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Langzeitreise mit Familie

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Und wie sehen dann eure Tage so aus? Diese Frage hören wir öfter, und es ist in der Tat anders als alles, was wir bisher kannten. Dieser Artikel gibt einen kleinen Einblick in unseren Reisealltag auf knapp 8qm plus Heckgarage. Wie ist es, wenn man als vierköpfige Familie mit zwei Kindern im Schulalter und einer kürzlich dazu gestoßenen quirligen Fellnase sein Vollzeit-Zuhause in einen 5t schweren Fast-Oldtimer verlagert? Das Reiseleben bringt mich immer wieder zu einem bestimmten Zitat:

Wenn du an einen neuen Ort gelangst, warte. Es braucht Zeit, bis die Seele nachkommt.“

Weisheit nomadischer Urvölker

Dieses Zitat begleitet mich in einem umgangssprachlichen Bild schon seit meiner Kindheit: Dass „Indianer“ beim Reiten immer wieder Pausen eingelegt haben, damit die Seele Zeit hat nachzukommen… Wer mir das einmal erzählt hat, weiß ich leider nicht mehr. Aber für mich ist es seither wie eine kleine Erkenntnis, warum ich, wenn ich an neuen Orten ankomme, nicht sofort voll und ganz da bin, sondern eher das Gefühl habe, irgendwie „neben mir zu stehen“.

Oft brauche ich mehrere Tage um „anzukommen“, was bei einem zweiwöchigen Urlaub ja durchaus hinderlich sein kann, weil man „ankommt“, wenn man fast schon wieder abfährt… Sind wir manchmal sogar in dem Maße in Bewegung, dass die Seele überhaupt nicht nachkommt? Die Weisheit besagt, dass wir bei schnellerem Reisetempo als die natürliche Schrittgeschwindigkeit ohne die Seele an fremden Orten sind und sie erst wiederfinden, wenn wir nach Hause zurückkehren… Wie ist es aber dann, wenn das eigene Zuhause an die fremden Orte mitreist? 

Wie ist es also wirklich? Das Leben im „Tinyhouse on wheels“?

Grundsätzlich ist es vor allem eins: Viel, viel mehr in Verbindung mit der Natur. Lebt man im Van oder Camper, ist man automatisch auch viel mehr draußen. Und natürlich spürt man jegliche Wetterlage deutlich intensiver als in einem großen Haus. Und auch das Tageslicht spielt eine größere Rolle.  So freuen wir uns über jeden regenfreien Morgen, an dem wir aufstehen, um den Tag mit einer morgendlichen kleinen Yoga Session starten zu können und trockenen Fußes die erste Morgenrunde mit Djella drehen zu können. Es ist unglaublich, wie man bei stabiler Wetterlage zum Frühaufsteher werden kann, um die Morgenröte zu beobachten, und die Ruhe vor dem „Sturm“ des Tages zu genießen. Hingegen nutzen wir an dunklen Winter-Abenden  oft die Chance ein Feuer zu machen, sofern es sicher und möglich ist, denn Abende am Lagerfeuer wärmen uns äußerlich und innerlich. 

Inzwischen zeigt sich, dass unser Alltag unterwegs sich ganz gut in vier Varianten einteilen lässt: Fahrtag, Aktivitätstage, Organisationstage und Erholungstage (letztere sind demnach das Pendant zum Wochenende):

An Fahrtagen geht es morgens recht früh los, nachdem wir am Abend davor gemeinsam besprochen haben, wie unser Fahrtag laufen soll. Unser KAZYmir ist idealerweise schon abfahrbereit,  die Klamotten für den Tag waren gerichtet, so dass Aufstehen, Anziehen und ein kleines Frühstück wirklich in einer Stunde erledigt sind. Dann teilen wir die Aufgaben unter uns auf: Einer* prüft, ob die letzten Dinge verstaut sind und die Schränke für die Fahrt verschlossen sind, ob die Reisepapiere und die GoPro und unsere Handys in der Fahrerkabine bereit liegen, während ein Anderer* mit unserem vierbeinigen Familienmitglied noch eine Runde dreht und die Kinder ihre Lernmaterialien für die mehrstündige Fahrt bereit legen. Nicht, dass das Material wirklich mehrere Stunden benutzt würde – natürlich liegen dann auch die aktuellen Lieblingstaschenbücher, Hörbücher, Malpapier und ähnliches in greifbarer Nähe. Nachdem wir von unserem Übernachtungsplatz abgefahren sind, gibt es meist noch etwas rund um Van und Haushalt zu organisieren. Müssen wir Wasser auffüllen? Wasser ablassen? Den Müll entsorgen? Unseren Wassertank auffüllen? Noch Gemüse einkaufen? Kommen wir an einem Supermarkt vorbei und müssen weitere Lebensmittelvoräte auffüllen? Langt die Füllung unserer Gasflasche noch für’s Kochen, Heizen in den kommenden Tagen? 

Es gibt lange und kurze Fahrtage… allerdings ist es inzwischen so, dass mit unserem KAZYMIr auch ursprünglich kürzere Distanzen länger dauern. Weil unser Iveco Wohnmobil einfach nicht so schnell ist, wir diverse organisatorische Stopps einbauen müssen, weil viel Verkehr ist oder die Straßen herausfordernd sind, wir selten Autobahn fahren, weil eine kurvige Fahrt auf den Magen schlägt, wir manchmal falsch abbiegen oder eben mit unseren 5t-Gefährt eine andere Strecke suchen müssen… So kommen wir auf einen Fahrdurchschnitt von ca. 200km. 

An besonders langen Fahrtagen, an denen wir richtig Strecke machen wollen, schaffen wir bis zu 400km – das passiert aber eher selten. Das klingt nach so wenig, wenn ich mir überlege, dass mein tägliches Pendeln zu meiner Schule an jedem Arbeitstag auch vorneweg knapp 80km beinhaltet hat! 

Und doch ist es hier in diesem „anderen“ Leben ein ausgefüllter Tag… denn, wenn wir ankommen an jenem neuen Ort, dann gilt es noch einen Übernachtungsplatz zu finden und Kontakt zu Anwohnern aufnehmen, um herauszufinden, ob es in Ordnung geht, wenn wir auf ihrem Restaurantparkplatz oder ähnlichen parken. KAZYmir wird in Standmodus gebracht, die Sicherungen der Schränke gelöst, unsere mitreisenden Pflänzchen dürfen wieder auf den Tisch zurück und die lokale Anbindung an WIFI wird ermittelt. Räder werden abgeschnallt und die Kinder gehen auf Entdeckungstour.  Nach einer ersten Orientierungsrunde ist es dann meist Zeit den Herd anzufeuern und etwas Warmes zu kochen. Und so krabbeln wir abends in unsere Betten, müde aber froh, angekommen zu sein…

Nun wechseln sich Tage mit Ganztagesaktivitäten, Unternehmungen, die nur ein paar Stunden dauern und Tagen, an denen wir einfach mal „nur“ am Platz bleiben, ab. 

Jetzt ist Zeit für Aktivitäten, aber auch die Organisation des Alltags wie sie jeder von Zuhause kennt…  Wäsche waschen, sobald wir auf einem Campingplatz mit der nötigen Ausstattung sind, Einkaufen, Emails schreiben, Schrankfächer durchsortieren, Fotos sichern und sortieren, Backup der Rechner durchführen, Akkus laden, aufräumen und ausmisten, und mindestens gefühlt 10x am Tag den Sand aus dem Eingangsbereich fegen. 

Hinzu kommen Reparaturen an unserem Outdoor Equipment, denn in unserer Heckgarage warten große Trekkingrucksäcke auf Wanderungen, Radtaschen auf die nächste Bikepacking Tour, aufblasbares SUP und Kajak auf die nächste Paddeltour, Skateboard und Longboards auf geeignete Straßen und Bodenbeläge… die beiden Surfbretter auf dem Dach, die uns manches mitleidige Lächeln auf unserem Weg durch den Balkan eingebracht haben, konnten wir sogar auch schon einmal einsetzen. 

Ein wesentlicher Punkt, neben dem Entdecken und Erkunden der Orte, bildet im Reisealltag ein Zeitfenster, dass wir „Lernzeit“ nennen, in dem Basti und Tara offiziell lernen. Obwohl wir natürlich wissen, dass sie auf so einer Reise eigentlich IMMER lernen. Dennoch ist es uns wichtig, mindestens an 4 Tagen pro Woche eine Lernzeit einzuplanen. Manchmal klappt sogar ein Zoom Call mit den MitschülerInnen und/ oder LehrerInnen in Deutschland, was die beiden jedes Mal sehr freut. 

Ja, die Lernzeit der Kinder. Ist kein einfaches Thema, mal klappt es besser, mal klappt es schlechter. Es gibt Tage, da begleiten wir das Lernen, indem wir die ganze Zeit als Ansprechpartner neben Ihnen sitzen oder mit Erklärungen zur Seite stehen, an anderen Tagen wiederum können sie komplett selbständig an ihren Projekten arbeiten. Wenn du mehr darüber erfahren willst, klicke auf den Artikel „Lernen auf Reisen – zwischen Freilernen, Worldschooling und Hausaufgaben“. 

Und so versuchen wir unsere „Stand-Tage“ in einer Art und Weise zu organisieren, dass wir nach dem Frühstück arbeiten (für unseren Blog schreiben, lernen, Sehenswürdigkeiten und Infos zur Umgebung recherchieren, Yogastunden planen…). Spätestens nach einem Imbiss in der Mittagszeit kribbeln unsere Füße so, dass wir spätestens dann raus müssen. Eine kleine Radtour in der Umgebung, eine Wanderung, eine Paddeltour, Schwimmen gehen, ausgedehnte Spaziergänge oder auch ein kulinarisches Highlight vorbereiten… 

Nicht zu vergessen, dass Wäsche waschen (öfter auch in Form von Handwäsche), Abspülen, und Co einfach zeitaufwändiger sind, als Zuhause, da die Maschinen nicht einfach so nebenher laufen, während man bereits etwas anderes macht. Und das Aufräumen an sich, so spießig es klingen mag, ist auch kein unbedeutender Zeitfaktor, denn bei unserem begrenztem Wohnraum ist jeder Quadratmeter wichtig und liegengelassene Gegenstände führen einfach zu schnell zu schlechter Laune. 

Und wo verbringt ihr die Nächte? Freistehend oder auf Campingplätzen?

Wir genießen die Möglichkeit frei stehen zu können sehr, erfahrungsgemäß sind die Kontakte die dadurch mit Anwohnern und anderen (Langzeit-)Reisenden entstehen, oftmals intensiver, als wenn man als anonymer „Tourist“ auf einem Campingplatz steht. In Ländern wie Albanien und Griechenland wird das Freistehen, insbesondere in der Nebensaison und abseits der üblichen touristischen Hotspots weitgehend toleriert. Ärgerlich ist es allerdings, wenn „Vanlifer“ beim Freistehen die Ressourcen vor Ort nicht wertschätzen oder Müll zurück lassen, wie wir leider immer wieder beobachten. Es ist wirklich nur ein kleiner Schritt, in der Landessprache die Menschen in der Umgebung anzusprechen, ob man an diesem oder jenem Ort für eine Nacht stehen kann. Wir haben bisher jedes Mal nur freundliche „Daumen hoch“ Signale erhalten. Auch  versuchen wir jedes Mal den Platz, an dem wir waren, sauberer zu hinterlassen, als wir ihn bei Ankunft angetroffen haben. Auch das ist ein kleiner Beitrag, den jeder leisten kann. In manchen Regionen, die ein gravierendes Müllproblem haben, kann es manchmal schwierig sein, die korrekte Entsorgung zu finden, und dennoch versuchen wir immer wieder Clean-ups mit einzubeziehen.

Immer wieder entdecken wir Stellplätze mitten in der Natur, die das Übernachten zum Erlebnis werden lassen

Wie ist es an Regentagen? 

Regentage haben nochmal eine ganz eigene Dynamik und Qualität. Zugegebenermaßen ist an diesen Tagen das Konfliktpotenzial am größten, denn „sich aus dem Weg gehen“ ist nicht…
Regentage bieten aber auch Zeit zum Sortieren und Reflektieren. Taras Herbarium füllt sich an solchen Tagen mit all den längst getrockneten gepressten Fundstücken der Flora, die wir bereits durchquert haben. An Regentagen mit guter Wlan Verbindung ist auch viel Zeit, um Freunde Zuhause wieder einmal anzurufen. Außerdem werden Brettspiele und Familienfilme aktiviert, an besonders langwierigen Regentagen sind hier EXIT Spiele sehr beliebt. 

Und dann?

Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen.“

Astrid Lindgren

English Version:

And what do your days look like? We hear this question more often, and it is indeed different from anything we have known before. In this article there is a small insight into our travel everyday life on just 8sqm plus rear garage. So what’s it like to be a family of four, with two school-aged kids and a recently added lively furry bunny, to relocate your full-time home to a 5t almost-old-timer? Travel life always brings me back to a certain quote:

When you get to a new place, wait. It takes time for the soul to follow.“

Wisdom of nomadic people

Often I usually need several days to „arrive“ and be fully there, which can be quite a hindrance on a two-week vacation, after all, because you „arrive“ when you’re almost leaving again… Are we sometimes even on the move to the extent that the soul doesn’t follow at all? Wisdom says that if we keep our natural human travel speed – walking speed – we arrive at foreign places without it and find our soul only when we return home… But how is it then, when one’s own home travels along to the foreign places? 

So what is it really like? Life in the „Tinyhouse on wheels

Basically, it’s one thing above all: much, much more in touch with nature. If you live in a van or camper, you are automatically outside much more. And of course you feel any weather conditions much more intensively than in a large house. And daylight also plays a greater role.  So we are happy about every rain-free morning when we get up to start the day with a little morning yoga session and to be able to do the first morning round with Djella on dry feet. It’s amazing how when the weather is stable, you can become an early riser to watch the dawn, and enjoy the calm before the „storm“ of the day. On the other hand, on dark winter evenings we often take the chance to build a fire, if it is safe and possible, because evenings around the campfire warm us externally and internally.

In the meantime, it turns out that our everyday life on the road can be divided quite well into four variants: Driving days, activity days, organization days and recreation days (the latter are thus the equivalent of the weekend):

On driving days we start quite early in the morning, after we have discussed together the night before how our driving day should run. Our KAZYmir is ideally already ready to go, the clothes for the day were arranged, so that getting up, getting dressed and a small breakfast are really done in an hour. Then we divide the tasks among us: One* checks if the last things are stowed and the cupboards are locked for the trip, if the travel documents and the GoPro and our cell phones are ready in the driver’s cabin, while another* takes our four-legged family member for another spin and the kids get their learning materials ready for the several-hour drive. Not that the material would really be used for several hours – of course, the current favorite paperbacks, audio books, coloring paper and the like are then within reach. After we leave our overnight spot, there’s usually something to organize around the van and household. Do we need to fill up with water? Drain water? Dispose of the garbage? Fill up our water tank? Buy some more vegetables? Will we pass a supermarket and need to fill up more food supplies? Will we have enough gas left for cooking and heating in the coming days? 

There are long and short driving days… however, it is now the case that with our KAZYMIr even originally shorter distances take longer. Because our Iveco motorhome is just not that fast, we have to include various organizational stops because there is a lot of traffic or the roads are challenging, we rarely drive on the highway because a curvy ride hits the stomach, we sometimes take a wrong turn or just have to look for another route with our 5t vehicle… So we come to a driving average of about 200km. 

On particularly long driving days when we want to really stretch it, we manage up to 400km – but that happens rather rarely. That sounds like so little when I consider that my daily commute to my school each workday also included just under 80km up front! 

And yet, here in this „other“ life, it is a full day… because, when we then arrive at that new place, there is still a place to stay to find, contact residents to find out if it is okay if we park in their restaurant parking lot or similar. KAZYmir is put into stand mode, the lockers‘ fuses are loosened, our fellow travelers are allowed back on the table, and the local connection to WIFI is determined. Wheels are unstrapped and the kids go exploring.  After a first round of orientation, it’s usually time to fire up the stove and cook something warm. And so we crawl into our beds in the evening, tired but happy to have arrived…

Once we arrive at a new place, we alternate days with all-day activities, ventures that last only a few hours, and days when we just „stay“ at the place. 

Then it’s time for activities, but also the organization of everyday life as everyone knows it from home… Doing laundry as soon as we are at a campsite with the necessary equipment, shopping, writing emails, sorting through closet compartments, backing up and sorting photos, backing up computers, charging batteries, tidying up and cleaning out, and sweeping the sand out of the entrance area at least felt 10 times a day.

In addition, there are repairs to our outdoor equipment, because in our rear garage large trekking backpacks are waiting for hikes, bike bags for the next bikepacking tour, inflatable SUP and kayak for the next paddling tour, skateboard and longboards for suitable roads and surfaces… we have even been able to use the two surfboards on the roof, which have brought us many a pitying smile on our way through the Balkans. 

An essential point, besides discovering and exploring the places, is a time window in the daily travel routine that we call „learning time“, in which Basti and Tara officially learn. Although, of course, we know that they are actually ALWAYS learning on a trip like this. Nevertheless, it is important for us to schedule a learning time at least 4 days a week. Sometimes even a Zoom Call with their classmates and/or teachers in Germany works out, which makes them very happy every time. 

Yes, the learning time of the children. It’s not an easy topic, sometimes it works better, sometimes it works worse. There are days when we accompany the learning by sitting next to you the whole time as a contact person or by helping with explanations, on other days they can work completely independently on their projects. If you want to learn more about this, click on the article „Learning on the road – between free learning, worldschooling and homework“. 

And so we try to organize our „parking days“ in a way that we work after breakfast (writing for our blog, studying, researching sights and info about the surroundings, planning yoga classes…). At the latest after a snack at lunchtime our feet are tingling so that we have to get out at the latest. A small bike tour in the area, a hike, a paddle tour, go swimming, extended walks or even prepare a culinary highlight…

Not to mention that washing clothes (more often in the form of hand washing), doing the dishes, and so on are simply more time-consuming than at home, since the machines don’t just run alongside while you’re already doing something else. And tidying up in itself, as stuffy as it may sound, is also not an insignificant time factor, because with our limited living space, every square meter is important and items left lying around simply lead to bad moods too quickly. 

And where do you spend the nights? Standalone or at campsites?

We enjoy the possibility of being able to park freely very much, experience shows that the contacts that arise from this with local residents and other (long-term) travelers are often more intense than when you stand as an anonymous „tourist“ on a campsite. In countries like Albania and Greece, free-standing is largely tolerated, especially in the off-season and away from the usual tourist hotspots. What is annoying, however, is when „vanlifers“ don’t value local resources when freestanding or leave trash behind, as we unfortunately observe time and again. It is really only a small step to ask the people in the area in the local language if you can stand at this or that place for a night. So far, we have received only friendly „thumbs up“ signals every time. Also, every time we try to leave the place we were at cleaner than we found it when we arrived. This is also a small contribution that everyone can make. In some regions that have a serious trash problem, it can sometimes be difficult to find the proper disposal, and yet we always try to include clean-ups.

What about rainy days?

Rainy days have their own dynamics and quality. Admittedly, the potential for conflict is greatest on these days, because „getting out of the way“ is not possible…
On the other hand, rainy days offer time for sorting and reflection. Tara’s herbarium fills up on such days with all the long-dried pressed finds of the flora we have already traversed. On rainy days with good wifi connections, there is also plenty of time to call friends back home once again. In addition, board games and family movies are activated, on particularly protracted rainy days EXIT games are very popular here.
 

What else?

And then you have to have time to just sit there and look around.“

Astrid Lindgren

Das ist es. Mein Motto für den ersten Teil unserer großen Reise. Diese beiden Eigenschaften sind es, die ich meistern will, in denen ich besser werden will. Aber alleine bei diesem Vorsatz stellen sich mir schon unzählige Fragen: Bis wohin oder wann geht der erste Teil unserer Reise? Kann man ein solches Thema überhaupt mit einem Teil einer solchen Reise verbinden? Ist dieser Vorsatz nicht schon viel zu groß, reicht denn nicht eins von beiden? Ist es überhaupt möglich, geduldiger zu werden ohne auch gelassener zu sein?

Im letzten Winter, als wir mitten in den Reisevorbereitungen steckten, kam mir die Idee, jeden Reiseabschnitt unter ein bestimmtes Thema zu stellen. Dieses Thema soll gleichzeitig eine Chance für mich sein, mich selbst herauszufordern und zu lernen. Auch denke ich, dass wir den Beginn eines neuen Reiseabschnitts sehr schnell bemerken werden, wenn er da ist. Ich werde gar nicht erst versuchen, diese Etappen vorher zu planen.

Und ja, das Verbessern der oben genannten Eigenschaften gleich zu Beginn ist ein ordentlicher „Brocken“, aber genau diese beiden sind es, die ich bei unserem (doch etwas holprigen) Start in unser großes Abenteuer jetzt benötige und somit bestens trainieren kann.

Woltersdorf bei Berlin. 26. Juni 2021. 19 Uhr. Wir haben es geschafft. Hinter uns liegen die ersten ca. 700km, KAZYmir hat geschnurrt wie ein Kätzchen. Vor uns liegen ein paar Tage Entspannen am Kalksee bei meinem Bruder Eric. Er wohnt traumhaft mit Blick auf den See, liebevoll gestaltetem Garten und einer Parkmöglichkeit für KAZYmir direkt vor dem Haus. Wir verbringen ein sehr entspanntes Wochenende mit Schwimmen, Stand-up paddeln und leckerem Essen. Montags dann doch sicherheitshalber ein Anruf beim Bosch Service in Berlin, den Spezialisten für eine weitere Einschätzung zu einigen im Kraftstoffsystem gefundenen Spänen bei der Reparatur in Karlsruhe. Aussage Karlsruhe: „Muss halt irgendwann mal gemacht werden. Kann in 200 oder 20.000km sein.“. Aussage Berlin: „Am besten starten Sie das Auto nicht mehr. Das muss sofort gemacht werden, dass sich die Späne nicht ausbreiten können… Den nächsten freien Termin haben wir aber erst in 3 Wochen… Bringen Sie das Fahrzeug in ner Woche vorbei, aber nehmen Sie sich die nächsten 2-3 Wochen danach keine Reise damit vor… und es kann teuer werden.“ Wir reagieren einigermaßen gelassen, man gewöhnt sich offenbar an alles. Und Geduld brauchen wir auch mal wieder, da wir nicht wissen, wann wir unser Problemkind wieder abholen können. Und an dieser Stelle fühle ich mich schuldig, da Euch selbst beim Lesen dieser Ereignisse inzwischen wahrscheinlich schon langweilig wird???

Ulvshale bei Stege, Insel Moen, Dänemark. 12. Juli 2021. Wieder 19 Uhr. Es ist viel passiert seither… Wir haben unseren Kindern einige der wie leergefegten touristischen Attraktionen von Berlin gezeigt – es macht irgendwie Sinn, bei der eigenen Hauptstadt anzufangen, bevor wir in die Ferne aufbrechen. Nach weiteren Kalksee-Tagen voller Recherche und Organisation sind die Vorbereitungen abgeschlossen. Meine Geduld wird wieder mal auf die Probe gestellt, und dann brechen wir auf. Zu viert, mit vier schwer bepackten Fahrrädern, einem Lastenanhänger voller Camping-Equipment und viel Abenteuerlust. Der Ostseeküstenradweg in Dänemark soll es sein. Unsere erste mehrtägige Fahrradtour mit unseren Kindern überhaupt. Ohne Generalprobe. Gelassen bleiben. Heute ist unser sechster Tag. Von der Werkstatt gibt es noch keine Neuigkeiten. Geduld.

Das Wichtigste ist: Wir sind angekommen. Im Abenteuer. Wir sind mitten drin in unserer Reise. Endlich.

Es ruckelt leicht, als sich eines unserer Kinder früh am Morgen im Bett umdreht. Ein unbeschreiblich schöner Vogelgesang, leises Plätschern von Regen auf dem Dach und frische Luft, die durch die offenen Fenster herein weht. Ich schlage die Augen auf, schaue die noch schlafende Manu an und muss lächeln… Endlich ist es soweit, das erste Mal gemeinsam Aufwachen im neu renovierten Wohnmobil!

Rückblick: Es ist Sonntag, der 30. Mai 2021, kurz nach Neun Uhr am Morgen. Wir haben gerade noch mal die letzten Ecken gesaugt, die letzten Räume gewischt und die wirklich allerletzten Habseligkeiten ausgeräumt. Dann ist es soweit: Wir übergeben die Schlüssel unserer liebevoll renovierten und wie neu aussehenden Eigentumswohnung unseren netten Zwischenmietern. Ein weiterer riesiger Meilenstein hin zu den nächsten 14 Monaten voller Ungewissheit – und hoffentlich auch voller Abenteuer, neuer Erlebnisse und interessanter Begegnungen. Es fühlt sich echt komisch an, erst mal im Hinterhof in der Sonne zu sitzen, gemütlich zu frühstücken und einer Horde „fremder“ Menschen zuzuschauen, wie sie unsere Wohnung beziehen. Nachdem die letzten Wochen echt hart waren und wir teils bis spät in die Nacht ausgeräumt, sortiert und renoviert haben, fühlen wir uns jetzt ausgelaugt, seltsam leer und doch auch voller neuer Energie aus Vorfreude auf die immer näher rückende Abfahrt. Was nun nur noch fehlt, ist der letzte Feinschliff an unserem Wohnmobil.

Seither ist eine Woche vergangen und wir sind mitten drin in diesem Feinschliff, den wir durch das nun auch endlich begonnene Übernachten im Wohnmobil direkt mit einem ausgiebigen Praxistest verbinden… und der Pfälzer Wald ist der perfekte Ort für diese Aktion.

Tagsüber verbringen wir bei meinen Eltern, die uns nun schon seit einem Jahr mit Platz, leckerer Verpflegung und seelischer Unterstützung bei der Renovierung von KAZYmir zur Seite stehen, wofür wir Ihnen für immer dankbar sein werden. Erst beim Einräumen fällt nun auf, wo noch Änderungen notwendig sind: eine zusätzliche Trennwand hier, eine Halterung da, ein weiteres Regal dort. Außerdem sind die letzten Installationen der Elektrotechnik fertigzustellen und nicht zuletzt noch einige Unfallschäden (mehr dazu im Beitrag „Optimismus 2.0“ ) zu beseitigen.

Hier sehen Sie 4malHorizont Neues Zuhause

Wir genießen es sehr, die Tage mit gemeinsamen Abendessen bei unseren guten Freunden Annette, Stephan, Ana und Clara ausklingen zu lassen, die ein kleines Künstlerhaus mitten im Grün des Pfälzer Waldes besitzen. Der Ausblick ist einfach grandios. Die Übernachtung findet dann dort im Wohnmobil statt. Auch dabei wird schnell klar, wo es noch Schwachstellen im Wohnmobil gibt, was noch funktionaler und besser werden muss. Und auch Ihnen sind wir so dankbar dafür, denn das gibt uns Zeit.

Zeit zum Organisieren, Zeit zum Fertigstellen, aber auch Zeit zum Entschleunigen, zum Ankommen in unserem neuen Lebensabschnitt und in unserem neuen Zuhause.

Hier sehen Sie Praxistest Pfalz