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Unsere 15-monatige Reise „Ostwärts mit Umwegen“ führt uns 2022 auch für 3 Monate in die Türkei. Dort haben uns viele Orte in ihren Bann gezogen und doch gibt es einen, der uns, Kleine und Große, ganz besonders verzaubert: Kappadokien!

Mit diesem Artikel wollen wir euch eine kleine Starthilfe geben, für eure eigene Reise in eine Region Zentralanatoliens, geboren aus Feuer und Wind. Wir schreiben basierend auf persönlichen Erfahrungen und daher ist diese Übersicht nicht vollständig.

Kappadokien bietet unzählige Möglichkeiten zum Staunen, Erleben und Wandern. Wir bleiben viel länger dort als ursprünglich geplant, und sind nach einem abenteuerlichen Zwischenaufenhalt im unbekannten, aber atemberaubenden Nationalpark Aladaglar gerne nach Kappadokien zurückgekehrt und werden auch sicher auf zukünftigen Reisen wieder dorthin fahren. Es ist einfach zu magisch! Also zücke dein Notizbuch, Hinweise zu weiteren Artikeln und Stellplätzen findest du im Text verlinkt und blau hinterlegt. Viel Spass bei der Planung für deine eigene Traumzeit in Kappadokien!

Unser Ausblick vom Camper aus…

1. Die Anfahrt nach Kappadokien

Wir hatten uns, von Antalya aus kommend, entschieden so lange wie möglich entlang der Küstenstraße D400 Richtung Osten zu fahren und dann die Anfahrt nach Göreme, im Zentrum Kappadokiens, über die Nord-Süd Verbindung zu fahren: Antalya Richtung Mersin, dann die Autobahn Tarsus -Ankara (für uns ist es das erste Mal Autobahn seit vielen Monaten.) Ein Tipp hierzu: Bitte denke an die HGS Plakette für die Autobahn Maut, diese gibt es u.a. in der PTT (Post) in Tarsus. Im immer noch recht kühlen April wollen wir mit dieser Fahrtaktik länger das erste warme Wetter an der Küste genießen. Mehr Infos zum Reisen entlang der Südküste findest du hier.  In Tarsus angekommen gibt es einen schönen städtischen Wohnmobilstellplatz, bei dem jeder Camper sein eigenes „Gärtchen“ hat, der außerdem für bis zu drei Nächte kostenlos ist und sogar Strom- und Wasserversorgung anbietet. Als wir im April dort waren, war es recht voll, so dass wir nicht mehr in die offiziellen Parkbuchten stehen konnten, aber dennoch noch ein Plätzchen fanden.

Alternative Anreise: Aus dem Süden kommend, reisen viele Familien über eine kurven- und höhenmeterreiche Strecke von Side via Konya und Aksaray an. 

Dabei bietet es sich an, das Ritual der tanzenden Derwische in Konya zu besuchen. Konya ist eine traditionelle Stadt, in der es während des Ramadan tagsüber kniffliger werden kann, Essensvorräte aufzufüllen. Es ist die Geburtsstadt des persischen Poeten und Philosophen Rumi, dessen Weisheiten und Zitate immer wieder meine Yogastunden begleiten. Das dortige Rumi Museum und das Science Museum sind ebenfalls viel gelobt worden. 
Wen es mehr in die Natur zieht, kann zügig durch Konya fahren und sollte das Ihlara Valley, in der Nähe von Aksaray, ansteuern: Ein Canyon, durch den Schafherden ziehen, Felsenhäuser stehen und Ziesel über die Wiese springen. (Mehr zum Ilhara Valley in Kapitel 5)

Mehr über unsere Anfahrt erfährst du im Artikel Roadtrip nach Kappadokien.

2. Vor Ort 

Kappadokien liegt auf einer Hochebene, mit Kayseri findet sich die größte Stadt in dieser Gegend, die auch einen Flughafen besitzt, von dem aus viele Touristen ihren Aufenthalt in Kappadokien starten. Auf dem Weg ins Zentrum der „Heißluftballon-Magie“ passieren wir Nevshehir und steuern auf Göreme zu.

Göreme ist der größte der touristischen Orte in Kappadokien, hier gibt es so ziemlich alles – außer Ruhe. Wenn man diesen Ort betritt, wird einem schnell klar, dass die Existenz des Ortes allein durch den Tourismus gerechtfertigt wird. Veranstaltungs- und Reisebüros offerieren Ballonfahrten, Quad Touren und vieles mehr.

Göreme ist gewissermaßen der Nabel dieser faszinierenden vulkanischen Landschaft, dies bestätigt die Unesco 1985, indem sie die faszinierende Felsenlandschaft des Göreme Nationalparks zum Natur- und Kulturerbe der Welt erklärt.

3. Einkaufen, Essen, Wäsche waschen in Göreme

In den Haupt- und Nebenstraßen dieses Ortes reihen sich Postkarten, Miniatur-Heißluftballons aus Stoff oder Keramik, Teppiche, Restaurants verschiedenster Nationalitäten und verschiedensten Preiskategorien aneinander. Tatsächlich gibt es in vielen Läden ähnliche Artikel. Wir haben in unserer Familie zwei junge kritische Käufer dabei, die für ihre Freunde Mitbringsel einkaufen wollen. Dafür verleihen sie Preise und handeln, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Rückblickend sind sie froh über ihre Ausbeute und freuen sich schon darauf, diese zu verschenken. Auch das typische lokale Essen findet sich hier, welches wir uns einmal gönnen: Leckere kappadokische Küche in mittlerer Preiskategorie gibt es zum Beispiel im Cappadocian Cuisine.

Wer als Selbstversorger nach einer frischen Auswahl an Gemüse, Obst und Grundnahrungsmitteln Ausschau hält, fährt besser nach Uçhisar oder Nevşehir um dort in Supermärkten einzukaufen, an manchen Tagen finden sich auch Gemüsestände an den Straßen, die meist eine frischere Gemüse- und Obstauswahl haben, als die Supermärkte. Wer allerdings nur das Nötigste kaufen möchte, wird auch in Göreme selbst fündig.

Wäsche waschen geht natürlich auf den Campingplätzen, ansonsten bietet der Kösem Market and Laundry diesen Service an, allerdings zu stolzen („kappadokisch-europäisch“) Preisen von ca.10€ pro Waschladung inklusive Trocknen.

4. Sehenswürdigkeiten in und um Göreme

Die Fahrt im Heißluftballon: Je nach Anbieter, Saison und Korbgröße variiert ein Ticket zwischen 60 und 300 Euro. Ab dem Alter von 5 Jahren dürfen auch Kinder mit einsteigen. Es gibt drei unterschiedliche Korbgrößen, je kleiner (ca. 16 Personen), desto exklusiver und teurer die Fahrkarte. Die Heißluftballons mit dem größtem Umfang ermöglichen bis zu 28 Mitfahrenden einen Platz im Korb. Welche Strecke wird zurück gelegt? Das kommt ganz darauf an, wo gestartet wird und wie die Wetterverhältnisse sind. Wir haben mehrmals beobachtet, dass die Fahrt weniger eine Fahrt als vielmehr ein einstündiges Schweben in unterschiedlichen Höhen darstellt. Schön und spannend im Zeitraffer. Manchmal durchqueren die Ballons auch die verschiedenen Täler und landen an ganz anderen Stellen.

Für uns war es faszinierend und abwechslungsreich genug, das Spektakel vom Boden und von unterschiedlichen Standorten aus zu betrachten, außerdem hätte ein Ballonfahrt für 4 Personen unser Reisebudget einfach zu stark geschröpft.

Mehr über die Geschichte der Höhlenhäuser Kappadokiens erfährt man unter anderem hier:

Freilichtmuseum Göreme: Eintritt: ca. 7 Euro, wie immer am besten Stoßzeiten meiden,

Freilichtmuseum Uçhisar: Die Steinzitadelle von Uçhisar ist ein ungewöhnliches, aber wunderschönes von der Natur geschaffenes Werk, das einer Kreatur von Jim Henson ähnelt, die sich aus einem Steinberg erhebt.

Underground Town: Ein besonderes Erlebnis für viele Familien sind die Untergrundstädte. Wir waren mit dem eigenständigen Durchwandern und Erklettern der Höhlenöffnungen in den verschiedenen Valleys bereits sehr beschäftigt, so dass wir unseren Vorsatz in eine der Städte zu gehen für unseren Kappadokien Aufenthalt auf unsere Bucket Liste geschrieben haben. Denn ein Besuch lohnt sich! Die beiden größten Untergrundstädte sind Kaymaklı und Derinkuyu. Letztere gehört zur türkischen Provinz Nevşehir, mit der gleichnamigen Provinzhauptstadt. In Kappadokien sind bis heute 36 unterirdische Städte entdeckt, über 200 werden dort vermutet, von denen nur ein kleiner Teil für Besichtigungen aufbereitet ist. Das weiche und dadurch leicht zu bearbeitende Tuffgestein der kappadokischen Landschaft bietet beste Voraussetzungen für derartige Anlagen. Es wird angenommen, dass sie teilweise schon im dritten Jahrtausend v. Chr. von den Hethitern angelegt wurden. In römischer Zeit wurden sie von den urchristlichen Gemeinden ausgebaut, um Schutz vor der Verfolgung durch das römische Reich zu bieten. Sie wurden zum Teil noch 1838 als Zuflucht vor ägyptischen Truppen benutzt. Später benutzten die türkischen Bewohner die oberen, am leichtesten zugänglichen Räume als Ställe und vor allem als Lagerräume, da dort eine konstante Temperatur von sechs bis acht Grad Celsius herrscht. Wer sich genauer mit dem Mythos der Untergrundstädte befassen möchte, kann ich folgenden Artikel empfehlen: Unterirdische Städte in Kappadokien: Mythos und Wirklichkeit

Unseren persönlichen besonders mystischer Moment erleben wir bei den tanzenden Derwischen in der Karawanserei Saruhan. Diese liegt bei Avanos in Richtung Kayseri: Bereits die Besichtigung der Karawanserei, einer antiken „Herberge“ der Seidenstraße an sich bringt den Orient näher. Das Ritual des Sufi Ordens, die tanzenden Derwische, ist für uns ein weiterer Gänsehaut-Moment. Der stolze Preis von 20 Euro pro Erwachsenem lässt uns zuerst schlucken, doch wir gönnen uns dieses einmalige Erlebnis.

Es herrscht eine konzentrierte und meditative Stimmung in der Steinhalle der Karawanserei. Für jüngere Kinder ist dieses Ritual mit Sicherheit sehr langwierig. Unsere Kinder, 9 und 13, konnten die einstündige Veranstaltung mit etwas Verwunderung über die ungewohnte Art des „Tanzes“ genießen.

5. Die Täler von Kappadokien – Zu Fuß durch das ehemalige Vulkangebiet

Das Erkunden der verschiedenen Valleys ist um ehrlich zu sein unsere Lieblingsbeschäftigung! Wir orientieren uns bei jedem der Täler an den Startpunkten und erkunden dann auf eigene Faust auf den Pfaden, die sich an und durch die bizarre Felslandschaften schlängeln. Besonders bekannt ist das Rose Valley mit anschließendem Red Valley sowie das Love Valley, das seinem Namen weniger der Gesteinsfarbe als der Form der Felsnadeln verdankt.

Anfänglich ist es schwierig, die Täler zu überblicken, daher hier eine kleine Skizze zur Übersicht.

Die Täler Kappadokiens

Unsere erste Wanderung führt uns vom Hauptstartpunkt der Heißluftballons im Tal bei Göreme ins Rose Valley. Man kann in die Täler hinein schnuppern und so eine zweistündige Streckenwanderung daraus machen, wandert man tiefer hinein in das Labyrinth der Täler sollte man durchaus 3-5 Stunden einplanen.

Das Love Valley durchwandern wir in seiner ganzen Länge Richtung Uchisar und wandern oberhalb des Tals wieder zurück in Richtung View Point, dem Aussichtspunkt auf das Tal, wo unser Tinyhouse auf Rädern auf uns wartet.

6. Weitere sehenswerte Orte in der Umgebung

Das Ihlara Valley: Zwischen Ihlara und Selime liegt die grüne Oase, der kappadokische Canyon, der in prähistorischen Zeiten entstanden ist. 360 Stufen führen 100m in die Tiefe des Tals, in dem ebenso wie in Göreme Felsenwohnungen und Felsenkirchen zu entdecken sind, Kinder werden außerdem von den dortigen eurasischen Erdhörnchen, den Zieseln magisch angezogen, wenn diese ihre Nasen aus den Erdlöchern stecken oder über die Felder huschen. Auch hier gibt es noch Möglichkeiten frei zu stehen, und es lohnt sich in Park4night nachzuschauen, welche Möglichkeiten es gibt, die variieren in den Voraussetzungen für die Anfahrt mit steilen Anstiegen und Gefällen oder Bodenbeschaffenheiten durchaus.

Die Sultanhani Karawanserei zwischen Konya und Aksara ist ein weiterer Tipp, den wir bekommen haben, denn dort befindet sich die wohl älteste Karawanserei der Türkei und das Ritual der wirbelnden Derwische ist in einer neugebauten große Halle mit einer großen Anzahl an Tänzern zu sehen.

7. Die beste Reisezeit

Klassischerweise empfehlen sich die „Schultermonate zur Hauptsaison“, also  März/April bis Mai oder von September bis Oktober. Doch auch in den Wintermonaten fliegen die Heißluftballons und nachdem wir den Anblick Kappadokiens im Schnee bei unseren Reissefreunden @nextripahead gesehen haben, finden wir auch, dass dies seinen eigenen Charme hat. 

Anfang Mai ist mit dem Ende des Ramadans, genaue Tage ändern sich von Jahr zu Jahr, eine Woche landesweiter Schulferien verbunden, so dass in dieser Zeit auch viele Einheimische ihr Kappadokien besuchen kommen. Für uns ist die Zeit Mitte/ Ende April durchaus die Richtige.

Trotz einer Wettervorhersage, die uns mehrtägigen Regen prophezeit, erleben wir einige Schönwetter-Tage mit sommerlichen Temperaturen. Mit Sonne und etwas Wärme ist eben alles leichter, auch das Vanlife. In unseren ersten Nächte erleben wir noch eisige Kälte, so dass wir uns morgens sehr über unsere Heizung freuen, um uns in den kältesten Morgenstunden aufwärmen zu können. 

Wann fliegen die Heißluftballons? Grundsätzlich an 365 von 365 Tagen im Jahr – vorausgesetzt die Wetterbedingungen passen. Die Heißluftballons starten ca. 1 Stunde vor Sonnenaufgang und je nach Wind kann es eben passieren, dass mehrere Tage kein Start stattfinden kann, oder auch kurzfristig ein geplanter Heißluftballonstart wieder abgesagt werden muss. Wir haben anscheinend eine gute Zeit erwischt, innerhalb von 10 Tagen erleben wir an sieben das Spektakel der tanzenden schwebenden bunten Ballons.

8. Anregungen zu Stellplätzen

Wer mittendrin statt nur dabei sein möchte, kann sich für eine Nacht auch an den Rand eines Ballon Startfeldes stellen. Dies wird aktuell noch toleriert, wäre in Deutschland undenkbar. Es gibt mehrere solcher Plätze, die bei Park4Night als Naturstellplätze markiert sind und über unbefestigte Feldwege erreichbar sind. Sobald man aus dem Talkessel heraus möchte, gibt es weitere Möglichkeiten, mit Ausblick auf die verschiedenen Valleys zu parken.

Am Rand eines Startfeldes zu parken bedeutet aber auch, möglichst (!) dezent zu parken und man muss gewillt sein das Risiko tieffliegender Ballonkörbe und spontan wechselnder Windrichtungen einzukalkulieren. Wir sind an verschiedenen Plätzen gestanden und konnten so verschiedene Perspektiven und den vielfältigen Ausblick auf diese einzigartige Landschaft und den Tanz der Heißluftballons genießen.

Es gibt schöne Plätze, an denen es dennoch besser ist, nur eine Nacht zu stehen, wie zum Beispiel den Ausgangspunkt für eine Wanderung ins Rose Valley.

Unsere erster Stellplatz war ein eben solcher, und bleibt unvergessen: Mehr dazu kannst du in unserem Kappadokien Artikel Geboren aus Feuer und Wind lesen.

An anderen Plätzen, wie in der Nähe des Aussichtsplateus zum Love Valley wird im Eingangsbereich eine Parkgebühr von momentan 30TL (Türkische Lira) erhoben, die unabhängig von der Parkdauer anfällt. Dafür kann man auch mehrere Tage am Rand des Tals parken, sofern man für Autarkes Stehen ausgestattet ist. Mit lauffreudigen Kleinkindern ist es recht gefährlich, im vorderen Bereich zu parken. Wir haben hier verschiedene Familien erlebt, manche haben sich entschieden wieder Talplätze anzusteuern, andere haben ihren Camper am inneren Ende des Parkplatzes abgestellt, mussten aber durchaus mal einen Sprint hinlegen, um ihre Kinder wieder einzuholen. Die Mitte des Park-Feldes ist auch hier wieder Ballon-Startpunkt und somit unbedingt freizuhalten.

Für entspannteres Kinderspiel empfehlen sich Naturstellplätze auf der Anhöhe hinter dem Kaya Camping, wo man viele Möglichkeiten findet am Feldrand mit Blick auf die Täler zu stehen, aber sich eben nicht unmittelbar an steilen Kanten wiederfindet. Die Anfahrt zum Kaya Camping an sich ist recht steil und auf Höhe des Göreme Freilichtmuseums mit einer scharfen Kurve im Anstieg versehen, doch hat man diese gemeistert, findet man die linksseitig folgenden Feldwege fast schon entspannend. Hier besteht die Möglichkeit die Aussicht auf das Ballonspektakel mit ausreichend Bewegungsraum für Kinder zu kombinieren.

Stellplatz Tipp bei Sturm: Wenn die Windgeschwindigkeit auf 90km/h klettert, empfiehlt es sich, dringend die hoch gelegenen Aussichtspunkte zu verlassen und geschütztere Ecken im Tal und nahe bei Felsen anzusteuern. Wir haben einen zweitägigen „kappadokischen Sandsturm, verfeinert mit einer ordentlichen Prise Sahara Sand“ hier verbracht. Unsere Kinder haben ihren eigenen Weg gefunden, dem Sturm zu trotzen, in dem Taucherbrillen, Tücher, Buffs, Kapuzen und Regenjacken vor den Sandkörnern schützen, während sie sich in den Wind lehnen und mit der Kraft des Windes experimentieren.

9. Freistehen in der Türkei oder Wie man den richtigen Platz für die Nacht findet

Grundsätzlich ist das freie Stehen in der Türkei noch erlaubt, was unbedingt schützenswert ist, in dem alle Van und Camper-Reisenden sich eben so verhalten, dass sich dies nicht ändert! Ich fände es unglaublich schade, wenn die Türkei irgendwann ebenso wie Portugal oder Spanien mit Gesetzen und Auflagen nachregulieren müsste. Darum denke bitte daran, begegne der Natur und den Menschen mit dem nötigem Respekt, lass‘ nichts zurück, nimm Deinen Müll, Klopapier und alles was von Dir kommt unbedingt wieder mit – auch wenn viele Orte an sich vermüllt sind. Ein Grund mehr, eine kleine Sammelaktion zu starten und mehr Müll zu entsorgen, als man selbst hergebracht hat.  Achte darauf solche Mülltonnen zu nutzen, die auch so aussehen, als ob sie regelmäßig geleert werden, da das nicht immer der Fall ist. Auch Trockentrenntoiletten sollten, nach dem diverse Hersteller ihre Palette erweitert haben, einfach in jeden noch so kleinen Van Einzug halten.

Nicht an allen Orten ist es angepasst, das komplette Outdoor Wohnzimmer mitsamt Markise aufzubauen. Manchmal reicht auch eine Picknickdecke, ein kleiner Tisch, manchmal ist aus Rücksicht auf die Natur oder Anwohner auch angebracht einfach nur die Option „Park-Modus“ zu wählen, auch wenn man über Nacht bleibt.

Es ist ohnehin unglaublich, wie weit man mancherorts mit dem Auto fahren darf, um idyllische Stellplätze zu finden, seien es Strände, Wasserfälle oder Canyons, so kommt man hier an Plätze, die in Deutschland oft durch Zäune begrenzt, mit Eintrittskarten versehen zu Fuß erreichbar sind.

10. Was kostet Kappadokien – eine Orientierung

  • Übernachtung: 0,00 €, da freistehend, Campingplätze um 10 Euro pro Nacht
  • Wasservorräte auffüllen:  0,00 €

=> Im Frühjahr 2022 sind nur wenige Auffüllmöglichkeiten vorhanden, auch diese findest du in der App „Park4Night“ eingezeichnet. Wenn  die Wasserstellen neben Restaurants oder kleinen Shops sind, fragen wir die Locals und kaufen dort oftmals eine Kleinigkeit als „Dankeschön“.

  • Trinkwasser: 0,00 €, da wir einen Wasserfilter im Auto verbaut haben, so dass wir kein Flaschenwasser kaufen müssen
  • Lebensmitteleinkäufe: Innerhalb von Göreme zahlt man eher europäische Preise. Für einen 4-Personen Vorratseinkauf im Migros in Nevshehir benötigen wir ca. 80,00 € Außerhalb von Göreme in den umliegenden Kleinstädten gibt es außerdem Markstände, Gemüseläden, Bäckereien und meist auch mindestens einen Discount SuperMarkt wie dem SOK. Migros Supermärkte haben (ab 3M) oft auch vegane Lebensmittel wie Hafermilch und Räuchertofu im Angebot.
  • Essen in Restaurants: Das lokale Capadocian Kebab im Tontopf kostet für 4 Personen ca.: 35,00 € (bei mittlerer Preiskategorie) => ein türkisches „Fast food“ Gözleme  (Pfannkuchen mit Käse oder Spinat)  ist mit ca. 18 € für 4 Personen natürlich günstiger!
  • Diverse frischgepresste Säfte auf Wanderungen: 15 € insgesamt, ca. 3,00 € pro Glas (als erster Kunde des Tages mit freundlichem Verhandeln eventuell etwas weniger)
  • Souvenirs für große und kleine Freunde  20,00 €
  • Ein Kelim-Teppich: 80,00 € reduzierter Preis nach Verhandlung)

Ja, da muss ich selber schmunzeln, aber wie könnten wir auf einen Teppich, der uns vor kalten Füßen im Camper schützt und auch noch so schön aussieht, pflanzengefärbt und angeblich 70 Jahre alt ist, verzichten?

  • Geld abheben: Unsere heimische Bank ist gebührenfrei, gute Erfahrungen haben wir in der Türkei mit der Ziraat Bank gesammelt. Diese bietet ebenfalls gute Konditionen und preisgünstiges Abheben von Bargeld.
  • Wäscherei: 10 Euro für Waschen und Trocknen je Wäscheladung 

Weitere mögliche Kosten:

  • Eintritt für Museen und Heißluftballonfahrten (dazu mehr in 4. Sehenswürdigkeiten in Göreme)

11. Nachhaltiger Tourismus?

Wer achtsam und ressourcenschonend reisen will, sollte sich die Zeit nehmen, um Kappadokien zu Fuß zu erwandern, bzw. das Auto einfach öfter stehen zu lassen und nur wenn nötig zu fahren. Wer Fahrräder dabei hat, kann sowieso leicht zu Ausgangspunkten für die Wanderungen in die Täler radeln.

Einfach mit guten Snacks, ausreichend Wasser und etwas Abenteuerlust ausstatten, dann macht es auch nichts, wenn man mal falsch abbiegt und der nächste Saftstand unerreichbar scheint. Es braucht keinen extrinsichen Motivator, wie ein Pferd oder ein Quad, denn diese bizarre Landschaft verzaubert alle und die Lust, weiter zu laufen, um den nächsten Felsengang zu entdecken…. Kommt von alleine. 

Was kann man als Eltern tun? Den Kindern zuhören! Die Macht der Phantasie kann sich beim Wandern über schiefe Ebenen und durch verwunschene Felstunnel so bezaubernd entfalten. Das Spiel, eine eigene Geschichte zu erfinden, kann beginnen. Wir nennen es „Laufgeschichte“, ein Kind beginnt mit einem Satz oder einem Teil einer Geschichte, inspiriert durch etwas, das in der Umgebung ist, das nächste ergänzt, und die Erwachsenen ebenso. Manchmal stehen wir auch vor den Felsnadeln und entdecken in den Umrissen verschiedene Tiere, Gesichtsausdrücke, Körperhaltungen und Fantasiewesen. Entdeckt man unterwegs Höhlenzimmer, wird immer viel gerätselt, wozu der Raum genutzt wurde. Mit älteren Kindern kann man natürlich schon in geologische Fragen eintauchen, über Vulkane und die Kraft von Wasser und Wind und deren Bedeutung für die Entstehung Kappadokien sprechen, die sich so deutlich an den verschieden farbigen Gesteinsschichten erkennen lassen.

Nachhaltiger Tourismus ist nicht das, was offensichtlich angeboten wird. Dennoch ist es eben genau meine Verantwortung als Reisender diverse Angebote nicht anzunehmen.Wir, als Familie, erleben hier eine fantastische Zeit, ganz ohne Kamelreiten, Quad fahren oder Ponyreiten. Wenn die Nachfrage das Angebot regelt und alle Touristen darauf verzichten würden, ein Kamel oder Pony dazu zu nutzen, um ein süßes Bild vor einer gigantischen Kulisse zu machen, dann müssten diese Tiere zukünftig auch nicht stundenlang in großer Hitze und kurz angebunden an den beliebtesten Aussichtspunkten vor sich hin vegetieren. Das ist schlicht und ergreifend Tierleid für Profit.

Ja, bei all der Faszination für Kappadokien muss ehrlicherweise gesagt werden, dass dieses Weltkulturerbe viele Kurzurlauber anlockt, die in wenigen Tagen ein durchgetaktetes Programm absolvieren. So werden Touristenschwärme in Gruppen auf Quads oder auf Pferden zu den verschiedenen Ausgangspunkten zum Sonnenuntergang gelotst. Dicht gefolgt von Geländewagen, die ebenfalls Off-Road durch das Gelände cruisen. Kappadokien ist auch eine Traumfabrik für Fotografen und deren Models. Morgendliche Foto Shootings vor der bekannten „Heißluftballon-Felsnadel-Kulisse“ überschlagen sich mit interessant bis bizarr posenden Frauen in flatternden roten Gewändern, verliebten Pärchen Shootings und weiß gekleideten (Vanlife-)Influencern, die sich alle nach dem perfekten Bild sehnen. Immerhin leiden dabei keine Tiere, so dass man dieses Spektakel mit einer gewissen Gelassenheit beobachten kann. Am ersten Morgen hat uns dieses Überangebot und die enorme Nachfrage nach solchen Angeboten durchaus schockiert.

Doch die gute Nachricht ist, nach zwei Stunden ist der „Spuk“ vorbei und das leise Kappadokien darf wieder wirken: bereit zum Erwandern, Bestaunen und Genießen dieser einzigartigen Landschaft. Und selbst nach mehreren kurzen Nächten, freut man sich jedes Mal von neuem, wenn man die Generatoren und Flammen hört, die die Ballons auffüllen. Der Vorsatz „einfach mal liegen zu bleiben, und Ballons Ballons sein zu lassen“ weht so schnell hinweg, wie die leichten Sandkörner des allgegenwärtigen Tuffagesteins.

Die Landschaft ist nachts, frühmorgens, tagsüber und abends einfach unwirklich und atemberaubend. Und wenn der Tanz der Heißluftballons dann noch an den uralten Menschheitstraum vom Fliegen anknüpft, dann entsteht ein Gefühl von Aufregung und Leichtigkeit, während die Morgenszenerie die unwirklich bizarren Felslandschaft in ein Farbenspiel aus bunten schwebenden Punkten verwandelt.

English Version:

Our 15-month journey „Eastward with detours“ will also take us to Turkey for 3 months in 2022. There, many places have captivated us, but there is one that particularly enchants us, young and old: Cappadocia!

With this article we want to give you a little help for your own journey to a region of Central Anatolia, born of fire and wind. We write based on personal experiences and therefore this overview is not complete.

Cappadocia offers countless opportunities to marvel, experience and hike. We stay there much longer than originally planned, and after an adventurous stopover in the unknown but breathtaking Aladaglar National Park, we happily returned to Cappadocia and will certainly go there again on future trips. It’s just too magical! So whip out your notebook, you’ll find references to more articles and pitches linked in the text and highlighted in blue. Have fun planning your own dream time in Cappadocia!

1. Approach to Cappadocia

Coming from Antalya, we had decided to drive as long as possible along the coastal road D400 towards the east and then to drive the approach to Göreme, in the center of Cappadocia, via the north-south connection: Antalya towards Mersin, then the highway Tarsus -Ankara (for us it is the first time highway in many months.) A tip for this: Please remember the HGS sticker for the highway toll, you can get it at the PTT (post office) in Tarsus. In the still quite cool April we want to enjoy with this driving tactic longer the first warm weather at the coast. More information about traveling along the south coast can be found here. Once we arrive in Tarsus, there is a nice municipal RV park where each camper has his own „little garden“, which is also free for up to three nights and even offers electricity and water supply. When we were there in April, it was quite crowded, so we couldn’t stand in the official parking bays, but still found a spot.

Alternative Arrival: Coming from the south, many families travel via a winding and high altitude route from Side via Konya and Aksaray.

While there, it is a good idea to visit the ritual of the dancing dervishes in Konya. Konya is a traditional town where it can be trickier to replenish food supplies during the day during Ramadan. It is the birthplace of the Persian poet and philosopher Rumi, whose wisdom and quotes always accompany my yoga classes. The Rumi Museum and Science Museum there have also received much praise.
If you are more drawn to nature, you can drive quickly through Konya and should head for the Ihlara Valley, near Aksaray: a canyon through which flocks of sheep move, rock houses stand and gopher jump across the meadow. (More about the Ilhara Valley in chapter 5)

You can read more about our journey in the article Road Trip to Cappadocia on our website.

2. On the spot

Cappadocia is located on a plateau, with Kayseri the largest city in this area, which also has an airport from which many tourists start their stay in Cappadocia. On the way to the center of the „hot air balloon magic“ we pass Nevshehir and head for Göreme.

Göreme is the biggest of the tourist places in Cappadocia, there is pretty much everything here – except rest. When you enter this place, you quickly realize that its existence is justified by tourism alone. Event and travel agencies offer balloon rides, quad tours and much more.

Göreme is in a way the navel of this fascinating volcanic landscape, this was confirmed by Unesco in 1985 by declaring the fascinating rocky landscape of Göreme National Park a natural and cultural heritage of the world.

3. Shopping, eating, doing laundry in Göreme

The main and side streets of this town are lined with postcards, miniature hot air balloons made of fabric or ceramics, carpets, restaurants of various nationalities and different price categories. In fact, many stores have similar items. We have in our family two young critical buyers who want to buy souvenirs for their friends. For this they lend prices and trade, sometimes with more, sometimes with less success. Looking back, they are happy with their haul and already look forward to giving it away. The typical local food is also found here, which we indulge in once: Delicious Cappadocian cuisine in the medium price category can be found, for example, at Cappadocian Cuisine.

If you are a self-caterer looking for a fresh selection of vegetables, fruits and staples, it is better to go to Uçhisar or Nevşehir to buy in supermarkets, on some days you can also find vegetable stands on the streets, which usually have a fresher selection of vegetables and fruits than the supermarkets. However, if you only want to buy the most necessary things, you will also find them in Göreme itself.

Laundry can be done at the campsites, otherwise the Kösem Market and Laundry offers this service, but at proud („Cappadocian-European“) prices of about 10€ per wash load including drying.

4. Sights in and around Göreme

The ride in the hot air balloon: Depending on the provider, season and basket size, a ticket varies between 60 and 300 euros. From the age of 5 years, children are also allowed to board. There are three different basket sizes, the smaller (about 16 people), the more exclusive and expensive the ticket. The hot air balloons with the largest circumference allow up to 28 passengers a place in the basket. What distance is covered? It all depends on where you start from and what the weather conditions are like. We have observed several times that the ride is less of a ride and more of an hour-long float at different altitudes. Beautiful and exciting in time lapse. Sometimes the balloons also cross the different valleys and land in completely different places.

For us, it was fascinating and varied enough to watch the spectacle from the ground and from different locations, plus a balloon ride for 4 people would have just bled our travel budget too much.

You can learn more about the history of Cappadocia’s cave houses here, among other places:

Göreme Open Air Museum: admission: about 7 euros, as always best to avoid rush hour,

Uçhisar Open Air Museum: The stone citadel of Uçhisar is an unusual but beautiful work of nature, resembling a Jim Henson creature rising from a stone mountain.

Underground Town: A special experience for many families are the underground towns. We were already very busy with independently walking through and climbing the cave openings in the various valleys, so we put our resolution to go to one of the towns on our bucket list for our Cappadocia stay. Because a visit is worth it! The two largest underground towns are Kaymaklı and Derinkuyu. The latter belongs to the Turkish province of Nevşehir, with the provincial capital of the same name. In Cappadocia, 36 underground cities have been discovered to date, more than 200 are believed to be there, only a small part of which have been prepared for visits. The soft and therefore easy to work tuff rock of the Cappadocian landscape offers the best conditions for such facilities. It is believed that some of them were built by the Hittites as early as the third millennium BC. In Roman times, they were expanded by the early Christian communities to provide protection from persecution by the Roman Empire. They were partly used as a refuge from Egyptian troops as late as 1838. Later, the Turkish inhabitants used the upper, most easily accessible rooms as stables and, above all, as storerooms, since a constant temperature of six to eight degrees Celsius was maintained there. For those who want to study the myth of underground cities in more detail, I can recommend the following article: Underground Cities in Cappadocia: Myth and Reality.

Our personal especially mystical moment we experience with the dancing dervishes in the Caravanserai Saruhan. This is located near Avanos in the direction of Kayseri: Already the visit of the caravanserai, an ancient „hostel“ of the Silk Road in itself brings the Orient closer. The ritual of the Sufi order, the dancing dervishes, is another goosebump moment for us. The proud price of 20 euros per adult makes us swallow at first, but we allow ourselves this unique experience.

There is a concentrated and meditative atmosphere in the stone hall of the caravanserai. For younger children, this ritual is certainly very lengthy. Our children, 9 and 13, were able to enjoy the hour-long event with some amazement at the unusual nature of the „dance“.

5. The valleys of cappadocia – on foot through the former volcanic area

Exploring the different valleys is to be honest our favorite activity! We orient ourselves to the starting points for each of the valleys and then explore on our own along the trails that wind along and through the bizarre rocky landscapes. Particularly well known is Rose Valley followed by Red Valley and Love Valley, which owes its name less to the rock color than to the shape of the rock needles.

Please find a map for valley overview above in the german translation.

Our first hike leads us from the main starting point of the hot air balloons in the valley near Göreme to the Rose Valley. You can sniff into the valleys and make a two-hour distance hike out of it, if you hike deeper into the labyrinth of the valleys you should definitely plan 3-5 hours.

We walk the whole length of Love Valley towards Uchisar and hike back above the valley towards View Point, the vantage point on the valley, where our Tinyhouse on wheels is waiting for us.

6. Other places worth seeing in the surroundings

The Ihlara Valley: Between Ihlara and Selime lies the green oasis, the Cappadocian Canyon, which was formed in prehistoric times. 360 steps lead 100m into the depth of the valley, where, just like in Göreme, rock dwellings and rock churches can be discovered. Children are also magically attracted by the local Eurasian ground squirrels, the gopher, when they stick their noses out of the holes in the ground or scurry across the fields. There are still free standing options here too, and it’s worth checking out Park4night to see what options are available, they certainly vary in the requirements for getting there with steep inclines and declines or ground conditions.

The Sultanhani Caravanserai between Konya and Aksara is another tip we got, because there is probably the oldest caravanserai in Turkey and the ritual of the whirling dervishes can be seen in a newly built large hall with a large number of dancers.

7. Best time to travel

Classically, the „shoulder months at peak season“ are recommended, so March/April to May or from September to October. However, the hot air balloons also fly in the winter months and after seeing the sight of Cappadocia in the snow at our rice friends @nextripahead, we also think it has its own charm.

Early May is associated with the end of Ramadan, exact days change from year to year, a week of nationwide school vacations so many locals come to visit their Cappadocia during this time as well. For us, the time in the middle/end of April is definitely the right one.

Despite a weather forecast that predicts several days of rain, we experience some good weather days with summer temperatures. With sun and some warmth everything is easier, also the vanlife. In our first nights we still experience icy cold, so we are very happy about our heater in the morning to warm us up in the coldest morning hours.

When do the hot air balloons fly? Basically 365 out of 365 days a year – provided the weather conditions are right. The hot air balloons take off about 1 hour before sunrise and depending on the wind it can happen that no launch can take place for several days or that a planned hot air balloon launch has to be cancelled at short notice. We have apparently caught a good time, within 10 days we experience on seven the spectacle of the dancing floating colorful balloons.

8. Suggestions for pitches

If you want to be in the middle of things instead of just being there, you can also place yourself at the edge of a balloon launch field for one night. This is currently still tolerated, but would be unthinkable in Germany. There are several such sites, which are marked as natural sites at Park4Night and are accessible via unpaved dirt roads. As soon as you want to get out of the valley basin, there are more possibilities to park with a view of the different valleys.

But parking at the edge of a launch field also means parking as discreetly as possible (!) and you have to be willing to factor in the risk of low-flying balloon baskets and spontaneously changing wind directions. We stood at different places and could enjoy different perspectives and the varied view of this unique landscape and the dance of the hot air balloons.

There are beautiful places where it is nevertheless better to stand only one night, such as the starting point for a hike into Rose Valley. Our first campsite was just such a place, and remains unforgotten: You can read more about it in our Cappadocia article Born of Fire and Wind.

At other places, like near the viewing plateau to the Love Valley, a parking fee of currently 30TL (Turkish Lira) is charged in the entrance area, which is independent of the parking time. For this you can park for several days at the edge of the valley, as long as you are equipped for self-sufficient standing. With toddlers who like to run, it is quite dangerous to park in the front area. We’ve experienced a variety of families here, some choosing to return to valley sites, others parking their camper at the inner end of the parking lot, but sometimes having to sprint to catch up with their children. The center of the park field is again balloon starting point and therefore absolutely to be kept free.

For more relaxed children’s play, natural pitches are recommended on the hill behind Kaya Camping, where you will find many opportunities to stand at the edge of the field with a view of the valleys, but you will not find yourself directly on steep edges. The approach to Kaya Camping itself is quite steep and at the height of the Göreme Open Air Museum with a sharp bend in the climb provided, but once you have mastered this, you will find the following left field paths almost relaxing. Here is the possibility to combine the view of the balloon spectacle with enough space for children to move.

Pitch tip in case of storm: When the wind speed climbs to 90km/h, it is strongly recommended to leave the high vantage points and head for more sheltered corners in the valley and close to rocks. We spent a two-day „Cappadocian sandstorm, refined with a good pinch of Sahara sand“ here. Our kids found their own way to brave the storm, wearing goggles, scarves, buffs, hoods and rain jackets to protect them from the sand grains while leaning into the wind and experimenting with the power of the wind.

9. Off-grid in Turkey or How to find the right place for the night

Basically, off grid parking in Turkey is still allowed, which is absolutely worth protecting, in which all van and camper travelers behave just so that this does not change! I would find it an incredible pity if Turkey had to readjust at some point just like Portugal or Spain with laws and requirements. Therefore, please remember, meet the nature and the people with the necessary respect, leave nothing behind, take your garbage, toilet paper and everything that comes from you necessarily back with – even if many places are littered. One more reason to start a small collection campaign and dispose of more garbage than you brought yourself. Be sure to use trash cans that look like they are emptied regularly, as that is not always the case. Dry separation toilets should also simply make their way into any van, no matter how small, after various manufacturers have expanded their range.

Not in all places it is adapted to build up the complete outdoor living room including awning. Sometimes also a picnic blanket, a small table is sufficient, sometimes is appropriate from consideration for nature or residents also simply only the option „park mode“ to select, even if one remains over night. It is incredible anyway, how far some places may drive by car to find idyllic sites, be it beaches, waterfalls or canyons, so you come here to places that are often limited by fences in Germany, provided with tickets to walk.

10. Low budget in Cappadocia – an orientation

Overnight stay: 0,00 €, because detached, campsites around 10 Euro per night
Fill up water supply: 0,00 €
=> In spring 2022 there are only a few refill points available, you can also find them marked in the app „Park4Night“. If the water points are next to restaurants or small stores, we ask the locals and often buy a little something there as a „thank you“.

Drinking water: €0.00, as we have a water filter installed in the car, so we don’t have to buy bottled water.
Grocery shopping: Within Göreme one pays rather European prices.For a persons stock purchase in the Migros in Nevshehir we need approx. 80,00 € Outside of Göreme in the surrounding small towns there are in addition market stalls, vegetable stores, bakeries and usually also at least one Discount SuperMarkt like the SOK. Migros supermarkets often carry (from 3M) vegan foods such as oat milk and smoked tofu.
Eating in restaurants: The local Capadocian Kebab in the clay pot costs for 4 persons approx.: 35,00 € (with middle price category) => a Turkish „fast food“ Gözleme (pancakes with cheese or spinach) is with approx. 18 € for 4 persons naturally more favorable!
Various freshly squeezed juices on hikes: 15 € in total, about 3,00 € per glass (as the first customer of the day with friendly negotiation possibly a little less)
Souvenirs for big and small friends 20,00 €
A kilim rug: 80,00 € (reduced price after negotiation)
Yes, I have to smile myself, but how could we do without a carpet that protects us from cold feet in the camper and also looks so beautiful, plant-dyed and supposedly 70 years old?

Withdrawing money: Our domestic bank is free of charge, we have good experience in Turkey with Ziraat Bank. This also offers good conditions and cheap cash withdrawal.
Laundry: 10 euros for washing and drying per load of laundry.
Other possible costs:

Entrance fees for museums and hot air balloon rides (more about this in 4. Sights in Göreme).

11. Sustainable tourism?

If you want to travel in a mindful and resource-saving way, you should take the time to hike Cappadocia, or simply leave your car behind more often and drive only when necessary. If you have bicycles with you, you can easily cycle to starting points for the hikes into the valleys anyway.

Just equip yourself with good snacks, enough water and a little adventurousness, then it doesn’t matter if you take a wrong turn and the next juice stand seems unreachable. You don’t need an extrinsic motivator, like a horse or a quad, because this bizarre landscape enchants everyone and the desire to keep walking to discover the next rock passage…. Comes naturally.

What can you do as parents? Listen to the children! The power of imagination can unfold so enchantingly while hiking across sloping plains and through enchanted rock tunnels. The game of making up your own story can begin. We call it „running story“, a child starts with a sentence or a part of a story, inspired by something that is in the environment, the next completes, and so do the adults. Sometimes we stand in front of the rock needles and discover in the outlines different animals, facial expressions, postures and fantasy creatures. If you discover cave rooms on the way, there is always a lot of puzzling about what the room was used for. With older children, of course, you can already dive into geological questions, talk about volcanoes and the power of water and wind and their importance in the formation of Cappadocia, which can be seen so clearly in the different colored layers of rock.

Sustainable tourism is not what is obviously on offer. Nevertheless, it is precisely my responsibility as a traveler not to accept various offers.We, as a family, experience a fantastic time here, without any camel riding, quad biking or pony rides. If the demand regulates the offer and all tourists would renounce to use a camel or pony to make a sweet picture in front of a gigantic scenery, then these animals would not have to vegetate in the future also for hours in great heat and short at the most popular viewpoints before itself. That is simply animal suffering for profit.

Yes, with all the fascination for Cappadocia, it must honestly be said that this World Heritage Site attracts many short vacationers who complete a well-timed program in a few days. Thus, swarms of tourists are piloted in groups on quads or on horses to the various starting points for the sunset. Closely followed by off-road vehicles, which also cruise off-road through the terrain. Cappadocia is also a dream factory for photographers and their models. Morning photo shoots in front of the famous „hot air balloon rock needle backdrop“ overturn with interesting to bizarre posing women in fluttering red robes, amorous couples shoots and white-clad (vanlife) influencers all longing for the perfect picture. At least no animals suffer in the process, so you can watch this spectacle with some serenity. On the first morning, we were definitely shocked by this overabundance and the enormous demand for such offers.

But the good news is, after two hours the „haunting“ is over and the quiet Cappadocia is allowed to work again: ready to hike, marvel and enjoy this unique landscape. And even after several short nights, every time you hear the generators and flames filling up the balloons, you are happy all over again. The resolution to „just lie down and let balloons be balloons“ blows away as quickly as the light grains of sand from the ubiquitous tuffa rock.

The landscape is simply unreal and breathtaking at night, early in the morning, during the day and in the evening. And when the dance of the hot air balloons then ties in with mankind’s age-old dream of flying, there is a feeling of excitement and lightness as the morning scene transforms the unreal bizarre rocky landscape into a play of colors from colorful floating dots.

* Please find English Version below *

Mit geübtem Griff nimmt er den Teekessel vom Ofen, der in der Mitte des Zimmers steht. Alles in dem kleinen Teehaus ist auf diesen Ofen, der regelmäßig mit Holz befeuert wird, ausgerichtet. Es gibt drei Tische, an denen Gäste auf Stühlen und Bänken sitzen. Neben dem Holzofen steht außerdem ein gemütliches Sofa. Unter dem Ofen genießt eine Katze die Wärme des Holzfeuers. Auf einer Theke  in der rechten hinteren Ecke des Raumes sind 15 Teegläser auf weißen Porzellanuntertellern in einer perfekten Linie aufgereiht. Jedes Einzelne wurde zuvor bereits mit kochendem Wasser ausgeschwenkt. Nun wird ein Glas nach dem anderen zügig zu etwa zwei Dritteln mit türkischem Çay gefüllt. Dann wird heißes Wasser nachgeschenkt, bis das kleine Glas voll ist. Alle Bewegungen sind eingespielt, wurden bereits tausende Male durchgeführt. Schließlich verteilt er den Tee an seine Gäste.
Dies ist die Geschichte von unserem Besuch bei Yasar, dem Teebauern, dem Betreiber eines kleinen Teehauses, dem Gastronom, dem Geschichtenerzähler, dem YouTuber.

Hier siehst Du Yasar´s Tea Fields

Georgien ist für uns nun zum Greifen nah. Von Artvin, einer Stadt in Nordostanatolien, ist es nicht mehr weit zum Schwarzen Meer. An der Küste entlang sind es dann noch 45 Minuten Fahrt bis zur Grenze. In der App park4night stoßen wir auf einen weißen Traktor auf schwarzem Grund, eigentlich das Symbol für eine Übernachtungsmöglichkeit bei einem landwirtschaftlichen Betrieb. Es handelt sich hier um eine Teefarm, und die Kommentare anderer Reisender ermutigen uns dazu, den Umweg über die Bergstraße zum Besuch dieses Teebauern in Kauf zu nehmen…

Grün bewachsene Hügel und Berge. Es tropft. Vom Himmel auf unsere Windschutzscheibe, von den Zweigen der Bäume des Waldes, der uns wie ein Urwald vorkommt. Über der ganzen Szenerie hängt dichter Nebel und verleiht der Umgebung etwas Unwirkliches. Wir schrauben uns eine steile Bergstraße hoch, nachdem wir von der Regionalstraße, die am Flussufer entlangläuft, abgefahren sind.

Hier siehst Du Turkey´s Tea Region
Mit dem Wohnmobil in der Teeregion der Türkei

Als wir in die Einfahrt einbiegen, erwartet Yasar uns bereits. In einen dicken Wollpullover gekleidet steht vor einer kleinen Holzhütte und hält eine kleine Kamera auf uns gerichtet. Nach einer kurzen Begrüßung zeigt er uns den für unser großes Gefährt einzig möglichen Parkplatz, filmt unser Parkmanöver und macht dann eine einladende Geste in Richtung der Holzhütte. In etwas gebrochenem Englisch zeigt er uns voller Stolz sein Café oder eher sein Teehaus. Dann erklärt er, dass er noch etwas zu erledigen habe und überträgt uns die Verantwortung für das Café. Und nur 10 Minuten nach unserer Ankunft sitzen wir alleine in der gemütlichen Teestube, während es draußen zu regnen beginnt.

Etwa eine Stunde später kommt Yasar zurück. Er hat seine Frau und seinen knapp ein Jahr alten kleinen Sohn abgeholt. Er feuert den Holzofen an, setzt Wasser auf und kocht Tee. Wenig später sitzen wir, jeder einen Çay in der Hand, auf dem Sofa am Herd und Yasar beginnt zu erzählen:
Er ist hier in der Gegend geboren und aufgewachsen. Und wer hier aufwächst, wächst automatisch mit dem Teeanbau auf. Diese Region ist die Teekammer für die Türkei. 
Irgendwann entscheidet Yasar, dass er nicht nur Tee anbauen will, sondern er eröffnet auch ein Café an der durch diese Region führende Hauptstraße. Das Café läuft gut, denn Yasar ist ein geborener Gastronom. Irgendwann bekommt er Besuch von Vertretern der lokalen Regierungspartei. Diese informieren ihn darüber, dass er sein Café aus für ihn (und für uns) unerfindlichen Gründen nicht mehr betreiben darf. Eine schwierige Zeit beginnt. Er zieht sich ins Bergdorf jenseits der Hauptstraße zurück, auch hier eröffnet er ein kleines Café, welches er allerdings durch einen Brand verliert. Quasi zeitgleich stirbt dann auch noch sein Vater. Es kostet ihn einiges an Kraft, bis er den Mut aufbringt, dieses neue Holzhaus zu bauen und seinen Besuchern wieder Tee anzubieten. 

In den nächsten beiden Tagen lernen wir viel von Yasar. Er zeigt uns seine Teeplantage, sowie einige noch unbewachsene Hügel, an welchen gerade neue Pflanzen ausgesät werden, um in drei Jahren dann seinen jährlichen Ertrag zu steigern. Denn solange dauert es, bis die Pflanzen zum ersten Mal geerntet werden können.
Die Arbeit an diesen steilen Hängen ist kräftezehrend und anstrengend. Ende Mai werden jedes Jahr die neu gewachsenen Blätter geerntet und in Säcke verpackt. Die verschlossenen Säcke werden dann den Hang hinab gerollt, auf Yasars Jeep gepackt und schließlich zu einer der vielen Teefabriken der Gegend gebracht. Dort werden die Blätter fermentiert, getrocknet und schließlich zum fertig gemahlenen Endprodukt verarbeitet. 

Yasar zeigt uns außerdem seinen Lieblingsplatz, einen Wasserfall umgeben von dichtem Laubwald. Wir können gut verstehen, wie dies sein Lieblingsplatz sein kann, denn das hier ist unbändige Natur pur. 

Hier siehst Du Yasar´s Secret Place
Yasar´s Lieblingsplatz

Und natürlich lernen wir auch die typischen Speisen dieser Bergregion kennen, die hauptsächlich aus Kartoffeln und Käse bestehen. Schon zum Frühstück gibt es gebackene Kartoffeln, Käse, Brot, Oliven, Tomaten und Gurken. Das kulinarische Highlight ist dabei eine dampfende Pfanne mit geschmolzenem Käse mit zuvor in Butter angebratenen Semmelbröseln: Muhlama. Sozusagen die türkische Variante des Schweizer Käsefondues. Nur halt zum Frühstück. Nicht ganz kalorienarm, aber sehr köstlich.

Während Besucher kommen und gehen, ist Yasar immer wieder mit Handy und Kamera zugange. Denn er ist sehr aktiv in den sozialen Medien und teilt Eindrücke aus seiner Teestube und seinem Leben auf seinem Instagram Kanal. Außerdem hat er eine weitere innovative Idee, denn mit seinem YouTube Kanal fasziniert er uns durch einen Perspektivwechsel: Denn er filmt keine Reisen, sondern porträtiert unter dem Motto „parkfortea“ die Reisenden, die zu ihm kommen. Auch unseren Besuch hat er hier dokumentiert.

Nach zwei Tagen heißt es für uns schließlich: Auf nach Georgien. Aber vorher steht die Begleichung der Rechnung an. Denn das leckere Frühstück, diverse Köstlichkeiten beim gemütlichen Zusammensitzen mit seinen Freunden und Bekannten am Abend und unzählige Gläser Çay sollen schließlich nicht unbezahlt bleiben. 
Mehrmals während der letzten beiden Tage wollte ich bereits etwas zahlen, aber immer winkt Yasar ab und gibt mir zu verstehen, dass wir das mit dem Bezahlen beim Abschied machen. Auch ist es interessant zu beobachten, wie Freunde, Bekannte und Besucher in die Teestube kommen, um Tee zu trinken und manchmal auch etwas zu essen. Dann gehen sie wieder, ohne irgend eine Rechnung zu erhalten oder zu begleichen. Manchmal stecken sie Yasar dann wieder Geld zu. Das Prozedere ist mehr als rätselhaft und für mich nicht zu ergründen…
Am Morgen unserer Abfahrt frage ich Yasar erneut, wieviel ich ihm schulde. Er grinst nur und sagt:
 

Du entscheidest!“

Hier siehst Du Turkey´s Tea Region

English Version:

With an often practiced motion, he takes the tea kettle from the stove that stands in the middle of the room. Everything in the small teahouse is oriented toward this stove, which is regularly fired with wood. There are three tables where guests sit on chairs and benches. There is also a cozy sofa next to the wood stove. Under the stove, a cat enjoys the warmth of the wood fire. On a counter in the back right corner of the room, 15 tea glasses are lined up in a perfect line on white porcelain saucers. Each one has already been poured out with boiling water beforehand. Now, one glass after another is briskly filled about two-thirds full with Turkish Çay. Then hot water is added until the small glass is full. All the movements are rehearsed, have been done thousands of times. Finally, he distributes the tea to his guests.
This is the story of our visit to Yasar, the tea farmer, the operator of a small tea house, the storyteller, the YouTuber.

Georgia is within reach for us. From Artvin, a town in northeastern Anatolia, it’s not far to the Black Sea. It’s another 45-minute drive along the coast to the border. In the app „park4night“, we come across a white tractor on black background, the symbol for an overnight stay at a farm. This is a tea farm, and the comments of other travelers encourage us to take the detour over the mountain road to visit this tea farmer…

Green covered hills and mountains. It is dripping. From the sky onto our windshield, from the branches of the trees of the forest, which seems to us like a jungle. Dense fog hangs over the whole scenery, giving the surroundings something unreal. We wind our way up a steep mountain road after leaving the regional road that runs along the riverbank.
As we turn into the driveway, Yasar is already waiting for us. Dressed in a thick woolen sweater, he stands in front of a small wooden hut and holds a small camera pointed at us. After a short greeting he shows us the only possible parking place for our big vehicle, films our parking maneuver and makes an inviting gesture towards the wooden hut. In somewhat broken English he proudly shows us his café or rather his tea house. Then he explains that he still has to do something and gives us the responsibility for the café. And only 10 minutes after our arrival we are sitting alone in the cozy tea room while it starts to rain outside.

About an hour later, Yasar returns. He has picked up his wife and his about one year old little son. He fires up the wood stove, puts on water and makes tea. A little later, we are sitting on the sofa by the stove, each holding a Çay, and Yasar begins to talk:
He was born and raised here in the area. And anyone who grows up here automatically grows up with tea cultivation. This region is the tea chamber for Turkey.
At some point, Yasar decides that he not only wants to grow tea, but he also opens a café on the main road that runs through this region. The café does well, as Yasar is a born restaurateur. At some point, he gets a visit from representatives of the local political party. They inform him that he is no longer allowed to run his café for reasons he (and we) don’t understand. A difficult time begins. He retreats to the mountain village, where he also opens a small café, but loses it in a fire. Almost at the same time, his father dies. It takes a lot of strength for him to find the courage to build this new wooden house and offer tea to his visitors again.

In the next two days we learn a lot from Yasar. He shows us his tea plantation, as well as some still unvegetated hills on which new plants are being sown in order to increase his annual yield in three years. Because that is how long it takes for the plant before the tea leaves can harvested for the first time. The work on these steep slopes is strenuous and exhausting. At the end of May each year the newly grown leaves are harvested and packed into bags. The sealed bags are then rolled down the slope, packed onto Yasar’s jeep and finally taken to one of the many tea factories in the area. There, the leaves are fermented, dried, and finally processed into the final ground product.
Yasar also shows us his hidden plan, a waterfall surrounded by dense deciduous forest. We can well understand how this can be his favorite, because this is pure unbridled nature.
And of course we also get to know the typical food of this mountain region, which mainly consists of potatoes and cheese. For breakfast we have baked potatoes, cheese, bread, olives, tomatoes and cucumbers. The culinary highlight is a steaming pan of melted cheese with breadcrumbs previously fried in butter: Muhlama. This is the Turkish version of the Swiss cheese fondue. Only for breakfast. Not quite low in calories, but very delicious.

While visitors come and go, Yasar is always busy with his cell phone and his camera. That’s because he’s very active on social media and shares impressions from his tea room and his life on Instagram. He also has another innovative idea, because with his YouTube channel he fascinates us with a change of perspective: because he doesn’t film his travels, but under the hashtag „parkfortea“ he portrays travelers who come to him. He also documented our visit here.

After two days, it’s finally time for us to leave for Georgia. But before that, we have to settle the bill. After all, the delicious breakfast, various delicacies at the cozy get-together with his friends and acquaintances in the evening and countless glasses of Çay should not remain unpaid.
Several times during the last two days I already wanted to pay something, but always Yasar waves me off and makes me understand that we will worry about the payment at our departure. It is also interesting to observe how friends, acquaintances and visitors come to the tea room to drink çay and sometimes also to eat something. Then they leave without receiving or paying any bill. Sometimes they slip Yasar money. The procedure is more than mysterious and for me not to understand…
On the morning of our departure I ask Yasar again how much I owe him. He just grins and says:

You decide!“

* Please see English Version below *

Welche Assoziationen hatte ich vor der Abreise zu Albanien? Ich wusste, dass Adrian in unserer Landkarte dort seinen Reisewunsch-Pin gesetzt hat und kannte die Natur ein wenig aus Dokumentationen. Nun, nach mehreren fahrintensiven Tagen, erreichen wir in der Dämmerung endlich Albanien.

Kaum sind wir über der Grenze, springt mein Kopf auf der Suche nach Bekannten im Unbekannten und versucht frühere Erfahrungen und Orte mit den neuen, die vor uns liegen, abzugleichen.

„Wie in Nepal.“  Dieser Gedanke entsteht immer wieder. Und direkt danach stolpere ich genau über diese Assoziation, sind wir doch auf einem geographisch gesehen ganz anderen Fleckchen dieses großen vielfältigen Planeten. Und doch bleibt dieser Eindruck leise in meinem Hinterkopf. Es ist wichtig zu verstehen, dass Nepal mich 2003 und 2005 so unglaublich geprägt und fasziniert hat, dass es in unserer ursprünglichen Reiseplanung, in der wir COVID noch nicht kannten, mein Wunschziel Nr. 1 war! Ist das jetzt eben auch ein „Kulturschock“? Albanien ist anders. Eben kein „schön-schön“ Land ist, in dem man an allen Ecken und Enden den „Wohlfühlfaktor“ spürt. Wie anders, davon erzählt dieser Artikel… Denn seit der Einreise verändert sich meine eigene Wahrnehmung mit jedem Tag, den ich länger in Albanien sein darf. Ich bin schon gespannt, wie der Kulturschock „Back to EU“ aussehen wird, wenn wir ausreisen, aus diesem faszinierenden Albanien… Spoiler: der Kulturschock bei der Ausreise ist wiederum noch größer… Warum?

Albanien ist anders, als alle Länder, die wir bisher bereist haben.

Einerseits ist Albanien voller atemberaubend schöner Natur. Andrerseits gibt es leider Berge von Müll am Straßenrand und auch in der Natur. An manchem unserer Übernachtungsplätzen, insbesondere am Stadtrand, kann man immer wieder den Geruch verbrennenden Plastikmülls riechen. 

Auf staubigen Straßen geht es also vorbei an unzähligen Straßenhunden, an Bretterbuden, an Häusern, deren obere Stockwerke noch im Rohbau befindlich sind, während die untere Etage schon länger bewohnt scheint, während handgeschriebene Schilder und einfache Spray-Schriftzüge Shops und Autowaschplätze markieren. Letztere scheint es  an jeder Ecke zu geben. Die Innenstädte sind lebendig, laut und verwirren mich, der Verkehr im Kreisel geht verwirrenderweise in alle Richtungen, Kirchenglocken und die Rufe der Muezzin wechseln sich ab und hallen durch die Städte. Nebenstraßen, die zu Häusern führen, werden von den Anwohnern selbst „Little India“ genannt. 

Die Armut  ist unübersehbar, die Kontraste von Wellblechhütten in staubigen Feldern und benachbarten von Mauern eingerahmten Luxusvillen stecken voller Widersprüche. Und dann wieder schmiegen sich bewaldete Hügel am Rande der albanischen Alpen, fruchtbare Hochebenen voller Trauben, Kaki, Feigen- und Granatapfelbäume säumen die Straßen, während das Meer mit türkisblauem Wasser lockt…

Basti und Tara werden oft von fremden Kindern begrüßt und beschenkt: Die Kinder, die sie noch gar nicht kennen, teilen dann ihre frisch gekauften Kekse und Chipspackungen, nehmen aber nie etwas im Gegenzug dafür an… Es macht uns immer wieder sprachlos… 

Die Menschen, denen wir begegnen,  sind ungespielt interessiert, hilfsbereit und gastfreundlich. Und diejenigen, die wir näher kennen lernen dürfen, wachsen uns ans Herz. Selbst in der Körpersprache entdecke ich Gemeinsamkeiten mit dem mir so vertrauten Land, so ist das albanische Ja dem nepalesischen sehr ähnlich, wenn der Kopf kreisend die Bewegung einer liegenden 8 ähnelt. Während die Ernte der Hanf-Felder in den Bergen  einigen wenigen wohl lukrative Geschäfte mit dem Ausland ermöglichen, sieht man in den Cafés der Bergdörfer viele Männer sitzen, die ihre Zeit dort mit dem Konsum von Mokka und diversen getrockneten Blüten verbringen…Frauen sieht man dort viel seltener. Es wirft die Fragen nach den Prioritäten der Politik auf. 

Tatsächlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass mich diese Kontraste von Schönheit und Armut so umhauen würden. Albanien ist für mich in den ersten Tagen kein „einfaches“ Land. Man kann nicht einfach durchreisen und denken: „Ach, wie schön ist das alles.“

Dafür gibt es einfach zu viel Armut. Zu viele Menschen, die um ihre tägliche Existenz, die Verlässlichkeit der Gesetzeshüter oder medizinische Standards bangen. Dies hat zur Folge, dass hier nicht nur viele Menschen in sehr ärmlichen Verhältnissen leben, sondern auch die Tiere und die Natur darunter leiden. 

Und doch ist es auch gerade das Lockere in allen Regelungen, die die Menschen hier auch gelassener und flexibler sein lassen… Und es gibt diejenigen, die sich dafür einsetzen, dass die Welt auch hier eine bessere Welt sein kann. Diejenigen, die in einen multikulturellen, diversen, offenen und interessierten Austausch gehen, die ihre Türen für uns Reisende öffnen und voller Ehrlichkeit an ihren Erfahrungen teilhaben lassen. Diejenigen, die uns einladen, ihre landestypischen Speisen mit ihnen zuzubereiten, diejenigen, die sich für Gerechtigkeit einsetzen, in dem sie ihre Einnahmen dazu verwenden, Projekte in den entlegenen ländlichen Gegenden zu unterstützen, in denen Frauen, die unter häuslicher Gewalt leiden, bestärkt werden, ihren eigenen Weg zu gehen. Dies ist sicher nur der Beginn einer Positiv-Liste, die sich eben nicht auf den ersten Blick für Besucher zeigt. Und die Politik? Sollte sich mit großer Sicherheit eine Scheibe Courage und Vorreiter-Denken von den kleinen Initiativen des Landes abschauen? Wir wünschen uns für Albanien, dass sie die Fehler des Massentourismus einfach auslassen und direkt mit nachhaltigem, sanftem Tourismus durchstarten… Hier wird allerdings aktuell eher für die „Massen“ geplant. Und wir fürchten, dass sobald hier alles asphaltiert und fertig gebaut ist mit deutlich verstärkter Anzahl an Tagesausflüglern, die noch unberührte Natur auch hier bald voller Müll ist… 

Es ist also genau diese Ambivalenz zwischen Armut, Leid und Herausforderungen für Mensch, Tier und Natur und ein Land, das erst seit 20(!) Jahren die Freiheit hat, sich weiterzuentwickeln. Der Stolz auf das eigene Land pendelt zwischen Tradition, Erfindungsreichtum und Lebenswille, begegnet uns Reisenden in Form bedingungsloser herzlicher Gastfreundschaft, wie sie seit Generationen in Albanien gepflegt wird. 

Ich kenne nach 4,5 Wochen im Land des Adlers immer noch nur einen Bruchteil und doch fasziniert es mich, dieses Land, in dem so viel steckt… und ich bin dankbar für alles, was ich von den Menschen dort lernen und erfahren darf… und mit jedem Hügel, jeder Bergkette, jeder klaren Aussicht auf die Weite verstehe ich mehr, warum Albanien dieses Wappentier gewählt hat, sieht man die anmutigen Tiere doch immer wieder durch die Lüfte kreisen…

Würden wir eine Reiseempfehlung geben? JA, ganz klares Ja, denn wie ihr in unseren weiteren Blogartikeln sehen werdet, ist dieses Land mit seinen Menschen ein Land, in all seiner Unperfektheit und seinem Entwicklungsbedarf, welches einem wirklich ans Herz wachsen kann. Denn, um es vorweg zu nehmen, der Abschied nach fast 5 Wochen in Albanien ist uns wirklich schwer gefallen.

*English version:

What associations did I have with Albania before leaving? I knew that Adrian had put his travel wish pin there in our map and knew a bit about the nature from documentaries. Well, after several days of intensive driving, we finally reach Albania at dusk. As soon as we are over the border, my head jumps looking for acquaintances in the unknown, trying to match previous experiences and places with the new ones ahead.

„Just like Nepal.“ This thought arises again and again. And right after, I stumble upon this very association, we are after all on a geographically quite different patch of this great diverse planet. And yet, this impression lingers quietly in the back of my mind. It is important to understand that Nepal had such an incredible impact and fascination on me in 2003 and 2005, that it was my #1 desired destination in our original travel planning, where we didn’t know COVID yet! Is this just now also a „culture shock“? Albania is different. It is not a „beautiful-beautiful“ country, where you can feel the „feel-good factor“ in every corner. How different, this article tells… Because since the entry my own perception changes with every day that I may be longer in Albania. I am already curious how the culture shock „Back to EU“ will look like when we leave, from this fascinating Albania… Spoiler: the culture shock when leaving is again even greater…. Why?

Albania is different from all the countries we have traveled to so far.

On the one hand, Albania is full of breathtakingly beautiful nature. On the other hand, unfortunately, there are mountains of garbage on the side of the road and also in nature. At some of our overnight places, especially on the outskirts, you can always smell burning plastic garbage.

So, on dusty streets, we pass countless street dogs, wooden shacks, houses whose upper floors are still under construction, while the lower floors seem to have been inhabited for some time, while handwritten signs and simple spray-lettering mark stores and car wash sites. The latter seem to exist  on every corner. The downtowns are lively, noisy, and confusing to me, with traffic circle traffic going confusingly in all directions, church bells and the calls of the muezzin alternating and echoing through the towns. Side streets leading to houses are called „Little India“ by the residents themselves.

The poverty is unmistakable, the contrasts of corrugated iron huts in dusty fields and neighboring luxury villas framed by walls are full of contradictions. And then again, forested hills nestle on the edge of the Albanian Alps, fertile plateaus full of grapes, persimmon, fig and pomegranate trees line the streets, while the sea beckons with turquoise blue waters…

Basti and Tara are often greeted and given presents by strange children: the children, who don’t even know them yet, then share their freshly bought cookies and chip packs, but never accept anything in return… It always leaves us speechless… The people we meet are unplayfully interested, helpful and hospitable. And those we are privileged to get to know more closely grow on us. Even in the body language I discover similarities with the country so familiar to me, so the Albanian yes is very similar to the Nepalese, when the head circles the movement of a lying 8 resembles. While harvesting the hemp fields in the mountains probably allow a few to do lucrative business with foreign countries, one sees many men sitting in the cafes of the mountain villages, spending their time there consuming mocha and various dried flowers…women are much less commonly seen there. It raises questions about the priorities of politics.

In fact, I didn’t expect to be so blown away by these contrasts of beauty and poverty. Albania is not an „easy“ country for me in the first few days. You can’t just pass through and think, „Oh, how beautiful it all is.“

There is simply too much poverty for that. Too many people who fear for their daily existence, the reliability of law enforcement or medical standards. As a result, not only do many people live in very poor conditions here, but animals and nature suffer as well.

And yet, it is also precisely the looseness in all regulations that also allow people to be more relaxed and flexible here… And there are those who work to ensure that the world can be a better world here as well. Those who go into a multicultural, diverse, open and interested exchange, who open their doors to us travelers and share their experiences full of honesty. Those who invite us to prepare their local dishes with them, those who work for justice by using their earnings to support projects in remote rural areas where women suffering from domestic violence are encouraged to make their own way. This is surely just the beginning of a positive list that is not immediately apparent to visitors. And politics? Should certainly take a leaf out of the book of courage and pioneering thinking of the country’s small initiatives? We wish for Albania that they simply leave out the mistakes of mass tourism and directly start with sustainable, gentle tourism… Here, however, they are currently planning for the „masses“. And we fear that as soon as everything here is asphalted and built with a significantly increased number of day trippers, the still untouched nature here is also soon full of garbage…

So it is exactly this ambivalence between poverty, suffering and challenges for people, animals and nature and a country that has only had the freedom to develop for 20(!) years. The pride in one’s own country oscillates between tradition, inventiveness and will to live, meets us travelers in the form of unconditional warm hospitality, as it has been cultivated in Albania for generations. 

After 4.5 weeks in the land of the eagle, I still know only a fraction and yet it fascinates me, this country in which so much is… and I am grateful for everything I can learn and experience from the people there… and with every hill, every mountain range, every clear view of the expanse, I understand more why Albania has chosen this heraldic animal, you can see the graceful animals circling again and again through the air…

Would we give a travel recommendation? YES, very clear yes, because as you will see in our further blog articles, this country with its people is a country, in all its imperfection and its need for development, which can really grow on you. Because, to take it in advance, the farewell after almost 5 weeks in Albania is really hard for us.

Nun ist sie da, die Zeit der kleinen Abschiede. Unser Abreisetermin ist festgelegt, soweit man ihn unter Pandemie-Bedingungen festlegen kann und schwupp, schon sind sie da: Diese kleinen Momente, in denen ich denke: Das mache ich gerade zum letzten Mal… zum Beispiel den letzten Zahnarztbesuch (hoffentlich(!) obwohl ich meine Zahnärztin tatsächlich ganz wunderbar finde), meine letzte Yogastunde im Yogahaus mit Bahar’s und meinem Mittwochskurs ist schon vorbei & ein weiterer Yogakurs und damit noch ein kleiner Abschied von all den wundervollen Menschen, die ich im Yoga begleiten durfte, folgt im April. Nein ich will mich gar nicht beklagen darüber, es ist einfach der nächste Schritt  vor unserem Umzug in unser „Home on wheels“. Das weiß der logisch denkende Teil meines Gehirns und doch ist mein Bauchherz auch wehmütig. Das bekannte lachende und weinende Auge… 

Für unsere Kinder ist es nochmal eine ganz andere Herausforderung, diese Abschiede auf sich zukommen zu lassen. Es ist uns sehr wichtig, dass wir gemeinsam diese Reise machen und wir auf Augenhöhe Entscheidungen treffen. Wir haben in unserem Familienrat auch immer wieder besprochen, dass unsere beiden die Reiseroute mitbestimmen dürfen, dass wir gemeinsam Ziele aussuchen werden und es auch Kinder-Tage gibt, an denen wir Eltern einfach mitmachen und unsere Kinder den Tag planen dürfen (wobei ich mir noch überlegen muss, in welchem Moment ich einen „Ich setze aus – Joker“ ziehen darf, da ich mich ungern an ein Bungee Seil gebunden, mit Blick in eine tiefe und sicher atemberaubende Schlucht, wiederfinden möchte). Und doch sind wir doch auch wie Jesper Juul es bezeichnet die „Leitwölfe“… Schließlich sind es Adrian und ich gewesen, die die Umsetzung unseres Traumes ins Rollen gebracht haben… und unsere Kinder sind mit an Bord… Der Unterschied wird deutlich: Wir kennen das Reisen und wir kennen Langzeitaufenthalte in fremden Ländern… unsere Kinder kennen: Urlaub. Mal 2 Wochen, mal 3 Wochen… mal am Atlantik (ja, geliebtes Pin Sec), mal in den Bergen, mal beim Freundebesuch in verschiedenen Städten… und natürlich Tagesausflüge, Wanderungen, Radtouren, Übernachtungen im Wald…

 Es ist deutlich schwieriger für sie und umso achtsamer, geduldiger und verständnisvoller müssen und wollen wir sein… Wann ziehen die Meerschweinchen nun wirklich zu ihrer Pflegefamilie? Wie oft kann ich mich noch mit meinen Freunden verabreden? Wo sind meine Freunde, wenn ich wiederkomme? Viele Fragen, Unsicherheiten und Ängste tauchen jetzt auf, mitten hinein in diese heiße Phase der Vorbereitung. Das Aussortieren der eigenen Dinge (das jetzt „downsizen“ heißt) in: „Das brauche ich gar nicht mehr“, „das möchte ich einlagern“ und „das muss mit ins Wohnmobil“ ist für uns schon schwierig, zugleich befreiend und mit kleinen Zeitreisen verbunden. Für unsere beiden Kinder ist es gerade ganz weit weg…  Hinzu kommen die ersten Interessenten, die die Wohnung mieten möchten, und in unser bisheriges Zuhause kommen, der anstehende TÜV Termin für unseren KAZYmir und die damit verbundene immer noch große To-Do Liste für Adrian, die möglichst schnell abgearbeitet werden sollte… all das umgibt jetzt natürlich auch unsere Kinder… Hinzu kommt, dass Corona-bedingt der Ausblick auf die Begegnung mit Orang Utans im Dschungel Borneos leider nicht mehr auf unserer Reiseroute steht… Wir werden fahren, nicht fliegen und neue Highlights ansteuern, die wir selber erst entdecken können, wenn wir wissen, wohin wir überhaupt reisen dürfen. Wir, die Reiseerfahrenen,  sehen das mit einer gewissen Gelassenheit und schätzen sogar die Chance das Unerwartete willkommen zu heißen, weil unsere Alltagsleben ja genau das Gegenteil beinhalten… Aber unsere Kinder? Die möchten gerne wissen, wohin wir fahren, was es dort zu entdecken gibt, was man dort essen kann, und vieles mehr.. Und ich kann sie sehr gut verstehen. Und darum muss ich mich immer wieder daran erinnern, dass diese Vorbereitungszeit noch mehr Aufgaben beinhaltet als aktuell auf unserer To Do Liste stehen, es ist eben MEHR als das Beantragen internationaler Führerscheine, Kündigen von Verträgen. Es sind vier verschiedene Köpfe & Herzen, die wir mitnehmen wollen… und jeder unserer 4 ist anders, mit anderen Bedürfnissen, Ängsten, und Wünschen…  

Es ist eine spannende Zeit, die sich anfühlt wie ein Kopfstand. Die Reise beginnt tatsächlich lange vor der Reise und dieser Schritt des Weges bedarf viel mehr Achtsamkeit, Empathie und gegenseitiges Vertrauen, als unsere bisherigen Check-Listen aufgezeigt hatten… jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, und ich wünsche mir, dass alle 4 diesen Zauber mehr und mehr spüren können.

Einatmen. Ausatmen. Im Rhythmus und zugleich im Wechsel. Tief und klar. Ganz bewusst. Den Geruch des Waldes durch alle Poren unserer Haut und unseres Körpers aufnehmen. Stille? Fast. Den Weg von der Dauerbaustelle KAZYmir  in den Farbentanzes des Pfälzer Waldes legen wir in wenigen Minuten zurück. Warum uns das hilft?

Wie Adrian bereits in seinem letzten Blog geschrieben hat, bringt uns unser ungeplantes Großbaustellenprojekt tatsächlich an unsere Grenzen – menschlich, körperlich, mental, planerisch, familiär.
KAZYmir ist die ungeplante neue Hauptperson in unserem Leben, um die sich alles dreht und die vor allem jede freie Minute absorbiert. Das zermürbt. Das kostet Kraft. Ich mache mir Sorgen um Adrian.

Also muss man irgendwann man auch mal eine Pause einlegen und einen „Nicht-Termin“ planen: Wandern im Pfälzer Wald. Das geht sogar direkt von KAZYmir aus, denn Rodalben, die aktuelle Homebase unseres Wohnmobils liegt an einem wunderschönen Felsenwanderweg.

Habt ihr schon mal im Wald geschlafen? Ende Oktober? Ich hatte bis vor kurzem weder das eine, noch das andere erlebt. Doch offizielle „Wildcampingplätze“, die als Trekkingplätze über den Pfälzer Wald verteilt sind, machen´s möglich! Nach Anmeldung und Zahlung einer kleinen Gebühr, erhält man die genauen Koordinaten. In Verbindung mit einer längeren oder kürzeren Wanderung kann man zu Fuß so am Abend einen Platz auf einer Lichtung ansteuern und findet dort eine Komposttoilette, Desinfektionsspender und eine Lagerfeuerstelle. Alles, was man darüber hinaus braucht, bringt man einfach selbst mit (und wieder zurück).
Klingt gut? Wir finden schon. Also beschlossen wir, für einen Tag und eine Nacht die Baustelle links liegen zu lassen und stattdessen zu Viert ein Mikroabenteuer zu erleben.

Von Annweiler ins Eußerthal – der Start mit Maroneneis bei Sonnenschein sorgte für große Laufbereitschaft bei Mr.B und Ms. T. Eine über 10km lange Wanderung mit kleinen „Abkürzungen“, das Sammeln leckerer Esskastanien (Maronen)  und diverse Abenteuer, so wie eine Zeitansage, die sich für unsere Kinder  gefühlte ewig andauernde „noch zwanzig Minuten, dann sind wir da“  enden glücklich und müde auf dem Wanderparkplatz Eußerthal. Doch nun satteln wir das Gepäck, wechseln vom Daypack um, in unser volles Trekkingrucksack Equipment, dass ich so zuletzt in Nepal anhatte… So können wir uns und unsere Vorräte an Wasser, Essen, Campingkocher, Schlafsäcken und  Zelt unkompliziert zum Schlafplatz bringen.  Nach 200 Höhenmetern Aufstieg  über verschlungene Waldwege erreichen wir eine Art Hochplateau im Wald. Der Ausblick ist atemberaubend.  

Auf diesem Zwischenstopp angekommen,  bin ich durchaus atemlos, denn ein Bergauf-Sprint-mit-vollem-Gepäck ist ein Workout, den ich in meinem Yogalehrer-Alltag so nicht direkt in meinem Körper abgespeichert habe. Der Begriff „ganz bewusst  ein- und ausatmen“ und die Gedanken an sich vorbeiziehen zu lassen, bekommt bei diesem Aufstieg für mich ganz neue Bedeutungen…

Was hat das nun mit unserem Reiseblog zu tun?

Eine Wanderung in den Wald ist auch eine Reise! Eine faszinierende Reise in die Ruhe und Kraft des Waldes, (in die eigenen körperlichen Voraussetzungen), in die eigen Ideen von „Welt“, das Zurückziehen der eigenen Antennen, um den Fokus immer mehr auf die Natur zu bündeln, statt auf To-Do Listen auf und abzuwandern. Um die Geräusche des knackenden Feuers, des raschelnden Waldes, der Geruch nassen Laubs einzuatmen,  machen wir diese kleine Reise, dieses Mikroabeneteuer  zu  Viert. Gemeinsam. Und es fühlt sich wirklich gut an.

Wild-Trekkingplätze sind wunderschön gelegen und  der Wald ist die absolut beste Medizin für angeschlagene Nervensysteme… Der Herbstwald in all seiner Farbenvielfalt, das Rauschen des Windes, das Flackern des Lagerfeuers, das Knacken, ausgelöst durch verschiedenste Tiere im nahegelegenen Gebüsch, die Wärme, die entsteht, wenn sich jemand an dich lehnt, um gemeinsam in das Feuer zu schauen, während die veganen und die „normalen“ Würstchen mit zunehmenden Regen und Sturm ein Wettrennen starten, der Rückzug ins schützende Zelt, viermaliges Surren der Reißverschlüsse, Schlafsackgeraschel, gemeinsam erzählte Highlights des Tages, das Suchen nach einer bequemen Liegeposition auf Isomatte und  Waldboden, die Gelassenheit unserer Kids, die in vollem Urvertrauen, dass wir sie beschützen, in Sekundenschnelle einschlafen, das eigene Staunen über die innere Aufregung und Bewusstheit hier zu übernachten.

All das ist wie die vielen Teile, die mehr sind als das Ganze. Viel mehr.