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Hoher Atlas

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Klettern an roten Felswänden in der Gorge du Todra, in der Dades-Schlucht auf Hirtenwegen wandern, auf der Route der Kasbahs bis nach Ouzarzate fahren, durch das 1000-jährige Lehmdorf Ait Ben Haddou schlendern und schließlich einen Zwischenstopp im Zentrum des Safrans Taliouine einlegen, bevor es zurück an die Küste geht. Das ist sie, unsere fast 900 Kilometer lange Reise entlang der Südseite des Hohen Atlas Gebirges.

Unsere Route entlang der Südseite des Hohen Atlas (Karte: Google Maps)

1. Die Route der Kasbah

Nach drei unvergesslichen Tagen und Nächten in den Sanddünen der Sahara bei Merzouga fahren wir auf der Route der Kasbahs in westlicher Richtung. Kasbahs sind alte Festungen und waren für die früheren Karavanen Unterkunft, Ort der Zuflucht und des Handels. Immer wieder sind die rot leuchtenden, aus Lehm errichteten Gebäude auf beiden Seiten der N10  zu sehen. Zu unserer Rechten erheben sich majestätisch die teils über 4.000 Meter hohen Gipfel des Hohen Atlas. Zur Linken ist das Land größtenteils flach, leer und staubtrocken.

2. Tinghir 

Wir verlassen die N10 in Richtung der Kleinstadt Tinghir. Hier fällt unser Blick auf üppiges Grün. Der Palmenhain des Todra-Flusses leuchtet regelrecht inmitten der roten Hügel um uns herum, die immer höher werden. Auf dem zentralen Parkplatz stellen wir unseren Camper ab, geben dem sympathischen Parkwächter 2 Dirham – umgerechnet 20 Cent – und erkunden den wuseligen Markt. Hier kaufen wir frisches Obst und Gemüse, leckere Oliven und einige andere Grundnahrungsmittel. In einer etwas abgelegeneren Straße finden wir einen einzigartigen Gewürzladen. Hier steht Cumin, Muskat, Kardamom und Zimt auf unserer Einkaufsliste. Wir gelangen auf einen großen Platz. Überall qualmt und raucht es, es wird gegrillt und zahllose Tajines garen über glühender Holzkohle. Wir stärken uns mit einer Gemüse-Tajine (für ganze 4 Euro) und genießen es, das marokkanische Treiben zur Mittagszeit zu beobachten.

Dann geht es für uns weiter, denn unser Ziel heute ist ein kleiner Campingplatz, der etwas vor dem Eingang der Todra-Schlucht liegt. Erst gegen Abend erreichen wir den im Hinterhof eines kleinen Restaurants liegenden Platz, der einen direkten Zugang zu den Palmengärten bietet. Daher ist ein Spaziergang durch die idyllischen Palmengärten zu einer verfallenen Kasbah quasi Pflicht-Programm…
Dieser kleine Campingplatz ist nun unsere Basis, um am nächsten Tag die Zufahrtsmöglichkeit zur Schlucht und die verschiedenen Klettersektoren zunächst mit dem Fahrrad auszukundschaften. Auch müssen wir dringend Wasser auffüllen, bevor wir die nächsten Tage kletternd in der Schlucht verbringen.

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Wasser auffüllen in Marokko

Um auch in Marokko den Kauf unzähliger Plastikflaschen und Kanister zu vermeiden, ist der Einbau eines Wasserfilters in den Van oder ins Wohnmobil absolut zu empfehlen. Die Verfügbarkeit und auch die Qualität des öffentlich verfügbaren Trinkwassers ist in Marokko von Region zu Region allerdings sehr unterschiedlich. In den Bergen des Mittleren Atlas, des Hohen Atlas und auch des Anti Atlas gibt es oft Brunnen an den Straßen, an welchen Trinkwasser in guter bis sehr guter Qualität abgefüllt werden kann. Meist muss das Wasser in Behälter abgefüllt und so in den Wassertank des Campervans aufgefüllt werden, da der Anschluss eines Schlauches aufgrund der Lage des Brunnens, der Beschaffenheit des Ausflusses und des Wasserdrucks nicht oder nur schwer möglich ist. Daher empfiehlt es sich, für eine Reise durch Marokko den Wasserfilter im Wassersystem innerhalb des Wohnmobils einzubauen. Das Filtern erfolgt dann zwischen Wassertank und Wasserhahn. Vorsicht ist bei der Befüllung auf Campingplätzen in Palmenhainen geboten. Manchmal wird hier das Wasser des durch die Oase fließenden Flusses zur Befüllung des Vans angeboten, da das Leitungswasser für Marokkaner sehr teuer ist.
An der Küste ist das Wasser oft salzhaltig und auch nach dem Filtern wenig schmackhaft. In dieser Region finden sich auch wenige öffentliche Quellen, so dass man hier oft Campingplätze zum Auffüllen des Wassertanks aufsuchen muss und so manches Mal doch auf gekauftes Trinkwasser zurückgreifen muss.

3. Klettern in der Todra-Schlucht

Wer in Marokko nach Klettergebieten sucht, stößt unweigerlich auf die Gorge du Todra. Diese Schlucht ist mit fast 1.000 präparierten Sportkletterrouten das mit Abstand größte Klettergebiet des Landes. Und nicht nur Kletterer zieht es hierhin. Auch Tagestouristen, Wanderer und Outdoor-Liebhaber sind begeistert von den bis zu 300 Meter hohen, senkrecht in die Höhe ragenden, roten Kalkstein-Felswänden. Nachdem wir uns mit einem Kletterführer ausgestattet haben, geht es endlich los. Wir fahren zunächst mit unserem Wohnmobil durch die Schlucht und genießen dabei die gewaltige Kulisse der zu beiden Seiten komplett senkrecht aufragenden Felsen.

Einige Kilometer weiter parken wir direkt an der Straße und erkunden die familienfreundlichen Routen des hervorragend präparierten Klettersektors „Le Petit Gorge“. Hier verbringen wir einige Tage, klettern tagsüber und fahren gegen Abend auf einen Parkplatz direkt am Ausgang des Canyons mit Blick auf den engsten Abschnitt der Schlucht und des Klettersteigs „Via Ferrata“. Ab und zu treffen wir andere Kletterer, größtenteils aus Europa, die die für dieses Gebiet berühmten Mehrseillängen-Routen klettern. Diese sind bis zu 300 Meter und 12 Seillängen hoch und erfordern einen ganzen Tag für die Begehung. Doch soweit sind wir noch nicht…

4. Das Dades-Tal

Unser nächster Stopp ist das benachbarte Dades-Tal. Reinfahren. Parken. Wandern. Meinen Geburtstag feiern. Das ist der Plan. Der – wie so oft – mal wieder nicht ganz aufgeht. Denn Tara wird krank. Fast 40 Grad Fieber. Daher checken wir auf einem Campingplatz ein und Manu übernimmt die Krankenpflege mit Tee, Suppe und Wadenwickeln. Die Familienwanderung fällt aus, dafür mache ich eine 3,5-stündige Wanderung auf alten Hirtenpfaden zusammen mit Bastian. So können wir uns etwas austoben und Tara hat Ruhe. Als wir heimkommen, hat Manu es tatsächlich auch noch geschafft, einen Schoko-Bananenkuchen zu backen und abends gibt’s die bislang beste Tajine vom Campingplatz-Betreiber mit Lieferung direkt ins Wohnmobil. Ein sehr versöhnlicher Abschluss zu einem Tag, der ganz und gar nicht nach Plan verlief…

5. Ouarzazate und Ait Ben Haddou

Am nächsten Tag geht es Tara schon wieder etwas besser. Gut genug, dass wir uns dazu entscheiden, weiterzufahren. Auf der N10 nach Ouarzazate. Die Provinzhauptstadt beherbergt neben 80.000 Einwohnern auch die zwei wichtigsten marokanischen Filmstudios und wird daher manchmal auch liebevoll „Ouarlywood“ genannt. Hier nutzen wir eine der seltenen Gelegenheiten, einige Import-Lebensmittel aus Westeuropa wie zum Beispiel Hafermilch und Schokocreme im hiesigen Carrefour Market aufzufüllen.

Es ist schon 16:30 Uhr, als wir den Supermarkt verlassen. Weit kommen wir heute nicht mehr. Bei der Suche nach einem Übernachtungsplatz entscheiden wir uns spontan zu einem Abstecher nach Ait Ben Haddou. Bis zu dieser über 1.000 Jahre alten Stadt sind es nur ca. 40 Minuten Fahrt, also sollten wir es bis zum Sonnenuntergang gerade schaffen.
Pünktlich zur goldenen Stunde stellen wir unser Wohnmobil auf einem Parkplatz mit Blick auf die Stadt ab und machen noch einen Spaziergang durch die engen Gassen. Ja, sie kommt einem irgendwie bekannt vor. Kein Wunder, denn das von der UNESCO als Weltkulturerbe deklarierten Ait Ben Haddou diente bereits zahlreichen bekannten Filmen und Serien als Kulisse, darunter auch „Gladiator“ und „Game Of Thrones“. 

Als ich wenig später bei einem Minztee mit Manu auf der Dachterasse eines dieser alten Häuser sitze und der Sonne beim Untergehen zuschaue ist es wieder da, dieses Gefühl der Dankbarkeit, der Freiheit, der Zufriedenheit. Immer vermischt mit ein wenig Unglaube: Erleben wir das jetzt wirklich? Sind wir wirklich schon seit fast 1,5 Jahren unterwegs und nun an diesem traumhaften Ort angelangt?
Nach einer himmlisch ruhigen Nacht erkunden auch unsere Kinder am nächsten Vormittag diese magische Stadt. Auch sie werden von den verwinkelten Gassen, den vielen Mauern aus Lehm und dem bunten Treiben in ihren Bann gezogen. Zum Mittagessen gibt es frisch im Holzofen gebackenes Berberbrot mit Tomaten, Gurken, Avocado und Frischkäse, dann geht es weiter in Richtung Küste. 

6. Taliouine und der Safran

Nach einem weiteren kurvigen Fahrtag erreichen wir Taliouine. Diese Oase liegt an einem eher trockenen Flusstal auf immerhin noch 1.000 Metern Höhe. Hier in diesem Hochtal sind die Bedingungen für den Anbau von Safran optimal. Überall an der Hauptstraße sind Kooperativen zu finden, die das edle Gewürz herstellen und auch vertreiben. Bei einem Bummel die einzige Straße , also die Hauptstraße entlang, kaufen wir natürlich auch etwas Safran ein. Außerdem statten wir uns mit einer Tajine aus, für die wir ganze drei Euro bezahlen. Ab sofort steht der Gemüsezubereitung nach marokkanischer Art nichts mehr im Weg.

Die trockene Luft der Wüste und auch des Atlasgebirges setzen uns zunehmend zu. Das äußert sich mit Nasenbluten oder einfach einer dauerhaft trockenen Nase. Daher entschließen wir uns, einen Umweg ans Meer in Kauf zu nehmen, bevor wir uns mit dem Anti-Atlas das nächste Gebirge vornehmen. Bei Agadir erreichen wir die Küste und biegen direkt nach Süden ab. Schließlich landen wir in einem kleinen Fischerdorf, parken direkt auf einer Klippe oberhalb des wilden Atlantik, lernen tolle Menschen kennen und geraten in unseren ersten echten Sandsturm. All das und mehr erfährst Du in Teil 3 unseres Marokko-Reiseberichts.

English Version:

Climbing red rock walls in the „Gorge du Todra“, hiking shepherds‘ paths in the Dades Gorge, driving along the Route of the Kasbahs to Ouarzazate, strolling through the 1000-year-old clay village of Ait Ben Haddou, and finally stopping in Taliouine, the center of saffron before heading back to the coast. This is it, our journey along the southern side of the High Atlas Mountains.

1. The Route of „Kasbah“

After three unforgettable days and nights in the sand dunes of the Sahara Desert near Merzouga, we head west on the route of the Kasbahs. Kasbahs are old fortresses and were for the former caravans accommodation, place of refuge and trade. Again and again we see the red shining buildings made of clay on both sides of the National Road N10. To our right, the peaks of the High Atlas Mountains rise majestically, some of them over 4,000 meters high. To the left, the land is mostly flat, empty and dry as dust.

2. Tinghir

We leave the N10 in the direction of the small town of Tinghir. Here our gaze falls on lush greenery. The palm grove of the Todra River really shines amidst the red hills around us, which are getting higher and higher. We park our camper in the central parking lot, give the friendly parking attendant 2 dirhams – the equivalent of 20 cents – and explore the bustling market. Here we buy fresh fruits and vegetables, delicious olives and some other groceries. On a more secluded street, we find a unique spice store. Here cumin, nutmeg, cardamom and cinnamon are on our shopping list. We arrive at a large square. Everywhere is smoke from barbecues and countless Tajines cook over glowing charcoal. We fortify ourselves with a vegetable tajine (for a whole of 4 euros) and enjoy watching the Moroccan hustle and bustle at lunchtime. After that, we leave the city, because our goal today is a small camping site, which lies somewhat before the entrance of the Todra Canyon. It is not until evening that we reach the site, which is located in the backyard of a small restaurant and offers direct access to the palm gardens. Therefore, a walk through the idyllic palm gardens to a dilapidated Kasbah is an obligatory program…
This small campsite is now our base to explore the access to the gorge and the various climbing sectors first by bike. We also urgently need to fill up water before we spend the next days climbing in the canyon.

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To avoid buying countless plastic bottles and canisters in Morocco, too, the installation of a water filter in the van or camper is absolutely recommended. However, the availability and also the quality of the publicly available drinking water in Morocco varies greatly from region to region. In the mountains of the Middle Atlas, the High Atlas and also the Anti Atlas, there are often wells along the roads where drinking water of good to very good quality can be bottled. Most of the time the water has to be filled into containers and then into the water tank of the campervan, because the connection of a hose is not or only with difficulty possible due to the location of the well, the nature of the outflow and the water pressure. Therefore, for a trip through Morocco, it is recommended to install the water filter in the water system inside the campervan. The filtering is then done between the water tank and the tap. Caution is advised when filling at campsites in palm groves. Sometimes here the water of the river flowing through the oasis is offered to fill the van, because the tap water is very expensive for Moroccans.
On the coast, the water is often salty and not very tasty to drink, even after filtering. In this region, there are also very few public sources, so that you often have to go to campsites to fill up the water tank and also have to purchase drinking water sometimes

3. Climbing in Todra Canyon

Anyone looking for climbing areas in Morocco will inevitably come across the „Gorge du Todra“. With almost 1,000 prepared sport climbing routes, this canyon is by far the largest climbing area in the country. And it’s not just climbers who are drawn here. Day-trippers, hikers and outdoor enthusiasts are also thrilled by the red limestone rock faces that rise vertically up to 300 meters. After we have equipped ourselves with a climbing guide, we finally set off. We first drive through the gorge in our motorhome and enjoy the tremendous scenery of the rocks rising up completely vertically on both sides. A few kilometers further on, we park directly on the road and explore the family-friendly routes of the excellently prepared climbing sector „Le Petit Gorge“. Here we spend a few days, climbing during the day and towards evening we drive to a parking lot directly at the exit of the canyon with a view of the narrowest section and the via ferrata. From time to time we meet other climbers, mostly from Europe, who climb the multi-pitch routes famous for this area. These are up to 300 meters and 12 pitches high and require a whole day to climb. But we are not there yet…

4. Dades Valley

Our next stop is the neighboring Dades Valley. Drive in. Park. Hike. Celebrate my birthday. That´s the plan. Which – as so often – doesn’t quite work out. Because Tara gets sick. Fever at almost 40 degrees Celsius. Therefore, we check into a campsite and Manu takes over the nursing with tea, soup and calf wraps. The family hike is cancelled, instead I do a 3.5 hour hike on old shepherd paths together with my son Bastian. This way we can have some exercise and Tara has peace and quiet. When we get home, Manu has actually managed to bake a chocolate banana cake and in the evening we have the best tajine so far from the campsite operator with delivery directly to the camper. A very conciliatory conclusion to a day that did not go according to plan at all…

5. Ouarzazate & Ait Ben Haddou

The next day Tara is feeling a bit better. Good enough that we decide to drive on. On the N10 to Ouarzazate. The provincial capital is home to 80,000 inhabitants as well as the two most important Moroccan film studios and is therefore sometimes affectionately called „Ouarlywood“. Here we take one of the rare opportunities to stock up on some imported food from Western Europe, such as oat milk and chocolate cream, at the local Carrefour Market. It is already 4:30 p.m. when we leave the supermarket. We won’t get far today. While looking for a place to spend the night, we spontaneously decide to make a detour to Ait Ben Haddou. It’s only a 40-minute drive to this 1,000-year-old town, so we should just make it by sunset.
Just in time for the golden hour, we park our motorhome on a parking lot overlooking the city and take a walk through the narrow streets. Yes, it somehow looks familiar. No wonder, because Ait Ben Haddou, declared a World Heritage Site by UNESCO, has already served as a backdrop for numerous well-known films and TV series, including „Gladiator“ and „Game Of Thrones“.
A little later, as I sit with Manu on the roof terrace of one of these old houses over a mint tea and watch the sun go down, it is there again, this feeling of gratitude, of freedom, of contentment. Always mixed with a little disbelief: Are we really experiencing this now? Have we really been on the road for almost 1.5 years and now we have arrived at this dreamlike place?
After a heavenly quiet night, our children also explore this magical town the next morning. They too are captivated by the winding alleys, the many walls made of clay and the colorful hustle and bustle. For lunch we have Berber Bread freshly baked in a wood-fired oven with tomatoes, cucumbers, avocado and cream cheese, then we continue towards the coast.

6. Taliouine & the Safran

After another winding day of driving, we reach Taliouine. This oasis is located in a rather dry river valley, still at an altitude of 1,000 meters. Here in this high valley the conditions for the cultivation of saffron are optimal. Everywhere along the main road cooperatives can be found, which produce and also distribute the noble spice. During a stroll down the only street , that is the main road, we of course buy some saffron. In addition we equip ourselves with a Tajine, for which we pay whole 3 euros. From now on, nothing stands in the way of preparing vegetables the Moroccan way.

The dry air of the desert and also of the Atlas Mountains increasingly affect us. This manifests itself with nosebleeds or simply a permanently dry nose. Therefore, we decide to take a detour to the sea before we tackle the next mountain range, the Anti-Atlas. Near Agadir we reach the coast and turn south. Finally we end up in a small fishing village, park directly on a cliff above the wild Atlantic Ocean, meet great people and get into our first real sandstorm. All of this and more, you’ll find out in part 3 of our Morocco trip report.

An der Küste entlang (die „normale“ Camperroute) oder doch die etwas abenteuerliche Inlandroute ins Atlasgebirge? Über diese Frage zerbrechen wir uns lange die Köpfe, denn das Vertrauen in unser Gefährt hat nach nunmehr 9 Breakdowns in 1,5 Jahren doch etwas gelitten. Zumal die letzte Panne keine Lappalie war, immerhin fast ein Motorschaden. Während unseres Aufenthalts in der Künstlerstadt Asilah (hier geht es zum Beitrag) befragen wir andere Reisende, allerdings fahren wohl nur die wenigsten die Inlandroute. Warum bloß? 
Wieso nicht mal die vermeintlich „einfachere“ Möglichkeit wählen? Die Infrastruktur der Küstenroute ist auf Reisende mit Van oder Wohnmobil ausgelegt, es gibt überall Campingplätze, Möglichkeiten zum Einkauf europäischer Produkte, ein sehr gutes Straßennetz ohne die Steigungen der Gebirgsregionen und viele andere Mitreisende. Über die Inlandroute wissen wir viel weniger. Sicher, auch im Atlasgebirge gibt es viele Campingplätze, aber zu welchen kommen wir mit unserem schweren und auch echt untermotorisierten Tiny House on wheels überhaupt hin? Diese Möglichkeit verspricht definitiv mehr Abenteuer und mehr Abwechslung, erfordert aber auch mehr Recherche und ist viel anstrengender für uns. Wieder einmal…

1. Die Königsstadt Meknes

Sei‘s drum, nach nur 45 Minuten auf der vierspurigen Küstenautobahn biegen wir links ab und sind binnen Minuten mitten drin im wirklichen Marokko: Müllberge am Straßenrand, chaotischer Verkehr bei der Durchquerung von Städten und Dörfern, hilflos überladene Transporter auf zwei bis vier Rädern und Straßenstände, bei welchen wirklich alles zu kaufen ist. Und wir sehen Menschen, viele Menschen, die uns freundlich zulächeln, winken und uns begeistert mit erhobenem Daumen Willkommen heißen. Schließlich geht es auf gut ausgebauten Überlandstraßen  bis nach Meknes, einer der vier Königsstätte (Marrakesch, Fes und Rabbat sind die anderen). Hier leben mehr als 600.000 Menschen und sowohl die Medina, als auch die Ville impériale, die Neustadt, stehen auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbe. 

Daher stürzen wir uns auch direkt nach Ankunft rein ins Getümmel der Medina. Unfassbar, wie viele Menschen hier gleichzeitig unterwegs sind. Überall werden Produkte angepriesen, es wird gehandelt und gedrängelt. Hier gibt es wirklich alles: Obst, Gemüse, Backwaren, Gewürze und sonstige Lebensmittel, Haushaltswaren, Kleidung, Schuhe… Wir biegen um eine Ecke und beobachten, wie mitten auf der Straße große Salzblöcke verkleinert und gemahlen werden. Danach sind Schreiner beim Anfertigen von Möbel zu beobachten. Durch diese engen Gassen zu schlendern (bzw. sich manchmal durchzudrücken) ist abwechslungsreich, interessant, aber auch unglaublich anstrengend und verwirrend.

Daher gehen wir schon bald in ein leckeres Restaurant, welches unsere Kinder ausgesucht haben und uns auch dorthin navigieren. Wir essen marokkanische Tajine, trinken frischen Minztee und genießen die gemütliche Atmosphäre eines Berber-Wohnzimmers. Es ist schon dunkel, als wir zurück zu unserem Übernachtungs-Parkplatz schlendern. Dieser liegt direkt unterhalb der alten Stadtmauer und war bei unserer Ankunft am Nachmittag brechend voll. Nun ist hier nicht mehr viel los, aber leider ist uns der riesige Jahrmarkt direkt nebenan am Nachmittag gar nicht aufgefallen. Auf die Nachtruhe müssen wir daher noch etwas warten, denn um 22 Uhr scheint die ganze Stadt sich hier versammelt zu haben…

2. Der mittlere Atlas

Nach einer eher unruhigen Nacht besorge ich morgens nochmal ein paar Kleinigkeiten in der Altstadt. Es ist erst kurz nach 9 Uhr, und Meknes scheint noch zu schlafen. Wo sich am Vortag noch Menschenmengen durch die Gassen schoben, herrscht jetzt gähnende Leere. Mein Ziel ist das Schreinerviertel, denn unser Sägespäne-Vorrat für die Trockentrenntoilette im Wohnmobil wird langsam knapp. Ich ernte überraschte, wenn nicht ungläubige Blicke, als ich in der Schreinerei nach zwei Tüten seines „Abfallproduktes“ frage. Kurze Zeit später kehre ich mit einem riesigen Sack trockener Sägespäne zurück. Auch solch einfache Besorgungen können uns glücklich machen. 
Gegen 10 Uhr brechen wir auf. Die Überquerung des mittleren Atlas steht heute an. Fast direkt nach dem Verlassen der Stadt geht es bergauf. Als wir ein Waldgebiet durchqueren, wartet eine Überraschung am Straßenrand: kleine, freche Berberaffen, die anscheinend richtig durstig sind, was sie uns mit ihrer Körpersprache zeigen. Die wild lebenden Äffchen haben sich anscheinend an Menschen gewöhnt, denn die trinken mutig und begierig aus den Wasserflaschen, die unsere Kinder ihnen hinhalten.

Im Laufe des Tages wird die Landschaft karger, denn es geht zunächst stetig weiter bergauf. Auf einem hoch gelegenen Plateau durchqueren wir stundenlang beeindruckende, weitläufige Mondlandschaften, bevor sich der hohe Altas mit seinen über 4.000 Meter hohen Bergen am Horizont in unser Sichtfeld schiebt. In der Kleinstadt Midelt schlagen wir in 1.500 Metern Höhe über dem Meerespiegel unser Nachtlager auf. Wir parken hinter einem Fossilienladen. Der Blick in die Ferne ist atemberaubend, der Blick direkt um uns herum ist weniger schön: Überall liegt Müll herum. Eine endlose Weite voller Plastik. Wieder einmal können wir nicht verstehen, warum wir Menschen uns überall auf der Welt unsere eigene Umwelt in einer solchen Art und Weise zerstören…

3. Überquerung des hohen Atlas

Nach einem kurzen Frühstück brechen wir am nächsten Tag für unsere Verhältnisse zeitig um 10 Uhr auf. Jetzt geht es in den hohen Atlas. Ein wenig mulmig ist mir schon zumute, denn eine weitere Panne in dieser doch sehr abgelegenen Region möchte ich wirklich nicht erleben. Direkt nach Midelt schraubt sich die Schotterstraße im Zick-Zack nach oben, denn auch hier wird wie an so vielen Stellen in Marokko, das Straßennetz verbessert und es entstehen Asphaltstraßen in Top-Zustand. 

Es dauert weniger als eine Stunde, und wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, als wir in die Welt aus feuerroten Felswänden, karger Landschaft und grünen Oasen voller Dattelpalmen eintauchen. Der Kontrast ist einfach unwirklich. Von diesen fast schon grell-grünen Tupfern inmitten roter Felsen einmal abgesehen, wächst hier absolut nichts. Keine Sträucher, keine Bäume, keine Gräser. Alles ist total trocken. Die Flussläufe der Oasen weitestgehend ausgetrocknet. Woher das Wasser für die hier lebenden Menschen kommt, ist uns schleierhaft…
Die Strecke verläuft immer zwischen 1.500 und 2.000 Metern über Meereshöhe. Manchmal fahren wir eine Stunde, ohne ein Dorf, eine Stadt, eine Tankstelle oder irgendeinen Menschen zu sehen. Dies ist definitiv einer der beeindruckendsten Streckenabschnitte unserer bisherigen Reise! 

4. Die Sanddünen der Sahara

Rot leuchtend, unwirklich, gewaltig. 
Wir haben Errachidia und auch Erfoud hinter uns gelassen, als sich plötzlich wie aus dem Nichts die Sanddünen von Erg Chebbi am Horizont erheben. Je näher wir Merzouga kommen, desto unwirklicher erscheint uns die Szenerie. Erleben wir das jetzt wirklich? Fehlen nur noch Kamele und Männer mit Turban… und voilà: Da sind sie auch schon!

Kurz vor Merzouga verlassen wir die R702 und müssen uns schon etwas überwinden, um mit KAZYmir die letzten Häuser hinter uns zu lassen und mitten rein zu fahren in die scheinbar unendliche Dünenlandschaft. Immer wieder verlaufen befahrbare Trassen durch die orange-roten Sanddünen, die durch dunkleren Sand erkennbar sind. Nach einiger Zeit parken wir unser Wohnmobil, steigen aus und sind verzaubert. 

Stille. Das ist das erste, was uns auffällt. Hier gibt es keine Geräusche, keinen Lärm. Nur ab und zu dringen Laute von Jeeps und Quads an unsere Ohren, ansonsten komplette Stille und Einsamkeit. 
Genau hier lassen wir die Magie der Sahara für 2 Tage auf uns wirken, machen kleine Wanderungen, springen die Dünen hinab, genießen die Ruhe und einen Sternenhimmel, der im allseits beleuchteten West-Europa so nie sichtbar ist…

English Version:

Along the coast (the „normal“ camper route) or the somewhat adventurous inland route into the Atlas Mountains? We rack our brains over this question for a long time, because the confidence in our vehicle has suffered to some extend after 9 breakdowns in 1.5 years. Especially since the last breakdown was no piece of cake, after all almost a total engine failure. During our stay in the artist city Asilah (read the article here) we ask other travelers, but probably only a few drive the inland route. But why?
So why not choose the supposedly „easier“ option? The infrastructure of the coastal route is designed for travelers with van or camper, there are campsites everywhere, opportunities to buy European products, a very good road network without the gradients of the mountain regions and many other fellow travelers. We know much less about the inland route. Sure, also in the Atlas Mountains there are many campsites, but to which ones do we get to with our heavy and also really underpowered Tiny House on wheels at all? This option definitely promises more adventure and more variety, but also requires more research and is much more exhausting for us. Once again…

1. The Royal City of Meknes

After only 45 minutes on the four-lane coastal highway, we turn left and within minutes we are in the middle of the real Morocco: Mountains of garbage on the roadside, chaotic traffic when crossing towns and villages, helplessly overloaded vans on two to four wheels and street stalls where really everything is for sale. And we see people, many people, who smile at us, wave and welcome us enthusiastically with a raised thumb. Finally, we drive on well-developed overland roads to Meknes, one of the four royal cities (Marrakech, Fez and Rabbat are the others). More than 600,000 people live here, and both the medina and the ville impériale, the new town, are on the UNESCO World Heritage list. Therefore we plunge into the turmoil of the Medina, directly after our arrival. It is unbelievable how many people are on the move here at the same time. Everywhere products are advertised, everyone is trading and pushing. There is really everything here: fruit, vegetables, baked goods, spices and other food, household goods, clothing, shoes… We turn a corner and watch how in the middle of the street large salt blocks are reduced and ground. Then carpenters are seen making furniture. Strolling (or sometimes squeezing through) these narrow streets is very interesting, but also incredibly exhausting and confusing. Therefore, we soon go to a delicious restaurant that our children have chosen and also navigate us there. We eat Moroccan tajine, drink fresh mint tea and enjoy the cozy atmosphere of a Berber living room. It is already dark when we stroll back to our overnight parking lot. This is located directly below the old city wall and was packed when we arrived in the afternoon. Now there is not much going on here, but unfortunately we did not notice the huge fair right next to the car park in the afternoon. Therefore, we have to wait a bit for the night’s rest, because at 10 p.m. the whole city seems to have gathered here…

2. The Middle Atlas

After a rather restless night, I do some more shopping in the morning in the old town. It is only shortly after 9 o’clock, and Meknes seems to be still asleep. Where the previous day crowds pushed through the streets, there is now yawning emptiness. My destination is the carpenter’s quarter, because our sawdust supply for our compost toilet in the camper is slowly running low. I earn surprised, if not disbelieving looks when I ask in the carpenter’s shop for two bags of his „waste product“. A short time later, I return with a huge bag of dry sawdust. Even such simple errands can make us happy.
Around 10 a.m. we set off. The crossing of the Middle Atlas is on the agenda today. Almost immediately after leaving the city, we start climbing uphill. As we cross a forest area, a surprise awaits us at the roadside: small, cheeky Barbary macaques who are apparently really thirsty, which they show us with their body language. The wild monkeys have apparently become accustomed to humans, because they drink courageously and eagerly from the water bottles that our children hold out to them.
As the day progresses, the landscape becomes more barren as we continue to climb steadily. On a high plateau, we cross impressive, expansive moonscapes for hours before the high Altas, with its mountains over 4,000 meters high, pushes into our field of vision on the horizon. In the small town of Midelt we set up camp for the night at 1,500 meters above sea level. We park behind a fossil store. The view into the distance is breathtaking, the view directly around us is less beautiful: garbage lies everywhere. An endless expanse of plastic. Once again we can’t understand why we humans all over the world destroy our own environment in such a way…

3. Crossing the High Atlas

The next day, we leave early at 10 o’clock after a short breakfast. Today, the High Atlas awaits us. I feel a bit queasy, because I really don’t want to experience another breakdown in this very remote region. Directly after Midelt the gravel road zigzags upwards, because here, too, as in so many places in Morocco, the road network is being improved and asphalt roads are being built in top condition.
It takes less than an hour, and we can’t get out of our amazement as we dive into the world of red rock walls, barren landscape and green oases full of date palms. The contrast is simply unreal. Apart from these almost garish green dots in the midst of red rocks, absolutely nothing grows here. No shrubs, no trees, no grasses. Everything is totally dry. The river courses of the oases have dried up to a large extent. Where the water for the people living here comes from is a mystery to us…
The route is always between 1,500 and 2,000 meters above sea level. Sometimes we drive for an hour without
seeing a village, a town, a gas station or any human being. This is definitely one of the most impressive stretches of our trip so far!

4. The Sahara Sand Dunes

Shining red, unreal, immense.
We have left Errachidia and also Erfoud behind us when suddenly, out of nowhere, the sand dunes of Erg Chebbi rise up on the horizon.
The closer we get to Merzouga, the more unreal the scenery seems. Are we really experiencing this now? Only camels and men with turbans are missing… and voilà: There they are!
Shortly before Merzouga we leave the R702 and have to push ourselves a bit to leave the last houses behind us with KAZYmir and to drive right into the middle of the seemingly endless dune landscape. We constantly look for passable routes running through the orange-red sand dunes, which are recognizable by darker sand. After some time we park our camper, get out and are enchanted.
Silence. That is the first thing we notice. There are no sounds here, no noise. Only now and then sounds of jeeps and quads reach our ears, otherwise complete silence and loneliness.
Right here we let the magic of the Sahara work on us for 2 days, make small hikes, jump down the dunes, enjoy the peace and a starry sky, which is never visible in the all-round illuminated Western Europe…

… to be continued…