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Manchmal geschieht es, dass sich mehrere Reisende an einem abgelegenen Ort treffen, um dort Zeit miteinander zu verbringen. Jeder der Reisenden hat seine persönlichen Erfahrungen, seine ganz persönliche Lebensgeschichte und seine Einstellungen und Charaktereigenschaften mit dabei. In solchen Situationen kann es passieren, dass sich eine einzigartige Dynamik entwickelt und das Treffen zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle Beteiligten wird…

Es ist ruhig am Trichonida See. Keine Touristen, keine Hotels, keine Sehenswürdigkeiten. Schon gar nicht im November. Um den See herum liegen einige kleine griechische Dörfer, welche die großen Flächen voller Olivenbäume immer wieder unterbrechen. Es ist ländlich hier. Denn das Meer und viele der touristischen Highlights sind weit weg. Hier befindet sich das kleine Dorf Sitaralona mit weniger als 300 Einwohnern, einer Taverne und sonst nix. Von Sitaralona aus führt eine kleine Straße direkt an einen großen Parkplatz am Seeufer, von dem aus man eine tolle Aussicht auf den See und das Umland hat. Hier gibt es fließendes Wasser, eine Dusche direkt am Seeufer und viel Ruhe…

Als wir am frühen Nachmittag des 6. November auf eben diesem Parkplatz ankommen, wissen wir noch nicht, dass wir ganze 8 Nächte und eine unvergessliche Zeit hier verbringen werden. Zusammen sind wir vier Familien, alle für längere Zeit auf Reisen, und doch auch gerne mal länger an einem Ort.

Unser „Dörfle“ am Trichonida See

Wir haben Zeit. Es gibt kein WLAN, keine Ablenkungen. Wir gehen schwimmen, machen Radtouren, verbringen Zeit mit unseren Kindern und miteinander. Wir lernen uns kennen. Immer wieder kommen auch Bewohner des kleinen Dorfes zum Parkplatz und sind total überrascht: 

Warum seid ihr denn hier und nicht am Meer?“

Wir erleben ausschließlich freundliche und aufgeschlossene Menschen, die aufrichtiges Interesse daran zeigen, warum wir ausgerechnet an diesen doch sehr ruhigen und abgelegenen Platz gelandet sind. Und immer wieder bekommen wir Lebensmittel geschenkt: Kisten mit gerade geernteten Orangen und Mandarinen, frisch gepresstes Olivenöl, Eier von den eigenen Hühnern, eine hiesige Wurstspezialität, Marmelade und vieles mehr. 

Wir Reisenden fangen schnell an, unsere jeweiligen Erfahrungen und Kenntnisse miteinander zu teilen und so voneinander zu lernen: Johann war mit seiner Familie schon öfters hier und auch lange Zeit in Griechenland unterwegs. Er hat gelernt, wie in Griechenland Oliven eingelegt werden. Und da wir inmitten voll hängender Olivenbäume „wohnen“, probieren wir es aus. Außerdem hat er die Lithium-Ionen-Batterie für seinen Wohnwagen aus 4 Einzel-Zellen und einem Batterie-Managementsystem selbst gebaut und so richtig viel Geld gespart. Genau diese Infos sauge ich regelrecht auf, um die nächsten Optimierungen an KAZYmir durchzuführen. Und er paddelt immer mal wieder auf dem Stand-Up Paddle Board zum Fischen auf den See raus und nimmt Basti gerne mit. 
Sassi ist schon lange Veganerin und teilt mit uns die leckersten veganen Gerichte. Tara und ich skaten gemeinsam mit Manuel auf unseren Longboards die leicht abfallende Straße zum See hinab. Er ist leidenschaftlicher Longboarder, hat schon so manche Downhill-Strecke gemeistert und gibt uns Tipps zum Sliden.
Jenni ist Reiterin und kümmert sich immer wieder um das Pferd von Costas, einem der Dorfbewohner, den sie nun schon seit 2 Jahren kennt. Daher haben wir neben 3 Hunden und einer Katze auch immer mal wieder ein Pferd bei uns auf unserem „Dörfleplatz“. So reitet auch Tara immer wieder unter Jenni´s Anleitung auf Rico und verwandelt unseren Parkplatz in einen Reitplatz. Bei den kleinen Ausritten trabt sie an unzählige Mandarinen- und Zitronenbäumen vorbei und sammelt Obst auf Rico´s Rücken.

Inmitten der Olivenbäume finden immer wieder Yoga-Sessions unter Anleitung von Manu statt. Dabei entsteht eine ganz besondere Atmosphäre: Die durch die Olivenzweige leuchtenden Sonnenstrahlen erzeugen einzigartige Lichterspiele, der mit Tau bedeckte Klee glitzert und wir alle genießen den sanften Fluss der Bewegungen.
Und ich kann mein Wissen zum Bau eines Pizzaofens einbringen, welches ich erst vor 10 Tagen in Albanien lernen durfte. Dazu verwenden wir die schweren Steine, welche eh vor Ort zu einer Art Wall aufgeschüttet sind. Und Costas, der Anwohner, dem auch das Pferd gehört, unterstützt uns mit einigen alten Blechen, aus denen wir Kuppel, Kamin und Pizzaschieber bauen. Wir benötigen eineinhalb Tage, um den Ofen fertigzustellen. Und nach dem ersten gemeinsamen Pizzaabend bin ich sehr zufrieden und echt stolz auf das Ergebnis.

Die Tage rauschen aufgrund dieser vielfältigen Aktivitäten nur so an uns vorbei, am Abend bereiten wir gemeinsam das Essen zu und sitzen oft am Lagerfeuer. Ich empfinde es als absolutes Privileg, mit diesen Menschen und an diesem Ort meinen Geburtstag feiern zu dürfen. Es ist ein ganz besonderer Tag für mich und der Abschlusstag unserer „Dorfgemeinschaft“. Ich hatte noch nicht allzu oft die Möglichkeit, an diesem Tag des Jahres morgens in einem See schwimmen zu gehen, nachmittags zwischen Olivenbäumen Yoga zu machen, danach auf einem Pferd zu sitzen und am Abend leckere Pizza aus dem selbstgebauten Ofen zu essen… Genau für diese Art von Erfahrungen und Erlebnissen sind wir alle immer wieder so unendlich dankbar und wissen gleichzeitig, dass es die richtige Entscheidung war, diese Reise zu unternehmen.

English Version:

Sometimes it happens that several travelers meet in a remote place to spend time together. Each of the travelers carries their own personal experiences, their own personal life stories, and their own attitudes and character traits with them. In such situations it can happen that a unique dynamic develops and the meeting becomes an unforgettable experience for all involved persons.

It is quiet at Lake Trichonida. No tourists, no hotels, no sights. Especially not in November. Around the lake lie a few small Greek villages, which keep interrupting the large fields of olive trees. It is rural here. Because the sea and many of the tourist highlights are far away. Here is the small village of Sitaralona with less than 300 inhabitants, one Taverna and nothing else. From Sitaralona, a small road leads directly to a large parking lot on the lakeshore, from which you have a great view of the lake and the surrounding countryside. Here, you’ll find running water, a shower directly at the lakeside and a lot of peace and quiet…
When we arrive at this very parking lot in the early afternoon of November 6, we don’t know yet that we will spend a whole 8 nights and an unforgettable time here. Together we are four families, all traveling for a longer period of time, yet we also like to stay in one place for longer.
We have time. There is no wifi, no distractions. We go swimming, go on bike rides, spend time with our kids and with each other. We get to know each other. Again and again, residents of the small village come to the parking lot and are totally surprised:

Why are you here and not at the sea?“

We experience only friendly and open-minded people, who show sincere interest in why we have landed at this very quiet and remote place. And again and again we receive gifts of food: boxes of just harvested oranges and tangerines, freshly pressed olive oil, eggs from their own chickens, a local sausage specialty, jam and much more.

We travelers quickly begin to share our respective experiences and knowledge and thus start learning from each other:
Johann has been here many times with his family and also traveled in Greece for a long time. He has learned how olives are pickled in Greece. And since we „live“ in the middle of olive trees ready to be harvested, we try it out. He also built the lithium-ion battery for his caravan himself from 4 single cells and a battery management system, thus saving a lot of money. I am really keen on this kind of information to prepare the next optimization steps for KAZYmir. And he paddles out on the lake every now and then on his stand-up paddle board for fishing and likes to take Basti with him.
Sassi has been vegan for a long time and shares the most delicious vegan dishes with us. Tara and I skate together with Manuel on our longboards down the slightly sloping road to the lake. He is a passionate longboarder, has mastered many a downhill course and gives us tips on how to slide.

Jenni is a horseback rider and often takes care of the horse of Costas, one of the villagers, whom she has known for 2 years now. Therefore we have beside 3 dogs and a cat also from time to time a horse with us on our „Dörfleplatz“. So Tara also rides Rico every now and then under Jenni’s guidance and turns our parking lot into a riding arena. During the little rides she trots past countless tangerine and lemon trees and collects fruit on Rico’s back.
In the midst of the olive trees, yoga sessions under the guidance of Manu take place again and again. This creates a very special atmosphere: the rays of sunlight shining through the olive branches create unique plays of light, the clover covered in dew glistens and we all enjoy the gentle flow of the movements.

And I can use my knowledge to build a pizza oven, which I learned only 10 days ago in Albania. For this we use the heavy stones, which are heaped up anyway on site to a kind of wall. And Costas, the local resident, who also owns the horse, supports us with some old metal sheets, from which we build dome, chimney and pizza oven. It takes us a day and a half to finish the oven. And after the first pizza evening together I am very satisfied and really proud of the result.

The days rush by because of these diverse activities, in the evenings we prepare food together and often sit around the campfire. I feel it is an absolute privilege to be able to celebrate my birthday with these people and in this place. It is a very special day for me and the final day of our „village community“. I haven’t had the opportunity too often to go swimming in a lake in the morning on this day of the year, to do yoga among olive trees in the afternoon, to sit on a horse afterwards and to eat delicious pizza from the homemade oven in the evening… It is exactly for these kinds of experiences and adventures that we are always so infinitely grateful and at the same time know that it was the right decision to make this trip.

Herbstlich. Das ist das Erste, was uns in den Sinn kommt, nachdem wir südlich von Girokastra die Grenze zu Griechenland überqueren. Denn kaum sind wir auf der anderen Seite des Bergmassivs angekommen, welches Albanien und Griechenland trennt, ändert sich die Landschaft schlagartig. In üppigen Laubwäldern schimmern Blätter in Rot-, Orange- und Gelbtönen. Keine Spur mehr von der trockenen und kargen albanischen Landschaft. Immer wieder entdecken wir Rauchschwaden und brennende Felder zur Düngung. Es ist regnerisch und zum Teil ziemlich neblig, der Himmel ist grau und aufgrund der Stunde Zeitverschiebung wird es verdammt früh dunkel. Sofort sind wir gefühlt im Herbst angekommen.

Nach einer Nacht am Rande des Vikos Nationnalparks machen wir uns auf den Weg in Richtung Meteora. Diese absolut einmaligen Felsformationen mit den oben auf dem Fels liegenden Klöstern sind schon seit einiger Zeit auf unserer To-See-Liste. Die Fahrt dorthin ist allerdings länger als gedacht. Uns wird langsam klar, dass die Entfernungen in Griechenland eine andere Nummer sind als die in Albanien. Und das Vorankommen abseits der griechischen Autobahnen ist aufgrund der kurvenreichen und bergigen Strecken auch nicht schneller…
Dann ist es soweit. Hinter einem weiteren Bergmassiv tauchen sie vor uns in der Abendsonne auf: Felsnadeln, die sich wie Fremdkörper ganz plötzlich aus der sonst eher flachen Landschaft erheben. Und an scheinbar unmöglichen Stellen am Gipfel und in den steil abfallenden Wänden der Felsen sind die Meteora-Klöster scheinbar mit der Natur verschmolzen. Faszinierend. Atemberaubend. Unwirklich.

https://youtu.be/6pHfybeDZYE

Wir übernachten auf einem Campingplatz in Kastraki direkt unterhalb der Klöster und begeben uns am nächsten Tag bei schönstem Wetter zu Fuß auf Erkundungstour. Von den ursprünglich 24 einzelnen Klosteranlagen sind immer noch 6 bewohnt und können besichtigt werden. Wir wandern durch das Gebiet und sind absolut fasziniert von der Szenerie. Es muss unglaublich aber auch sehr hart gewesen sein, als Mönch so abgeschieden und unerreichbar von der Welt zu leben. Nachdem wir den Aufstieg auf einem kleinen Wanderpfad zum Eingang des Varlaam Klosters geschafft haben, sind wir überrascht, dass es mittlerweile sehr gut ausgebaute Straßen gibt, die bis zu den Klostereingängen führen. Dutzende von Touristen sparen sich den beschwerlichen Aufstieg, fahren die Klöster einfach ab und parken direkt vorm Eingang. Wir besichtigen das Varlaam Kloster und sind fasziniert von den Wandbemalungen der alten Kapelle und nicht zuletzt der Aussicht über die gesamte Szenerie. Danach wandern wir auf unserer Route an drei der anderen Klöster vorbei. An diesem Ort fällt es uns wirklich schwer, die Kamera wegzustecken und einfach nur zu genießen…

Am nächsten Morgen verlegen wir unser Frühstück kurzerhand auf eine der Felsnadeln und sind fast alleine. In der Morgensonne wirkt dieser Ort noch magischer, noch unwirklicher. Wir genießen die Ruhe, die Morgensonne auf unserer Haut und ein leckeres Frühstück. Wir werfen noch einen kurzen Blick auf das Kloster Agios Stéphanos, das als James Bond Kulisse diente, bevor wir uns wieder auf den Weg machen.

Unser nächstes Ziel: Delphi. Ich genieße es, seit langer Zeit mal wieder eine kurze Strecke auf der Autobahn zu fahren. KAZYmir schnurrt, die Sonne scheint und in sanften Kurven geht es auf ziemlich ebener Strecke durch die Thessaly Ebene nach Thermopylae. Dort ist dieses Vergnügen auch schon wieder vorbei. Denn ab jetzt geht es auf einer kurvigen und teils echt steilen Bergstraße über den südlichen Ausläufer des Pindus Gebirgszugs.
Am späten Nachmittag parken wir bei einer Taverne und werden sofort sehr herzlich begrüßt. Beim leckeren Abendessen darf Tara das Kellnern übernehmen und bewirtet uns hervorragend. Die Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz der Taverne und fahren früh morgens weiter, denn das antike Delphi wartet auf uns.

Die Geschichten, die dieser Ort zu erzählen hat, scheinen wirklich allgegenwärtig. Wie diese Stadt der Antike wohl einmal ausgesehen hat, können wir uns beim Anblick der Überreste von Straßen, Häusern, Tempeln, Statuen und Amphitheatern sehr lebhaft vorstellen. Unsere – vor allem Bastis – Highlights sind der Tempel des Apollo, die vielen Steintafeln voller Inschriften und das große Amphitheater. Äußerst beeindruckend ist außerdem, wie präzise hier gebaut wurde. Die penibel genau gehauenen vieleckigen Steine der polygonalen Mauer stützen so die Schatzkammer der Athener am Hang ab.  Und dies immerhin seit dem 5. Jahrhundert vor Christus. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Delphi ist ein wahres Highlight. Schon wieder.

Am frühen Nachmittag machen wir uns dann auf den Weg Richtung Patras. Hier wollen wir uns mit Manu und Sassi treffen. Mit den beiden Ravensburgern haben wir bereits Albanien unsicher gemacht. Und die beiden „warten“ auf uns an einem abgelegenen See in den Bergen nördlich von Patras.
Am späten Nachmittag kann ich dann absolut nicht mehr. Wir pausieren an einer Taverne am Meer. Endlich wieder Meer. Ich setze mich ans Ufer und erst jetzt spüre ich, dass mein gesamter Körper unter Strom steht. Ich merke, dass ich total ausgebrannt bin und dringend Ruhe benötige. Die vergangene Woche war einfach zu anstrengend. Jede Nacht an einem anderen Ort, mit einigen Stunden Fahrt pro Tag und vollgepackt mit vielen Aktivitäten und besuchten Sehenswürdigkeiten… Auch die letzten kalten und windigen Nächte in Albanien haben nicht gerade zu erholsamen Nächten beigetragen. Dazu die Organisation des Alltags im Wohnmobil und die neue Situation mit unserem vierbeinigen Familienmitglied. Noch vor einigen Monaten hätte ich beim Lesen dieser Zeilen wahrscheinlich die Augen verdreht, an meinen damaligen 10-11-Stunden-Arbeitstag gedacht und abschätzend gelächelt.
Ja, das Leben auf einer solchen Reise mit der kompletten Familie ist aufregend, spannend, abwechslungsreich und verspricht Spass, Freiheit und Abenteuer. Es kann aber auch anstrengend, stressig, nervend, ermüdend sein. Die „Freiheit“ nicht zu wissen, wo wir die nächste Nacht verbringen erzeugt nicht nur das Gefühl von Freiheit, sondern bringt manchmal auch eine gehörige Portion Unsicherheit mit sich…
Der Klang der Wellen wirkt Wunder. Nach nur ein paar Minuten merke ich schon, wie sich mein Körper entspannt. Tief durchatmen, die salzige Luft schmecken und den Sonnenuntergang genießen. Wir sind bei Violetta in der Taverne Bella Vista gelandet und sie bietet uns sofort an, dass wir gerne die Nacht auf der Wiese neben der Taverne verbringen können. Und nach einem leckeren Abendessen tun wir das auch.

Am nächsten Morgen brechen wir dann nach einer unruhigen Nacht voller Hundegebell auf zum Trichonida See. Dazu  verlassen wir bei Nafpaktos die Küstenstraße und schrauben uns in einigen Serpentinen die Berge hoch. Nach einer ebenso kurvigen Abfahrt dann der Schock: Eine Stahlbrücke, deren Fahrbahn nur aus aufs Stahlgestell gelegten Holzbohlen besteht. Die Brücke ist gerade so breit wie unser Wohnmobil, aber können wir mit 5 Tonnen Gewicht hier drüber fahren? Manu fragt bei einigen Anwohnern nach und die winken uns lässig durch. Klar, kein Problem. Mir ist trotzdem etwas mulmig, daher schicke ich Manu mit den Kindern zuerst zu Fuß über die Brücke, bevor ich dann alleine unseren Camper zur anderen Seite fahre. Bei jeder Bohle klappert und kracht es, aber die Brücke hält und wir überwinden auch dieses Hindernis.

Die bislang aufregendste Brückenüberquerung mit KAZYmir

Nach weiteren 20 Minuten erreichen wir den Parkplatz am See. Und sind total überrascht, wo wir hier gelandet sind…

… to be continued!

English Version:

Fall is here. This is the first thing that comes to mind after we cross the border to Greece south of Girokastra. Because as soon as we arrive on the other side of the mountain massif that separates Albania and Greece, the landscape changes abruptly. In lush deciduous forests, leaves shimmer in shades of red, orange and yellow. No trace of the dry and barren Albanian landscape. Again and again we discover clouds of smoke and burning fields. It is rainy here, the sky is gray and due to the hour time difference it gets dark damn early. Immediately we feel like we have arrived in fall.
After a night at the edge of Vikos National Park, we set off in the direction of Meteora. These absolutely unique rock formations with monasteries perched on top have been on our „To-See-List“ for some time. However, the drive there is longer than we thought. We slowly realize that the distances in Greece are different than those in Albania. And driving off the Greek highways isn’t any faster either due to the winding and mountainous roads….
Then we see them. Behind another mountain they appear in front of us in the evening sun: Rock needles, which rise like foreign bodies quite suddenly from the otherwise rather flat landscape. And in seemingly impossible places at the summit and in the steeply sloping walls of the rocks, the Meteora monasteries have seemingly merged with nature. Fascinating. Breathtaking. Unreal.

We spend the night at a campsite in Kastraki, directly below the monasteries, and the next day, in beautiful weather, we set out on foot to explore. Of the original 24 monasteries, 6 are still inhabited and can be visited. We hike through the area and are absolutely fascinated by the scenery. It must have been incredible but also very hard to live here as a monk so secluded and unreachable from the world. After making the climb up a small hiking trail to the entrance of Varlaam Monastery, we are surprised to find that there are now very well developed roads leading up to the monastery entrances. Dozens of tourists save themselves the tiring climb, simply drive to he monasteries and park right in front of the entrance. We visit Varlaam Monastery and are fascinated by the wall paintings of the old chapel and not least the view over the whole scenery. Afterwards, we walk past three of the other monasteries on our route. In this place, we really find it hard to put the camera away and just enjoy….
The next morning, we move our breakfast on top of one of the rock needles and are almost alone up there. In the morning sun, this place seems even more magical, even more unreal. We enjoy the silence, the morning sun on our skin and a delicious breakfast.
We take a quick look at the monastery of Agios Stéphanos, which served as a James Bond backdrop, before we set off again.

Our next destination: Ancient Delphi. I enjoy driving a short distance on the highway for the first time in a long time. KAZYmir purrs, the sun shines and in gentle curves we drive on a fairly flat road through the Thessaly plain to Thermopylae. There this pleasure is already over again. From now on we drive on a curvy and partly really steep mountain road over the southern foothills of the Pindus mountain range.
In the late afternoon we park at a taverna and are immediately welcomed very warmly. At the delicious dinner Tara is allowed to take over the waitressing and hosts us excellently. We spend the night in the parking lot of the taverna and drive on early in the morning, because ancient Delphi is waiting for us.
The stories this place has to tell seem really omnipresent. We can vividly imagine what this ancient city must have once looked like as we look at the remains of streets, houses, temples, statues and amphitheaters. Our – especially Basti’s – highlights are the Temple of Apollo, the many stone tablets full of inscriptions and the large amphitheater. Also extremely impressive is how precisely it was built here. The meticulously hewn polygonal stones of the polygonal wall thus support the treasury of the Athenians on the slope. And this, after all, since the 5th century before Christ. We can’t get out of our amazement. Delphi is a true highlight. Again.

In the early afternoon we set off in the direction of Patras. Here we want to meet Manu and Sassi. With the two Ravensburgers we have already made Albania unsafe. And the two are „waiting“ for us at a remote lake in the mountains north of Patras.
In the late afternoon I absolutely can’t anymore. We pause at a taverna by the sea. Finally sea again. I sit down on the shore and only now I feel that my whole body is under current. I realize that I am totally burnt out and urgently need rest. The past week was just too exhausting. Every night in a different place, with a few hours of driving each day and packed with lots of activities and sights visited… Even the last cold and windy nights in Albania didn’t exactly contribute to restful nights. Plus the organization of everyday life in the camper and the new situation with our four-legged family member. Just a few months ago, reading these lines, I probably would have rolled my eyes, thought of my 10-11 hour workday at the time and smiled dismissively
.
Yes, life on such a trip with the complete family is exciting, thrilling, varied and promises fun, freedom and adventure. But it can also be exhausting, stressful, annoying, tiring. The „freedom“ of not knowing where we will spend the next night not only creates the feeling of freedom, but sometimes also brings a fair amount of uncertainty…
The sound of the waves works wonders. After only a few minutes I notice how my body relaxes. Breathe deeply, taste the salty air and enjoy the sunset. We landed at Violetta’s place in the Bella Vista taverna and she immediately offers us that we are welcome to spend the night on the lawn next to the taverna. And after a delicious dinner we do so.

The next morning, after a restless night full of barking dogs, we set off for Lake Trichonida. For this purpose we leave the coastal road at Nafpaktos and wind our way up the mountains in some serpentines. After an equally curvy descent then the shock: A steel bridge, whose roadway consists only of wooden planks laid on the steel frame. The bridge is just as wide as our motorhome, but can we drive over it with 5 tons of weight? Manu asks some residents and they casually wave us through. Sure, no problem. I’m still a little queasy, so I send Manu with the kids first on foot across the bridge, before I then drive alone our camper to the other side. With each plank it rattles and crashes, but the bridge holds and we overcome also this obstacle. After another 20 minutes we reach the parking lot at the lake. And are totally surprised where we have landed here…
… to be continued!

* Please see English Version below *

Nach 3 Wochen an Albaniens Küste stehen die Zeichen auf Aufbruch, denn auf uns warten Erlebnisse wie die wasserreichste Quelle Albaniens, die malerische und erstaunliche Stadt der tausend Stufen Girokastra, ein atemberaubender Canyon und heiße… naja, warme Quellen. Auf geht´s in die Berge in Albaniens Süden.

Der Abschied vom Bunec Beach wird uns nach einer wunderschönen Woche in der letzten Nacht wirklich leicht gemacht. Am Mittag des 20. Oktober hat der Besitzer der Strandbar, neben der wir parken, ein paar Freunde eingeladen und möchte wohl ein wenig feiern. Also Rave Musik an und Lautstärke rauf. Die Sonne scheint, wir sind an unserem letzten Tag hier gut gelaunt und wippen mit. Als wir um 22 Uhr abends bei noch lauterer Musik (es klingt als wäre es immer noch das gleiche „Lied“ wie am Mittag) die Kinder schlafen schicken, ist das Ganze schon nicht mehr so witzig. Spätestens als Nachts um 02:00 Uhr immer noch kein Ende und damit auch kein Schlaf in Sicht ist, bin ich echt genervt. Am nächsten Morgen verlassen wir Bunec Beach zu den immer noch gleichen elektronischen Klängen und sind total gerädert. 

Das Blue Eye, albanisch „Syri i Kaltër“, ist unser nächstes Ziel und liegt nur etwa eine Fahrstunde vom Bunec Beach entfernt. 6 Kubikmeter Wasser treten unter großem Druck aus einem Quelltopf an die Wasseroberfläche. Und mit knapp 13 Grad ist Erfrischung für jeden garantiert, der sich traut zu baden. Auch für mich ist es ein einzigartiges Erlebnis, von einem ca. 2 Meter hohen Felspodest direkt ins senkrecht nach oben strömende Wasser zu springen, da der „Tauchgang“ quasi sofort abgestoppt und man wieder an die Oberfläche gespült wird. Ein weiteres Beispiel von atemberaubender Natur, die es hier in Albanien bisher noch kostenlos zu bestaunen gibt.

Doch der Massentourismus steht schon in den Startlöchern. Denn bei unserer Ankunft am Parkplatz sind wir etwas geschockt von so vielen Touristen auf einem Fleck, ein mittlerweile nicht mehr gewohntes Bild für uns. Außerdem wird der ehemals durch unberührte Natur führende Zugang zur Quelle gerade in eine für Touristenbusse komfortable Asphaltstraße verwandelt. Und selbst die Drehkreuze und Imbissbuden vor dem zukünftigen Kassenhäuschen sind schon installiert.

Vorbereitungen für den Massentourismus am Blue Eye

Schon am nächsten Tag sind wir mit Manu und Sassi die einzigen verbleibenden Besucher. Die vielen Touristen vom Vortag sind alle weg, denn es war schlechteres Wetter vorhergesagt. Wir genießen den schönen Stellplatz neben einem kleinen Fluss am Fuß der Berge, machen Lagerfeuer und freuen uns wieder einmal, dass wir die Chance haben,  langsamer unterwegs zu sein.

Unser Stellplatz für mehrere Nächte

Nach ca. 1,5-stündiger Fahrt erreichen wir am 23. Oktober Girokastra. Gelegen zwischen zwei Gebirgsmassiven im südlichen albanischen Hochland verzaubert uns Girokastra mit seiner malerischen Lage am Hang des Drino-Tals, mit seinen hellen, mit Steinplatten gedeckten Häusern, der gemütlichen Altstadt und der majestätischen Burg.

Doch heute findet keine normale Stadtbesichtigung statt, denn heute ist „Kinder-Bestimm-Tag“. Manu und ich überlassen es an diesem Tag komplett den Kindern, was wir machen, wo wir hingehen, was es zum Essen gibt und was die Kinder mit dem Tages-Budget anstellen, das wir ihnen am Morgen in die Hand drücken. Schon die letzten Tage haben Basti und Tara mit Recherche verbracht, um herauszufinden, wo es  man in Girokastra die besten Süssigkeiten findet und wo man Klamotten shoppen gehen kann. Und so gibt’s nicht nur leckere Kuchen in der Altstadt, denn wir nehmen auch noch eine kunstvoll verzierte Torte mit zurück zu unserem Campingplatz, bevor der Tag mit einem Familienfilm und Pizza in unserem Wohnmobil ausklingt… ein voller Erfolg!

Unser letzter Stopp in Albanien ist ein wahrhaft magischer Ort. Die thermalen Quellen von Bënjë sind auch für Albaner der Region ein Bade-Highlight. Die dahinter liegende Lengarica Schlucht ist einfach nur atemberaubend.
Wir erreichen einen großen staubigen Parkplatz am späten Nachmittag und wir finden einen schönen Platz für unseren KAZYmir direkt am Flussufer. Sofort fällt die alte osmanische Steinbrücke ins Auge, über die man zu den heißen Quellen gelangt. Also Badehose raus und auf geht´s zu einem Bad in der Abendsonne… Allerdings sind wir mit dem Begriff „heiße Quellen“ hier nicht ganz einverstanden. Während in Island mit „heiß“ Temperaturen um die 40 Grad gemeint sind, entspricht die Wassertemperatur in Bënjë etwas kühleren 28 Grad. Einigen wir uns also auf die Bezeichnung „warme Quellen“. Aber auch hier steigt uns sofort der unverwechselbare Geruch von Schwefel in die Nase, was den traumhaften Ausblick und die tolle Abendstimmung allerdings überhaupt nicht trüben kann.

Zurück am Camper lernen wir „Buale“ kennen. Er parkt neben uns, ist ein sympatischer Lebenskünstler und ein bayrisches Unikat. Er lädt uns direkt zum gemeinsamen Grillen ein und einem geselligen Abend am Lagerfeuer direkt neben unseren Vans steht nichts mehr im Weg. Er zaubert knusprige Bratkartoffeln über offenem Feuer und wieder einmal genießen wir das Draußen sein, das Kochen im Freien und einen unvergleichlichen Sternenhimmel. 
Am darauffolgenden Abend steigern wir das Ganze noch, denn unter Buale´s Anleitung und Mithilfe bauen wir gemeinsam einen Pizzaofen. Dazu werden Steine in einer U-Form aufgesetzt, mit einem Blech (welches Buale immer mit dabei hat) abgedeckt und mit dem hier vorhandenen lehmigen Boden rundherum abgedichtet. Ein Kaminrohr im vorderen Drittel des Blechs sorgt für den Rauchabzug. Zu guter Letzt zaubert Buale eine glatt geschliffene Steinplatte aus seinem Beifahrer-Fußraum, auf der im Ofen das Feuer brennen soll und dann auch die Pizzen gebacken werden. Nach zweistündiger Einheizphase kann´s losgehen.

Zusammen mit einigen anderen Reisenden genießen wir die für mich bislang besten Pizzen meines Lebens. Kochen – oder in diesem Fall backen – verbindet und wieder lernen wir interessante Menschen kennen. Es ist total spannend, Reiseerfahrungen auszutauschen und die vielen verschiedenen Lebensgeschichten kennenzulernen. 
Beispiele gefällig? 
Buale zum Beispiel ist Veranstaltungstechniker, seit Covid allerdings ziemlich „kaltgestellt“ und arbeitet seither für ein paar Monate im Sommer als Handwerker in Deutschland, um dann ab Oktober mit seinem selbst zu einem mobilen Tonstudio und Partymobil umgebauten Krankenwagen auf Reisen zu gehen. So hat er die letzten Winter in Marokko und auch in Portugal verbracht.
János ist eine abenteuerlustige Sportskanone, kommt aus Ungarn und ist sehr spartanisch mit seinem Jeep unterwegs, in dem er im hinteren Bereich auch schläft. Er ist ehemaliger ungarischer Profi-Mountainbike-Champion und oft auch an Orten wie diesem auf 2 Rädern unterwegs, um die Gegend zu erkunden und sich fit zu halten. Auch unsere Bikes profitieren von seinem professionellen Bike-Know-How, denn er bietet uns sofort eine kostenlose Bike-Wartung an.

Wir verbringen 6 Tage in dieser tollen Umgebung. Wir machen eine Wandertour in den Canyon, baden dort in weiteren warmen Becken,  Wandern auch auf den oberen Rand der Schlucht und machen mit János eine 4WD-Tour mit seinem Jeep. Die Abende stehen oft im Zeichen des Pizzaofens und des Lagerfeuers. Die Nächte sind  mit 3 Grad Celsius echt kalt. Dazu pfeift ein starker Wind und unser Wohnmobil schaukelt nachts ordentlich hin und her. Diese raue Umgebung ist faszinierend und anstrengend zugleich. Der Winter kommt, auch hier in Albanien. Jetzt wird es Zeit aufzubrechen zur nächsten großen Etappe unserer Reise. 
Griechenland, wir kommen…

English Version:

After 3 weeks on Albania’s coast, we are off to something new, as experiences like Albania’s most water-rich spring, the picturesque and amazing city of a thousand steps Girokastra, a breathtaking canyon and hot… well, warm springs await us. Off we go to the mountains in Albania’s south.

After a wonderful week, saying goodbye to Bunec Beach is made really easy for us during our last night. At noon on October 20, the owner of the beach bar, next to which we park, has invited a few friends and probably wants to celebrate a little. So he puts some rave music on and turns the volume up. The sun is shining, we are in a good mood on our last day here and bob along. When we send the kids to sleep at 10pm with even louder music (it sounds like it’s still the same „song“ as at noon), the whole thing is already not so funny anymore. When at 02:00 o’clock in the morning there is still no end and thus also no sleep is in sight, I am really annoyed. The next morning we leave Bunec Beach to the still same electronic sounds and are totally exhausted.

The Blue Eye, Albanian „Syri i Kaltër“, is our next destination and is only about an hour’s drive from Bunec Beach. 6 cubic meters of water rise to the surface under great pressure from a spring pot. And with almost 13 degrees, refreshment is guaranteed for anyone who dares to bathe. For me, too, it is a unique experience to jump from a rock platform about 2 meters high directly into the water flowing vertically upwards, and my dive is stopped almost immediately and I am washed back to the surface. Another example of breathtaking nature, which is still free of charge to admire here in Albania.
But mass tourism is already waiting around the corner. Because when we arrive at the parking lot we are a bit shocked by so many tourists on one spot, a meanwhile no longer accustomed picture for us. Moreover, the access to the spring, which used to lead through untouched nature, is just being transformed into an asphalt road comfortable for tourist buses. And even the turnstiles and snack stands in front of the future ticket booth have already been installed.
Already the next day we are with Manu and Sassi the only remaining visitors. The many tourists from the day before are all gone, because worse weather was predicted. We enjoy the beautiful campsite next to a small river at the foot of the mountains, make campfires and are happy once again that we have the chance to travel slower than most others.

After about 1.5 hours of driving we reach Girokastra on October 23rd. Situated between two mountain massifs in the southern Albanian highlands, Girokastra enchants us with its picturesque location on the slopes of the Drino valley, with its light-colored houses covered with stone slabs, the cozy old town and the majestic castle. There is no normal sightseeing here, because today is „children’s appointment day“. Manu and I leave it completely up to the kids to decide what to do, where to go, what to eat and what to do with the daily budget we give them in the morning. Basti and Tara have already spent the last few days researching where to find the best sweets in Girokastra and where to go shopping for clothes. And so it’s not only delicious cakes in the old town, because we also take an artfully decorated cake back to our campsite, before the day ends with a family movie and pizza in our camper… a complete success!

Our last stop in Albania is a truly magical place. The thermal springs of Bënjë are a swimming highlight even for Albanians in the region. The Lengarica Gorge beyond is simply breathtaking.
We reach a large dusty parking lot in the late afternoon and we find a nice spot for our KAZYmir right on the river bank. Immediately the old Ottoman stone bridge catches the eye, over which one reaches the hot springs. So swim trunks out and off we go for a dip in the evening sun… However, we don’t quite agree with the term „hot springs“ here. While in Iceland with „hot“ temperatures around 40 degrees are meant, the water temperature in Bënjë corresponds to somewhat cooler 28 degrees. So let’s agree on the term „warm springs“. But here, too, the unmistakable smell of sulfur immediately rises to our noses, which, however, does not dampen the dreamlike view and the great evening atmosphere at all.

Back at the camper we meet „Buale“. He parks next to us, is a sympathetic bon vivant and a unique Bavarian. He invites us directly to a joint barbecue and nothing stands in the way of a nice evening around the campfire right next to our vans. He prepares crispy fried potatoes over an open fire and once again we enjoy being outside, cooking in the open air and an incomparable starry sky.
The following evening we take it to the next level, because under Buale’s guidance and assistance we build a pizza oven together. For this purpose, stones are placed in a U-shape, covered with a sheet of metal (which Buale always takes with him) and sealed all around with the loamy soil available here. A chimney pipe in the front third of the sheet metal provides for the smoke outlet. Last but not least, Buale conjures up a smoothly polished stone slab from his passenger footwell, on which the fire is to burn in the oven and then the pizzas are baked on. After a two-hour heating phase, we’re ready to go. Together with some other travelers we enjoy the best pizzas of my life so far. Cooking – or in this case baking – connects and again we get to know interesting people. It is totally exciting to exchange travel experiences and to get to know the many different life stories.
Examples?
Buale, for example, is an event technician, but since Covid he has been out of work and has since been working as a craftsman in Germany for a few months in the summer. Then starting in October, he starts traveling with his ambulance, which he converted himself into a mobile recording studio and party mobile. That’s how he spent the last winters in Morocco and also in Portugal.
János is an adventurous sportsman, comes from Hungary and travels with very basic equipment in his jeep, in which he also sleeps in the back. He is a former Hungarian professional mountain bike champion and often goes to places like this on 2 wheels to explore the area and keep fit. Our bikes also benefit from his professional bike know-how, as he immediately offers us a free bike maintenance.

We spend a total of 6 days in this great environment. We make a hiking tour into the canyon, swim there in other warm pools, hike to the upper rim of the canyon and do a 4WD tour with Janos and his jeep. The evenings are often dominated by the pizza oven and the campfire. The nights are really cold with 3 degrees Celsius. In addition, a strong wind whistles and our motorhome rocks back and forth at night. This rough environment is fascinating and exhausting at the same time. Winter is coming, also here in Albania. Now it is time to leave for the next big stage of our journey.
Greece, here we come…

* Please see English Version below *

Welche Assoziationen hatte ich vor der Abreise zu Albanien? Ich wusste, dass Adrian in unserer Landkarte dort seinen Reisewunsch-Pin gesetzt hat und kannte die Natur ein wenig aus Dokumentationen. Nun, nach mehreren fahrintensiven Tagen, erreichen wir in der Dämmerung endlich Albanien.

Kaum sind wir über der Grenze, springt mein Kopf auf der Suche nach Bekannten im Unbekannten und versucht frühere Erfahrungen und Orte mit den neuen, die vor uns liegen, abzugleichen.

„Wie in Nepal.“  Dieser Gedanke entsteht immer wieder. Und direkt danach stolpere ich genau über diese Assoziation, sind wir doch auf einem geographisch gesehen ganz anderen Fleckchen dieses großen vielfältigen Planeten. Und doch bleibt dieser Eindruck leise in meinem Hinterkopf. Es ist wichtig zu verstehen, dass Nepal mich 2003 und 2005 so unglaublich geprägt und fasziniert hat, dass es in unserer ursprünglichen Reiseplanung, in der wir COVID noch nicht kannten, mein Wunschziel Nr. 1 war! Ist das jetzt eben auch ein „Kulturschock“? Albanien ist anders. Eben kein „schön-schön“ Land ist, in dem man an allen Ecken und Enden den „Wohlfühlfaktor“ spürt. Wie anders, davon erzählt dieser Artikel… Denn seit der Einreise verändert sich meine eigene Wahrnehmung mit jedem Tag, den ich länger in Albanien sein darf. Ich bin schon gespannt, wie der Kulturschock „Back to EU“ aussehen wird, wenn wir ausreisen, aus diesem faszinierenden Albanien… Spoiler: der Kulturschock bei der Ausreise ist wiederum noch größer… Warum?

Albanien ist anders, als alle Länder, die wir bisher bereist haben.

Einerseits ist Albanien voller atemberaubend schöner Natur. Andrerseits gibt es leider Berge von Müll am Straßenrand und auch in der Natur. An manchem unserer Übernachtungsplätzen, insbesondere am Stadtrand, kann man immer wieder den Geruch verbrennenden Plastikmülls riechen. 

Auf staubigen Straßen geht es also vorbei an unzähligen Straßenhunden, an Bretterbuden, an Häusern, deren obere Stockwerke noch im Rohbau befindlich sind, während die untere Etage schon länger bewohnt scheint, während handgeschriebene Schilder und einfache Spray-Schriftzüge Shops und Autowaschplätze markieren. Letztere scheint es  an jeder Ecke zu geben. Die Innenstädte sind lebendig, laut und verwirren mich, der Verkehr im Kreisel geht verwirrenderweise in alle Richtungen, Kirchenglocken und die Rufe der Muezzin wechseln sich ab und hallen durch die Städte. Nebenstraßen, die zu Häusern führen, werden von den Anwohnern selbst „Little India“ genannt. 

Die Armut  ist unübersehbar, die Kontraste von Wellblechhütten in staubigen Feldern und benachbarten von Mauern eingerahmten Luxusvillen stecken voller Widersprüche. Und dann wieder schmiegen sich bewaldete Hügel am Rande der albanischen Alpen, fruchtbare Hochebenen voller Trauben, Kaki, Feigen- und Granatapfelbäume säumen die Straßen, während das Meer mit türkisblauem Wasser lockt…

Basti und Tara werden oft von fremden Kindern begrüßt und beschenkt: Die Kinder, die sie noch gar nicht kennen, teilen dann ihre frisch gekauften Kekse und Chipspackungen, nehmen aber nie etwas im Gegenzug dafür an… Es macht uns immer wieder sprachlos… 

Die Menschen, denen wir begegnen,  sind ungespielt interessiert, hilfsbereit und gastfreundlich. Und diejenigen, die wir näher kennen lernen dürfen, wachsen uns ans Herz. Selbst in der Körpersprache entdecke ich Gemeinsamkeiten mit dem mir so vertrauten Land, so ist das albanische Ja dem nepalesischen sehr ähnlich, wenn der Kopf kreisend die Bewegung einer liegenden 8 ähnelt. Während die Ernte der Hanf-Felder in den Bergen  einigen wenigen wohl lukrative Geschäfte mit dem Ausland ermöglichen, sieht man in den Cafés der Bergdörfer viele Männer sitzen, die ihre Zeit dort mit dem Konsum von Mokka und diversen getrockneten Blüten verbringen…Frauen sieht man dort viel seltener. Es wirft die Fragen nach den Prioritäten der Politik auf. 

Tatsächlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass mich diese Kontraste von Schönheit und Armut so umhauen würden. Albanien ist für mich in den ersten Tagen kein „einfaches“ Land. Man kann nicht einfach durchreisen und denken: „Ach, wie schön ist das alles.“

Dafür gibt es einfach zu viel Armut. Zu viele Menschen, die um ihre tägliche Existenz, die Verlässlichkeit der Gesetzeshüter oder medizinische Standards bangen. Dies hat zur Folge, dass hier nicht nur viele Menschen in sehr ärmlichen Verhältnissen leben, sondern auch die Tiere und die Natur darunter leiden. 

Und doch ist es auch gerade das Lockere in allen Regelungen, die die Menschen hier auch gelassener und flexibler sein lassen… Und es gibt diejenigen, die sich dafür einsetzen, dass die Welt auch hier eine bessere Welt sein kann. Diejenigen, die in einen multikulturellen, diversen, offenen und interessierten Austausch gehen, die ihre Türen für uns Reisende öffnen und voller Ehrlichkeit an ihren Erfahrungen teilhaben lassen. Diejenigen, die uns einladen, ihre landestypischen Speisen mit ihnen zuzubereiten, diejenigen, die sich für Gerechtigkeit einsetzen, in dem sie ihre Einnahmen dazu verwenden, Projekte in den entlegenen ländlichen Gegenden zu unterstützen, in denen Frauen, die unter häuslicher Gewalt leiden, bestärkt werden, ihren eigenen Weg zu gehen. Dies ist sicher nur der Beginn einer Positiv-Liste, die sich eben nicht auf den ersten Blick für Besucher zeigt. Und die Politik? Sollte sich mit großer Sicherheit eine Scheibe Courage und Vorreiter-Denken von den kleinen Initiativen des Landes abschauen? Wir wünschen uns für Albanien, dass sie die Fehler des Massentourismus einfach auslassen und direkt mit nachhaltigem, sanftem Tourismus durchstarten… Hier wird allerdings aktuell eher für die „Massen“ geplant. Und wir fürchten, dass sobald hier alles asphaltiert und fertig gebaut ist mit deutlich verstärkter Anzahl an Tagesausflüglern, die noch unberührte Natur auch hier bald voller Müll ist… 

Es ist also genau diese Ambivalenz zwischen Armut, Leid und Herausforderungen für Mensch, Tier und Natur und ein Land, das erst seit 20(!) Jahren die Freiheit hat, sich weiterzuentwickeln. Der Stolz auf das eigene Land pendelt zwischen Tradition, Erfindungsreichtum und Lebenswille, begegnet uns Reisenden in Form bedingungsloser herzlicher Gastfreundschaft, wie sie seit Generationen in Albanien gepflegt wird. 

Ich kenne nach 4,5 Wochen im Land des Adlers immer noch nur einen Bruchteil und doch fasziniert es mich, dieses Land, in dem so viel steckt… und ich bin dankbar für alles, was ich von den Menschen dort lernen und erfahren darf… und mit jedem Hügel, jeder Bergkette, jeder klaren Aussicht auf die Weite verstehe ich mehr, warum Albanien dieses Wappentier gewählt hat, sieht man die anmutigen Tiere doch immer wieder durch die Lüfte kreisen…

Würden wir eine Reiseempfehlung geben? JA, ganz klares Ja, denn wie ihr in unseren weiteren Blogartikeln sehen werdet, ist dieses Land mit seinen Menschen ein Land, in all seiner Unperfektheit und seinem Entwicklungsbedarf, welches einem wirklich ans Herz wachsen kann. Denn, um es vorweg zu nehmen, der Abschied nach fast 5 Wochen in Albanien ist uns wirklich schwer gefallen.

*English version:

What associations did I have with Albania before leaving? I knew that Adrian had put his travel wish pin there in our map and knew a bit about the nature from documentaries. Well, after several days of intensive driving, we finally reach Albania at dusk. As soon as we are over the border, my head jumps looking for acquaintances in the unknown, trying to match previous experiences and places with the new ones ahead.

„Just like Nepal.“ This thought arises again and again. And right after, I stumble upon this very association, we are after all on a geographically quite different patch of this great diverse planet. And yet, this impression lingers quietly in the back of my mind. It is important to understand that Nepal had such an incredible impact and fascination on me in 2003 and 2005, that it was my #1 desired destination in our original travel planning, where we didn’t know COVID yet! Is this just now also a „culture shock“? Albania is different. It is not a „beautiful-beautiful“ country, where you can feel the „feel-good factor“ in every corner. How different, this article tells… Because since the entry my own perception changes with every day that I may be longer in Albania. I am already curious how the culture shock „Back to EU“ will look like when we leave, from this fascinating Albania… Spoiler: the culture shock when leaving is again even greater…. Why?

Albania is different from all the countries we have traveled to so far.

On the one hand, Albania is full of breathtakingly beautiful nature. On the other hand, unfortunately, there are mountains of garbage on the side of the road and also in nature. At some of our overnight places, especially on the outskirts, you can always smell burning plastic garbage.

So, on dusty streets, we pass countless street dogs, wooden shacks, houses whose upper floors are still under construction, while the lower floors seem to have been inhabited for some time, while handwritten signs and simple spray-lettering mark stores and car wash sites. The latter seem to exist  on every corner. The downtowns are lively, noisy, and confusing to me, with traffic circle traffic going confusingly in all directions, church bells and the calls of the muezzin alternating and echoing through the towns. Side streets leading to houses are called „Little India“ by the residents themselves.

The poverty is unmistakable, the contrasts of corrugated iron huts in dusty fields and neighboring luxury villas framed by walls are full of contradictions. And then again, forested hills nestle on the edge of the Albanian Alps, fertile plateaus full of grapes, persimmon, fig and pomegranate trees line the streets, while the sea beckons with turquoise blue waters…

Basti and Tara are often greeted and given presents by strange children: the children, who don’t even know them yet, then share their freshly bought cookies and chip packs, but never accept anything in return… It always leaves us speechless… The people we meet are unplayfully interested, helpful and hospitable. And those we are privileged to get to know more closely grow on us. Even in the body language I discover similarities with the country so familiar to me, so the Albanian yes is very similar to the Nepalese, when the head circles the movement of a lying 8 resembles. While harvesting the hemp fields in the mountains probably allow a few to do lucrative business with foreign countries, one sees many men sitting in the cafes of the mountain villages, spending their time there consuming mocha and various dried flowers…women are much less commonly seen there. It raises questions about the priorities of politics.

In fact, I didn’t expect to be so blown away by these contrasts of beauty and poverty. Albania is not an „easy“ country for me in the first few days. You can’t just pass through and think, „Oh, how beautiful it all is.“

There is simply too much poverty for that. Too many people who fear for their daily existence, the reliability of law enforcement or medical standards. As a result, not only do many people live in very poor conditions here, but animals and nature suffer as well.

And yet, it is also precisely the looseness in all regulations that also allow people to be more relaxed and flexible here… And there are those who work to ensure that the world can be a better world here as well. Those who go into a multicultural, diverse, open and interested exchange, who open their doors to us travelers and share their experiences full of honesty. Those who invite us to prepare their local dishes with them, those who work for justice by using their earnings to support projects in remote rural areas where women suffering from domestic violence are encouraged to make their own way. This is surely just the beginning of a positive list that is not immediately apparent to visitors. And politics? Should certainly take a leaf out of the book of courage and pioneering thinking of the country’s small initiatives? We wish for Albania that they simply leave out the mistakes of mass tourism and directly start with sustainable, gentle tourism… Here, however, they are currently planning for the „masses“. And we fear that as soon as everything here is asphalted and built with a significantly increased number of day trippers, the still untouched nature here is also soon full of garbage…

So it is exactly this ambivalence between poverty, suffering and challenges for people, animals and nature and a country that has only had the freedom to develop for 20(!) years. The pride in one’s own country oscillates between tradition, inventiveness and will to live, meets us travelers in the form of unconditional warm hospitality, as it has been cultivated in Albania for generations. 

After 4.5 weeks in the land of the eagle, I still know only a fraction and yet it fascinates me, this country in which so much is… and I am grateful for everything I can learn and experience from the people there… and with every hill, every mountain range, every clear view of the expanse, I understand more why Albania has chosen this heraldic animal, you can see the graceful animals circling again and again through the air…

Would we give a travel recommendation? YES, very clear yes, because as you will see in our further blog articles, this country with its people is a country, in all its imperfection and its need for development, which can really grow on you. Because, to take it in advance, the farewell after almost 5 weeks in Albania is really hard for us.