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Ob wir hier fahren können? Nicht dass wir abrutschen. Wir haben keine Sandbleche dabei! Soll ich vorlaufen? Oder willst du mal anhalten und ein Stück vorlaufen und es dir selbst ansehen? Stecken bleiben wäre jetzt echt nicht so cool…

Armer Adrian. Manchmal bekommt er von mir eine regelrechte Fragentirade, gemischt mit Anweisungen zugeworfen – wenn ich nervös bin, wenn ich das, was kommt, nicht einschätzen kann und in meinem Kopf bereits die wildesten Szenarien einer, eigentlich ziemlich unspektakulären, Ausgangssituation entstehen. Zur Antwort brummt er dann meist ein: „Mmmmhhh, das passt schon, Manu.“ Und prekäre Passagen einer Sandpiste werden mit einem Grinsen seinerseits als Herausforderung angenommen. Da weiß ich, dass Adrian im „Abenteuermodus“ ist. Wenn ich von Adrian allerdings ein bestimmtes Geräusch höre, das wie ein kurzes und zugleich seufzendes „hm“ ausgesprochen wird, weiß ich, das er die vorliegende Situation dann doch knifflig findet. Ich kenne es vom Klettern, wenn Adrian im Vorstieg den nächsten Zug plant. Wenn er „hm“ sagt, werde ich leider noch nervöser. Denn kurz danach kippt es entweder in ein „Oh, Mist“ Geräusch – oder in ein triumphierendes „Jaja!“. 

Der „Feldweg“ durch die aufgeworfenen Sanddünen fällt in die Kategorie „hm.“ Doch bevor dies sich in „Oh Mist“ verwandeln könnte, winkt uns ein Beduine mit seinen drei Kamelen zu, der 10 Meter von uns entfernt gemächlich durch die Sandhügel schreitet und uns mit Daumen hoch signalisiert, dass wir guten Mutes in die vor uns liegenden Sandberge hineinfahren können. Während ich mich noch frage, ob der Kamelreiter unser Auto so gut einschätzen kann, gibt Adrian Gas.

Wir sind in Sidi R’bat. Einem kleinen Fischerdorf südlich von Agadir.  In Park4night haben wir nach einem ruhigen Stellplatz an der Küste gesucht, an dem wir hoffentlich mal wirklich alleine sein können. Wir, das Meer, die Sanddünen, die Sonne. Nach Wochen im trockenen Atlasgebirge sehnen wir uns alle nach einer salzigen Meeresbrise und dem Anblick von Wasser im Allgemeinen. Hier, auf den Sandwegen oberhalb der Klippen kann man wohl parken und übernachten. Viele Einträge zum Stellplatz gibt es nicht, aber gerade das finden wir gut. Wir halten an, schauen uns um, es ist ein Netz aus Dünen, Sandwegen und Trampelpfaden, dass sich hier über die Klippen hinweg zieht und der Ausblick ist atemberaubend. In der Ferne sieht man durch die Gischt nur ein 5 Sterne Hotel mit Geodom-TinyHouses, das diesen Meerblick sicher in einer anderen Preiskategorie verkauft, als wir es uns je leisten könnten. Ob wir hier stehen bleiben dürfen? Wir sind uns noch unsicher, merken aber, dass es wirklich schön wäre. Einen Stellplatz finden hat ja oft mit Bauchgefühl zu tun. Es lässt sich ein wenig vergleichen mit dem Gefühl bei einer Wohnungssuche. Natürlich gibt es auch pragmatisch strategische Plätze, die nicht schön sind, sondern vielmehr ein Supermarktplatz. Doch jetzt gerade sehnen wir uns nach einem Traumplätzchen, an dem wir eine Weile bleiben können.

Hier siehst Du

Noch während wir überlegen, ob wir hier bleiben sollen, allein auf weiter Sandflur, schlendert ein Marokkaner in klassisch gestreifter Woll-Djellaba, einem Mantel zum Reinschlupfen, in unsere Richtung, unter der hochgezogenen Kapuze blinzeln ein Fischerhut, freundliche Augen und ein breites Grinsen hervor: Merhaba. Salaam. Willkommen. Sagt er mit sonorem Bass. Das klingt gut. Das Lächeln ist echt und spontan. An seiner Seite ein gemächlich schreitender kleiner wuscheliger schwarzer Hund.

Wir lernen Ibrahim kennen. Und Pablo, seinen Hund. Ibrahim ist Fischer und wohnt unterhalb der Klippen in einer Felsenhöhle. Von ihm erfahren wir, dass das Parken und Übernachten hier sicher ist, dass in den Sommermonaten die Klippe von Autos und Campern bevölkert wird. Wir hingegen stehen hier ganz allein. Ibrahim erklärt uns wo er wohnt, während Tara und Basti sich mit Pablo anfreunden und lädt uns zum Tee in seine Höhle ein. Anytime, sagt er und lächelt. 

Ibrahim, ein Fischer aus Sidi R´bat

Sahid und seine Kamel-Familie (die Oma, die Tochter, die Enkelin) kommen ebenfalls noch vorbei und er erzählt uns wie alt Kamele werden, wie geduldig und sensibel sie sind und vieles mehr, bevor er das jüngste der drei liebevoll tätschelt, sich verabschiedet und sich auf den Heimweg zum Dorf  begibt.

Sahid mit der Kamel-Großmutter

Wir bleiben zurück, genießen die Stille und den Sonnenuntergang mit Ausblick, bevor wir uns von den Wellen in den Schlaf wiegen lassen. Natürlich bleibt unsere Ankunft nicht unentdeckt, und der eine oder andere Local kommt den weiten Weg aus dem Dorf zu uns gelaufen oder knattert mit dem Mofa hierher, bleibt vor unserer Tür stehen, um ein kleines Schwätzchen zu halten und uns von den Besonderheiten der Region zu erzählen. Die meisten Begegnungen sind einfach unkompliziert. Unkompliziert anders als an vielen unserer vorherigen Stopps in Marokko, bei denen wir doch oft das Gefühl hatten, dass es um das Verkaufen geht, dass wir Geld geben sollen, oder unsere Fahrräder idealerweise verschenken. Doch die brauchen wir und viel Geld haben wir als Langzeitreisende ja auch nicht im Überfluss. Wobei, für marokkanische Verhältnisse dann eben doch wieder. Das macht Marokko manchmal echt schwierig und ist für uns Neuland, da wir Ähnliches auf unserer Tour in den Osten so nicht oder nur sehr selten erlebt haben. 

In den nächsten Tagen rauschen meterhohe kraftvolle Wellen in die Bucht, wir machen ausgiebige Strandspaziergänge, besuchen Ibrahim und seinen Mitbewohner, bestaunen die Höhlen unterhalb der Klippen, oder ziehen uns einfach mal in unseren KAZYmir zurück. Zeit zum Lesen, Lernen, Blog schreiben.

Die Felsenhöhlen der Fischer aus Sidi R´bat

Wir lernen weitere Dorfbewohner kennen. Da ist Ismail, der Shop Besitzer, der für uns in die nächst größere Stadt fährt, um Basti´s marokkanische Prepaid Karte wieder mit Guthaben aufladen zu lassen. Ismail und seine Frau Fatima führen den örtlichen Tante-Emma-Laden. Während ich bei Fatima unsere Brot-, Mehl- und Salzvorräte auffülle, bekomme ich von ihr Arabisch Unterricht. Wir müssen lächeln. Ich erkläre Fatima die Begriffe in Deutsch und Englisch, sie mir in Arabisch und Tamazight, der Beduinensprache. Als ich mich umdrehe, hat sich die staubige Durchgangsstraße in eine Restaurantterrasse verwandelt. Wo eben noch gähnende Leere herrschte, hat Ismail seine Grillkohle angezündet und Plastiktische und Stühle aufgestellt. Seine Kinder helfen ihm und schon rösten frisch gefangene Sardinen auf dem Straßengrill. Adrian, ein großer Freund der Straßenküche, schnuppert glücklich und wird prompt zum Essen eingeladen. Ibrahim und Pablo biegen um die Ecke, gesellen sich ebenfalls dazu und es entsteht eine kleine feine Mittagsrunde mit Ismails Familie und weiteren Nachbarn. Als wir uns verabschieden, möchte Adrian etwas Geld für das Essen beisteuern und bekommt ein  deutliches, aber nicht unfreundliches „I don’t want your money“ als Antwort. Vielmehr bekommen wir eine Einladung, jederzeit wieder zu kommen. Während wir auf „unsere Klippe“ zurückschlendern, beschließen wir, Zimtschnecken zu backen und direkt eine Ladung davon zu Ismail und Fatima zu bringen. 

Frische, gegrillte Sardinen bei Ismail und seiner Familie

Doch dann kommt der Sandsturm. Wir kennen Stürme mit Windgeschwindigkeiten von über 90km/h aus der Felsnadellandschaft Kappadokiens in der Türkei. Dort war es so staubig, dass Tara tagsüber mit einer Taucherbrille draußen unterwegs war. Doch der Sandsturm, der uns am darauf folgenden Tag hier überrascht, hat eine andere Qualität: Es ist früher Nachmittag, als sich plötzlich der Himmel verdunkelt und ockergelbes Schummerlicht das Tageslicht ersetzt. Ein Blick ins Freie ist in kürzester Zeit unmöglich geworden, herumfliegende Sandkörner der Sahara verhindern die Sicht und das Atmen. Die Sichtweite beträgt weniger als eine Armlänge. Der Sand ist überall, piekst und reibt auf der Haut, sobald wir ins Freie treten. Also schnell zurück in unser Wohnmobil. Über viele Stunden hinweg rütteln uns kräftige Sturmböen durch, während das Heulen und Pfeifen immer lauter wird. Wir planen unsere Tätigkeiten auf“ Indoor“ um und gehen in den Regentag- bzw. vielmehr Sandsturm-Modus. Schnell merken wir, dass wir, bevor wir uns zurück ziehen und einsanden lassen, noch einmal  die Parkrichtung ändern müssen, da der Sturm die Sandkörner in die Lüftungsschlitze unseres Kühlschranks drückt. Außerdem wackelt unser 5-Tonnen-Tiny-House deutlich weniger, als wir uns mit der Fahrerkabine in Richtung Wind stellen. Wir hoffen inständig, dass unser Motor uns das verzeiht. Die Urgewalt dieses Sandsturms beeindruckt uns. Wir sind froh, dass uns in Ait Ben Hadoou ein Tuchverkäifer die Wickeltechnik der Beduinen beigebracht hat. Jetzt wissen wir diese sehr zu schätzen. Insbesondere als Adrian sich zum Ausliefern der Zimtschnecken bereit macht und zusätzlich Kopf, Mund und Nase verhüllt und im Sand verschwindet. Während er sich durch den Sturm kämpft, (denn Zimtschnecken schmecken frisch einfach am besten), beobachten wir besorgt, wie die Sandhaufen um uns immer höher werden. 

Einen Tag später ist der Spuk vorbei, wir krabbeln aus unserem Auto und freuen uns auf eine weitere Runde Tee mit Ibrahim, Fatima und Ismail. Wir genießen noch zwei weitere Tage und Nächte am Meer und verlassen schweren Herzens diesen scheinbar unscheinbaren Ort, dessen Bewohner uns mit ihrer Offenheit und Gastfreundschaft tief berührt haben. 

English Version:

I wonder if we can drive here. Not that we slip off. We don’t have any sand plates with us! Do you want me to run ahead? Or do you want to stop and walk ahead a bit and see for yourself? Getting stuck really wouldn’t be that cool right now…

Poor Adrian. Sometimes he gets a real tirade of questions from me, mixed with instructions – when I’m nervous, when I can’t estimate what’s coming and the wildest scenarios of an – actually quite unspectacular – situation are already developing in my head.
In response, he then usually hums „Mmmmhhh, it’ll be ok, Manu.“

Other precarious passages of a sandy track are accepted as a challenge with a grin on his part. That’s when I know Adrian is in „adventure mode.“ But when I hear a certain sound from Adrian, pronounced like a short and at the same time sighing „hm“, I know that he finds the current situation tricky after all. I know it from climbing, when Adrian is planning his next move in the lead. Unfortunately, when he says „hm“, I get even more nervous. Because shortly after, it tips over into either an „Oh, crap“ sound – or a triumphant „Yay!“.
The dirt road through the raised sand dunes falls into the „huh.“ category. But before the situation turns into „Oh crap,“ a Bedouin with his three camels waves at us, striding leisurely through the sand hills 10 meters away from us, signaling with a thumbs-up that we can enter the sand mountains ahead without problems. While I’m still wondering whether the camel rider can judge our car so well, Adrian steps on the gas.

We are in Sidi R’bat. A small fishing village south of Agadir. In Park4night we looked for a quiet pitch on the coast, where we can hopefully be really alone. Us, the sea, the sand dunes, the sun. After weeks in the dry Atlas Mountains, we all long for a salty sea breeze and the sight of water in general. Here, on the sandy paths above the cliffs, one can probably park and spend the night. There are not many entries to this particular spot, a good sign for us. We stop, look around, it is a network of dunes, sand paths and trails that stretches here over the cliffs and the view is breathtaking. In the distance, through the spray, we can just see a 5 star hotel with Geodome-TinyHouses, which surely sells this sea view in a different price category than we could ever afford. Whether we may stop here? We are still unsure, but realize that it would be really nice. Finding a pitch often has to do with gut feeling. It can be compared to the feeling when looking for an apartment. Of course, there are also pragmatically strategic places that are not beautiful, but for example close to a supermarket. But right now we are longing for a dream place where we can stay for a while.

Even as we ponder whether to stay here, alone on a vast expanse of sand, a Moroccan in a classic striped woolen djellaba, a coat to pull over your head, strolls in our direction. A fisherman’s hat, friendly eyes and a broad grin wink out from under his raised hood: Merhaba. Salaam. Welcome. He says with a sonorous bass. It sounds good. The smile is genuine and spontaneous. At his side a leisurely striding little fuzzy black dog.
We get to know Ibrahim. And Pablo, his dog. Ibrahim is a fisherman and lives below the cliffs in a rock cave. From him we learn that parking and spending the night here is safe, that in the summer months the cliff is populated by cars and campers. We, on the other hand, are standing here all alone. Ibrahim explains to us where he lives while Tara and Basti make friends with Pablo and invites us to tea in his cave. Anytime, he says and smiles.

Sahid and his camel family (the grandma, the daughter, the granddaughter) also come by and he tells us how old camels get, how patient and sensitive they are and much more before he pats the youngest of the three lovingly, says goodbye and heads home to the village. We stay behind, enjoying the silence and the sunset with a view, before letting the waves lull us to sleep. Of course, our arrival does not go undetected, and one or the other local comes running the long way from the village to us or rattles here on his moped, stopping in front of our door to have a little chat and tell us about the peculiarities of the region. Most encounters are simply uncomplicated. And different from many encounters of our previous stops in Morocco, where we often had the feeling that it is about selling, that we should give money, or ideally give away our bikes. But we need them and as long-term travelers we do not have much money in abundance. Whereby, for Moroccan conditions we certainly do have. This makes Morocco sometimes difficult and is uncharted territory for us, since we have experienced similar situations very rarely on our tour to the east.

Over the next few days, powerful waves several meters high crash into the bay, we take extensive walks on the beach, visit Ibrahim and his roommate, marvel at the caves below the cliffs, or simply retreat to our KAZYmir. Time to read, study, write our blog.
We get to know more villagers. There is Ismail, the store owner, who drives for us to the next bigger town to have Basti’s Moroccan prepaid card reloaded with credit. Ismail and his wife Fatima run the local corner store. While I fill up our bread, flour and salt supplies at Fatima’s, I get Arabic lessons from her. We have to smile. I explain the terms to Fatima in German and English, she to me in Arabic and Tamazight, the Bedouin language. When I turn around, the dusty road has turned into a restaurant terrace. Where just now there was a yawning emptiness, Ismail has lit charcoal and set up plastic tables and chairs. His children help him and a few minutes later freshly caught sardines are roasting on the street grill. Adrian, a big friend of street food, smiles happily and is promptly invited to lunch. Ibrahim and Pablo turn the corner, join them as well and a small fine lunch round with Ismail’s family and other neighbors develops. When we say goodbye, Adrian wants to contribute some money for the meal and gets a clear but not unfriendly „I don’t want your money“ as an answer. Rather, we get an invitation to come back anytime. While strolling back to „our cliff“, we decide to bake cinnamon rolls and take a batch of them directly to Ismail and Fatima.

But then comes the sandstorm. We know storms with wind speeds of over 90km/h from the rocky needle landscape of Cappadocia in Turkey. There it was so dusty that Tara was out during the day with diving goggles. But the sandstorm that surprises us here the following day has a different quality: It is early afternoon when suddenly the sky darkens and ocher-yellow dim light replaces the daylight. Looking outside has become impossible in no time, grains of Saharan sand flying around prevent visibility and breathing. Visibility is less than an arm’s length. The sand is everywhere, stinging and rubbing on our skin as soon as we step outside. So we quickly return to our camper. For many hours, powerful squalls rattle us as the howling and whistling gets louder and louder. We reschedule our activities to“ indoor“ and go into rainy day or rather sandstorm mode. We quickly realize that before we retreat and get sanded in, we need to change parking directions once again as the storm pushes the grains of sand into the vents of our refrigerator. In addition, our 5-ton Tiny House wobbles much less when we face the wind with the driver’s cab. We sincerely hope that our engine will forgive us. The elemental force of this sandstorm impresses us. We are glad that a cloth seller in Ait-Ben-Haddou taught us the winding technique of the Bedouins. Now we appreciate this a lot. Especially when Adrian gets ready to deliver the cinnamon rolls and additionally covers his head, mouth and nose and disappears into the sand. While he fights his way through the storm (because cinnamon rolls simply taste best when fresh), we watch anxiously as the piles of sand around us get higher and higher.

A day later the storm is over. We crawl out of our car and look forward to another round of tea with Ibrahim, Fatima and Ismail. We enjoy two more days and nights by the sea and leave with heavy hearts, when we say Goodbye to this seemingly inconspicuous place, whose inhabitants have touched us deeply with their openness and hospitality.

*please see our english translation below*

Wenn sie durch die Städte der dänischen Südküste wandert, erinnern sich die Menschen direkt an sie, denn diese freundliche, heitere Frau mit den braunen lockigen Haaren ist nicht alleine unterwegs. Bei ihr ist eine ältere Dame, ein lebensfrohe rüstige 93-jährige mit hellbraunen lockigem Fell, die ihr nicht von der Seite weicht. Die kleine Dame ist Ami (Amigo) und ihr Name verkörpert ihre gute Hundeseele als auch die lebenslange Verbindung der beiden. Dies ist die Geschichte über unsere Begegnung mit Anne-Lise, ihre Liebe zum Leben und zu den Tieren.

Es ist dieser eine regnerische, stürmische Tag während unserer Dänemark-Radtour, an dem wir mit der Fähre am Hafen von Bogø ankommen, der wohl kleinsten Insel im Süden Dänemarks. Direkt hinter dem Hafen gibt es einen Shelterplatz, und da es bereits recht spät ist, unsere Beine müde und die Wettervorhersage nichts Gutes verheißt, beschließen wir dort unser Zelt aufzubauen. Am Shelter angekommen, sehen wir dort bereits einen Buggy und ein Zelt stehen und wir wundern uns etwas, wer wohl mit einem Kinderwagen campen geht…

Während wir eilig unser Zelt aufbauen, um nicht noch länger im Starkregen zu stehen, klettert eine Frau in unserem Alter aus dem Nachbarzelt und beginnt ihr pitschnasses Zelt abzubauen, und in den Kinderwagen zu verladen. Wir stellen uns kurz vor und tauschen uns aus, wohin die Wege führen und woher wir kommen. Und plötzlich sind wir mitten im tiefsten Gespräch, mit einer faszinierenden Frau, die sich uns als Anne-Lise vorstellt. Wir erfahren, dass sie mit dem nächsten Bus auf die Nachbarinsel fahren möchte. Aus unserer anfänglichen „Wanderer und Radfahrer treffen sich“-Plauderei wird in kürzester Zeit eine Unterhaltung über die Frage nach der Essenz des Lebens, worüber wir alle staunen und schmunzeln. Nach einer Weile konzentrieren wir uns wieder auf den jeweiligen Auf- bzw.  Abbau, und verabschieden uns kurz, als Anne-Lise zum Bus eilt. Wir bleiben zurück, immer noch beeindruckt davon, wie es passieren kann, dass man innerhalb eines so kurzen Gesprächs mit einem bis dahin unbekannten Menschen in so wesentliche Themen der Fragen nach Menschlichkeit und dem Sinn des Lebens abtauchen kann.

Wir werfen nun unseren Kocher an, um trotz des Sturms und Regens ein leckeres Essen zu zaubern, da sehen wir einen gutmütigen Hund um die Ecke trotten, gefolgt von einer einen Buggy schiebenden Frau: Anne-Lise ist wieder da! Freudig erstaunt begrüßen wir sie zurück und sie bezieht eins der beiden Shelter-Holzhäuschen, während sie erzählt, dass sie nun doch den letzten überpünktlichen Bus verpasst hatte. 

Die Kinder freunden sich mehr und mehr mit Ami an und schließen die kleine Hundedame ins Herz. Das zweite Shelter-Häuschen nutzen wir mittlerweile als erweiterte Wohnstube. Je länger der Abend dauert, desto öfter stehen wir mittig zwischen den beiden Sheltern, um uns weiter mit Anne-Lise unterhalten zu können, bis wir sie schließlich in unseren Unterstand einladen, weil es sich so einfach besser plaudern lässt. Anne-Lise ist Dänin, lebt in Arhuus und möchte diese Woche nutzen, um ihr Land besser kennen zu lernen und beim Wandern den Kopf freizubekommen. Wir erfahren, dass sie eine Craniosacral-Therapeutin ist, die ihren Beruf liebt und sich mit vollem Herzblut um ihre Patienten kümmert. Dieses Kümmern hat nun dazu geführt, dass sie selbst immer müder wurde… sie hat sich so viel um andere gekümmert und ist nun auf der Suche nach neuer Energie für sich selbst… Ich ahne, dass das eine der großen Herausforderungen bei allen Bodyworkern und therapeutischen Berufen ist, nämlich bei aller Passion und Leidenschaft in der selbständigen Arbeit mit Menschen die eigene Selbstfürsorge nicht zu vernachlässigen. Das erinnert mich an die Hinweise meiner ThaiYoga-Lehrerin, die in der Basisausbildung immer wieder daran erinnert hat, sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren. Daher kann ich mir so noch etwas besser vorstellen, was Anne-Lise bewegt. 

So reden wir bis tief in die Nacht  über unsere Träume und warum wir hier sind, während mehr und mehr Spinnen, mit ziemlich beachtlichen Körpergrößen, Zuflucht vor dem Unwetter suchen und das Holzhäuschen für sich entdecken und Anne-Lise lieber doch noch ein weiteres Mal ihr Zelt aufbaut.

Morgens werden wir mit frisch gebackenen Sauerteigbrötchen aus der Hafenkneipe Bogøbrød überrascht und wir frühstücken dank des anhaltenden Regens ausgedehnt zusammen. Ami, dieser liebenswürdige Cockerspaniel, trotzt Regen, Sturm, Gewitter und Kälte mit stoischer Geduld und ist zufrieden, als sie sich in den Schlafsack ihrer besten Freundin kuscheln darf. Je mehr Zeit wir mit ihnen verbringen, desto mehr staune ich über diese innige Verbindung von beiden.  Wir erfahren, wie Ami  bereits im Schlaf heimliche Cranio-Sacral Behandlungen erhalten hat, da sie Schmerzen und Wasser in den Ohren hatte und einen Bandscheibenvorfall. Anne-Lise hat sich mit zwei Therapeuten, die Tiere behandeln ausgetauscht und wollte seither selbst ihre kleine tapfere und dennoch ängstliche Hundefreundin behandeln, da sich das Wissen der Craniosacral-Therapie auch wunderbar auf Tiere übertragen lässt. 

Nachdem der Regen nachgelassen hat, wandern  und radeln wir unserer Wege, um uns am Abend auf einem schönen Campingplatz in Ulvshale an der Nordküste der Insel Møn erneut zu treffen. Ami und die Kids freuen sich über den Sandstrand, die Dünen und das glitzernde Meer in der Abendsonne, und keiner von uns hat das Gefühl, dass wir uns erst einen Tag kennen… Wir stellen fest, dass wir alle, jeder auf seine Weise auf der Suche ist, wir mit unserer Reise, Anne-Lise mit ihrer Auszeit auf den dänischen Inseln. 

When you do things from your soul, you feel a river moving in you, a joy

Rumi

Anne-Lise, wir sind froh, dass du den Bus verpasst hast und wir so die Chance hatten, dich kennen zu lernen. Wir sind so berührt, wenn wir an deine Offenheit, Gelassenheit und Herzlichkeit und deine Tierliebe denken. Danke nochmal für deine tat- und sprachkräftige Unterstützung, denn ohne dich hätten wir es auch nie geschafft, kurz vor Feierabend eine Ersatz-Isomatte beim Intersport zu bestellen, sie mit dänischem Mobilepay zu bezahlen und sie nach Ladenschluß beim Metzger um die Ecke abzuholen. Und nicht zuletzt Danke, dass du uns daran erinnert hast, wie wichtig es ist, auf das eigene Herz zu hören und wir hier davon erzählen dürfen.

Wir freuen uns sehr, wieder von dir und deiner treuen Hundefreundin zu hören und wünschen Dir von Herzen das Beste für deinen neu entdeckten Traum! 

She who hikes with the dog in a stroller

When she hikes through the towns of the danish south coast, the locals recognize her directly, because this friendly woman with her brown curly hair is not alone on the road. With her is an elderly lady, a lively, sprightly 93-year-old with light brown curly fur, who does not leave her side. The little lady is Ami (Amigo) and her name embodies her good dog soul as well as the lifelong connection of the two. This is the story about our encounter with Anne-Lise, her love of life and animals.

It is this one rainy, stormy day during our Denmark bike tour when we arrive by ferry at the harbor of Bogø, probably the smallest island in the south of Denmark. Directly behind the harbor there is a shelter place, and since it is already quite late, our legs are tired and the weather forecast does not bode well, we decide to pitch our tent there. Arrived at the shelter, we see there already is a stroller and a tent standing there and we wonder who probably goes camping with a stroller…

While we hurriedly set up our tent to avoid standing in the heavy rain any longer, a woman our age climbs out of the neighboring tent, begins to take it down and load it into the stroller. We briefly introduce ourselves and exchange information about where each of us is heading towards and where we come from. And suddenly we are in the middle of the deepest conversation, with a fascinating woman who introduces herself to us as Anne-Lise. We learn that she wants to take the next bus to the neighboring island. In no time, our initial „hikers and bikers meet“ chat turns into a conversation about the question of the essence of life, at which we all marvel and smile. After a while we concentrate again on the respective tent set-up or dismantling, and say goodbye briefly as Anne-Lise hurries to the bus.  We stay behind, still impressed by how it can happen that within such a short conversation with a hitherto unknown person one can dive into such essential topics of questions about humanity and the meaning of life.

As we start our stove to prepare a delicious meal despite the storm and rain, we see a good-natured dog trotting around the corner, followed by a woman pushing a stroller: Anne-Lise is back. Delighted, we welcome her back and she moves into one of the two wooden shelters, telling us that she had missed the last bus after all. 

While the children become more and more friends with Ami and take the little dog lady into their hearts, we use the second shelter house as an extended living room. The longer the evening lasts, the more often we stand in the middle between the two shelters, in order to be able to talk further with Anne-Lise, until we finally invite her into our shelter, because it is simply better to chat that way. Anne-Lise is Danish, lives in Arhuus and wants to use this week to get to know her country better and to clear her head while hiking. We learn that she is a craniosacral therapist who loves her job and cares for her patients with all her heart. This caring has now led to her becoming more and more tired herself… she has cared so much for others and is now looking to re-energize herself… I suspect that this is one of the great challenges with all bodyworkers and therapeutic professions, namely not neglecting one’s own self-care in the midst of all the passion in working independently with people. This reminds me of the advice of my ThaiYoga teacher, who in the basic training always reminded me not to lose sight of myself. Therefore, I can imagine even a little better what moves Anna-Lise. 

So we talk until deep into the night about our dreams and why we are here, while more and more spiders, with quite considerable body sizes, seek refuge from the storm and discover the wooden hut for themselves and Anne-Lise prefers to put up her tent once more.

In the morning we are surprised with freshly baked sourdough rolls Anne-Lise bought at the harbor pub Bogøbrød and we have an extended breakfast together thanks to the persistent rain. Ami, this lovable cocker spaniel, defies rain, storm, thunderstorm and cold with stoic patience and is satisfied when she is allowed to snuggle into her best friend’s sleeping bag. The more time we spend with them, the more I marvel at this intimate bond between the two.  We learn how Ami has been receiving secret cranio-sacral treatments, while she was still asleep because she had pain and „water in her ears“ and a herniated disc. Anne-Lise exchanged ideas with two therapists who treat animals and has since wanted to treat her brave yet fearful little canine friend herself, as the knowledge of craniosacral therapy can also be wonderfully applied to animals. 

After the rain has subsided, we hike and bike our way to meet again in the evening at a beautiful campsite in Ulvshale on the north coast of the island of Møn. Ami and the kids enjoy the sandy beach, the dunes and the glistening sea in the evening sun, and none of us feel like we’ve only known each other for a day….  We realize that we are all, each in our own way searching, we with our trip, Anne-Lise with her time out on the Danish islands. 

 

When you do things from your soul, you feel a river moving in you, a joy. 

Rumi

Anne-Lise, we are glad you missed the bus so that we had the chance to meet you. We are touched when we think of your openness, composure, warmth and your love for animals. Thank you again for your translation support, because without you we would never have managed to order a replacement mat from Intersport just before closing time, pay for it with Danish Mobilepay and pick it up at the butcher around the corner after closing time. And last but not least, thank you for reminding us how important it is to listen to your heart andfor letting us share it here.

We would be so excited to hear from you and your faithful companion again and wish you the best for your newfound dream from the bottom of our hearts!