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Es ist die pure Erleichterung und fühlt sich an, als wenn eine Tonne an Gewicht von unseren Schultern abfällt. Die letzten Sachen sind im Wohnmobil verstaut, die Haustür abgeschlossen, unsere Wohnung nochmal für ein weiteres halbes Jahr zwischenvermietet. Wir brechen wieder auf. Mitte August starten wr in ein weiteres Abenteuer. Nochmal ein halbes Jahr Reisen. Orte, Menschen und Kulturen kennenlernen.

Das erste Ziel ist ein Bekanntes und nur eine Fahrstunde entfernt. Schon oft haben wir den kleinen, einfachen Campingplatz am Fleckensteiner Weiher im Elsass besucht. Wir wissen, dass dort pure Entspannung wartet. Ein Idyll mitten im Wald, an einem Badesee und in unmittelbarer Nähe der Burg Fleckenstein. Wir kommen an, suchen uns ein abgeschiedenes Fleckchen und bringen alles in „Parkposition“. Dann macht sich totale Erschöpfung breit. Ich setze mich auf einen unserer Campingstühle (ein wenig Luxus muss sein :)), stelle die Rückenlehne in die hinterste Position, lege meine Füße hoch und schlafe sofort ein. Erst zwei Stunden später wache ich wieder auf.
An diesem Abend gehen wir noch gemeinsam im See schwimmen, backen eine späte Pfannenpizza und liegen erst gegen 22:30 Uhr in unseren Betten. Aufwachen tun wir allerdings erst wieder um 9:30 Uhr am nächsten Morgen. Es ist das längste Ausschlafen, an das ich mich in den letzten Monaten erinnern kann…

Es dauert fast eine ganze Woche, bis wir uns bereit fühlen, um weiterzufahren. Oder auch wirklich aufzubrechen. Sie hat uns gutgetan, diese Zeit in der Natur des Elsass. Unsere Kinder haben Freunde gefunden und waren aus dem Badesee quasi nicht mehr rauszubekommen. Manu hat sich auskuriert, denn die Entzündungen, die der Coronavirus-Infektion folgten, waren langwierig. Noch immer fühlt sie sich nicht fit, aber deutlich besser. Daher beschließen wir, uns Zeit zu lassen. Nach einem letzten Besuch meiner Eltern in der Pfalz, quasi auf der anderen Seite der französischen Sandstein-Bergkette, brechen wir dann endgültig auf, belassen es aber zu Beginn bei kleinen Tagesetappen. Daher folgt noch ein weiterer Stopp in den Vogesen, am Carrière du Heidenkopf. Wir genießen französisches Baguette und Croissants am Morgen, gehen im ehemaligen Steinbruch am Heidenkopf klettern und atmen noch ein letztes Mal so richtig durch.

Mit allen Zwischenfällen des Sommers grenzt es fast schon an ein Zögern, an Unsicherheit, die uns so lange noch in der unmittelbaren Nähe unserer Heimat hält. Denn was tun, wenn Manu´s Schmerzen wieder schlimmer werden? Können wir jetzt schon los?
Am 01. September ist es dann soweit, fast genau ein Jahr vor unserem ersten richtigen Aufbruch mit dem Wohnmobil von Berlin aus in Richtung Südosten. Wir brechen ein weiteres Mal auf. Diesmal so richtig, und zwar in unsere Südwestverlängerung!

English Version: South-West Extension

It is pure relief and feels like a ton of weight is lifted off our shoulders. The last things are stowed in our RV, the front door of our house locked, our apartment temporarily rented for another six months. Here we go again. In the middle of August we start into another adventure. Another half year of traveling. Getting to know places, people and cultures.

The first destination is a familiar one and only an hour’s drive away. We have often visited the small, simple campsite at Fleckensteiner Weiher in Alsace before. We know that pure relaxation awaits us there. An idyll in the middle of the forest, on a bathing lake and in the immediate vicinity of Fleckenstein Castle. We arrive, find a secluded spot and put everything into „parking position“. Then total exhaustion sets in. I sit down on one of our camping chairs (a little luxury must be :)), put the backrest in the rearmost position, put my feet up and immediately fall asleep. Only two hours later I wake up again.
That evening we go swimming together in the lake, bake a late pan pizza and go to bed only around 22:30. However, we don’t wake up again until 9:30 the next morning. It’s the longest sleep in I can remember in the last few months….

It takes almost a whole week until we feel ready to go on. Or to really hit the road, for that matter. It has been good for us, this time in the nature of Alsace. Our children made friends and could not get out of the swimming lake. Manu has recovered because the inflammations that followed the coronavirus infection were protracted. She still does not feel fit, but much better. Therefore, we decide to take our time. After a last visit of my parents in the Palatinate, quasi on the other side of the French sandstone mountain range, we finally set off, but leave it at the beginning with small daily stages. Therefore, another stop follows in the Vosges, at the Carrière du Heidenkopf. We enjoy French baguette and croissants in the morning, go climbing in the former quarry at the Heidenkopf and take a last breath. With all the incidents of summer, it almost borders on hesitation, on uncertainty, keeping us so close to home for so long. Because what to do if Manu’s pain gets worse again? Can we leave already now?
On 01 September it is then so far, almost exactly one year before our first real departure with the camper from Berlin in the direction of southeast. We set off again. This time really, into our southwest extension!

Wohin werden wir reisen können? Wird es uns überhaupt möglich sein aufzubrechen, und wann? Wie wird sich die Corona-Situation weiter entwickeln? Wird unser Wohnmobil rechtzeitig fertig? Finden wir Zwischenmieter für unsere Wohnung? All diese Fragen stellen wir uns täglich, immer und immer wieder.

Zeit für einen Lagebericht…

Das neue Jahr startet für uns genauso wie das alte aufhörte: Der Lockdown hat uns fest im Griff, tägliche Videokonferenzen bestimmen den Tagesablauf unserer Kinder, wir entrümpeln immer noch, die Fertigstellung unseres Wohnmobils ist noch lange nicht in Sicht und wir haben keine Ahnung, wie unsere Reise überhaupt aussehen kann. Unsere Unsicherheit und Zweifel waren noch nie größer als jetzt!

Und doch ist auch Fortschritt erkennbar:

Mein Job ist gekündigt, Mitarbeiter und Kollegen sind informiert und das Arbeitsamt weiß auch Bescheid. Manu ist schon im Sabbatical und hat dadurch mehr Zeit für den Corona Homeschooling Alltag und die Bedürfnisse unserer Kinder, denen diese außergewöhnliche Corona-Zeit auch schwer fällt (auch wenn sie etwas länger schlafen dürfen, weil der Schulweg wegfällt). 

Wir setzen mehr und mehr Häkchen auf unserer Vorbereitungsliste: Wir haben Verträge gekündigt (unglaublich, wie viele Abos sich im Laufe der Zeit ansammeln), neue Reisepässe erhalten, die Ebook Reader eingerichtet, unser Technik Equipment trudelt nach und nach ein, die Reiseapotheke wächst, wird reduziert und wieder erweitert, die letzten Arzt-Check-ups werden vereinbart und unsere Meerschweinchen haben eine liebevolle Pflegefamilie gefunden, zu der sie im Frühling umziehen. 

Manu sammelt zudem mit diversen Fortbildungen noch neues Yoga-Know-How (und erweitert damit unser mentales Equipment), wir haben großartige Wanderrucksäcke entdeckt, um mehrtägige Touren machen zu können und diese auf unsere Deuter-Wunschliste geschrieben. Außerdem haben wir tolle gebrauchte Bikes erstanden, die immer dann zum Einsatz kommen werden, wenn unser 4,9t Wohnmobil stehen bleibt. 

Die Aufzählung aller Aspekte würde jetzt den Rahmen sprengen und doch gibt es einen, der Manu und mich besonders berührt: Basti und Tara planen immer mehr mit, sie stellen viele Fragen, helfen bei der Suche nach Zwischenmietern und sie überlegen sich häufiger: Welche Dinge (Bücher, Fotos von Freunden, Tagebücher, Lieblingsmusik, Lieblingsstifte, Lieblingsspiele, Lieblingslern-Sachen (räusper) sind mir wirklich wichtig, so dass ich sie unbedingt ins Wohnmobil mitnehmen möchte?

Wir freuen uns auf unsere große Reise und sind davon überzeugt, dass wir, trotz pandemiebedingter Umstände, viel entdecken werden, eine unvergessliche Zeit miteinander verleben, unglaubliche Erfahrungen machen und bereichernde Begegnungen mit vielen interessanten Menschen haben werden.

Sind wir deshalb unvorsichtig und naiv oder optimistisch und mutig?

Mutig zu sein, bedeutet für uns nicht, dass wir keine Angst, keine Unsicherheit empfinden. Mutig zu sein bedeutet für uns, dass unser Wille, diese Reise zu unternehmen stärker ist als die Angst. Und wir sind uns sehr sicher: 

Unsere Reise wird – bei aller Vorsicht – im Mai starten. Und Euch nehmen wir mit!