Tag

Vanlifeeurope

Browsing

Noch eine Kurve, nichts zu sehen. Und dann noch eine. Immer noch nichts. Der Blick auf eines der schönsten Gebirge in Europa lässt auf sich warten. Wir fahren auf der A8 in Nordspanien in Richtung Westen. Wir haben Bilbao und Santander hinter uns gelassen, sind umringt von bewaldeten Bergen, hügeligen Wiesenflächen und einer ordentlichen Portion Industrie. Dann taucht am Horizont ein Gebirge auf. Hohe, karge Bergspitzen, mächtig anmutend, Respekt einflößend. Das sind sie: Die Picos de Europa.

Hier siehst Du RutadelCares PicosdeEuropa 4malHorizont Wanderlust Vanlife VanlifeEurope VanlifeGermany HikingPicos Hiking Wandern WanderinSpanien HikingSpain WandernmitKindern HikingwithKids

Kurz hinter San Vicente de la Barbera verlassen wir die Autobahn und biegen auf die N-621 ab. Es wird kurviger und noch bergiger. Kurz darauf verlassen wir auch diese Regionalstraße und fahren auf der kleinen Landstraße AS-114 in Richtung Panes. Ab jetzt ist der Rio Cares unser ständiger Begleiter. Dieser 54 Kilometer lange Fluss entspringt bei Posada de Valdeon auf 1.600 Metern Höhe und überbrückt bis zur Mündung in den Rio Deva einen Höhenunterschied von über 1.570 Meter. Die nächsten Tage werden wir ausschließlich in der Nähe des Rio Cares verbringen. Denn auch bei der von uns geplanten Wanderung, der Routa del Cares, ist dieser Fluss und der von ihm geformte Canyon der Hauptdarsteller.

Anfahrt in die Picos de Europa entlang des Rio Cares

Am 17. September erreichen wir gegen 14 Uhr Las Arenas, unsere Ausgangsbasis für die nächsten Tage. Wir checken beim hiesigen Campingplatz etwas außerhalb des Ortes ein, da wir zunächst geplant haben, unser fahrbares Zuhause während der Wanderung am nächsten Tag hier zu parken. 
Den Rest des Tages verbringen wir mit der Vorbereitung der Wanderung, Packen die Rucksäcke, backen ein Sauerteigbrot als Proviant und orientieren uns in Las Arenas. Dieses Dorf mit ca. 880 Einwohnern ist für viele Touristen das Tor zu den Picos. Daher prägen Restaurants, Hotels und Bars das Stadtbild. Bei eben dieser Orientierung entdecken wir einen netten Parkplatz auf einer Wiese am Ortsausgang, von wo zufälligerweise auch unser Bus zum Ausgangspunkt der Wanderung am kommenden Morgen abfährt. Also entschließen wir uns, am nächsten Morgen den Campingplatz zu verlassen und „umzuziehen“. 

Der Wecker klingelt um 06:30 Uhr. Draußen ist es noch stockdunkel. Wir quälen uns aus den Betten, frühstücken und machen alles fahrfertig. Noch etwas Wasser auffüllen, dann fahren wir die kurze Strecke zum Parkplatz auf der anderen Seite von Las Arenas. Von hier aus geht es für uns mit dem Bus weiter, der von der Nationalpark-Verwaltung eigens für Touristen eingerichtet wurde. 
Der Bus verkehrt während der Sommersaison, also in der Zeit zwischen dem 19. Juni und dem 31. Oktober, zwischen Las Arenas und dem sehr hoch gelegenen Bergdorf Sotres und fährt stündlich. Ein wichtiger Grund für die Einrichtung dieser Busverbindung ist sicherlich auch, um das Verkehrsaufkommen auf den schmalen und teils sehr steilen Bergstraßen so gering wie möglich zu halten. Unterwegs stoppt der große Reisebus unter anderem auch in Poncebos, dem Ausgangspunkt einiger Wanderungen in diesem Teil der Picos.

Um 09:30 Uhr verlassen wir den immer noch im Schatten liegenden Busparkplatz von Poncebos und machen uns auf den Weg zur Ruta de Cares. Sobald wir die asphaltierte Straße verlassen und auf einen Schotterweg abbiegen, geht es steil bergauf. Mit mehreren Windungen gilt es zunächst ca. 200 Höhenmeter auf einer steilen Passage zu überwinden, bevor der Weg dann abflacht und seicht bergauf verläuft. Schon hier ist der Ausblick auf den immer tiefer links unter uns verlaufenden Rio Cares spektakulär. Das immer noch weite Tal erlaubt einen guten Blick auf die umliegenden Felswände und die Schreie der am Himmel kreisenden Adler verleihen der Szenerie etwas Majestätisches. Mittlerweile steht die Sonne höher am Himmel und wir haben den schattigen Part hinter uns gelassen…

Hier siehst Du RutadelCares PicosdeEuropa 4malHorizont Wanderlust Vanlife VanlifeEurope VanlifeGermany HikingPicos Hiking Wandern WanderinSpanien HikingSpain WandernmitKindern HikingwithKids
Start der Wanderung in Poncebos

Hinter einer der nächsten Kuppen erwartet uns ein Ausblick auf den Teil der Ruta de Cares, welche diese Wanderung so berühmt und beliebt gemacht hat: Steil abfallende Felswände, die nun immer enger zusammenwachsen und das ehemals breite Tal zu einem engen Canyon werden lassen. Und weitere 30 Minuten später wandern wir über den aus dem Fels ausgeschlagenen Pfad. Über, unter und rechts von uns der gehauene Fels. Links geht es über 100 Meter steil runter bis zum Rio Cares. Geländer Fehlanzeige.
Da es mittlerweile schon Mittagszeit ist, kommen uns immer mehr Menschen entgegen, die am Morgen aus Cain, unserem heutigen Tagesziel gestartet sind, entgegen. Dabei kommt es zu interessanten Situationen, da sich fast alle Wanderer an der Innenseite der Felswand halten. Niemand möchte nach Außen zum Abgrund. Und doch muss immer jemand nachgeben…

Spannend ist, dass diese tiefe Schlucht nicht nur das Werk der natürlichen Kraft des Wassers des Flusses Cares ist, sondern auch das Ergebnis einer Ingenieursarbeit aus den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts. Die gesamte Wanderung verläuft nämlich immer neben, ober oder unterhalb eines ebenfalls in den Fels gehauenen und zum Teil betonierten Kanals, der gebaut wurde, um das Wasser aus den Bergen zum Wasserkraftwerk Poncebos zu befördern.  Es muss schon ein unglaublicher Kraftakt gewesen sein, diese Wasserstraße zu errichten.

Mehrmals ist nun der Fluss auf Metallbrücken zu überqueren und die Sonne kommt nur noch selten bis in den schmal und tief eingeschnittenen Canyon. Nun sind auch enge Tunnel und Höhlen zu durchqueren, bevor  wir das kleine Bergdorf Cain erreichen. Direkt vor dem Ortseingang setzen wir uns ans Ufer des Cares, kühlen unsere müden Füße im eiskalten Wasser und verzehren unser Vesper.

Im Ort selbst ist alles auf die zahlreichen Wanderer der Ruta del Cares ausgerichtet: Restaurants, Cafés, Hotels und Souvenirläden wohin man blickt. Und doch herrscht eine sehr entspannte Atmosphäre, als wir die Dorfstraße entlang schlendern, immer das Rauschen des Cares im Ohr. 
Wir gönnen uns noch etwas Süßes und einen Cappucino, dann machen wir uns auf den ebenfalls 11 Kilometer langen Rückweg, der aufgrund des komplett veränderten Stands der Sonne komplett andere Ausblicke und Eindrücke beschert. Es ist bereits kurz nach 18 Uhr, als wir nach Poncebos zurückkommen. Unser Bus ist gerade weg, daher vertreiben wir uns die Zeit bei einem kühlen Getränk und lassen die zurückliegenden Eindrücke wirken. 

Es war ganz schön was los heute, es ist eine beliebte Wanderung, selbst jetzt noch in der zweiten Septemberhälfte. Wer die Einsamkeit sucht, ist auf der Routa del Cares falsch. Allerdings ist absolut verständlich, warum sich so viele Menschen für diese Tour entscheiden. Die Felsformationen des Canyons, die engen Tunnel und Höhlen, der wild rauschende Fluss unterhalb und nicht zuletzt der abwechslungsreiche und schwindelerregende Weg machen diese Wanderung zu einem einzigartigen Erlebnis.

English Version: On the Edge – Hiking in Picos de Europa

Another curve, nothing to see. And then another. Still nothing. The view of one of the most beautiful mountains in Europe is a long time coming. We are driving west on the A8 in northern Spain. We’ve left Bilbao and Santander behind us, surrounded by forested mountains, rolling meadows and a fair amount of industry. Then a mountain range appears on the horizon in the middle. High, barren mountain peaks, mighty-looking, commanding respect. That’s them: The Picos de Europa.

Shortly after San Vicente de la Barbera we leave the highway and turn onto the N-621. It gets curvier and even more mountainous. Shortly after, we also leave this regional road and drive on the small country road AS-114 in the direction of Panes. From now on, the Rio Cares is our constant companion. This 54 kilometer long river rises at Posada de Valdeon at an altitude of 1,600 meters and bridges a difference in altitude of over 1,570 meters until it flows into the Rio Deva. The next days we will spend exclusively near the Rio Cares. This is because this river and the canyon formed by it are also the main protagonists of the hike we have planned, the Routa del Cares.

On September 17 we arrive at Las Arenas, our starting point for the next days, at about 2 pm. We check in at the local campground just outside of town, as we initially planned to park our mobile home here during the next day’s hike.
We spend the rest of the day preparing for the hike, packing our backpacks, baking a sourdough bread for provisions, and getting our bearings in Las Arenas. This village with about 880 inhabitants is the gateway to the Picos for many tourists. Therefore, restaurants, hotels and bars dominate the townscape. During this orientation we discover a nice parking lot on a meadow at the end of the village, from where coincidentally also our bus leaves for the starting point of the hike the next morning. So we decide to leave the campsite the next morning and „move“.

The alarm clock rings at 06:30. Outside it is still pitch dark. We struggle out of bed, have breakfast and get everything ready to go. Fill up some water, then we drive the short distance to the parking lot on the other side of Las Arenas. From here we continue by bus, which has been set up by the national park administration especially for tourists.
The bus runs during the summer season, i.e. between June 19 and October 31, between Las Arenas and the very high mountain village of Sotres and leaves every hour. An important reason for the establishment of this bus connection is certainly also to keep the traffic volume on the narrow and partly very steep mountain roads as low as possible. On the way, the big coach stops among other places in Poncebos, the starting point of some hikes in this part of the Picos.

At 09:30 we leave the bus parking lot of Poncebos, which is still in the shade, and make our way to the Ruta de Cares. As soon as we leave the asphalt road and turn onto a gravel path, we start climbing steeply. With several twists and turns, we first have to overcome about 200 meters of altitude on a steep passage, before the path then flattens out and runs gently uphill. Even here, the view of the Rio Cares, which runs deeper and deeper to the left below us, is spectacular. The still wide valley allows a good view of the surrounding rock faces and the cries of the eagles circling in the sky give the scenery something majestic. Meanwhile the sun is higher in the sky and we have left the shady part behind us…

Behind one of the next hilltops, a view of the part of the Ruta de Cares that made this hike so famous and popular awaits us: steep rock faces that now grow closer and closer together, turning the formerly wide valley into a narrow canyon. And another 30 minutes later we hike along the path cut out of the rock. Above, below and to the right of us the hewn rock. To the left it goes steeply down more than 100 meters to the Rio Cares. There is no railing.
Since it is meanwhile already noon time, more and more humans, who started in the morning from Cain, our today’s daily goal, come against us. Thereby it comes to interesting situations, because almost all hikers keep to the inside of the rock face. Nobody wants to go outside to the abyss. And yet, someone always has to give way….

What is exciting is that this deep gorge is not only the work of the natural power of the water of the river Cares, but also the result of an engineering work from the early years of the 20th century. In fact, the entire hike always runs next to, above or below a canal, also carved into the rock and partially concreted, that was built to carry the water from the mountains to the Poncebos hydroelectric plant. It must have been an incredible feat to build this waterway.

Several times now the river has to be crossed on metal bridges and the sun rarely reaches the narrow and deeply cut canyon. Now there are also narrow tunnels and caves to cross before we reach the small mountain village of Cain. Just before entering the village we sit down on the bank of the Cares, cool our tired feet in the ice-cold water and consume our snack.
In the village itself, everything is geared to the numerous hikers of the Ruta del Cares: Restaurants, cafes, hotels and souvenir stores everywhere you look. And yet there is a very relaxed atmosphere as we stroll along the village street, always with the sound of the Cares in our ears.
We treat ourselves to something sweet and a cappucino, then we set off on the 11-kilometer-long way back, which, due to the completely changed position of the sun, provides completely different views and impressions. It is already shortly after 6 p.m. when we return to Poncebos. Our bus has just left, so we pass the time with a cool drink and let the past impressions work.

It was quite busy today, it is a popular hike, even now in the second half of September. If you are looking for solitude, you are wrong on the Routa del Cares. However, it is absolutely understandable why so many people choose this tour. The rock formations of the canyon, the wild rushing river below and last but not least the varied and dizzying path make the hike a unique experience.

Und wie sehen dann eure Tage so aus? Diese Frage hören wir öfter, und es ist in der Tat anders als alles, was wir bisher kannten. Dieser Artikel gibt einen kleinen Einblick in unseren Reisealltag auf knapp 8qm plus Heckgarage. Wie ist es, wenn man als vierköpfige Familie mit zwei Kindern im Schulalter und einer kürzlich dazu gestoßenen quirligen Fellnase sein Vollzeit-Zuhause in einen 5t schweren Fast-Oldtimer verlagert? Das Reiseleben bringt mich immer wieder zu einem bestimmten Zitat:

Wenn du an einen neuen Ort gelangst, warte. Es braucht Zeit, bis die Seele nachkommt.“

Weisheit nomadischer Urvölker

Dieses Zitat begleitet mich in einem umgangssprachlichen Bild schon seit meiner Kindheit: Dass „Indianer“ beim Reiten immer wieder Pausen eingelegt haben, damit die Seele Zeit hat nachzukommen… Wer mir das einmal erzählt hat, weiß ich leider nicht mehr. Aber für mich ist es seither wie eine kleine Erkenntnis, warum ich, wenn ich an neuen Orten ankomme, nicht sofort voll und ganz da bin, sondern eher das Gefühl habe, irgendwie „neben mir zu stehen“.

Oft brauche ich mehrere Tage um „anzukommen“, was bei einem zweiwöchigen Urlaub ja durchaus hinderlich sein kann, weil man „ankommt“, wenn man fast schon wieder abfährt… Sind wir manchmal sogar in dem Maße in Bewegung, dass die Seele überhaupt nicht nachkommt? Die Weisheit besagt, dass wir bei schnellerem Reisetempo als die natürliche Schrittgeschwindigkeit ohne die Seele an fremden Orten sind und sie erst wiederfinden, wenn wir nach Hause zurückkehren… Wie ist es aber dann, wenn das eigene Zuhause an die fremden Orte mitreist? 

Wie ist es also wirklich? Das Leben im „Tinyhouse on wheels“?

Grundsätzlich ist es vor allem eins: Viel, viel mehr in Verbindung mit der Natur. Lebt man im Van oder Camper, ist man automatisch auch viel mehr draußen. Und natürlich spürt man jegliche Wetterlage deutlich intensiver als in einem großen Haus. Und auch das Tageslicht spielt eine größere Rolle.  So freuen wir uns über jeden regenfreien Morgen, an dem wir aufstehen, um den Tag mit einer morgendlichen kleinen Yoga Session starten zu können und trockenen Fußes die erste Morgenrunde mit Djella drehen zu können. Es ist unglaublich, wie man bei stabiler Wetterlage zum Frühaufsteher werden kann, um die Morgenröte zu beobachten, und die Ruhe vor dem „Sturm“ des Tages zu genießen. Hingegen nutzen wir an dunklen Winter-Abenden  oft die Chance ein Feuer zu machen, sofern es sicher und möglich ist, denn Abende am Lagerfeuer wärmen uns äußerlich und innerlich. 

Inzwischen zeigt sich, dass unser Alltag unterwegs sich ganz gut in vier Varianten einteilen lässt: Fahrtag, Aktivitätstage, Organisationstage und Erholungstage (letztere sind demnach das Pendant zum Wochenende):

An Fahrtagen geht es morgens recht früh los, nachdem wir am Abend davor gemeinsam besprochen haben, wie unser Fahrtag laufen soll. Unser KAZYmir ist idealerweise schon abfahrbereit,  die Klamotten für den Tag waren gerichtet, so dass Aufstehen, Anziehen und ein kleines Frühstück wirklich in einer Stunde erledigt sind. Dann teilen wir die Aufgaben unter uns auf: Einer* prüft, ob die letzten Dinge verstaut sind und die Schränke für die Fahrt verschlossen sind, ob die Reisepapiere und die GoPro und unsere Handys in der Fahrerkabine bereit liegen, während ein Anderer* mit unserem vierbeinigen Familienmitglied noch eine Runde dreht und die Kinder ihre Lernmaterialien für die mehrstündige Fahrt bereit legen. Nicht, dass das Material wirklich mehrere Stunden benutzt würde – natürlich liegen dann auch die aktuellen Lieblingstaschenbücher, Hörbücher, Malpapier und ähnliches in greifbarer Nähe. Nachdem wir von unserem Übernachtungsplatz abgefahren sind, gibt es meist noch etwas rund um Van und Haushalt zu organisieren. Müssen wir Wasser auffüllen? Wasser ablassen? Den Müll entsorgen? Unseren Wassertank auffüllen? Noch Gemüse einkaufen? Kommen wir an einem Supermarkt vorbei und müssen weitere Lebensmittelvoräte auffüllen? Langt die Füllung unserer Gasflasche noch für’s Kochen, Heizen in den kommenden Tagen? 

Es gibt lange und kurze Fahrtage… allerdings ist es inzwischen so, dass mit unserem KAZYMIr auch ursprünglich kürzere Distanzen länger dauern. Weil unser Iveco Wohnmobil einfach nicht so schnell ist, wir diverse organisatorische Stopps einbauen müssen, weil viel Verkehr ist oder die Straßen herausfordernd sind, wir selten Autobahn fahren, weil eine kurvige Fahrt auf den Magen schlägt, wir manchmal falsch abbiegen oder eben mit unseren 5t-Gefährt eine andere Strecke suchen müssen… So kommen wir auf einen Fahrdurchschnitt von ca. 200km. 

An besonders langen Fahrtagen, an denen wir richtig Strecke machen wollen, schaffen wir bis zu 400km – das passiert aber eher selten. Das klingt nach so wenig, wenn ich mir überlege, dass mein tägliches Pendeln zu meiner Schule an jedem Arbeitstag auch vorneweg knapp 80km beinhaltet hat! 

Und doch ist es hier in diesem „anderen“ Leben ein ausgefüllter Tag… denn, wenn wir ankommen an jenem neuen Ort, dann gilt es noch einen Übernachtungsplatz zu finden und Kontakt zu Anwohnern aufnehmen, um herauszufinden, ob es in Ordnung geht, wenn wir auf ihrem Restaurantparkplatz oder ähnlichen parken. KAZYmir wird in Standmodus gebracht, die Sicherungen der Schränke gelöst, unsere mitreisenden Pflänzchen dürfen wieder auf den Tisch zurück und die lokale Anbindung an WIFI wird ermittelt. Räder werden abgeschnallt und die Kinder gehen auf Entdeckungstour.  Nach einer ersten Orientierungsrunde ist es dann meist Zeit den Herd anzufeuern und etwas Warmes zu kochen. Und so krabbeln wir abends in unsere Betten, müde aber froh, angekommen zu sein…

Nun wechseln sich Tage mit Ganztagesaktivitäten, Unternehmungen, die nur ein paar Stunden dauern und Tagen, an denen wir einfach mal „nur“ am Platz bleiben, ab. 

Jetzt ist Zeit für Aktivitäten, aber auch die Organisation des Alltags wie sie jeder von Zuhause kennt…  Wäsche waschen, sobald wir auf einem Campingplatz mit der nötigen Ausstattung sind, Einkaufen, Emails schreiben, Schrankfächer durchsortieren, Fotos sichern und sortieren, Backup der Rechner durchführen, Akkus laden, aufräumen und ausmisten, und mindestens gefühlt 10x am Tag den Sand aus dem Eingangsbereich fegen. 

Hinzu kommen Reparaturen an unserem Outdoor Equipment, denn in unserer Heckgarage warten große Trekkingrucksäcke auf Wanderungen, Radtaschen auf die nächste Bikepacking Tour, aufblasbares SUP und Kajak auf die nächste Paddeltour, Skateboard und Longboards auf geeignete Straßen und Bodenbeläge… die beiden Surfbretter auf dem Dach, die uns manches mitleidige Lächeln auf unserem Weg durch den Balkan eingebracht haben, konnten wir sogar auch schon einmal einsetzen. 

Ein wesentlicher Punkt, neben dem Entdecken und Erkunden der Orte, bildet im Reisealltag ein Zeitfenster, dass wir „Lernzeit“ nennen, in dem Basti und Tara offiziell lernen. Obwohl wir natürlich wissen, dass sie auf so einer Reise eigentlich IMMER lernen. Dennoch ist es uns wichtig, mindestens an 4 Tagen pro Woche eine Lernzeit einzuplanen. Manchmal klappt sogar ein Zoom Call mit den MitschülerInnen und/ oder LehrerInnen in Deutschland, was die beiden jedes Mal sehr freut. 

Ja, die Lernzeit der Kinder. Ist kein einfaches Thema, mal klappt es besser, mal klappt es schlechter. Es gibt Tage, da begleiten wir das Lernen, indem wir die ganze Zeit als Ansprechpartner neben Ihnen sitzen oder mit Erklärungen zur Seite stehen, an anderen Tagen wiederum können sie komplett selbständig an ihren Projekten arbeiten. Wenn du mehr darüber erfahren willst, klicke auf den Artikel „Lernen auf Reisen – zwischen Freilernen, Worldschooling und Hausaufgaben“. 

Und so versuchen wir unsere „Stand-Tage“ in einer Art und Weise zu organisieren, dass wir nach dem Frühstück arbeiten (für unseren Blog schreiben, lernen, Sehenswürdigkeiten und Infos zur Umgebung recherchieren, Yogastunden planen…). Spätestens nach einem Imbiss in der Mittagszeit kribbeln unsere Füße so, dass wir spätestens dann raus müssen. Eine kleine Radtour in der Umgebung, eine Wanderung, eine Paddeltour, Schwimmen gehen, ausgedehnte Spaziergänge oder auch ein kulinarisches Highlight vorbereiten… 

Nicht zu vergessen, dass Wäsche waschen (öfter auch in Form von Handwäsche), Abspülen, und Co einfach zeitaufwändiger sind, als Zuhause, da die Maschinen nicht einfach so nebenher laufen, während man bereits etwas anderes macht. Und das Aufräumen an sich, so spießig es klingen mag, ist auch kein unbedeutender Zeitfaktor, denn bei unserem begrenztem Wohnraum ist jeder Quadratmeter wichtig und liegengelassene Gegenstände führen einfach zu schnell zu schlechter Laune. 

Und wo verbringt ihr die Nächte? Freistehend oder auf Campingplätzen?

Wir genießen die Möglichkeit frei stehen zu können sehr, erfahrungsgemäß sind die Kontakte die dadurch mit Anwohnern und anderen (Langzeit-)Reisenden entstehen, oftmals intensiver, als wenn man als anonymer „Tourist“ auf einem Campingplatz steht. In Ländern wie Albanien und Griechenland wird das Freistehen, insbesondere in der Nebensaison und abseits der üblichen touristischen Hotspots weitgehend toleriert. Ärgerlich ist es allerdings, wenn „Vanlifer“ beim Freistehen die Ressourcen vor Ort nicht wertschätzen oder Müll zurück lassen, wie wir leider immer wieder beobachten. Es ist wirklich nur ein kleiner Schritt, in der Landessprache die Menschen in der Umgebung anzusprechen, ob man an diesem oder jenem Ort für eine Nacht stehen kann. Wir haben bisher jedes Mal nur freundliche „Daumen hoch“ Signale erhalten. Auch  versuchen wir jedes Mal den Platz, an dem wir waren, sauberer zu hinterlassen, als wir ihn bei Ankunft angetroffen haben. Auch das ist ein kleiner Beitrag, den jeder leisten kann. In manchen Regionen, die ein gravierendes Müllproblem haben, kann es manchmal schwierig sein, die korrekte Entsorgung zu finden, und dennoch versuchen wir immer wieder Clean-ups mit einzubeziehen.

Immer wieder entdecken wir Stellplätze mitten in der Natur, die das Übernachten zum Erlebnis werden lassen

Wie ist es an Regentagen? 

Regentage haben nochmal eine ganz eigene Dynamik und Qualität. Zugegebenermaßen ist an diesen Tagen das Konfliktpotenzial am größten, denn „sich aus dem Weg gehen“ ist nicht…
Regentage bieten aber auch Zeit zum Sortieren und Reflektieren. Taras Herbarium füllt sich an solchen Tagen mit all den längst getrockneten gepressten Fundstücken der Flora, die wir bereits durchquert haben. An Regentagen mit guter Wlan Verbindung ist auch viel Zeit, um Freunde Zuhause wieder einmal anzurufen. Außerdem werden Brettspiele und Familienfilme aktiviert, an besonders langwierigen Regentagen sind hier EXIT Spiele sehr beliebt. 

Und dann?

Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen.“

Astrid Lindgren

English Version:

And what do your days look like? We hear this question more often, and it is indeed different from anything we have known before. In this article there is a small insight into our travel everyday life on just 8sqm plus rear garage. So what’s it like to be a family of four, with two school-aged kids and a recently added lively furry bunny, to relocate your full-time home to a 5t almost-old-timer? Travel life always brings me back to a certain quote:

When you get to a new place, wait. It takes time for the soul to follow.“

Wisdom of nomadic people

Often I usually need several days to „arrive“ and be fully there, which can be quite a hindrance on a two-week vacation, after all, because you „arrive“ when you’re almost leaving again… Are we sometimes even on the move to the extent that the soul doesn’t follow at all? Wisdom says that if we keep our natural human travel speed – walking speed – we arrive at foreign places without it and find our soul only when we return home… But how is it then, when one’s own home travels along to the foreign places? 

So what is it really like? Life in the „Tinyhouse on wheels

Basically, it’s one thing above all: much, much more in touch with nature. If you live in a van or camper, you are automatically outside much more. And of course you feel any weather conditions much more intensively than in a large house. And daylight also plays a greater role.  So we are happy about every rain-free morning when we get up to start the day with a little morning yoga session and to be able to do the first morning round with Djella on dry feet. It’s amazing how when the weather is stable, you can become an early riser to watch the dawn, and enjoy the calm before the „storm“ of the day. On the other hand, on dark winter evenings we often take the chance to build a fire, if it is safe and possible, because evenings around the campfire warm us externally and internally.

In the meantime, it turns out that our everyday life on the road can be divided quite well into four variants: Driving days, activity days, organization days and recreation days (the latter are thus the equivalent of the weekend):

On driving days we start quite early in the morning, after we have discussed together the night before how our driving day should run. Our KAZYmir is ideally already ready to go, the clothes for the day were arranged, so that getting up, getting dressed and a small breakfast are really done in an hour. Then we divide the tasks among us: One* checks if the last things are stowed and the cupboards are locked for the trip, if the travel documents and the GoPro and our cell phones are ready in the driver’s cabin, while another* takes our four-legged family member for another spin and the kids get their learning materials ready for the several-hour drive. Not that the material would really be used for several hours – of course, the current favorite paperbacks, audio books, coloring paper and the like are then within reach. After we leave our overnight spot, there’s usually something to organize around the van and household. Do we need to fill up with water? Drain water? Dispose of the garbage? Fill up our water tank? Buy some more vegetables? Will we pass a supermarket and need to fill up more food supplies? Will we have enough gas left for cooking and heating in the coming days? 

There are long and short driving days… however, it is now the case that with our KAZYMIr even originally shorter distances take longer. Because our Iveco motorhome is just not that fast, we have to include various organizational stops because there is a lot of traffic or the roads are challenging, we rarely drive on the highway because a curvy ride hits the stomach, we sometimes take a wrong turn or just have to look for another route with our 5t vehicle… So we come to a driving average of about 200km. 

On particularly long driving days when we want to really stretch it, we manage up to 400km – but that happens rather rarely. That sounds like so little when I consider that my daily commute to my school each workday also included just under 80km up front! 

And yet, here in this „other“ life, it is a full day… because, when we then arrive at that new place, there is still a place to stay to find, contact residents to find out if it is okay if we park in their restaurant parking lot or similar. KAZYmir is put into stand mode, the lockers‘ fuses are loosened, our fellow travelers are allowed back on the table, and the local connection to WIFI is determined. Wheels are unstrapped and the kids go exploring.  After a first round of orientation, it’s usually time to fire up the stove and cook something warm. And so we crawl into our beds in the evening, tired but happy to have arrived…

Once we arrive at a new place, we alternate days with all-day activities, ventures that last only a few hours, and days when we just „stay“ at the place. 

Then it’s time for activities, but also the organization of everyday life as everyone knows it from home… Doing laundry as soon as we are at a campsite with the necessary equipment, shopping, writing emails, sorting through closet compartments, backing up and sorting photos, backing up computers, charging batteries, tidying up and cleaning out, and sweeping the sand out of the entrance area at least felt 10 times a day.

In addition, there are repairs to our outdoor equipment, because in our rear garage large trekking backpacks are waiting for hikes, bike bags for the next bikepacking tour, inflatable SUP and kayak for the next paddling tour, skateboard and longboards for suitable roads and surfaces… we have even been able to use the two surfboards on the roof, which have brought us many a pitying smile on our way through the Balkans. 

An essential point, besides discovering and exploring the places, is a time window in the daily travel routine that we call „learning time“, in which Basti and Tara officially learn. Although, of course, we know that they are actually ALWAYS learning on a trip like this. Nevertheless, it is important for us to schedule a learning time at least 4 days a week. Sometimes even a Zoom Call with their classmates and/or teachers in Germany works out, which makes them very happy every time. 

Yes, the learning time of the children. It’s not an easy topic, sometimes it works better, sometimes it works worse. There are days when we accompany the learning by sitting next to you the whole time as a contact person or by helping with explanations, on other days they can work completely independently on their projects. If you want to learn more about this, click on the article „Learning on the road – between free learning, worldschooling and homework“. 

And so we try to organize our „parking days“ in a way that we work after breakfast (writing for our blog, studying, researching sights and info about the surroundings, planning yoga classes…). At the latest after a snack at lunchtime our feet are tingling so that we have to get out at the latest. A small bike tour in the area, a hike, a paddle tour, go swimming, extended walks or even prepare a culinary highlight…

Not to mention that washing clothes (more often in the form of hand washing), doing the dishes, and so on are simply more time-consuming than at home, since the machines don’t just run alongside while you’re already doing something else. And tidying up in itself, as stuffy as it may sound, is also not an insignificant time factor, because with our limited living space, every square meter is important and items left lying around simply lead to bad moods too quickly. 

And where do you spend the nights? Standalone or at campsites?

We enjoy the possibility of being able to park freely very much, experience shows that the contacts that arise from this with local residents and other (long-term) travelers are often more intense than when you stand as an anonymous „tourist“ on a campsite. In countries like Albania and Greece, free-standing is largely tolerated, especially in the off-season and away from the usual tourist hotspots. What is annoying, however, is when „vanlifers“ don’t value local resources when freestanding or leave trash behind, as we unfortunately observe time and again. It is really only a small step to ask the people in the area in the local language if you can stand at this or that place for a night. So far, we have received only friendly „thumbs up“ signals every time. Also, every time we try to leave the place we were at cleaner than we found it when we arrived. This is also a small contribution that everyone can make. In some regions that have a serious trash problem, it can sometimes be difficult to find the proper disposal, and yet we always try to include clean-ups.

What about rainy days?

Rainy days have their own dynamics and quality. Admittedly, the potential for conflict is greatest on these days, because „getting out of the way“ is not possible…
On the other hand, rainy days offer time for sorting and reflection. Tara’s herbarium fills up on such days with all the long-dried pressed finds of the flora we have already traversed. On rainy days with good wifi connections, there is also plenty of time to call friends back home once again. In addition, board games and family movies are activated, on particularly protracted rainy days EXIT games are very popular here.
 

What else?

And then you have to have time to just sit there and look around.“

Astrid Lindgren