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KAZYmir

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Draußen pfeift der Wind und die Dämmerung taucht alles in ein diffuses Licht. Bald wird es dunkel. Mit jeder Minute wird es kälter und ungemütlicher. Macht aber nix, den drinnen prasselt ein gemütliches Holzfeuer, verbreitet eine wohlige Wärme und taucht den Raum in ein warmes Licht. Die Familie sitzt um den Ofen und der Blick in die Flammen wirkt einfach unglaublich beruhigend, während der Teekessel mit den ersten noch leisen Pfeiftönen auf sich aufmerksam macht …

Diese Szene ist für uns der Inbegriff von Gemütlichkeit, und genau das wünschen wir uns auch für unser Wohnmobil. Schon lange vor dem Start unserer großen Reise war dieses Bild in unseren Köpfen, leider fehlte vor unserem Aufbruch die Zeit. Während des letzten Winters  2021/22 in Griechenland und der Türkei haben wir einen solchen Holzofen aufgrund vieler kalter Nächte um den Gefrierpunkt schmerzlich vermisst. Unsere Truma Gasheizung hat zwar verlässlich ihren Dienst getan, ist eben aber nicht das Gleiche. Sie macht warm, verbraucht aber einiges an Propangas und erzeugt recht feuchte Raumluft. 
Jetzt, beim Zwischenstopp in Deutschland im Sommer 2022 haben wir es endlich geschafft:
Unser Wohnmobil besitzt einen Holzofen. 
Unsere Erfahrungen zu Planung, Kauf und Einbau im Wohnmobil möchten wir in diesem Artikel mit Dir teilen. Die hier aufgeführten Informationen erheben allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit, sie bilden lediglich unseren Kenntnisstand nach bestem Wissen und Gewissen ab.

1. Warum ein Holzofen im Wohnmobil: Grundsätzliches

Der Einbau eines Holzofens ins Wohnmobil ist in vielen Fällen keine Notwendigkeit, sondern eher eine Herzensangelegenheit. Wer sich zum Einbau eines Mini Holzofens in den Van oder ins Wohnmobil entscheidet, sollte sich gut informieren und ist dann auch voll verantwortlich für den Einbau und den Betrieb. 
Denn die am häufigsten gestellte Frage zu einem Holzofen im Van oder Wohnmobil ist meistens:

Ist der Einbau eines Holzofens im Camper zulässig?“ 

Die Antwort lautet klipp und klar: Jein!
Die vorgeschriebenen Abstände zu brennbaren Materialien sind in den meisten Wohnmobilen und Vans nicht einhaltbar, manchmal ändert sich durch die Rauchgasrohre sogar die eingetragene Fahrzeughöhe und die eigentlich notwendige Eintragung als Fahrzeugänderung ist quasi kaum zu bekommen. Da sich in Deutschland aber weder TÜV noch Schornsteinfeger zu 100% zuständig fühlen, ist man hier in einer Grauzone unterwegs…
Der Holzofen kann in vielen Fällen als Ladung deklariert werden, solange er nicht mit der Karosserie des Fahzeugs verschweißt (also dauerhaft und fest verbunden) ist. 
Wie für jede andere Ladung (und jeder andere Einbau) auch ist es zwingend notwendig, für eine ausreichende Ladungssicherung zu sorgen. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass das zulässige Gesamtgewicht des Fahrzeugs durch das Gewicht des Ofens nicht überschritten wird.
Fachmännisch eingebaut kann ein Holzofen die Abhängigkeit von Propan reduzieren, eine günstigere Art des Heizens im Wohnmobil darstellen und vor allem auch die Luftfeuchtigkeit im Inneren der fahrbaren Wohnung während der Heizperioden deutlich reduzieren. Denn beim Verbrennen von 1 kg Propan wird 1,6 kg Wasser als Kondensat erzeugt.
Dem gegenüber steht der beim Verbrennen von Holz entstehende Feinstaub, die Notwendigkeit, trockenes Holz mitzuführen oder zu beschaffen und der Umgang mit der oben beschriebene rechtliche Grauzone.

2. Welcher Ofen ist der Richtige?

Der Markt für kleine Holzöfen für Wohnmobile und Vans hält sich immer noch sehr in Grenzen. Denn selbst der kleinste konventionelle Holzofen ist viel zu groß dimensioniert und würde einen kleinen Raum wie ein Van oder ein Wohnmobil sofort überhitzen. An dieser Stelle wollen wir Dir drei Hersteller vorstellen (keine bezahlte Werbepartnerschaft).

Uns war bei der Auswahl unseres Ofens hauptsächlich der Hersteller Tiny Wood Stoves aus Idaho, USA bekannt. Die Firma wurde von Nick gegründet, der mit seiner Familie viele Jahre in einem Airstream Wohnwagen lebte und nach einer Alternative für die Gasheizung suchte. Nun bietet die Firma eine ganze Reihe von kleinen Öfen zwischen 3 kW und 5 kW Heizleistung an. Auch Installationsmaterial, Ersatzteile und Zubehör ist hier erhältlich. Optimal für Vans und Wohnmobile ist der Dwarf 3 kW LITE.

Außerdem war uns durch einige Blogs und YouTube Videos die kanadische Firma Cubic Wood Stoves bekannt. Der vielverkaufte Cubic Cub Mini Wood Stove wird in vielen Vans eingebaut, sieht toll aus und heizt bis zu 18 Quadratmeter große Räume.

Während unserer Reise trafen wir eine Familie, die in ihren Van einen Ofen der Firma Outbacker Stoves verbaut hatte. Die in Nottingham/UK ansässige Firma vertreibt Öfen und Zubehör, welches eigentlich für Canvas Zelte entwickelt wurde und besticht durch eine hervorragende, deutschsprachige Website und kostenlosen Versand in der EU. 

Die Preise dieser Öfen variieren je nach Größe und Hersteller zwischen 245 Euro für den Outbacker Stove (mit Sekundärbelüftung), 340 Euro für den Cubic Cub Mini und 640 Euro für den kleinen Dwarf 3 kW LITE von Tiny Wood Stoves. In allen diesen Verkaufspreisen ist Installationsmaterial und eventuelles Zubehör nicht enthalten.

Unser Ansatz:
Da wir den letztgenannten Ofen in eingebautem Zustand erleben durften, dieser hervorragend bewertet wurde und der Verkaufspreis im Vergleich unschlagbar ist, haben wir uns für den Outbacker® ‚Firebox‘ Eco Burn mit Sekundärbelüftung entschieden. 

Der Outbacker® ‚Firebox‘ Eco Burn mit Sekundärverbrennung

3. Planung: Wo, wie und womit wird der Holzofen im Wohnmobil eingebaut

Frage 1: An welcher Position soll der Holzofen verbaut werden?
Bei der Planung der Einbauposition sind mehrere Dinge zu beachten. Zunächst sollte ein Ort gewählt werden, der möglichst zentral liegt. So kann die Wärme des Ofens mithilfe einer guten Luftzirkulation möglichst gleichmäßig die Wohnkabine beheizen. Bei ungünstiger Position können verschiedene Wärmezonen entstehen, so dass sich die Wärme nicht optimal im Raum verteilen kann. 
Außerdem sollte die Einbauhöhe des Ofens möglichst tief eingebaut werden, da es sonst im Bereich der Füße empfindlich kalt sein kann (speziell bei schlecht isolierter Bodenplatte), während der obere Teil der Wohnkabine bereits brüllend heiß ist.

Unser Ansatz:
In unserem Fall war nur ein Einbau direkt neben der Eingangstür möglich. Das dort schon montierte Schuhregal aus Treibholz wurde vergrößert und stabilisiert. Der Ofen wurde auf diesem Regal montiert, wobei der Ofen sich damit ca. 40 Zentimeter über dem Fußboden befindet.

Frage 2: Woher kommt die Frischluft für den Ofen
Auch der kleinste Holzofen benötigt Frischluftzufuhr von außerhalb der kleinen Wohnkabine des Vans bzw. des Wohnmobils. Hierzu sind zwei Alternativen möglich: 
1. Eine direkte externe Brennluftzufuhr zum Ofen, wobei eine Luftzuleitung Frischluft von draußen direkt in die Brennkammer des Ofens einleitet. Für die hier vorgestellten Alternativen ist diese Option leider meines Wissens nicht möglich.
2. Belüftung des Ofens durch die Raumluft der Kabine. Hierbei muss während des Betriebs des Holzofens genügend Luft von außen in die Kabine gelangen können.

Unser Ansatz:
Durch die Montage neben der Tür ist eine Frischluftzufuhr zur Kabine in unserem Fall leicht realisierbar. Außerdem ist ein Ventilator mit wählbarer Zu- oder Abluftbetrieb in der Decke über unserer Sitzecke montiert, der ebenfalls für ausreichende Zuluft sorgen kann. Und schließlich eignet sich das Küchenfenster als mögliche Zuluftquelle.

Frage 3: Wie befestige ich den Ofen im Wohnmobil
Eine sichere Verschraubung mit dem Untergrund des Ofens ist essentiell wichtig, denn diese Befestigung muss das Gewicht des Ofens auch im Falle einer Vollbremsung bzw. einer Kollision halten können. Wähle also besser eine zu feste Schraubverbindungen an dieser Stelle. Außerdem ist die Verbindung gegen ein selbstständiges Lösen der Schrauben durch Erschütterungen zu sichern. Achtung: Holzschrauben können durch diese Erschütterungen das Holz ausschlagen und sich somit lösen.

Unser Ansatz:
Wir haben die obere Platte des Schuhregals (welches die Basis für unseren Ofen bildet) mit einer soliden Siebdruckplatte erweitert und mit einer zusätzlichen Metallplatte gegen Hitzeabstrahlung geschützt. Zur Befestigung des Ofens wurden Metallschrauben zur Durchsteckmontage gewählt, welche auf der Unterseite der Siebdruckplatte mit Schraubenmuttern fest verschraubt, aber auch wieder lösbar sind. Durch die Verwendung von Fächerscheiben wird das Lösen der Schrauben durch Erschütterungen während der Fahrt verhindert.

4. Der Einbau des Ofens und die Dachdurchführung

Vor dem Einbau des neuen Ofens ins Wohnmobil sollte dieser mindestens einmal im Freien „eingebrannt“ werden, da die Beschichtung des Ofens beim erstmaligen Anfeuern sehr streng riecht und richtig dampft/raucht.
Für die Feinpositionierung des Ofens ist es unverzichtbar, die Positionierung der Rauchabzugsrohre und die Dach- oder Wanddurchführung festzulegen. Dann kann sowohl die Position des Ofens als auch die der Durchführung angezeichnet werden. 
Vor dem finalen Einbau des Ofens und der Dachdurchführung sollte brennbares Material im Bereich des Ofens und unter dem Ofen durch solide Bleche geschützt werden, die so angebracht werden, dass dahinter Luft kühlend zirkulieren kann. Vorsicht: Auch das Rauchrohr kann vor allem im unteren Bereich noch sehr viel Hitze abstrahlen! 

Die Dachdurchführung sollte wie auch die Befestigung des ganzen Ofens reversibel sein, um eine Eintragung einer Fahrzeugänderung zu vermeiden. Auch solltest Du darauf achten, dass die Abzugsverrohrung keine Höhenänderung des Fahrzeugs zur Folge hat, d.h. dass die Teile der Verrohrung, die während der Fahrt nicht abgebaut werden, nicht die eingetragene Fahrzeughöhe überschreiten. 
Für die eigentliche Durchführung gibt es je nach Ofen und Durchmesser der Rauchabzugsrohre verschiedene Möglichkeiten: Aufsteckbare Lösungen, Teleskopkamin oder auch eine verschließbare Außenklappe sind je nach Ofen erhältlich.
Der wichtigste Punkt ist die Brandsicherheit der Dachdurchführung, insbesondere die Isolierung der Wohnkabine und die eigentliche Durchführung. Optimal ist, wenn im Bereich der Dachdurchführung mit einem doppelwandigen Abzugsrohr gearbeitet wird. So ist sichergestellt, dass die Außenseite des Rohres nicht heiß wird.

Unser Ansatz:
Sowohl unter dem Ofen als auch an Rück- und Seitenwand haben wir das Holz des Kabinenausbaus mit 1mm starkem Aluminiumblech verkleidet. Unter dem Ofen wurde das Blech mit feuerfestem Silikon direkt auf die Siebdruckplatte geklebt und zusätzlich verschraubt. Die Seitenverkleidungen wurden mit einem Abstand von 10mm zur Holzwand installiert, so dass hinter dem Metall Luft zirkulieren kann.
Bei der Dachdurchführung haben wir uns für die Verwendung der mitgelieferten, einwandigen Rauchabzugsrohre mit 600mm Durchmesser und außerdem für eine Silikonmanschette entschieden, welche als Zubehör zum Ofen bei Outbacker Stoves erhältlich und bis 300 Grad hitzebeständig ist. Diese wird mit hitzebeständigem Silikon (erhältlich in jedem Baumarkt) aufs Dach geklebt und mit 6 Edelstahl-Metallschrauben zur Durchsteckmontage befestigt, die auf der Innenseite mit Muttern und Unterlegscheiben verschraubt werden.
Die Isolierung der Wohnraumdecke haben wir um das Rohr herum weiträumig entfernt und den Hohlraum mit Steinwolle isoliert, die sogar bis 1.000 Grad hitzebeständig ist. Auf der Innenseite der Kabine wurde dann ein Aluminiumblech angebracht, um die Isolierung zu verkleiden. 
Zusätzlich wurden die Rauchabzugrohre mit Rohrschellen und Gewindestangen an zwei Wandseiten fixiert.

Stabilisierung des Rauchabzugsrohrs mit Rohrschellen und Gewindestangen

5. Sicherheit während des Betriebs

Bei allen romantischen Vorstellungen des knisternden Kaminfeuers im Wohnmobil oder Van steht die Sicherheit während des Betriebs an erster Stelle. Es gilt, das Risiko eines Brandes sowie einer Kohlenmonoxid- oder Rauchgasvergiftung soweit wie irgend möglich zu minimieren. 

Hierzu sollte zunächst der Einbau sehr sorgfältig und unter Einhaltung aller Herstellerangaben des Ofens erfolgen. Außerdem sollte beim Betrieb eines Holzofens sowohl ein Kohlenmonoxid- sowie ein Rauchmelder verbaut sein. Dabei ist es wichtig, die Positionierung dieser Warneinrichtungen entsprechend der Herstellerangaben durchzuführen. Der Kohlenmonoxidmelder sollte beispielsweise auf einer Höhe von etwa 30 Zentimetern über dem Fußboden, der Rauchmelder an der Kabinendecke montiert werden.

6. Fazit

Der Einbau eines Holzofens ins Wohnmobil ist nicht mal eben so nebenbei erledigt. Jeder, der sich dazu entschließt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er sich und vor allem sein Fahrzeug in eine gesetzliche Grauzone begibt und sich im Vorfeld mit den Pro´s und Contra´s detailliert befassen.
Wenn dann die Montage gewissenhaft erledigt ist, die Sicherheitseinrichtungen gemäß der Vorgaben installiert  sind und der Betrieb des Ofens verantwortungsvoll von Statten geht, steht vielen gemütlichen Abenden im fahrbaren Zuhause nichts mehr im Wege.

English Version:

Outside, the wind whistles and twilight bathes everything in a diffuse light. Soon it will be dark. With each minute it becomes colder and more uncomfortable. But that doesn’t matter, because inside a cozy wood fire is crackling, spreading a cozy warmth and bathing the room in a warm light. The family sits around the stove. Watching the flames is just incredibly soothing, while the tea kettle draws attention to itself with the first whistling sounds

This scene is the epitome of coziness for us, and that’s exactly what we want for our camper. Long before the start of our great journey, this image was in our heads, unfortunately, before our departure, the time was missing. During the last winter 2021/22 in Greece and Turkey, we sorely missed such a wood stove due to many cold nights around freezing point. Our Truma gas heater has reliably done its job, but is just not the same. It heats the room, but consumes quite a bit of propane gas and produces humid indoor air.
Now, during our stopover in Germany in the summer of 2022, we finally got it:
Our motorhome has a wood-burning stove.
We would like to share our experiences with planning, buying and installing it in the motorhome with you in this article. However, the information listed here makes no claim to completeness and accuracy, they merely represent our state of knowledge to the best of our knowledge and belief.

1. Why a wood stove in a motorhome: Basics

The installation of a wood stove in the motorhome is in many cases not a necessity, but rather a matter of the heart. Who decides to install a mini wood stove in the van or in the motorhome, should be well informed and is then also fully responsible for the installation and operation.
Because the most frequently asked question about a wood stove in the van or camper is usually:

Is it permissible to install a wood stove?“

The answer is: Yes and No!
The prescribed distances to combustible materials are not possible in most motor homes and vans and the actually necessary registration as a vehicle modification is virtually impossible to obtain. Since neither German TÜV nor chimney sweep feel 100% responsible, one is here in a gray area…
A lot of times, the wood stove can be declared as a load, as long as it is not welded to the body of the vehicle (i.e. permanently and firmly connected).
Nevertheless, as for any other cargo (and any other installation), it is mandatory to ensure that the load is adequately secured. Care must also be taken to ensure that the weight of the stove does not add up to exceeding the gross vehicle weight rating.
And yet, a wood-burning stove can reduce dependence on propane, provide a less expensive way to heat a mobile home, and most importantly, significantly reduce humidity inside the mobile home during heating seasons. This is because burning 1 kg of propane produces 1.6 kg of water as condensate.

2. Which stove is the right one?

The market for small wood stoves for motorhomes and vans is still limited. This is because even the smallest conventional wood stove is far too large in size and would immediately overheat a small space like a van or camper. At this point we want to introduce you to three manufacturers.

We were mainly familiar with the manufacturer Tiny Wood Stoves from Idaho, USA when choosing our stove. The company was founded by Nick, who lived with his family in an Airstream trailer for many years and was looking for an alternative to gas heating. Now the company offers a whole range of small stoves between 3 kW and 5 kW heating power. Installation material, spare parts and accessories are also available here. Optimal for vans and motorhomes is the Dwarf 3 kW LITE.

We were also aware of the Canadian company Cubic Wood Stoves through some blogs and YouTube videos. The much sold Cubic Cub Mini Wood Stove is installed in many vans, looks great and heats up to 18 square meters.

During our trip, we met a family who had installed a stove from Outbacker Stoves in their van. Based in Nottingham/UK, the company sells stoves and accessories that were actually designed for canvas tents and boasts an excellent German-language website and free shipping in the EU.

Prices of these stoves vary by size and manufacturer from 245 Euros for the Outbacker Stove (with secondary ventilation), 340 Euros for the Cubic Cub Mini, and 640 Euros for the small Dwarf 3 kW LITE from Tiny Wood Stoves. All of these retail prices do not include installation materials and any accessories.

Our approach:
Since we were able to experience the latter stove in installed condition, it received excellent reviews, and the retail price is unbeatable in comparison, we decided to go with the Outbacker® ‚Firebox‘ Eco Burn.

3. Planning: Where, how and with what the wood stove will be installed in the motor home

Question 1: Where should the wood stove be installed?
There are several things to consider when planning the installation position. First, a location should be chosen that is as central as possible. This way, the heat from the stove can heat the living cabin as evenly as possible with the help of good air circulation. An unfavorable position can result in different heat zones, i.e. the heat cannot be optimally distributed in the room.
In addition, the installation height of the stove should be as low as possible, otherwise it can be sensitively cold in the area of the feet (especially with a poorly insulated floor plate), while the upper part of the living cabin is already roaring hot.

Our approach:
In our case, only installation right next to the entrance door was possible. The shoe rack made of drift wood which was already mounted there was enlarged and stabilized. The oven was mounted on this shelf, with the oven mounted only about 40 centimeters above the floor.

Question 2: Where does the fresh air for the stove come from?
Even the smallest wood stove needs fresh air supply from outside the small living cabin of the van or camper. Two alternatives are possible for this:

  1. A direct external combustion air supply to the stove, where an air supply line introduces fresh air from outside directly into the stove’s combustion chamber. Unfortunately, to my knowledge, this option is not possible for the alternatives presented here.
  2. Ventilation by the room air of the cabin. Here, sufficient air must be able to enter the cabin from the outside while the wood stove is in operation.

Our approach:
By mounting it next to the door, a fresh air supply to the cabin is easily feasible in our case. In addition, a fan with selectable supply or exhaust mode is mounted in the ceiling above our sitting area, which can also provide sufficient supply air. And finally, the kitchen window is a suitable option for us.

Question 3: How do I fix the stove in the motor home?
A secure screw connection to the base of the stove is essential, because this attachment must be able to hold the weight of the stove even in the event of a full stop or collision. It is therefore better to choose a screw connection that is too tight at this point. In addition, the connection must be secured against independent loosening of the screws due to vibrations. Caution: Wood screws can damage the wood due to these vibrations and thus loosen.

Our approach:
We built the top of the shoe rack (which forms the base for our stove) with a solid screen printing plate and protected it from heat radiation with an additional metal plate. Metal screws for through-hole mounting were chosen to secure the stove, which are screwed tightly to the underside of the screen printing plate with nuts, but can also be loosened again. The use of serrated lock washers prevents the screws from loosening due to vibrations during driving.

4. Installation of the oven & roof penetration

Before installing the new stove in the motorhome, it should be „burned in“ at least once in the open air, because the coating of the stove smells very strong when it is fired up for the first time and really steams/smokes.
For the fine positioning of the stove, it is indispensable to determine the positioning of the flue pipes and the roof or wall penetration. Then both the position of the stove and the feedthrough can be marked.
Before the final installation of the stove and the roof duct, combustible material in the area of the stove and under the stove should be protected by solid metal sheets, which are placed so that air can circulate behind them. Caution: Even the flue pipe can still radiate a lot of heat, especially in the lower area!
The roof duct should be reversible, as well as the mounting of the whole stove, to avoid registration of a vehicle modification. You should also make sure that the exhaust piping does not result in a change in the height of the vehicle, i.e. that the parts of the piping that are not removed while driving do not exceed the registered vehicle height.
There are various options for the actual ductwork, depending on the stove, the furnace and the diameter of the flue pipes: Slip-on solutions, telescopic flue or even a closable external flap are available.
The most important point is the fire safety of the roof duct, especially the insulation of the living cabin and the actual duct. It is optimal to work with a double-walled exhaust pipe in the area of the roof duct. This ensures that the outside of the pipe does not get hot.

Our approach:
Both under the stove and on the rear and side walls, we clad the wood of the cabin extension with 1mm thick aluminum sheet. Under the stove, the sheet was glued directly to the silk screen with fireproof silicone and also screwed. The side panels were installed with a distance of 10mm to the wooden wall, so that air can circulate behind the metal.
For the roof penetration, we opted to use the supplied 600mm diameter single wall flue pipes and also a silicone sleeve which is available as an accessory to the stove from Outbacker Stoves and is heat resistant up to 300 degrees Celsius. This is glued to the roof with heat resistant silicone (available at any hardware store) and secured with 6 stainless steel metal screws for through-hole installation, fastened on the inside with nuts and washers.

We removed a lot of the insulation from the living room ceiling around the pipe and insulated the cavity with rock wool, which is heat resistant even to 1,000 degrees Celsius. An aluminum sheet was then installed on the inside of the cabin to cover the insulation.
In addition, the smoke exhaust pipes were fixed to two sides of the wall with pipe clamps and threaded rods.

5. Safety during operation

For all the romantic notions of the crackling fireplace in the RV or van, safety during operation is paramount. It is important to minimize the risk of fire and carbon monoxide or smoke poisoning as much as possible.
To do this, first of all, the installation should be done very carefully and in compliance with all the manufacturer’s installation instructions. In addition, when operating a wood stove, both a carbon monoxide and a smoke detector should be installed. It is important to position these warning devices according to the manufacturer’s instructions. For example, the carbon monoxide detector should be installed at a height of about 30 centimeters above the floor, and the smoke detector should be installed on the ceiling of the cabin.

6. Conclusion

Installing a wood-burning stove in a mobile home is not something that should be done lightly. Anyone who decides to do so should be aware that he and, above all, his vehicle are entering a legally gray area and should deal in detail with the pros and cons in advance.
If the installation is then done conscientiously, the safety devices are installed in accordance with the specifications and the operation is done with caution, many cozy evenings in the mobile home can follow.

* Please find English Version below *

Episode 1: Homecoming

Am 07. Juni 2022 verlassen wir nach fast fünf Wochen Georgien und fahren südlich von Batumi an der Schwarzmeerküste zurück in die Türkei. Einige Kilometer später halten wir an einem Parkplatz, werden sofort von einem älteren Herrn angesprochen, freundlich gegrüßt und sofort zu einem Tee eingeladen. Ohne Erwartung einer Gegenleistung, ohne Hintergedanken, einfach so. 
Sofort ist es wieder da, dieses wohlige Gefühl, welches wir so schätzen und lieben gelernt haben in unseren ersten zehn Wochen in der Türkei auf dieser Reise. 
Wir fahren an diesem Abend noch bis zu einem kleinen Hafen in Merkez östlich von Trabzon und entschließen uns, im dortigen Restaurant etwas zu essen. Kaum haben wir unser Wohnmobil verlassen, werden wir von einem Anwohner freundlich in deutscher Sprache willkommen geheißen, denn er hat einige Jahre in Stuttgart gearbeitet und ist wegen seiner Familie zurückgekehrt in sein Heimatland. Wir fragen, ob wir am Hafen parken und die Nacht verbringen können. „Gar kein Problem. Bleibt hier, solange ihr wollt. Herzlich Willkommen!“, so seine Antwort.
Da ist sie, diese vollkommene Gastfreundschaft, diese Offenheit und Neugierde gegenüber Reisenden, diese Hilfsbereitschaft, diese Freundlichkeit und dieses besondere Lächeln auf dem Gesicht. All das werden wir wohl von nun an immer vermissen, wenn wir außerhalb der Türkei unterwegs sind. 
Aber zunächst liegen zwei Wochen entlang der Schwarzmeerküste nach Istanbul vor uns, in denen wir die Begegnung mit diesen Menschen in vollen Zügen genießen wollen…
Später sitzen wir auf der Terrasse des Restaurants mit Blick aufs Meer und erleben neben leckerem Essen einen spektakulären Sonnenuntergang. 
Hello again, Turkey!

Episode 2: Polizeikontrolle

Get out of the car. Both of you!“

Mit diesen Worten in gebrochenem Englisch und unterstützt von grimmigen Mienen und unmissverständlichen Gesten machen uns zwei Polizisten klar, dass Manu und ich unser Wohnmobil verlassen und mit ihnen mitkommen sollen. Wir sind sprachlos, schockiert und ja, wir haben Angst.
Vor wenigen Augenblicken noch hatten wir den Police Checkpoint bei unserer Fahrt nach Samsun immer näher kommen sehen und uns absolut nichts dabei gedacht. Diese Checkpoints gibt es in der Türkei nämlich überall und bei unseren mehreren tausend zurückgelegten Kilometern durch dieses große Land wurden wir nicht ein einziges Mal angehalten. Denn solche Polizeikontrollen sind in keinster Weise zur Kontrolle von Touristen angelegt, daher werden Wohnmobile normalerweise ganz automatisch durchgewunken. Aber nicht dieses Mal!
Wir steigen aus. Etwa zwei Meter hinter den beiden uniformierten Polizisten steht ein weiterer Mann in voller Militäruniform und mit einem geschulterten Maschinengewehr. Tausende verschiedene Gedanken schiessen mir durch den Kopf, aber kein Szenario davon bereitet mich auf das vor, was uns in wenigen Augenblicken erwartet.

Die Polizisten geleiten uns an einigen Betonpollern vorbei, der Militärmann geht hinter uns. Besorgt werfe ich einen Blick zurück auf unser Wohnmobil, welches jetzt unabgeschlossen auf der extra für den Checkpoint reservierten Spur der Schnellstraße steht und in dem unsere Kinder gerade zurückbleiben. Wir werden zu einer überdachten Tisch-Bank-Kombination aus Holz geführt und – immer noch mit grimmigen Mienen  – deuten die Polizisten uns hinzusetzen. 
Dann hellt sich die Miene eines der Polizisten etwas auf und er fragt:

You want çay? Cookies? Please sit…“

Dann ändert sich alles. Wir bekommen türkischen Tee und Gebäck serviert. Die Polizisten fragen, ob wir auch etwas Wasser trinken wollen. Und dann fängt die eigentliche Befragung an:
 
Woher kommt ihr? 
Wie lange seid ihr schon unterwegs? 
Wie gefällt es euch in der Türkei? 
Wo seid ihr schon überall gewesen? 
Wo geht es als nächsten hin? 
Wieviel hat Euer tolles Wohnmobil gekostet? 
Sind Eure Kinder im Wohnmobil? 
Wie alt sind die beiden? 
Wollt ihr sie nicht herholen?

Wir begreifen, dass diese Gruppe von Polizisten uns nichts Böses, uns nicht streng kontrollieren will. Nein, sie sind einfach interessiert daran, uns kennenzulernen und unsere Geschichte zu erfahren.
Unsere Art zu Reisen, unser Wohnmobil und auch die uns zur Verfügung stehende Zeit, all das scheint Sehnsucht und Wünsche in ihnen zu wecken, selbst auch fremde Länder, oder auch einfach ihr eigenes, zu erkunden. Und doch ist dies alles für sie nur eine Fantasie und leider meilenweit entfernt. Sie erzählen uns, dass sie als Polizisten ein mittleres dreistelliges Gehalt pro Monat (umgerechnet in Euro) beziehen. Für uns ist klar, dass damit bei der aktuellen Inflation der Türkei nur schwer die Familie versorgt werden kann. An den Kauf eines Wohnmobils oder selbst an lange Touren mit einem Kleinwagen ist da bei einem aktuellen Dieselpreis von 1,50 Euro pro Liter nicht zu denken. Doch Traurigkeit oder Neid sind absolut nicht zu spüren, sondern Interesse und aufrichtige Freude über das Kennenlernen. 
Spontan werden wir zu einem der Polizisten nach Hause eingeladen. Schnell sind Handynummern getauscht und der WhatsApp Kontakt hergestellt. 
Wir trinken unseren Tee, essen Gebäck, die Kinder bekommen Süßigkeiten und Fruchtsaft geschenkt. So verbringen wir bestimmt 30 Minuten beim Checkpoint, bevor wir schließlich mit einer weiteren einzigartigen Erinnerung im Gepäck weiterfahren in Richtung Samsun.
Als wir langsam beschleunigen und diese freundlichen Menschen winkend hinter uns zurück lassen, müssen wir einfach lächeln und schütteln nur ungläubig die Köpfe…

Episode 3: Das tapfere Schneiderlein von Samsun

Wer sich mit einem Wohnmobil in ein türkisches Großstadt-Autoschrauber-Viertel begibt, um Fahrersitze und Sitzecke mit Stoff in türkisenen Farbtönen neu beziehen und schneidern zu lassen, der weiß zu Beginn definitiv nicht, in welchem der unzähligen Läden er letztendlich landen wird.
Bereits in Georgien haben wir von einer anderen Reisefamilie die Adresse eines Ladens bekommen, der uns bei unserem geplanten Van-Upgrade helfen kann. Also rein ins Getümmel der Sanayj Sitesi, des Industriegebiets von Samsun. Als wir bei der uns genannten Adresse ankommen, finden wir dort eine Art Tuningladen vor. Mal schauen, ob das was wird…
Wir schildern einem ernst dreinblickenden jungen Mann unser Anliegen, dann wird zunächst der Preis verhandelt. Erst danach gehen wir gemeinsam mit ihm auf Tour. Zunächst betreten wir einen Autositz-Schneider-Laden, der sich offensichtlich auf Ledersitze spezialisiert hat. Wir zeigen ihm die Bilder unserer Sitze und beschreiben unsere Farbwünsche. Er verzieht nur das Gesicht und macht ausweichende Gesten. Schnell winkt unser „Reiseführer“ ab und verlässt schnellen Schrittes den Laden. 
Ohne weitere  Worte geht es zum nächsten Schneider. Hier arbeiten zwei Männer mittleren Alters parallel an der Herstellung von Sitz-Überzügen, die dann verpackt und als „Stangenware“ verkauft werden. Als Mehmet Usta, der Chef der Beiden, von unserem Anliegen erfährt, ist seine Reaktion so komplett anders als die im ersten Laden. Er ist interessiert und signalisiert uns: „Kein Problem!“

Sanayi Sitesi in Samsun

Er lässt alles stehen und liegen und versichert unserem Reiseführer, dass er sich ab sofort um uns kümmern wird. Im Eiltempo stürmt er voraus, um die Stoffauswahl mit uns durchzuführen. Wir besuchen einige Stoffläden, die auf Autositz-Bezüge spezialisiert zu sein scheinen, allerdings sind hier türkisene Farbtöne nicht anzutreffen. Die ganze Türkei scheint beim Autofahren auf Schwarz, Grau oder Rot zu sitzen…
Die Lösung ist ein Laden für Möbelstoffe, und hier werden wir schließlich fündig. Schnell suchen wir einen Stoff für Fahrer- und Beifahrersitz aus, einen anderen für die Sitzecke im Wohnbereich. Als wir über die notwendigen Quadratmeter nachdenken wollen, winkt Mehmet nur ab. All das wird er für uns regeln.
Zurück in seinem Laden organisiert er uns noch einen Transporter, der die Sitze von unserem Stellplatz für die nächsten Tage abholen und später am Nachmittag zu ihm bringen wird. Es ist Samstag. Nach etwas Verhandlung verspricht er uns, dass die Sitze bis spätestens Dienstag abholbereit sein werden.

Der Laden von Mehmet Usta

Also geht es für uns mit KAZYmir zu unserem Stellplatz, der glücklicherweise direkt gegenüber des Viertels auf der anderen Seite einer großen Einfahrtsstraße liegt. Ich mache mich sofort an den Ausbau der Sitze und bin kaum fertig, als auch schon der Transporter ankommt. Bisher läuft alles wie am Schnürchen…
Schon drei Stunden später bekomme ich per WhatsApp die ersten Bilder der Fortschritte geschickt. Unglaublich, wie schnell das geht. Unser tapferes Schneiderlein lädt uns außerdem ein, auch am morgigen Sonntag jederzeit in seinem Geschäft vorbeizuschauen, um ihm beim Nähen unserer Sitzbezüge über die Schulter zu schauen. Und das, obwohl das Viertel eigentlich Sonntags geschlossen ist. Wieder einmal können wir nur staunen über die Hilfsbereitschaft und Flexibilität in der Türkei. So bin ich nicht mal sonderlich überrascht, als sich Mehmet bereits am Montag Mittag meldet und uns informiert, dass unsere Sitze abholbereit sind. Keine 48 Stunden nachdem wir ihn zum ersten Mal trafen. Und das Resultat kann sich wirklich sehen lassen!

Episode 4: Wurzelbehandlung in Istanbul

Es ist nur ein leichtes Ziehen im hinteren, oberen Backenzahn. Nicht stark genug, dass ich mir ernsthaft Sorgen mache. Und doch stark genug, um mal danach schauen zu lassen. Besser hier in Istanbul, als irgendwo in einer abgeschiedenen rumänischen Provinz. Also frage ich Google und habe schnell eine schick und modern aussehende Praxis mit sehr guten Bewertungen gefunden. Ömer Istanbul. Keine telefonische Terminabsprache, nur per WhatsApp Nachricht zu erreichen. Schnell erhalte ich am Abend eine Rückantwort (ebenfalls in Englisch, wie meine Anfrage):
„Vielen Dank, dass sie sich an uns gewandt haben. Ihr persönlicher Betreuer wird sich heute noch mit Ihnen für alles Weitere in Verbindung setzen.“
Ich bin etwas ratlos. Persönlicher Betreuer? Ich möchte doch nur einen Termin für eine kurze Untersuchung. 
Um 19:33 Uhr am Abend erhalte ich dann eine Nachricht von Ersin, der sich als mein „medical consultant“ vorstellt. Er fragt nach meinem genauen Anliegen und nach mehreren Nachrichten hin und her erhalte ich von ihm um 21:45 Uhr einen Termin für 14:30 Uhr am nächsten Tag. Das ging schnell.
Als ich am nächsten Tag zur Praxis komme, nimmt Ersin mich bereits im Treppenhaus in Empfang und führt mich zum Wartebereich. Er erklärt mir, dass er die komplette Abwicklung und das Übersetzen für mich übernimmt und daher auch bei der Behandlung mit dabei sein wird. Wow, diese Art von Service ist mir neu.
Wenig später liege ich in einem topmodernen Behandlungszimmer im Zahnarztstuhl. Die Wände sind in weiß gehalten, die Tür ist eine Schiebetür aus Milchglas, die Zwischenwände zu den angrenzenden Zimmern ebenfalls aus undurchsichtigem Milchglas. Alles ist supersauber. Dr. Ömer höchstpersönlich schaut sich zuerst meine Zähne, dann das zuvor angefertigte Röntgenbild an.

I am sorry, but we need to do Root Canal Treatment.“

Es dauert eine Weile, bis ich die mir bisher unbekannte Wortkombination aus dem Englischen Wort für Wort ins Deutsche übersetzt habe. Root = Wurzel, Canal = Kanal, Treatment = Behandlung. Wurzelkanalbehandlung, kurz Wurzelbehandlung = So ein Mist! 
Aber die aktuellen Schmerzen sind doch gar nicht so stark. Der Arzt erklärt, dass meine alte Füllung sehr nahe an den Nervenkanälen liegt und dass sich die Nervenbahnen so jederzeit entzünden können. 
Was mache ich denn jetzt? Ich hatte noch nie eine Wurzelbehandlung, weiß nur, dass das mit Schmerzen verbunden ist. Aber welche Wahl habe ich? Hier behandeln lassen oder plötzlich richtige Schmerzen irgendwo im Nirgendwo? Also Augen zu und durch!
Wenig später liege ich erneut auf einem Behandlungsstuhl, in einem anderen Behandlungszimmer und eine nette türkische Zahnärztin führt die Wurzelkanalbehandlung gekonnt durch. Nach der Betäubung merke ich rein gar nichts und nach einer Stunde ist der Spuk vorbei. Ersin begleitet mich zum Empfang, wo wir für den nächsten Tag noch einen Kontrolltermin vereinbaren. Und dann bin ich schon wieder auf dem Weg zurück zu unserem Parkplatz im Süden von Istanbul, auf dem wir vier Nächte in unserem Wohnmobil schlafen und diese faszinierende Stadt erkunden. Und das mit spontan wurzelbehandeltem Backenzahn und mehreren Nachrichten von Ersin in den folgenden Tagen, der wiederholt fragt, ob auch wirklich alles wieder gut ist.

P.S.: Kontaktiere uns jederzeit gerne, falls Du Kontakt zu Mehmet, dem tapferen Schneiderlein in Samsun oder zur Zahnarztpraxis Ömer in Istanbul herstellen willst. Wir können beide nur wärmstens empfehlen.

English Version:

Episode 1: Homecoming

On June 07, 2022, we leave Georgia after almost five weeks and drive south of Batumi on the Black Sea coast back to Turkey. A few kilometers later we stop at a parking lot, are at once approached by an elderly gentleman, greeted in a friendly manner and immediately invited to tea. Without expecting anything in return, without any ulterior motives, just like that.
It is again there, this pleasant feeling, which we learned to appreciate and love so much in our first ten weeks in Turkey on this journey.
That evening, we drive to a small harbor in Merkez, east of Trabzon, and decide to eat something in the restaurant there. As soon as we leave our motorhome, we are welcomed by a local resident in a friendly way in German, because he has worked in Stuttgart for some years and has returned to his home country recently because of his family. We ask if we can park at the port and spend the night. „No problem at all. Stay here as long as you want. Welcome!“ is his answer.
This is it, this perfect hospitality, this openness and curiosity towards travelers, this helpfulness, this friendliness and this special smile on the face. All this we will miss probably always from now on, if we are travelling outside of Turkey.
But first there are two weeks ahead of us along the Black Sea coast to Istanbul, in which we want to enjoy the encounter with these people to the fullest…
Later, we sit on the terrace of the restaurant overlooking the sea and experience a spectacular sunset in addition to delicious food.
Hello again, Turkey!

Episode 2: Police check

Get out of the car. Both of you!“

With these words in broken English and supported by grim expressions and unmistakable gestures, two policemen make it clear to us that Manu and I should leave our camper and come with them. We are speechless, shocked and yes, we are scared.
Just a few moments ago, we had seen the police checkpoint coming closer and closer on our drive to Samsun and thought absolutely nothing of it. These checkpoints are everywhere in Turkey and during our several thousand kilometers through this big country we were not stopped once. Because the checkpoints are in no way designed to control tourists, so motorhomes are usually waved through automatically. But not this time!
We get out. About two meters behind the two uniformed policemen stands another man in full military uniform and with a shouldered machine gun. A thousand different thoughts flash through my mind, but none of them prepares me for what awaits us in a few moments.
The policemen escort us past some concrete bollards, the military man walking behind us. Concerned, I cast a glance back at our motor home, which now stands unlocked in the lane of the expressway reserved especially for the checkpoint, with our children left behind. We are led to a covered wooden table-bench combination and – still with grim expressions – the policemen indicate us to sit down.
Then the expression of one of the policemen brightens a bit and he asks:

You want çay? Cookies? Please sit…“

Then everything changes. We are served Turkish tea and cookies. The policemen ask if we also want to drink some water. And with that, the real questioning starts:

Where are you from?
How long have you been on the road?
How do you like it in Turkey?
Where have you been?
Where will you go next?
How much did your great camper cost?
Are your children in the camper?
How old are they?
Don’t you want to bring them here?

We understand that this group of policemen mean us no harm. No, they are simply interested in getting to know us and learning our story. Our way of traveling, our camper and also the time available to us, all this seems to awaken longing and desire in them to explore also foreign countries, or simply their own. And yet these are all only fantasies and unfortunately miles away for them. They tell us that as policemen they earn a middle three-digit salary per month (converted into euros). For us it is clear that with the current inflation of Turkey only with difficulty the family can be supplied. Purchasing a camper or even travelling long routes with a small car is with a current diesel price of 1.50 euro per liter just not possible. But sadness or envy are absolutely not to be felt, but interest and sincere joy about the acquaintance.
Spontaneously we are invited to the home of one of the policemen. Cell phone numbers are quickly exchanged and WhatsApp contacts established.
So we drink tea, eat pastries, the children are given sweets and fruit juice. We certainly spend 30 minutes at the checkpoint before finally continuing towards Samsun with another unique memory in our luggage.
As we slowly accelerate and leave these friendly people waving behind us, we just have to smile and shake our heads in disbelief…

Episode 3: The brave little tailor of Samsun

If you take a motorhome to a Turkish car repair district in order to have the driver’s seats and the seating area reupholstered and tailored with fabric in turquoise shades, you definitely don’t know which of the countless stores you’ll end up in.
Already in Georgia, we got the address of a store from another travel family that can help us with our planned van upgrade. So we enter the hustle and bustle of the Sanayi Sitesi, the industrial area of Samsun. When we arrive at the address given to us, we find a kind of tuning store. Let’s see if this will work…
After we have explained our request to a serious looking young man, the price is negotiated first. Only then do we go on tour together with him. First we enter a car seat tailor store that obviously specializes in leather seats. We show the pictures of our seats and describe our color wishes. The man in charge just contorts his face and makes evasive gestures. Our „guide“ quickly waves us off and leaves the store.
Without further words, we go to the next tailor. Here, two middle-aged men are working in parallel to produce seat covers, which are then packaged and sold. When Mehmet Usta, the boss of the two, hears about our request, his reaction is completely different from that in the first store. He is interested and signals to us, „No problem!“
He drops everything and assures to our guide that he will take care of us from now on. Rapidly, he walked ahead to do the fabric selection with us. We visit a few fabric stores that seem to specialize in car seat covers, but turquoise shades are not to be found here. All of Turkey seems to sit on black, gray or red when driving….
The solution is a store for upholstery fabrics, and here we finally find what we are looking for. We quickly pick out a fabric for the driver’s and passenger’s seats, and another for the seating space in the living area. When we want to think about the necessary square meters, Mehmet just waves us off. He will take care of all that for us.
Back in his store, he organizes a transporter, which will pick up the seats from our parking space for the next few days and bring them to him later in the afternoon. It is Saturday. After some negotiation he promises us that the seats will be ready for pickup by Tuesday at the latest.

So we take KAZYmir back to our parking space, which is fortunately located directly opposite the neighborhood on the other side of a large entrance road. I immediately start removing the seats and am barely finished when the transporter arrives. So far everything goes like clockwork…
Just three hours later, I receive the first pictures of the progress via WhatsApp. Unbelievable how fast Mehmet is. Our brave tailor also invites us to stop by his store anytime tomorrow, Sunday, to look over his shoulder as he sews our seat covers. And this, although the neighborhood is actually closed on Sundays. Once again we can only marvel at the helpfulness and flexibility in Turkey. So I am not even particularly surprised when Mehmet contacts us already on Monday noon and informs us that our seats are ready to be picked up. Not even 48 hours after we met him for the first time. And the result is really something he can be proud of!

Episode 4: Root canal treatment in Istanbul

It’s just a slight pain n the back, upper molar. Not strong enough for me to get seriously worried. But strong enough to have it looked at. Better here in Istanbul than somewhere in a remote Romanian province (where we want to spend some time in the next weeks). So I ask Google and quickly find a chic and modern looking dentist with very good reviews. Ömer Istanbul. No appointment by phone, only reachable by WhatsApp message. Quickly I get a reply back in the evening (also in English, like my request):
„Thank you very much for contacting us. Your personal representative will contact you later today.“
I’m a little perplex. Personal representative? All I want is an appointment for a quick checkup.
At 7:33 p.m. in the evening I receive a message from Ersin, who introduces himself as my „medical consultant“. He asks about my exact request and after several messages back and forth, I receive an appointment from him at 9:45 pm for 2:30 pm the next day. That was quick.
When I arrive at the practice the next day, Ersin already greets me in the stairwell and leads me to the waiting area. He explains to me that he will take care of all the paperwork and translating for me, so he will also be there for the treatment. Wow, this kind of service is new to me.
A little later I am lying in the dentist’s chair in a state-of-the-art treatment room. The walls are white, the door is a sliding door made of frosted glass, and the partitions to the adjacent rooms are also made of opaque frosted glass. Everything is super clean. Dr. Ömer himself looks at my teeth first, then at the X-ray taken earlier.

I am sorry, but we need to do root canal treatment!“

It takes me a while to translate the previously unknown combination of words from English into German word for word. Root = Wurzel, Canal = Kanal, Treatment = Behandlung. Wurzelbehandlung = Oh sh…!
But the current pain is not so severe after all. The doctor explains that my old filling is very close to the nerve canals and that the nerve canals can thus become inflamed at any time.
What do I do now? I’ve never had a root canal treatment before, just know that it involves pain. But what choice do I have? Have it treated here or suddenly have real pain somewhere in the middle of nowhere?
So I go for it!
A little later, I am again lying on a treatment chair, in another treatment room, and a nice Turkish dentist skillfully performs the root canal treatment. After the anesthesia I don’t feel a thing and after an hour the whole thing is over. Ersin accompanies me to the reception, where we arrange a follow-up appointment for the next day. And then I’m already on my way back to our parking lot in the south of Istanbul, where we sleep for four nights in our motor home and explore this fascinating city. And all this with a spontaneously root-treated molar and several messages from Ersin during the next days, who repeatedly asks if everything is fine again.

P.S.: Feel free to contact us at any time if you want to get in touch with Mehmet, the brave little tailor in Samsun or with the dental practice Ömer in Istanbul. We can highly recommend both of them.

* Please find English Version below

Unser Visum für die Türkei erlaubt uns einen Aufenthalt von 3 Monaten. Bei der Einreise denken wir: Mehr als genug.  Drei Monate sind eine lange Zeit. Doch die Zeit fliegt nur so vorbei und wir befinden uns immer wieder in Situationen, in denen wir uns entscheiden müssen. Entscheiden zwischen unendlich vielen Möglichkeiten in diesem riesigen und vielfältigen Land:
Wo fahren wir als Nächstes hin? Fahren wir den direkten Weg im Inland oder doch lieber langsam an der Küste entlang? Bleiben wir an dem tollen Ort, an dem wir uns gerade befinden, noch etwas länger oder brechen wir auf? Was wollen wir auf jeden Fall noch in unseren dreimonatigen Aufenthalt reinpacken und was ist nur „nice to see“?
Es klingt absurd, aber diese Freiheit bringt auch einen gewissen Druck mit sich, denn ständig müssen diese Fragen beantwortet werden…

In unserem Fall ist die erste Entscheidung nach der Abfahrt aus Dalyan schnell getroffen: Wir fahren den langsamen Weg immer an der Südküste entlang. Schnell ist klar, dass dies die richtige Entscheidung war. Die Landschaft ist abwechslungsreich und umwerfend schön. Sandstrände wechseln sich mit bewaldeten Klippen über einem in den verschiedensten Blautönen schimmernden Meer ab. Die Fahrt führt immer wieder durch kleinere Städtchen, die wir für Besorgungen und zum Auffüllen unserer Gasflaschen nutzen. Am Nachmittag suchen wir uns meist einen Übernachtungsplatz abseits der Städte. Vor Göcek zum Beispiel fahren wir auf einem Feldweg kilometerlang über die Klippen, vorbei an Hunderten von Jachten, die gerade für den Sommer fitgemacht werden. Wir werden für die anstrengende Anfahrt belohnt und finden wieder einmal eine einsame Bucht, parken unter Pinien und treffen Ibo, einen aus Adana stammenden türkischen Motorradfahrer, der immer wieder mit Bike und Zelt seine Heimat erkundet.

Küstenweg zur Traumbucht
Türkisches Frühstück mit Ibo

Dann erreichen wir Fetiye, eine Hafenstadt mit 170.000 Einwohnern an der türkischen Riviera, die für ihren Naturhafen, das türkisblaue Meer und zahlreiche Felsengräber bekannt ist. Für uns ist es ein Organisationsstopp, denn es gibt einiges zu tun. Daher übernachten wir 2 Nächte auf einem „Parkplatz“ – einer Wiese neben einem riesigen Spielplatz – mitten in der Stadt, geben unsere Wäsche zur Abwechslung mal in einer Wäscherei ab, füllen unsere Obst-, Gemüse- und Käsevorräte auf dem Wochenmarkt auf und schlendern durch die Altstadt.

Außerdem ist nach mehr als 10.000 gefahrenen Kilometern seit unserem Aufbruch aus Karlsruhe im Juni 2021 dringend eine Inspektion und ein Ölwechsel für KAZYmir fällig. Und der Besuch einer Autowerkstatt ist in der Türkei ein echtes Erlebnis:
In den großen Städten der Türkei gibt es ganze Autowerkstatt-Viertel, in denen eine Reparaturwerkstatt neben der nächsten liegt. Dabei gibt es spezielle Werkstätten für Mechanik, für Elektrik, für Reifenwechsel, usw. Das Tolle dabei ist, dass hier sehr partnerschaftlich gearbeitet wird, denn wenn eine Werkstatt nicht weiterkommt, dann fahren die Mechaniker gemeinsam mit dem Kunden zum nächsten Betrieb, der auf das jeweilige Problem spezialisiert ist. Von Konkurrenzkampf keine Spur. Und überall herrscht diese sympathische Gelassenheit, denn für ein Gespräch bei türkischem Çay ist immer Zeit. Gegen Mittag holen wir unser Haus auf Rädern wieder ab, frisch inspiziert, gewartet und mit 8 Litern neuem Öl befüllt. Und das für umgerechnet 85 Euro.

Wir verlassen Fetiye und fahren weiter Richtung Südosten. Wir sind froh, endlich dem Gewusel der Großstadt wieder entfliehen zu können. Das Wetter spielt heute mal nicht so mit. Es ist kühl und dunkle Wolken kündigen Regen an. Auf unserer Fahrt  zurück zur Küste machen uns braune Straßenschilder immer wieder neugierig. Diese Schilder werden landesweit verwendet, um kulturelle Stätten und Sehenswürdigkeiten anzukündigen. Wir fahren an einem Schild mit der Aufschrift „Tlos“ vorbei. Manu recherchiert schnell, was es damit auf sich hat und wir verlegen unsere Mittagspause kurzerhand zu dieser antiken Stadt. 
Das Überraschende dabei: Die Straße führt mitten hinein in die Stätte und unversehens befinden wir uns zwischen dem Amphitheater auf der einen und den Felsengräbern auf der anderen Seite. Definitiv ein besonderer Platz für ein schnelles Mittagessen in unserem Wohnmobil. Danach erkunde ich mit Manu die Stätte, die wohl schon seit der Bronzezeit besiedelt wurde und in byzantinischer Zeit sogar Bischofssitz war. Hier ist es sogar möglich, bis in die Felsengräber hineinzuklettern und die Aussicht von der Burg auf der Bergspitze zu genießen. Wieder einmal freuen wir uns über diese Lockerheit, die uns erlaubt, mitten in solch antiken Orten herumzuspazieren. Ohne viele Hinweisschilder. Ohne Zäune. Ohne Verbote. Türkische Lockerheit eben.

Die antike Stätte von Tlos

Am 23. März erreichen wir endlich Cirali. Ganze sieben Monate sind vergangen, seit wir an einem lauen Sommerabend auf der Terasse meines Bruders saßen und über mögliche Reiseziele philosophierten. Er erzählte uns von seinem Lieblingsort in der Türkei, an dem er seine Flitterwochen verbrachte. Er erzählte uns von Cirali, von einem magischen Ort an der Küste, mit Ökotourismus und ohne große Hotels, da hier eine solche Bebauung wegen des Schutzgebietes für die schlüpfende Meeresschildkröte „Caretta Caretta“ verboten ist. Er erzählte uns von der direkt neben Cirali liegenden und sehr gut erhaltenen antiken Stätte Olympos. Und er erzählte uns von den Feuern der Chimaeren, die seit Ewigkeiten brennen und durch aus dem Berg austretende, selbst entzündliche Gase „befeuert“ werden. Ich war an diesem Abend sofort begeistert und wir nahmen diesen Ort in die lange Liste unserer Wunschorte auf. Nun, sieben Monate und fast 17.000 Reisekilometer später sind wir hier… 
Wir parken am Rand eines großen Fußballfelds am Rand des Örtchens und sind überrascht, dass doch einige andere Reisende mit Wohnmobilen und Vans hier sind. Dann gehen wir über eine mit rötlichen Pflanzen leicht bewachsene Ebene, auf der vereinzelt bizarre Bäume an die afrikanische Steppe erinnern. Wir gelangen zum Strand und sind überwältigt: Eingerahmt von majestätischen, schroffen Felswänden zu beiden Seiten kann ich den Strand nur mit der Eigenschaft „paradiesähnlich“ beschreiben. Kilometerlanger feinster heller Sand und türkisblaues Meer. Wieder einmal freuen wir uns, in der Vorsaison unterwegs zu sein. Wir können und wollen uns nicht vorstellen, was hier im Sommer wohl los sein wird… auch wenn unser Sprung in die Wellen damit aufgrund der Wassertemperatur deutlich kürzer ausfällt 🙂

Impressionen aus Cirali

Wir warten bis zum Abend, bevor wir uns zu einer Wanderung auf den Mount Chimaera aufmachen. Eigentlich nur ein ausgedehnter Spaziergang, aber mit den 400 zu bewältigenden Höhenmetern dann doch etwas anstrengender. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir die Feuer der Chimaeren. An einem großen steinigen Hang treten an zahlreichen Stellen Flammen aus dem Fels und lodern wie kleine Lagerfeuer vor sich hin. Alten Überlieferungen zufolge sollen die Feuer wohl vor langer Zeit noch viel höher gebrannt haben, so dass sie vom Meer aus sichtbar waren…
Da wir auf diesem Hauptplatz nicht die einzigen Touristen mehr sind, entscheiden wir uns, auf dem „Lycian Way“, einem Fernwanderweg  zwischen Fethiye und Antalya, zu den deutlich weniger besuchten oberen Feuern zu wandern. Immer wieder sind wir bei unseren letzten Stopps Teile des über 500 Kilometer langen, größtenteils an der Küste entlangführenden Wanderwegs gegangen und sind absolut begeistert von diesem abwechslungsreichen Weg.  Es geht weitere 20 Minuten den Berg hinauf bis zum Sattel, der den Blick ins Nachbartal freigibt. Dort oben treten kleine Flammengruppen mitten auf dem Wanderweg aus. Hier genießen wir die Atmosphäre dieses besonderen Ortes mit Blick auf die Bucht von Cirali und grillen Marshmallows und S´Mores (siehe Infobox), bevor wir uns mit Stirnlampen im Dunkeln wieder an den Abstieg machen. 

Infobox

S`Mores

Ein S’More ist ein Lagerfeuer-Snack und kommt aus den USA und Kanada. Der Begriff ist eine Verschmelzung der beiden englischen Wörter „Some More“, was so viel bedeutet wie „etwas mehr“. Er besteht aus einem Stück schmelzender Schokolade und einem gerösteten Marshmallow eingebettet in zwei Graham Cracker. Falls diese Cracker nicht zur Verfügung stehen, können auch (möglichst nicht zu süße) Kekse oder sogar leicht gesalzene Cracker verwendet werden. 

Bevor wir uns von diesem wunderschönen Ort verabschieden, stehen noch zwei Klettertage in Olympos an. Von der Hauptstraße aus überqueren wir das Flußbett, was zu dieser Jahreszeit aufgrund von Schmelzwasser durchaus interessant ist. Dann wandern wir hinein in einen kleinen, idyllischen Canyon und sind im Sektor „Dershane“ angekommen. Einige Bäume spenden Schatten und wir sind umringt von Kletterrouten aller Schwierigkeitsgrade sowohl an der linken, als auch an der rechten Felsflanke. Erstmalig klettern wir hier erfolgreich eine 29 Meter hohe Route der Schwierigkeit 6a und sind begeistert von der Location und den abwechslungsreichen Routen am Kalkstein.

Unser letzter Stopp vor Antalya soll eine Bucht bei Kemer sein. Allerdings warnt uns die App „Park4Night“ vor der etwas schwierigen Anfahrt, die einige hundert Meter quasi durch einen Bachlauf führt. Dort angekommen zweigt eine kleine Piste von der D400 ab, wird nach wenigen Metern zu einem staubigen Schotterweg und führt ins Tals Richtung Meer. Einige hundert Meter weiter verwandelt sich der Weg tatsächlich in einen Bach. Wir halten verunsichert an. Wie schon so oft siegt dann aber die „Wer-nicht-wagt-der-nicht-gewinnt“-Mentalität und wir fahren hinein ins kühle Nass. Erstaunlicherweise ist das Gewässer nur wenige Zentimeter hoch und der Untergrund recht fest, sodass wir ohne größere Probleme zu unserem Ziel gelangen. 
Wir sind überrascht,  an einem Donnerstag Nachmittag doch recht viele Menschen in der Bucht vorzufinden. Fast ausnahmslos türkische Familien kommen hierher. Es wird gefischt, geschwommen, gegrillt und gezeltet. Und überall wird in kleinen Öfchen mit knisternden kleinen Feuern Tee gekocht. Wir bewundern diesen besonderen Tee-Ofen bei unseren „Nachbarn“ und werden sofort auf ein Glas eingeladen. Auch hier treffen wir wieder auf eine Gastfreundschaft und Freundlichkeit, die uns einfach umhaut.
Als wir dann noch Sylvie und Flo aus Pinneberg wieder treffen und den von ihnen am Vortag am Strand gebauten Pizzaofen „übernehmen“ können, ist die Wahl des Abendessens klar. Selbst gemachte und im Steinofen direkt am Strand gebackene Pizza ist wirklich kaum zu übertreffen.  

Für den nächsten Morgen hat Tara große Pläne: Eine Sonnenaufgangs-Paddel-Tour! Also werden unser Stand-Up-Paddle-Board und Kayak bereits am Vortag fahrbereit gemacht und der Wecker klingelt vor sechs Uhr. Noch in der Dämmerung geht´s los, nur Bastian bleibt lieber im Bett. Wir paddeln in die komplett einsame Nachbarbucht und trinken unsere erste Tasse heißen Tee, denn es ist noch ziemlich kalt.

Da ist es wieder, dieses gute Gefühl. Ich fühle mich lebendig. Ich merke, wie gut mir diese Momente in der Natur tun. Das Draußen-sein gibt mir eine Kraft und Energie, die so nicht möglich ist, wenn der Tag fast ausschließlich in geschlossenen Räumen abläuft. Ich bin einfach dankbar, diese Erfahrung mit meiner Familie machen zu dürfen und genieße (fast) jeden Augenblick. Nach unserer Rückkehr genießen wir ein ausgiebiges Frühstück am Strand und nutzen den Tag, um mal wieder Wäsche zu waschen. Wir gehen schwimmen, paddeln und etwas wandern, denn auch durch diese Bucht läuft der „Lycian Way“. Am Abend sind die Kinder für das Lagerfeuer zuständig und wir grillen Gemüsespieße und vegane Köfte. 

Infobox

Der lykische Weg

Der 540 km lange Fernwanderweg „Lykischer Weg“ (engl.: Lycian Way, türk.: Likya Yolu) führt von Fetiye bis nach Hisarçandir westlich von Antalya. Auf teilweise antiken Handelswegen führt der Weg durch das küstenreiche und felsige Lykien mit traumhaften Ausblicken und Naturszenarien. Auch werden zahlreiche archäologische Stätten wie Patara oder Xanthos passiert. 
Der Weg führt größtenteils an der felsigen Küste entlang, trotzdem sind immer wieder  Sand- oder Kieselstrände sicht- und erreichbar. Direkt hinter der Küste wird es felsig und es finden sich die ersten Ausläufer des Taurus. Hier erwarten den Wanderer durchaus anspruchsvolle Bergetappen von bis zu einer Höhe von über 2.300 Metern. Zwar gibt es für diesen höchsten Punkt eine Ausweichsroute, allerdings wird die 1.000 Meter Marke trotzdem mehrfach überschritten. Der Wanderweg besteht zum größten Teil aus kleinen Pisten und Pfaden, teilweise führt er aber auch an Straßen entlang. Die Route ist generell Rot-Weiß markiert. An wichtigen Stellen befinden sich zusätzlich grün-gelbe Wegweiser. Viele Wanderer übernachten an meist sehr idyllischen und einsamen Plätzen im Zelt, mit etwas mehr Planung sind vielerorts aber auch Unterkünfte verfügbar. Meist wird der komplette Trail in ca. 22-26 Etappen bewältigt. Die beste Zeit zum Wandern des lykischen Wegs sind Frühjahr und Herbst. Im Sommer ist es sehr heiß, von November bis April gehört zusätzlich komplette Regenbekleidung ins Gepäck. 

Nach einer weiteren sehr ruhigen und erholsamen Nacht machen wir unser Wohnmobil startklar. Wir verabschieden uns von einigen türkischen Familien, die wir in diesen zwei Tagen kennenlernen durften und bevor wir diese Traumbucht verlassen, springen wir alle nochmal ins kühle, klare Wasser und genießen den Blick auf die schneebedeckten Berge im Hintergrund. Es fällt uns schwer, all diese tollen Plätze so schnell wieder zu verlassen. Die Türkei macht es uns nicht leicht, denn es sind fast schon zu viele schöne Orte, interessante Erlebnisse und gastfreundliche Menschen. Und doch geht es jetzt weiter. Weiter nach Antalya.

English Version:

Our visa for Turkey allows us to stay for 3 months. When we enter the country we think: More than enough. Three months is a long time. But time just flies by and we find ourselves again and again in situations where we have to decide. Decide between endless possibilities in this huge and diverse country:
Where do we go next? Do we drive the direct way inland or rather slowly along the coast? Do we stay a little longer in the great place we’re currently in, or do we leave? What do we definitely want to pack into our three-month stay and what is just „nice to see“?
It sounds absurd, but this freedom also brings a certain pressure, because these questions have to be answered all the time…

In our case, the first decision is made quickly after leaving Dalyan: We drive the slow way always along the south coast. It quickly becomes clear that this was the right decision. The landscape is varying and stunningly beautiful. Sandy beaches alternate with forested cliffs above a sea shimmering in various shades of blue. The drive leads us again and again through small towns, which we use for grocery shopping and to fill up our gas bottles. In the afternoon we usually look for a place to spend the night away from the towns. Before Göcek, for example, we drive on a dirt road for kilometers over the cliffs, past hundreds of yachts that are just being made fit for the summer. We are rewarded for the exhausting journey and once again find a lonely bay, park under pine trees and meet Ibo, a Turkish motorcyclist from Adana, who always explores his homeland with motorbike and tent.

Then we reach Fetiye, a port city with 170,000 inhabitants on the Turkish Riviera, known for its natural harbor, turquoise sea and numerous rock tombs. For us it is an organization stop, because there is a lot to do. Therefore, we spend 2 nights in a „parking lot“ – a meadow next to a huge playground – in the middle of town, drop off our laundry at a laundromat for a change, fill up our fruit, vegetable and cheese supplies at the weekly market and stroll through the old town. In addition, after more than 10,000 kilometers driven since our departure from Karlsruhe in June 2021, KAZYmir is urgently due for an inspection and oil change. And visiting a car repair shop is a real experience in Turkey:
In the big cities of Turkey, there are whole auto repair districts, where one repair shop is next to the next. There are special garages for mechanics, for electrics, for tire changes, etc. The great thing about this is that the work here is done in a very cooperative manner, because if one workshop gets stuck, the mechanics drive together with the customer to the next workshop that specializes in the problem in question. There is no trace of competition. And everywhere, there is this pleasant serenity, because there is always time for a conversation over Turkish Çay. Around noon, we pick up our house on wheels again, freshly inspected, serviced and filled with 8 liters of new oil. And all of that for the equivalent of 85 euros.

We leave Fetiye and drive on towards the southeast. We are glad to finally escape the hustle and bustle of the big city. The weather is not so good today. It is cool and dark clouds announce rain. On our drive back to the coast, brown road signs keep making us curious. These signs are used throughout the country to announce cultural sites and points of interest. We pass a sign that reads „Tlos.“ Manu quickly researches what this is all about and we quickly move our lunch break to this ancient city.
The special thing about it: The road leads into the middle of the site and suddenly we find ourselves between the amphitheater on one side and the rock tombs on the other. Definitely a special place for a quick lunch in our motorhome. Afterwards, Manu and I explore the site, which has probably been inhabited since the Bronze Age and was even a bishop’s seat in Byzantine times. Here it is even possible to climb right into the rock tombs and enjoy the view from the castle on top of the mountain. Once again we are pleased with this relaxed way of life that allows us to walk around in the middle of such ancient places. Without many signs. Without fences. Without prohibitions. That’s the Turkish way of life
.

On March 23, we finally reach Cirali. A whole seven months have passed since we sat on my brother’s terrace on a balmy summer evening and philosophized about possible travel destinations. He told us about his favorite place in Turkey, where he spent his honeymoon. He told us about Cirali, a magical place on the coast, with ecotourism and without big hotels, because here such a development is forbidden because of the protected area for the hatching sea turtle „Caretta Caretta“. He told us about the ancient site of Olympos, which is right next to Cirali and very well preserved. And he told us about the fires of the Chimaeras, which have been burning for ages and are „fired“ by self-igniting gases escaping from the mountain. I was immediately thrilled that evening and we added this place to our long list of places to visit. Well, seven months and nearly 17,000 travel miles later, here we are….
We park at the edge of a large soccer field on the outskirts of the village and are surprised to see several other travelers with RVs and vans here after all. Then we walk across a plain lightly overgrown with reddish plants, where isolated bizarre trees remind us of the African steppe. We reach the beach and are overwhelmed: Framed by majestic, rugged cliffs on both sides, I can only describe the beach as „paradise-like.“ Miles of finest light sand and turquoise blue sea. Once again we are happy to travel in the early season. We can not and do not want to imagine what will probably be going on here in the summer… even if our jump into the waves thus is significantly shorter due to the water temperature 🙂
We wait until the evening before we go for a hike on Mount Chimaera. Actually just an extended walk, but with the 400 meters of altitude to overcome then somewhat more strenuous. Shortly before sunset we reach the fires of the Chimaera. On a large stony slope, flames emerge from the rock in numerous places and blaze away like small campfires. According to old sayings, the fires should have burned much higher a long time ago, so that they were visible from the sea…
Since we are not the only tourists on this main place anymore, we decide to hike on the „Lycian Way“, a long distance hiking trail between Fethiye and Antalya, to the much less visited upper fires. Again and again we have walked parts of the more than 500 kilometer long hiking trail, mostly along the coast, during our last stops and are absolutely thrilled by this varied trail. It’s another 20 minutes up the mountain to the saddle that offers a view of the neighboring valley. Up there, small groups of flames emerge in the middle of the trail. Here we enjoy the atmosphere of this special place with a view over the bay of Cirali and grill marshmallows and s’mores (see info box) before we start our descent again in the dark with headlamps.

Infobox

S`Mores

A S’More is a campfire snack and comes from the USA and Canada. The term is a fusion of the two English words „Some More“, which means „a little more“. It consists of a piece of melting chocolate and a toasted marshmallow embedded in two graham crackers. If those crackers are not available, cookies (preferably not too sweet) or even lightly salted crackers can be used.

Before we say goodbye to this beautiful place, we have two climbing days left in Olympos. From the main road we cross the riverbed, which is quite interesting at this time of year due to meltwater. Then we hike into a small, idyllic canyon and arrive at the sector „Dershane“. Some trees provide shade and we are surrounded by climbing routes of all difficulty levels on the left as well as on the right rock flank. For the first time we successfully climb here a 29 meter high route of difficulty 6a and are thrilled by the location and the varied routes on the limestone.

Our last stop before Antalya is supposed to be a bay near Kemer. However, the app „Park4Night“ warns us of the somewhat difficult approach, which leads a few hundred meters virtually through a small stream. Once there, a small dirt road branches off from the D400, becomes a dusty gravel road after a few meters, and leads into the valley toward the sea. A few hundred meters further on, the road actually turns into a stream. We stop, unsure. As so often before, however, the „who-does-not-dare-does-not-win“ mentality wins and we drive into the cool water. Surprisingly, the water is only a few centimeters high and the ground is quite firm, so that we reach our destination without any major problems.
We are surprised to find quite a lot of people in the bay on a Thursday afternoon. Almost without exception Turkish families come here. There is fishing, swimming, grilling and camping. And everywhere tea is cooked in small ovens with crackling small fires. We admire this special tea stove at our „neighbors“ and are immediately invited for a glass. Again, we encounter a hospitality and friendliness that simply blows us away.
When we meet Sylvie and Flo from Pinneberg again and can „take over“ the pizza oven they built on the beach the day before, the choice of dinner is clear. Homemade pizza baked in a stone oven right on the beach is really hard to beat.
For the next morning, Tara has big plans: a sunrise paddle tour! So our stand-up paddle board and kayak are already made ready the day before and the alarm clock rings before six o’clock. Still in the dawn we start, only Bastian prefers to stay in bed. We paddle into the completely lonely neighboring bay and drink our first cup of hot tea, because it is still quite cold. There it is again, this good feeling. I feel alive. I realize how good these moments in nature do me. Being outside gives me a strength and energy that is not possible when the day is spent almost exclusively indoors. I am just grateful to have this experience with my family and enjoy (almost) every moment. Upon our return, we enjoy a hearty breakfast on the beach and use the day to do some laundry. We go swimming, paddling and some hiking, because the „Lycian Way“ runs through this bay as well. In the evening the kids are responsible for the campfire and we grill vegetable skewers and vegan köfte.

Infobox

The Lycian Way

The 540 km long long distance hiking trail „Lycian Way“ (engl.: Lycian Way, türk.: Likya Yolu) leads from Fetiye to Hisarçandir west of Antalya. On partly ancient trade routes the way leads through the coastal and rocky Lycia with fantastic views and natural sceneries. Also numerous archaeological sites like Patara or Xanthos are passed.
The path leads mostly along the rocky coast, nevertheless sandy or pebble beaches are visible and reachable again and again. Directly behind the coast it becomes rocky and the first foothills of the Taurus can be found. Here the hiker can expect quite demanding mountain stages up to a height of more than 2,300 meters. Although there is an alternative route for this highest point, the 1,000 meter mark is still exceeded several times. The trail consists for the most part of small tracks and paths, but in places it also runs along roads. The route is generally marked in red and white. At important places there are additional green-yellow signposts. Many hikers spend the night in tents at mostly very idyllic and lonely places, but with a little more planning, accommodations are also available in most places. Usually the complete trail is done in about 22-26 stages. The best time to hike the Lycian Way is spring and autumn. In summer it is very hot, from November to April you should also take complete rainwear in your luggage.

After another very quiet and relaxing night we get our motorhome ready for departure. We say goodbye to some Turkish families that we had the pleasure to meet during these two days and before we leave this dream bay, we all jump into the cool, clear water again and enjoy the view of the snow-covered mountains in the background. It is hard for us to leave all these great places so quickly. Turkey does not make it easy for us, because there are almost too many beautiful places, interesting experiences and hospitable people. And yet we are moving on now. On to Antalya.

Am 13. Februar heißt es Abschied nehmen. Abschied vom liebgewonnenen Team des Permakulturprojektes Prosiliako. Abschied von einem ganz besonderen Ort, der Mani, dem mittleren Peleponnes-„Finger“. Aber auch Abschied vom roten Fels von Leonidio. Abschied vom Süden Griechenlands. Wir machen uns auf den Weg, denn es wird Zeit für ein neues Land, eine neue Kultur, neue Menschen und Begegnungen. Hierfür liegen mehr als 1000 Kilometer, einige eiskalte Nächte und auch wieder viele Highlights und tolle Erlebnisse vor uns.
Auf geht´s nach Norden.

1. Das antike Messene
Unser erster Stopp ist Messene, die einstige Hauptstadt Messeniens im Altertum. Diese Ausgrabungsstätte ist die umfangreichste in Griechenland und lange nicht so überlaufen wie zum Beispiel Delphi. Als wir morgens nach einem kurzen Besuch des kleinen Museums gemeinsam mit einer 5-köpfigen Familie aus Konstanz das Gelände innerhalb der Stätte betreten, wird schnell klar, wie groß dieses Areal ist.

Zu entdecken gibt es alte Stadtmauern, ein Freilufttheater, das 40 Meter breite Brunnenhaus und der Baukomplex des Asklepion, ein Ringhallentempel mit davor gelegenem Altarbau. Das ca. 200 Meter hangabwärts gelegene riesengroße Stadion ist vor allem für die Kinder das absolute Highlight. Es ist die bei weitem beeindruckenste und besterhaltene Ruine der Stadt. Nach Delphi halten wir auch den Besuch dieser Ausgrabungsstätte für absolut empfehlenswert.

2. Das Schiffswrack von Gythio
Es ist später Nachmittag, als wir dem Parkplatz unweit des Schiffswracks außerhalb des kleinen Ortes Gythio erreichen. Sofort wird uns klar, dass dies wieder einer dieser magischen Orte ist, wie wir schon einige auf unserer Reise erleben durften. Ein Ort direkt am Strand. Mit glitzerndem Wasser, golden schimmernd in der untergehenden Sonne. Ein Ort, der es einem ermöglicht, innerhalb kürzester Zeit abzuschalten, zur Ruhe zu kommen, durchzuatmen. Ein perfekter Ort, um andere Reisende und ihre Geschichten kennenzulernen. Und dann ist da natürlich das Schiffswrack. Es liegt direkt am Strand. Groß und alt und rostig, aber auch majestätisch und eindrucksvoll. Es wirkt so fremd und deplatziert. Und doch gehört es zu diesem Ort irgendwie dazu. 
Die erste Nacht hier ist sehr kalt, bei der ersten Morgenrunde mit unserer Hündin Djella tanzen zarte Schneeflocken um uns. Die Berge hinter dem Schiffswrack sind „schnee-gepudert“. Und dann kommt sie gegen MIttag doch durch die Wolken und lockt uns alle raus. 

Mama, heute habe ich jeden einzelnen Sonnenstrahl gefeiert!“ 

Tara´s Ausruf erinnert uns immer wieder an diesen ganz besonderen Ort zu einer ganz besonderen Zeit auf den Peleponnes.

3. Nafplio
Eigentlich war der Halt in Nafplio nur als Organisationsstopp zum Nachfüllen unserer Propangasflaschen geplant… aber dann hat uns diese Stadt hat echt überrascht. Mit einer sehr schönen Altstadt, leckeren Bäckereien und Restaurants, einem eindrucksvollen, riesigen Wochenmarkt, einer über der Stadt thronenden majestätischen Festung und einer grandiosen Promenade unterhalb der Klippen.

Und hier können wit auch wieder klettern, denn in und um Nafplio warten einige schöne Klettersektoren nur darauf, ausprobiert zu werden. Und so werden aus unserer kurzen Zwischenübernachtung schnell 3 erlebnisreiche Tage und Nächte.

Infobox

Nafplio´s „neuer Klettersektor Anatoli

Der Sektor Anatoli liegt oberhalb der Karathona Bucht und war ein alter, verlassener Klettersektor, der erst im Jahr 2014 wiederbelebt wurde. Anatoli ist nun ein schönes, familienfreundliches Sportklettergebiet mit 25 Routen bis zu 25m Höhe und Schwierigkeitsgraden von 4a bis 6b+. Die grauen Felsplatten von Anatoli liegen nahe an der Straße mit nur 5 Minuten Zustieg zur Wand. Parkmöglichkeiten sind auf dem Zick-Zack-Labyrinth von Straßen gegeben, die direkt unterhalb der Felswand wohl einmal für ein geplantes Ferienhaus-Viertel gebaut wurden. Dieses wurde allerdings nie gebaut, was nun sowohl Kletterer als auch die an den Straßen in Bienenkästen lebenden Bienen besonders freut. Durch die Ausrichtung nach Osten liegt die Wand bis zum Nachmittag in der Sonne, so dass es sich im Winter für einen Kletterausflug über die Mittagszeit eignet. In den warmen Monaten können hier die Klettertage nach einem Mittag am Strand ausklingen

4. Vorbei an Athen nach Thessaloniki
Nachdem wir Korinth passieren, verlassen wir nun endgültig nach mehr als 3 Monaten die Peleponnes-Halbinsel,  fahren an Athen nur vorbei und machen uns an der Küste entlang auf den Weg in Richtung Norden. Tagsüber fahren wir meist zwischen drei und fünf Stunden, die Nächte verbringen wir immer direkt am Strand, oft mit gemütlichem Lagerfeuer am Abend. Leider sehen wir auch die Auswirkungen der verheerenden Brände vom letzten Sommer. Schwarze, verkohlte Baumskelette wo früher üppiges Grün war.

Und auch der Grad der Verschmutzung mit allerlei Müll nimmt nun stetig zu, je weiter wir nordwärts kommen. Überall am Strand und im Hinterland liegt tonnenweise Müll. Wir sammeln meist mehrere Säcke voll Müll direkt an unserem Übernachtungsplatz ein und entsorgen ihn bei Mülltonnen, die offensichtlich auch geleert werden. Nach einer besonders ausgiebigen Sammelaktion werden wir am Morgen des 19. Februar dafür direkt belohnt. Direkt vor „unserem“ Strand tauchen sie aus dem Wasser: Delphine in freier Wildbahn. Es ist, als wollten sie sich für unseren Einsatz bei uns bedanken. Gern geschehen. Jederzeit wieder.

Ergebnis einer halbstündigen Müllsemmel-Aktion am Strand

Dann geht´s einige Tage weiter immer mit Blick auf den mächtigen und schneebedeckten Olymp, den Mount Olympos. Mit 2.918 Metern höchster Gipfel Griechenlands und laut griechischer Mythologie Sitz der Götter. Beim Anblick dieses majestätischen Gebirgszugs verstehen wir nur zu gut, warum dieser Berg seit jeher sagenumwoben und mystisch ist…

5. Die heißen Quellen von Eleftheres
Einst war es ein vornehmer Kurort wegen der heißen, schwefelhaltigen Quellen, jetzt ist es ein Lost Place. Aber während die zahlreichen Bäderhäuser, Hotels und Nebengebäude seit den 50er Jahren verfallen und zuwachsen, macht uns die Natur immer noch das Geschenk des ca. 40 Grad warmen Thermalwassers. Es ist eine Wohltat, sich bei immer noch sehr kühlen Temperaturen und Nieselregen im warmen Naturbecken umgeben von Laubbäumen im Nebel zu entspannen. Den unterhalb verlaufenden Fluss nutzen wir danach als Abkühlung. Wechselbäder in der freien Natur.

Bei der Übernachtung am Strand treffen wir neben einigen anderen Langzeitreisenden auch „Buale“, einen alten Bekannten aus Albanien wieder, der seinen Pizzaofen bereits aufgebaut hat. Jeder der fünf hier parkenden Parteien steuert etwas Pizzabelag bei und es passt perfekt, dass ich einen fertig gegangenen Sauerteig seit diesem Morgen im Gepäck habe. Für mich ist es die erste Sauerteig-Pizza meines Lebens, und sie schmeckt köstlich. Nach zwei Übernachtungen an diesem sehr besonderen Ort sind wir uns einig, dass sich dieser Zwischenstopp mehr als gelohnt hat…

Die Zeit vergeht bei einem solchen „Roadtrip“ wie im Flug. Es ist bereits der Morgen des 24.Februar, als wir zum vorerst letzten Mal in Griechenland unser Wohnmobil fahrtauglich machen. Alles sicher verstauen, alle Fenster schließen, Gashähne zudrehen, Wasserpumpe aus. Motor starten. Los geht´s zu einem neuen Abenteuer in einem neuen Land.
Türkei, wir kommen…

English Version:

On February 13th it is time to say goodbye. Farewell to the beloved team of the permaculture project Prosiliako. Farewell to a very special place, the Mani, the middle „finger“ of Peloponnes peninsula. But also farewell to the red rock of Leonidio. Farewell to the south of Greece. We are on our way, because it is time for a new country, a new culture, new people and encounters. In return, however, we have more than 1000 kilometers, some freezing nights but also some more highlights on this stretch of road ahead of us. Let’s drive north.

1. Ancient Messene
Our first stop is Messene, the former capital of Messenia in ancient times. This archaeological site is the most extensive in Greece and not as crowded as Delphi, for example. When we enter the area in the morning after a short visit to the small museum together with a family of 5 from Konstanz/Germany, it quickly becomes clear how large this area is. There are old city walls to discover, an open-air theater, the 40-meter wide well house and the building complex of the Asklepion, a ring hall temple with an altar building in front of it. The giant stadium, located about 200 meters down the slope, is the absolute highlight, especially for the children. It is by far the most impressive and best preserved ruin of the city. After Delphi we also consider the visit of this excavation site absolutely recommendable.

2 The Shipwreck of Gythio
It is late afternoon when we reach the parking lot not far from the shipwreck outside the small town of Gythio. Immediately we realize that this is another one of those magical places, as we have experienced several on our trip. A place right on the beach. With sparkling water, shimmering golden in the setting sun. A place that allows you to switch off within a very short time, to come to rest, to breathe deeply. A perfect place to meet other travelers and their stories. And then, of course, there is the shipwreck. It’s right on the beach. Big and old and rusty, but also majestic and impressive. It seems so foreign and out of place. And yet somehow it belongs to this place.
The first night here is very cold, and on our first morning walk with our dog Djella, delicate snowflakes dance around us. The mountains behind the shipwreck are „snow-powdered“. And then around noon she does come through the clouds and lures us all out.

Mom, today I celebrated every single ray of sunshine!“

Tara’s quote always reminds us of this very special place at a very special time on the Peleponnes.

3. Nafplio
Actually, the stop in Nafplio was only planned as an organizational stop to refill our propane gas bottles… but then this city really surprised us. With a very nice old town, delicious bakeries and restaurants, an impressive, huge weekly market, a majestic fortress towering over the city and a terrific promenade below the cliffs. And we can also go climbing again, because in and around Nafplio there are some beautiful climbing sectors just waiting to be tested. And so our short overnight stay quickly turns into 3 eventful days and nights.

4. From Athens to Thessaloniki
After Corinth we finally leave the Peleponnes peninsula after more than 3 months, just passing Athens and heading north along the coast. During the day we usually drive between three and five hours, the nights we always spend directly on the beach, often with a cozy campfire in the evening. Unfortunately, the degree of pollution with all kinds of garbage increases steadily the further north we go. Everywhere on the beach and in the hinterland lies tons of garbage. We usually collect several bags of trash right at our overnight spot and dispose of it at garbage cans that are obviously emptied regularly. After a particularly extensive collection action we are directly rewarded for it in the morning of February 19. Directly in front of „our“ beach they dive out of the water: wild dolphins. It is as if they wanted to thank us for our efforts. You are welcome. Anytime.
Then we continue for a few days, always with a view of the mighty and snow-covered Mount Olympos. With 2,918 meters the highest peak in Greece and according to Greek mythology the seat of the gods. Looking at this majestic mountain range, we understand only too well why this mountain has always been legendary and mystical…

5 . The Hot Springs of Eleftheres
Once a distinguished health resort because of its hot sulfurous springs, it is now a Lost Place. But while the numerous bathhouses, hotels and outbuildings have been decaying and overgrown since the 1950s, nature still gives us the gift of the thermal waters, which are about 40 degrees Celcius. While outside temperatures are still pretty chilly, it is a relief to relax in the warm natural pools surrounded by trees and fog. Afterwards, we use the river flowing directly through the village to cool off. Alternating baths in the open nature.
At the overnight stay at the beach we meet – beside some other long-term travelers – „Buale“, an old acquaintance from Albania again, who has already built up his pizza oven. Each of the five parties parking here contributes some pizza topping and it fits perfectly that I have a ready-made sourdough in my luggage since this morning. For me it is the first sourdough pizza of my life and it tastes delicious. After two nights in this very special place, we agree that this stopover was more than worth it…
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Time flies during such a road trip. It is already the morning of February 24th, when we make our motorhome roadworthy for the last time in Greece. Stow all lose objects safely, close all windows, turn off the gas taps, turn off the water pump. Start the engine. Off we go to a new adventure in a new country.
Turkey, here we come…

Mitten rein in diese doch manchmal recht graue Winterzeit schicken wir Dir mit diesem Video aus Kroatien, Albanien und Griechenland eine ordentliche Portion Sonne, Strand und Meeresrauschen. Momente wie diese zeigen uns immer wieder, wie wenig es braucht, um tief durchatmen zu können und Leichtigkeit in den Alltag zu bringen. Am Meer gelingt uns das am Besten. Welches sind Deine Lieblingsorte zum Durchatmen? Ein riesiges Dankeschön an Lukas Luft, der uns diesen wundervollen Song für unser Video zur Verfügung stellt.

English Version:

In the middle of this sometimes quite gray winter time we send you with this video from Croatia, Albania and Greece a good portion of sun, beach and the sound of the sea. Moments like these show us again and again how little it takes to breathe deeply and to bring lightness into everyday life. For us, this works best at the seaside.
What are your favorite places to take a deep breath?
A huge thank you to Lukas Luft for providing us with this wonderful song for our video.

Manchmal geschieht es, dass sich mehrere Reisende an einem abgelegenen Ort treffen, um dort Zeit miteinander zu verbringen. Jeder der Reisenden hat seine persönlichen Erfahrungen, seine ganz persönliche Lebensgeschichte und seine Einstellungen und Charaktereigenschaften mit dabei. In solchen Situationen kann es passieren, dass sich eine einzigartige Dynamik entwickelt und das Treffen zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle Beteiligten wird…

Es ist ruhig am Trichonida See. Keine Touristen, keine Hotels, keine Sehenswürdigkeiten. Schon gar nicht im November. Um den See herum liegen einige kleine griechische Dörfer, welche die großen Flächen voller Olivenbäume immer wieder unterbrechen. Es ist ländlich hier. Denn das Meer und viele der touristischen Highlights sind weit weg. Hier befindet sich das kleine Dorf Sitaralona mit weniger als 300 Einwohnern, einer Taverne und sonst nix. Von Sitaralona aus führt eine kleine Straße direkt an einen großen Parkplatz am Seeufer, von dem aus man eine tolle Aussicht auf den See und das Umland hat. Hier gibt es fließendes Wasser, eine Dusche direkt am Seeufer und viel Ruhe…

Als wir am frühen Nachmittag des 6. November auf eben diesem Parkplatz ankommen, wissen wir noch nicht, dass wir ganze 8 Nächte und eine unvergessliche Zeit hier verbringen werden. Zusammen sind wir vier Familien, alle für längere Zeit auf Reisen, und doch auch gerne mal länger an einem Ort.

Unser „Dörfle“ am Trichonida See

Wir haben Zeit. Es gibt kein WLAN, keine Ablenkungen. Wir gehen schwimmen, machen Radtouren, verbringen Zeit mit unseren Kindern und miteinander. Wir lernen uns kennen. Immer wieder kommen auch Bewohner des kleinen Dorfes zum Parkplatz und sind total überrascht: 

Warum seid ihr denn hier und nicht am Meer?“

Wir erleben ausschließlich freundliche und aufgeschlossene Menschen, die aufrichtiges Interesse daran zeigen, warum wir ausgerechnet an diesen doch sehr ruhigen und abgelegenen Platz gelandet sind. Und immer wieder bekommen wir Lebensmittel geschenkt: Kisten mit gerade geernteten Orangen und Mandarinen, frisch gepresstes Olivenöl, Eier von den eigenen Hühnern, eine hiesige Wurstspezialität, Marmelade und vieles mehr. 

Wir Reisenden fangen schnell an, unsere jeweiligen Erfahrungen und Kenntnisse miteinander zu teilen und so voneinander zu lernen: Johann war mit seiner Familie schon öfters hier und auch lange Zeit in Griechenland unterwegs. Er hat gelernt, wie in Griechenland Oliven eingelegt werden. Und da wir inmitten voll hängender Olivenbäume „wohnen“, probieren wir es aus. Außerdem hat er die Lithium-Ionen-Batterie für seinen Wohnwagen aus 4 Einzel-Zellen und einem Batterie-Managementsystem selbst gebaut und so richtig viel Geld gespart. Genau diese Infos sauge ich regelrecht auf, um die nächsten Optimierungen an KAZYmir durchzuführen. Und er paddelt immer mal wieder auf dem Stand-Up Paddle Board zum Fischen auf den See raus und nimmt Basti gerne mit. 
Sassi ist schon lange Veganerin und teilt mit uns die leckersten veganen Gerichte. Tara und ich skaten gemeinsam mit Manuel auf unseren Longboards die leicht abfallende Straße zum See hinab. Er ist leidenschaftlicher Longboarder, hat schon so manche Downhill-Strecke gemeistert und gibt uns Tipps zum Sliden.
Jenni ist Reiterin und kümmert sich immer wieder um das Pferd von Costas, einem der Dorfbewohner, den sie nun schon seit 2 Jahren kennt. Daher haben wir neben 3 Hunden und einer Katze auch immer mal wieder ein Pferd bei uns auf unserem „Dörfleplatz“. So reitet auch Tara immer wieder unter Jenni´s Anleitung auf Rico und verwandelt unseren Parkplatz in einen Reitplatz. Bei den kleinen Ausritten trabt sie an unzählige Mandarinen- und Zitronenbäumen vorbei und sammelt Obst auf Rico´s Rücken.

Inmitten der Olivenbäume finden immer wieder Yoga-Sessions unter Anleitung von Manu statt. Dabei entsteht eine ganz besondere Atmosphäre: Die durch die Olivenzweige leuchtenden Sonnenstrahlen erzeugen einzigartige Lichterspiele, der mit Tau bedeckte Klee glitzert und wir alle genießen den sanften Fluss der Bewegungen.
Und ich kann mein Wissen zum Bau eines Pizzaofens einbringen, welches ich erst vor 10 Tagen in Albanien lernen durfte. Dazu verwenden wir die schweren Steine, welche eh vor Ort zu einer Art Wall aufgeschüttet sind. Und Costas, der Anwohner, dem auch das Pferd gehört, unterstützt uns mit einigen alten Blechen, aus denen wir Kuppel, Kamin und Pizzaschieber bauen. Wir benötigen eineinhalb Tage, um den Ofen fertigzustellen. Und nach dem ersten gemeinsamen Pizzaabend bin ich sehr zufrieden und echt stolz auf das Ergebnis.

Die Tage rauschen aufgrund dieser vielfältigen Aktivitäten nur so an uns vorbei, am Abend bereiten wir gemeinsam das Essen zu und sitzen oft am Lagerfeuer. Ich empfinde es als absolutes Privileg, mit diesen Menschen und an diesem Ort meinen Geburtstag feiern zu dürfen. Es ist ein ganz besonderer Tag für mich und der Abschlusstag unserer „Dorfgemeinschaft“. Ich hatte noch nicht allzu oft die Möglichkeit, an diesem Tag des Jahres morgens in einem See schwimmen zu gehen, nachmittags zwischen Olivenbäumen Yoga zu machen, danach auf einem Pferd zu sitzen und am Abend leckere Pizza aus dem selbstgebauten Ofen zu essen… Genau für diese Art von Erfahrungen und Erlebnissen sind wir alle immer wieder so unendlich dankbar und wissen gleichzeitig, dass es die richtige Entscheidung war, diese Reise zu unternehmen.

English Version:

Sometimes it happens that several travelers meet in a remote place to spend time together. Each of the travelers carries their own personal experiences, their own personal life stories, and their own attitudes and character traits with them. In such situations it can happen that a unique dynamic develops and the meeting becomes an unforgettable experience for all involved persons.

It is quiet at Lake Trichonida. No tourists, no hotels, no sights. Especially not in November. Around the lake lie a few small Greek villages, which keep interrupting the large fields of olive trees. It is rural here. Because the sea and many of the tourist highlights are far away. Here is the small village of Sitaralona with less than 300 inhabitants, one Taverna and nothing else. From Sitaralona, a small road leads directly to a large parking lot on the lakeshore, from which you have a great view of the lake and the surrounding countryside. Here, you’ll find running water, a shower directly at the lakeside and a lot of peace and quiet…
When we arrive at this very parking lot in the early afternoon of November 6, we don’t know yet that we will spend a whole 8 nights and an unforgettable time here. Together we are four families, all traveling for a longer period of time, yet we also like to stay in one place for longer.
We have time. There is no wifi, no distractions. We go swimming, go on bike rides, spend time with our kids and with each other. We get to know each other. Again and again, residents of the small village come to the parking lot and are totally surprised:

Why are you here and not at the sea?“

We experience only friendly and open-minded people, who show sincere interest in why we have landed at this very quiet and remote place. And again and again we receive gifts of food: boxes of just harvested oranges and tangerines, freshly pressed olive oil, eggs from their own chickens, a local sausage specialty, jam and much more.

We travelers quickly begin to share our respective experiences and knowledge and thus start learning from each other:
Johann has been here many times with his family and also traveled in Greece for a long time. He has learned how olives are pickled in Greece. And since we „live“ in the middle of olive trees ready to be harvested, we try it out. He also built the lithium-ion battery for his caravan himself from 4 single cells and a battery management system, thus saving a lot of money. I am really keen on this kind of information to prepare the next optimization steps for KAZYmir. And he paddles out on the lake every now and then on his stand-up paddle board for fishing and likes to take Basti with him.
Sassi has been vegan for a long time and shares the most delicious vegan dishes with us. Tara and I skate together with Manuel on our longboards down the slightly sloping road to the lake. He is a passionate longboarder, has mastered many a downhill course and gives us tips on how to slide.

Jenni is a horseback rider and often takes care of the horse of Costas, one of the villagers, whom she has known for 2 years now. Therefore we have beside 3 dogs and a cat also from time to time a horse with us on our „Dörfleplatz“. So Tara also rides Rico every now and then under Jenni’s guidance and turns our parking lot into a riding arena. During the little rides she trots past countless tangerine and lemon trees and collects fruit on Rico’s back.
In the midst of the olive trees, yoga sessions under the guidance of Manu take place again and again. This creates a very special atmosphere: the rays of sunlight shining through the olive branches create unique plays of light, the clover covered in dew glistens and we all enjoy the gentle flow of the movements.

And I can use my knowledge to build a pizza oven, which I learned only 10 days ago in Albania. For this we use the heavy stones, which are heaped up anyway on site to a kind of wall. And Costas, the local resident, who also owns the horse, supports us with some old metal sheets, from which we build dome, chimney and pizza oven. It takes us a day and a half to finish the oven. And after the first pizza evening together I am very satisfied and really proud of the result.

The days rush by because of these diverse activities, in the evenings we prepare food together and often sit around the campfire. I feel it is an absolute privilege to be able to celebrate my birthday with these people and in this place. It is a very special day for me and the final day of our „village community“. I haven’t had the opportunity too often to go swimming in a lake in the morning on this day of the year, to do yoga among olive trees in the afternoon, to sit on a horse afterwards and to eat delicious pizza from the homemade oven in the evening… It is exactly for these kinds of experiences and adventures that we are always so infinitely grateful and at the same time know that it was the right decision to make this trip.

* Please see English Version below *

Abenteuerliche Radtouren, abwechslungsreiche Wanderungen, Zelten in der atemberaubenden Natur, Baden in türkisblauen Flüssen und Seen, Stand-up paddeln im Meer – in den letzten 150 Tagen unserer Reise haben wir wirklich schon so Einiges erlebt. Leicht kann der Eindruck entstehen, dass wir von einem Highlight ins nächste hetzen. Doch immer wieder finden wir Orte, wo wir länger bleiben können und Zeit haben. Zeit für uns selbst und als Familie, Zeit zum Organisieren, Zeit zum Aufarbeiten unserer Erlebnisse und Zeit zum Durchatmen und Luft holen. Im Oktober finden wir an Albaniens Küste gleich zwei solcher Orte… 

Strand Nr. 1: Gestrandet bei Mario
Eigentlich wollten wir nur mal kurz ans Meer, die Füße reinstrecken, vielleicht eine Nacht bleiben und dann weiter Richtung Süden fahren… Aber kaum sind wir bei Marios Strandbar angekommen, spüren wir, dass wir an einem ganz besonderen Platz gelandet sind. Die Bar hat seit Anfang Oktober geschlossen, aber wir werden sofort herzlich von Christiana und Marc begrüßt. Christiana ist Albanerin, Marc ist Kanadier. Kennengelernt haben sich die Beiden vor ein paar Jahren in Ecuador. Seit 2019 leben sie zusammen in Albanien. Globalisierung eben. Die Ruhe, Ausgeglichenheit und die positive Einstellung der Beiden wirkt sofort ansteckend auf uns. Die Skepsis, die sich manchmal einschleicht, wenn wir an fremden und etwas einsamen potentiellen Übernachtungsplätzen ankommen, ist sofort wie weggeblasen. Wir fühlen uns einfach nur willkommen. 15 Minuten nach einer kurzen WhatsApp Nachricht an Mario lernen wir dann auch den Besitzer des Restaurants kennen und sind begeistert von so viel Gastfreundschaft (mehr Infos zu Mario findest Du hier).

In den nächsten Tagen kommen zu unserer kleinen Truppe immer neue Reisende hinzu: Die Österreicher Lisbeth und Wilfried reisen bereits seit mehreren Jahren durch jedes Land Europas, um dort interessante Menschen zu porträtieren und ihre Geschichte zu erfahren (www.face-europe.eu). Xhuljeta ist eine in Italien lebende Albanerin, die ihre alte Heimat mit dem Rad für einige Monate wieder neu erkundet. Felix aus Köln wollte eigentlich im Frühjahr 2021 mit einem Kumpel für 3 Monate durch ganz Albanien reisen, ihr erster Stopp war Marios Strandbar und dorr blieben sie dann auch. Sie halfen Mario und seiner Familie beim Ausbau ihres Restaurants und nun kommt er nach einem kurzen Aufenthalt in Deutschland  wieder zurück zur Strandbar, um Mario zu überraschen. Wir erleben die Freude Marios, als er seinen „Brother Felix“ begeistert begrüßt, gehört dieser mittlerweile schon fest dazu und wird wie ein Teil von Mario´s Familie behandelt. Und schließlich erweitern Sarah und Tobi (nexttripahead bei Instagram) unsere Runde, die beiden reisen für unbestimmte Zeit mit ihrem Van durch Europa und vielleicht noch weiter.
Zusammen mit dieser großartigen Truppe genießen wir die Zeit, frühstücken in der Sonne am Strand, führen lange und intensive Gespräche, vertreiben uns die immer wieder einsetzende Regenzeit auf der überdachten Veranda und sitzen abends gemeinsam am Lagerfeuer. Und doch hat jeder von uns genug Zeit für sich und für die Familie. Es tut so gut, sich treiben zu lassen, sich von anderen Menschen begeistern und inspirieren zu lassen und alternative Lebensmodelle von anderen Reisenden kennenzulernen. Und natürlich bekommen wir hier auch tiefe Einblicke in die Lebensart  und Kultur von Albanien durch Berichte und Geschichten von Mario, Xhuljeta und Christiana…

Und plötzlich bekommen wir auch noch Familienzuwachs in Form von Djella (albanisch für „Kleine Sonne“), einer 7 Monate alten Hündin, die unweit der Bar von einer Familie aus Müllsack und Mülltonne befreit wurde und dann von Xhuljeta mit zum Strand gebracht wird. In der Hoffnung, dass sie dort als „beach stray dog“ bessere Überlebenschancen hat. Hier angekommen flüchtet sie vor den anderen Straßenhunden unter unser fahrbares Zuhause und… geht von dort nicht mehr weg. Wir sind verwirrt, wollten wir uns doch erst nach unserere Reise nach einem vierbeinigen Familienzuwachs umschauen. Doch nachdem dieser kleine verängstigte Hund unter unserem Auto sitzt, nimmt das Leben seinen Lauf… Sie wächst uns ans Herz und wir stellen allmählich fest, dass wir sie nicht einfach zurück lasen können, in einem elenden Leben als Straßenhund. Also geht´s nach Tierarztbesuch, nach dem Erhalt der notwendigen Papiere und nach einer unvergesslichen Woche in Mario´s Strandbar für uns zu fünft weiter. 

Strand Nr. 2: Beachlife am Bunec Beach
Wir haben Manuel, auch Manu genannt, und Sassi am Tag vor unserer Tour in die albanischen Alpen auf dem Campingplatz in Shkodra kennengelernt. Die beiden kommen aus Ravensburg und sind zusammen mit ihrem elf Monate alten Sohn Pepe ebenfalls im Wohnmobil unterwegs. Auf unbestimmte Zeit, denn die drei lassen sich treiben, so ganz ohne Reiseführer und voller Lebensneugier, wo es als nächstes hingehen soll…
Wir halten Kontakt und treffen die beiden wieder am Bunec Beach, im Süden von Albanien, wo sie bei unserer Ankunft schon eine Woche verbracht haben und von der Location absolut begeistert sind. Wir stehen auf einem Parkplatz direkt am Strand, in einer schönen Bucht mit absolut klarem, türkisfarbenem Wasser. Einziger Wehrmutstropfen ist der Müll, der auch hier am Rand des Parkplatzes einfach nicht abgeholt wird und das kleine Paradies „befleckt“.

Auch hier gesellt sich eine weitere Familie dazu: Ayelet und Mate sind aus Rumänien und Israel und reisen mit ihren beiden Kindern mal im Wohnmobil, mal via Flugzeug in verschiedene Länder. 

Und auch hier haben wir Zeit. Zeit, um Tara und Basti bei ihren Schulaufgaben zu betreuen. Zeit für Yoga, alleine und in der Gruppe. Zeit, mal die Gitarre rauszuholen und Musik zu machen. Zeit für Lagerfeuer am Abend. Und Zeit, um mit allen drei Familien gemeinsam fantastische Multi-Kulti Abendessen zuzubereiten und gemeinsam zu essen.

Diese Art zu Leben klingt in solchen Berichten immer wie Urlaub, es gehören allerdings auch eine Menge Organisation und täglich anfallende Arbeiten hinzu. Denn auf Übernachtungsplätzen wie diesen, in denen man „frei steht“, gibt es wenig oder manchmal gar keine Infrastruktur und man ist auf ein Reisemobil angewiesen, das einem die Möglichkeit gibt, eine gewisse Zeit autark zu sein. Wie lange reicht das Wasser in unserem Frischwassertank noch, welches wir dank unseres Wasserfilters auch trinken? Wo können wir unser Abwasser entleeren? Wo können wir den anfallenden Müll (auch aus unserer Trocken-Trenntoilette) entsorgen? Wie ist der Ladestand unserer Batterie während einer Schlechtwetterperiode, wenn unsere sechs Solarpaneele nicht mehr genügend Strom liefern? Und zu alldem gibt es immer wieder kleine Schönheitsreparaturen an unserem 29-jährigen treuen Gefährt KAZYmir… Es ist einfach unglaublich, wie schnell damit so ein Tag vergehen kann.

Und schneller als wir es nachvollziehen können, geht auch diese Episode nach einer Woche zu Ende und es heißt wieder „Aufbruch“. Für Ayelet und ihre Familie geht´s nach Norden, Manu und Sassi fahren mit uns gemeinsam weiter in die Berge im Süden Albaniens… Aber das ist eine andere Geschichte!

English Version:
 

Adventurous bike tours, varied hikes, camping in the breathtaking nature, swimming in turquoise rivers and lakes, stand-up paddling in the sea – in the last 150 days of our trip we have really experienced quite a lot. It is easy to get the impression that we are rushing from one highlight to the next. But again and again we find places where we can stay longer and have time. Time for ourselves and as a family, time to organize, time to catch up on our experiences and time to breathe and catch our breath. In October, we find two such places on Albania’s coast…. 

Beach No. 1: Stranded with Mario

Actually, we just wanted to go to the sea, put our feet in, maybe stay one night and then continue south… But as soon as we arrive at Mario’s beach bar, we feel that we have landed in a very special place. The bar has been closed since the beginning of October, but we are immediately greeted warmly by Christiana and Marc. Christiana is Albanian, Marc is Canadian. The two got to know each other a few years ago in Ecuador. Since 2019 they live together in Albania. Globalization. The calmness, balance and positive attitude of the two immediately has a contagious effect on us. The skepticism that sometimes creeps in when we arrive at strange and somewhat lonely potential overnight places is immediately blown away. We just feel welcome. 15 minutes after a short WhatsApp message to Mario, we then also get to know the owner of the restaurant and are thrilled by so much hospitality. 

Over the next few days, our small troop is joined by more and more new travelers: Austrians Lisbeth and Wilfried have been traveling through every country in Europe for several years, portraying interesting people there and learning their stories (www.face-europe.eu). Xhuljeta is an Albanian living in Italy who is re-exploring her old homeland by bike for a few months. Felix from Cologne actually wanted to travel all over Albania with a buddy for 3 months in spring 2021, their first stop was Mario’s beach bar and dorr they stayed. They helped Mario and his family to expand their restaurant and now he comes back to the beach bar after a short stay in Germany to surprise Mario. We witness Mario’s joy as he enthusiastically welcomes his „Brother Felix“, who has become a permanent part of Mario’s family. And finally, Sarah and Tobi (nexttripahead on Instagram) expand our round, the two travel for an undetermined time with their van through Europe and maybe even further.

Together with this great bunch we enjoy the time, have breakfast in the sun on the beach, have long and intense conversations, pass the ever-present rainy season on the covered porch and sit together around the campfire in the evening. And yet each of us has enough time for himself and for the family. It feels so good to let ourselves drift, to be inspired and inspired by other people and to get to know alternative life models of other travelers. And of course we get deep insights into the way of life and culture of Albania through reports and stories of Mario, Xhuljeta and Christiana… 
 

And suddenly we get a new addition to the family in the form of Djella (Albanian for „little sun“), a 7-month-old bitch who was rescued from a garbage bag and garbage can by a family not far from the bar and then brought to the beach by Xhuljeta. In the hope that she has better chances of survival there as a „beach stray dog“. Once here, she flees from the other street dogs under our mobile home and… won’t leave from there. We are confused, we wanted to look for a four-legged family addition only after our trip. But after this little scared dog sits under our car, life takes its course… She grows on us and we gradually realize that we can’t just leave her behind, in a miserable life as a street dog. So after a visit to the vet, after getting the necessary papers and after an unforgettable week at Mario’s beach bar, the five of us move on. 

Beach No. 2: Beachlife at Bunec Beach

We met Manuel, also called Manu, and Sassi the day before our tour to the Albanian Alps at the campsite in Shkodra. The two come from Ravensburg and are also traveling in a camper together with their eleven-month-old son Pepe. For an indefinite period of time, because the three of them let themselves drift, completely without a travel guide and full of curiosity about where to go next…

We keep in touch and meet them again at Bunec Beach, in the south of Albania, where they have already spent a week when we arrived and are absolutely thrilled by the location. We are parked directly on the beach, in a beautiful bay with absolutely clear, turquoise water. The only downer is the garbage, which is simply not picked up here at the edge of the parking lot and „stains“ the little paradise.

Here, too, another family joins us: Ayelet and Mate are from Romania and Israel and travel with their two children sometimes in a camper, sometimes via plane to different countries. 

And here, too, we have time. Time to help Tara and Basti with their schoolwork. Time for yoga, alone and in a group. Time to get out the guitar and make music. Time for campfires in the evening. And time to prepare fantastic multi-cultural dinners with all three families and eat together.

This way of life always sounds like a vacation in such reports, but it also involves a lot of organization and daily work. Because at overnight campsites like these, where you „stand free“, there is little or sometimes no infrastructure and you are dependent on a motorhome that gives you the opportunity to be self-sufficient for a certain time. How long will the water in our fresh water tank last, which we also drink thanks to our water filter? Where can we empty our waste water? Where can we dispose of the garbage we produce (also from our dry separation toilet)? What is the charge level of our battery during a bad weather period, when our six solar panels do not provide enough power? And on top of all that, there are always little cosmetic repairs to be done on our 29-year-old faithful vehicle, KAZYmir… It’s just amazing how quickly that can make a day go by.

And faster than we can comprehend, this episode also comes to an end after one week and it’s time to leave again. For Ayelet and her family it’s going to the north, Manu and Sassi continue with us to the mountains in the south of Albania… But that’s another story!

* Please see English Translation below *

Genau 48 Stunden. Soviel Zeit bleibt uns, um die Grenze von Albanien zu überqueren. Startpunkt ist Dubrovnik/Kroatien. Von dort geht’s zunächst an der Küste zurück nach Nordwesten. Dann gilt es sowohl Bosnien & Herzegovina als auch Montenegro innerhalb dieser 2 Tage auf abenteuerlichen Bergstraßen zu durchqueren. Warum wir uns auf diesen Umweg und damit auch eine Fahrt gegen die Zeit einlassen, ob und wie unser Wohnmobil KAZYmir diese Strapaze durchsteht und warum wir wegen einer illegalen Einreise richtig Ärger an der bosnischen Grenze bekommen erfährst Du jetzt…

Abfahrt aus Kroatien
Montag, 27. September. 06:15 Uhr. Unser Wecker klingelt. Wir sind die ersten auf den Beinen auf dem kleinen Campingplatz direkt an der kroatischen Küstenstraße ca. 20 Minuten vor den Toren Dubrovniks. Es muss alles schnell gehen heute Morgen, denn um 08:00 Uhr fährt der Bus, der Manu und die Kinder ins Dubrovnik General Hospital bringt. Eine Einreise nach Albanien erfordert einen offiziell anerkannten Antigen-Schnelltest nicht älter als 48 Stunden für alle Menschen ab 6 Jahren. Und im Süden von Kroatien gibt es leider nicht an jeder Ecke eine Teststation. Daher fährt Manu mit Basti und Tara zum zweiten Mal per Bus nach Dubrovnik, während ich unseren KAZYmir fahrfertig mache, Frischwasser auffülle und alles für unsere Fahrt nach Bosnien & Herzegovina vorbereite. Denn wir haben uns entschlossen, einen nicht unerheblichen Umweg in Kauf zu nehmen, um  dem Wunsch unserer Kinder zu entsprechen und die Kravica Wasserfälle zu besuchen. Nachdem ich unseren negativ getesteten Nachwuchs mitsamt Manu abgeholt habe, geht es los. Zunächst die Küstenstraße zurück in Richtung Nordwest. Diese wird nach kurzer Zeit durch eine Transitzone unterbrochen, welche zu Bosnien & Herzegovina gehört. Und da wir uns unnötige Grenzübertritte in Zeiten von Corona ersparen wollen, biegen wir in dieser Transitzone kurzerhand ins Landesinnere ab und fahren Richtung Neum. Die neu asphaltierte Straße endet plötzlich unerwartet und auf einer eher einspurigen Schlaglochpiste geht’s hoch in die Berge. Ich bin sofort begeistert von der neuen fahrerischen Herausforderung, Manu als Beifahrer ist eher weniger glücklich…
Nach ein paar Stunden Fahrt erreichen wir ein Dorf nahe der Kravice Wasserfälle, parken bei einigen bereits geschlossenen Restaurants und genießen den faulen Nachmittag. 

Die Kravica Wasserfälle
Nach einer regnerischen Nacht rappelt um 06:30 Uhr der Wecker (schon wieder!). Der Blick aus dem Fenster zeigt grauen Himmel, nebelgraue Landschaft und immer noch Regentropfen an allen Scheiben. Meine Motivation aufzustehen ist direkt dahin, Manu schaut genauer hin: Der Nebel löst sich langsam auf!

Daher wird in Windeseile gefrühstückt, zusammengepackt und dann auf zu den Wasserfällen. Wir gehen an der noch nicht besetzten Kasse vorbei, sparen uns so den Eintritt (früh aufstehen lohnt sich also doch) und erreichen die Wasserfälle zeitgleich mit der sich gegen den Nebel durchsetzenden Sonne. So haben wir den kompletten Bereich für uns alleine und genießen es, dass hier sogar das Baden erlaubt ist. Genau für solche Momente haben wir uns auf dieses Abenteuer begeben.
 

Ausreise verweigert?
Um kurz nach 10 Uhr brechen wir auf. Wir haben jetzt nur noch knapp 24 Stunden, um einmal quer durch Bosnien & Herzegonina zu fahren und auch Montenegro wegen der aktuell sehr hohen Covid-Fallzahlen komplett zu durchqueren. 

Auf der M-6 geht´s durchs Landesinnere von Bosnien. Dann kurz vor der Grenze eine weitere Herausforderung für unser Wohnmobil, denn die Grenze nach Montenegro liegt auf einem Pass von 1.370 Metern Höhe. Und Grenzübertritte sind momentan längst keine selbstverständliche Normalität mehr wie noch vor Corona. Jedes Mal ist man doch wieder etwas nervös. Was wird an Dokumenten verlangt? Wie genau wird kontrolliert? Wird es Diskussionen geben? Wird unser Wohnmobil durchsucht? Bei der Ausreise aus Bosnien & Herzegovina läuft zunächst alles normal. Ausweise abgeben. Scannen aller 4 Ausweise. Dann… wird mein Ausweis nochmal gescannt, und dann nochmal. 

Problem!“ sagt der Grenzbeamte und schaut uns streng an.

Mit Händen und Füßen will er wissen, ob wir von der Küstenstraße aus eingereist sind. Nachdem wir das bejahen macht er uns klar, dass ein Verlassen der Transitzone für Touristen verboten ist und dass wir somit illegal nach Bosnien & Herzegovina eingereist sind. Das System kann uns nicht aus-checken. „Problem“. Immer wieder. „Problem“. Dann die Lösung: 150 Euro. Für jeden von uns. Na toll. Ich stelle mich naiv, während Manu und die Kinder auf dem Parkplatz der Grenzstation im Wohnmobil warten. Ich versuche klarzumachen, dass wir natürlich in Unwissenheit gehandelt haben. Wir sind doch nur unserem Navi gefolgt. Ist ihm egal. 
Dann ein Entgegenkommen: 150 Euro nur für die Erwachsenen. Sehr freundlich. Aber immer noch teuer. Ich bleibe beim Abwarten. Sage nichts. Warte einfach. Er nimmt mich mit zu seinem Vorgesetzten. Der schaut mich mürrisch an, während er dem „Problem“ lauscht. Ca. 45 Minuten nach unserer Ankunft an der Grenzstation winkt der Vorgesetzte mürrisch ab und macht eine Geste, die mir wohl sagen soll: „Macht, dass ihr weiterkommt.“ Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Endlich bekommen wir unsere Passe zurück- Nochmal Glück gehabt.

Durch Montenegro nach Albanien
Die Abfahrt vom Pass ist in Montenegro mindestens so spektakulär wie die Fahrt hinauf. Uns erwarten tolle Ausblicke auf eine Seenlandschaft, schroffe Felsen, Sonne pur und Straßenstände mit montenegrinischem Rotwein. Mittlerweile ist es schon 16 Uhr und wir haben noch einiges an Weg vor uns.

Auf einer super ausgebauten Straße geht es nach einer Abfahrt von 800 Höhenmetern dann sehr zügig voran. Hier spürt man die EU-Förderung unter den Reifen. Kurz vor der Hauptstadt Podgorica dann allerdings Stop & Go. Auf einer Strecke von mindestens 10 km ist die doch so toll asphaltierte Straße immer wieder von mehreren hundert Meter langen Abschnitten unterbrochen, die einfach nur Schotterpiste mit tiefen Schlaglöchern sind und auf denen wir (und alle anderen) mit Schrittgeschwindigkeit unterwegs sind. Die Logik dieser Bauabschnitte erschließt sich uns absolut nicht und ist nach einem bisher schon langen Tag einfach nur nervig.

Die „Autobahn“ in die Hauptstadt Montenegros

Nachdem auch Podgorica hinter uns liegt beginnen wir, nach einem Übernachtungsplatz Ausschau zu halten, aber da ist nix zu sehen. Die Straße führt durch ein breites Tal, gesäumt von Tankstellen, Restaurants und Minimarkets. Keine Park- oder Campingplätze  und auch kein abgelegenes lauschiges Plätzchen weit und breit. Wir beschließen, die albanische Grenze nun doch heute noch in Angriff zu nehmen. Es ist schließlich nicht mehr weit. Schlimmer als in Bosnien wird’s schon nicht werden. Also noch ne Grenze heute. Und dort ist erstmal eine lange Schlange. Wir schauen der Abfertigung der LKW´s sowie einigen Autodurchsuchungen zu und uns ist mal wieder mulmig… aber ganz umsonst, denn die Einreise nach Albanien klappt reibungslos und nur 33 Stunden nach Erhalt des Testergebnisses in Dubrovnik. Allerdings ist es schon dunkel, als wir endlich die Grenze passieren und wir haben noch keinen blassen Schimmer, wo wir die Nacht verbringen sollen. Suche per Smartphone ist jetzt auch Fehlanzeige, da unser Mobilfunk-Provider aus Kostengründen in Montenegro die Roaming-Option abgeschaltet hat und jetzt so spät auch keine albanische SIM-Karte mehr aufzutreiben ist. Nach einer halbstündigen Fahrt im Dunkeln sind wir immer noch nicht schlauer, daher halten wir einfach beim nächstbesten Restaurant direkt an der Hauptstraße an. Meine ersten Schritte in Albanien fühlen sich etwas wackelig an. Ich habe keine Ahnung von der Sprache, ich kenne noch nicht mal die Währung. Die Einreise war ja auch erst morgen früh geplant… 

„Can we stay here tonight? Sleep?“ frage ich eine ältere Frau, die direkt neben dem Restaurant damit beschäftigt ist, auf einer Betonfläche über Holzkohlefeuern 6 Lämmer an Drehspießen zu grillen. Dabei mache ich eine Geste mit gefalteten horizontal gehaltenen Händen unter meinem schiefgelegten Kopf. Sie beschreibt mit ihrem Kopf eine Acht, eine Mischung aus Nicken und Schütteln. In Albanien ist das das Zeichen für „Ja“. Sie lächelt. „No Problem! No Problem!“
Wir parken unser Wohnmobil, setzen uns an einen Tisch im Freien und bestellen kalte Getränke. Von vier anderen Tischen werden wir neugierig und sehr freundlich beäugt. Während dann Manu den Kids ein schnelles vegetarisches Nudelgericht zaubert, probiere ich eine Portion des gegrillten Lamms: Es schmeckt einfach umwerfend. Würzig. Knusprig. Innen sehr saftig. Lecker.

Wenige Minuten später kommt die Kellnerin und verkündet, dass ein anderer Gast uns soeben eingeladen hat und die komplette Rechnung übernimmt. Mein Versuch, ihn zumindest auf ein Bier einzuladen, scheitert. Nein, er möchte uns willkommen heißen. Willkommen in Albanien!
 

English Translation:

48 hours. That’s how much time we have to cross the border from Albania. The starting point is Dubrovnik/Croatia. From there we first drive along the coast back to the northwest. Then we have to cross Bosnia & Herzegovina as well as Montenegro within these 2 days on adventurous mountain roads. Why we take this detour and with it a journey against time, if and how our motorhome KAZYmir endures this strain and why we get in trouble at the Bosnian border because of illegal entry – all of this you will find out now…

Departure from Croatia
Monday, September 27th. 06:15 am. Our alarm clock rings. We are the first ones on our feet at the small campsite right on the Croatian coastal road about 20 minutes outside Dubrovnik. Everything has to go fast this morning, because at 08:00 the bus leaves to take Manu and the kids to Dubrovnik General Hospital. Entry into Albania requires an officially recognized rapid antigen test no older than 48 hours for all people 6 years and older. And in the south of Croatia, unfortunately, there is not a testing station on every corner. Therefore, Manu drives with Basti and Tara for the second time by bus to Dubrovnik, while I make our KAZYmir ready to drive, fill up fresh water and prepare everything for our trip to Bosnia & Herzegovina. We have decided to take a considerable detour to fulfill our children’s wish and visit the Kravica waterfalls. After I have picked up our negatively tested kids together with Manu, we set off. First the coastal road back to the northwest. This is interrupted after a short time by a transit zone, which belongs to Bosnia & Herzegovina. And since we want to save ourselves unnecessary border crossings in times of Corona, we turn inland in this transit zone without further ado and drive in the direction of Neum. The newly asphalted road suddenly ends unexpectedly and on a rather one-lane pothole track we drive high into the mountains. I am immediately excited about the new challenge with our motorhome, Manu as co-driver is rather less happy…
After a few hours of driving we reach a village near the Kravice waterfalls, park at some already closed restaurants and enjoy the lazy afternoon.

The Kravica Waterfalls
After a rainy night, the alarm clock rattles at 06:30 (again!). The view out of the window shows gray sky, foggy landscape and still raindrops on all windows. My motivation to get up is directly gone, Manu looks closer: The fog is slowly dissolving! Therefore, breakfast is taken in no time, packed up and then off to the waterfalls. We pass the not yet occupied cashier, save us so the entrance (to get up early is worthwhile thus nevertheless) and reach the waterfalls at the same time with the sun asserting itself against the fog. So we have the complete area for us alone and enjoy it that even bathing is allowed here. Exactly for such moments we went on this adventure.

Exit denied?
We set off shortly after 10 a.m. We now have just under 24 hours to drive across Bosnia & Herzegovina and also to cross Montenegro completely because of the currently very high number of covid cases.
On the M-6 we drive through the interior of Bosnia. Then shortly before the border another challenge for our motorhome, because the border to Montenegro is located on a pass of 1,370 meters above sea level. And border crossings are currently no longer a matter of course as normal as before Corona. Each time we are a bit nervous again. What documents are required? How exactly will they check? Will there be discussions? Will our camper be searched? When leaving Bosnia & Herzegovina, everything is normal at first. Handing in identity cards. Scanning of all 4 IDs. Then… my ID is scanned again, and then again.
„Problem!“ says the border official and looks at us sternly.
With hands and feet he wants to know if we entered from the coastal road. After we answer in the affirmative, he makes it clear to us that leaving the transit zone is forbidden for tourists and that we have therefore entered Bosnia & Herzegovina illegally. The system cannot check us out. „Problem. Again and again. „Problem.“ Then the solution: 150 euros. For each of us. Great. I pose naively while Manu and the kids wait in the RV in the parking lot of the border station. I try to make clear that of course we acted in ignorance. We just followed our navi. It does not matter to him.
Then a concession: 150 euros only for the adults. Very friendly. But still expensive. I stick to waiting. Say nothing. Just wait. He takes me to his supervisor. He looks at me grumpily while he listens to the „problem“. About 45 minutes after our arrival at the border station, the supervisor waves me off grumpily and makes a gesture that is probably meant to tell me: „Get on with it.“ I don’t need to be told twice. Finally we get our passports back – again we are lucky.

Through Montenegro to Albania
The descent from the pass in Montenegro is at least as spectacular as the drive up. We expect great views of a lake landscape, rugged rocks, pure sun and roadside stands with Montenegrin red wine. In the meantime, it is already 4 p.m. and we still have some way to go. On a super developed road it goes after a descent of 800 meters of altitude then very briskly ahead. Here you can feel the EU funding under the tires. Shortly before the capital Podgorica then, however, stop & go. On a distance of at least 10 km the nevertheless so madly asphalted road is interrupted again and again by several hundred meters long sections, which are simply only gravel runway with deep potholes and on which we (and all others) with step speed are on the way. The logic of these construction sections absolutely does not open up to us and is simply annoying after an already long day. After Podgorica is also behind us we start to look for a place to spend the night, but there is nothing to see. The road leads through a wide valley, lined with gas stations, restaurants and mini markets. No parking or camping sites and no secluded cozy spot far and wide. We decide to tackle the Albanian border today after all. After all, it is not far. It will not be worse than in Bosnia. So another border today. And there is a long queue. We watch the check-in of the trucks as well as some car searches and we feel queasy again… but for nothing, because the entry to Albania goes smoothly and only 33 hours after receiving the test result in Dubrovnik. However, it is already dark when we finally cross the border and we still have no clue where to spend the night. Searching by smartphone is now also impossible, because our mobile provider has switched off the roaming option in Montenegro for cost reasons and now so late no Albanian SIM card can be found. After a half-hour drive in the dark we are still not smarter, so we just stop at the next best restaurant right on the main road. My first steps in Albania feel a bit shaky. I have no idea of the language, I don’t even know the currency. The entry was planned for tomorrow morning…
„Can we stay here tonight? Sleep?“ I ask an older woman, who is busy grilling 6 lambs on rotating skewers on a concrete surface over charcoal fires right next to the restaurant. As I do
so, I make a gesture with folded hands held horizontally under my tilted head. She describes a figure eight with her head, a mixture of nodding and shaking. In Albania, this is the sign for „yes.“ She smiles. „No problem! No Problem!“
We park our RV, sit down at an outdoor table and order cold drinks. From four other tables we are eyed curiously and very friendly. Then, while Manu whips up a quick vegetarian pasta dish for the kids, I try a portion of the grilled lamb: It tastes simply amazing. Spicy. Crispy. Very juicy on the inside. Delicious.
A few minutes later, the waitress comes and announces that another guest has just invited us and is picking up the entire bill. My attempt to at least invite him for a beer fails. No, he wants to welcome us.

Welcome to Albania!

Beim Anblick des türkis glitzernden & glasklaren Bandes, dass sich vor uns durch das Tal schlängelt, fehlen mir die Worte, während unsere staunenden „Oah“s und „Oh’s“ konstant von KAZYmirs lautem Schnurren begleitet werden. Nach der abenteuerlichen Anfahrt nach Slowenien normalisiert sich allmählich der Puls… Seit Jahren steht das Soča Tal auf Adrians Bucketlist… und jetzt verstehe ich auch, warum!

Wir haben einen kleinen Teil Sloweniens kennengelernt, und wir freuen uns euch einen Einblick zu geben, wie Wandern, Radeln und Vanlife im Soča Tal aussehen kann.

Die Anfahrt: Nachdem wir das liebliche Ambiente des Wolfgangsees verlassen haben, steht uns unsere zweite Bergetappe bevor, die uns sehr ambivalent beeindruckt:  Mit 13% Steigung und Gefälle geht unser Weg über den Passo di Predil in der Region Friaul-Julisch-Venetien bis auf knapp 1200m Höhe. Das mag recht banal klingen, aber mit unserem Kazymir schrauben wir uns mit knapp 30km/h allmählich Steilkurve um Steilkurve nach oben. Der Adrenalinpegel sinkt etwas, als wir endlich akzeptieren, dass wir eben mit einem 29-jährigen Fast-Oldtimer, 5 Tonnen Gewicht und unter 100 PS unterwegs sind und „slow traveling“ einfach unsere Art zu reisen sein wird. Immer wieder halten wir nach Parkbuchten Ausschau, um die zahlreichen schnelleren Autos und Motorräder hinter uns vorbei zu lassen. Zugegeben, unser Vertrauen in unseren KAZY ist noch nicht so groß, und während wir uns bergauf und wieder bergab arbeiten, sind wir nach wie vor nervös, schauen auf die Motortemperatur und lauschen bergabfahrend unruhig den Bremsgeräuschen… 

Oben auf dem Passo di Predil, an der Grenze Italien – Slowenien

Der Ort: Der Triglav-Nationalpark, dieser Ort, an dem wir nun ankommen dürfen, verzaubert uns schon jetzt mit seiner wilden und zugleich klaren, erfrischend alpinen und zugleich mediterranen Artenvielfalt: Weiße Karstfelsen, vom Wind geformte Latschenkiefern und Buchen, Birkenwäldchen, Heidekraut und Alpenveilchen, Enzian, Glockenblumen, Astern, seltene endemische Gebirgsblumen, dazu glasklares, smaragd- und türkisgrünes Wasser, das ich so noch nie gesehen habe…  

Übernachten & Campen: Nachdem wir in den Pass erfolgreich hinter uns gelassen haben, überrascht uns das Camp Lazar in Kobarid ebenfalls mit einer abenteuerlichen Anfahrt. Der Van vor uns kommt uns wieder rückwarts fahrend aus dem schmalen Gässchen entgegen. Wir probieren es trotzdem und unser Mut lohnt sich, der Campingplatz – denn Freistehen ist in Slowenien, insbesondere im Nationalpark nicht gestattet – passt sich freundlich und unauffällig in die Natur ein, die Feuerschale auf der Restaurantterrasse und Strohkörbe als Lampenschirme sind ein gutes Zeichen. Bei unserer Ankunft ist der Platz allerdings noch recht voll und in überwiegend deutscher Hand. Nachdem wir uns eine Lücke ergattert haben, stellen wir fest, dass wir mit Blick auf die Soča stehen. Prima! Das Rauschen des Gebirgsbaches wird uns in der nächsten Woche Tag und Nacht begleiten.

Radtour  Kobarid – Napoleonbrücke, Podbela und zurück: Unser mehrtägiger Aufenthalt beginnt nach einem gemütlichen Frühstück mit herzhaftem Brot aus dem örtlichen Supermarket Planika in Kobarid – tolles vielfältiges Angebot an leckeren regionalen Produkten – mit einer Radtour, denn was gibt es Besseres, als radelnd die Gegend zu erkunden? Und tatsächlich, als ich mich auf das Rad schwinge, ist es wieder da, dieses freie, leichte Gefühl, dass während unserer Dänemark-Radreise so präsent war.

Wir suchen uns eine „leichte“ Strecke aus, um zur Napolenbrücke zu radeln. Wie sich herausstellt, ist zwar der Bodenbelag „leicht“ zu befahren, die Steigung jedoch dafür umso hartnäckiger und zwingt uns in der slowenischen Spätsommersonne immer wieder zu Pausen. Bereits im Nachbarort von Kobarid passieren wir ein Restaurant, dass wir nur von außen bestaunen: das Casa Hišo Franka der Köchin Ana Ros, die als Autodidaktin zu einer der weltbesten Köch*innen geworden ist und wie sie beschreibt, Malerei, Jahreszeiten und Umgebung in ihren Essen vereint. Wer Adrian kennt, weiß wie schwer es ihm gefallen ist, dort nicht hinzugehen, doch die Plätze waren weit ausgebucht und ein Essen dort hätte leider tatsächlich unser Weltreise-Budget gesprengt…

Die Brücke, zu der wir radeln, wurde um 1812 erbaut, um die enge Nadiza-Klamm zu überwinden. In der Römerzeit war sie Teil des alten Wegenetzes und ist ein einzigartiger, architektonischer Zeitzeuge des Bogenbaus. Überliefert ist, dass die heutige Brücke von einem Baumeister aus dem Dorf Čenebola im Westen von Slowenien errichtet wurde, da sie zur Zeit der Eroberungen des französischen Kaisers erbaut worden ist, erhielt sie den Namen Napoleonbrücke.

Die Radtour nach Podbela führt uns auf dem Hinweg durch einige Bergdörfer. Erst unterwegs merken wir, dass wir unseren Proviant vergessen haben und so durchkämmen wir all die kleinen Dörfer nach  Einkaufsmöglichkeiten… gegen 13 Uhr mittags allerdings schwierig – der einzig existierende Mini Market ist leider geschlossen. Bevor wir endlich bergab radeln können, sehen wir wieder eins der „SIR“ Schilder, der hausgemachten lokalen Käsespezialität und dieses Mal haben wir Glück: Das Schild führt wirklich zu einem bestimmten Haus, in dem wir die Besitzerin antreffen, die uns stolz gestikulierend in ihre private Käserei führt. Die Vesperpause ist gerettet! In Podbella ist ein größerer Campingplatz, das Camp Nadiza Podbela, dessen Trampolinangebot Basti und Tara nicht widerstehen können. Wir warten geduldig bei Radler und Pizza, bis es weitergehen kann. Die Nadiza selbst wirkt durch die Lage in einer bewaldeten Klamm etwas dunkler als die strahlende, helle Soča. Doch das eiskalte Wasser ist ebenfalls bezaubernd und die Badestelle an der alten Napolen-Brücke verzaubert uns für Stunden.

Da wir den Rückweg nicht entlang der steil ansteigenden Autostraße fahren wollen, entscheiden wir uns für den Wanderweg, der auch als Radweg, stellenweise sogar als MTB Trail, markiert ist und so holpern wir über Hügel, Wald, Felder, Stock und Stein nach Hause. 

Wandern an der Soča:

Es gibt viele Wanderrouten im Soča Tal, eine davon führt von Kobarid aus direkt an der Soča entlang. So wandert man durch Wäldchen, klettert über Felsen, folgt den Steilkurven eines Trampelpfades, mal im Schatten, mal in der Sonne, aber immer mit Blick auf die weißen, vom Wasser rund geschliffenen Felsen, Gumpen und Stromschnellen, durch die sich das smaragdgrüne Band zu unseren Füßen entlang schlängelt.

Adrian und ich liebäuglen noch mit längeren Fernwanderwegen, verwerfen die Idee aber doch wieder, da wir ja gerade erst im „Vanlife“ ankommen:  Wir passen die Touren unseren Bedürfnissen und der Tagesform an, denn nach wanderreichen Tagen in Island und Österreich freuen sich unsere Kinder und auch mein nach wie vor angeschlagenes Knie ehrlicherweise mehr über Bademöglichkeiten als den nächsten abzweigenden Wanderweg. Und das darf dann auch so sein. Trotzdem werden irgendwie aus klein geplanten Wanderungen mehrstündige Touren, die aber immer mit einem Sprung vom Felsen in einem erfrischenden Soča Bad enden.

Wir lieben es, am, im und um das Wasser sein zu dürfen. Freunde des Wildwassers kommen hier mit Sicherheit ebenfalls voll auf ihre Kosten, doch unser StandUp und die Surfbretter lassen wir dieses Mal bei KAZYmir, da sie ja nur bedingt einsetzbar wären…

Vanlife Woche 2 und 3:

Eine Routine auf Reisen zu entwickeln ist anders und durchaus herausfordernd. Es gibt Fahrtage, Pausen-/ Organisationstage sowie Aktions-Tage, an denen wir Land und Leute entdecken. An manchen Fahrtagen können Bastian und Tara locker während der Fahrt selbständig lernen. Je südlicher wir kommen, desto kurviger, holpriger und schwieriger wird das sicher werden. 

Sobald die Schule wieder beginnt, werden die beiden auch ab und zu ein Online Meeting mit ihren Lehrer*innen machen. Und bei uns? Es kommen neue Rituale in unserem Familienalltag hinzu.

Kurz gesagt: Wir sammeln Farben, Wörter, Bilder, Aromen, Gerüche & Momente

Beim Wandern überlegen wir oft, welche Wörter unsere Kinder auf Englisch wissen wollen und lernen gemeinsam mit ihnen die neuen Wörter.  Seit Island sammeln sie so nach und nach weitere Wörter und wir staunen oft, wie sie ihren Wortschatz erweitern. Bei den Wanderungen werden immer wieder Pflanzen fotografiert oder gepflückt, um das Herbarium, dass die Schule Tara mitgegeben hat, weiter zu befüllen. Unser mobiler Drucker erweist sich dabei auch als sehr hilfreich!

Manche Sehenswürdigkeiten und Naturwunder schauen wir uns zunehmend zu den Randzeiten an, so starten wir die Wanderung zum Slap Kozjak Wasserfall, der in einer halboffenen Karsthöhle 15m in die Tiefe rauscht, erst in den frühen Abendstunden. Ausgerüstet mit Stirnlampen wird dabei der Rückweg tatsächlich noch zu einer Nachtwanderung, bei der die Frage nach den Luchsen und Wölfen, die hier im Triglav Nationalpark leben, wieder wichtiger wird. Letzere treffen wir zwar nicht, dafür bestaunen wir außerordentlich große Kröten, die uns geduldig anstarren. Und so kommt es, dass unsere Kinder in jedem neuen Land verschiedene Aspekte zu den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort recherchieren. Von Städtenamen, Einwohnerzahlen, den wichtigsten Alltags-Wörtern über bekannte Persönlichkeiten, dem Aussehen der Landesflagge bis hin zur Lieblingsfrage der Recherche: die Frage nach den landestypischen Süßigkeiten. Adrian und ich werden seither immer wieder überrascht, wenn wir beim Einkaufen oder im Restaurant noch unentschlossen sind, und Basti und Tara dann zielsicher sagen: „Da, Strukkli, die müssen wir unbedingt essen!“ 

Und so können wir euch aus aus vollem Herzen die leckeren slowenischen „Strukkli“ empfehlen! Dober tek!

Please find English Translation below

Endlich ist es soweit. Nach über zweieinhalb Jahren der Planung und zahlreichen Rückschlägen steigen wir in unser Wohnmobil und fahren los. Diesmal ohne Netz und doppelten Boden, ohne weitere Stopps in Deutschland, um noch dies oder das zu klären, zu verbessern oder zu regeln. Diesmal für ein ganzes Jahr…

Der Motor schnurrt, die Kinder hören Hörbücher, die Eltern sind noch nicht so entspannt. Bei jedem neuen Geräusch aus dem Motorraum schauen wir uns nervös an und überlegen, ob das normal ist, woher der Laut kommen könnte. Es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis das Vertrauen in unseren KAZYmir wieder stärker wird.

Nach einem Übernachtungsstopp in Bayern geht´s  am 3. September über die Grenze nach Österreich. Was früher ganz selbstverständlich war, ist nun aufgrund dieser Pandemie viel komplizierter und auch aufregend. Mit gezückten Pässen, Impfnachweisen und einem nur 24 Stunden alten Antigentest für den 13-jährigen Bastian fahren wir zur Grenzstation und… fahren einfach durch. Kein Anhalten, keine Kontrolle, keine Menschenseele.

Da wir nun erstmals mit einem Wohnmobil mit 5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht unterwegs sind, ist vieles ungewohnt, überraschend, verwirrend und zum Teil auch nicht bekannt. Das „Pickerl“ für 10 Tage zum Beispiel gilt nur bis zu 3,5 Tonnen. Für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht gilt auf Österreichs Autobahnen eine fahrleistungsabhängige Maut und man benötigt eine GO-Box. Das fällt uns leider erst kurz vorm Verlassen von Österreich auf, das „Pickerl“ an der Windschutzscheibe und mit 90 km/h auf der Autobahn unterwegs… also schnell runter und den Rest der Strecke auf diversen Bundesstraßen fahren.

Abersee am Wolfgangsee klingt nach Heimatfilm, Volksmusik und betagtem Publikum, ist aber atemberaubende Natur, türkisblaues Wasser und absolute Alpenidylle. Hier ist unser erster Stopp mit Blick auf den See und den 1.783 Meter hohen Schafberg. Zeit zum Durchatmen. Zeit zum Radeln um den See. Zeit für eine Wanderung aufs Zwölferhorn mit der ganzen Familie. Basti und Tara überraschen mich immer wieder, denn sie meistern die 950 Höhenmeter recht lässig, spätestens nachdem klar ist, dass auf dem Gipfel Germknödel serviert werden. Nach unseren 3,5 Wochen in Island tut es richtig gut, frische und regionale Produkte einkaufen und kochen zu können. Tomaten, die nach Sommer schmecken, österreichischen Bergkäse, selbst gebackenes Sauerteigbrot und Zwetschgen vom Baum.

Unser nächstes Ziel ist das Soča Tal in Slowenien. Was für einen normalen PKW eine 3-4 stündige Fahrt ist, ist für uns mit einem 29 Jahre alten voll beladenen Wohnmobil ein zweitägiges Abenteuer mit Zwischenstopp auf einem Bergbauernhof nahe der Grenze und dann DER Bergetappe durch die julischen Alpen über den Passo di Predil. Schwitzen ist angesagt, und das nicht aufgrund der sommerlichen Temperaturen. Bei Ankunft im Kamp Lazar in Kobarid bin bin ich einigermaßen ausgepowert, aber glücklich. Das Vertrauen in unseren KAZY wird mit jeder Herausforderung größer.

Es fühlt sich anders an – anders als beim Radfahren, anders als beim Backpacking. Und wir müssen uns in diese Art des Reisens erst reinfinden. Manchmal vermissen wir die Nähe zur Natur, das noch langsamere Vorankommen und das unmittelbare Erleben der Umgebung. Uns fällt auf, dass die Menschen auf den Camping- und Stellplätzen in Deutschland und Österreich weniger offen, schwerer erreichbar sind. Vielleicht liegt das an der Mentalität. Vielleicht liegt es auch daran, dass man im Wohnmobil abgeschotteter ist als im Zelt. Für uns ist klar, dass wir während der Reise immer wieder Mehrtagestouren mit dem Rad oder zu Fuß einbauen möchten und werden. Aktuell entwickeln wir für uns eine neue Tagesroutine, mit einer Lernzeit für die Kinder, Familienzeit für Unternehmungen und Yogatime für Manu. Es hat ein paar Tage gedauert, aber mittlerweile kommen wir an – im Vanlife. Endlich.

English Translation:

Finally, the time has come. After more than 2.5 years of planning and numerous setbacks, we get into our motorhome and drive off. This time without safety net, without further stops in Germany, in order to still clarify this or that, to improve or to regulate. This time for a whole year…

The engine is purring, the kids are listening to audio books, yet the parents are not so relaxed yet. With every new noise from the engine compartment, we look at each other nervously, wondering if this is normal, where the sound might be coming from. It will probably take quite a while before our confidence in our KAZYmir grows stronger again.
After an overnight stop in Bavaria, we cross the border into Austria on September 3rd. What used to be a matter of course is now much more complicated and also exciting due to this pandemic. With passports drawn, proof of vaccination and an antigen test for 13-year-old Bastian which is only 24 hours old, we drive to the border station and… just drive through. No stop, no control, not a soul.

Since we are now traveling for the first time with a motorhome with 5 tons gross vehicle weight, many things are unfamiliar, surprising, confusing and partly also unknown. The toll sticker for 10 days, for example, is only valid up to 3.5 tons. For vehicles over 3.5 tons gross vehicle weight, a mileage-based toll applies on Austria’s highways and you need a GO-Box. Unfortunately, we noticed this only shortly before leaving Austria, the bought sticker on the windshield and with 90 km/h on the highway… so quickly exit the highway and drive the rest of the way on various federal roads.
„Abersee am Wolfgangsee“ for us sounds like an old sentimental movie, folk music and an aged audience, but it is breathtaking nature, turquoise water and absolute alpine idyll. Here is our first stop with a view of the lake and the 1,783-meter Schafberg mountain. Time to take a deep breath. Time to cycle around the lake. Time for a hike to the Zwölferhorn with the whole family. Basti and Tara surprise me again and again, because they master the 950 meters of altitude quite casually, at the latest after it is clear that on the summit their favourite dish „Germknödel“ are served. After our 3.5 weeks in Iceland it feels really good to be able to buy and cook fresh and regional products. Tomatoes that taste like summer, Austrian mountain cheese, homemade bread and plums directly from the tree.

Our next destination is the Soča Valley in Slovenia. What is a 3-4 hour drive for a normal car is a two day adventure for us with a 29 year old fully loaded motorhome, stopping at a mountain farm near the border and then THE mountain trip through the Julian Alps over the „Passo di Predil“. Sweating is the order of the day, and not because of the summer temperatures. On arrival at Kamp Lazar in Kobarid I am reasonably exhausted, but happy. Confidence in our KAZY grows with each challenge.

It feels different – different from cycling, different from backpacking. And we have to get into this way of traveling first. Sometimes we miss the closeness to nature, the even slower pace, and the immediate experience of the surroundings. We notice that the people on the campsites in Germany and Austria are less open, harder to reach. Perhaps this is due to the mentality. Maybe it’s also because we’re more isolated in a camper than in a tent. For us it is clear that we want to and will always include multi-day tours by bike or on foot during our trip. Currently we are developing a new daily routine for us, with study time for the kids, family time for ventures, and yoga time for Manu. It took a few days, but in the meantime we are getting used to vanlife. Finally.