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Blackseacoast

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  * Please find English Version below *

Unberührte, ursprüngliche Wälder, das mächtige Kaukasus-Gebirge, ein stolzes Volk, die unmittelbare Nähe zu Russland und Tiflis als Hauptstadt. Viel mehr verbinde ich nicht mit Georgien vor unserem Besuch dieses für viele West-Europäer quasi unbekannten Landes…
Wir werden insgesamt 32 erlebnisreiche Tage hier verbringen, dabei mehr als 1.700 Kilometer fahren und zwei Autounfälle haben. Wir werden leckeres Essen, die Vielfalt dieses Landes und vor allem atemberaubende Natur kennenlernen! Aber leicht werden diese vier Wochen für uns definitiv nicht. Mehr als einmal kommen wir und auch unser 5-Tonnen-Wohnmobil an unsere Grenzen. Doch all das wissen wir noch nicht, als wir am 06.Mai die Grenze überqueren…

Unsere Georgienreise kann in drei Teile gegliedert werden: 
1. Teil: Zentralgeorgien mit kolchosischem Tiefland, heißen Quellen, Canyons und Felsenklöstern (dieser Artikel)
2. Teil: Vielfältiges Tiflis
3. Teil: Der große Kaukasus – Jetzt erst recht

1. Teil: Zentralgeorgien mit kolchosischem Tiefland, heißen Quellen, Canyons und Felsenklöstern

Die Einreise
Vorbei an einer kilometerlangen Schlange wartender LKWs erreichen wir Georgiens Grenze an der Schwarzmeerküste und sind überrascht, dass dieses Land für unser Navi noch ein blinder Fleck zu sein scheint. Denn innerhalb der gut sichtbaren Landesgrenzen sind auf dem Bildschirm keine Straßen, keine Städte, absolut nichts erkennbar. Dass manche Straßenschilder dann auch nur in georgischer Schrift ausgefertigt sind, macht die Sache nicht leichter. 
Der Ruf schlechter Straßen und halsbrecherischer Fahrweise eilt Georgien voraus und es ist schwer dem zu widersprechen. Verkehrsregeln werden eher als Empfehlungen ausgelegt, Straßenschilder ignoriert. Immer und überall wird überholt. So müssen bei Gegenverkehr auf einer zweispurigen Straße dann eben drei Fahrzeuge aneinander vorbei passen. Ein mindestens genau so hohes Risiko stellen die Tiere auf der Straße dar. Denn Kühe, Schafe und Schweine werden in Georgien nur selten auf eingezäunten Wiesen oder Koppeln gehalten. Vielmehr werden die Tiere morgens aus ihren Ställen entlassen, verbringen den Tag auf sich selbst gestellt am Wegesrand der Straßen, in Waldstücken oder sogar auf dem Grünstreifen in der Mitte der Autobahn. Auf Landstraßen müssen wir daher ständig damit rechnen, dass hinter der nächsten Kurve eine Kuhherde die komplette Straße kurzzeitig blockiert. So durchqueren wir zügig durch die große Küstenstadt Batumi, die auch als Georgiens Las Vegas bezeichnet wird und fahren direkt ans Meer für unsere erste Übernachtung…

Orientierung
Erstmal Bargeld besorgen. Wie heißt die Währung hier nochmal? Lari? Und wo kann man eine Pre-Paid SIM Karte kaufen? Kann man hier freistehen und wo finden wir unsere nächsten Übernachtungsplätze? Das sind immer die ersten Fragen, die es in einem für uns neuen, unbekannten Land zu beantworten gilt…
Danach besteht der beste Weg zu einer gewissen Orientierung immer im Besuch eines Supermarktes oder noch besser im Bummel über den Markt oder Bazar…
Und Staßenstände gibt es hier überall und wirklich alle Arten von Waren werden auf kleinen Tischchen oder direkt auf einer Kiste oder einer Decke liegend angeboten. Zu sehr günstigen Preisen, verglichen mit denen in den größeren Supermärkten. Als wir das traditionell gebackene Brot Tonis Puri, oft auch Schoti genannt, finden, welches in einem heißen Lehmofen an die Wand geschlagen und dort gebacken wird, kommen wir langsam an!

Zu Besuch
Bevor wir die Erkundung dieses Landes beginnen, steht ein Besuch auf unserem Programm. Denn bereits vor unserer Einreise haben wir über eine der vielen Whatsapp Reise-mit-Kindern-Gruppen Kontakt geknüpft zu einer mutigen Familie: Auch Claudia und Christoph waren mit ihren Kindern für ein Jahr mit dem Wohnmobil unterwegs, bevor sie die Reise in Georgien beendet haben und nun seit einem Jahr hier leben… Umgeben von Natur bauen sie sich gerade einen Selbstversorgerhof mit kleinem Campingplatz für Reisende auf und freuen sich immer über Besuch. Es ist schön, mit Ihnen übers Reisen und übers Leben nach dem Reisen zu philosophieren und Basti ist echt froh, mal wieder gleichaltrigen Anschluss zu haben. Und nicht zuletzt bekommen wir wertvolle Tipps für unsere Reise durch Georgien.

Heiße Quellen
In den nächsten Tagen erkunden wir das Zentrum Georgiens. Das Wetter ist noch immer wechselhaft, die Temperaturen schwanken zwischen 15 und 20 Grad. Kühl genug, um endlich mal wieder heiße Quellen zu besuchen. Für uns ein perfekter Start, um in Georgiens abwechslungsreiche und atemberaubende Natur einzutauchen. Denn schon auf den wenigen bisher in diesem Land gefahrenen Kilometern bestaunen wir bewaldete Hügel, über denen dichte Nebelschwaden hängen. Wir passieren weite Graslandschaft und fahren nur Minuten später wieder durch undurchdringliche (Ur-)Waldgebiete. Grün wohin das Auge blickt… Nur der Blick auf den kleinen Kaukasus im Süden und den großen Kaukasus im Norden bleibt uns bisher durch Bewölkung und Nebel noch verwehrt.

Inmitten eines solch dichten Waldgebiets biegen wir von einer kurvigen, schlaglochübersäten Landstraße ab und sehen uns mit der ersten großen Herausforderung konfrontiert: Ein kleiner Weg führt richtig steil hinab zu den heißen Quellen, die direkt am Ufer eines reißenden Flusses gelegen sind. Es kostet einiges an Überwindung, dann sind wir unten und parken auf einer schlammigen Wiese. In solchen Situationen habe ich auf dieser Reise bereits gelernt, mir nicht allzu sehr über den Weg zurück Gedanken zu machen, sondern besser das Hier und Jetzt zu genießen. Direkt am Flussufer kann sich hier jeder seinen eigenen Hot Pot ausgraben. Denn das schwefelhaltige , über 80 Grad heiße Wasser strömt von der Ebene des Parkplatzes über einen breiten Kiesstreifen und mischt sich dort mit dem eiskalten Gebirgswasser des Flusses. Kurz vor Sonnenuntergang sind wir hier komplett alleine. Wir liegen zu zwei Dritteln im warmen Wasser, die Füße fast schon im Fluss. Vor uns das laut rauschende Wasser und auf der anderen Flussseite unberührter Urwald. 
Zurück auf der schlammigen Wiese, die als Parkplatz dient, wird es nun langsam leerer. Die meisten Besucher machen sich nun auf den Heimweg. Wir haben von einem patroullierenden Polizisten die Erlaubnis eingeholt, hier übernachten zu dürfen. Nach dem Abendessen gehen die Kinder ins Bett und auch Manu schläft bereits schon, während ich gegen 22:30 Uhr noch Geschirr spüle. 
Plötzlich heult direkt vor uns ein Motor auf, dann ein lautes Krachen und unser gesamtes Wohnmobil wackelt. Total schockiert schnappe ich mir eine Stirnlampe und stürme aus unserem Fahrzeug: Beim Versuch, dem Schlamm zu entkommen, geriet ein anderer Van rückwärts ins Rutschen und kollidiert dabei ziemlich unsanft mit KAZYmir. Stoßstange angebrochen, Kühlergrill komplett durchgebrochen. So ein Mist! Ansonsten glücklicherweise alles andere funktionstüchtig. Und wie schon erwähnt, wird dies nicht der einzige Unfall in Georgien bleiben…

Okatse Canyon
Georgiens Natur ist einfach atemberaubend… der Okatse Canyon ist nur eines von unzähligen Beispielen. Dieses  Natural Monument ist ein 2 km langer Abschnitt des 14 km langen Flusses Okatse. Die Erosion dieses Flusses schuf eine Schlucht, die bis zu 200 Metern tief ist.  
Nach einer unruhigen Nacht voller Hundegebell am Besucherzentrum im verschlafenen Dörfchen Gordi brechen wir früh auf und wandern zunächst 2,2 Kilometer über gepflasterte Wege, die teils durch den historischen Wald von Dadiani führen. Dann geht es über eine  Metalltreppe 140 Meter in die Schlucht hinab auf den Hanging Cliff Trail. Dieser besteht aus einem Laufsteg aus Gitterrosten und einem Geländer aus Metall und ist mit massiven Stahlträgern und Abspannseilen an der Canyonwand befestigt. Die komplette Konstruktion ist etwa 780 Meter lang und hängt etwa 80 bis 120 Meter hoch über dem Tal. Ein gewisser Adrenalinkick ist definitiv zu spüren, als wir durch die Gitterroste unter unseren Füßen bis zum Boden der Schlucht schauen können. Der Höhepunkt des Hanging Cliff Trails ist die Aussichtsplattform, die 20 Meter weit in den Canyon hinein ragt. Auch hier geben einem die Gitterroste über dem Abgrund das Gefühl, in der Luft zu schweben.

Tkibuli Reservoir
Nach dieser doch wieder sehr touristischen Attraktion sehnen wir uns nach etwas mehr Abgeschiedenheit. Wir nutzen das gute Wetter und richtig warme 25 Grad für einen kurzen Abstecher zum 530 Meter hoch liegenden Tkibuli Reservoir. Nach abenteuerlicher Anfahrt verbringen wir zwei schöne Tage direkt am Ufer des Sees mit Blick auf den schneebedeckten großen Kaukasus und immer in Gesellschaft von Anglern, Kühen und Wasserbüffeln! Der Anblick des Seeufers ist leider weniger schön, denn auch in Georgien ist das Plastikmüll-Problem sehr gegenwärtig…

Auf den Straßen Georgiens
Sobald wir das flache oder leicht hügelige Zentralgeorgien in Richtung Norden verlassen, wird es bergig und die Straßen deutlich schlechter und zum Teil richtig steil. Auch 20% Steigung sind hier keine Seltenheit. In diesem bergigen Terrain wird es manchmal echt schwer, einen geeigneten Stellplatz für unseren KAZYmir zu finden. Wir verbringen eine Menge Zeit damit, zu recherchieren, welche Gebiete, welche Attraktionen wir gerne besuchen wollen. Doch dann gilt es eben auch herauszufinden, in welchem Zustand die Zugangswege dahin sind. Mehrfach müssen wir die Anfahrt auf unseren geplanten Übernachtungsplatz auf Schotterpisten abbrechen und umdrehen, da die Wege zu den Plätzen nur noch mit Vierradantrieb und deutlich mehr als unserer sehr eingeschränkten Bodenfreiheit erreichbar sind. Denn oft sind auf diesen schlaglochübersäten Schotterpisten Furten und kleine Flüsse zu durchqueren oder viel zu steile Passagen zu überwinden. Die Fahrt mit einem mehr als 8,50m langen und 5 Tonnen schweren Wohnmobil empfinde ich hier zum ersten Mal auf unserer Reise als richtig anstrengend, sowohl körperlich als auch geistig und nach diffizilen Etappen liege ich manchmal total erschöpft in unserem Heckbett und muss mich ausruhen…

Katskhi Säule
Daher freuen wir uns umso mehr, als wir einen wahnsinnig schönen Platz auf einer Wiese mit Blick auf die Katskhi Säule und direkt neben dem hiesigen Klettergebiet finden. Es ist einer der Plätze, an denen wir ankommen und sofort wissen, dass wir uns hier pudelwohl fühlen werden. Auch bei wechselhaftem Wetter mit so manchem Regentag genießen wir es, mal wieder ausgiebig miteinander zu kochen und zu backen, das Felsenkloster der Katskhi Säule zu besuchen, an den schönen Tagen klettern zu gehen, abends am Lagerfeuer zu sitzen oder einfach die unglaubliche Natur und Ruhe dieses Ortes zu genießen. Und wir genießen es, Zeit für uns als Familie zu haben. Hier tanken wir Kraft, die wir dringend benötigen.

Erste Erkenntnisse
Eigentlich wollten wir nur mal ein paar Wochen reinschnuppern in dieses unbekannte Land und uns dabei von den vielen gefahrenen Kilometern, von den unzähligen noch nicht verarbeiteten Eindrücken der Türkei etwas erholen. Doch Georgiens Natur fesselt und vereinnahmt uns viel zu sehr, als dass wir nicht jeden Moment hier nutzen wollen. Dazu nutzen, um dieses faszinierende Land und seine Menschen besser kennenzulernen. Und genau das ist ein Aspekt, der eine solche Langzeitreise anstrengend macht. Es gibt so viel zu sehen, zu entdecken, zu erkunden. Da fällt es manchmal einfach schwer, an einem Ort länger zu bleiben und einfach zu sein…

… Fortsetzung folgt!

English Version:

Untouched, original forests, the mighty Caucasus Mountains, people proud of their country, the immediate proximity to Russia and Tbilisi as the capital. This is pretty much what I associate with Georgia before our visit to this for many Western Europeans unknown country…
We will spend a total of 32 action packed days here, driving more than 1,700 kilometers and having two car accidents. We will experience delicious food, the diversity of this country and above all breathtaking nature! But these four weeks will definitely not be easy for us. More than once we and also our 5-ton motorhome will reach our limits. But we don’t know all that yet, when we cross the border on May 6th…

Our trip to Georgia can be divided into three parts:
1st part: Central Georgia with Colchosian lowlands, hot springs, canyons and rock monasteries (this article).
2nd part: Diverse Tbilisi
3rd part: The great Caucasus (now more than ever)

1st Part: Central Georgia with Colchosian lowlands, hot springs, canyons and rock monasteries

Arrival
Passing a kilometer long queue of waiting trucks we reach Georgia’s border at the Black Sea coast and are surprised that this country still seems to be a blind spot for our navigation system. Because within the well visible country borders there are no roads, no cities, absolutely nothing recognizable on the screen. The fact that some road signs are only written in Georgian script does not make things any easier.
The reputation of bad roads and breakneck driving precedes Georgia and it is hard to contradict it. Traffic rules are rather interpreted as recommendations, road signs are ignored. People overtake everywhere and at all times. In case of oncoming traffic on a two-lane road, three vehicles have to pass each other. Animals on the road pose at least as great a risk. Cows, sheep and pigs are rarely kept in fenced-in meadows or paddocks in Georgia. Rather, the animals are let out of their stalls in the morning and spend the day on their own by the side of the roads, in patches of forest or even on the grass verge in the middle of the highway. On country roads, we therefore have to constantly reckon with a herd of cows blocking the entire road behind the next bend. So we pass quickly through the big coastal city of Batumi, which is also called Georgia’s Las Vegas, and drive directly to the sea for our first overnight stay…

Orientation
First get some cash. What is the currency called here again? Lari? And where can I buy a pre-paid SIM card? Is it possible to camp free here and where can we find our next places to stay? These are always the first questions to answer in a country that is new and unfamiliar to us….
After that, the best way to get some orientation is always to visit a supermarket or, even better, to stroll through the market or bazaar…
And street stalls are everywhere here and all kinds of goods are offered on small tables or directly lying on a box or a blanket. At very reasonable prices compared to those in the larger supermarkets. When we find the traditionally baked bread Tonis Puri, often called Schoti, which is banged against the wall in a hot clay oven and baked there, we start to arrive!

The Visit
Before starting to explore this country, a visit is on our agenda. Because even before we entered the country, we made contact with a family through one of the many Whatsapp travel-with-kids groups: Claudia and Christoph were also on the road with their children for a year with the camper before they finished the trip in Georgia and now live here for a year… Surrounded by nature, they are currently building a self-catering farm with a small campsite for travelers and are always happy to have visitors.
It’s nice to philosophize with them about traveling and about life after traveling and Basti is really happy to have a connection of the same age again. And last but not least, we get valuable tips for our trip through Georgia.

Hot Springs
During the next days we explore the center of Georgia. The weather is still changeable, the temperatures fluctuate between 15 and 20 degrees. Cool enough to finally visit hot springs again.
For us a perfect start to dive into Georgia’s varied and breathtaking nature. Even on the few kilometers we have driven so far in this country, we marvel at forested hills with dense clouds of fog hanging over them. We pass wide grasslands and only minutes later drive through impenetrable (primeval) forest areas again. Green wherever the eye looks… Only the view of the Small Caucasus in the south and the Great Caucasus in the north is still denied to us so far due to clouds and fog.

In the middle of such a dense forest area we turn off a curvy, pothole-strewn country road and are confronted with the first big challenge: A small path leads down really steeply to the hot springs, which are located right on the bank of a raging river. It takes some overcoming, then we are down and park on a muddy meadow. In such situations I have already learned on this trip not to worry too much about the way back, but better to enjoy the here and now. Directly on the riverbank, everyone can dig out their own hot pot here. Because the sulfurous , over 80 degrees hot water flows from the level of the parking lot over a wide gravel strip and mixes there with the ice-cold mountain water of the river. Shortly before sunset we are completely alone here. We lie to two thirds in the warm water, the feet almost already in the river. In front of us the loud rushing water and on the other side of the river untouched jungle.
Back on the muddy meadow, which serves as a parking lot, it is now slowly emptier. Most visitors are now making their way home. We have obtained permission from a patrolling policeman to spend the night here. After dinner, the children go to bed and Manu is already asleep, while I am still washing dishes at 10:30 pm.
Suddenly an engine howls directly in front of us, then a loud crash and our entire camper wobbles. Totally shocked, I grab a headlamp and rush out of our vehicle: while trying to escape the mud, another van started sliding backwards and collides quite roughly with KAZYmir. Bumper cracked, radiator grille completely broken through. What a bummer! Other than that, fortunately, everything else in working order. And as already mentioned, this will not be the only accident in Georgia…

Okatse Canyon
Georgia’s nature is simply breathtaking… Okatse Canyon is just one of countless examples. This Natural Monument is a 2 km long section of the 14 km long Okatse River. The erosion of this river created a canyon that is up to 200 meters deep.
After a restless night of dog barking at the visitor center in the sleepy village of Gordi, we set out early and hike first 2.2 kilometers along paved trails, some of which pass through the historic Dadiani Forest. Then we descend 140 meters into the gorge via a metal staircase to the Hanging Cliff Trail.
This consists of a catwalk made of grating and a metal railing, and is attached to the canyon wall with massive steel girders and guy ropes. The complete structure is about 780 meters long and hangs about 80 to 120 meters high above the valley. A certain adrenaline rush is definitely felt as we can see through the gratings below our feet to the bottom of the canyon.
The highlight of the Hanging Cliff Trail is the viewing platform that juts 20 meters into the canyon. Here, too, the gratings above the abyss give you the feeling of floating in the air.
After this again very touristy attraction we long for a little more seclusion. We use the good weather and really warm 25 degrees for a short side trip to the 530 meters high Tkibuli Reservoir. After an adventurous journey we spend two beautiful days directly on the shore of the lake with a view of the snow-covered Great Caucasus and always in the company of anglers, cows and water buffaloes! The sight of the lake shore is unfortunately less beautiful, because also in Georgia the plastic waste problem is very present…

Streets of Georgia
As soon as we leave the flat or slightly hilly central Georgia towards the north, it gets mountainous and the roads get much worse and sometimes really steep. Even 20% gradients are not uncommon here. In this mountainous terrain it is sometimes really hard to find a suitable place for our KAZYmir. We spend a lot of time researching which areas, which attractions we would like to visit. But then we also have to find out in which condition the access roads are. Several times we have to abort the approach to our planned overnight campsite on gravel roads and turn around, because the roads to the campsites are only accessible with four-wheel drive and much more than our very limited ground clearance. This is because there are often fords and small rivers to cross or much too steep passages to negotiate on these pothole-strewn gravel roads. The journey with a more than 8.50m long and 5 tons heavy motorhome I feel here for the first time on our trip as really exhausting, both physically and mentally and after difficult stages I sometimes lie totally exhausted in our rear bed and have to rest …

Katskhi Pillar
Therefore, we are even more pleased when we find an insanely beautiful place on a meadow with a view of the Katskhi Pillar and right next to the local climbing area. It is one of the places where we arrive and immediately know that we will feel right at home here. Even in changeable weather with many rainy days we enjoy cooking and baking together, visit the rock monastery of the Katskhi column, go climbing on the nice days, sitting around the campfire in the evenings or just enjoying the incredible nature and peace of this place. And we enjoy having time for us as a family. Here we recharge our batteries, which we urgently need.

First Insights
Actually, we just wanted to spend a few weeks in this unknown country and recover from the many kilometers driven and the countless impressions of Turkey that have not yet been processed. But Georgia’s nature captivates us too much so that we want to use every moment here. Use it to get to know this fascinating country and its people better. And this is exactly one aspect that makes such a long-term trip exhausting. There is so much to see, to discover, to explore. And this circumstance makes it sometimes hard to stay longer in one place to just be in the moment…

… to be continued

* Please find English Version below *

Mit geübtem Griff nimmt er den Teekessel vom Ofen, der in der Mitte des Zimmers steht. Alles in dem kleinen Teehaus ist auf diesen Ofen, der regelmäßig mit Holz befeuert wird, ausgerichtet. Es gibt drei Tische, an denen Gäste auf Stühlen und Bänken sitzen. Neben dem Holzofen steht außerdem ein gemütliches Sofa. Unter dem Ofen genießt eine Katze die Wärme des Holzfeuers. Auf einer Theke  in der rechten hinteren Ecke des Raumes sind 15 Teegläser auf weißen Porzellanuntertellern in einer perfekten Linie aufgereiht. Jedes Einzelne wurde zuvor bereits mit kochendem Wasser ausgeschwenkt. Nun wird ein Glas nach dem anderen zügig zu etwa zwei Dritteln mit türkischem Çay gefüllt. Dann wird heißes Wasser nachgeschenkt, bis das kleine Glas voll ist. Alle Bewegungen sind eingespielt, wurden bereits tausende Male durchgeführt. Schließlich verteilt er den Tee an seine Gäste.
Dies ist die Geschichte von unserem Besuch bei Yasar, dem Teebauern, dem Betreiber eines kleinen Teehauses, dem Gastronom, dem Geschichtenerzähler, dem YouTuber.

Hier siehst Du Yasar´s Tea Fields

Georgien ist für uns nun zum Greifen nah. Von Artvin, einer Stadt in Nordostanatolien, ist es nicht mehr weit zum Schwarzen Meer. An der Küste entlang sind es dann noch 45 Minuten Fahrt bis zur Grenze. In der App park4night stoßen wir auf einen weißen Traktor auf schwarzem Grund, eigentlich das Symbol für eine Übernachtungsmöglichkeit bei einem landwirtschaftlichen Betrieb. Es handelt sich hier um eine Teefarm, und die Kommentare anderer Reisender ermutigen uns dazu, den Umweg über die Bergstraße zum Besuch dieses Teebauern in Kauf zu nehmen…

Grün bewachsene Hügel und Berge. Es tropft. Vom Himmel auf unsere Windschutzscheibe, von den Zweigen der Bäume des Waldes, der uns wie ein Urwald vorkommt. Über der ganzen Szenerie hängt dichter Nebel und verleiht der Umgebung etwas Unwirkliches. Wir schrauben uns eine steile Bergstraße hoch, nachdem wir von der Regionalstraße, die am Flussufer entlangläuft, abgefahren sind.

Hier siehst Du Turkey´s Tea Region
Mit dem Wohnmobil in der Teeregion der Türkei

Als wir in die Einfahrt einbiegen, erwartet Yasar uns bereits. In einen dicken Wollpullover gekleidet steht vor einer kleinen Holzhütte und hält eine kleine Kamera auf uns gerichtet. Nach einer kurzen Begrüßung zeigt er uns den für unser großes Gefährt einzig möglichen Parkplatz, filmt unser Parkmanöver und macht dann eine einladende Geste in Richtung der Holzhütte. In etwas gebrochenem Englisch zeigt er uns voller Stolz sein Café oder eher sein Teehaus. Dann erklärt er, dass er noch etwas zu erledigen habe und überträgt uns die Verantwortung für das Café. Und nur 10 Minuten nach unserer Ankunft sitzen wir alleine in der gemütlichen Teestube, während es draußen zu regnen beginnt.

Etwa eine Stunde später kommt Yasar zurück. Er hat seine Frau und seinen knapp ein Jahr alten kleinen Sohn abgeholt. Er feuert den Holzofen an, setzt Wasser auf und kocht Tee. Wenig später sitzen wir, jeder einen Çay in der Hand, auf dem Sofa am Herd und Yasar beginnt zu erzählen:
Er ist hier in der Gegend geboren und aufgewachsen. Und wer hier aufwächst, wächst automatisch mit dem Teeanbau auf. Diese Region ist die Teekammer für die Türkei. 
Irgendwann entscheidet Yasar, dass er nicht nur Tee anbauen will, sondern er eröffnet auch ein Café an der durch diese Region führende Hauptstraße. Das Café läuft gut, denn Yasar ist ein geborener Gastronom. Irgendwann bekommt er Besuch von Vertretern der lokalen Regierungspartei. Diese informieren ihn darüber, dass er sein Café aus für ihn (und für uns) unerfindlichen Gründen nicht mehr betreiben darf. Eine schwierige Zeit beginnt. Er zieht sich ins Bergdorf jenseits der Hauptstraße zurück, auch hier eröffnet er ein kleines Café, welches er allerdings durch einen Brand verliert. Quasi zeitgleich stirbt dann auch noch sein Vater. Es kostet ihn einiges an Kraft, bis er den Mut aufbringt, dieses neue Holzhaus zu bauen und seinen Besuchern wieder Tee anzubieten. 

In den nächsten beiden Tagen lernen wir viel von Yasar. Er zeigt uns seine Teeplantage, sowie einige noch unbewachsene Hügel, an welchen gerade neue Pflanzen ausgesät werden, um in drei Jahren dann seinen jährlichen Ertrag zu steigern. Denn solange dauert es, bis die Pflanzen zum ersten Mal geerntet werden können.
Die Arbeit an diesen steilen Hängen ist kräftezehrend und anstrengend. Ende Mai werden jedes Jahr die neu gewachsenen Blätter geerntet und in Säcke verpackt. Die verschlossenen Säcke werden dann den Hang hinab gerollt, auf Yasars Jeep gepackt und schließlich zu einer der vielen Teefabriken der Gegend gebracht. Dort werden die Blätter fermentiert, getrocknet und schließlich zum fertig gemahlenen Endprodukt verarbeitet. 

Yasar zeigt uns außerdem seinen Lieblingsplatz, einen Wasserfall umgeben von dichtem Laubwald. Wir können gut verstehen, wie dies sein Lieblingsplatz sein kann, denn das hier ist unbändige Natur pur. 

Hier siehst Du Yasar´s Secret Place
Yasar´s Lieblingsplatz

Und natürlich lernen wir auch die typischen Speisen dieser Bergregion kennen, die hauptsächlich aus Kartoffeln und Käse bestehen. Schon zum Frühstück gibt es gebackene Kartoffeln, Käse, Brot, Oliven, Tomaten und Gurken. Das kulinarische Highlight ist dabei eine dampfende Pfanne mit geschmolzenem Käse mit zuvor in Butter angebratenen Semmelbröseln: Muhlama. Sozusagen die türkische Variante des Schweizer Käsefondues. Nur halt zum Frühstück. Nicht ganz kalorienarm, aber sehr köstlich.

Während Besucher kommen und gehen, ist Yasar immer wieder mit Handy und Kamera zugange. Denn er ist sehr aktiv in den sozialen Medien und teilt Eindrücke aus seiner Teestube und seinem Leben auf seinem Instagram Kanal. Außerdem hat er eine weitere innovative Idee, denn mit seinem YouTube Kanal fasziniert er uns durch einen Perspektivwechsel: Denn er filmt keine Reisen, sondern porträtiert unter dem Motto „parkfortea“ die Reisenden, die zu ihm kommen. Auch unseren Besuch hat er hier dokumentiert.

Nach zwei Tagen heißt es für uns schließlich: Auf nach Georgien. Aber vorher steht die Begleichung der Rechnung an. Denn das leckere Frühstück, diverse Köstlichkeiten beim gemütlichen Zusammensitzen mit seinen Freunden und Bekannten am Abend und unzählige Gläser Çay sollen schließlich nicht unbezahlt bleiben. 
Mehrmals während der letzten beiden Tage wollte ich bereits etwas zahlen, aber immer winkt Yasar ab und gibt mir zu verstehen, dass wir das mit dem Bezahlen beim Abschied machen. Auch ist es interessant zu beobachten, wie Freunde, Bekannte und Besucher in die Teestube kommen, um Tee zu trinken und manchmal auch etwas zu essen. Dann gehen sie wieder, ohne irgend eine Rechnung zu erhalten oder zu begleichen. Manchmal stecken sie Yasar dann wieder Geld zu. Das Prozedere ist mehr als rätselhaft und für mich nicht zu ergründen…
Am Morgen unserer Abfahrt frage ich Yasar erneut, wieviel ich ihm schulde. Er grinst nur und sagt:
 

Du entscheidest!“

Hier siehst Du Turkey´s Tea Region

English Version:

With an often practiced motion, he takes the tea kettle from the stove that stands in the middle of the room. Everything in the small teahouse is oriented toward this stove, which is regularly fired with wood. There are three tables where guests sit on chairs and benches. There is also a cozy sofa next to the wood stove. Under the stove, a cat enjoys the warmth of the wood fire. On a counter in the back right corner of the room, 15 tea glasses are lined up in a perfect line on white porcelain saucers. Each one has already been poured out with boiling water beforehand. Now, one glass after another is briskly filled about two-thirds full with Turkish Çay. Then hot water is added until the small glass is full. All the movements are rehearsed, have been done thousands of times. Finally, he distributes the tea to his guests.
This is the story of our visit to Yasar, the tea farmer, the operator of a small tea house, the storyteller, the YouTuber.

Georgia is within reach for us. From Artvin, a town in northeastern Anatolia, it’s not far to the Black Sea. It’s another 45-minute drive along the coast to the border. In the app „park4night“, we come across a white tractor on black background, the symbol for an overnight stay at a farm. This is a tea farm, and the comments of other travelers encourage us to take the detour over the mountain road to visit this tea farmer…

Green covered hills and mountains. It is dripping. From the sky onto our windshield, from the branches of the trees of the forest, which seems to us like a jungle. Dense fog hangs over the whole scenery, giving the surroundings something unreal. We wind our way up a steep mountain road after leaving the regional road that runs along the riverbank.
As we turn into the driveway, Yasar is already waiting for us. Dressed in a thick woolen sweater, he stands in front of a small wooden hut and holds a small camera pointed at us. After a short greeting he shows us the only possible parking place for our big vehicle, films our parking maneuver and makes an inviting gesture towards the wooden hut. In somewhat broken English he proudly shows us his café or rather his tea house. Then he explains that he still has to do something and gives us the responsibility for the café. And only 10 minutes after our arrival we are sitting alone in the cozy tea room while it starts to rain outside.

About an hour later, Yasar returns. He has picked up his wife and his about one year old little son. He fires up the wood stove, puts on water and makes tea. A little later, we are sitting on the sofa by the stove, each holding a Çay, and Yasar begins to talk:
He was born and raised here in the area. And anyone who grows up here automatically grows up with tea cultivation. This region is the tea chamber for Turkey.
At some point, Yasar decides that he not only wants to grow tea, but he also opens a café on the main road that runs through this region. The café does well, as Yasar is a born restaurateur. At some point, he gets a visit from representatives of the local political party. They inform him that he is no longer allowed to run his café for reasons he (and we) don’t understand. A difficult time begins. He retreats to the mountain village, where he also opens a small café, but loses it in a fire. Almost at the same time, his father dies. It takes a lot of strength for him to find the courage to build this new wooden house and offer tea to his visitors again.

In the next two days we learn a lot from Yasar. He shows us his tea plantation, as well as some still unvegetated hills on which new plants are being sown in order to increase his annual yield in three years. Because that is how long it takes for the plant before the tea leaves can harvested for the first time. The work on these steep slopes is strenuous and exhausting. At the end of May each year the newly grown leaves are harvested and packed into bags. The sealed bags are then rolled down the slope, packed onto Yasar’s jeep and finally taken to one of the many tea factories in the area. There, the leaves are fermented, dried, and finally processed into the final ground product.
Yasar also shows us his hidden plan, a waterfall surrounded by dense deciduous forest. We can well understand how this can be his favorite, because this is pure unbridled nature.
And of course we also get to know the typical food of this mountain region, which mainly consists of potatoes and cheese. For breakfast we have baked potatoes, cheese, bread, olives, tomatoes and cucumbers. The culinary highlight is a steaming pan of melted cheese with breadcrumbs previously fried in butter: Muhlama. This is the Turkish version of the Swiss cheese fondue. Only for breakfast. Not quite low in calories, but very delicious.

While visitors come and go, Yasar is always busy with his cell phone and his camera. That’s because he’s very active on social media and shares impressions from his tea room and his life on Instagram. He also has another innovative idea, because with his YouTube channel he fascinates us with a change of perspective: because he doesn’t film his travels, but under the hashtag „parkfortea“ he portrays travelers who come to him. He also documented our visit here.

After two days, it’s finally time for us to leave for Georgia. But before that, we have to settle the bill. After all, the delicious breakfast, various delicacies at the cozy get-together with his friends and acquaintances in the evening and countless glasses of Çay should not remain unpaid.
Several times during the last two days I already wanted to pay something, but always Yasar waves me off and makes me understand that we will worry about the payment at our departure. It is also interesting to observe how friends, acquaintances and visitors come to the tea room to drink çay and sometimes also to eat something. Then they leave without receiving or paying any bill. Sometimes they slip Yasar money. The procedure is more than mysterious and for me not to understand…
On the morning of our departure I ask Yasar again how much I owe him. He just grins and says:

You decide!“