Der Sommer ist da! Das Schuljahr 2019/20 geht zu Ende und somit ist auch der alljährliche Schuljahresendstress für Manu zurück. Die Kinder genießen es, endlich wieder einen Hauch von Alltag zurück zu haben, Freunde zu treffen und somit der Coronavirus-Einkerkerung immer öfter zu entfliehen. Ich bin mittendrin im Arbeitsalltag und doch auch wieder nicht, denn der Kopf ist sehr oft woanders.

Ab dem morgigen Montag hätte bereits das Abenteuer begonnen: Mit 15 Tagen Resturlaub war ab morgen für mich der Start des Endspurts für die Vorbereitungen unserer großen Reise geplant: unsere Wohnung zur Zwischenmiete vorbereiten, anfangen zu packen, letzte Besorgungen, noch fehlende Impfungen… die finalen  Wochen einer eineinhalb-jährigen Vorbereitungszeit, bevor es Ende August losgehen sollte!

… und dann kam alles anders…

Mit Start der Corona-Pandemie änderte sich auf einmal alles. Für die ganze Welt. Auch für uns. Denn für uns bedeutete dies im März/April zunächst einmal große Ungewissheit. Ungewissheit in einer Phase, in der Manu für das Schuljahr 2020/21 bereits beurlaubt war, die Kinder für dieses Schuljahr bereits vom Unterricht befreit waren und ich schon meine Kündigung zum Ende Juli mündlich ausgesprochen hatte.
Also wie weiter? Vorbereitungen einfach fortsetzen, Wohnung zwischenvermieten und hoffen, dass bis zum Herbst alles wieder ok ist? Nein, dafür war die Unsicherheit einfach zu groß…

Nach mehreren Wochen des Durchspielens, des Abwägens und des Zweifelns dann die Entscheidung: Wir verschieben auf Frühjahr 2021 und starten dann mit dem Europa-Teil unserer Reise. Und mit dieser Entscheidung können wir uns nun ja wieder dem oben beschriebenen Alltag widmen, denn wir haben ja nun wieder viel Zeit bis es losgeht! Und genau diese Rechnung geht bei mir einfach nicht auf! Denn mein Kopf ist schon weiter… 

Meine Gedanken sind permanent in der Planungsphase – was ist als nächstes zu tun, was können wir jetzt erledigen, um dann im Frühjahr eine kleinere To-Do-Liste vor uns zu haben? Es ist, als hätten mein Kopf die Verschiebung um ein halbes Jahr noch nicht realisiert… und fragt jeden Tag, wann es denn jetzt endlich losgeht, warum wir immer noch im Alltag und nicht schon in unglaublichen Abenteuern stecken!

Dabei habe ich andererseits ein schlechtes Gewissen, denn ich weiß, das wir uns in einer unglaublich privilegierten Situation befinden und einfach auf sehr hohem Niveau „jammern“: Unsere Familie ist gesund, wir haben beide nach wie vor unsere Jobs (ich habe bei meiner Firma einfach die Kündigung zurückgenommen und es ging weiter wie zuvor), sind nicht von Kurzarbeit betroffen und haben genügend Rücklagen, die es uns überhaupt erst möglich machen, mit der Familie (und ohne Einnahmen) für ein Jahr auf eine lange Reise zu gehen…

Außerdem realisiere ich langsam, dass mich die ständige Planerei sehr oft vom bewussten Erleben des Hier und Jetzt abhält. Versteht mich bitte nicht falsch: Ich halte es für sehr wichtig, eine solche Unternehmung speziell mit der ganzen Familie gut zu planen, aber in dieser ganzen Zeit ist mein Kopf nicht im Heute, ich kann nicht für Manu da sein, keine Zeit bewusst mit meinen Kindern verbringen und auch keine Momente des Alleine seins genießen. Mein Kopf ist schon weiter…

Diese Erkenntnis hat mich in den letzten Wochen sehr beschäftigt. Sie hat mich dazu veranlasst, etwas zu ändern. Heute. Nicht erst auf unserer Reise. Ich nehme mir am Wochenende für ganze Tage einfach nichts vor, lasse mich treiben, verbringe mehr Zeit mit meinen Kindern und folge ihren Vorschlägen. Ich unternehme kleine Ausflüge zum Baggersee nach Feierabend während der Woche mit der Familie. Ich schaffe mir kleine Zeiträume im Alltag, die ich bewusst und mit mir verbringe. Und ich suche gezielter nach kleinen Abenteuern in meinem Umkreis: Mit dem Fahrrad 90km zu meinen Eltern in die Pfalz radeln, statt mit dem Auto zu fahren, mit den Kindern im Garten im Zelt übernachten und mehrere Tage wandern gehen, mit Übernachtungen im Freien. 

Dieses Ankommen im Heute gibt mir Kraft und bringt ein Stück des Abenteuers einer Reise in den Alltag in Karlsruhe. Und es hilft mir, den Kopf wieder zurückzuholen… und statt Frust wegen der Verschiebung der Reise wieder Vorfreude zu empfinden.

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"Ich habe mir vorgenommen, während unserer Reise jeden Tag zu genießen und ganz im Hier und Jetzt zu sein. Ich freue mich auf Begegnungen mit interessanten Menschen und auf das Kennenlernen neuer Kulturen."

1 Comment

  1. Was für Zufälle… begonnen hat es, als Heidi vor ein paar Monaten Manus Fahrrad gekauft hat und sie festgestellt haben, dass beide Töchter mit dem seltenen Namen „Tara“ haben.
    Nun lese ich endlich mal Euren Blog in chronologischer Reihenfolge und entdecke immer wieder Gemeinsamkeiten in Euren und meinen Gedanken. Und hier nun sogar zwei ganz konkrete Dinge: ich bin als Couchpotato auch dieses Jahr einmal 109km Radgefahren ubd noch ein paarmal über 50. Ich habe ein Zelt gekauft, um mit dem Kindern im Garten zu 0bernachten (was ich noch umsetzen muss).
    Und v.a. mehr im hier und jetzt leben. Toller Blog, danke Euch 😀

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