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Mit geübtem Griff nimmt er den Teekessel vom Ofen, der in der Mitte des Zimmers steht. Alles in dem kleinen Teehaus ist auf diesen Ofen, der regelmäßig mit Holz befeuert wird, ausgerichtet. Es gibt drei Tische, an denen Gäste auf Stühlen und Bänken sitzen. Neben dem Holzofen steht außerdem ein gemütliches Sofa. Unter dem Ofen genießt eine Katze die Wärme des Holzfeuers. Auf einer Theke  in der rechten hinteren Ecke des Raumes sind 15 Teegläser auf weißen Porzellanuntertellern in einer perfekten Linie aufgereiht. Jedes Einzelne wurde zuvor bereits mit kochendem Wasser ausgeschwenkt. Nun wird ein Glas nach dem anderen zügig zu etwa zwei Dritteln mit türkischem Çay gefüllt. Dann wird heißes Wasser nachgeschenkt, bis das kleine Glas voll ist. Alle Bewegungen sind eingespielt, wurden bereits tausende Male durchgeführt. Schließlich verteilt er den Tee an seine Gäste.
Dies ist die Geschichte von unserem Besuch bei Yasar, dem Teebauern, dem Betreiber eines kleinen Teehauses, dem Gastronom, dem Geschichtenerzähler, dem YouTuber.

Hier siehst Du Yasar´s Tea Fields

Georgien ist für uns nun zum Greifen nah. Von Artvin, einer Stadt in Nordostanatolien, ist es nicht mehr weit zum Schwarzen Meer. An der Küste entlang sind es dann noch 45 Minuten Fahrt bis zur Grenze. In der App park4night stoßen wir auf einen weißen Traktor auf schwarzem Grund, eigentlich das Symbol für eine Übernachtungsmöglichkeit bei einem landwirtschaftlichen Betrieb. Es handelt sich hier um eine Teefarm, und die Kommentare anderer Reisender ermutigen uns dazu, den Umweg über die Bergstraße zum Besuch dieses Teebauern in Kauf zu nehmen…

Grün bewachsene Hügel und Berge. Es tropft. Vom Himmel auf unsere Windschutzscheibe, von den Zweigen der Bäume des Waldes, der uns wie ein Urwald vorkommt. Über der ganzen Szenerie hängt dichter Nebel und verleiht der Umgebung etwas Unwirkliches. Wir schrauben uns eine steile Bergstraße hoch, nachdem wir von der Regionalstraße, die am Flussufer entlangläuft, abgefahren sind.

Hier siehst Du Turkey´s Tea Region
Mit dem Wohnmobil in der Teeregion der Türkei

Als wir in die Einfahrt einbiegen, erwartet Yasar uns bereits. In einen dicken Wollpullover gekleidet steht vor einer kleinen Holzhütte und hält eine kleine Kamera auf uns gerichtet. Nach einer kurzen Begrüßung zeigt er uns den für unser großes Gefährt einzig möglichen Parkplatz, filmt unser Parkmanöver und macht dann eine einladende Geste in Richtung der Holzhütte. In etwas gebrochenem Englisch zeigt er uns voller Stolz sein Café oder eher sein Teehaus. Dann erklärt er, dass er noch etwas zu erledigen habe und überträgt uns die Verantwortung für das Café. Und nur 10 Minuten nach unserer Ankunft sitzen wir alleine in der gemütlichen Teestube, während es draußen zu regnen beginnt.

Etwa eine Stunde später kommt Yasar zurück. Er hat seine Frau und seinen knapp ein Jahr alten kleinen Sohn abgeholt. Er feuert den Holzofen an, setzt Wasser auf und kocht Tee. Wenig später sitzen wir, jeder einen Çay in der Hand, auf dem Sofa am Herd und Yasar beginnt zu erzählen:
Er ist hier in der Gegend geboren und aufgewachsen. Und wer hier aufwächst, wächst automatisch mit dem Teeanbau auf. Diese Region ist die Teekammer für die Türkei. 
Irgendwann entscheidet Yasar, dass er nicht nur Tee anbauen will, sondern er eröffnet auch ein Café an der durch diese Region führende Hauptstraße. Das Café läuft gut, denn Yasar ist ein geborener Gastronom. Irgendwann bekommt er Besuch von Vertretern der lokalen Regierungspartei. Diese informieren ihn darüber, dass er sein Café aus für ihn (und für uns) unerfindlichen Gründen nicht mehr betreiben darf. Eine schwierige Zeit beginnt. Er zieht sich ins Bergdorf jenseits der Hauptstraße zurück, auch hier eröffnet er ein kleines Café, welches er allerdings durch einen Brand verliert. Quasi zeitgleich stirbt dann auch noch sein Vater. Es kostet ihn einiges an Kraft, bis er den Mut aufbringt, dieses neue Holzhaus zu bauen und seinen Besuchern wieder Tee anzubieten. 

In den nächsten beiden Tagen lernen wir viel von Yasar. Er zeigt uns seine Teeplantage, sowie einige noch unbewachsene Hügel, an welchen gerade neue Pflanzen ausgesät werden, um in drei Jahren dann seinen jährlichen Ertrag zu steigern. Denn solange dauert es, bis die Pflanzen zum ersten Mal geerntet werden können.
Die Arbeit an diesen steilen Hängen ist kräftezehrend und anstrengend. Ende Mai werden jedes Jahr die neu gewachsenen Blätter geerntet und in Säcke verpackt. Die verschlossenen Säcke werden dann den Hang hinab gerollt, auf Yasars Jeep gepackt und schließlich zu einer der vielen Teefabriken der Gegend gebracht. Dort werden die Blätter fermentiert, getrocknet und schließlich zum fertig gemahlenen Endprodukt verarbeitet. 

Yasar zeigt uns außerdem seinen Lieblingsplatz, einen Wasserfall umgeben von dichtem Laubwald. Wir können gut verstehen, wie dies sein Lieblingsplatz sein kann, denn das hier ist unbändige Natur pur. 

Hier siehst Du Yasar´s Secret Place
Yasar´s Lieblingsplatz

Und natürlich lernen wir auch die typischen Speisen dieser Bergregion kennen, die hauptsächlich aus Kartoffeln und Käse bestehen. Schon zum Frühstück gibt es gebackene Kartoffeln, Käse, Brot, Oliven, Tomaten und Gurken. Das kulinarische Highlight ist dabei eine dampfende Pfanne mit geschmolzenem Käse mit zuvor in Butter angebratenen Semmelbröseln: Muhlama. Sozusagen die türkische Variante des Schweizer Käsefondues. Nur halt zum Frühstück. Nicht ganz kalorienarm, aber sehr köstlich.

Während Besucher kommen und gehen, ist Yasar immer wieder mit Handy und Kamera zugange. Denn er ist sehr aktiv in den sozialen Medien und teilt Eindrücke aus seiner Teestube und seinem Leben auf seinem Instagram Kanal. Außerdem hat er eine weitere innovative Idee, denn mit seinem YouTube Kanal fasziniert er uns durch einen Perspektivwechsel: Denn er filmt keine Reisen, sondern porträtiert unter dem Motto „parkfortea“ die Reisenden, die zu ihm kommen. Auch unseren Besuch hat er hier dokumentiert.

Nach zwei Tagen heißt es für uns schließlich: Auf nach Georgien. Aber vorher steht die Begleichung der Rechnung an. Denn das leckere Frühstück, diverse Köstlichkeiten beim gemütlichen Zusammensitzen mit seinen Freunden und Bekannten am Abend und unzählige Gläser Çay sollen schließlich nicht unbezahlt bleiben. 
Mehrmals während der letzten beiden Tage wollte ich bereits etwas zahlen, aber immer winkt Yasar ab und gibt mir zu verstehen, dass wir das mit dem Bezahlen beim Abschied machen. Auch ist es interessant zu beobachten, wie Freunde, Bekannte und Besucher in die Teestube kommen, um Tee zu trinken und manchmal auch etwas zu essen. Dann gehen sie wieder, ohne irgend eine Rechnung zu erhalten oder zu begleichen. Manchmal stecken sie Yasar dann wieder Geld zu. Das Prozedere ist mehr als rätselhaft und für mich nicht zu ergründen…
Am Morgen unserer Abfahrt frage ich Yasar erneut, wieviel ich ihm schulde. Er grinst nur und sagt:
 

Du entscheidest!“

Hier siehst Du Turkey´s Tea Region

English Version:

With an often practiced motion, he takes the tea kettle from the stove that stands in the middle of the room. Everything in the small teahouse is oriented toward this stove, which is regularly fired with wood. There are three tables where guests sit on chairs and benches. There is also a cozy sofa next to the wood stove. Under the stove, a cat enjoys the warmth of the wood fire. On a counter in the back right corner of the room, 15 tea glasses are lined up in a perfect line on white porcelain saucers. Each one has already been poured out with boiling water beforehand. Now, one glass after another is briskly filled about two-thirds full with Turkish Çay. Then hot water is added until the small glass is full. All the movements are rehearsed, have been done thousands of times. Finally, he distributes the tea to his guests.
This is the story of our visit to Yasar, the tea farmer, the operator of a small tea house, the storyteller, the YouTuber.

Georgia is within reach for us. From Artvin, a town in northeastern Anatolia, it’s not far to the Black Sea. It’s another 45-minute drive along the coast to the border. In the app „park4night“, we come across a white tractor on black background, the symbol for an overnight stay at a farm. This is a tea farm, and the comments of other travelers encourage us to take the detour over the mountain road to visit this tea farmer…

Green covered hills and mountains. It is dripping. From the sky onto our windshield, from the branches of the trees of the forest, which seems to us like a jungle. Dense fog hangs over the whole scenery, giving the surroundings something unreal. We wind our way up a steep mountain road after leaving the regional road that runs along the riverbank.
As we turn into the driveway, Yasar is already waiting for us. Dressed in a thick woolen sweater, he stands in front of a small wooden hut and holds a small camera pointed at us. After a short greeting he shows us the only possible parking place for our big vehicle, films our parking maneuver and makes an inviting gesture towards the wooden hut. In somewhat broken English he proudly shows us his café or rather his tea house. Then he explains that he still has to do something and gives us the responsibility for the café. And only 10 minutes after our arrival we are sitting alone in the cozy tea room while it starts to rain outside.

About an hour later, Yasar returns. He has picked up his wife and his about one year old little son. He fires up the wood stove, puts on water and makes tea. A little later, we are sitting on the sofa by the stove, each holding a Çay, and Yasar begins to talk:
He was born and raised here in the area. And anyone who grows up here automatically grows up with tea cultivation. This region is the tea chamber for Turkey.
At some point, Yasar decides that he not only wants to grow tea, but he also opens a café on the main road that runs through this region. The café does well, as Yasar is a born restaurateur. At some point, he gets a visit from representatives of the local political party. They inform him that he is no longer allowed to run his café for reasons he (and we) don’t understand. A difficult time begins. He retreats to the mountain village, where he also opens a small café, but loses it in a fire. Almost at the same time, his father dies. It takes a lot of strength for him to find the courage to build this new wooden house and offer tea to his visitors again.

In the next two days we learn a lot from Yasar. He shows us his tea plantation, as well as some still unvegetated hills on which new plants are being sown in order to increase his annual yield in three years. Because that is how long it takes for the plant before the tea leaves can harvested for the first time. The work on these steep slopes is strenuous and exhausting. At the end of May each year the newly grown leaves are harvested and packed into bags. The sealed bags are then rolled down the slope, packed onto Yasar’s jeep and finally taken to one of the many tea factories in the area. There, the leaves are fermented, dried, and finally processed into the final ground product.
Yasar also shows us his hidden plan, a waterfall surrounded by dense deciduous forest. We can well understand how this can be his favorite, because this is pure unbridled nature.
And of course we also get to know the typical food of this mountain region, which mainly consists of potatoes and cheese. For breakfast we have baked potatoes, cheese, bread, olives, tomatoes and cucumbers. The culinary highlight is a steaming pan of melted cheese with breadcrumbs previously fried in butter: Muhlama. This is the Turkish version of the Swiss cheese fondue. Only for breakfast. Not quite low in calories, but very delicious.

While visitors come and go, Yasar is always busy with his cell phone and his camera. That’s because he’s very active on social media and shares impressions from his tea room and his life on Instagram. He also has another innovative idea, because with his YouTube channel he fascinates us with a change of perspective: because he doesn’t film his travels, but under the hashtag „parkfortea“ he portrays travelers who come to him. He also documented our visit here.

After two days, it’s finally time for us to leave for Georgia. But before that, we have to settle the bill. After all, the delicious breakfast, various delicacies at the cozy get-together with his friends and acquaintances in the evening and countless glasses of Çay should not remain unpaid.
Several times during the last two days I already wanted to pay something, but always Yasar waves me off and makes me understand that we will worry about the payment at our departure. It is also interesting to observe how friends, acquaintances and visitors come to the tea room to drink çay and sometimes also to eat something. Then they leave without receiving or paying any bill. Sometimes they slip Yasar money. The procedure is more than mysterious and for me not to understand…
On the morning of our departure I ask Yasar again how much I owe him. He just grins and says:

You decide!“

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Wo fängt man an, um von Kappadokien zu erzählen?
Von der atemberaubenden Landschaft, bizarren Kaminen, in denen der Legende nach Feen hausten? Von 9 Nächten, in denen wir meist vor Anbruch der Morgendämmerung durch das Geräusch von Turbinen aufgeweckt wurden? Dem Klappern der Autos, die die schweren Ballonkörbe holprige Feldwege entlangwuchten?.Von diesem kribbeligen Gefühl, wenn man verschlafen in seine wärmsten Klamotten schlüpft, um schnell mit einer Tasse heißem Kaffee ins Freie zu gelangen? Dem Farbenspiel der schwebenden Heißluftballons? Der wohligen Gänsehaut, die uns immer wieder beim Anblick eben dieser beschleicht? Vom großen Staunen auf unseren Wanderungen durch die Täler? Von Sturmböen, die uns nachvollziehen lassen, wie Wind und Wetter diese bizarren Felskegel formten?

Etliche Reiseberichte wurden schon darüber geschrieben, zieht diese Gegend doch Millionen von Touristen an, welche die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt hat. Lohnt es sich also noch einen Reisebericht zu schreiben? Viele Hotels und  Komplettpakete sind buchbar, doch wie ist das als Individualreisende mit Kindern im Camper?

Wir fangen einfach da an, wo unser letzter Artikel Roadtrip nach Kappadokien aufgehört hat. Bei unserer ersten Nacht.

Die Anfahrt an unseren Übernachtungsplatz war holprig und unser fahrendes Tinyhouse ächzt etwas, während Adrian versucht, tiefe Fahrrinnen im trockenen Lehmboden zu umgehen. Die offiziellen Campingplätze Kappadokiens sind noch geschlossen, und da wir ohnehin bisher nur einmal in der Türkei eine Nacht auf dem Campingplatz waren, suchen wir auch hier wieder einen Platz zum Freistehen. Nachts staunen wir noch über den Sternenhimmel, beobachten die Straßenhunde am Rand des Feldes gegenüber und fragen uns, ob wir wirklich dort stehen bleiben können, am Rand einer Ebene, hinter dem Ort Göreme gelegen.  Um 4:20 Uhr werde ich aus dem Schlaf gerissen, aber nicht etwa weil eine Polizeistreife vor der Tür steht, sondern weil lautes Dröhnen mehrerer Generatoren in unser Wohnmobil dringt. Rufe, die wie Anweisungen klingen und lautes Geklappere hallen durch die Luft, während ich verschlafen den Rollo des Heckfensters hochschiebe und erschrecke. Etwas Farbiges, das unregelmäßig aufflackert, drückt gegen unsere Scheibe. Das kann nur eins bedeuten: Heißluftballons.
Ich wecke Adrian und die Kinder, die einen tieferen Schlaf haben als ich mit den Worten: 

Sie fliegen, die Heißluftballons werden fliegen!“

Wir wussten von Reisefreunden, dass man nach Ankunft in Kappadokien oft auch mal ein paar Tage Geduld mitbringen muss, um in den Genuss dieses Schauspiels zu kommen, ist es doch wind- und wetterabhängig und wird jeden Morgen neu entschieden. Manchmal sogar wieder abgebrochen. Doch hier stehen wir, während die buntbedruckten Stoffbahnen um uns herum größer und voluminöser werden, unser KAZY immer kleiner wird und beinahe darunter zu verschwinden scheint. Unser kleiner ehemaliger Straßenhund wittert Bedrohung und beruhigt sich erst, als ich sie ausnahmsweise auf unser Bett setze. Immer noch verunsichert, aber im sicheren Nest, kann sie das Spektakel so geschützt beobachten, während wir uns beeilen, in die noch dämmerdunkle, kalte, aber hektisch wuselige Morgenstimmung hinauszutreten. 

Egal wohin wir unseren Blick wenden, sehen wir Heißluftballons, die noch mit der kalten Luft der Turbinen gefüllt werden, während andere sich schon majestätisch aufrichten und Männer an dicken Tauen das Aufrichten der Ballons mitlenken. Weiße Mini-Busse am Rand des Startfeldes öffnen allmählich ihre Türen für etliche Fluggäste, erste Passagiere klettern in die brusthohen geflochtene Weidenkörbe, während die Ballonpiloten ihnen Anweisungen zurufen, wie sie sich bei Abflug und Landung verhalten sollen.  Hektisches Treiben, Aufregung und Vorfreude flirren durch die Luft und lassen uns ebenso wenig kalt, wie die plötzliche Hitze, die die Brenner erzeugen, wenn sie Flammen in die Ballonhüllen neben uns schicken. 

Unsere beiden Kinder rufen sehnsuchtsvoll, dass sie mitfliegen wollen. Es wird hektisch, Adrian spricht einen der Ballonpiloten kurz an, doch erste Infos zu Preis und Buchbarkeit rütteln uns wieder zurecht. Die Begeisterung des Moments hat uns einfach mitgerissen. Wir beschließen, das Schauspiel, welches sich uns bietet, zu genießen, so wie wir hier stehen, verschlafen und leicht verwirrt, neben unserem kleinen fahrbaren Zuhause. In kuschelige Decken eingewickelt, blicken wir himmelwärts, wo sich 120 Heißluftballons zu einem stillen Tanz verabredet haben. Es ist leicht bewölkt und kein Windhauchn ist zu spüren. Die Sonne, die hinter den höheren Felsformationen im Osten Kappadokiens aufgeht, bleibt auch als sie höher steigt in den Wolken und diffuses Licht verbreitet sich. Immer wieder vibriert die Luft, wenn die Flammen neue heiße Luft ins Innere der Ballonhüllen schicken. Es ist, als ob ein ganzes Tal in dieser Stunde nach Sonnenaufgang die Luft anhält, um Platz zum Staunen und Träumen zu schaffen. 

Während noch einige Ballons am Himmel stehen, die ersten schon wieder landen, klettern wir müde, leicht verfroren und sehr hungrig gegen 8:30 Uhr zurück in unseren KAZYmir. Adrian bereitet das Frühstück vor, ich leine Djella an, um endlich eine Morgenrunde mit ihr zu drehen. Dabei können wir ein zusätzliches Spektakel beobachten: Wallende Haare, fliegende Kleider mit flatternden langen Schleppen, Cabriolets und Hochzeitspaare, die mit Blick auf Ballons und die Felsformationen Kappadokiens posieren und sich räkeln. Mal sexy, mal romantisch,  in der Morgensonne, um den besten Shoot zu ergattern. Auch das ist ein Teil der Tourismus-Industrie und so landen wir auch an den folgenden Morgenden immer wieder unversehens mitten in einem Shooting, wenn der Fotograf der Meinung ist, dass der Platz hinter unserem Camper der Top Spot ist: Globetrotter vs. Prinzessin Momente inklusive. Es wird nicht langweilig in Kappadokien.

Immer noch wirkt das Staunen und die Aufregung des Morgens in uns nach und so starte ich mit Adrian zu unserer ersten Wanderung, während unsere beiden müden Kinder sich nochmal in ihre gemütlichen Betten im Alkoven kuscheln. Auf uns wartet das Rose Valley: Eins der vielen Täler, die Kappadokiens Landschaft prägen, für uns eins der Schönsten. Vor Urzeiten haben die Vulkane Hasan Daği und Erciyes Daği riesige Mengen an sogenannter Tuffasche auf das Gebiet in ihrer Mitte geschleudert. Im Laufe der Zeit hat sich die Asche zu Tuffstein verfestigt. Wind und Wetter haben in Jahrtausenden aus diesem weichen Gestein eine Landschaft geformt, die einer alten Legende zufolge als Spielplatz der Götter diente. Bei jedem Schritt durch das Rose Valley erleben wir, wie fragil die Landschaft und wie weich der Stein ist, in den mühelos Gänge, Treppen und Höhlen gegraben und gehauen wurden. Durch Wind und Wasser, aber eben auch durch Menschenhand. 

Das Spiel, dass der Wind mit dem weichen Tuffastein spielt, wird uns mit jedem Schritt deutlicher. Wir waten, klettern und kriechen durch höhlenartige Gänge , deren Boden durch kleine Bäche überflutet ist, mal geduckt, mal aufrecht stehend, in einem Moment in einer Höhle, eröffnet sich nach der nächsten Abzweigung der Ausblick auf  die einzigartigen Felsformationen und Jahrtausende alte,  in die Felsen geschlagene Höhlenwohnungen, während sich im Wasser die Umrisse der Zipfelmützen und naturgeformter Torbogen widerspiegeln. Die rose-, rot-, weiß- und sandfarbenen Bänder der verschiedenen Steinschichten  erzählen von der Entstehungsgeschichte der Landschaft Kappadokiens. 

Es ist leise im Rose Valley, morgens um 9:00 Uhr sind nur einzelne Vögel in der Ferne zu hören, weit und breit niemand außer uns. Nach ersten Versuchen uns zu orientieren und einer „Route“ zu folgen, beschließen wir einfach zu laufen und uns treiben zu lassen. Wir orientieren uns grob nach den Himmelsrichtungen, ansonsten erlauben wir uns einfach in dieses Labyrinth hinein zu wandern und immer wieder spontan zu verweilen. Das Wetter ist unbeständig, mal streifen uns Regenschauer, dann wieder die Wärme der Sonne und wir haben das Gefühl, das wechselnde Licht und das Schattenspiel der vorbei ziehenden Wolken verändert immer wieder die Landschaft. Wir könnten noch ewig so weiter wandern zu können, während unser Hund den staubigen Boden für ausgiebige Sonnenbäder nutzen möchte. Auf schiefen Bahnen aus rosefarbenem Tuff erklimmen wir einer mannshohen Spirale folgend die nächsthöhere Ebene und stehen vor der byzantinischen Felsenkirche Ayvalι Kilise, die Quittenkirche. Daneben lockt ein Stand mit frisch gepresstem Orangen- und Granatapfelsaft und da wir die ersten Kunden des Tages sind, können wir einen guten Preis verhandeln.  Da der Shopbesitzer zwischendurch mit seinem Motorrad wegknattert, sind wir eben kurz verantwortlich für seinen Stand. Wir schmunzeln. So ist es eben immer wieder in der Türkei. Es ist eine Pause, bei der man dann einfach so dasitzt und nichts tut, außer zu schauen, zu  staunen und zu  träumen. Und da kommt es wieder dieses Gefühl, dass uns immer wieder auf dieser Weltreise besucht: Das Gefühl, dass uns sagt, dass wir hier und in diesem Moment genau richtig sind. 

Während unseres Aufenthaltes in Kappadokien haben wir das große Glück an 6 von 9 Tagen dieses magische Ballontreiben zu beobachten. Wir wechseln mehrmals die Standorte, einmal um einen besseren Blick vom Plateau aus zu haben, und nach mehreren Tagen sogar, in der Hoffnung, länger schlafen zu können.  Doch der Wind, der diese bizarre Felsenlandschaft geschaffen hat, durchkreuzt unsere Pläne immer wieder, so dass wir an einem Morgen am vermeintlichen Top Spot nur Ballons im Nachbartal beobachten können, während unser geplanter ruhiger Platz plötzlich zum Abflugpunkt Nummer 1 wird und unser Camper KAZYmir, weit abseits geparkt, beinahe in eine Kollision mit einem tieffliegenden Ballonkorb verwickelt wird. Es bleibt also jeden Morgen aufregend. Und wir können einfach nicht anders, als mit Dir als Leser:in, in eine Bilderflut aus Eindrücken einzutauchen.

Und so bleiben auch die folgenden Tage, an denen „sie fliegen“ ungeachtet dessen, dass wir das Spektaktel schon bestaunen durften, an jedem einzelnen Morgen noch genau so faszinierend wie am ersten. Kappadokien begeistert uns mit seinen verschiedenen Tälern, jahrtausendealten unterirdischen Höhlenstädten, Felsenkirchen und Freilichtmuseen. Nicht alles werden wir besichtigen, denn unser „Besichtigungstempo“ verändert sich auf  dieser Langzeitreise. Vielmehr entschließen wir uns einfach die Atmosphäre, abseits der touristischen Spots zu genießen. Außerdem steht ein wichtiger Geburtstag an, wertvolle Stunden mit unseren liebgewonnenen brasilianisch-polnischen Reisefreunden und ein Besuch in der 800 Jahre alten Karawanserei, der „Raststätte“ der Seidenstraße, in der wir bei einer Zeremonie dabei sein dürfen… aber das ist wieder eine andere Geschichte…

English Version:

Where to begin to tell about Cappadocia?
About the breathtaking landscape, bizarre chimneys in which, according to legend, fairies dwelled? Of 9 nights when we were usually awakened before dawn by the sound of turbines? The rattling of cars carrying the heavy balloon baskets along bumpy dirt roads? That tingly feeling when you sleepily slip into your warmest clothes to quickly get outside with a cup of hot coffee? The play of colors of the floating hot air balloons? The pleasant goose bumps that always creep up on us when we see them? Of the great amazement on our hikes through the valleys? Of gales that make us understand how wind and weather formed these bizarre rock cones?

Many travelogues have been written about this area, which attracts millions of tourists and has been declared a World Heritage Site by UNESCO. So is it still worth writing a travelogue? Many hotels and complete packages can be booked, but how is it as an individual traveler with children in a camper?

We’ll just start where our last article Road Trip to Cappadocia left off. At our first night.
The approach to our overnight spot was bumpy and our driving Tinyhouse groans a bit while Adrian tries to avoid deep ruts in the dry clay soil. The official campgrounds of Cappadocia are still closed, and since we’ve only spent a night camping once in Turkey so far anyway, we’re again looking for a place to stay off the road. At night we still marvel at the starry sky, watch the street dogs at the edge of the field across the road and wonder if we can really stay there, situated at the edge of a plain, behind the village of Göreme. At 4:20 a.m. I am roused from sleep, but not because a police patrol is at the door, but because loud roars from several generators penetrate our camper. Shouts that sound like instructions and loud clattering echo through the air, while I sleepily push up the blind of the rear window and am startled. Something colored, flickering irregularly, presses against our window. That can only mean one thing: Hot air balloons.
I wake Adrian and the kids, who are a deeper sleeper than I am, with the words:

They are flying, the hot air balloons are going to fly!“

We knew from travel friends that once you arrive in Cappadocia you often have to be patient for a few days to enjoy this spectacle, it depends on the wind and weather and is decided anew every morning. Sometimes even canceled again. But here we are, while the colorful printed fabric around us becomes larger and more voluminous, our KAZY becomes smaller and smaller and almost seems to disappear under it. Our little former street dog smells threat and calms down only when I put her on our bed for once. Still unsettled, but in the safe nest, she can watch the spectacle so protected, while we hurry to step out into the still dim, cold, but hectic bustling morning atmosphere.

No matter where we turn our gaze, we see hot air balloons still being filled with the cold air of the turbines, while others are already rising majestically and men on thick ropes are helping to guide the balloons up. White mini-buses at the edge of the launch field gradually open their doors to quite a few passengers, the first passengers climb into the chest-high wicker baskets while the balloon pilots shout instructions to them on how to behave during take-off and landing. Hectic activity, excitement and anticipation shimmer through the air, leaving us just as cold as the sudden heat generated by the burners as they send flames into the balloon envelopes beside us.
Our two children shout eagerly that they want to fly along. Things get hectic, Adrian speaks briefly to one of the balloon pilots, but initial info on price and bookability jolts us back into place. The enthusiasm of the moment simply carried us away. We decide to enjoy the spectacle that presents itself to us, as we stand here, sleepy and slightly confused, next to our little mobile home. Wrapped in cozy blankets, we gaze skyward where 120 hot air balloons have arranged to dance silently. It is slightly cloudy and not a breath of wind can be felt. The sun, rising behind the higher rock formations in eastern Cappadocia, remains in the clouds even as it climbs higher and diffuse light spreads. Again and again the air vibrates as the flames send new hot air inside the balloon envelopes. It is as if an entire valley holds its breath in this hour after sunrise to make room for wonder and dreaming.

While there are still some balloons in the sky, the first ones are already landing again, we climb tired, slightly frozen and very hungry back into our KAZYmir around 8:30 am. Adrian prepares breakfast, I leash Djella to finally do a morning round with her. Thereby we can observe an additional spectacle: Flowing hair, flying dresses with fluttering long trains, convertibles and wedding couples posing and lolling with a view of balloons and the rock formations of Cappadocia. Sometimes sexy, sometimes romantic, in the morning sun to get the best shot. This is also a part of the tourism industry and so we end up again and again in the middle of a shoot in the following mornings, when the photographer thinks that the spot behind our camper is the top spot: globetrotter vs. princess moments included. It doesn’t get boring in Cappadocia.

The amazement and excitement of the morning still lingers in us and so I start with Adrian for our first hike, while our two tired children snuggle up again in their cozy beds in the alcove. The Rose Valley is waiting for us: one of the many valleys that characterize Cappadocia’s landscape, for us one of the most beautiful. Ages ago, the volcanoes Hasan Daği and Erciyes Daği hurled huge amounts of so-called tuff ash onto the area in their midst. Over time, the ash has solidified into tuff. Over thousands of years, wind and weather have shaped this soft rock into a landscape that, according to an old legend, served as a playground for the gods. With every step through the Rose Valley we experience how fragile the landscape is and how soft the stone is, into which passages, stairs and caves were effortlessly dug and hewn. By wind and water, but also by human hand.

The game that the wind plays with the soft tuffa stone becomes clearer to us with every step. We wade, climb and crawl through cave-like passages, the floor of which is flooded by small streams, sometimes crouched, sometimes standing upright, one moment in a cave, after the next turn opens the view of the unique rock formations and millennia old cave dwellings cut into the rocks, while in the water the outlines of the pointed caps and naturally formed archways are reflected. The rose-, red-, white- and sand-colored bands of the different stone layers tell the story of how the landscape of Cappadocia was formed.
It is quiet in Rose Valley, at 9:00 in the morning only single birds can be heard in the distance, far and wide nobody but us. After first attempts to orient ourselves and to follow a „route“, we decide simply to walk and to let ourselves drift. We orientate ourselves roughly according to the points of the compass, otherwise we simply allow ourselves to wander into this labyrinth and to linger spontaneously again and again. The weather is unstable, sometimes rain showers touch us, then again the warmth of the sun and we have the feeling, the changing light and the shadow play of the passing clouds always changes the landscape. We could go on hiking like this forever, while our dog wants to use the dusty ground for extensive sunbathing. On sloping paths of rose-colored tuff, following a man-high spiral, we climb the next higher level and stand in front of the Byzantine rock church of Ayvalι Kilise, the Quince Church. Next to it a stand with freshly squeezed orange and pomegranate juice beckons and since we are the first customers of the day, we can negotiate a good price. Since the store owner rattles away with his motorcycle in between, we are just briefly responsible for his stand. We smile. So it is again and again in Turkey. It’s a break where you just sit there and do nothing but look, marvel and dream. And there it comes again this feeling that visits us again and again on this world trip: The feeling that tells us that we are exactly right here and in this moment.

During our stay in Cappadocia we have the great luck to observe this magical ballooning on 6 out of 9 days. We change locations several times, once to have a better view from the plateau, and after several days even, hoping to sleep longer. But the wind, which has created this bizarre rocky landscape, thwarts our plans again and again, so that one morning at the supposed top spot we can only observe balloons in the neighboring valley, while our planned quiet spot suddenly becomes take-off point number 1 and our camper KAZYmir, parked far away, almost gets involved in a collision with a low-flying balloon basket. So it remains exciting every morning. And we just can’t help diving into a flood of images and impressions with you, the reader.

And so the following days, when „they fly“, regardless of the fact that we were already allowed to marvel at the spectacle, remain every single morning just as fascinating as the first. Cappadocia fascinates us with its different valleys, thousands of years old underground cave cities, rock churches and open air museums. We will not visit everything, because our „sightseeing pace“ changes on this long-term trip. Rather, we simply decide to enjoy the atmosphere, away from the tourist spots. In addition, we have an important birthday coming up, precious hours with our dear Brazilian-Polish travel friends and a visit to the 800 year old caravanserai, the „resting place“ of the Silk Road, where we are allowed to be present at a ceremony… but that’s another story…

* Please find English Version below *

Kappadokien. Wir träumen schon lange davon, diesen Ort zu besuchen. Unser Plan, dorthin zu gelangen, ist einfach: Von Manavgat bei Antalya immer die Küste entlang fahren. Jetzt, im April, nach dem langen und viel zu kalten Winter ausgiebig die Sonne genießen. Immer mal wieder anhalten und in die Wellen springen. Nachts direkt am Meer in malerischen Buchten stehen und morgens von der Sonne geweckt werden. Dann ab Mersin noch eine Tagesetappe ins zentrale Hochland bis ins magische Kappadokien. Soweit der Plan. Die Realität sieht manchmal eben anders aus…

Unsere Reiseroute nach Kappadokien (Karte erstellt mit Google Maps)

Endlich ist er da, der Frühling. Bei über 20 Grad Tagestemperatur und überwiegender Wolkenlosigkeit genießen wir jeden Sonnenstrahl. Beste Voraussetzungen für einen echten Roadtrip nach Kappadokien.
Als wir am 11. April durch Alanya fahren, wissen wir, dass wir damit auch den touristischen Teil der türkischen Südküste verlassen. Und doch sind wir überrascht, wie schnell sich die Umgebung ändert. Riesige, unter einfacher Plastiplane verborgene Plantagen füllen ganze Täler der bergigen Landschaft aus. Weisse Tunnel, unter denen Erdbeeren, Bananen und anderes Obst angebaut werden. Noch schlimmer ist, dass sichtbar wird, wie wenig nachhaltig diese Art der Gewächshaus-Variante wirklich ist. Überall am Straßenrand finden sich Fetzen und Reste von Plastikplanen, die in den letzten Jahren der UV-Strahlung der Sonne nicht mehr standhielten, spröde wurden, zerrissen und vom Wind „entsorgt“ wurden. Günstig für die hiesige Landwirtschaft, eine Katastrophe für die Umwelt…

Blick auf unzählige „Plastik-Plantagen“

Je weiter ostwärts wir kommen, desto öfter finden wir abgedeckte Plantagen. Bananen. Überall. Ganze Täler sind mit Bananenplantagen bedeckt. Sie erstrecken sich hier von den Ausläufern des Taurus bis hin zum Meer. Jeder freie Fleck wird genutzt. Und auch hier Berge von sich langsam zersetzender Plastikplane.

Wir merken schnell, dass dieser Abschnitt unserer Reise absolut nicht nach Plan laufen wird. Wir werden irgendwie nicht „warm“ mit dieser Gegend. Auch wenn die Route fast ausschließlich am in den verschiedensten Türkisfarben schimmernden Meer entlangführt, gestaltet sich die Stellplatzsuche – auch wegen der allgegenwärtigen Landwirtschaft – als herausfordernd. Ein kalter Wind macht unser geplantes Meerbaden zunichte und sowieso sind malerische, einsame Buchten eher selten. Daher ändern wir unsere ursprüngliche Planung und legen die fast 400 Kilometer lange Strecke von Alanya bis Tarsus mit nur 2 Übernachtungen zurück: Eine davon zwischen Bananen, die zweite bei einem Restaurant direkt an der Küste.

Dann gilt es, Mersin zu durchqueren bzw. zu umfahren. Die mit über einer Million Einwohnern recht große Stadt „erschlägt“ uns aufgrund des hohen LKW-Verkehrsaufkommens. Wir bemerken, dass wir diese Art von Verkehr absolut nicht mehr gewohnt sind. 
Ein empfehlenswerter und günstig gelegener Stadt-Stellplatz im benachbarten Tarsus ist dann Ausgangsbasis, um Vorräte und Wasser aufzufüllen und endlich, nach fast 6 Wochen in der Türkei, eine Autobahnvignette für die Strecke nach Kappadokien zu finden und zu kaufen.

Wir verlassen Tarsus am nächsten Morgen bei bestem Wetter. Sofort werden mächtige schneebedeckte Bergketten am Horizont im Norden sichtbar. Sie wirken einschüchternd auf uns, da wir direkt darauf zufahren. Sie erinnern uns daran, dass uns heute eine Bergetappe bevorsteht, um die auf über 1.100 Metern hoch gelegene Region Kappadokien zu erreichen. Wieder einmal hoffen wir, dass unser KAZYmir diese nächste Herausforderung durchhält…

Es tut gut, mal wieder auf einer Autobahn zu fahren. Noch dazu auf einer Strasse in einem sehr guten Zustand und mit wenigen Kurven. Mit knapp über 80 Stundenkilometern kommen wir auf der moderat ansteigenden Strecke gut voran. Die Umgebung wird dabei immer spektakulärer und ähnelt bald einer Mondlandschaft. Eine Steinwüste. Immer steiler aufragende Berge. Kein Bewuchs. Die verschiedensten Brauntöne wechseln einander ab. Um uns herum oft kilometerlang nichts. Kein Dorf. Keine Stadt. Keine Zivilisation. Dann endlich mal wieder eine Tankstelle mit Raststätte, an der wir eine kurze Mittagspause machen. Danach wieder unendlich wirkende Weite. Bis in der Ferne plötzlich eine Stadt auftaucht. Zu Beginn wirkt die Stadt wie eine Fata Morgana, dann fahren wir an Nigde vorbei und und sind über die Lage dieser auf über 1.200 Metern hoch gelegene Stadt mit 160.000 Einwohnern einfach nur verwundert. Warum leben Menschen ausgerechnet hier?

Nach einer weiteren Stunde Fahrt fahren wir von der Autobahn ab und durchqueren Nevsehir. Schon hier sind einige Felsformationen zu sehen, in die Höhlen gehauen wurden, um vor langer Zeit darin zu leben. Und doch deutet noch nichts auf die Landschaft Kappadokiens hin, die auf Bildern immer so unwirklich erscheint. Nach einigen Kilometern taucht Uchisar vor uns auf. Wir durchqueren einen immer noch recht normal wirkenden Ortskern, fahren auf eine Kurve zu, die einen Berg umrundet. Die Strasse fällt plötzlich steil ab und dann sind wir plötzlich da. Kappadokien. 

In der späten Nachmittagssonne blicken wir auf ein Tal voller kegelförmiger Gesteinsformationen, hoch aufragender Felsnadeln, Kamine. Die Schichtung des Gesteins ist deutlich erkennbar. Weiß wechselt sich mit beige und ocker ab. Bei genauerem Hinsehen werden aus der Bronzezeit stammende Höhlenwohnungen und Felsenkirchen erkennbar. Mit offenen Mündern fahren wir direkt rechts ran, steigen aus und bestaunen den sich uns bietenden magische Anblick. Viele verbinden Kappadokien mit unzähligen Heißluftballons in der aufgehenden Morgensonne, doch bereits die Landschaft an sich raubt uns den Atem. So lange schon steht Kappadokien auf unserer Wunschliste, so lange schon sehnen wir uns nach diesem Ort, so lange schon warten wir darauf, endlich hier zu sein. Uns ist klar, dass dies eine Erfahrung sein wird, die uns für immer in Erinnerung bleiben wird.  

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Erster Blick auf Kappadokien

Total erschöpft von den letzten Tagen und überwältigt von dieser bizarren Natur fahren wir ins kleine Städtchen Göreme und suchen uns einen Übernachtungsplatz, denn es fängt mittlerweile schon langsam an zu dämmern. Wir finden eine weitläufige, leicht hügelige Ebene direkt außerhalb der Stadt. Außer einiger anderer, meist geländegängiger Autos ist der Ort sehr ruhig. Plötzlich knattert es überall und wir sind umringt von Dutzenden von Quads, die hierher kommen, um den Sonnenuntergang mitzuerleben. Anscheinend eine beliebte Aktivität für hunderte Touristen in Kappadokien. Kaum ist die Sonne untergegangen, sind wir komplett alleine. Wir parken am Rand der Ebene und gehen früh schlafen. Und nur wenige Stunden später soll sich herausstellen, dass dies eine sehr gute Entscheidung war.

Fortsetzung folgt…

English Version:

Cappadocia. We have been dreaming of visiting this place for a long time. The plan to get there is simple: drive from Manavgat near Antalya always along the coast. Now, in April, after the long and much too cold winter, enjoy the sun extensively. Stop every now and then and jump into the sea. At night, park directly at the sea in picturesque bays and be woken up by the sun in the morning. Then from Mersin another day’s stage into the central highlands to the magical Cappadocia. So much for the plan. Reality sometimes looks different…

Finally Spring is here. With a daytime temperature of over 20 degrees and mostly no clouds, we enjoy every ray of sunshine. Best conditions for a real road trip to Cappadocia.
When we drive through Alanya on April 11, we know that we are leaving the touristy part of the Turkish south coast. And yet we are surprised how quickly the environment changes. Huge plantations hidden under simple plastic tarp
s fill entire valleys of the mountainous landscape. White tunnels under which strawberries, bananas and other fruits are grown. Even worse, it is clearly visible how unsustainable this type of greenhouse really is. Everywhere along the roadside you can find scraps and remnants of plastic tarps, which in recent years have not withstood the UV radiation of the sun, have become brittle, torn and „disposed“ of by the wind. Favorable for the local agriculture, a disaster for the environment…
The further east we go, the more often we find uncovered plantations. Bananas. Everywhere. Whole valleys are covered with banana plantations. They stretch from the foothills of the Taurus all the way to the sea. Every spot is used. And here, too, mountains of slowly decomposing plastic sheeting.

We quickly realize that this section of our trip will absolutely not go according to plan. We somehow don’t „warm up“ with this area. Even if the route leads almost exclusively along the sea shimmering in the most different turquoise colors, the search for a parking place – also because of the omnipresent agriculture – turns out to be challenging. A cold wind ruins our planned hop into the sea and anyway picturesque, lonely bays are rather rare. Therefore we change our original plan and cover the almost 400 kilometer distance from Alanya to Tarsus with only 2 overnight stays: One of them between bananas, the second one at a restaurant directly on the coast. Then we have to cross or rather drive around Mersin. The city, which is quite large with over a million inhabitants, challenges us because of the high volume of truck traffic. We notice that we are absolutely not used to this kind of traffic anymore.
A recommendable and conveniently located city parking in Tarsus is then the starting point to fill up supplies and water and finally, after almost 6 weeks in Turkey, to find and buy a highway vignette for the route to Cappadocia.

We leave Tarsus the next morning in the best weather. Immediately, mighty snow-covered mountain ranges become visible on the horizon to the north. They seem intimidating to us as we drive directly towards them. They remind us that we are facing a mountain stage today to reach the Cappadocia region, which is located at an altitude of over 1,100 meters. Once again, we hope that our KAZYmir can endure this next challenge….
It feels good to drive on a highway again. Even more so on a road in very good condition and with few curves. With a speed just over 80 kilometers per hour we make good progress on the moderately ascending route. The surroundings become more and more spectacular and soon resemble a lunar landscape. A stone desert. Mountains rising ever steeper. No vegetation. The most different brown tone colours alternate. Around us often nothing for miles. No village. No city. No civilization. Then finally a gas station with a restaurant, where we take a short lunch break. After that, the vastness seems endless again. Until suddenly a city appears in the distance. At the beginning the city seems like a mirage, then we drive past Nigde and are simply amazed at the location of this city with 160,000 inhabitants, situated at an altitude of over 1,200 meters. Why do people live here of all places?

After another hour of driving we leave the highway and cross Nevsehir. Already here we can see some amazing rock formations, into which caves were carved to live in long ago. And yet there is still nothing to suggest the landscape of Cappadocia, which always seems so unreal in pictures. After a few kilometers, Uchisar appears in front of us. We pass through a still quite normal-looking village center, heading for a curve that circles a mountain. The road suddenly drops steeply and then we are suddenly there. Cappadocia.

In the late afternoon sun, we look down on a valley full of bizarre rock formations, towering spires of rock, chimneys. The layering of the rock is clearly visible. White alternates with beige and ocher. A closer look reveals cave dwellings and rock churches dating back to the Bronze Age. With open mouths, we pull over, get out of the car and marvel at the magical landscape that presents itself to us. Many associate Cappadocia with countless hot air balloons in the rising morning sun, but already the landscape itself takes our breath away. For so long Cappadocia has been on our wish list, for so long we have been waiting to finally be here, for so long we have been longing for this place. We realize that this will be an experience that we will remember forever.

Totally exhausted from the last days and overwhelmed by this bizarre nature we drive to the small town of Göreme and look for a place to spend the night, because in the meantime it slowly starts to dawn. We find a spacious, slightly hilly plain just outside the town. Except for some other, mostly off-road cars, the place is very quiet. Suddenly there is a roaring everywhere and we are surrounded by dozens of quads that come here to witness the sunset. Apparently a popular activity for hundreds of tourists in Cappadocia. As soon as the sun has set we are completely alone again. We park at the edge of the plain and go to sleep early. And only a few hours later it shall turn out that this was a very good decision.

To be continued…

Wie läuft denn ein normaler Tag ab auf so einer Langzeitreise? Wann steht ihr auf? Wann geht ihr ins Bett? Gibt es einen Alltag? Sind eure Tage ziemlich durchgeplant oder eher spontan? Diese und ähnliche Fragen hören wir oft, seit wir diese Reise begonnen haben…

Und da kein Tag dem anderen gleicht, immer wieder Unvorhergesehenes passiert und diese Fragen nicht leicht in ein paar Sätzen zu beantworten sind, haben wir an einem Tag im März einfach mal mit gefilmt…
Zugegeben, kein ganz normaler Tag, denn unser fahrbarer Untersatz bekommt an diesem Tag nach mehr als 10.000 gefahrenen Kilometern endlich mal wieder eine Inspektion und einen Ölwechsel. Allerdings ist das so ziemlich der einzige vorher geplante Tagesinhalt. Aber seht einfach selbst…

https://youtu.be/s-IdFRUl1D4
Hinweis: Für optimale Qualität bitte in den Einstellungen 4k wählen

English Translation:

What’s a normal day like on a long-term trip like this? When do you get up? When do you go to bed? Is there a daily routine? Are your days pretty much planned out or more spontaneous? We often hear these and similar questions since we started this trip…

And since no day is like the other, unforeseen things happen again and again and these questions are not easy to answer in a few sentences, we simply filmed one day in March…
We have to admit, not quite a normal day, because our RV gets on this day after more than 10,000 driven kilometers finally an inspection and an oil change. However, this is pretty much the only content of the day which was planned up front. But just see for yourself…

* Please find English Version below

Entspannen in natürlichen heißen Quellen, direkt daneben parken, um die Nacht zu verbringen, zu Besuch in einem antiken Thermalbad direkt am Ufer eines Sees, eine aufregende Fährfahrt, Jahrhunderte alte Felsengräber und ein Traumstrand mit Schildkröten-Auffangstation… das alles auf engstem Raum und in weniger als 48 Stunden. Das Städtchen Dalyan an der Südwestküste der Türkei hat wirklich einiges zu bieten.

Nach der Halbinsel Datça ist unser nächstes, schon lange feststehendes Ziel das Örtchen Çirali mit seinen ewigen Feuern der Chimaera. Doch bis dahin liegen ca. 450 Kilometer kurvige Küstenstraße und ein Werkstattbesuch in Fethiye vor uns. Das Besondere daran: Wir haben keine Eile, lassen uns immer wieder von Einheimischen oder anderen Reisenden mit Tipps versorgen oder recherchieren manchmal auch kurzerhand, wenn ein Straßenschild eine Sehenswürdigkeit ankündigt. Dalyan findet Manu beim Recherchieren im Internet.

Nach ca. 2,5 Stunden Fahrt auf der D400, einer sehr gut ausgebauten, die komplette Südküste entlangführenden „Regionalstraße“ biegen wir rechts ab und fahren über kleinste Dorfstraßen in Richtung Sultaniye. Der letzte Teil der Fahrt führt direkt am Ufer des Sees Köycegiz Gölü entlang. Und auf diesen Anblick sind wir nicht vorbereitet. Wir sind dermaßen beeindruckt, dass wir am Ufer anhalten, um uns diesen Anblick in Ruhe anzuschauen: Wir stehen inmitten von Pinien, der See ist spiegelglatt, kein Windhauch ist zu spüren. Im Hintergrund die verschiedenen blassblauen Farbtöne einer leicht hügeligen Landschaft und in der Ferne schneebedeckte Berge. Die Spiegelung der Landschaft in der Wasseroberfläche ist beinahe vollkommen. 

Nur wenige Kilometer später kommen wir an unserem heutigen Ziel an. Wir überqueren eine große Grünfläche auf einem schlammigen Feldweg und erreichen eine Lichtung am Rande eines kleinen Flusses. Die direkt daneben liegenden heißen Quellen vermischen sich in mehreren mit Steinbrocken aufgestauten Becken mit dem kalten Flusswasser und bilden so Naturpools mit unterschiedlicher Temperatur. Direkt daneben liegt noch ein weiteres Becken mit blasser blaugrauer Farbe, ein Schlammbecken.
Für uns ist es unbeschreiblich: Wir parken und übernachten direkt neben diesen Wundern und inmitten der Natur. Ohne Eintritt. Ohne Anmeldung. Ohne Absperrung. In vielen Ländern Europas nicht denkbar, in der Türkei Normalität.

Der Platz ist sehr beliebt bei den hier in der Nähe lebenden Türken, und immer wieder kommen Menschen jeden Alters zum Baden oder zum Verweilen. Außer uns ist noch ein weiteres Oldtimer-Wohnmobil hier und wir lernen Julie und Nico aus Belgien kennen. Die beiden sind mit ihren drei Kindern schon seit 2019 und ohne Enddatum unterwegs. Nico war früher Architekt mit 70-Stunden-Wochen, jetzt fertigt er an ca. 5 Tagen pro Monat von unterwegs 3D-Zeichnungen für seine früheren Kollegen an und verdient so genug Geld, um die Reise der Familie zu finanzieren. 
Wir haben nun schon einige Langzeitreisende kennengelernt, und es ist immer wieder interessant, die verschiedenen Lebensmodelle kennenzulernen. Gemein haben alle diese Menschen den unbedingten Willen, mehr Zeit zu haben. Zeit für sich, ihre Partner oder ihre Familie. Und Zeit zum Reisen und zum Erkunden. Daher brechen sie bewusst aus dem vorgegebenen Raster aus, welches in vielen westlichen Ländern die Normalität ist und kreieren für sich eine komplett neue Art zu Leben. 
Nach einem abendlichen Bad im heißen, schwefeligen Wasser essen wir zusammen mit Nico, Julie und deren Familie am Lagerfeuer direkt am Rande des Flusses und lassen so den Abend gemütlich ausklingen. 

Als wir am nächsten Morgen aufwachen ist er endlich da: Der Frühling. Zum ersten Mal seit Monaten setzen wir uns mit T-Shirt anstatt mit dicker Jacke und Mütze bekleidet in die wärmende Sonne und frühstücken ausgiebig. Wir beschließen kurzerhand, den heutigen Tag einfach hier zu bleiben und erst morgen weiterzufahren. Und so genießen wir es, mal wieder einen ganzen Tag mit Baden, Spielen, Essen und Unterhaltungen zu verbringen.

Am Morgen des 17. März ist dann früh aufstehen angesagt, denn heute haben wir ein volles Programm vor uns. Zuerst steht der Besuch des quasi nebenan liegenden antiken Thermalbads in Sultaniye auf dem Programm. Die Kinder bekommen von heißen Quellen einfach nicht genug…  In mehreren, zum Teil überdachten Becken lassen wir es uns direkt am Rande des Sees gutgehen. Und bestaunen dabei die Reste antiker Mauern und Säulen, denn offenbar gibt es dieses Bad schon etwas länger.

Als Nächstes geht’s nach Dalyan. Doch statt den kompletten See zu umrunden, wollen wir über den Dalyan Bogazi Kanal übersetzen, welcher den Köycegiz Gölü See mit dem Mittelmeer verbindet. Auf die den Kanal überquerende Fähre passt genau: ein KAZYmir. Uns ist schon etwas mulmig, als wir rückwärts auf die Mini-Fähre auffahren. Glücklicherweise ist die Fahrt mehr ein einziges Wendemanöver und schon sind wir wieder an Land. Wir parken am Rand von Dalyan, schlendern am Kanal entlang in Richtung Zentrum und bestaunen die auf der gegenüberliegenden Seite hoch oben in den roten Stein gehauenen antiken Felsengräber. Anschließend gönnen wir uns ein leckeres Mittagessen in einem der Restaurants, finden eine Kaffeerösterei zum Kauf von frisch geröstetem Espresso und schon sind wir wieder unterwegs zum nächsten Programmpunkt an diesem Tag.

Etwa 15 Fahrminuten weiter südlich von Dalyan liegt der „Turtle Beach“. Dieser Strand ist einer von vielen Stränden der Türkei, an denen Jahr für Jahr im Zeitraum Mai bis Juni Meeresschildkröten an Land kommen, um ihre Eier abzulegen. Die Jungen dieser Schildkröten schlüpfen dann im Juli, graben sich nachts an die Oberfläche des Sands, orientieren sich am Licht des Mondes und robben über den kompletten Strand, um ins schützende Meer zu gelangen. Wie leider nur wenige andere dieser Strände steht dieser unter Naturschutz. Daher ist der Aufenthalt am Strand in der Nacht verboten, das Gelände abgesperrt. Außerdem befindet sich am Turtle Beach die landesweit einzige Auffangstation für verwundete Meeresschildkröten, die wir natürlich sehr gerne besuchen. Zur Zeit erholen sich hier fünf verwundete Meeresschildkröten in großen Tanks. Die meisten Verletzungen entstehen durch Schiffsschrauben, die nicht durch Käfige gesichert werden, so dass ein Kontakt mit jeglichen Meerestieren ausgeschlossen wäre. Es dauert manchmal bis zu zwei Jahre, bevor die Schildkröten sich soweit erholt haben, dass sie wieder ins offene Meer ausgesetzt werden können. 
Beim anschließenden Strandspaziergang in dieser traumhaften Bucht verstehen wir sehr gut, warum die Schildkröten gerade hierher kommen, um ihre Eier abzulegen…

Über kleine Hinterlandstraßen kürzen wir den Weg ab, um wieder auf die D400 zu gelangen. Als wir an einer Zitronenbaum-Plantage vorbeifahren, verabschiedet uns Dalyan mit einer Überraschung:
Wir entdecken ein weiteres Felsengrab direkt hinter den Zitronenbäumen. Eine antike Stätte, mitten im Nirgendwo. Als wäre es vollkommen normal. 
Als wir das Grab hinter uns lassen, können wir noch immer nicht fassen, was wir alles in den letzten 48 Stunden gesehen und erlebt haben. Wir sind müde, begeistert, beeindruckt, inspiriert und einfach nur dankbar. 
Für uns steht fest: Dalyan rocks!

English Version:

Relaxing in natural hot springs, parking right next to them to spend the night, visiting an ancient thermal bath right on the shore of a lake, an exciting ferry ride, centuries-old rock tombs and a dream beach with a turtle rehabilitation station… all this within a couple of square kilometres and in less than 48 hours. The small town of Dalyan on the southwest coast of Turkey really has a lot to offer.

After the Datça peninsula, our next destination, which has been planned for a long time, is the village of Çirali with its eternal fires of the Chimaera. But until then, there are about 450 kilometers of winding coastal road and a workshop visit in Fethiye ahead of us. The special thing about it: We are not in a hurry, we always get tips from locals or other travelers or sometimes even do some quick research when a street sign announces a place of interest. In this case, Manu finds Dalyan while researching on the Internet.

After about 2.5 hours of driving on the D400, a very well developed regional road that runs along the entire south coast, we turn right and drive along the smallest village roads in the direction of Sultaniye. The last part of the drive leads directly along the shore of the lake Köycegiz Gölü. And we are not prepared for this sight. We are so impressed that we stop at the shore to have a look at this view:
We are standing in the middle of pine trees, the lake is as smooth as glass, not a breath of wind can be felt. In the background the various pale blue hues of a slightly hilly landscape and in the distance snow-capped mountains. The reflection of the landscape in the water surface is almost perfect.

Only a few kilometers later we arrive at our destination for today. We cross a large grass area on a muddy dirt road and reach a clearing on the edge of a small river. The hot springs right next to it mix with the cold river water in several basins dammed up with stone boulders and thus form natural pools with different temperatures. Right next to it is another pool with a pale blue-gray color, a mud pool.
For us it is indescribable: we park and spend the night right next to these wonders and in the middle of nature. Without entrance fee. Without registration. Without barriers. Unthinkable in many European countries, normality in Turkey.

The place is very popular with locals, and people of all ages come to swim or to hang out. Besides us, there is another Oldtimer camper here and we meet Julie and Nico from Belgium. The two have been travelling with their three children already since 2019 and without an end date. Nico used to be an architect with 70-hour weeks, now he does 3D drawings for his former colleagues about 5 days a month while on the road, earning enough money to fund the family’s trip.
We’ve met quite a few long-term travelers now, and it’s always interesting to learn about the different life models. What all these people have in common is the unconditional desire to have more time. Time for themselves, their partners or their family. And time to travel and to explore. Therefore, they consciously break out of the given grid, which is the normality in many western countries, and create a completely new way of life for themselves.
After an evening bath in the hot, sulfurous water, we eat together with Nico, Julie and their family at the campfire directly at the edge of the river.
When we wake up the next morning it is finally here: Spring. For the first time in months we sit down in the warming sun with a T-shirt instead of a thick jacket and have breakfast. We decide without further ado to just stay here for the day and to continue our journey tomorrow. And so we enjoy a whole day with bathing, playing, eating and talking.

On the morning of March 17th we have to get up early, because today we have a full program ahead of us. First on the agenda is a visit to the ancient thermal baths in Sultaniye, which are practically next door. The children just can’t get enough of hot springs… In several, partly covered pools we enjoy ourselves directly at the edge of the lake. And we marvel at the remains of ancient walls and columns, apparently this bath has been around for a while.

The next stop is Dalyan. But instead of going around the entire lake, we want to cross the Dalyan Bogazi Channel, which connects Lake Köycegiz Gölü with the Mediterranean Sea. The ferry crossing the canal has exactly enough space for: ONE KAZYmir. We feel a little queasy as we back up onto the mini-ferry. Fortunately, the trip is more of a single turning maneuver and after just five minutes we are back on land.
We park at the edge of Dalyan, stroll along the canal towards the center and marvel at the ancient rock tombs carved high up in the red stone on the opposite side. Afterwards we treat ourselves with a delicious lunch in one of the restaurants, find a coffee roastery to buy freshly roasted espresso and are on our way again to the next program point on this day.

About 15 minutes drive further south of Dalyan is the „Turtle Beach“. This beach is one of many beaches in Turkey where sea turtles come ashore year after year in the period May to June to lay their eggs. The hatchlings of these turtles then hatch in July, burrow to the surface of the sand at night, orient themselves by the light of the moon and crawl across the entire beach to reach the protective sea. Fortunately, unlike the majority of such beaches, this one is protected. Therefore, it is forbidden to stay on the beach at night and the area is fenced off. In addition, Turtle Beach is home to the country’s only rehabilitation centre for wounded sea turtles, which we of course love to visit.
Currently, five wounded sea turtles are recovering here in large tanks. Most of the injuries are caused by ship propellers, which are not secured by cages. In this way, contact with any marine animals would be impossible. It sometimes takes up to two years before the turtles recover enough to be released back into the open sea.
During the following walk on the beach in this dreamlike bay we understand very well why the turtles come here to lay their eggs…

Over small hinterland roads we shorten the way to get back to the D400. As we pass a lemon tree plantation, Dalyan bids us farewell with a surprise:
We discover another rock tomb just behind the lemon trees. An ancient site, in the middle of nowhere. As if it were perfectly normal.
As we leave the tomb behind us, we still can’t believe everything we have seen and experienced in the last 48 hours. We are tired, excited, impressed, inspired and just grateful.
Because one thing is crystal clear for us: Dalyan rocks!

Please find English Version below

Man nehme eine Halbinsel im türkischen Südwesten, eine abenteuerlustige und sonnenhungrige Familie auf langer Reise und die faszinierenden Natur dieser Küstenregion, mixe das Ganze mit etwas durchwachsenem, viel zu kaltem Wetter und  der unvergleichlichen Gastfreundschaft der Türkei –  heraus kommen zwei abwechslungsreiche und unvergessliche Wochen in Datça!

Es ist staubig, als wir auf der einzigen Zufahrtsstraße zur Halbinsel Datça eine kilometerlange Baustelle durchfahren. Von Zuhause sind wir gewohnt, dass zuerst ein Fahrstreifen fertiggestellt wird, dann der andere. Oder die Straße wird in dieser Phase komplett gesperrt. Hier fahren wir einfach mitten durch die Baustelle. Auf Schotter, der gerade verdichtet wird, um den Asphalt aufzutragen. Unser Ziel ist ein Übernachtungsplatz, der uns von anderen Reisenden empfohlen wurde. Das letzte Stück ist wie so oft spannend. Ein holpriger Weg durch ein Waldstück. Vorsicht vor tiefen Schlaglöchern und tief hängenden Ästen ist geboten. Und dann fahren wir aus dem Wald raus und erreichen ein kleines Paradies: Ein Stück Kieselstrand ragt ins Wasser, links das Meer, rechts das Meer. Am anderen Ende erhebt sich ein kleiner felsiger Hügel, ebenfalls umgeben von Meer. Und auf diesem vielleicht 25 Meter langen Stück Kies übernachten wir mit zwei anderen Vans / Wohnmobilen. Abends legt sich der Wind, wir verbringen eine absolut ruhige Nacht und genießen einen einzigartigen Sonnenaufgang am Morgen. 

Es soll der letzte sonnige Abschnitt gewesen sein für die nächsten Tage, denn der Wetterbericht zeigt Regen, Regen, ausnahmslos Regen. Daher mieten wir uns kurzerhand eine kleine Hütte etwas außerhalb der Stadt Datça. Als wir dort ankommen, wird unsere Befürchtung war: Wir passen mit KAZYmir nicht in die Einfahrt. Glücklicherweise hat der Vermieter noch eine zweite Hütte, gleich um die Ecke. Mit großer Einfahrt und Whirlpool!!! Für den selben Preis, umgerechnet dreißig Euro pro Nacht.
Wir überbrücken die nächsten vier regenreichen Tage in diesem gemütlichen Häuschen, backen Brot und Kuchen, spielen Spiele, kuscheln uns mit einem Familien-Film aufs Sofa und entspannen im Whirlpool. So viel Luxus hatten wir nicht erwartet. 

Während einer längeren Regenpause unternehmen wir eine Wanderung an die nördliche Küste der Halbinsel. Durch hügelige Landschaft geht es auf Feldwegen zu unserem Ausflugsziel. Dort angekommen sind wir überrascht von üppig grünen Wiesen voller Kamillenblüten. Beim Sammeln dieser Blüten werden wir von einer türkischen Familie angesprochen und sind froh über die Erfindung der Google Translator App auf unserem Smartphone. Und nach kurzer Unterhaltung werden wir direkt zum Tee trinken eingeladen. 

Wir besuchen Leyla, Murat und ihren zwölfjährigen Sohn Ege am nächsten Tag in ihrem Zuhause am Ortsrand von Datça. Irgendwie war klar, dass es nicht beim Tee bleibt, denn Leyla hat jede Menge türkischer Köstlichkeiten gezaubert. Çig Köfte ist ein vegetarisches Gericht bestehend aus feinem Bulgur, Petersilie und Gewürzen. Die kalten Bällchen werden dann in Salatblätter eingerollt und als Fingerfood verzehrt. Dazu gibt es frisch gebackene Pidebrote, türkischen Käse und Oliven. Einfach nur lecker… 
Während sich die Kinder nach dem Essen zum länderübergreifenden Monopoly-Spielen in Ege´s Zimmer verziehen, erzählen uns Leyla und Murat, dass sie vor 3 Jahren von Istanbul nach Datça gezogen sind, weil es hier einfach viel ruhiger zugeht und die Natur umwerfend ist. Auch wenn wir uns nur mit Hilfe des Google Übersetzers und mit Händen und Füßen unterhalten, merken wir alle schnell, dass dies nicht nur eine flüchtige Bekanntschaft ist und wir uns gerne noch öfter in den nächsten Tagen mit dieser herzlichen Familie treffen möchten.

Auch in der Türkei steht Klettern auf unserem Programm. Von zwei französischen Kletterern hatten wir zufällig auf einen Parkplatz in Korinth/Griechenland erfahren, dass es hier in Datça ein sehr schönes Klettergebiet gibt. Also auf ins bergige Herz Datças.

Wir verlassen unsere Ferienwohnung, fahren westwärts zum Klettergebiet „Indian Man“ und erreichen nach kurzer Fahrt einen verlassenen Camping- bzw. Picknickplatz mitten im Wald. Auf einer riesigen Fläche sind noch Parzellen zu erkennen, und rund ein Dutzend gemauerter Grills sind auf dem Gelände verteilt. Neben dem Eingang gibt es ein kleines Toilettenhäuschen und 3 Außenduschen, die sogar funktionieren. Allerdings natürlich nur mit eiskaltem Wasser. Der einzige Bewohner dieses Platzes ist ein ausgesetzter, sehr freundlicher und zutraulicher Hund, den wir Benji taufen und der sich sofort mit unserer Hündin Djella versteht. 

Von hier aus erreichen wir am Nachmittag des 09. März zu Fuß innerhalb von 20 Minuten den kleinen familienfreundlichen Klettersektor Çocuklar, türkisch für „Kinder“.  Doch aus unserer ersten Klettersession wird an diesem Tag nichts: Als wir gerade loslegen wollen, fängt es an zu regnen wie aus Kübeln, dann zu hageln.

Und als das Unwetter an diesem Tag nachlässt, ist es auch nochmal um einige Grad kälter geworden… Dann also Regenaktivitäten im Wohnmobil. In den nächsten Tagen kommt aber immer öfter wieder die Sonne raus. Der eisige Wind lässt allerdings nicht nach. Trotzdem genießen wir es, das bislang vierte Klettergebiet dieser Reise ausgiebig zu erkunden und die Zeit in der Natur zu genießen. Die vollkommene Stille des bewaldeten Tals wird nur durch das Rauschen der Windböen unterbrochen, die pfeifend durch die Bäume wehen. An solchen langen Klettertagen steht „Sportunterricht“ auf dem Homeschooling-Programm für unsere Kinder. Es ist faszinierend zu sehen, welche großen Fortschritte sie machen, wenn sie an einer Sache dran bleiben können. Andere Fächer gibt es dann eben an anderen Tagen wieder…

Am Samstag ist Markttag in Datça. Kaum sind wir dort angekommen, werden wir zu Lokma, einer Süßspeise aus frittierten Teigbällchen, eingeladen.

Food for the Soul!“

erklärt uns einer der Männer, die das leckere Gericht an alle Anwesenden und Passanten verteilen. Später erklärt uns Leyla, dass Lokma bei der Trauer um Angehörige als gesegnete Gabe verteilt wird. Es ist ein sonniger, warmer Tag und wir nutzen die Gelegenheit, um auf diesem recht großen Markt unsere Gemüsevorräte wieder aufzufüllen. Auf türkischen Märkten ist Gemüse viel günstiger und frischer im Vergleich zum Einkauf in einem Supermarkt.  Außerdem ist ein Marktbesuch jedes Mal eine gute Gelegenheit für uns, die Menschen, die Kultur, ortstypische Bräuche und vor allem die regionale Küche kennenzulernen. Besonders ins Auge springt uns Tulum, ein sehr würziger Ziegen-Hartkäse, der auf den Märkten im Ziegenfell aufbewart und angeboten wird. 

Am nächsten Tag revanchieren wir uns bei Leyla und Familie für all die Leckereien, die uns in den letzten Tagen von ihnen serviert wurden. Die ganze Familie kommt uns an unserem verlassenen Campingplatz besuchen und wir machen eine Wanderung zu einem Wasserfall mit schönem Naturpool. Dort angekommen gibt´s ein deftiges Vesper mit von uns selbst gebackenem Sauerteigbrot, Käse, Räuchertofu, Tomaten und Karotten. Wir waren schon sehr überrascht, als wir herausfanden, dass die Supermarktkette „Migros“ in der Türkei allgegenwärtig ist. Noch überraschter waren wir allerdings, als wir dort Räuchertofu fanden. Und der Sauerteig reist nun schon seit Deutschland mit uns und wir freuen uns mindestens einmal pro Woche über ein frisch gebackenes Vollkorn-Sauerteigbrot. 

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Sauerteigbrot für unterwegs

Seit unserer Abreise im Juni 2021 haben wir 5-6 Sauerteigansätze im Kühlschrank unseres Wohnmobils mit dabei auf unserer großen Reise. Dabei handelt es sich um mehrere Schraubgläser eines Roggenvollkorn- sowie eines Dinkelvollkornsauerteigs. Dabei achte ich darauf, dass die Ansätze während der Aufbewahrung relativ flüssig sind, da sich so eine Essigschicht über dem Sauerteig absetzen kann. Diese Schicht schützt die am Boden des Schraubglases befindlichen Sauerteigbakterien. Gefüttert werden die Ansätze nur alle 4-6 Wochen, wenn sie in dieser Zeit nicht ohnehin zum Brotbacken verwendet werden.
Die größte Herausforderung bei diesen Sauerteigsorten auf Reisen nach Osteuropa und in die Türkei stellt dabei der Kauf der Mehlsorten Roggenvollkorn und Dinkelvollkorn dar. Da dies nicht immer möglich ist, nutze ich nach bestem Wissen und Gewissen das örtlich verfügbare Mehl, welches einem Vollkornmehl am Nächsten kommt. Daher haben sich die beiden Sauerteigsorten mittlerweile zu einem „Misch“-Sauerteig angeglichen. Die Nutzung der „falschen“ Mehlsorte und sehr unterschiedliche Temperaturen beim Gehen lassen des Teigs haben allerdings zur Folge, dass die Ruhezeiten bei der Herstellung der Brote extrem variieren. Manchmal musste der Teig bis zu 48 Stunden gehen, bevor ich das Brot backen konnte.
Da in unserem Wohnmobil kein Backofen verbaut ist, nutzen wir mittlerweile seit einigen Jahren den Omnia Backofen, der auf jedem Gasherd zum Backen verwendet werden kann. Dabei handelt es sich um eine Aluminiumform ähnlich einer Guglhupfform. Ein zusätzlicher Aluminiumboden schützt das Backgut vor Anbrennen und ein Deckel erzeugt die „Backofenwirkung“. Nach Einfüllen des Teigs in die Backform backe ich das Brot zunächst für ca. 15 Minuten bei voller Hitze, dann noch weitere 30-40 Minuten auf kleiner Flamme. Viel Erfolg beim Nachbacken und keine Angst vor Sauerteig wenn unterwegs!
(Produktnennung aus Überzeugung, da selbst gekauft)

Nach der Wanderung grillen wir gemeinsam auf unserem Übernachtungsplatz und lassen den Abend an einem wärmenden Lagerfeuer ausklingen. Es ist schon bemerkenswert, wieviel wir lachen und welch tiefgründige Gespräche trotz Sprachbarriere möglich sind.

Dann heißt es nach zwei Wochen in Datça Abschied nehmen. Abschied von Benji. Abschied von einem weiteren „bekletterten“ Gebiet. Abschied von der bemerkenswerten Natur dieser zauberhaften Halbinsel. Und Abschied von Leyla, Murat und Ege. Als wir gehen schütten sie eine Tasse Wasser auf den Boden hinter uns. Der Weg wird dadurch gereinigt, so dass man leicht und ohne Hindernisse abreisen und wieder zurückkehren kann.
Es war eine ereignisreiche und absolut bereichernde Zeit. Danke, Datça!

English Version:

Take a peninsula in Turkey’s southwest, an adventurous and sun-seeking family on a long journey and the fascinating nature of this coastal region, mix the whole thing with unpredictive, far too cold weather and Turkey’s incomparable hospitality – the result is two unforgettable weeks in Datça!

It is dusty as we drive through a kilometer-long construction site on the only access road to the Datça peninsula. From home, we are used to one lane being completed first, then the other. Or the road is completely closed during this phase. Here, we simply drive through the middle of the construction site. On gravel, which is being compacted in order to apply the asphalt. Our destination is a place to spend the night, which was recommended to us by other travelers. The last stretch is exciting, as it often is. A bumpy road through a patch of forest. Beware of deep potholes and low-hanging branches. And then we drive out of the forest and reach a little paradise:
A stretch of pebble beach juts out into the water, with the sea to the left and the ocean to the right. At the other end rises a small rocky hill, also surrounded by the sea. And on this maybe 25 meter long piece of gravel we spend the night with two other vans / campers. In the evening the wind dies down, we spend an absolutely quiet night and enjoy a unique sunrise in the morning.

It will have been the last sunny section for the next days, because the weather forecast shows rain, rain, without exception rain. Therefore, without further ado, we rent a small hut just outside the town of Datça. When we arrive there, our fears come true: With our big camper we don’t fit into the driveway. Fortunately, the landlord has a second cottage, just around the corner. With a larger driveway and jacuzzi!!! For the same price, the equivalent of thirty euros per night.
We bridge the next four rainy days in this cozy cottage, bake bread and cake, play games, snuggle up on the sofa with a family movie and relax in the hot tub. We had not expected so much luxury.

During a longer rain bread, we take a hike to the northern coast of the peninsula. Through hilly landscape we walk on dirt roads to our destination. Arriving there we are surprised by lush green meadows full of chamomile flowers. While collecting these blossoms we are approached by a Turkish family and are glad about the invention of the Google Translator App on our smartphone. And after a short conversation we are directly invited to drink tea.
We visit Leyla, Murat and their twelve-year-old son Ege the next day in their home on the outskirts of Datça. Somehow it was clear that it would not remain with tea, because Leyla has conjured up lots of Turkish delicacies. Çig Köfte is a vegetarian dish consisting of fine bulgur, parsley and spices. The cold balls are then rolled up in lettuce leaves and eaten as finger food. This is accompanied by freshly baked pide bread, Turkish cheese and olives. Simply delicious…

After dinner, while the kids are playing Monopoly in Ege’s room, Leyla and Murat tell us that they moved from Istanbul to Datça 3 years ago because it is much quieter here and the nature is amazing. Even though we only talk with the help of the translator and with hands and feet, we all quickly realize that this is not just a fleeting acquaintance and we would like to meet more often with this lovely family in the next few days.

Climbing is also on our program in Turkey. From two French climbers we had learned by chance on a parking lot in Corinth/Greece that there is a very nice climbing area here in Datça. So off we go into the mountainous heart of Datça.
We leave our apartment, drive west to the climbing area „Indian Man“ and after a short drive we reach an abandoned camping or picnic area in the middle of the forest. Plots can still be seen on a huge area, and about a dozen brick barbecues are scattered around the site. Next to the entrance there is a small toilet house and 3 outdoor showers, which even work. But of course only with ice cold water. The only inhabitant of this place is an abandoned, very friendly and trusting dog, which we quickly name Benji and which immediately gets along with our dog Djella.
From here we reach the small family-friendly climbing sector Çocuklar, Turkish for „children“, within 20 minutes on foot in the afternoon of March 09. But our first climbing session doesn’t work out that day: Just as we are about to start, it starts raining like cats and dogs, then hailing. And when the thungderstorm subsides on this day, it has also become even colder by a few degrees… So then it’s rain activities in the camper again. Luckily, during the next days the sun comes out more and more often. The icy wind doesn’t let up though. Nevertheless, we enjoy it to explore the so far fourth climbing area of this trip extensively and to enjoy the time in nature. The complete silence of the forested valley is only interrupted by the sound of the gusts of wind whistling through the trees. On such long climbing days, „physical education“ is on the homeschooling schedule for our children. It is fascinating to see the fast progress they make when they can stick to one thing. Other subjects are then taught again on other days…

Saturday is market day in Datça. As soon as we arrive there, we are invited to Lokma, a sweet dish made of fried dough balls.

Food for the Soul!“

one of the men tells us as he distributes the delicious dish to everyone passing by. Later that day Leyla explains to us that Lokma is distributed as a blessed offering during the mourning of loved ones.
It is a sunny, warm day and we take the opportunity to replenish our vegetable stocks at this rather large market. In Turkish markets, vegetables are much cheaper and fresher compared to buying them in a supermarket. Besides, a visit to the market is every time a good opportunity for us to get to know the people, the culture, local customs and especially the regional cuisine. Especially Tulum, a very spicy goat hard cheese, which is stored and offered on the markets in the goat skin, catches our eye.

The next day we return the favor to Leyla and family for all the goodies they served us during the last days. The whole family comes to visit us at our abandoned campsite and we take a hike to a waterfall with a beautiful natural pool. Once there we have a hearty lunchbreak with self-made sourdough bread, cheese, smoked tofu, tomatoes and carrots. We were very surprised when we found out that the supermarket chain „Migros“ is omnipresent in Turkey. But we were even more surprised when we found smoked tofu there. And the sourdough has been traveling with us now since Germany and we are happy to have a freshly baked wholemeal sourdough bread at least once a week.
After the hike, we barbecue together at our overnight campsite and end the evening around a warming campfire. It is remarkable how much we laugh and what deep conversations are possible despite the language barrier.

Weltreise Familie mit Kindern Meer Leben Outdoor Achtsamkeit
Infobox

Sourdough Bread on the Road

Since our departure in June 2021, we have 5-6 sourdough mixtures in the refrigerator of our motor home with us on our great journey. These are several screw jars of a rye wholemeal and a spelt wholemeal sourdough. I make sure that the mixtures are relatively liquid during storage, as this allows a layer of vinegar to settle over the sourdough. This layer protects the sourdough bacteria at the bottom of the screw jar. The rations are fed only every 4-6 weeks, if they are not used for bread baking during this time anyway.
The biggest challenge with these types of sourdough when traveling to Eastern Europe and Turkey is the purchase of whole rye and whole spelt flours. Since this is not always possible, I use to the best of my ability the locally available flour that is closest to a whole wheat flour. Therefore, the two types of sourdough have now converged into a „mixed“ sourdough. However, the use of the „wrong“ type of flour and very different temperatures when letting the dough rise have meant that the resting times in making the breads vary extremely. Sometimes the dough had to rise for up to 48 hours before I could bake the bread.
Since there is no oven installed in our motorhome, we have now been using the Omnia oven for several years, which can be used on any gas stove for baking. This is an aluminum pan similar to a Guglhupfform. An additional aluminum bottom protects the baked goods from burning and a lid creates the „oven effect“. After filling the dough into the baking pan, I first bake the bread for about 15 minutes at full heat, then another 30-40 minutes on low heat. Good luck with re-baking and do not be afraid of sourdough when on the road!
(Product naming out of conviction, bought by ourself)

Then it’s time to say farewell after two weeks in Datça. Goodbye to Benji. Farewell to another climbing area. Farewell to the remarkable nature of this enchanting peninsula. And farewell to Leyla, Murat and Ege. As we walk away they pour a cup of water on the ground behind us. This cleans the path so that it is easy to leave and even easier to return without any obstacles.
It was an eventful and absolutely enriching time. Thank you, Datça!

* Please find English Version below

Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Europa und Asien. Es ist ein Land zwischen Ost und West, zwischen rauem Gebirge und türkisblauer Küste, zwischen orientalischen Traditionen und westlichem Fortschritt. Und diese Vielfalt ist einfach spannend. Türkei, here we come! 

Schon von Weitem erhebt sich gut sichtbar der majestätische, moderne und durch sein nüchternes Aussehen auch etwas angsteinflößende Grenzbau. Fünf nüchterne Torbögen, das Mittlere etwas höher als die anderen und gut und gerne 10 Meter hoch. Außerdem überall Zäune. Jetzt werden die kleinen Kontrollhäuschen der Polizisten sichtbar. Und überall weht die knallrote Flagge mit dem weißen Mondstern. Wir sind an der Grenze zur Türkei angekommen. 

Es fängt mal wieder an zu kribbeln. Nervosität macht sich breit. Haben wir an alles gedacht? Sind alle notwendigen Dokumente griffbereit? Was wird wohl alles kontrolliert und überprüft werden? 
Zunächst die übliche Passportkontrolle. Während die Pässe überprüft werden, fordert mich ein weiterer Polizist zum Aussteigen auf. 

Bagage Control“ sagt er in gebrochenem Englisch und zeigt auf die Heckgarage.

Ich öffne die Tür und mein Herz bleibt stehen… überall auf der Vorratskiste weißes Pulver. Fängt ja gut an! Ich versuche zu erklären, dass das Pulver von einer umgekippten Mehlpackung kommt. Denn wir haben uns in Griechenland noch mit 8-10 Kilogramm Roggen- und Dinkelvollkornmehl für meine Sauerteigbrote eingedeckt, da dies in der Türkei nicht sehr üblich ist. Nach einer Weile möchte der Grenzbeamte dann die andere Seite der Heckgarage sehen, dann das von außen erreichbare Fach für die Gasflaschen. Und dann kommt der Innenraum dran. Jedes einzelne Schrankfach, jede Schublade wird vor den Augen der eingeschüchtert aussehenden Kinder geöffnet. Eine gründliche Durchsuchung hätte trotz allem ganz anders ausgesehen… 
Nach ca. 40 Minuten inklusive einer ausgiebigen Kontrolle der Autopapiere und der grünen Versicherungskarte haben wir es geschafft: Am 24. Februar reisen wir endlich in die Türkei ein!

Unseren ersten Übernachtungsplatz erreichen wir im Dunkeln und stellen am nächsten Morgen fest, dass es ruhig noch etwas idyllischer werden darf…

Da es immer noch sehr kalt ist, heben wir uns einen Besuch Istanbuls für unseren Rückweg auf und fahren über die Gallipoli-Halbinsel und setzen mit der Fähre über nach Çanakkale. Uns beeindruckt der westeuropäische Standard dieser wuseligen Stadt mit seiner sehr modernen Strandpromenade voller schmucker Cafés und Restaurants und nagelneu aussehenden Spielplätzen. Ein blau markierter Fahrradweg führt an der Promenade entlang bis ins Stadtzentrum. Wir verbringen hier eine Nacht und besonders die Kinder genießen es, mal wieder durch Shopping Malls zu stöbern…

Unser Weg nach Süden führt größtenteils an der Küste entlang und doch entscheiden wir uns noch nördlich von Izmir für einen kurzen Abstecher in die Berge. Denn hier liegt Bergama, dessen alter Name Pergamon war. Schon jetzt wird uns klar, wie reich an sehr gut erhaltenen antiken Stätten dieses Land doch ist. Wir verlegen die Lernzeit von Basti und Tara an diesem Tag kurzerhand zu den altertümlichen Originalplätzen und besuchen die Rote Basilika. Hier treffen ägyptische Götterstatuen auf römischen Kuppelbau und hellenistische Säulen. Danach schlendern wir durch die quirlige Innenstadt und lassen uns türkische Köstlichkeiten schmecken. 

Die Rote Basilika
Antike römische Brückenbauten findet man hier zufällig beim Vorbeischlendern

Auch die folgenden Tage sind Fahrtage in Richtung Süden, da vor allem im Norden und im Zentrum der westlichen Türkei sehr niedrige Temperaturen, teils Schnee und sehr frostige Nächte vorhergesagt sind. Es ist manchmal schon frustrierend, dem Sommer und wärmeren Temperaturen nun schon so lange hinterherzujagen. Und doch erleben wir tolle Natur, leckeres Essen und finden immer wieder atemberaubende Plätze zum Übernachten, meist direkt neben dem Meer oder einem See oder einer Lagune. Wir beobachten Flamingos, machen Feuer direkt am Meer und grillen am Strand. Aber wir werden auch ordentlich nass durch immer wieder auftretende Regengüsse, haben einige stürmische Nächte, bei denen wir froh sind, dass KAZYmir´s 5 Tonnen nicht so leicht umkippen können und fahren dann tatsächlich durch verschneite Winterlandschaften! Und das Anfang März 2022 in der Türkei.

Schnell durch Izmir durch…
Die Stadt Marmaris mit den dahinter liegenden Halbinseln Datça und Bozburun

Und dann kommen wir endlich an der Südküste der Türkei an. 17 Tage nachdem wir den Peleponnes im Süden von Griechenland verlassen haben, fahren wir über eine staubige Baustellenstrasse auf die Halbinsel Datça ganz im Südwestzipfel der Türkei. Wir freuen uns nun schon einige Zeit auf dieses wunderschöne Fleckchen Erde und finden gleich zum Start unseren neuen Lieblingsplatz. Und was wir dann in Datça in den nächsten Tagen und Wochen alles erleben, erfährst Du im nächsten Artikel…

English Version:

Here the borders between Europe and Asia become blurred. It´s a country between East and West, between rough mountains and turquoise blue coast, between oriental traditions and western progress. And this diversity is simply exciting. Turkey, here we come!

The majestic, modern and, due to its sober appearance, somewhat frightening border building is clearly visible from afar. Five archways, the middle one a bit higher than the others and a good 10 meters high. In addition, fences everywhere. Now the small control huts of the policemen become visible. And everywhere the bright red flag with the white moon star is flying. We have arrived at the border to Turkey.

It starts to tingle again. Nervousness is spreading. Have we thought of everything? Are all the necessary documents at hand? What will be controlled and checked?
First, the usual passport check. While the passports are being checked, another policeman asks me to get out of the car.

Bagage Control!“ he says in broken English and points to the rear garage.

I open the door and my heart stops…white powder all over the storage box. Off to a good start! I try to explain that the powder comes from an overturned flour package. Because we still stocked up on 8-10 kilograms of rye and whole spelt flour for my sourdough breads in Greece, since this is not very common in Turkey. After a while, the border official wants to see the other side of the rear garage, then the compartment for the gas bottles, which can be reached from the outside. And then it’s the turn of the interior. Every single cupboard compartment, every drawer is opened before the eyes of the intimidated-looking children. Despite everything, a thorough search would have been quite different… After about 40 minutes including an extensive check of the car papers and the green insurance card we made it: On February 24th we finally reach Turkey!

Since it is still very cold, we save a visit to Istanbul for our way back, drive over the Gallipoli peninsula and take the ferry to Çanakkale. We are impressed by the Western European standard of this bustling town with its very modern seafront full of cafes and restaurants and brand new looking playgrounds. A blue-marked bike path runs along the promenade all the way to the city center. We spend a night here and especially the kids enjoy browsing through shopping malls again.

Our way to the south leads mostly along the coast, but north of Izmir we decide to make a short detour into the mountains. Because here lies Bergama, whose old name was Pergamon. Already now we realize how rich in very well preserved ancient sites this country is. Without further ado, we move Basti and Tara’s study time on this day to the ancient original sites and visit the Red Basilica. Here, Egyptian statues of gods meet Roman domes and Hellenistic columns. Afterwards we stroll through the lively city center and enjoy Turkish delicacies.

Also the following days are driving days towards the south, because especially in the north and in the center of western Turkey very low temperatures, partly snow and very frosty nights are predicted. It is sometimes frustrating to chase the summer and warmer temperatures for so long now. And yet we experience great nature, delicious food and always find breathtaking places to spend the night, usually right next to the sea or a lake or lagoon. We watch flamingos, make fire directly at the sea and barbecue on the beach. But we also get really wet due to recurring downpours, have some stormy nights where we are glad that KAZYmir’s 5 tons can’t tip over so easily and then actually drive through snowy winter landscapes! And that in early March 2022 in Turkey.

And then we finally arrive at the south coast of Turkey. 17 days after leaving the Peleponnes in the south of Greece, we drive over a dusty construction road to the Datça peninsula in the very southwest tip of Turkey. We have been looking forward to this beautiful spot for some time now and directly find a new favourite place. And what we experience in Datça during the next days and weeks, you will learn in the next post…