entlangführt, gestaltet sich die Stellplatzsuche – auch wegen der allgegenwärtigen Landwirtschaft – als herausfordernd. Ein kalter Wind macht unser geplantes Meerbaden zunichte und sowieso sind malerische, einsame Buchten eher selten. Daher ändern wir unsere ursprüngliche Planung und legen die fast 400 Kilometer lange Strecke von Alanya bis Tarsus mit nur 2 Übernachtungen zurück: Eine davon zwischen Bananen, die zweite bei einem Restaurant direkt an der Küste.

Dann gilt es, Mersin zu durchqueren bzw. zu umfahren. Die mit über einer Million Einwohnern recht große Stadt „erschlägt“ uns aufgrund des hohen LKW-Verkehrsaufkommens. Wir bemerken, dass wir diese Art von Verkehr absolut nicht mehr gewohnt sind. 
Ein empfehlenswerter und günstig gelegener Stadt-Stellplatz im benachbarten Tarsus ist dann Ausgangsbasis, um Vorräte und Wasser aufzufüllen und endlich, nach fast 6 Wochen in der Türkei, eine Autobahnvignette für die Strecke nach Kappadokien zu finden und zu kaufen.

Wir verlassen Tarsus am nächsten Morgen bei bestem Wetter. Sofort werden mächtige schneebedeckte Bergketten am Horizont im Norden sichtbar. Sie wirken einschüchternd auf uns, da wir direkt darauf zufahren. Sie erinnern uns daran, dass uns heute eine Bergetappe bevorsteht, um die auf über 1.100 Metern hoch gelegene Region Kappadokien zu erreichen. Wieder einmal hoffen wir, dass unser KAZYmir diese nächste Herausforderung durchhält…

Es tut gut, mal wieder auf einer Autobahn zu fahren. Noch dazu auf einer Strasse in einem sehr guten Zustand und mit wenigen Kurven. Mit knapp über 80 Stundenkilometern kommen wir auf der moderat ansteigenden Strecke gut voran. Die Umgebung wird dabei immer spektakulärer und ähnelt bald einer Mondlandschaft. Eine Steinwüste. Immer steiler aufragende Berge. Kein Bewuchs. Die verschiedensten Brauntöne wechseln einander ab. Um uns herum oft kilometerlang nichts. Kein Dorf. Keine Stadt. Keine Zivilisation. Dann endlich mal wieder eine Tankstelle mit Raststätte, an der wir eine kurze Mittagspause machen. Danach wieder unendlich wirkende Weite. Bis in der Ferne plötzlich eine Stadt auftaucht. Zu Beginn wirkt die Stadt wie eine Fata Morgana, dann fahren wir an Nigde vorbei und und sind über die Lage dieser auf über 1.200 Metern hoch gelegene Stadt mit 160.000 Einwohnern einfach nur verwundert. Warum leben Menschen ausgerechnet hier?

Nach einer weiteren Stunde Fahrt fahren wir von der Autobahn ab und durchqueren Nevsehir. Schon hier sind einige Felsformationen zu sehen, in die Höhlen gehauen wurden, um vor langer Zeit darin zu leben. Und doch deutet noch nichts auf die Landschaft Kappadokiens hin, die auf Bildern immer so unwirklich erscheint. Nach einigen Kilometern taucht Uchisar vor uns auf. Wir durchqueren einen immer noch recht normal wirkenden Ortskern, fahren auf eine Kurve zu, die einen Berg umrundet. Die Strasse fällt plötzlich steil ab und dann sind wir plötzlich da. Kappadokien. 

In der späten Nachmittagssonne blicken wir auf ein Tal voller kegelförmiger Gesteinsformationen, hoch aufragender Felsnadeln, Kamine. Die Schichtung des Gesteins ist deutlich erkennbar. Weiß wechselt sich mit beige und ocker ab. Bei genauerem Hinsehen werden aus der Bronzezeit stammende Höhlenwohnungen und Felsenkirchen erkennbar. Mit offenen Mündern fahren wir direkt rechts ran, steigen aus und bestaunen den sich uns bietenden magische Anblick. Viele verbinden Kappadokien mit unzähligen Heißluftballons in der aufgehenden Morgensonne, doch bereits die Landschaft an sich raubt uns den Atem. So lange schon steht Kappadokien auf unserer Wunschliste, so lange schon sehnen wir uns nach diesem Ort, so lange schon warten wir darauf, endlich hier zu sein. Uns ist klar, dass dies eine Erfahrung sein wird, die uns für immer in Erinnerung bleiben wird.  

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Erster Blick auf Kappadokien

Total erschöpft von den letzten Tagen und überwältigt von dieser bizarren Natur fahren wir ins kleine Städtchen Göreme und suchen uns einen Übernachtungsplatz, denn es fängt mittlerweile schon langsam an zu dämmern. Wir finden eine weitläufige, leicht hügelige Ebene direkt außerhalb der Stadt. Außer einiger anderer, meist geländegängiger Autos ist der Ort sehr ruhig. Plötzlich knattert es überall und wir sind umringt von Dutzenden von Quads, die hierher kommen, um den Sonnenuntergang mitzuerleben. Anscheinend eine beliebte Aktivität für hunderte Touristen in Kappadokien. Kaum ist die Sonne untergegangen, sind wir komplett alleine. Wir parken am Rand der Ebene und gehen früh schlafen. Und nur wenige Stunden später soll sich herausstellen, dass dies eine sehr gute Entscheidung war.

Fortsetzung folgt…

English Version:

Cappadocia. We have been dreaming of visiting this place for a long time. The plan to get there is simple: drive from Manavgat near Antalya always along the coast. Now, in April, after the long and much too cold winter, enjoy the sun extensively. Stop every now and then and jump into the sea. At night, park directly at the sea in picturesque bays and be woken up by the sun in the morning. Then from Mersin another day’s stage into the central highlands to the magical Cappadocia. So much for the plan. Reality sometimes looks different…

Finally Spring is here. With a daytime temperature of over 20 degrees and mostly no clouds, we enjoy every ray of sunshine. Best conditions for a real road trip to Cappadocia.
When we drive through Alanya on April 11, we know that we are leaving the touristy part of the Turkish south coast. And yet we are surprised how quickly the environment changes. Huge plantations hidden under simple plastic tarp
s fill entire valleys of the mountainous landscape. White tunnels under which strawberries, bananas and other fruits are grown. Even worse, it is clearly visible how unsustainable this type of greenhouse really is. Everywhere along the roadside you can find scraps and remnants of plastic tarps, which in recent years have not withstood the UV radiation of the sun, have become brittle, torn and „disposed“ of by the wind. Favorable for the local agriculture, a disaster for the environment…
The further east we go, the more often we find uncovered plantations. Bananas. Everywhere. Whole valleys are covered with banana plantations. They stretch from the foothills of the Taurus all the way to the sea. Every spot is used. And here, too, mountains of slowly decomposing plastic sheeting.

We quickly realize that this section of our trip will absolutely not go according to plan. We somehow don’t „warm up“ with this area. Even if the route leads almost exclusively along the sea shimmering in the most different turquoise colors, the search for a parking place – also because of the omnipresent agriculture – turns out to be challenging. A cold wind ruins our planned hop into the sea and anyway picturesque, lonely bays are rather rare. Therefore we change our original plan and cover the almost 400 kilometer distance from Alanya to Tarsus with only 2 overnight stays: One of them between bananas, the second one at a restaurant directly on the coast. Then we have to cross or rather drive around Mersin. The city, which is quite large with over a million inhabitants, challenges us because of the high volume of truck traffic. We notice that we are absolutely not used to this kind of traffic anymore.
A recommendable and conveniently located city parking in Tarsus is then the starting point to fill up supplies and water and finally, after almost 6 weeks in Turkey, to find and buy a highway vignette for the route to Cappadocia.

We leave Tarsus the next morning in the best weather. Immediately, mighty snow-covered mountain ranges become visible on the horizon to the north. They seem intimidating to us as we drive directly towards them. They remind us that we are facing a mountain stage today to reach the Cappadocia region, which is located at an altitude of over 1,100 meters. Once again, we hope that our KAZYmir can endure this next challenge….
It feels good to drive on a highway again. Even more so on a road in very good condition and with few curves. With a speed just over 80 kilometers per hour we make good progress on the moderately ascending route. The surroundings become more and more spectacular and soon resemble a lunar landscape. A stone desert. Mountains rising ever steeper. No vegetation. The most different brown tone colours alternate. Around us often nothing for miles. No village. No city. No civilization. Then finally a gas station with a restaurant, where we take a short lunch break. After that, the vastness seems endless again. Until suddenly a city appears in the distance. At the beginning the city seems like a mirage, then we drive past Nigde and are simply amazed at the location of this city with 160,000 inhabitants, situated at an altitude of over 1,200 meters. Why do people live here of all places?

After another hour of driving we leave the highway and cross Nevsehir. Already here we can see some amazing rock formations, into which caves were carved to live in long ago. And yet there is still nothing to suggest the landscape of Cappadocia, which always seems so unreal in pictures. After a few kilometers, Uchisar appears in front of us. We pass through a still quite normal-looking village center, heading for a curve that circles a mountain. The road suddenly drops steeply and then we are suddenly there. Cappadocia.

In the late afternoon sun, we look down on a valley full of bizarre rock formations, towering spires of rock, chimneys. The layering of the rock is clearly visible. White alternates with beige and ocher. A closer look reveals cave dwellings and rock churches dating back to the Bronze Age. With open mouths, we pull over, get out of the car and marvel at the magical landscape that presents itself to us. Many associate Cappadocia with countless hot air balloons in the rising morning sun, but already the landscape itself takes our breath away. For so long Cappadocia has been on our wish list, for so long we have been waiting to finally be here, for so long we have been longing for this place. We realize that this will be an experience that we will remember forever.

Totally exhausted from the last days and overwhelmed by this bizarre nature we drive to the small town of Göreme and look for a place to spend the night, because in the meantime it slowly starts to dawn. We find a spacious, slightly hilly plain just outside the town. Except for some other, mostly off-road cars, the place is very quiet. Suddenly there is a roaring everywhere and we are surrounded by dozens of quads that come here to witness the sunset. Apparently a popular activity for hundreds of tourists in Cappadocia. As soon as the sun has set we are completely alone again. We park at the edge of the plain and go to sleep early. And only a few hours later it shall turn out that this was a very good decision.

To be continued…